Müssen Christen den Zehnten geben

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chestnut
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Beiträge: 639

Re: Müssen Christen den Zehnten geben

von chestnut am 19.04.2017 09:55

Die 10 Gebote sind eine Art "Grundeinheit", die Gott dem Volk Israel durch Mose am Sianai gegeben hat. Dazu kamen ja noch viele weitere Gebote, Reinheitsgebote, Opfergebote usw.

Die Reinheitsgebote sind/waren u.a. auch Hygienegebote, die vor Krankheiten schützten.

Die Opfergebote und das Zelt, wo sie dargebracht wurden, haben auch symbolischen Charakter auf Jesus hin. Deshalb hat Jesus das Gesetz Mose "erfüllt", oder anders ausgedrückt, durch seinen Tod und Auferstehung ersetzt (Neuer Bund).

Jesus setzt die 10 Gebote nicht ausser Kraft, sie sind quasi die Basis eines guten Zusammenlebens eines Volkes. Deshalb haben sie auch einen bedeutenden Stellenwert.
Ich habe zum Wort "du sollst" einmal gelesen, dass es auch mit "du wirst" übersetzt werden könnte. Das Erfüllen der Gebote ist also eine natürliche Folge der Nachfolge im Glauben, eine dazugehörende Konsequenz. Das erste Gebot heisst: Du sollst Gott deinen Herrn lieben von ganzem Herzen, mit ganzem Verstand und mit allem was in dir ist. Das Einhalten dieser nachfolgenden Gebote ist also auch ein Liebeszeichen für den Bund, den Gott mit dem Volk geschlossen hat.

Beim Gebot des 10. (im Alten Testament wörtlich so genannt), handelt es sich um das "religiöse Leben". Die Priester erhielten keinen Lohn für ihren Dienst. Er diente dazu, dass die Priester und Leviten und Sänger, die teilweise ihren Dienst vollzeitlich taten, davon leben konnten.
Jesus hat diesen 10. nicht einfach ausser Kraft gesetzt. Er sagte: "Gebt dem Kaiser was dem Kaiser gehört und Gott, was Gott gehört".

Was ich damit sagen möchte:
Es hat noch eine Art höheren Stellenwert, es betrifft nicht nur das Zusammenleben untereinander, sondern speziell das religiöse Leben. Für mich ist das Geben des 10. nicht nur ein Akt der Verpflichtung (Gebot) als Frau, die Jesus lieb hat, sondern es ist auch ein Zeichen der Liebe an ihn, es ist auch ein Zeichen der Dankbarkeit für den geistlichen Dienst, den andere für mich tun: Ich darf kostenlos in den Gottesdienst gehen (Kollekte ist freiwillig), wo ich von Jesus gestärkt werden darf; ich darf das Gebäude betreten ohne Eintritt zu bezahlen; ich darf Seelsorge in Anspruch nehmen wenn ich das möchte, ebenfalls ohne dafür einen Geldbetrag bezahlen zu müssen. Natürlich erwarte ich dabei auch, dass das Geld sinnvoll verwendet und dass transparent damit umgegangen wird.
Einen Betrag meines Gehalts für das Reich Gottes zu geben, hat also auch mit Dankbarkeit Gott gegenüber zu tun, denn vieles, das ich einfach so "benutze" (Gottesdienstbesuch und vieles mehr, das sich in und durch eine Gemeinde abspielt), könnte nicht durchgeführt werden, wenn es nur auf Basis von Freiwilligenarbeit ohne Bezahlung der Mitarbeitenden geschehen würde.

Liebe Grüsse
Chestnut

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Greg

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  fester Bestandteil

Beiträge: 707

Re: Müssen Christen den Zehnten geben

von Greg am 19.04.2017 10:42

Und in 5.Mose 14,22 steht ganz klar geschrieben: Du sollst Jahr für Jahr den Zehnten abgeben von allem Ertrag deiner Saat, der aus dem Acker kommt

Das gilt für alle Menschen. Da steht nichts davon, dass Christen oder Juden, oder, oder, davon befreit wären..
Na prima, hol schon mal deine Sichel raus. 

Ich bin eine fröhliche Knackwurst! 

