Härtefälle

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Cleopatra
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Beiträge: 5147

Härtefälle

von Cleopatra am 10.01.2018 10:17

Wir wissen ja, als brave Christen sollen wir immerwieder vergeben, dem Frieden hinterherlaufen und so weiter.


In meiner Nachbarschaft gibt es einen Menschen, der unglaublich verbittert zu sein scheint.
Noch nie habe ich einen Menschen erlebt, der wie im Klischee wirklich ständig den Streit sucht.
Aus dem Weg gehen kann man ihm nicht, denn sein Haus ist das letzte Haus vor dem Wald, bei dem alle Spazierwege beginnen.

Grundsätzlich war ich natürlich immer freundlich und höflich, wenn wir uns mit den Hunden begegnet sind.
Einmal, als er einen neuen Hund hatte und dieser auf uns zulief, brüllte der Mann mich an, ich solle seinen Hund schlagen, weil er einfach zu uns hingelaufen war.
Daraufhin sagte ich, dass ich keine Hunde schlage und er meinte, er würde ja schließlich nicht an ihn gerade rankommen.
Da meinte ich nur, dass ich diesen Hund nicht erziehen werde.

Das geht ja noch.

Gestern aber ging ich mit meinem Hund ganz normal los.
Als der Mann dann mit seinem Auto nach Hause fuhr und an mir vorbeikam, machte er das Fenster runter und beleidigte mich einfach.
Als ich ihm sagte, dass er so doch bitte nicht mit anderen Menschen umgehen könne und ich ihn fragte, ob er denn Streit wirklich suchen würde, ging fuhr er weg.
Das macht er immer- Streit provozieren und dann weggehen, weil er das Kontra wohl nicht aushalten kann.

Und so geht er mit fast allen Menschen um.
Ich frage euch- wie würdet ihr damit umgehen?

Aus dem Weg gehen kann man ja eben nicht.

Bin auf euren Rat gespannt.

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Härtefälle

von Burgen am 10.01.2018 10:37

Hallo Cleo, 

kannst du diese Erlebnisse in Bezug zu einem Gleichnis oder so setzen?
Mir fällt da nur dieses ein mit der anderen Wange hinhalten.
Doch du bist ja nicht auf dem Wege mit ihm.

Sicherlich gibt es noch andere Menschen eurer Straße oder Gemeinde, die sich mit dem Mann
und seinem Verhalten anderer Lebewesen gegenübeer 'herumschlagen'.
Das scheint mir ein totaler Freudekiller zu sein.

Ich denke, das Beste ist, nicht auf ihn anzuspringen.
Zu lernen, im Frieden und der Freude zu bleiben und
stracks nach vorn weiterzugehen.
Jesus ist stärker.

Die andere Möglichkeit - über einen Feldweg den Waldweg erreichen.
Jedenfalls, wenn der Boden nicht nass ist.
Das könnte ein auufregendes Spiel mit deinem Hund daraus werden.

Gruss
Burgen


 

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solana

-, Weiblich

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Forenmoderator

Beiträge: 4164

Re: Härtefälle

von solana am 10.01.2018 11:22

Cleo schrieb:

Wir wissen ja, als brave Christen sollen wir immerwieder vergeben, dem Frieden hinterherlaufen und so weiter.

Hallo Cleo
Es gibt ja ein Sprichwort "Es kann der Frömmste nicht in Frieden leben, wenn es dem bösen Nachbar nicht gefällt."

Man kann niemanden dazu zwingen, seine Streitsucht aufzugeben und in Frieden mit anderen zu leben.
Ich denke auch nicht, dass das unsere Aufgabe ist.
Wir sind nur dafür verantwortlich, was unsere Seite betrifft, die andere Seite bleibt in der Hand des Nachbarn, darauf hast du keinen Einfluss.

Paulus schreibt: Röm 12,18 Ist's möglich, soviel an euch liegt, so habt mit allen Menschen Frieden.

Das, was nicht an dir liegt, das kannst du auch nicht ändern.

Das finde ich erst einmal sehr befreiend - dass sich niemand ein schlechtes Gewissen darüber machen muss, wenn er es nicht schafft, einen Streithammel in einen friedlichen Menschen zu verwandeln .

