Das Buch Jesaja - d a s Geschichtsbuch der Zeit, ---

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Merciful

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Re: Das Buch Jesaja - d a s Geschichtsbuch der Zeit, ---

von Merciful am 21.05.2019 22:59

Cleopatra schrieb:
Im ersten Kapitel habe ich bereits meine ersten Probleme gefunden.
Was ist zitiert von dem, was Gott persönlich gesagt hat, und was sind Jesajas Worte?

Dies lässt sich manchmal so klar nicht voneinander trennen, denke ich.

Gerade bei den Propheten gilt es zu beachten, dass sie als Sprachrohr Gottes nicht aus sich selbst sprechen.

Sie verkündigen das Wort Gottes, das Wort, das ihnen von Gott anvertraut worden ist.

Und zwar häufig auch dann, wenn sie denkend, urteilend, mahnend, tröstend ihre Worte formen.

Nehmen wir nur einmal die ersten 5 Verse des Buches Jesaja und schauen es uns an.

Dies ist das Gesicht, das Jesaja, der Sohn des Amoz, schaute über Juda und Jerusalem zur Zeit des Usija, Jotam, Ahas und Hiskia, der Könige von Juda.

Höret, ihr Himmel, und Erde, nimm zu Ohren, denn der HERR redet: Ich habe Kinder großgezogen und hochgebracht, und sie sind von mir abgefallen!

Ein Ochse kennt seinen Herrn und ein Esel die Krippe seines Herrn; aber Israel kennt's nicht, und mein Volk versteht's nicht.

Wehe dem sündigen Volk, dem Volk mit Schuld beladen, dem boshaften Geschlecht, den verderbten Kindern, die den HERRN verlassen, den Heiligen Israels lästern, die abgefallen sind!

Wohin soll man euch noch schlagen, die ihr doch weiter im Abfall verharrt? Das ganze Haupt ist krank, das ganze Herz ist matt.


(Buch des Propheten Jesaja 1, 1-5; Lutherbibel 2017)

Auf den ersten Blick würde ich meinen, dass zunächst ein Erzähler spricht. Dann Jesaja. Dann der HERR. Dann wieder Jesaja.

Dennoch denke ich, dass auch jene in dieser Farbe hervorgehobenen Worte Wort Gottes sind,
wenngleich sie von Jesaja geformt worden sein mögen.

Und vermutlich sind auch die direkt dem HERRN zugeordneten Worte von Jesaja dem Wortlaut nach geformt worden.

Aber in beiden Fällen bleibt der Prophet das Sprachrohr des HERRN, der durch seinen Geist im und durch den Propheten wirkt.


Daher kommt die Rede oder Lehre von der Bibel als dem Wort Gottes in menschlichen Worten.

Merciful

Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.05.2019 23:08.

Cleopatra
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Re: Das Buch Jesaja - d a s Geschichtsbuch der Zeit, ---

von Cleopatra am 22.05.2019 07:30

Guten Morgen, Merciful,
wie kommst du zu dieser Einteilung?
Laut meiner Übersetzung sind diese Verse im Kapitel 1 eben außerhalb der Gänsefüßchen, demnach nach meinem Verständnis von Jesaja:

Vers 1, 8-10, 21-24, 27-31.
 
 
Mirco schrieb: Ich meine aus dem Zusammenhang ist es eigentlich gut erkennbar wann Jesaja die direkte Rede und wann die indirekte Rede verwendet.
Auch im ersten Kapitel...?
 
Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.05.2019 07:33.

Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Das Buch Jesaja - d a s Geschichtsbuch der Zeit, ---

von Burgen am 22.05.2019 09:37


In der Schlachter 2000 sind keine Gänsefüsschen. 
In der Luther '84 auch nicht. 

