Betrachtungen als Christ an Wochentagen- Ab Seite 10 "Engel"

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Pneuma
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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 10.08.2022 21:16

Betrachtung am 11. August - Gott sieht mich

 

O lass, mein Gott, vor deinem Angesicht
Mich durch das Leben schreiten.
Denn wandle ich in deiner Weisheit Licht,
Kann nie ich irre gleiten.
Dein Licht ist Gnade, Trost und Kraft
Im Laufe meiner Pilgrimschaft.

1. Was Gott einst zu Abraham sprach: "Geh deinen Weg vor mir, und sei rechtschaffen!" (Genesis 17,1b), das spricht er auch zu dir und zu jeder Seele, die er zum ewigen Heil beruft. Denn dieses Leben in seiner heiligen Gegenwart führt selbst zur Vollkommenheit. Eine Seele, die von dem Gedanken durchdrungen ist: Gott sieht mich!", er ist mir innig nahe, er durchschaut meines Herzens innerste Falten, nirgendwohin kann ich ihm entfliehen, nirgendwohin in seiner Unermesslichkeit vor seinen Blicken mich verbergen, eine solche Seele zittert vor der Sünde, und spricht mit Joseph: "Wie könnte ich ein so großes Unrecht begehen und gegen Gott sündigen?" (Genesis 39,9b)

2. "Gott sieht mich!" Wie lieblich tröstet und kräftigt dieser Gedanke jede wahrhaft innerliche Seele. Wie wunderbar wird sie dadurch gestärkt, auf dem Weg Gottes zu gehen. Wie unüberwindlich wird sie dadurch in ihren Kämpfen gegen Fleisch und Blut, und gegen alle Feinde ihres Heils. Dies trostreiche Bewusstsein versüßt alle ihre Trübsale, denn sie weiß, dass Gott ihr Zeuge ist, dass er ihre Leiden sieht, dass er selbst sie ihr zu ihrem Heil sendet, dass er so unendlich gütig als allsehend ist. Dies aber genügt ihr. Sie überlässt sich mit liebevollem Vertrauen seiner Vaterhand, denn Gott ist ihre Liebe und ihr überaus großer Lohn.

3. Warum liegt die Welt so tief im Argen? Warum ist der Erdkreis mit Schandtaten und Lastern, mit Strafen und Trostlosigkeit erfüllt? Weil niemand von der Wahrheit durchdrungen ist, die Vernunft und Glaube mit gleich lauter Stimme uns zurufen: "Gott sieht dich!" Was kräftigte und kräftigt alle Heiligen und Gerechten, allen Lockungen zur sündhaften Lust und zu Ungerechtigkeiten bis zum Blutvergießen zu widerstehen? Der Gedanke: "Gott sieht mich!" Je mehr du dich gewöhnst, in Gottes Gegenwart zu leben, um so mehr wird dies göttliche Licht in dir zunehmen, je vollkommener wirst du wirken, und je größer wird dein Friede und deine Seligkeit, selbst in diesem Leben, sein. Psalm 27,8: "Mein Herz denkt an dein Wort: Sucht mein Angesicht! Dein Angesicht, Herr, will ich suchen!"

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Pneuma
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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 11.08.2022 21:07

Betrachtung am 12. August - Die Tugend

 

Gib mir, Herr, dass ich gerade
Wandle auf des Heiles Pfade,
Und von dieser Tugendbahn
Zu dir strebe himmelan.

1. Die Tugend ist nichts anderes, als die Ordnung der Liebe. Tugendhaft sind wir, wenn wir, was höher und wichtiger ist, inniger, - was geringer ist, weniger lieben, und einer Sache nie größere Liebe schenken, als sie ihrer würdig ist. Der höchste Rang in dieser Liebe gebührt Gott, sowohl wegen seiner selbst, als wegen der zahllosen Wohltaten, mit denen er uns begnadete. Den zweiten Rang nimmt unsere eigene Seele ein, die nach Gott uns das Teuerste sein muss. Den dritten das Heil anderer Seelen. Und dann erst folgt das Wohl unseres Körpers, hierauf aber das zeitliche Wohl des Nächsten. Die höchste Tugend eines vernünftigen Geschöpfes also ist, jede Sache so hoch zu achten, als sie es verdient.