"Vergeben" bedeutet ja eigentlich: Schuld erlassen; den Anspruch aufgeben, den man gegen einen anderen hat.

Also in deinem Fall: den Anspruch aufgeben, dass der Nachbar freundlich und friedlich die gegenüber ist.
Dass du dein Verhalten ihm gegenüber nicht an diesem Anspruch orientierst, also einen Austausch von Freundlichkeiten erwartest und deine Freundlichkeit an seine Freundlichkeit knüpfst.
Stattdessen sollte deine Freundlichkeit ihm gegenüber aus deinem Herzen kommen - unabhängig, ob er sie verdient oder wie er darauf reagiert.

Das ist nicht leicht, weil der erste Impuls immer ist, zurück zu schlagen. Weil man sich darüber aufregt und ärgert und weil sein Verhalten eben ungerecht ist, durch nichts gerechtfertigt, was du ihm getan hättest.
Das, was du hier tun kannst, ist, diesem Impuls zu widerstehen, ihn aushalten, dem Gefühl nicht nachgeben.
Erst mal innehalten und dich davon distanzieren.
Und dich dann stattdessen auf das Gute besinnen, das in deinem Herzen ist und dein Tun bewusst von dem Guten von da her motivieren lassen.

Lk 6,45 Ein guter Mensch bringt Gutes hervor aus dem guten Schatz seines Herzens; und ein böser bringt Böses hervor aus dem bösen.

Dann machst du dein Tun nicht abhängig von seiner Bosheit, lässt die böse Saat, die dein Nachbar sät, nicht in deinem Herzen aufgehen und Früchte hervorbringen.

Mir hilft dieses Bild sehr im Umgang mit schwierigen Menschen.
Aber es ist und bleibt trotzdem jedes Mal eine neue Herausforderung, dem ersten Impuls nicht nachzugeben.

Gruss
Solana


angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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nobse

96, Männlich

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Beiträge: 174

Re: Härtefälle

von nobse am 10.01.2018 17:06

Liebe Cleo,

Und so geht er mit fast allen Menschen um. Ich frage euch- wie würdet ihr damit umgehen?

Der Mann hat ein verhärtetes Herz und da hilft nur die Liebe Christi, die es aufweichen könnte.
Der Mann ist sehr zu bedauern.
Ich würde für ihn beten und ihm die Liebe Jesu Christi aus meinem Herzen zusenden.

Liebe Grüße,
Nobse

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nennmichdu
Gelöschter Benutzer

Re: Härtefälle

von nennmichdu am 10.01.2018 17:54

Hallo Cleo,

du wolltest ja einen Ratschlag - ich denke, weil es dich persönlich betroffen macht, wie dieser Mensch mit dir, mit anderen umgeht.

Verändern kann ihn nur Gott. Lieben können wir ihn als Christen. Und hier dann höflich und freundlich zu bleiben, wenn ich stets vor Augen habe, das dieser Mensch noch ein Gefangener seiner selbst ist, befreit mich davon hier vielleicht selbst ihn "erziehen" oder bekehren zu wollen, in der Hoffnung, das er meinen Verhaltensmaßstäben mal entsprechen täte.

Die LIebe ist hier langmütig. Freundlich. Sucht nicht das ihre. Lässt sich nicht verbittern. Ist geduldig. Mit diesem Menschen. Hofft und glaubt, das Gott ihn gnädig ansehen tut und ihm vergeben möchte.

Und diesen Menschen dann vor Gott ins Gebet zu bringen - der allein ihn verändern kann - das kann dann eine Aufgabe sein. Verändern wird sich dieser Mensch dann können, wenn er von Gott durch unser zeugnishaftes Leben vielleicht angerührt wird.

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SMart
Gelöschter Benutzer

Re: Härtefälle

von SMart am 10.01.2018 18:35

Solanas Rede kann ich dick unterstreichen.

David ist mir in solchen Situationen ein großes Vorbild. Es lohnt sich, seine Geschichte zu lesen. Ganz gleich, wer seine Feinde waren, ob aus der eigenen Familie oder in den eigenen Reihen, sein Arbeitgeber (Saul), er überließ es doch Gott und später seinem Nachfolger, Rache zu nehmen.