Die Elberfelder Studienbibel hingegen gibt ein * zum jeweiligen Satz-und Versanfang zu einer bestimmten Aussage, die Jesaja aussprechen soll. Dabei sind die Verse 2-9 bündig hintereinander geschrieben. 
Vers 1 legitimiert Jesaja und führt ihn ein mittels seiner menschlichen Herkunft und seinem Platz im Land Juda. 

Seine Botschaft in der obigen Bibel liest sich so: 

Die Verkündigung Jesajas enthält drei prophetische Grundthemen: 
1) Die zeitgeschichtliche Botschaft: Jes 1-39 (mit Ausnahme der erzählenden Abschnitte Jes 36-39 sowie einiger endgeschichtlicher Stücke, s.u.); 
2) die messianische Botschaft: Jes 40-55; 
3) die endgeschichtliche Botschaft: Jes 56-66; außerdem Jes 8,23-9,6; 11; 24-27. 

usf 

zu Kapitel 1 heißt in dieser Bibel die Überschrift hier: Judas Gottvergessenheit und ihre Folgen 
das sind 31 Verse mit noch 2 Überschriften. 

in Kapitel 2 geht es um das Friedensreich; dem Tag des Herrn - dem Gericht 
Kap 3 Gericht über die politischen und geistlichen Führer, sowie reiche Frauen
Kap 4 der geheiligte Rest in Zion. 

Da steht zB: 
Kap 4,3 *Und es wird geschehen: Wer in Zion übrig geblieben und wer in Jerusalem übrig gelassen ist, wird heilig heißen, (jeder,) der zum Leben aufgeschrieben ist in Jerusalem.

***
also mir gefällt dies alles. Jede Übersetzng hat da ihre ganz eigene, ja, wie soll ich sagen?, Wirkung auf Herz und Gedächtnis. Kann man es so sagen? Jedenfalls - ich bin gerade begeistert. So viele Perlen, die eben auch Herzen von Christen bewegen (können) .

LG Burgen


 

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Merciful

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Re: Das Buch Jesaja - d a s Geschichtsbuch der Zeit, ---

von Merciful am 22.05.2019 11:50

Cleopatra schrieb: ... wie kommst du zu dieser Einteilung?

Ich habe zunächst das ganze erste Kapitel gelesen.

Danach anhand der ersten fünf Verse meine Beobachtung und Einschätzung mitgeteilt.

In Vers 1 leitet offensichtlich eine Person aus späterer Zeit das Buch ein.

Der Name Jesaja erscheint in der 3. Person.

Jene Person überblickt bereits die geschichtliche Epoche jener 4 Könige.

In Vers 2 leitet dann der Prophet Jesaja das Wort des HERRN ein.

Er spricht ja hier vom HERRN in der 3. Person.

Das ICH in Vers 2 deutet dann meines Erachtens auf die Rede des HERRN hin.

Wer hat denn die Kinder Israel hochgebracht? Jesaja? Nein, der HERR.

Vers 3 habe ich dann ebenfalls noch dem HERRN zugeschrieben.

Denn am Ende des Verses findet sich der Begriff mein Volk.

Würde Jesaja selbst so gesprochen haben?

Die Verse 4 und 5 bilden, denke ich, eine Einheit.

In Vers 4 spricht der Prophet wieder vom HERRN in der 3. Person.

Also: Wehe dem sündigen Volk, ..., die den HERRN verlassen, den Heiligen Israels lästern, ...

So nehme ich die Verse zunächst einmal wahr.

Aber wie bereits mitgeteilt: Worte der Bibel sind häufig Gotteswort in menschlicher Rede.

Daher entspricht der Ansatz, die Worte in Gottesworte und Worte des Propheten einzuteilen,
eher nicht dem Wesen der biblischen Worte selbst.

Dies ist doch gerade das Entscheidende: Das Wort Gottes wurde Fleisch. Insbesondere in Jesus Christus.

Der Mensch Jesus Christus selbst ist das Wort Gottes.

Ähnlich sehe ich aber auch schon beim Propheten das Wort Gottes eben in menschlicher Rede.

Merciful

Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.05.2019 11:52.

