Evolutionstheorie und 1. Buch Mose - Ein Widerspruch?

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Kowalski

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Re: Evolutionstheorie und 1. Buch Mose - Ein Widerspruch?

von Kowalski am 10.04.2017 18:59

Wo in diesem Aphorismus ist denn bitte zu lesen, dass vergangene Taten, ob gut oder böse, obsolet oder passè werden würden, nur weil ein neuer Tag anbricht? Also ich kann das dort beim besten Willen nicht lesen.
Also ich hab das so direkt so verstanden..  Dann sollte Herr Eckert sich vielleicht klarer ausdrücken wenn er es nicht so meint..

Wenn es heißt, dass Gott den Menschen nimmt und empfängt wie er ihn findet, dann bedeutet das lediglich, dass man so wie man ist, jederzeit zu Gott kommen kann und Gott den Menschen nicht aus Gründen, die in seiner Vergangenheit liegen, ablehnt.
ok, wenn es nur darum geht, ob man generell von Gott angehört wird, abgesehen von der eigenen Vergangenheit, dann macht der Satz sinn. Jedoch stellt sich dann die Frage, warum der Eckert das überhaupt aufgeschrieben hat. Denn jeder Richter hört einen Verbracher an bevor er ihn verurteilt. Urteil ohne Anhörung wäre ansich auch schon kriminell. Wollte Eckert uns sagen, dass Gott nicht kriminell ist?? Er hätte dazu (ich meine speziell diese Aussage von ihm) vielleicht generell schweigen sollen, anstatt die Welt zu verwirren.

Das lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass man gegenüber dem Autor völlig voreingenommen, ja gar vorurteilsbeladen ist und ihn deshalb nicht mehr neutral lesen und verstehen kann/mag. Schade, wirklich schade finde ich das!
Musst du nicht schade finden, denn du irrst dich. Ich hab nichts gegen Eckert, im Gegenteil, ich habe eine hohe Meinung von Ihm. Also bitte keine falschen Schlüsse ziehen.



Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.04.2017 19:01.

nennmichdu
Gelöschter Benutzer

Re: Evolutionstheorie und 1. Buch Mose - Ein Widerspruch?

von nennmichdu am 10.04.2017 16:02

Hallo Daniel,

danke für deine ausführliche Antwort, auf die ich gerne eingehen möchte.

Worüber wir uns einig sein könnten, ist die Tatsache, das der Bibeltext, der von Menschen geschrieben wurde, die vom heiligen Geist, also von Gott selbst, inspiriert waren und das wir die Schrift nur auslegen und verstehen können, wenn Gott uns dies durch seinen heiligen Geist aufschliesst.

Vieles können wir anfangs noch nicht fassen, manches erschließt sich uns später gänzlich neu oder noch tiefer und manches werden wir vielleicht nie vollständig in seinem vollstem Umfang ermessen können. Doch Jesus hat seinen Jüngern verheißen, das der heilige Geist sie in die ganze Wahrheit leiten wird. Seine - die - Wahrheit, die nicht für den einen Menschen zu diesem Gottes- und Bibel- Verständnis führt und für einen anderen Menschen zu einem gänzlich anderem Gottesverständnis über das, was er tut und getan hat und tuen wird.

Wenn wir den Johannes Prolog nehmen - am Anfang war das Wort - Logos- , dann steht diese Beschreibung von Gottes schöpferischem Handeln nicht mit den Ereignissen in der Schöpfungsgeschichte in 1. Mose im Widerspruch. Beide Berichte decken und ergänzen sich in ihren Aussagen in dem, was sie zur Entstehung des Universums dem Leser mitteilen wollen.

Das wir dann in unserem Denken geprägt sind von Geistigen/Geistlichen Vorbildern ändert nichts an der Tatsache, das wir immer dann, und auch nur dann, Gottes reden hören, wenn wir zu seinen Schafen gehören, bzw. Gott uns zu seinen Schafen machen möchte, in dem er uns zur Buße leitet, aus der Welt herausruft.