2. Dankbar sprach die heilige Braut von ihrem göttlichen Bräutigam: "Er ordnet die Liebe in mir!" (Hohelied 2) Das heißt, er verlieh mir, die rechte Ordnung in der Liebe zu halten, und besonders zu lieben, was besonderer Liebe würdig ist, das übrige aber im Verhältnis, als es die Liebe einer unsterblichen Seele verdient. In der Beobachtung dieser Ordnung besteht alle Gerechtigkeit und Vollkommenheit. Bitten wir täglich um diese Gnade zum Herrn. Denn worin anders liegt unsere Sündhaftigkeit, als dass wir auf verkehrte Weise lieben, und geringen und verächtlichen Dingen eine Liebe zuwenden, die sie nicht verdienen, und dagegen ohne Vergleich weniger lieben, was wir vor allem anderen lieben sollten.

3. In so wunderbarem Einklang steht die Liebe Gottes und die Liebe zu unserer eigenen Seele, dass Gott nichts wohlgefällig ist, wenn es nicht auch zugleich unserer Seele heilsam ist. Denn wer immer Gott genug tut, sorgt dadurch für seine Seele, und wer immer für seine Seele sorgt, tut dadurch auch Gott genug, da durch Gottes unendliche Güte unser eigener wahrer Nutzen Gott das wohlgefälligste Opfer wird. Diese Ordnung hielten alle Gerechten so vollkommen, dass sie lieber das Leben lassen, als von ihr weichen wollten. Ihnen aber müssen wir nachfolgen, denn nie mehr sonst werden wir gerecht und selig werden. "Die Liebe ist das Halten der Gebote! Erfüllen der Gebote sichert Unvergänglichkeit, und Unvergänglichkeit bringt in Gottes Nähe." (Weisheit 6,18+19)

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Pneuma
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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 13.08.2022 10:11

Betrachtung am 13. August - Über die Freiheit des Gerechten

 

Wer selbst sich dient, dient einem bösen Herrn,
Und irrt als Knecht, von jeder Freiheit fern.
Nur wer der Weisheit Fesseln trägt, ist frei,
Ob er ein Herrscher oder Sklave sei.

1. "Die Fessel der Weisheit wird dir zum sicheren Schutz, ihre Stricke werden zu goldenen Gewändern," spricht die Schrift. "Ein Goldschmuck ist ihr Joch, ihre Garne sind ein Purpurgewand. Als Prachtgewand kannst du sie anlegen, sie aufsetzen als herrliche Krone." (Jesus Sirach 6,29-31) Nur wer diese Fesseln trägt, ist frei. Wer sie nicht trägt, der trägt Fesseln entweder der Schuld oder der Strafe. Die Fesseln der Weisheit aber sind die heiligen Gebote, die den Menschen von der harten Knechtschaft seiner selbst, von der Sklaverei der Begierlichkeit befreien. Wer dagegen die Fesseln der Begierlichkeit trägt, der ist, wie der Apostel spricht, unter die Sünde verkauft, und tut nicht das Gute, das er will, sondern das Böse, das er hasst. (Römer 7) Es herrscht also der Gerechte, der Sünder aber ist ein Knecht und Leibeigener der Sünde.

