Suche nach Beiträgen von christ90
Erste Seite | « | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 ... 13 | » | Letzte
Die Suche lieferte 121 Ergebnisse:
Re: Nähe vs. Distanz
von christ90 am 17.10.2015 11:32
Hallo Cleo,
Ist jetzt nicht weiter schlimm, hat mich in dem Moment halt nur etwas verwundert mir negative Erfahrungen zuzuschreiben (persönlich oder mit anderen Christen).
Wo ich ja zuvor bereits dezidiert schrieb:
und wie ja auch aus dem Text schon hervorgeht: "Es gibt Menschen, ..."
Ich unterstelle dir da keine böse Absicht oder so; so kleine Unachtsamkeiten können schon mal passieren. Gerade wenn es um subjektive Belange geht empfiehlt es sich daher auch schon mal genauer (im Zweifelfall auch mehrmals) zu lesen.
Die mir persönlich bekannten Christen sind im Übrigen durchweg in Ordnung.
Re: Nähe vs. Distanz
von christ90 am 17.10.2015 07:16Vielleicht verstehe ich besser was du meinst, wenn du es mir erklärst.
Nun, zunächst: Die Frage, die sich mir im Grunde stellt, ist, inwiefern sich die Gotteserfahrung im Laufe der Zeit berechtigterweise verändert hat; vornehmlich in Bezug auf die Ehrfurcht, die ehrfürchtige Distanz.
Was die vorgeschichtliche Gotteserfahrung betrifft, so fällt es schwer hierüber bestimmte Aussagen zu treffen. Wie schwer muss es uns heutigen, christlich geprägten Menschen auch fallen, uns in die Menschen der damaligen Zeit hineinzuversetzen. Dennoch finde ich finde es ungemein spannend, sich, immerhin ansatzweise, zu vergegenwärtigen, wie diese Menschen Gott wohl erfuhren.
Wohl war es bereits ihnen möglich zu erkennen, dass Gott - und zwar nur ein Gott - ist, und es spricht einiges dafür, dass schon ganz früh Menschen Monotheisten waren. Doch hatten sie von diesem Gott keinerlei Wissen. So waren sie darauf angewiesen, allein aus ihren Beobachtungen und Erfahrungen Rückschlüsse auf ihn zu ziehen. Sie sahen sich umgeben von einer Natur die einerseits unsagbar schön und faszinierend, andererseits auch hart und gefahrvoll war. Dementsprechend fiel auch ihr Gottesbild aus. Aufgrund des Erfassens ihrer Situation in der Welt, fühlten sie eine starke Abhängigkeit von Gott. Man kann wohl davon ausgehen, dass die Anfänge der Ehrfurcht bis in diese Zeit zurückreichen, wiewohl die Betonung noch eher auf der Furcht gelegen haben mag.
Man vergegenwärtige sich die Szene am Sinai:
Bereits Gottes Namen auszusprechen war Tabu. Nur ausgewählte Personen durften sich ferner dem Allerheiligesten nähern. Wer dies unberechtigterweise tat wurde mit dem Tod bestraft.
Num 18,7: Du aber und mit dir deine Söhne, ihr sollt euer Priesteramt in allem ausüben, was den Altar und den Raum hinter dem Vorhang betrifft; dort sollt ihr euren Dienst tun. Als einen Dienst, der ein Geschenk ist, übergebe ich euch das Priesteramt. Wer sich nähert, ohne dazu befugt zu sein, ist mit dem Tod zu bestrafen.
Inwiefern hat sich die Situation nun seit Jesus verändert?
1 Joh 4,18: Die völlige Liebe treibt die Furcht aus.
Ist damit auch die Ehrfurcht gemeint? Wohl kaum. Eine tiefe Ehrfurcht ist euch heute noch angebracht; nur die Angst ist gewichen, hat einer inneren Freiheit Platz gemacht.
Wie du schon anschaulich beschriebst: Gott ist nicht unser „Mädchen für alles". Konfrontieren wir ihn mit allen möglichen Banalitäten des Alltags, dann ist es mit der Ehrfurcht ganz schnell vorbei und wir verlieren obendrein das Wesentliche aus dem Blick. Dies erachte ich im Wesentlichen als ein Phänomen der neueren Zeit.
Re: Nähe vs. Distanz
von christ90 am 16.10.2015 23:56Nun, dieser Satz bezog sich im Wesentlichen auf dich; auf, ich zitiere:
Ein weiteres Beispiel:
Ich finde es zwar nett von dir, mir positive Erfahrungen wünschen. Doch frage ich dich: Was hat das eine mit dem anderen zu tun? Wie kommst du dazu einen Bezug herzustellen zwischen meinen von außen gewonnenen Eindrücken und meinen persönlichen Erfahrungen? –
Vielleicht gibt es hier einfachVerständnissprobleme.