Das Gott uns dann immer im Hier und Jetzt begegnet, ist zwar wahr. Er sieht aber auch wo wir herkommen und wohin wir gehen. Dadurch bleiben wir in seiner Spur und gleichen nicht jenen, die nur aus dem Geist geboren sind und nicht aus Wasser ( Vergebung der Schuld empfangen haben) und Geist (den heiligen Geist empfangen haben).
Denn von denen heißt es:
Joh. 3,8 Der Wind (geistige Strömungen und Geister die nicht von Gott sind) weht, wo er will, und du hörst sein Sausen; aber du weißt nicht, woher er kommt, noch wohin er fährt. Also ist ein jeder der aus dem Geist geboren ist.

LG,
Thomas

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Hyperion

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Re: Evolutionstheorie und 1. Buch Mose - Ein Widerspruch?

von Hyperion am 10.04.2017 15:17

Kowalski schrieb:" So ein Unsinn. Was du gewesen bist spielt natürlich auch eine Rolle. Deine vergangenen Taten, ob gut oder böse, werden nicht hinfällig, obsolet und passé, nur weil ein neuer Tag anbricht."

Wo in diesem Aphorismus ist denn bitte zu lesen, dass vergangene Taten, ob gut oder böse, obsolet oder passè werden würden, nur weil ein neuer Tag anbricht? Also ich kann das dort beim besten Willen nicht lesen.

Wenn es heißt, dass Gott den Menschen nimmt und empfängt wie er ihn findet, dann bedeutet das lediglich, dass man so wie man ist, jederzeit zu Gott kommen kann und Gott den Menschen nicht aus Gründen, die in seiner Vergangenheit liegen, ablehnt.

Der Aphorismus ist Teil eines Traktats von Eckhart, in dem er unter anderem darauf aufmerksam machen möchte, dass Gott jederzeit dazu bereit ist, dem reuigen Sünder zu vergeben und Gottes Vergebung uneingeschränkt gilt, also tatsächlich alle Sünden vergeben werden, wenn man gegenwärtig darum bittet.

Aber mir ist durch deinen Kommentar jetzt bewusst geworden, dass ich in Zukunft besser keine Eckhart-Zitate mehr in meine Posts integrieren sollte, weil dies, aus mir allerdings völlig unverständlichen Gründen heraus, nur zu Missverständnissen führt. Ich würde jedoch wirklich gerne nachvollziehen können, wie man in solch einem Umfang etwas in einen Text hinein lesen kann, was dort gar nicht geschrieben steht? Das lässt eigentlich nur den Schluss zu, dass man gegenüber dem Autor völlig voreingenommen, ja gar vorurteilsbeladen ist und ihn deshalb nicht mehr neutral lesen und verstehen kann/mag. Schade, wirklich schade finde ich das!

Daniel

Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige; immer ist der wichtigste Mensch der, der dir gerade gegenübersteht; immer ist die wichtigste Tat die Liebe.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.04.2017 15:33.

Kowalski

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Re: Evolutionstheorie und 1. Buch Mose - Ein Widerspruch?

von Kowalski am 10.04.2017 13:23

Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)

So ein Unsinn.
Was du gewesen bist spielt natürlich auch eine Rolle. Deine vergangenen Taten, ob gut oder böse, werden nicht hinfällig, obsolet und passé, nur weil ein neuer Tag anbricht.

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Hyperion

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Re: Evolutionstheorie und 1. Buch Mose - Ein Widerspruch?

von Hyperion am 10.04.2017 11:23

Hallo Thomas,

nennmichdu schrieb: "Du meinst Also, immer dann wenn du im wortwörtlichen verständis der Genesis nicht mehr weiter weißt empfiehlt sich eine allegorische Auslegung? Wie entscheide ich denn darüber wie ich einen Text auszulegen habe? Und muss ich nicht auch andere Auslegungen auf ihre nachvollziehbarkeit überprüfen um sie dann ausschließen oder nicht ausschlieSsen zu können?"

Zunächst einmal bin ich der Überzeugung, dass sich die Bibel jedweder Form der Auslegung und Interpretation grundsätzlich nicht verschließt. Diesbezüglich also starre Regeln aufstellen zu wollen, erscheint mir nicht sinnvoll. Genausowenig sinnvoll ist es meiner persönlichen Meinung nach aber auch, das wörtliche Verständnis der Bibel, gegenüber anderen Formen der Exegese, zu bevorzugen und quasi als "Königsweg" zu betrachten. Andersrum kann man allerdings "auch vom Pferd fallen", sollte man sich dem wörtlichen Verständnis in Gänze verschließen wollen.