2. Die Fesseln der Weisheit binden den Gerechten nicht, sondern sie schmücken ihn wie eine goldene Gnadenkette, sie beschweren ihn nicht, sondern sie gereichen ihm zu hoher Ehre. Denn wer aus innerlichem Antrieb der Liebe wirkt, der empfindet die Bürde des heiligen Gesetzes so wenig, dass der Apostel spricht: "bedenkt, dass das Gesetz nicht für den Gerechten bestimmt ist." (1. Timotheus 1,9a), da er frei tun würde, was das Gesetz befiehlt. Dem Sünder dagegen kommt das Gesetz vor wie eine unerträgliche Last, die er auf alle Weise abzuwerfen versucht. Darum spricht der Herr vom Gerechten: "Mit menschlichen Fesseln zog ich sie an mich, mit den Ketten der Liebe." (Hosea 11,4a) Wohin aber? Allerdings in den Himmel, in die ewige Freude.

3. "Es ergibt sich zuweilen," spricht der Weise, "dass einer aus den Fesseln zum Reich gelangt." Bei Verbrechern, die in Fesseln schmachten, ist dies ein überaus seltener Fall, aber bei jenen, die die Fesseln der Weisheit tragen, geschieht es jeden Tag. Wie weise also ist, wer in diesen seligen Fesseln bleibt, oder sie sich anlegt, wenn er sie noch nicht trägt. Er ist wahrhaft frei, Herr seiner selbst und der Welt, und hat die sichere Anwartschaft auf das ewige Reich. Was sind alle Schätze der Welt gegen diesen seligen Trost. "Wo der Geist des Herrn wirkt, da ist Freiheit." (2. Korinther 3,17)

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 14.08.2022 10:12

Betrachtung am 14. August - Die Zeit der Heimsuchung

 

O lass, mein Gott, mich Gnade vor dir finden,
Und nimm mich nicht hinweg in meinen Sünden.
Gib mir, dass ich in Tränen sie bereue,
Und dir Gehorsam sei in Liebestreue.

1. Jerusalem wurde zerstört. Ihre Einwohner wurden zu Tausenden auf die unbarmherzigste Weise von den Römern niedergeschlagen, und kein Stein in ihr wurde auf dem anderen gelassen, weil sie den Tag ihrer Heimsuchung nicht kannte. Die Zerstörung dieser gottesmörderischen Stadt ist jedoch nur ein schwaches Bild einer Seele, die von Gott verworfen wird, weil sie die Zeit ihrer Heimsuchung nicht erkannt hat. Viele Propheten hatte Gott gesandt, Israel aus seiner Abgötterei und aus seinen Lastern aufzuschrecken, und beinahe alle wurden zu Jerusalem ermordet, bis sie schließlich den Sohn Gottes selbst ans Kreuz schlug, und dadurch das Maß ihrer Sünden erfüllte.

2. Wehe dem Sünder, der das Maß seiner Sünden erfüllt, und der Langmut Gottes Grenzen setzt. Wie lange schon drängt Gott dein Herz, vom Weg deiner Laster abzulassen, und dich zu ihm zu bekehren? Und noch immerfort verschließt du dein innerliches Ohr seinen liebevollen Einladungen und seinen Drohungen? Wie oft hast du seine Gnade trotzig zurückgewiesen? Schwere und bittere Widrigkeiten wendete Gottes Barmherzigkeit an, vom gähnenden Abgrund dich zurückzuschrecken, und immer widersetzte sich dein Starrsinn. Oder versprachst du dich zu bessern, so dauerte dies nur so lange, bis er dich deinem Elend abermals entriss. Glaubst du, du wirst seiner Barmherzigkeit immer ungestraft spotten? Sprichwörter 1,24-33: "Als ich rief habt ihr euch geweigert, meine drohende Hand hat keiner beachtet; jeden Rat, den ich gab, habt ihr ausgeschlagen, meine Mahnung gefiel euch nicht. Darum werde auch ich lachen, wenn euch Unglück trifft, werde spotten, wenn Schrecken über euch kommt, wenn der Schrecken euch wie ein Unwetter naht und wie ein Sturm euer Unglück hereinbricht, wenn Not und Drangsal euch überfallen. Dann werden sie nach mir rufen, doch ich höre nicht; sie werden mich suchen, aber nicht finden. Weil sie die Einsicht hassten und nicht die Gottesfurcht wählten, meinen Rat nicht wollten, meine ganze Mahnung missachteten, sollen sie nun essen die Frucht ihres Tuns und von ihren Plänen sich sättigen. Denn die Abtrünnigkeit der Haltlosen ist ihr Tod, die Sorglosigkeit der Toren ist ihr Verderben. Wer aber auf mich hört, wohnt in Sicherheit, ihn stört kein böser Schrecken."

