Christ ohne Gemeinde

1  |  2  |  3  |  »  |  Letzte [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


Angie
Gelöschter Benutzer

Christ ohne Gemeinde

von Angie am 19.10.2016 15:01

Das ist ein Thema das mich sehr beschäftigt und über das ich viel grüble. Meine persönliche Erfahrung: Ich war einige Jahre Gemeindemitglied. Zuerst in einer sehr kleinen, die sich am Ende wegen Uneinigkeiten aufgelöst bzw. gespalten hat. Danach in einer etwas größeren. Mein Problem mit beiden war die Oberflächlichkeit. Die Leute achten sehr darauf, fromm daherzureden und in der Gebetszeit leidenschafliche Worte an die Zimmerdecke zu schicken, menschlich fühlte ich mich aber immer fremd, anders, irgendwie nicht so recht zugehörig. Als jemand, der seine Vergangenheit nicht verbergen kann und auch nicht will wird man zwar theoretisch akzeptiert, aber es fehlt an der ehrlichen Bereitschaft sich mit Dingen auseinanderzusetzen die im eigenen heiligen Leben nie vorgekommen sind. Gut gemeinte (und oft nicht erbetene) Ratschläge sind wertlos, wenn offensichtlich zwei Welten aufeinandertreffen und echtes Interesse fehlt, auch wenn der Glaube die grundsätzliche Gemeinsamkeit ist. Nun bin ich ein Mensch, der kein Problem mit dem allein sein hat, ich fühle mich wohl dabei Zeit alleine zu verbringen, mich alleine mit meinen Gedanken auseinanderzusetzen, alleine zu Einsichten zu kommen, alleine die Bibel zu lesen und vor allem alleine zu beten. Gerade das beten ist eine Intimität zwischen Gott und mir, die ich nicht mit anderen teilen möchte, weil ich nicht mein Innerstes vor anderen aussprechen will, und weil dann alles was ich "bete" mehr für die Ohren der Geschwister bestimmt ist als für Gott dem es ja gelten soll. Meine Schlüsselstelle ist da Matthäus 6:5-13, eindeutiger geht es wohl kaum, und wenn ich diese Verse lese fühle ich mich in meinem Unwohlsein beim "öffentlichen" beten bestätigt. Aber obwohl meine Gemeindeerfahrungen nicht so optimal waren und ich auch alleine gut zurechtkomme mit dem Glaube habe ich doch immer wieder das Gefühl, ich bräuchte eine Gemeinschaft zu der ich gehöre. Nur tatsächlich sonntagmorgens loszugehen und mich in einen Gottesdienst zu setzen schaffe ich nicht. Es geht ja auch ohne, und mich dann alleine zu einem Haufen fremder Menschen zu gesellen ist für mich eine große Überwindung, vor allem weil es mit Sicherheit auch mehrere Anläufe und viel Zeit braucht, die passende Gemeinde zu erkennen.
Wie seht ihr das, und gibt es vielleicht noch mehr Leute hier ohne Gemeinde?

