Frage zu Mt 15,24: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel

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pray

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Frage zu Mt 15,24: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel

von pray am 17.01.2020 18:53

Hier erstmal der Bibeltext:
Und Jesus ging weg von dort und entwich in die Gegend von Tyrus und Sidon. 22 Und siehe, eine kanaanäische Frau kam aus diesem Gebiet und schrie: Ach, Herr, du Sohn Davids, erbarme dich meiner! Meine Tochter wird von einem bösen Geist übel geplagt. 23 Er aber antwortete ihr kein Wort. Da traten seine Jünger zu ihm, baten ihn und sprachen: Lass sie doch gehen, denn sie schreit uns nach. 24 Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel. 25 Sie aber kam und fiel vor ihm nieder und sprach: Herr, hilf mir! 26 Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde. 27 Sie sprach: Ja, Herr; aber doch essen die Hunde von den Brosamen, die vom Tisch ihrer Herren fallen. 28 Da antwortete Jesus und sprach zu ihr: Frau, dein Glaube ist groß. Dir geschehe, wie du willst! Und ihre Tochter wurde gesund zu derselben Stunde.

 

Darüber sprachen wir gestern im Bibelkreis und so ganz zufrieden gingen wir nicht aus diesen Versen raus, sondern haben uns gefragt, warum Jesus so schroff reagiert hat, bzw. erstmal gar keine Antwort gab. Das ist doch nicht höflich, oder?

o.k. , wir wissen, dass Jesus die Frau nicht abwertend mit Hunden verglichen hat, sondern das griech. Wort hier eher "Hündlein" meint.

Aber dann haben wir uns auch noch  gefragt, ob Jesus nicht auch schon vor der Bitte dieser Frau womöglich viele andere Kranke und Besessene geheilt hatte, die gar keine Israeliten waren, denn wir lesen ja bei seinen Heilungen von ganzen Scharen von Menschen, die gesund wurden. Wenn ja, warum dann nicht auch noch dieser Frau helfen? Ob das vorher denn alles nur Israeliten waren, die Er heilte?

Wenn nicht, dachte ich, dass der Grund evtl.  ist, dass Jesus ja hier in Tyros und Sidon war, also im Ausland, im Land der Heiden. Richtig? Und vielleicht war es so, dass Er hier ja explizit von der Frau außerhalb von Israel gefragt wurde und er das Heil erstmal nicht ins "Heidenland" bringen wollte?

Eben fiel mir noch auf, dass die Ausländerin Jesus mit seinem Messias Titel " Sohn Davids ansprach. Da dachte ich, sie will womöglich diesen jüdischen Messias für sich als Heidin wirklich "beanspruchen" und das war in diesem Moment ja noch nicht Jesu Absicht. Er war ja immer noch bei Israel am Wirken.

Vielleicht hat ja noch jemand eine andere Idee, warum Jesus diese Frau in der Not so zurückgewiesen hatte oder eine Korrektur, falls ich was falsch gesehen habe. Eine Frau aus dem Bibelkreis meinte: "Das passt doch gar nicht zu Ihm!"

Antworten Zuletzt bearbeitet am 17.01.2020 18:57.

nusskeks

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Re: Frage zu Mt 15,24: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel

von nusskeks am 18.01.2020 09:45

Huhu!

Das sind schöne Fragen! Hm, welche nehme ich denn da mal zuerst? Ah! Ich weiß!

 

Darüber sprachen wir gestern im Bibelkreis und so ganz zufrieden gingen wir nicht aus diesen Versen raus, sondern haben uns gefragt, warum Jesus so schroff reagiert hat, bzw. erstmal gar keine Antwort gab. Das ist doch nicht höflich, oder?

Ob es höflich war, kann ich nicht sagen. Dazu müsste ich hören, wie Jesus damals gesprochen hat. Allerdings ist "Höflichkeit" auch nicht immer hilfreich. Außerbem bedeutet "unhöflich" nicht automatisch "unfreundlich". Wie gesagt, ob Jesus unhöflich war, hängt ja von seinem Umfeld ab. Was wurde damals als "unhöflich" angesehen? Sicherlich nicht das gleiche, was wir darunter verstehen. Dazu ist Israel einfach ein viel zu unterschiedlicher Kulturkreis und immerhin ist die Begebenheit schon 2.000 Jahre her. Schaut man sich an, was in Europa vor 2.000 als "höflich" oder "unhöflich" galt, wird man sich vermutlich auch die Augen reiben. 

Viel wichtiger als die Frage nach der Höflichkeit ist jedoch, dass Jesus die Wahrheit sagt. Er war nicht gesandt zu den Nationen außerhalb Israels. Zumindest nicht in erster Linie, da sich die Ausrichtung des Heils durch Jesus Christus gewandelt hatte. Denn in Matth 12 werden wir Zeuge, die die Schriftgelehrten, also die Führer Israels, Jesus als ihren Massias verworfen hatten.

o.k. , wir wissen, dass Jesus die Frau nicht abwertend mit Hunden verglichen hat, sondern das griech. Wort hier eher "Hündlein" meint.