3. Ach, welche Stunde des Entsetzens, wenn die unglückselige Seele des Sünders, gleich einer belagerten Stadt von den grimmigsten Feinden der Hölle umringt, von zahllosen Sünden und Lastern geängstigt und in der höchsten Angst der Verzweiflung vor dem ewigen Richter erscheinen muss, den sie beleidigt, verachtet hat, und dessen Blut um Rache gegen sie schreit. Was ist furchtbar, wenn nicht ein solcher Tod. Und was sollen wir bedenken, wenn nicht unsere letzte Stunde. Galater 6,7: "Täuscht euch nicht: Gott lässt keinen Spott mit sich treiben; was der Mensch sät, wird er ernten."

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 15.08.2022 19:21

Betrachtung am 16. August - Von der Feindesliebe

 

Sieh, Jesus weint in süßem Herzensdrang
Selbst über seiner Feinde Untergang.
Wer ist's, der bei dem Anblick solcher Liebe
Noch lieblos gegen arge Feinde bliebe.

1. Betrachte die tiefe Rührung des heiligsten Herzens Jesu beim Anblick der Stadt Jerusalem, deren künftige blutige Zerstörung seinen Augen Tränen erpresst. O wie schmerzlich fällt ihm der Untergang sogar seiner Mörder. Wie barmherzig, wie liebevoll ist dies göttliche Herz. Wie anschaulich auch besiegelt Jesus hier seine Lehre von der Feindesliebe durch sein Beispiel. Soll aber dies göttliche Beispiel nicht auch auf uns einwirken? Können wir uns je Jünger Jesu nennen, wenn wir durch unseren Hass, durch unsere Unversöhnlichkeit gegen unsere Feinde dem bösen Geist nachfolgen?

2. Erfreue dich niemals über das Böse, das deinen Feinden widerfährt, und hüte dich, ihnen je Böses zu wünschen. Sie sind vielmehr deines ganzen Mitleids wert, denn mehr Böses tun sie sich selbst, als du ihnen tun könntest. Die Biene, die den Menschen sticht, peinigt ihn zwar für den Augenblick, doch sie selbst büßt diese Pein mit ihrem Leben. Also schadet ein Feind dir an deinem guten Ruf, an deinem Körper oder an vergänglichen Dingen. Sich selbst aber tötet er der Seele nach, und zieht sich den Fluch Gottes zu. Darum hasse du ihn nicht, und räche dich auch nicht, sondern bitte vielmehr für ihn, dass Gott ihm verzeihe, und erzeige dich als einen wahren Jünger deines Herrn.

3. Wenn böse Menschen dir Böses tun, so handeln sie wie sie selbst sind. Bist du aber ein wahrer Diener Gottes, so handle auch als einer, und sieh, wie du sie aus Bösen in Gute umwandelst. Dies aber wirst du nimmermehr durch Rache und gegenseitige Beleidigungen, wohl aber durch Langmut und Geduld bewirken. Und gelingt es dir auch dadurch nicht, so wirst wenigstens du selbst dadurch besser und einer höheren Seligkeit würdig werden. Sehr schwer ist es allerdings, dies feindliche Gefühl durch Liebe zu überwinden. Eben darum aber ist dies ein offenbares Zeichen der Auserwählung, weil es uns selbst die vollkommene Verzeihung unserer Sünden erwirbt. "Wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, dann wird euer himmlischer Vater auch euch vergeben." (Matthäus 6,14)

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 17.08.2022 06:59

Betrachtung am 17. August - Nochmals über die Feindesliebe

 

Herr, Liebe hat dich in den Tod getrieben,
Uns, die wir Feinde waren, zu versöhnen.
O gib uns, - dein Erlösungswerk zu krönen, -
Dass wir, wie du befiehlst, die Feinde lieben.