Antworten

DerArme
Gelöschter Benutzer

Re: Christ ohne Gemeinde

von DerArme am 19.10.2016 15:46

Hallo Angie

So ganz genau habe ich nicht herausbekommen , nach was Du suchst ( Glaubensrichtung , Gottes
Position in Deiner Kirchenfrage ?! etc. ) .Wenn Du hauptsächlich nach der Gemeinschaft mit Menschen suchst
wird das meiner Erfahrung nach ein steiniger Weg .
Deshalb kurz mein "Gemeindeweg" .
Groß geworden bin ich in der kath. Kirche - aber nur weil mich meine Oma ( wie sie es von ihrer Mutter "gelernt" hat )
mitgenommen hat . Es ging , wie Du schon andeutest , um den Sonntag . Man hatte ein Ziel . Wir saßen immer in
der vordersten Reihe . Es ging mir eigentlich nur um Oma - Gott war kein Thema .
Der Wendepunkt kam , als mein Leben zusammenbrach . Keiner hat was mitbekommen . Nur zu Gott - den ich nicht kannte -
habe ich um Hilfe gebeten . Naja . Kurze Zeit später kam ein älterer Herr , der mir sagte ich müßte Jesus in mein Leben
einladen . Ich hatte das Gefühl , das mir was fehlte - also der Griff nach dem Strohhalm . Der Mann kannte jemand der in
meiner Umgebung evangelisierte . Durch ihn kam ich etwas später in eine charismat. Gemeinde . Da mir diese Art der
Gemeinschaft gefiel ( lebendig ) , wurde ich aktiv . Nach einer längeren Zeit merkte ich , das es um mehr als nur um die
Gemeinschaft mit anderen geht . Um einen Weg mit Gott . Als ich bewußt anfing konkret diesen Weg zu gehen gab es
immer größere Spannungen mit der Gemeinde .
Mein Glaube bezüglich Gemeindeaufbau geht dahin . Zuerst geht man mit Gott ( was eigentlich die Geminde fördern sollte )  -
bedeutet nicht unbedingt das gleiche wie für Gott etwas zu tuen . Der Hintergrund ist , das dann die Menschen aus der Liebe
Gottes heraus agieren , nicht aus ihrer eigenen .
Manchmal denke ich , es ist besser alleine zu gehen , als in eine "schlechte" Gemeinde zu gehen . Dazu muß ich aber sagen ,
das ohne das "Startkapital" , was mir die Gemeinde gegeben hat , nicht auf diesen Weg gekommen wäre .
Deutschland sehe ich da als Problemgebiet eine "richtige" Gemeinde zu finden .
Natürlich hat jedere andere Vorstellungen und Vorlieben über das was er als Gemeinde haben will . Für mich ist es dann , wenn
Gott das tuen und lassen kann , was er will .
Gruß

DerArme

Antworten

Angie
Gelöschter Benutzer

Re: Christ ohne Gemeinde

von Angie am 19.10.2016 16:24

Danke für deine Antwort und deine Erfahrung! 
Mit meinen Eltern war ich nie im Gottesdienst, trotzdem haben sie versucht, mir und meinen Geschwistern die Bibel nahe zu bringen. Erste Gemeindeerfahrungen hatte auch ich mit meiner Oma. Das war eine freie evangelische Gemeinde, und eigentlich hat es mir da gut gefallen, nur hatte ich immer das Gefühl ich könnte die Erwartungen nicht erfüllen. Mit der katholischen Kirche bin ich nie in Berührung gekommen, und auch mit der evangelischen hatte ich nur flüchtige Begegnungen, ich würde mir immernoch eine freie Gemeinde bzw. gemäßigte Pfingstgemeinde wünschen. Der Grund warum ich manchmal den Wunsch nach Gemeinschaft habe ist einfach, daß ich in meinem Freundeskreis und unter den Arbeitskollegen alleine bin mit meinem Glauben, es gibt einfach in meinem Umfeld niemanden mit dem ich mich ganz ungezwungen auch über Glaubensfragen/-erfahrungen austauschen kann. Das "Startkapital" hat mir meine Oma mitgegeben, allein durch ihr Vorbild, dafür bin ich zutiefst dankbar. Vielleicht weil ich eben genau weiß wo ich stehe und nicht mehr nach dem Sinn des Lebens suche, weil ich meinen Frieden in Christus schon gefunden habe, bin ich so kritisch mit den Gemeinden. Wie du sagst: es ist besser, alleine zu gehen, als in eine Gemeinde in der ich mich nicht 100%ig wohl fühle. Nur leider ist so ganz alleine manchmal eben doch zu wenig.

Antworten

Cosima
Administrator

83, Weiblich

  fester Bestandteil

Chatadmin

Beiträge: 951

Re: Christ ohne Gemeinde

von Cosima am 19.10.2016 18:49

Liebe Angie, 

dein Anliegen verstehe ich gut. Auch ich wurde von meinen Großeltern mit Jesus bekannt gemacht,
sie lebten einfach die Liebe vor, nach der ich mich auch als Kind schon gesehnt habe. Ich denke, 
ihre Gebete haben mein Leben in Jesu Arme getrieben.