Der eine beschreibt die Nähe als das kumpelhafte Verhalten, der nächste denkt aber an die Nähe von Gott zu uns, die Liebe.
Auch bei der Distanz gibt es einmal die Ehrfurcht und den Respekt, und gleichzeitig wird es von anderen verstanden als die gefühlte "Gottesferne".
Nun, Liebe und eine gewisse - heilige - Distanz, die der Umgang mit Gott nun mal mit sich bringt sind für mich kein Widerspruch. Kumpelhaftes Verhalten ist für mich keine Nähe. In letzterem stimme ich dir zu. In diesem speziellen Sinne habe ich Distanz hier jedoch nicht gemeint.
Re: Nähe vs. Distanz
von christ90 am 16.10.2015 11:34Finde es schon interessant, wie hier Aussagen getroffen werden bezüglich meines Gebetslebens, ohne jeglicher Grundlage...
Re: Nähe vs. Distanz
von christ90 am 16.10.2015 10:30@Emil: Denke ich das? Ich schrieb von meiner eigenen Erfahrung, habe Parallelen gezogen zu deiner. Vielleicht waren unsere Erfahrungen, bei ähnlicher Situation, doch unterschiedlicher. Ich spreche dir deine Erfahrung nicht ab.
Liege ich damit falsch?
Cleo: Durchschaut ist mit Sicherheit übertrieben. Um einen Menschen wirklich zu durchschauen muss man diesen schon ziemlich gut kennen und über die Vorgänge in seinem Innern Bescheid wissen. Auch schreibe ich hier nicht von bestimmten, mir näher bekannten Personen; eher exemplarisch von bestimmten religiösen Ausprägungen.
Tut es das? Ich habe mich bemüht meine Erfahrung möglichst getreu wiederzugeben. Auch das erwähnte Zitat beruht augenscheinlich auf Erfahrung. Für theologische Spekulationen habe indes auch ich wenig über.
Wie die "richtige Haltung" zu Gott ist und wie das "richtige Gebet" aussieht?
Da appelliere ich an die Verantwortung jedes einzelnen. Ich sehe meine Aufgabe nicht darin Gebet zu erklären. Da gibt es wohl schon genügend "Ratgeber". Eine allgemeine "Gebetsformel" aufzustellen wäre m. E. so ziemlich das Unsinnigste und Vermessendste, das einem in den Sinn kommen könnte.
Re: Nähe vs. Distanz
von christ90 am 16.10.2015 07:20Danke für eure Beiträge.
Das glaube auch ich. Die Natur bringt uns Gott näher, gibt uns einen Einblick in seine Größe und Herrlichkeit. Wenn wir sie, seiner eingedenk, erfahren, mit offenen Sinnen in uns aufnehmen, so hat Gott bereits seine Freude daran.
Dass Gott etwas gegen Nähe hätte habe ich so nicht behauptet. Auch ist mir keine Schriftstelle bekannt, die dies belegen würde.
Wenn sich Gott uns gegenüber die meiste Zeit im Hintergrund hält, so hat dies nicht damit zu tun, dass er keine Nähe zu uns wünscht. Er tut dies vielmehr in Hinblick darauf, Menschen eine wirkliche Entscheidung für oder gegen ihn zu ermöglichen. Gott will sich von uns finden lassen. Erst indem uns so recht bewusst wird, dass wir seiner bedürfen, wir auf ihn hin geschaffen sind, wissen wir so recht was wir an ihm haben und können ihn von Herzen lieben. Ferner will Gott, dass wir auf ihn hoffen:
Denn wir sind gerettet, doch in der Hoffnung. Hoffnung aber, die man schon erfüllt sieht, ist keine Hoffnung. Wie kann man auf etwas hoffen, das man sieht? (Röm 8,24)
Denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende (2Kor 5,7)
Es gibt Menschen, die fortwährend aus sind auf „Nähe", sei es im Lobpreis oder in Situationen des Alltags. Jedes kleinste vermeintliche Erlebnis mit Gott wird gleichsam protokolliert. Sie wähnen sich Gott nahe, wiewohl er seine Finger in Wahrheit schon längst nicht mehr im Spiel hat; einer Veräußerlichung des Glaubens leistet er schließlich keinen Vorschub. Auch diese Menschen führen in Wahrheit einen Scheindialog.