Ja, genau. Das Wort im Grundtext bedeutet "Welpe" und meint einen Haushund der vor dem Tisch steht und niedlich guckt, damit etwas vom Tisch "herunterfällt". Es sind also nicht diese kranken und verwahrlosten Straßenköter gemeint, die man auch heute noch in Afrika und Asien so herumhumpeln sehen kann.

So weit mal ganz kurz.... Ich hoffe, etwas neueres Hintergrundwissen gegeben zu haben.

 

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pray

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Re: Frage zu Mt 15,24: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel

von pray am 18.01.2020 11:12

Huhu auch,

schön, dass du das noch mit dem "Bettelblick des kleinen Hundes" geschrieben hast, das macht das Wort für "Hunde" noch deutlicher.

 

Nusskeks: Ob es höflich war, kann ich nicht sagen. Dazu müsste ich hören, wie Jesus damals gesprochen hat.

Weißt du, was mir eben beim nochmalige Lesen noch auffiel? Jesus hat auf die Frage der Frau ja erstmal geschwiegen. Und die Antwort, dass Er nur zu dem verlorenen Schafen des Hauses Israel gesandt ist, ging ja an Seine Jünger, die Ihn etwas zu drängeln schienen, ihren Wunsch zu erfüllen, damit sie Ruhe gibt und gar nicht an die Frau.

Die Jünger sagten lt Vers 23: Lass sie doch gehen, damit sie Ruhe gibt (LUT) und darunter steht: Stell sie zufrieden! (dass das der Sinn ist)

Na ja, jedenfalls war die Frau ja total nicht beleidigt gewesen! Vielleicht müssen wir auch noch bedenken, dass die Frauen ja damals nicht so viel zählten, oder? Sie waren es ja gewöhnt, nicht wie heute als "zuerst die Dame" behandelt zu werden und die heidnischen Frauen waren es ja auch gewöhnt, dass die Juden gar nicht mit ihnen sprachen. Ich denke da an die Frau am Brunnen, die das so sagte.

Übrigens hatte Jesus ja doch auch einige Heiden geheilt (fand andere Bibelstellen dazu und denk an den Besessenen, wo die bösen Geister in die Schweine fuhren)

Man könnte vielleicht sagen, dass Jesus den Glauben der Frau prüfte, - so ein Ausleger - , zumal die Juden allen Glauben ja vorher ablehnten.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 18.01.2020 11:13.

nusskeks

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Re: Frage zu Mt 15,24: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel

von nusskeks am 18.01.2020 11:57

Ah! Rückfragen! Schön! Markus 7 ab Vers 24 berichtet übrigens von der selben Situation.

Na ja, jedenfalls war die Frau ja total nicht beleidigt gewesen! Vielleicht müssen wir auch noch bedenken, dass die Frauen ja damals nicht so viel zählten, oder?

Nein, sie war gar überhaupt nicht beleidigt. Im Gegenteil wechselte sie ihr Ersuchen um Hilfe und reagierte damit auf Jesu Worte. Zunächst sprach sie ihn als den Messias an (Kyrios, ben David). Die Juden hatten ihn in dieser Position unlängst verworfen gehabt, aber die Frau eben nicht. Als Jesus darauf nicht reagierte, warf sich die Frau zu seinen Füßen. Aus der Anrede als Messias wurde das ganz persönliche Anliegen einer verzweifelten Mutterr und einer glaubenden Frau. Darauf reagierte Jeshua anders, und erläutert die Situation. Der Frau wurde klar, dass Jeshua sie nicht beleidigte. Vielleicht hatte sie selber ein kleines Hündchen oder kannte es aus ihrem Umfeld.

Die Frau kannte die Juden und ihren Gott. Sie wusste von Jeshua und seinen vielen Wundern und Heilungen. Was muss die Frau für Hoffnung geschöpft haben als sie erfuhr, dass der ersehnte Messias endlich gekommen war. Klar, es war der Messias der zu den JUDEN gekommen war, aber gerade die Worte Jesu bezüglich des Welpen der am Tisch bettelt, öffnete der Frau eine völlig neue Perspektive. Der Messias der Juden würde von seinem Heil etwas abfallen lassen! DAS war für die Frau sicherlich eine Sensation und bestärkte sie nicht aufzuhören.

Sie hörte nicht auf und nahm das Bild mit dem Welpen bereitwillig auf. Tja... was soll man sagen? Sie hatte Erfolg! Jeshua schickte sie nicht weg! Und mit welcher göttlichen Kraft er dann das arme Kind heilte. Kein großes Gewese, kein Gehampel, keine großen Beschwörungen, keine öffentliche Austreibung! Nichts! Jeshua teilt der Frau lediglich mit, dass ihr Kind befreit sei! Wow! Das zieht einem ja die Schuhe aus! Es genügen wenige Worte aus dem Mund Jeshuas und Heilung ist gewiss.

Ich liebe diesen Bericht und ich sehe mich sehr gerne als Welpen der niedlich zum Tisch hinaufschaut. Denn dort am Tisch sitzt Jesus und der schickt mich nicht weg und alles, was er mit gibt ist gut, tröstend, lehrreich und sehr nahhaft!