1. "Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde!" (Matthäus 5,44a) Ich, euer Schöpfer und allerhöchster Herr, ich, der ich euch Dasein und alle Wohltaten des Lebens verliehen habe, ich, der ich mich herabließ, Mensch zu werden und für euch zu sterben, um von der ewigen Verdammnis euch zu erretten, ich, der ich euch den Himmel verheiße, wenn ihr mir gehorcht. Wunderbar! Gott befiehlt dem Meer: "Bis hierher sollst du kommen und nicht weiter, hier soll der Stolz deiner Wogen sich brechen!" und der vollkommenste Gehorsam erfolgt. Er befiehlt dem Menschen, dem er Verstand und Freiheit verlieh, und seine ganze Allgewalt vermag es nicht, die Wogen seines Zornes und Hasses zu brechen.

2. Was aber befiehlt uns Gott, das er nicht selbst täte? Vom Thron seiner Herrlichkeit verzeiht er undankbaren Geschöpfen, die gegen ihn sich empören. Und zwar nicht einmal, sondern zu tausend Malen. Wie oft verzieh er dir selbst deine Frevel, da er doch mit einem Hauch seines Mundes dich vertilgen könnte. Und wie verzeiht er? Von Herzen, ohne Verzug, alles, sogar die schmählichsten Beschimpfungen. Er verzeiht von der Höhe seines Kreuzes seinen Feinden und Mördern. Wer kann solchen Beispielen widerstehen! Schämst du dich, zu tun, was Gott tut? Bist du schwerer beleidigt als er? Sind seine Feinde grausamer als seine Feinde? Ein Ungeheuer ist, wer einen solchen Gott anbetet, und Rache im Herzen nährt!

3. Vermögen es aber weder die zahllosen Wohltaten, noch der Befehl deines allerhöchsten Herrn, noch seine unendlichen Belohnungen, dein hartes Herz zu erweichen, so fürchte, dass dir widerfährt, was dem boshaften Knecht widerfahren ist, dem der Herr die große Summe von zehntausend Talenten erlassen hat, und der seinem Mitknecht nicht hundert Pfennige erlassen wollte. Fürchte, dass er den Peinigern, den Schergen seiner Gerechtigkeit, den höllischen Dämonen dich übergibt, und zu den feurigen Kerkern seines Zornes dich verdammt. Dürfen wir uns aber je wundern, dass der Allerhöchste nach so unaussprechlichen Wundern seiner Barmherzigkeit den unversöhnlichen Bruderhass also bestraft. "Jeder, der seinen Bruder hasst, ist ein Mörder, und ihr wisst: Kein Mörder hat ewiges Leben, das in ihm bleibt." (1. Johannes 3,15)

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 17.08.2022 20:51

Betrachtung am 18. August - Die Feindesliebe:ein Merkmal der Auserwählung

 

Du kamst, Herr, alle Feindschaft zu vernichten,
Und einen Bund der Liebe zu errichten.
O tilge, Jesus, allen Hass in mir,
Und bilde mich durch Liebe ähnlich dir.

1. Der schönste Sieg einer christlichen Seele ist der Sieg über ihre Neigungen und Abneigungen. Es ist dem Menschen angeboren, einen Freund zu lieben, weil ihm dies Vergnügen gewährt. Aber einen Feind lieben: dies ist etwas, wogegen die Natur sich empört. Dies fordert Kämpfe, es ist der Probierstein der christlichen Tugend. Indessen muss diese Abneigung überwunden werden, denn der Hass tötet die Liebe, die Liebe aber ist das Leben aller Tugenden. Darum auch gibt es keine stärkere, keine reinere, keine göttlichere, keine verdienstlichere Liebe, als die Liebe eines Feindes, nämlich eines Menschen, der nichts an sich hat, das wir natürlich lieben können.

