Keiner will alt sein! oder doch??

Re: Keiner will alt sein! oder doch??

von Rapp am 08.04.2014 11:01

Hallo Merci,

ich begreife deine Bedenken. Schau, ich hatte zwei gute Firmen und konnte gut davon leben. Unerwartete Krankheit zwang mich neun Jahre vor der Zeit in Rente zu gehen. Da ich zuvor meinte es würde schon alles wieder besser werden hatte die Krankheit alle Reserven aufgebraucht und mir blieb vorerst nur der Weg zum Sozialamt. Das war wohl der schwierigste Part, den ich je zu spielen hatte! Ich versank in Depressionen... Zu Hause eine Frau und fünf Pflegekinder und ich ein Spesenfaktor! Bis ich sah, dass Gott all das im Griff hatte.

Am Ende jener dunklen Nacht betete einer meiner Lehrer: Herr, erstatte ihm die Jahre, die der Fresser ihm gestohlen hat! Das erlebe ich heute.

Ich hatte gelernt mit sehr wenig aus zu kommen. So stelle ich mich jetzt sogar besser als zuvor: finanziell bin ich abgesichert. Ich habe eine schöne Kleinwohnung und genieße es hier meinen Lebensabend zu verbringen.

Eines darf ich dir und allen andern flüstern: alt werden ist gar nicht so schlimm, man macht es sich oft nur unnötig schwer.

Möchtest du wissen, wie ich lebe? geh mal auf die Webseite der Stadt Thun...

herzlich grüßt

Willy

Re: Keiner will alt sein! oder doch??

von Rapp am 08.04.2014 10:35

Hallo Marjo,

wieder einmal schrieben wir zeitgleich. Als ich deine Zeilen las dachte ich schmunzelnd an einen Zettel, den mir jemand zusteckte.

Ich war 5. Mein Papa war der größte und stärkste Mann. Der wusste und konnte alles...

Ich wurde 7. An Papas Stelle trat meine Lehrerin. Wusste sie wohl mehr als Papa?

Ich wurde 12. Papas Glanz verblich. Dass er vom Leben so wenig Ahnung hatte...

Mit 17 fand ich, der alte Herr sollte doch noch was lernen...

Ich staunte nicht schlecht als ich dreißig wurde: wie viel hatte Papa doch dazu gelernt... Hut ab!

Mit 40: Papa, ich möchte von dir lernen, aber du bist nicht mehr da...

Ob andere von mir lernen können? Vielleicht etliches, was sie meiden sollten!

 

Willy

Re: Keiner will alt sein! oder doch??

von Rapp am 08.04.2014 10:18

Ja Wintergruen,

eben habe ich nochmals gelesen was du geschrieben hast. Du führst unter anderem Demenz an. 14 Jahre lang pflegte ich meine Frau rund um die Uhr bis ich mehrmals zusammenbrach und sie dann ins Pflegeheim geben musste. Ihre Demenz war wohl für uns Angehörige schwieriger zu ertragen als für sie selbst... Sie ist vorausgegangen und darf nun schauen, was sie glaubte.

Komisch finde ich nur das Verhalten ihrer Geschwister: seit Elisabeths Heimgang kennt man mich nicht mehr...

Macht nichts, ich habe hier meine Aufgaben, pflege Kontakte und schreibe auch für die Gemeinde. Das hält mich frisch. Und wenn mir Jugendliche noch etwas im Haushalt helfen bin ich sehr dankbar. Eliane, die regelmäßig kommt, meinte kürzlich: Ich komme einfach gern zu dir! Stellt mich auf.

Aber jetzt muss noch einiges erledigt werden...

Willy

Re: Keiner will alt sein! oder doch??

von marjo am 08.04.2014 09:42

Tja, lieber Willy.

Es gibt immer Themen von denen man glaubt, sie müssen unbedingt angesprochen werden. Da ist man manchmal überrascht, dass es niemanden außer einem selbst zu interessieren scheint. Es gibt aber auch Themen die eigentlich gar nicht als "Thema" angesprochen wurden, in Deinem Fall sogar nur als lustige Bemerkung gedacht waren. Dann ist man überrascht einen Punkt angesprochen zu haben, über den Menschen sprechen möchten.

So ein Thema scheinst Du "getroffen" zu haben. Hätte ich mich über das "Alter der User" lustig gemacht, wären die anderen Forenmitglieder vermutlich nicht auf die selbe Art darauf eingegangen wie bei Dir. Das ist nicht weiter schlimm. Was ich damit sagen möchte ist, dass zumindest ich Dir zutraue zum Thema "Alter" und "Lebenserfahrung" einige ziemlich interessante und relevante Dinge schreiben zu können.

in Christus verbundnen, marjo 

Re: Keiner will alt sein! oder doch??

von Rapp am 08.04.2014 08:56

Na ja, als junger Mensch dachte ich auch nicht gern daran mal alt zu werden. Heute möchte ich nicht wieder jung sein. Sicher, körperlich wäre einiges einfacher. Aber wenn ich zurückblicke gibt es doch manche Veränderung die ich sehr positiv sehe.