Micro
Gelöschter Benutzer

Re: Das Buch Jesaja - d a s Geschichtsbuch der Zeit, ---

von Micro am 22.05.2019 22:27

In Vers 1 leitet offensichtlich eine Person aus späterer Zeit das Buch ein. Der Name Jesaja erscheint in der 3. Person.
 
Nicht unbedingt, denn von sich in der dritten Person zu sprechen wird auch als Stilmittel verwendet. 
Beispiel: Matthäus 17:22
 
22 Als sie in Galiläa zusammen waren, sprach Jesus zu ihnen: Der Menschensohn wird überantwortet werden in die Hände der Menschen
23 und sie werden ihn töten, und am dritten Tag wird er auferstehen. Und sie wurden sehr betrübt.

Hier spricht Jesus von sich in der dritten Person.

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Merciful

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Re: Das Buch Jesaja - d a s Geschichtsbuch der Zeit, ---

von Merciful am 23.05.2019 06:56

Micro zitierte: ... Der Menschensohn wird überantwortet werden ... sie werden ihn töten, und am dritten Tag wird er auferstehen ...

Ich denke, der Gebrauch der dritten Person lässt sich hier nicht direkt mit Jesaja 1,1 vergleichen.

Der Gebrauch der dritten Person kommt hier schlicht dadurch zustande, da Jesus einen Hoheitstitel (Menschensohn) wählt.

Der Menschensohn (oder Sohn des Menschen) als endzeitliche Person wurde ja bereits von Daniel angekündigt.

Freilich bezieht Jesus diesen Namen/Titel hier auf sich.

Und doch spricht er quasi von einer Person, die bereits Jahrhunderte vor seinem Kommen
im Judentum mit dem endzeitlichen Heil verbunden worden war.

Ähnlich sprach Jesus auch vom guten Hirten in der dritten Person, der seine Schafe kennt und ihnen vorangeht.

Er gebrauchte aber den Namen 'Jesus' nie in der dritten Person.

Und ich vermute, dass auch Jesaja nicht den Namen 'Jesaja' in der dritten Person verwendete.

Merciful

Antworten Zuletzt bearbeitet am 23.05.2019 06:59.

Cleopatra
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Re: Das Buch Jesaja - d a s Geschichtsbuch der Zeit, ---

von Cleopatra am 23.05.2019 07:35

Das würde dann aber bedeuten, dass diese dritte Person das Buch Jesaja geschrieben hat...? Oder nur Teile davon, denn später schreibt Jesaja ja "ich".
 
Von unterschiedlichen Handschriften innerhalb des Buches Jesaja habe ich aber auch noch nichts gehört.
 
Aber respekt- sehr präzise herangehensweise, und ich habe nur auf Gänsefüßchen geachtet 
 
Lg Cleo

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Merciful

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Re: Das Buch Jesaja - d a s Geschichtsbuch der Zeit, ---

von Merciful am 23.05.2019 07:48

Cleopatra schrieb: Das würde dann aber bedeuten, dass diese dritte Person das Buch Jesaja geschrieben hat...?

Der, der den 1. Vers formulierte, muss nicht das gesamte Buch geschrieben haben.

Viele Forscher gehen ja heute davon aus, dass mindestens 2 Propheten gewirkt haben.

Jesaja (Jesaja 1 - 39) und Deuterojesaja (Jesaja 40 - 55 oder 66).

Manche sprechen auch von einem (dritten) Tritojesaja (Jesaja 56 - 66).

Ich stelle mir den Prozess folgendermaßen vor.

Der Prophet verkündigte mündlich das Wort Gottes.

Zumindest einige Sprüche/Reden kann er bereits selbst in schriftliche Form gebracht haben.

Im Verlauf der Jahrzehnte und Jahrhunderte wurde seine Verkündigung gesammelt und zu einer Buchrolle vereinigt.