Ich möchte ferner noch eine Stelle aus einem Buch zitieren, die ich hier passend finde:
Diese Zeilen mögen nüchtern klingen, vor allem wenn man bedenkt, dass sie von einem Priester, Psychologen und Theologen stammen. Und doch halte ich sie für bedenkenswert.
@Emil: Die Erfahrung, die du beschreibst, habe in ähnlicher Form auch ich schon gemacht und ich kann das was du schreibst zu 100% nachvollziehen. Doch scheint mir Zwiesprache hier das falsche Wort. Gerade in Situationen der Ohnmacht, wenn es hart auf hart kommt, wirft der Mensch seine ganze Hoffnung auf Gott und überlässt ihm wohl oder übel die Situation. Für innige Zwiesprache bleibt da, nach meiner Erfahrung, kein wirklicher Raum.
Diese Befürchtung habe ich nicht. Beim eigentlichen Gebetsakt, in dem man sein Anliegen vorbringt, handelt es sich ja im Grunde um einen Monolog, einen vor Gott wohlgemerkt. Wobei „Monolog" hier zu kurz greift, zumal er nur die konkreten Worte umfasst. Dabei beinhaltet Gebet ja noch viel mehr, auch das Unausgesprochene, sowie unser seelisches Befinden insgesamt.
Wenn ich zu Gott bete, dann „erwarte" (ich bin mir dessen gewiss) ich zunächst einmal, dass er mich sieht, sieht wie es mir ergeht, was in meinem Herzen vorgeht; allein das hat für mich schon etwas Befreiendes, Heilsames. Da erwarte ich noch keine direkte Antwort, kein Echo.
Re: Nähe vs. Distanz
von christ90 am 15.10.2015 06:40Lieber Willy,
Zwischen Gebet und Zwiesprache liegt m. E. doch ein erheblicher Unterschied. Beim eigentlichen Gebet handelt es sich um das „einseitige" sich mitteilen des Menschen an Gott - nicht um einen wechselseitigen Austausch. Von daher finde ich es, offen gestanden, bedenklich, wenn es zu einer Art innerer Zwiesprache verkommt; dann läuft man schnell Gefahr in eine Art „Pseudodialog" zu verfallen. Gott ist nun mal kein herkömmlicher Gesprächspartner. Eine eigentliche, fortdauernde Zwiesprache halte ich daher schwerlich für möglich.
Noch eines möchte ich festhalten: Auch wo das Verhältnis zu Gott nicht so innig ausfällt, der Austausch nicht so rege ist, bedeutet dies nicht, dass Menschen Gott nicht auch dieselbe Hochachtung entgegen brächten, und die ihnen übertragene Aufgabe gewissenhaft erfüllten.
Nähe vs. Distanz
von christ90 am 14.10.2015 20:35Ich möchte gerne ein Thema aufgreifen, welches mich im Grunde schon seit längerem, namentlich seit dem Thread über die Formen der menschlich-göttlichen Interaktion sowie meiner Begegnung mit dem Gebiet der Religionsphänomenologie gleichermaßen bewegt wie fasziniert: Die Verschiedenartigkeit der menschlichen Gotteswahrnehmung, vornehmlich innerhalb des Christentums. Dabei fällt mir auf, wie sehr sich die heutige, christlich gefärbte, großenteils von der ursprünglichen, auf der Uroffenbarung sich gründenden Gotteserfahrung entfernt und seither mannigfach verzweigt hat.
Ein zentraler Aspekt scheint mir hierbei zu liegen im Verhältnis von Nähe und Distanz, genauer: dem Umstand von größtmöglicher Nähe bei gleichzeitiger unendlicher Distanz. Auf der einen Seite ist Gott uns unendlich entrückt, auf der anderen wieder so unfassbar nah, näher als je ein Mensch uns zu sein vermag. Diese scheinbare Ambivalenz löst sich jedoch, wenn man bedenkt, dass sich bei dieser Art von Nähe um eine grundsätzlich verschiedene handelt im Vergleich zu jener, die aus engem persönlichem Verhältnis erwächst. Jene ist getragen von einer tiefen Ehrfurcht und innerer Weite, während letztere doch sehr menschlich ist, mit einem Zug zur Vereinnahmung.