Als junger Mensch musste ich besonders beim Sport immer wieder hören: den nehmen wir nicht mit sonst verlieren wir sicher! Vor kurzem bat mich die Jugend der Gemeinde in einem Theaterstück mitzuspielen. Du gehörst einfach zu uns!! sagte mir eines der Mädchen.

Wie freue ich mich, wenn junge Menschen aus der Gemeinde oder auch einfach Nachbarn mal bei mir einen Kaff trinken. "Ich weiß nicht, aber in deiner Nähe ist mir wohl," meinte kürzlich ein "Problemhäufchen" vom obersten Stockwerk. "Darf ich bei dir klingeln um einfach ein wenig hier zu sein?" Klar darf sie. Vielleicht kann ich sie gar bei Jesus anschleppen... Sie weiß, wie jeder im Haus, dass ich mit Jesus lebe. Wenn sie mich trotzdem nicht meidet habe ich da wohl noch eine Aufgabe...

Ihr seht, arbeitslos bin ich nie - höchstens stellenlos und das macht in meinem Alter wirklich nichts mehr aus (auch wenn meine Angabe stimmt)

Einen schönen (Regen)Tag wünscht

Willy

Re: Keiner will alt sein! oder doch??

von Wintergruen am 08.04.2014 00:23

Lieber Merci 

du schreibst:  Hm, an das Älterwerden denke ich nicht gern.

Ehrlich gesagt denke ich  oft  an das älter werden, jedoch eher mit  ein wenig Wehmut . Wie schnell   die Zeit vergeht und man könnte meinen als ob eine Situation oder ein Geschehen  erst gestern oder vor einem Jahr gewesen ist. Dennoch liegen viele Jahre dazwischen und sind wie im Flug vergangen, ohne das man das so richtig gemerkt hat. 

du schreibst: Menschen, denen es rundum gut geht, können dies vielleicht nicht verstehen.

mir geht es gut, ich bin gesundheitlich topfit und kann auch nicht über Gelenkschmerzen oder sonstiigem klagen.(bin auch nicht so alt :)) Aaaaber ich verstehe was du meinst und kann mich sogar sehr gur da hinein versetzen .. Viele Menschen die älter werden, sind oft einsam, haben wenig Rente, ( Aber es gibt auch reiche "alte"),können sich nicht wirklich was leisten und müssen mit dem bischen was siehaben über die Runden kommen. Viel mehr bleibt dann nicht übrig.(kenne so einige in meinem Umfeld) Die Einsamkeit macht ihnen zusätzlich  zu schaffen, welche ein größeres Problem darstellt als die finanzielle Sorge,  (glaube ich )

Ehrlichgesagt, tun die mir auch aufrichtig leid und ich wünsche jedem  im Alter  Freunde, Gemeinsamkeit , Treffen und Gespräche mit anderen Menschen , ob jung oder alt.  Bei uns vor Ort gibt es eine Initiative die nennt sich ´´Alter Aktiv`` unterstützt von der Stadt  in der alte Menschen  anderen in Problemen im Alltag helfen . Dadurch fühlen die sich in der Gesellschaft noch integriert, haben Kontakt zu anderen und helfen ihnen. Solange dies möglich ist , ist es eine gute Sache.. Man kennt immer mal jemanden der alt  und eiinsam ist  und zur Nächstenliebe gehört es auch dazu das man auch  nur ein paar minuten seiner Zeit opfert um ein kurzen smal talk mit den Menschen  zu halten oder mal fragen ob man was tun kann, evtl. auch mal mit ihnen spazieren gehen  usw.. . Dennoch ist das für  alte einsame Menschen nicht immer  die Erfüllung. Der Glaube an Gott gibt Vertrauen und macht vieles erträglicher, aber ich kann mir schon vorstellen das es auch sehr schwer ist, wenn man nicht die Einsamkeit liebt, wie die Eremiten oder Mönche die von sich aus die Einsamkeit und abgeschiedenheit von der Gesellschaft suchen . 

