Stressfamilie

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cipher
Gelöschter Benutzer

Stressfamilie

von cipher am 08.07.2014 10:34

Würde man alles aufführen wollen, bräuchte man ein Buch.

Es sind Geschwister, denen wir schon häufig geholfen haben, weil sie immer wieder in Not - oder Nöte - geraten. Er - Vater vierer Töchter - war lange psychisch krank und ist auch heute noch "auffällig" - das macht den Umgang manchmal schwer. Er ist ebenfalls Frührentner, seine Frau arbeitet in nicht sonderlich gut bezahlter Anstelung in einem Altersheim als Köchin.

Die beiden ältesten Töchter haben sich von ihren Eltern abgesetzt. Die dritte ist verheiratet, hat inzwischen eine kleine Tochter. Die Jüngste ist nicht verheiratet, hat weder Schul- noch Berufsausbildung komplett abgeschlossen, ist nun aber seit einem Jahr ebenfalls Mutter. Ihr beiden Eltern haben die junge Mutter und deren Kind zu sich genommen. Die Jüngste geht furchtbar respektlos mit ihren beiden Eltern um, was teilweise auch an den Problemen in früher Jugend und Kindheit mit dem kranken Vater liegt.

Eine Weile fand dort meistens unser Hauskreis statt, bis die Belastung zu groß wurde (durch die wieder eingezogene Tochter samt Enkel) so dass der Hauskreis nun verlegt ist. Das an sich ist kein Problem.

Aber wann immer wir von dieser Familie hören - es knirscht und kracht im Gebälk, dass man es meilenweit hören könnte. Es gibt bitterbösen Streit zwischen der dritten Tochter und den Eltern, weil die ihren Eltern misstraut in Sachen Kinderbetreuung. Sie hat ihren Eltern deswegen sogar das Jugenamt "geschickt". Die Mutter der Familie hat binnen kurzem zwei Autos zu Klump gefahren - eines fuhr sie einfach in eine überschwemmte Straße - Totalschaden. Das andere knallte vollkommen ohne Fremdbeteiligung innerorts gegen eine Mauer - Totalschaden.

Eines ihrer Autos hatte einen Motorschaden - Geld für die notwendige Reparatur war nicht da. Wir halfen ihnen, das Fahrzeug trotzdem zu verkaufen, um ein günstiges zu bekommen, damit sie einen Teil ihrer Schulden zurückzahlen konnten. Das gelang auch - doch mit dem neuen Wagen kam Papa nicht zurecht. Wir überließen ihnen einen Wagen mit Automatik - das klappte prima. Doch als die Jüngste nun wieder einzog, wollte sie, wenn sie denn einen Führerschein hätte, die "Karre" nicht fahren. Ein VW Beetle sollte es sein. Mit dem Papi nun wieder kaum fahren kann.

Jetzt bekam die Jüngste dieser Tage einen Nervenzusammenbruch, weil ihr die Arbeit mit ihrem Kind zu viel wurde. Sie hat sonst nichts, gar nichts zu tun...

Wirklich - das ist nur ein Bruchteil dessen, was dort wirklich geschieht.

Oft lud ich Papa ein, um ihm einmal Gelegenheit zu geben, sich auszusprechen. Kaffe trinken. Ein Schnack unter Männern. Eine Runde spazieren gehen, auch mit unserem Hund.

Doch es scheint sich noch immer alles zuzuspitzen.

Ich selbst bin ebenso ratlos, wie meine Frau. Wo und wie kann man hier noch helfen, außer durch tätige Fürbitte? Die Mutter der Familie trägt die Hauptlast, weil weder die Jüngste noch ihr Gespons daran denken, etwas im Haushalt mitzuhelfen. Ihm machte ich deswegen auch schon behutsame Vorhaltungen. Er nichte und schien einsichtig - doch es änderte sich nichts. Dass Mami noch immer aufrecht stehen und gehen kann, wirkt zuweilen wie ein Wunder, bei dieser Last.

Eigentlich müsse man die ganze Familie unter "betreutes Wohnen" in Obhut nehmen. Doch wer kann das leisten?

Vielleicht hat der eine oder die andere ein paar Gedanken dazu...

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