Deshalb kann ich dir leider keine, aus meiner Sicht verbindliche Empfehlung geben, wie die Bibel "am besten" auszulegen sei. Ich denke sie spricht auch durchaus sehr persönlich und individuell zu dem Leser bzw. der Leserin und ich habe auch schon die Erfahrung machen dürfen, dass sich ein bestimmter Bibeltext, den man schon viele Male über Jahre hinweg immer wieder gelesen hatte, urplötzlich auf einer bis dato unbekannten Bedeutungsebene und völlig neu erschließt.  

Wenn du mich also fragst, ob sich immer dann, wenn man mit dem wortwörtlichen Verständnis der Genesis nicht mehr weiter weiß, eine allegorische Auslegung empfiehlt, kann ich das, wenn du es so grundsätzlich und ausschließlich formulierst, eigentlich nur verneinen. Denn wenn man sich mit Allegorien nicht wohlfühlt, also nicht wirklich mit dieser Form der Auslegung vertraut ist und zudem vielleicht auch hinsichtlich seines Gottes- und Weltbildes, noch nicht in dem Maße klar sieht, dass man einen fest gegründeten Ausgangspunkt für seine Überlegungen hat, tappt man eventuell doch allzu sehr im dunkeln, weil einem dann die Orientierung fehlt. 

Denn allegorische Auslegung lebt ja im hohen Maße von Orientierung, da sie ansonsten sehr leicht in wilde Spekulation verfallen kann. Deshalb empfehle ich ja auch hinsichtlich des Genesistextes, ihn mit dem Johannesprolog und der Kolosserstelle in Verbindung zu setzten, da man dann die Vorstellungsbilder der einen Textstelle, mit den Vorstelllungsbildern der anderen beiden Textstellen vergleichen kann und auf diese Weise eine sehr gute Orientierung bekommt. 

Aber auch die Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben über die Bibel hinaus, seine historische Entwicklung in den letzten rund 2000 Jahren und die dabei maßgeblichen theologischen Fragestellungen und Autoritäten, habe ich persönlich, als für meinen Glauben und meine persönliche Entwicklung, ausgesprochen hilfreich, nützlich und immer wieder auch erhellend erlebt, weshalb ich dies, auch Bezug nehmend auf die Frage nach der Orientierung, sehr empfehlen kann. Auch mit den sogenannten apokryphen Schriften beschäftige ich mich diesbezüglich ganz gerne und ich verfolge mit Interesse die Themengebiete der Religion im Allgemeinen, wobei die Texte, die mich neben der Bibel am entscheidensten geprägt haben, ganz klar philosophischer Natur sind. 

Wenn du mich also fragst, ob man nicht auch andere Auslegungen auf ihre Nachvollziehbarkeit hin überprüfen sollte, um sie dann ausschließen oder nicht ausschließen zu können, kann ich das für mich ganz klar bejahen. In uns formt sich im Laufe des Lebens durch zahllose Einflüsse ein ganz bestimmtes Weltbild und wir haben daraus resultierend auch einen ganz bestimmten Blick auf das Leben im Allgemeinen. Ich denke es ist deshalb unbedingt sinnvoll, dieses Weltbild immer wieder kritisch zu hinterfragen, damit man nicht Gefahr läuft, quasi dogmatisch zu erstarren. Maßstab kann dabei sehr gut die Überprüfung der Nachvollziehbarkeit, der Schlüssigkeit und der intellektuellen Redlichkeit hinsichtlich des Inhalts von Textauslegungen sein. 

Bei all dem darf man aber vielleicht nicht vergessen, dass Gott sich auch auf ganz individuelle Weise dem Gläubigen, bzw der Gläubigen offenbaren kann/mag und man deshalb seine persönlich erworbenen Erkenntnisse, nicht zwangsläufig allgemein verbindlich formulieren sollte. 