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solana

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Re: Müssen Christen den Zehnten geben

von solana am 19.04.2017 10:58

Paulus beschreibt die Rolle der Gebote so:

 

Gal 3, 19 Was soll dann das Gesetz? Es wurde hinzugefügt um der Übertretungen willen, bis der Nachkomme käme, dem die Verheißung gilt; verordnet wurde es von Engeln durch die Hand eines Mittlers. 20 Ein Mittler aber ist nicht Mittler eines Einzigen, Gott aber ist Einer. 21 Wie? Ist dann das Gesetz gegen Gottes Verheißungen? Das sei ferne! Denn nur, wenn ein Gesetz gegeben worden wäre, das lebendig machen könnte, käme die Gerechtigkeit wirklich aus dem Gesetz. 22 Aber die Schrift hat alles eingeschlossen unter die Sünde, damit die Verheißung durch den Glauben an Jesus Christus gegeben würde denen, die glauben. 23 Ehe aber der Glaube kam, waren wir unter dem Gesetz verwahrt und eingeschlossen, bis der Glaube offenbart werden sollte. 24 So ist das Gesetz unser Zuchtmeister gewesen auf Christus hin, damit wir durch den Glauben gerecht würden.
Befreiung zur Gotteskindschaft
25 Da nun der Glaube gekommen ist, sind wir nicht mehr unter dem Zuchtmeister. 26 Denn ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Christus Jesus. 27 Denn ihr alle, die ihr auf Christus getauft seid, habt Christus angezogen. 28 Hier ist nicht Jude noch Grieche, hier ist nicht Sklave noch Freier, hier ist nicht Mann noch Frau; denn ihr seid allesamt einer in Christus Jesus. 29 Gehört ihr aber Christus an, so seid ihr ja Abrahams Nachkommen und nach der Verheißung Erben.

Gal 4, 1 Ich sage aber: Solange der Erbe unmündig ist, ist zwischen ihm und einem Knecht kein Unterschied, obwohl er Herr ist über alle Güter; 2 sondern er untersteht Vormündern und Verwaltern bis zu der Zeit, die der Vater bestimmt hat. 3 So auch wir: Als wir unmündig waren, waren wir geknechtet unter die Mächte der Welt. 4 Als aber die Zeit erfüllt war, sandte Gott seinen Sohn, geboren von einer Frau und unter das Gesetz getan, 5 auf dass er die, die unter dem Gesetz waren, loskaufte, damit wir die Kindschaft empfingen. 6 Weil ihr nun Kinder seid, hat Gott den Geist seines Sohnes gesandt in unsre Herzen, der da ruft: Abba, lieber Vater! 7 So bist du nun nicht mehr Knecht, sondern Kind; wenn aber Kind, dann auch Erbe durch Gott.

Das Gesetz sagt: "Du musst" - egal, ob du verstehst, warum und egal, ob du selbst das einsiehst und selbst willst.
"Fremdbestimmt" wie ein Knecht, der um Lohnes willen arbeitet oder ein unmündiges Kind, das eine harte Hand braucht, weil es selbst noch nicht reif genug ist.

Im neuen Bund erfüllt sich die Verheissung, die dieses Jahr die Jahreslosung ist:
Hes 36, 26 Und ich will euch ein neues Herz und einen neuen Geist in euch geben und will das steinerne Herz aus eurem Fleisch wegnehmen und euch ein fleischernes Herz geben. 27 Ich will meinen Geist in euch geben und will solche Leute aus euch machen, die in meinen Geboten wandeln und meine Rechte halten und danach tun.

Durch den "Geist der Kindschaft", der ruft "Abba, lieber Vater" - nicht durch den "Zuchtmeister" "du sollst".
Durch diesen Geist der Kindschaft ist die Liebe Gottes "ausgegossen" in unser Herz" (Röm 5, 5) - die Liebe zum Vater und auch die Liebe zu unseren Mitmenschen.
Und diese Liebe erfüllt das ganze Gesetz und die ganzen Propheten (wie es mehrfach im NT betont wird).
Als Christen sollen wir uns darauf ausrichten, diesem Geist in uns Raum zu geben und uns von dieser Liebe treiben und motivieren  zu lassen. So leben wir in diese Kindschaft, zu der wir befreit sind.(Röm 8,14 Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder.)

Und nicht danach suchen, wieder eine "unmündige/knechtische" Gesinnung als Motivation für unser Handeln aufbauen und fragen: "Was muss ich und was darf ich".

Ein Beispiel für das Geben , so wie der liebende Geist Gottes treibt, steht im Johannesbrief:

1Joh 3,17 Wenn aber jemand dieser Welt Güter hat und sieht seinen Bruder darben und verschließt sein Herz vor ihm, wie bleibt dann die Liebe Gottes in ihm?

Johannes sagt dazu nicht: "Ihr müsst dem darbenden Bruder aber etwas geben, denn so fordert es das Gesetz".

Stattdessen sagt er: 18 Meine Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern mit der Tat und mit der Wahrheit.

"Die Liebe Gottes in uns" ist da und sie will auch durch uns zum Zuge kommen und wirken.
Und das tut sie auch, wenn wir "unser Herz nicht verschliessen" und das wirklich in die Tat umsetzen, was Gott uns "ans Herz legt", nicht nur "fromm darüber reden".