Gemeinschaft mit anderen Christen ist auch eine Sehnsucht, die ich gut nachvollziehen kann.
Bitte rede in deinen Gebeten mit dem Herrn Jesus darüber. Sage IHM, dass du diese Gemeinschaft
brauchst. Bitte IHN, dass dir Menschen begegnen, mit denen du über deinen Glauben reden kannst.
Wenn du nach einer Gemeinde suchst die perfekt ist, wirst du keine finden. Gemeinden bestehen aus
Menschen - und die sind nunmal unperfekt...deshalb musste Jesus ans Kreuz gehen, damit wir alle
unsere Schuld bei ihm abladen können. Wenn man mit dieser Erwartung eine Gemeinde sucht, wird
man immer wieder enttäuscht werden.
Auch da kannst du den Herrn bitten: "Welche Gemeinde ist für mich gut? Wo willst DU mich haben?"
Warte auf seine Antwort. Er kennt dein Herz und wird dir helfen, weil er dich liebt.
Und was er zu Josua sagte, das gilt auch dir: 
Fürchte dich nicht! Denn mit dir ist der HERR, dein Gott, wo immer du hin gehst. Josua 1,9b

Herzliche Grüße von Cosima. 

Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB

Antworten

DerArme
Gelöschter Benutzer

Re: Christ ohne Gemeinde

von DerArme am 19.10.2016 18:59

Hallo Angie

Ich weis , daß ich nicht unbedingt zu den gemäßigten Christen gehöre .
Um was es mir geht ?
Es geht mir sicher nicht um eine Lehre ( Bibelwissen ) , Gemeindezugehörigkeit mit einem Amt / Aufgabe und
 Gemeinschaft mit anderen , zu zeigen wie gut ich bin . Früher war das alles wichtig für mich ( Hauskreis ,
Royal Ranger , Evangelisationsteam ) . Je mehr man Jesus kennenlernt - und damit meine ich nicht aus der
Theorie der Bibel - sondern aus der Praxis mit ihm , um so mehr konzentriert man sich auf ihn .
Alles von ihm zu erhalten und in ihm zu leben . Welches Ziel sollte der Glauben sonst haben ?
Aus dieser Erfahrung kann man den anderen zeigen , wohin es mit Jesus geht .
Gemeinde kann man als Gemeinschaftsbasis sehen . Ich möchte nur etwas warnen . Wer sich auf Menschen verläßt
kommt zu Schande .
Man sieht den Unterschied von dem , was von Menschen ist , und was von Gott wenn man nach Gott sucht .
Gruß

DerArme

Antworten Zuletzt bearbeitet am 05.11.2016 09:28.

Pal

65, Männlich

  Urgestein

Beiträge: 2513

Re: Christ ohne Gemeinde

von Pal am 19.10.2016 20:08

Also für mich ist "Gemeinde" so eine Art "Familie".
Wenn du, liebe Angie, daraus ein Gebetsanliegen machst, dann kann der HERR dich doch dorthin führen, wo ER dich sehen möchte, das du "reinpaßt".

Nun kann sich niemand seine Familie aussuchen, ein Gemeinde jedoch schon. -
Ich hatte mir nach meiner Bekehrung (vor 40 Jahren) meine Gemeinde nicht selbst ausgesucht, sondern Gott hat sie mich tatsächlich, durch enorme Fügungen (die kein Mensch machen konnte) finden lassen.
Ich hatte dann den Vorteil mein ganzes Leben lang in ein und derselben Gemeinde zu verbleiben. Das aber auch, wenn es nicht nach meinen "Ansichten" lief und manches in der "Familie" unschön war. Laß ich dann meine "Familie" so einfach im Stich und suche mir eine andere? -
Da habe ich einfach ein anderes Verständnis und ich hoffe der HERR erhält es mir...

lG


 

Antworten

Angie
Gelöschter Benutzer

Re: Christ ohne Gemeinde

von Angie am 20.10.2016 08:21

Danke für Eure Antworten!
Vielleicht ist es wirklich so, daß ich an eine christliche Gemeinschaft zu hohe Erwartungen habe. Ich bin super darin, in meinem "normalen" sozialen Umfeld die Fehler und Eigenheiten der anderen zu akzeptieren, eben weil ich weiß daß alle Menschen unterschiedlich sind und niemand perfekt ist. Wenn ich aber zu einer Gruppe von Menschen komme, die sich selbst als Nachfolger Jesu sehen, erwarte ich einfach daß sich das auch irgendwie ausdrückt, also nicht nur in Worten und frommen Liedern sondern auch im Verhalten und im Charakter, und dann bin ich enttäuscht wenn ich feststelle daß es zwischen den einen und den anderen eigentlich keinen Unterschied gibt. 
Und ich denke, ich muß das wirklich intensiver zum Gebetsanliegen machen und offen sein für Gottes Antwort. Falls ich demnächst tatsächlich wieder den Versuch starte eine Gemeinde kennenzulernen werde ich meine Erlebnisse mit Euch teilen! 