Ich hab wie alle hier noch nie erlebt, dass sich das/der Böse schleicht oder ändert, wenn ich ihm widerstehe oder mit Vernunft komme. Bleib ich nüchtern, sachlich und klar, ignoriere sogar manches dumme Verhalten, geht es mir viel besser. 

Da bald die Vögel wieder singen, die Bäume aufleben, kann man seine Sinne besser darauf richten, als sich durch solche Menschen die Freude nehmen zu lassen.

In diesem Sinne: Lass dich von solchen Freudlosen deine Freude nicht stehlen. 

Ob richtig oder falsch, Gott ist immer zuerst der liebende und gnädige Gott!
LG SMart 

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Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Härtefälle

von Burgen am 10.01.2018 23:52

Hallo Cleo

ein wie ich finde gutes Beispiel steht in dem Buch von Celina del Amo: Sachkundenachweis für Hundehalter:

Zitat Seite 43
... Sie haben aufgrund ihrer souveränen Grundhaltung Streit gar nicht nötig!
Die "Streithammel" unter den Hunden sind entgegen der landläufigen Meinung nicht dominante
oder ranghohe, sondern sozial unsichere Tiere!
Zitat Ende

Das trifft doch auch auf menschliche Verhaltensweisen zu. Vielleicht hilft es dir.

Gruß
Burgen


Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.01.2018 23:53.

Cleopatra
Administrator

38, Weiblich

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Forenleitung

Beiträge: 5147

Re: Härtefälle

von Cleopatra am 11.01.2018 07:51

Vielen Dank für eure Gedanken dazu.

Es stimmt natürlich, dass ich diesen Mann nicht ändern kann, nein, dessen bin ich mir auch bewusst.

In der Straße wohnt auch ein Paar, welches mit allen Streit sucht und wohl immerwieder Anzeigen macht.
Zu denen war ich auch aus Prinzip immer freundlich und habe sie gegrüßt.

Mitlerweile winkt mir die Frau schon und freut sich, mich zu sehen.

Hier konnte ich sehen, dass Freundlichkeit und Höflichkeit auch Gutes bewirken kann.

Also meint ihr, wenn ich ihn das nächste mal treffe, dass ich ihn nicht auf diese Situation ansprechen sollte? Ich will ja immer gerne alles geklärt haben und ich mag es garnicht, wenn man austeilt und dann abhaut.

Für ihn beten? Ja klar, das ist selbstverständlich.
Im Grunde genommen tut er mir ja auch schon leid, denn ohne Grund wird man doch nicht so, oder?
Ich weiß ja nicht, was er erlebt hat und wie er so wurde.

Ja, aber eben diese Ungerechtigkeit, diese Unverschämtheit....

Lg Cleo

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Jonas

52, Männlich

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Beiträge: 328

Re: Härtefälle

von Jonas am 11.01.2018 08:32

Grüß dich Cleo und alle!

 

Deine Erlebnisse mit dem Nachbarn kommen mir sehr bekannt vor.

Wie Burgen in ihrem letzten Beitrag schon angesprochen hat.
Menschen mit einem derartigen Verhalten versuchen ihr tiefes Gefühl von Ohnmacht und Unsicherheit durch ein dominantes, feindseliges Verhalten zu kompensieren.
Der Andere ist für diese Menschen eine potenzielle Gefahr und muß dementsprechend „abgewehrt", „unterworfen" , "beherrscht" werden.

Ein streitsüchtiger, feindseliger Mensch ist in aller Regel immer eingeengt (Angst > Enge) durch Unsicherheit und Zweifel

Im Grunde kann ich Solanas Beitrag nur unterstreichen und wie andere und du selbst auch schon schrieben, für ihn zu beten.
Das wäre wohl das Erste und Wichtigste.

Weiters bei einer direkten Begegnung ein argloses, normales freundliches, deeskalierentes, aber bestimmtes Auftreten, also sich nicht mitreißen und beeindrucken zu lassen.

Also in diesem Sinne „die andere Wange hinhalten" bzw nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten, aber wie du es glaube ich eh gemacht hast, ruhig und „emotionslos" ihn bei bedarf auf seine Fehler anzusprechen, indem man fragt ob er es wirklich richtig findet wenn er sich so verhalte? ... oder was er sagen würde wenn man mit ihm gleich verfahren würde?... usw.
Hierbei muß meiner Erfahrung nach aber auch die Gelegenheit passen, also ein Gespräch nicht zu erzwingen.