Gott ist ein Gott der Gegenwart. Wie er dich findet, so nimmt und empfängt er dich, nicht als das, was du gewesen, sondern als das, was du jetzt bist. (Meister Eckhart)


LG
Daniel

Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige; immer ist der wichtigste Mensch der, der dir gerade gegenübersteht; immer ist die wichtigste Tat die Liebe.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.04.2017 11:28.

nennmichdu
Gelöschter Benutzer

Schöpfung- von der wörtlichen Auslegung zur sinnbildlichen Auslegung

von nennmichdu am 09.04.2017 12:30

Du meinst Also, immer dann wenn du im wortwörtlichen verständis der Genesis nicht mehr weiter weißt empfiehlt sich eine allegorische Auslegung? Wie entscheide ich denn darüber wie ich einen Text auszulegen habe? Und muss ich nicht auch andere Auslegungen auf ihre nachvollziehbarkeit überprüfen um sie dann ausschließen oder nicht ausschlieSsen zu können?

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Pavle

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Re: Evolutionstheorie und 1. Buch Mose - Ein Widerspruch?

von Pavle am 09.04.2017 12:13

Hallo Pavle, ...

Hallo @nennmichdu,

ich glaube du meinst @MarcusO und nicht mich. Ich habe mich längst aus dieser Diskussion ausgeklinkt.

Josua 24,15:
Gefällt es euch aber nicht, dem HERRN zu dienen, so erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter ... gedient haben, oder den Göttern ..., in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.

Alle Bibelstellen, soweit nicht anders angegeben, aus NeueLuther-Bibel.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.04.2017 12:14.

Hyperion

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Re: Evolutionstheorie und 1. Buch Mose - Ein Widerspruch?

von Hyperion am 09.04.2017 10:44

Schönen guten Morgen,

zunächst möchte ich gerne meine Dankbarkeit darüber zum Ausdruck bringen, dass sich nun mehr User an der Diskussion beteiligen! Burgen hat da nämlich einen sehr interessanten und beachtenswerten Aspekt in die Diskussion eingebracht, wie ich finde.

Burgen schrieb: "Manchmal denke ich, dass es so sehr leicht passieren kann unterschiedliche augenscheinliche Sachverhalte innerhalb bestimmter Ebenen zu vermischen. Und das kann leicht passieren, wenn plötzlich Emotionen mit hineinspielen.

Z.B. Ein Stuhl ist Gegenstand des Gesprächs. Jeder der beteiligten Menschen verbindet mit dem Wort Stuhl etwas anderes. Niemand ist sogleich in der Lage, sein eigenes Verständnis bezüglich Stuhl zu überprüfen oder hinterfragen. Also bauscht sich die ganze Situation auf und niemand weiß schlussendlich, warum das nun eskalieren musste und um was es letztlich ging. Denn jeder der Gruppe hatte vor seinem inneren oder äusseren Auge ein Stuhlbild."

Mit diesen leicht verständlichen Worten und dem sehr guten Beispiel darin, bringt Burgen nämlich ziemlich exakt das zum Ausdruck, was ich, in nur leider viel zu komplizierter und offensichtlich trotzdem nicht wirklich verständlicher Form, zum Ausdruck zu bringen versucht hatte. Dafür bin ich Burgen sehr dankbar und möchte gerne ihr oben zitiertes Beispiel aufnehmen und ein klein wenig aus meiner Perspektive heraus vertiefen.

Wenn wir Menschen uns über einen Stuhl unterhalten, dann weiß im Grunde genommen jeder Gesprächsteilnehmer sofort, was mit dem Begriff Stuhl gemeint ist (vorrausgesetzt natürlich, dass er der deutschen Sprache mächtig ist). Und auch wenn eventuell nicht jeder an dem Gespräch Beteiligte exakt dasselbe Vorstellungsbild von einem Stuhl im Kopf hat und der eine deshalb an einen Stuhl mit geschwungenen Beinen denkt, während die andere einen Stuhl mit geraden Beinen vor sich sieht, weiß doch schlussendlich jeder, was von der grundsätzlichen Definition her, ein Stuhl ist - nämlich ein Sitzmöbel mit vier Beinen, darauf angebrachter Sitzfläche und einer Lehne zum anlehnen.