Gelobt sei der Vater im Himmel, dass er uns seinen Sohn geschickt hat!

Soweit... wieder nur ganz kurz.

 

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pray

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Re: Frage zu Mt 15,24: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel

von pray am 18.01.2020 13:49

nusskeks schrieb: Kyrios, ben David). Die Juden hatten ihn in dieser Position unlängst verworfen gehabt, aber die Frau eben nicht.


Im Ausleger las ich allerdings, dass dieser "Titel" seinerzeit nicht den Heiden "zustand" zu sagen. Verstanden habe ich das nicht. Jedenfalls später, im NT (Lk.1,32), steht es ja auch, dass Jesus Sohn Davids ist.

Ab wann denkst du /ihr kam schlussendich die Hinwendung zu den Heiden? Galt das auch für Jesus, oder erst für Seine Aussendung der Jünger?

ApG 13,46: Paulus und Barnabas aber sprachen frei und offen: Euch musste das Wort Gottes zuerst gesagt werden; da ihr es aber von euch stoßt und achtet euch selbst nicht wert des ewigen Lebens, siehe, so wenden wir uns zu den Heiden.


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Cleopatra
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Re: Frage zu Mt 15,24: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel

von Cleopatra am 20.01.2020 07:45

Hallo ihr lieben, 
 
ich musste an eine andere Begebenheit denken, nämlich an die Hochzeit zu Kana.
 
Dort wurde der Wein leer und die Mutter kam zu Jesus mit der Bitte auszuhelfen.
 
Hier sagte Jesus auch zuerst Nein, denn die Zeit war noch nicht gekommen.
 
Später (wir wissen nicht, wie lange später, aber zu lange wird es nicht gedauert haben, die Hochzeitsgäste haben ja noch nichts gemerkt) hat Jesus es dennoch getan.
Jetzt tat es und zog sich zurück- er wollte keinen großen Aplaus.
 
Nun habe ich die Stelle aus Matthäus mal in Markus nachgelesen und dort steht, dass Jesus nicht wollte, dass andere wussten, wo er gerade sei.
Ich vermute mal, dass er sich ausruhen wollte.
 
Ja, und dann kam diese "Ausländerin", die dann aber auch (trotz anderen Plan) durch ihre Hartnäckigkeit, ihren Respekt vor Jesus (es war klar, dass aus den Nachfahren Davids der ersehnte Messias kommen sollte) und ihren Glauben, vielleicht auch Verzweiflung imponierte.
 
Ja, wie pray auch zitierte, war der ursprüngliche Plan ja immer der, den Juden, dem auserwählten Volk zu helfen.
 
Aber mir zeigt diese Geschichte auch, wie liebend und warmherzig Jesus doch ist.
 
Wer weiß., wie lange die Frau sich schon um ihre Tochter kümern musste.
Ich stelle mir vor, wie schrecklich es damals gewesen sein muss.
 
Diese Tochter würde nicht so lange sie so krank ist, Erben schenken oder überhaupt sich verloben können.
Sie würde bestimmt auch in der Nachbarschaft nicht viele Freunde haben mit solch einer Tochter.
Außerdem war die Mutter für das ganze Haus zuständig, wie viele Ärzte wird sie vorher aufgesucht haben, um ihr zu helfen?
Und dann kommt dieser Jesus in ihre Nähe. Diese Chance ergriff sie sofort und dann eben auch vehemend.
 
Und nochwas fiel mir auf: Noch einmal musste die Frau ihren Glauben und ihr Vertrauen beweisen, indem sie von Jesus fortging, zurück zur Familie.
 
Ja, mich ermutigt diese Begebenheit auch.
 
 
Vielen Dank für die Übersetzung von "Hund", denn das ist das erstemal, dass ich lese, dass ein Hund in der Bibel positiv genannt wird ;-D
 
Liebe Grüße,: Cleo
 

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
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nusskeks

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Re: Frage zu Mt 15,24: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel

von nusskeks am 20.01.2020 09:45

ich musste an eine andere Begebenheit denken, nämlich an die Hochzeit zu Kana.


Dieses Zeichen dort wird allgemeinhin unterschätzt, dabei wird ausdrücklich auf Jesu Herrlichkeit hingewiesen, welches durch dieses Zeichen offenbart sei. Krass.

Später (wir wissen nicht, wie lange später, aber zu lange wird es nicht gedauert haben, die Hochzeitsgäste haben ja noch nichts gemerkt) hat Jesus es dennoch getan

Eine jüdische Hochzeit damals dauerte so eine Woche. Ohne Getränke bei einer Hochzeit darstehen zu müssen, ist nicht nur heute äußerst peinlich.

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Cleopatra
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Re: Frage zu Mt 15,24: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel

von Cleopatra am 20.01.2020 10:40

Hallo nusskeks,
 
genau, über dieses Ereignis hatten wir sogar hier etwas intensiver geschrieben.
 
Liebe Grüße, Cleo
 

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