Im Grunde liegst du mMn auch richtig wenn er dir Leid tut.
Dem voraus gehen öfters auch draumatische seelische Verletzungen in der Kindheit, die dann oftmals den betreffenden Menschen in weiterer Folge eine ständige, gefühlte, eingebildente Bedrohung, von anderen Menschen suggerieren.
Daraus ergeben sich dann die verschiedenen „angespannten" Verhaltensmuster.
Der Mensch merkt schon auch selbst seine Fehler und leidet darunter auch, weiß aber oftmals keinen gesunden Ausweg aus diesem Dilemma als seine eingefahrenen Verhaltensmuster immer wieder zu wiederholen.

Bei allem Mitgefühl sollte man sich aber auch nicht emotional vereinnehmen lassen und man sollte dabei immer auch sachlich bleiben.

Mit besten Grüßen

Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.01.2018 13:21.

nennmichdu
Gelöschter Benutzer

Re: Härtefälle

von nennmichdu am 11.01.2018 08:42

Guten Morgen Cleo,



Also meint ihr, wenn ich ihn das nächste mal treffe, dass ich ihn nicht auf diese Situation ansprechen sollte?


Ich habe wohl zu oberflächlich geantwortet und möchte mir die Ausgangssituation nocheinmal näher vor Augen führen und gezielt auf deine Perspektive eingehen:



Wir wissen ja, als brave Christen sollen wir immerwieder vergeben, dem Frieden hinterherlaufen und so weiter.


Erlaube mir hier einmal den Finger draufzulegen. SOLLEN wir vergeben - oder wollen/können wir vergeben....-?

Hier könnte - nicht muss - ich schon vermuten, das du aus einem Anspruch heraus - ein guter frommer Christ zu sein - dich aufgefordert siehst etwas tun zu MÜSSEN. Müssen entbehrt dann jegliche Freude und Freiheit es dann in Authentizität zu tun. Ich zwinge mich vielmehr dazu, hier einer - wie ich meine - Christenpflicht gerecht zu werden. 
Das kann nur schräg rüber kommen und wirkungslos bleiben. Will ich Menschen nicht dahinbringen, lediglich Moralischen Ansprüchen zu genügen.



Da meinte ich nur, dass ich diesen Hund nicht erziehen werde.


Und schon hast du eine -für ihn- schwer zu überbrückende Wand aufgebaut. Indem du hiermit indirekt ausdrückst - dieser Mann ist selbst dafür verantwortlich, wie er seinen Hund erzieht. Ebenso dafür, müsste er dann nun denken, auch dafür, wie er sich selbst verhält.


Als der Mann dann mit seinem Auto nach Hause fuhr und an mir vorbeikam, machte er das Fenster runter und beleidigte mich einfach.


Eine nur natürliche Reaktion. Er muss dich nun für etwas besseres halten - was er aber nicht in dir erkennt. Das du dich wirklich besser als er verhalten hat. DU BIST SELBST verantwortlich.... - und nun schau mich an... oder besser schau gar nicht hin und sieh erst mal selbst zu, wie du mit deinem Hund fertig wirst..... - sieh wie brav meiner ist... nimm dir mal ein Beispiel an meinem Hund... 

Als ich ihm sagte, dass er so doch bitte nicht mit anderen Menschen umgehen könne


Ein Appell von dir an die moralische Instanz dieses Menschens. Die ihm nicht weiterhelfen wird, Veränderung in seinem Leben zu erfahren..


und ich ihn fragte, ob er denn Streit wirklich suchen würde, ging fuhr er weg.


Nein - er sucht keinen Streit... er sucht vielleicht sogar Gott und schreit nach Hilfe, nach Wegweisung, nach Nähe - nach Beziehung und Herzenswärme und ist im Angesichts seines Mangels hierin frustriert und lässt diesen Frust an anderen aus.


Ich frage euch- wie würdet ihr damit umgehen?


Immer nur so, wie es uns selbst gerade möglich ist. 

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