Wie Burgen dann auch ganz richtig meinte, ist es tatsächlich sehr müßig darüber streiten zu wollen, ob ein Stuhl nun z.B. geschwungene oder gerade Beine haben muss, weil selbstverständlich beides möglich ist und die Form der Beine deshalb auch nichts an der grundsätzlichen Definition eines Stuhles ändert. Wenn nun aber jemand behaupten würde, ein Stuhl sei ein Gegenstand dessen Sitzfläche auf dem Boden aufliegt, während seine Beine schräg nach oben ragen und seitlich davon die Lehne angebracht sei, würde er die Wahrheit flugs auf den Kopf stellen und deshalb könnte er fortan auch nicht länger wahrheitsgemäß behaupten, dass er tatsächlich von einem Stuhl spräche. Wichtig und ganz wesentlich bei der Betrachtung eines Stuhles ist also zunächst einmal, dass man unbedingt seine grundsätzliche Definition (also z.B. seine äußere Form, den sinnvollen Aufbau, generell seine Zusammensetzung) beachtet.

Aber über diese grundsätzliche Definition hinaus, ist es außerdem noch wichtig und notwendig, dass man sich bei dem Gespräch über den Stuhl auch über den Kontext bewusst ist, innerhalb dessen man nur sinnvoll über den Stuhl sprechen kann. Denn die Gesprächsteilnehmer müssen sich ja nicht nur hinsichtlich der äußeren Form, die einen Stuhl zum Stuhl macht, bewusst sein, sondern darüber hinaus auch die Kategorie beachten, innerhalb derer ein Stuhl ein Stuhl ist. Und die dem Stuhl angemessene Kategorie, ist die Kategorie der Sitzmöbel und nicht z.B. die Kategorie der Pflanzen oder Lebewesen, obwohl Stühle ja sehr häufig aus Pflanzen (Holz) hergestellt werden und auch Lebewesen (Tiere) vier Beine haben.

Die Bedeutung der Einordnung innerhalb einer bestimmten Kategorie, kann vielleicht durch folgendes Beispiel ein bisschen verdeutlicht werden: Man stelle sich eine Ameise auf Nahrungssuche vor, die an einem Stuhlbein vorbei kommt. Da die Ameise aber viel zu klein ist, um das eine Stuhlbein, den weit entfernt stehenden anderen dreien, zuordnen zu können und sie deshalb auch nicht erkennt, dass sie vor einem Stuhl steht, fragt sie sich natürlich, was ihr da den Weg versperrt. Und da sie eine besonders schlaue Ameise ist, raspelt sie ein kleines Stück von dem Stuhlbein ab und nimmt die so gewonnene Probe gleich mit zum Ameisenlabor, damit sie dort untersucht werden kann. Schon kurze Zeit darauf hält sie den Zettel mit dem Laborergebnis in ihren Händen und ist ganz verblüfft, als sie das Ergebnis liest: Denn der seltsame Gegenstand, der ihr den Weg versperrt hatte, besteht aus Holz. Komisch, denkt sich da die Ameise, so einen seltsamen Baum habe ich ja noch nie gesehen....

Ich hoffe man versteht was ich sagen will. Wenn man sich über die korrekte Kategorie irgendeines Phänomens täuscht, kann man es noch so gründlich untersuchen und seine Zusammensetzung studieren, schlussendlich wird man es doch nicht richtig verstehen. Interessanter Weise verhalten wir Menschen uns aber sehr häufig ganz genauso wie die kleine Ameise in meinem Beispiel. Wir nehmen Proben, nutzen Mikroskope und noch weit kompliziertere Verfahren, um dem Wesen der Dinge auf die Spur zu kommen und doch schließen wir letzlich nicht korrekt, weil es uns hinsichtlich mancher Phänomene einfach nicht möglich ist, sie aus dem korrekten Blickwinkel heraus zu betrachten und ich persönlich finde ja, dass das Universum solch ein Phänomen ist.

Zusammengefasst kann man also sagen, und damit komme ich wieder auf Burgens Beispiel zu sprechen, dass die Gesprächsteilnehmer nur dann sinnvoll über Stühle sprechen können, wenn alle die gleiche Vorstellung hinsichtlich der grundsätzlichen Definition eines Stuhles haben und sich darüber hinaus auch einig sind, diese Vorstellung im Rahmen der korrekten Kategorie zu diskutieren. Wird nur eine dieser Voraussetzungen nicht beachtet, muss es im Laufe des Gesprächs über den Stuhl fast schon zwangsläufig zu Missverständnissen kommen, ja, man kann sich dann eigentlich gar nicht mehr sinnvoll über den Stuhl austauschen. 