Antworten

Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Christ ohne Gemeinde

von Burgen am 20.10.2016 11:09

Hallo Angie,

es könnte doch sein, dass es gerade "du" bist, die den Menschen, da wo du bist, zum Segen wirst ..., zum Segen werden sollst.

Am Arbeitsplatz ..., im Kreis deiner Freunde ..., in einem Hauskreis ..., am Sonntag als z.B. freundlicher Willkommensgruß an der offenen Gebäudetür der Versammlung.

Z.B. als ich mal neu in einer Stadt war und die naheliegende Kirche besuchte, stand eine Frau dort im Flur, die jedem Ankömmling ein Lächeln schenkte, verbunden mit dem Gesangbuch.
Später lud sie mich in ihren kleinen Hauskreis ein.
Der setzte sich aus Kirchenmitgliedern ein und wurde ursprünglich gegründet für junge indonesische Studenten.
 
Wir hatten immer eine sehr gute Zeit miteinander durch die Gegenwart von Fröhlichkeit, Sachverstand und natürlich die Gegenwart Gottes. Eine gute Gebets- u. Austauschzeit sowie manchmal gemeinsames Kochen ...

Lang, lang ist's her ---

Will sagen, es liegt nicht "nur" an den anderen Menschen, sondern an dem Menschen, den du mitbringst, nämlich dich.

LG
Burgen

 

Antworten

Tagwandler
Gelöschter Benutzer

Re: Christ ohne Gemeinde

von Tagwandler am 20.10.2016 16:11


„sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide!" (2.Ti 3,5)

 

Ich gebe noch zu bedenken: „Kirche ist überall." Das „Reich Gottes ist nahe, mitten unter uns".

Gebäude namentlich Kirchen weichen von der ursprünglich wandernden Mission/Evangelisation schon deutlich ab. Zudem gibt es einen beschränkten Zugang zur Priesterschaft über ein Studium (Schriftgelehrtentum!). Das steht so nicht in der Bibel bzw. in der Apostelgeschichte und hat so mit der ersten (Vorbild-)Gemeinde eher wenig zu tun.

Zu allem Übel sind die Kirchengebäude auch noch übervoll von Götzen in Form von Bildern und Objekten; und es wird nicht nur über den Sonntagsgottesdienst einem Sonnenkult gehuldigt.

Den Sabbat wiederum hält man (normalerweise) von Freitagabend bis Samstagabend.
„Spürbares" aber (unabhängig von Götzen) geht so:

Kraft und Macht kommt von Gott und Wahrheit und Trost durch den Heiligen Geist.

 

Antworten

Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Christ ohne Gemeinde

von Burgen am 20.10.2016 17:20

Hallöchen,

auf seinen Reisen gründete der ehemalige Pharisäer Saulus, nun Apostel Paulus einige sesshafte Gemeinden. Interessant ist zu lesen, Hebräer 10, 19 - 25.
Und da in diesem Zusammenhang V 24 - 25:

und lasst uns aufeinander achthaben und einander anspornen zur Liebe und zu guten Werken 25 und nicht verlassen unsere Versammlung, wie einige zu tun pflegen, sondern einander ermahnen, und das um so mehr, als ihr seht, dass sich der Tag naht. 

Damals gab es nur die Synagogen, die teilweise von den ersten Christen ebenfalls besucht wurden. Erst später gabes die Kirchbauten. Das erscheint mir hier aber unerheblich.
Kirchgemeinde ist wie die Hausgemeinde eine Gemeinde, Gemeinschaft der Gläubigen in der Vrsammlung zur Schriftlesung, Gebet, Gesang usw.

Und die Glieder am Leib sollen sich eben nicht selber herausreißen. Ich denke, dass die Medienlandschft uns verführt zu Hause mit sich allein zu leben.

Grüße
Burgen

 

Antworten
1  |  2  |  3  |  »  |  Letzte

« zurück zum Forum