Nicht ausgeschlossen ist es, dass in späterer Zeit ergänzende Anmerkungen, Erläuterungen, Überleitungen hinzukamen.

Ähnlich enthalten ja auch die Evangelien nicht nur Worte und Reden Jesu,
sondern eben auch Anmerkungen, Erläuterungen und Überleitungen der Evangelisten.

Jesus selbst hat, soweit ich sehe, seine Verkündigung nicht in schriftliche Form gebracht.

Es waren seine Jünger, die seine Worte und Reden und Taten überlieferten.

Ähnlich kann es auch beim Propheten Jesaja zugegangen sein.

Merciful

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Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Das Buch Jesaja - d a s Geschichtsbuch der Zeit, ---

von Burgen am 23.05.2019 08:23


Bei Paulus wissen wir, dass er "eigenhändig" seine Briefe schrieb. 
Von Jeremia wissen wir, dass Baruch das aufschrieb, was Jeremia ihm 'diktierte'. 

Bei Jesaja verhält es sich dagegen so, dass er im 1.Vers als autorisierte Person vorgestellt wird.

Dazu gehört auch seine Berufung, sowie sein inneres gedrängt sein, sich Gott hinzugeben und sich gebrauchen zu lassen.
Das wird uns mitgeteilt, indem wir lesen können, wie seine Lippen durch den Engel Gottes (vorgeburtlicher Jesus?) gereinigt wurden.
Damit wird sein ganzes weiteres Leben (war ja gar nicht so alt geworden) Gott geweiht und durchgeführt.

Ja, damals war es üblich einen Schreiber an seiner seite zu haben. (lesen wir auch noch bei Charles Dickens, Schreiber in seinem Kontor in der Geschichte)
Ich denke nicht, dass es so sehr wichtig ist, eine künstliche, wissenschaftliche Unterteilung des Schriftstils zu unternehmen.

Wir selber erfahren in unserem eigenen Leben, dass wir mit 20, 30, 50, 70 Jahren unterschiedliche, hoffentlich erwachsene Einsichten und Veränderungen zu den früheren Jahren unseres Lebens haben.
Dieser Satz: du hast dich ja gar nicht verändert, ist daher kein Kompliment, wie ich finde.

Von denen, die zB im Krieg gelebt haben, wissen wir oft, dass sie innerlich oft immer noch das Kind sind, was sie waren, als der Krieg begann. 
In der heutigen Zeit gibt es einige Bücher zum Thema: Das Kind in dir. 
Sich diesem Kind zuzuwenden und mit ihm liebevoll zu kommunizieren kann viele Tränen bewirken, jedoch auch helfen, erwachsen zu werden. 

Ich denke also, dass auch Jesaja mit Gottes Hilfe, viel durchleben musste, er jedoch immer das Sprachrohr Gottes dabei blieb. Bis hin der Konsequenzen, dass es zu seinem Tod führte durch die Säge. 

Gruss 
Burgen 



 

  

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Micro
Gelöschter Benutzer

Re: Das Buch Jesaja - d a s Geschichtsbuch der Zeit, ---

von Micro am 23.05.2019 10:28

Für mich ist es eine Art Einleitung oder Überschrift, in der der Autor sich als Verfasser vorstellt und auf die Autorität seines Auftrages sowie auf einen nachvollziehbaren geschichtlichen Zusammenhang verweist.
Beispiel:  Fiktiver Titel meines Buches
'Die Chroniken des Micro, aufgezeichnet zum Zeitpunkt der Kanzlerschaft einer A. Merkel, im Auftrag einer endzeitlichen Darstellung und Übersicht hinsichtlich des Einflusses auf die Versammlung Gottes. '
Hier benennt sich der Autor in der dritten Person, quasi um von der Ich-Form zu abstrahieren und das Augenmerk auf die Botschaft zu lenken.
Nicht die Person, also die Verfasserschaft steht dann im Mittelpunkt, sondern durch die neutrale Nennung in der dritten Person, wird der Autor  objektiviert.

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