Diese grundsätzlichen Überlegungen im Hinterkopf behaltend, stellt sich nun die Frage, wie man sinnvoll über den Schöpfungsbericht in der Genesis reden kann (bzw. reden könnte/sollte)? Und diesbezüglich hatte ich ja bereits mehrfach gesagt, dass man das meiner Meinung nach nur innerhalb des Rahmens geisteswissenschaftlicher, also z.B. theologischer und/oder philosophischer Kategorien tun kann. Denn die dem Schöpfungsbericht zugrunde liegenden Kategorien, sind ganz einfach völlig andere, als die Kategorien, die innerhalb der Naturwissenschaften ihre Berechtigung haben.

So ist z.B. "ein Tag", naturwissenschaftlich so definiert, dass damit der Zeitraum beschrieben wird, innerhalb dessen sich die Erde einmal komplett um ihre Achse gedreht hat, sprich 24 Stunden. "Der Tag" in der Genesis ist dagegen auf zweierlei Weise definiert, nämlich zum einen ist mit "Tag" einfach nur das Licht gemeint und zum anderen, wenn der Begriff einen Zeitablauf beschreiben soll, heißt es: es wurde Abend und es wurde Morgen - 1 Tag (vgl. 1.Mose 1,5).

Nun kann man natürlich versuchen, diese unterschiedlichen Verständnisweisen miteinander zu harmonisieren und das Bedürfnis nach solch einer Harmonisierung kann ich auch sehr gut verstehen, aber dabei verstrickt man sich meiner Meinung und Erfahrung nach eigentlich immer in Widersprüche, so dass das Verständnis des Textes schlussendlich nicht klarer, sondern vielmehr trüb und unnötig verkompliziert wird.

Denn spätestens wenn die Genesis erst an Tag 4 die Erschaffung der Sonne, des Mondes und der Sterne beschreibt (also erst nach der Erschaffung der Erde, der Kontinente und der Meere) kann man das unmöglich mit den Erkenntnissen der Naturwissenschaft, hinsichtlich der Entstehung der Gestirne und Planeten, in Einklang bringen. So oder so wird man dann entweder die Ergebnisse der naturwissenschaftlichen Forschung, oder die Wahrheit des biblischen Textes in Zweifel ziehen müssen.

Wenn man jedoch den biblischen Text unabhängig von der "Kategorie Naturwissenschaft" versteht, ihn also z.B. theologisch/philosophisch untersucht und dabei allegorisch auslegt, entstehen die Widersprüche erst gar nicht. Und da man dann die Sprachbilder der Schöpfungsgeschichte auch nicht mehr eingeengt innerhalb naturwissenschftlicher Kategorien betrachten muss, kann die Interpretation des Textes fortan im Rahmen der der Bibel angemessenen Kategorie erfolgen - und das ist letztlich die Bibel selbst (gemäß des reformatorischen Grundsatzes, dass sich die Bibel selbst auslegt)!

Deshalb machte ich ja auch schon gleich in meinem ersten Post dieses Threads darauf aufmerksam, dass für mich persönlich der Schöpfungsbericht aus der Genesis, untrennbar mit dem Schöpfungsbericht aus dem Johannesprolog und auch Kolosser 1,15-17 verbunden ist. In allen drei Textabschnitten erfährt man nämlich etwas über die Entstehung der Welt, so dass man umfangreiche Informationen darüber gewinnen kann, was es biblisch betrachtet hinsichtlich der Entstehung der Welt zu beachten gilt und für uns Gläubige von Bedeutung ist.