Auch das intimste Verhältnis zu Gott muss m. E. getragen sein von jener Ehrfurcht. Keinesfalls darf Gott verkommen zu einer Art imaginärem Gesprächspartner, mit dem man fortwährend innere Zwiesprache führt. Dann läuft man Gefahr zu vergessen, mit wem man es eigentlich zu tun hat und die Ehrfurcht vor dem Erhabenen geht verloren. Auch wenn das menschliche Verlangen nach Nähe groß ist, halte ich eine heilige Distanz - auch und gerade im Gebet - für unerlässlich. Auch Gott ist ja offensichtlich darauf bedacht, dass diese gewahrt bleibt. M. e. sollte man sich dieser Distanz stellen und danach fragen, weshalb sie wohl von Nöten ist.
Eine mögliche Erklärung liegt für mich in dem Umstand, dass unsere Zeit hier gewissermaßen eine Bewährungsprobe darstellt, in der sich unsere Gesinnung erweisen soll. Die „Auswertung" erfolgt erst am Ende. Gleichsam einer Klausur mit anschließender Nachbesprechung. Wobei der Vergleich natürlich hinkt: Schließlich geht es vor Gott nicht um Leistung, sondern einzig um unsere Gesinnung, unser Herz. Und doch erfolgt seine klare Stellungnahme zu uns und unseren Taten erst im Anschluss an unser Erdenleben. Dies würde seine Zurücknahme im hier und jetzt ein Stück weit erklären.
Was sind eure Meinungen und Erfahrungen diesbezüglich?
Re: Dankbarkeit
von christ90 am 06.10.2015 02:36Gerade hierin erblicke ich ein weiteres, vielleicht das stärkste Motiv für Dankbarkeit: Das der Vergebung.
Lk 7,47b: Wem aber wenig vergeben wird, der liebt wenig. d.h.: entwickelt auch wenig Dankbarkeit.
Wo Vergebung wirklich erfahren wird, erwächst daraus Dankbarkeit, Hochachtung, Loyalität und Vertrauen. Letztlich ist jeder Mensch darauf angewiesen und Gott will uns vergeben wo es nur geht; ist bereit über Fehler hinwegzusehen, wo wir uns nicht mit ihnen identifizieren. Die Geduld, mit der er sich auch seiner „Sorgenkinder" annimmt, sich ihnen bezeugt, seine Güte, Langmut und Nachsicht sind beispiellos.
Jes. 42,3: Das geknickte Rohr wird er nicht zerbrechen und den glimmenden Docht wird er nicht auslöschen. (vielmehr alles daran setzen, dass dieser eben nicht ausgelöscht werde)
Gleich dem Hirten, der dem verlorenen Schaf nachgeht, kämpft Gott um jeden Menschen und tut sein möglichstes, auf das er zur Erkenntnis der Wahrheit gelangt. (kämpfen: nicht i. S. v. „verzweifelt mit allen Mitteln darum ringen"). Mit größter Souveränität setzt er da an, wo es am wirkungsvollsten ist, um Menschen wirklich zu treffen und zur (Selbst)Einsicht zu führen. Behutsam zieht er die Fäden im Hintergrund, in der Absicht selbst Menschen, die noch kein Bewusstsein für ihn, den wahren Gott, entwickelt haben, allmählich zu läutern und innerlich zu wandeln. Sein Umgang mit einem jedem von uns ist meisterhaft, in höchstem Maße zielgerichtet, auch wenn wir dies kaum zu erfassen vermögen. -
Gleich einem liebenden Vater hat er für seine Kinder nur das Beste im Sinn. Wir können es uns gar nicht vorstellen wie sehr er uns liebt und wie sehr ihm daran gelegen ist uns zu vollem Glück zu führen.
Re: Dankbarkeit
von christ90 am 03.10.2015 21:28@solana: Ein interessanter, mit Sicherheit richtiger Gedanke. Durch das Lob wird einem bewusst, wofür man Gott eigentlich zu Dank verpflichtet ist, hilft man der Dankbarkeit gleichsam auf die Sprünge. Auch wenn darin wohl nicht der Hauptimpuls für Lob liegt, ist es doch ein positiver Nebenaspekt.
Das gemeinsame Singen von Lobliedern finde auch ich eine schöne Sache, zumal es auch mit Ekstase rein gar nichts zu tun hat. Es ist einfach ein schöner Ausdruck von Gemeinschaft. So lange eine heilige Distanz gewahrt und das Bewusstsein nicht vernebelt wird, ist auch alles in Ordnung. Ich persönlich sehe darin einfach ein Zeichen von Ehrfurcht und Respekt. Und solange diese gewahrt bleiben sehe ich auch keine Gefahr, dass es oberflächlich werden könnte.
@Wintergruen: Ich denke, hier muss man differenzieren.