Deshalb haben - meiner Ansicht nach - solche Diskussionen "Muss ich geben, wieviel Bibelleses ist nötig, wieviel muss ich beten usw?" einen völlig falschen Ansatz.
Es geht im Christenleben nicht darum, die genauen Grenzen des "du musst" (unmündig und knechtisch) festzulegen, sondern darum, sich vom Geist Gottes so verändern zu lassen, dass seine Liebe unser Leben in allem von Grund auf bestimmt. Und in dieser "Kindschaft" immer mehr zu wachsen.

Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.04.2017 11:00.

geli
Gelöschter Benutzer

Re: Müssen Christen den Zehnten geben

von geli am 19.04.2017 14:03

Solana:   Deshalb haben - meiner Ansicht nach - solche Diskussionen "Muss ich geben, wieviel Bibelleses ist nötig, wieviel muss ich beten usw?" einen völlig falschen Ansatz.

Ich denke auch. Denn wer noch fragt: "Was muss ich...", der lebt nicht wirklich in der Liebe, finde ich jedenfalls.

Denn Liebe fragt nie: Muss ich..., sondern Liebe freut sich, wenn sie dem anderen etwas Gutes tun kann.

Wie ich auch oben schon mal geschrieben habe: Jesus hat uns nicht mit Gold oder Silber, sondern mit seinem eigenen Blut erkauft. Wir sind nun sein Eigentum (ganz freiwillig), und alles, was uns gehört, bzw. alles, was er uns gegeben und anvertraut hat, gehört dementsprechend auch ihm.

Als sein Kind darf ich mir das, was ich zum Leben brauche, nehmen. Aber wenn Gott gerade ein Auto braucht - als Beispiel - weil jemand irgendwohin muss und keines hat, dann darf ich dieses Auto Gott zur Verfügung stellen.

Genau so ist es mit allem, auch mit dem Geld. Ich frage nicht nach "Brutto - oder Nettosegen", wenn ich etwas gebe. Wenn ich in eine Situation gerate, wo ich den Eindruck habe, Gott braucht gerade etwas von meinen (seinem) Geld, dann gebe ich es.

Oder wenn ich den Eindruck habe, Gott wollte durch mich eine bestimmte Sache unterstützen, dann tue ich es. Aber ich rechne nie, ob es nun insgesamt "der Zehnte" ist. Vielleicht ist es manchmal mehr, manchmal weniger. Aber ich rechne nicht jeden Monat nach, wieviel es war, weil ich diese Rechnerei und dieses "muss ich..." wirklich sehr kleinlich finde. Ich glaube, so eine Rechnerei und dieses dauernde Fragen: "Was muss ich..." ist nicht in Gottes Sinne und ist auch nicht seine Gesinnung.

Ich empfinde immer, dass hinter der Frage "Was muss ich"... die Gesinnung steht: Eigentlich will ich ja gar nicht... aber ich muss ja... dann mach ich genau das, was ich "muss", aber darüber hinaus nichts´. Ich gebe gerade so viel, wie ich muss, weil ich den Segen Gottes auf keinen Fall verpassen will.
Geben will ich eigentlich so wenig wie möglich, aber den Segen Gottes verpassen will ich auch nicht. So eine Art "Kuhhandel"...

Lg, geli

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Kowalski

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Beiträge: 126

Re: Müssen Christen den Zehnten geben

von Kowalski am 19.04.2017 21:48

Hallo solana, wirklich ein super Beitrag! Dem ist nichts hinzuzufügen.
Vielen Dank!

Paulus beschreibt die Rolle der Gebote so:
Ist doch noch eine Frage aufgetaucht

Alles was du oben schreibst hat Paulus gesagt (?)

Hat Jesus selbst auch etwas zum neuen/alten Bund gesagt?






Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.04.2017 00:02.

Pavle

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Re: Müssen Christen den Zehnten geben

von Pavle am 19.05.2017 03:09

Niemand muss den Zehnten geben. Wer gibt, weil er muss, soll es lieber lassen. 
Ich tue es, weil ich es will. Ist es Heute noch gültig? Ich denke schon, aber das ist vollkommen egal. Ich hatte auch schwerere Zeiten und hatte mehr als zuvor. Ich denke ich habe Gottes Segen. Vielleicht bilde ich mir das nur ein - was solls. Falsch ist es nicht.

PS Ich denke auch, dass es eher 'du wirst', als 'du sollst/musst' heißen soll. Aber darüber streirten sich die Gelehrten.

Josua 24,15:
Gefällt es euch aber nicht, dem HERRN zu dienen, so erwählt euch heute, wem ihr dienen wollt: den Göttern, denen eure Väter ... gedient haben, oder den Göttern ..., in deren Land ihr wohnt. Ich aber und mein Haus wollen dem HERRN dienen.

Alle Bibelstellen, soweit nicht anders angegeben, aus NeueLuther-Bibel.

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