Ich bin mir natürlich darüber bewusst, dass die naturwissenschaftlichen Erkenntnisse hinsichtlich der Entstehung der Welt und auch der Evolutionstheorie, von einem gläubigen Menschen nicht einfach so ignoriert werden dürfen. Aber ich lasse mich von diesen Erkenntnissen nicht beunruhigen und schon gar nicht in meinem Glauben beeinträchtigen und dazu verführen, das naturwissenschaftliche Welterklärungsmodell als realer anzusehen, als "meinen Gott". Ich nehme sie vielmehr mit Interesse wahr und versuche sie, soweit es mir möglich ist, nachzuvollziehen. Dabei verliere ich aber niemals aus dem Blick, was für mein Leben zentral ist (und das ist alleine Gott) und welche Schlüsse sich denn nun wirklich aus den gewonnenen Informationen ziehen lassen und welche nicht. Und mit ein bisschen Glück, ergeht es mir dann vielleicht sogar noch ein bisschen besser, als der schlauen Ameise....

LG
Daniel

Immer ist die wichtigste Stunde die gegenwärtige; immer ist der wichtigste Mensch der, der dir gerade gegenübersteht; immer ist die wichtigste Tat die Liebe.

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nennmichdu
Gelöschter Benutzer

was Glaube ist

von nennmichdu am 08.04.2017 20:42

Hallo Pavle,


kann es sein das du "Glaube" mit unserer Vorstellung einer "Annahme", eines "für wahr" halten gleichsetzt?

Das ist aber Glaube im biblischen Sinne nicht.


Im Hebräerbrief Kapitel 11 lesen wir:

1 Der Glaube aber ist eine Wirklichkeit (oder Grundlage) dessen, was man hofft, ein Überführtsein von Dingen, die man nicht sieht.

2 Denn durch ihn haben die Alten Zeugnis erlangt.

3 Durch Glauben verstehen wir, dass die Welten (oder Zeitalter - griechisch Äonen) durch Gottes Wort bereitet worden sind, so dass das Sichtbare nicht aus Erscheinendem (das heißt: aus den Dingen, die mit den Sinnen wahrgenommen werden können)  geworden ist.


Wenn du schreibst


Wie du schon gesagt hast: es ist gut zu forschen (denn das bringt uns Gottes Wort näher) aber der Glaube das alles schon seinen Grund hat, ist wichtiger.


dann kann ich dahinter erkennen, das du die Bibelstellen, die du noch nicht verstehst, trotzdem für wahr und richtig halten möchtest, weil du weiß das Gott es insgesamt gut macht und meint mit uns.

Wenn es aber um die Erkenntnis und um Weisheit geht (um die wir bitten können/sollen wenn wir hier Mangel haben) dann sollen wir nicht fruchtleer bleiben, sondern danach trachten. Nicht das wir alles wissen können, aber es geht hier um eine Zunahme von Verständnis.

Wenn ich anderen Zeugnis abgeben möchte, über das was ich glaube, klingt es doch wenig überzeugend, wenn ich lediglich sage, Gott hat halt die Welt in 6 Tagen geschaffen und damit Basta und Ende der Diskussion. Dann sind wir wieder im Mittelalter und warten auf den nächsten Ketzer. 

Antworten

MarcusO
Gelöschter Benutzer

Re: Evolutionstheorie und 1. Buch Mose - Ein Widerspruch?

von MarcusO am 08.04.2017 20:12

Das ist gut, dass du hier den erhobenen Zeigefinger siehst. Denn so ist das auch gemeint. Denn wenn du erkennst, wie gering das menschliche Denkvermögen im Vergleich zu Göttlichen Fähigkeiten und Dimensionen ist, dann stehen die Chancen für dich gut zu erkennen, dass es dem Menschen unmöglich ist jede Antwort zu finden. Es ist gut zu forschen, aber Glaube und Anbetung ist bei weitem wichtiger und sollte daher zeitlich gesehen den meisten Raum einnehmen. So soll der erhobene Zeigefinger einfach nur daran Erinnern.

sehe ich ähnlich. Wobei ich nicht denke das Gott böse mit uns ist wenn wir versuchen sein WOrt zu verstehen (das liegt halt an unserer Menschlichen Natur alles erklären zu wollen), aber wir müssen auch erkennen und einsehen das wir eben nicht alles verstehen können. Wie du schon gesagt hast: es ist gut zu forschen (denn das bringt uns Gottes Wort näher) aber der Glaube das alles schon seinen Grund hat, ist wichtiger.

LG 

Antworten
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