Aber insgeheim denke ich das niemand gerne alt sein möchte..Der Idealzustand einer mitte 50 jährigen Person beispielsweise ist doch  den Verstand von mitte 50 behalten aber am liebsten 25 Jahre jünger sein  oder wieder werden .
Jaaa wer sieht sich schon gerne alt und runzelig, faltig , schlaff, welk, zerknittert, schrumpelig,  gebrechlich aus,  ungelenkig und ist womöglich noch  altersdement, ???  
Wir wissen alle das dies der Lauf der Natur ist, aber könnten wir es verhindern , so würden wir es auch tun.
Die jüngere Generation kann das  Problem des älterwerdens  womöglich nicht so ganz nachollziehen ,, ich konnte es auch nicht als ich 20 war. Dachte immer: ´´was haben die  für Probleme mit dem älter werden ? das ist einfach so.. Gott gewollt.. ende aus....`´´´ aber heute sehe ich es auch  ganz anders:)))

Ich wünsche jedem Menschen im Alter, Gesundheit, Freunde, Gemeinschaft  und Menschen die ihnen hilfsbereit sind, vorallem göttlichen Beistand

ps: und eine gute Internetverbindung um wenigstens darüber  Kontakt mit anderen zu haben :))))

Re: Keiner will alt sein! oder doch??

von Merciful am 07.04.2014 23:37

Hm, an das Älterwerden denke ich nicht gern.

Manchmal kann ich nachts nicht schlafen wegen der Sorgen.

Menschen, denen es rundum gut geht, können dies vielleicht nicht verstehen.

Denke ich an das Älterwerden, so denke ich auch an Einsamkeit und Armut.

Und wie kann dann der Glaube gelingen und die Frucht wachsen, wenn die ganze Kraft und Aufmerksamkeit darauf gerichtet werden muss, der Not des Alters irgendwie begegnen zu können?

Dies sind Gedanken und Fragen, die mir kommen, wenn ich an das Älterwerden denke.

Merciful

Re: Keiner will alt sein! oder doch??

von Rapp am 07.04.2014 21:56

Was hab ich hier nur losgetreten?! Eigentlich machte ich mich ja nur ein wenig über den Zahlenwirrwarr und die unmöglichen Angaben lustig, da ich ja von einigen Leuten weiß, dass sie keine neunzig sind.

In einem Forum - na ja, da gab es eben Senioren ab 50!!! - wurde ich als Uhu bezeichnet ... Uhu für unter Hundert.

Gute Nacht, Uhu geht schlafen

Willy 

Re: Keiner will alt sein! oder doch??

von cipher am 07.04.2014 19:42

Das ist eine Art "Spezialität" in manchen Sprachen - zumindest kenne ich es aus der unseren und aus dem Englischen. "Alt" ist nicht immer und ausschließlich die Bezeichnung für "schon viele Jahre existent" sondern kann auch etwa bedeuten "War schon immer", drückt auch Wertschätzung aus. Wenn ich zu unserer Dreijährigen beispielsweise sagte: "Komm' her du alter Teddy", dann meint das nicht, dass sie bereits eine hohe Anzahl an Jahren gelebt hat, sondern "alt" bedeutet so etwas wie "Du bist schon immer so knuddelig wie ein kleiner Teddy". So ist wohl auch die "alte Socke" zu betrachten, oder die "alte Bühnensau" und ähnliche, zunächst vielleicht paradox wirkende Ausdrücke. Der "Old Faithful" Geysir im Yellowstone Nationalpark in Wyoming beispielsweise ist geologisch betrachtet angeblich etwa um die 300 Jahre alt (aktiv). Aber der "Alte Getreue" oder "Alte Zuverlässige" wird auch so genannt, weil er mit erstaunlicher Regelmäßigkeit sein heißes Wasser verspritzt.

Was das wirklich "Alter" betrifft - mir ist es einerseits ziemlich schnuppe, ändern kann ich ja nix daran. Unangenehm und mitunter auch lästig sind solche Begleiterscheinungen wie knarzende Gelenke, nachlassende Leistungsfähigkeit allgemein und solche Sachen.

Aber was mir daran gefällt ist, dass das Alter einem mental mehr und mehr Freiheit schenkt - jedenfalls empfinde ich das so. Ich kann mich heute schon trauen, Dinge zu sagen, die ich vor dreißig Jahren nicht hätte sagen dürfen, ohne Dresche zu beziehen. Es hat sich bei mir auch eine Gelassenheit eingestellt, die mir vor noch gar nicht langer Zeit eher fremd war.

Re: Keiner will alt sein! oder doch??

von Linuxrose am 07.04.2014 17:54

Mich würde auch einmal interessieren, wieso z.B 25 Jähige als "Alte Socke" bezeichnet werden.

Dann müsste ich ja bisweilen (da ich ja doppelt so alt bin) schon "Ranzige Socke" genannt werden.

Aber es gibt ja noch mehrere Bezeichnungen für andere Lebensalter, die ich so nicht in Erinnerung habe.

Wieso die Leute heutzutage lieber ihr Alter verschweigen kann auch mit evtl. Eitelkeit zu tun haben. Oder sie schämen sich.

Ich finde auch, dass man ruhig zu seinem Alter stehen sollte (nicht muss).

Gruß
Linuxrose