2. Sie ist die stärkste Liebe, weil sie über den größten Feind der Natur, über den Hass triumphiert. Sie ist die reinste, weil nur Gott uns dahin bewegt, dass wir lieben, was nichts der Liebe Würdiges an sich hat. Sie ist die göttlichste, weil die Natur es nimmermehr über sich gewinnen kann, zu lieben, was ihr missfällt. Sie ist die verdienstlichste, weil nichts schwerer ist, als gegen sich selbst zu kämpfen, um gegen seine Neigung zu lieben. Wie weit hast du es hierin gebracht? Bedenke wohl, dass wer einen Menschen von seiner Liebe ausschließt, dadurch selbst von Gottes Liebe ausgeschlossen ist, und rufe seinen Beistand beständig an, bis du einen vollkommenen Sieg über dich errungen hast.

3. Gott liebt alles, was er erschaffen hat. Er hasst nur die Sünde. Ihm wohnt keine natürliche Abneigung inne, weil seine Liebe ohne Grenzen, oder vielmehr weil er die Liebe selbst ist. Ebenso haben auch großmütige Seelen, die mit seiner Gnade sich selbst besiegten, keine Feindschaften, denn sie beherrschen ihre Neigungen, und sind nicht geteilt wie die, die nur aus Neigung lieben. In ihren Herzen ist wie im Herzen Gottes alles in tiefem Frieden. Nichts kann sie beunruhigen, als die Sünde, weil sie der Liebe entgegen ist. Dies ist das sicherste Merkmal der Gottähnlichkeit und der Auserwählung. "Wenn ihr nämlich nur die liebt, die euch lieben, welchen Lohn könnt ihr dafür erwarten? Tun das nicht auch die Zöllner?" (Matthäus 5,46)

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 19.08.2022 12:54

Betrachtung am 19. August - Vom geistigen Tempel unseres Herzens

 

O halte deines Herzens Tempel rein,
Nichts Fremdes gehe dorten aus und ein.
Dem Herrn geheiligt ist dieser Ort;
Und zieht die Sünde ein, dann zieht er fort.

1. Kein materieller Tempel, wäre er auch prächtiger und reicher als Salomos hochherrlicher im Innern mit dem reinsten Gold überdeckter und mit den reichsten Gefäßen geschmückter Tempel, lässt mit dem geistigen Tempel unseres Herzens sich vergleichen, der nicht durch das Blut der Tiere, sondern durch das Blut Jesu Christi selbst geheiligt und zur Wohnstätte der göttlichen Dreieinigkeit geschmückt wurde, wo Gott selbst unsere Anbetungen, unsere Bitten und unsere Opfer erwartet. Überaus rein und heilig muss dieser Tempel sein, denn von ihm gelten die Worte: "Denn Gottes Tempel ist heilig, und der seid ihr." (1. Korinther 3,17b)

2. Niemals sah man den sanftmütigen Erlöser so zornig, als da er in den Tempel kam und sah, wie er durch Menschen entheiligt wurde, die da kauften und verkauften, Geld einwechselten, Gefäße und Gerätschaften hindurch trugen, und durch den Verkauf von Ochsen, Schafen und Tauben dies heilige Haus des Herrn in eine Mördergrube umwandelten. Nicht erwehren konnte er sich, eine Geißel aus Stricken zu flechten, und diese Käufer und Verkäufer samt ihren Tieren hinaus zu treiben. Diese Strafen, die der Herr an denjenigen übte, die diesen materiellen Tempel entheiligten, sind indessen nur Bilder der Strafen, die er über die Entheiliger seines geistigen Tempels verhängt. Oft stürzt er ihre Wechslertische, das heißt ihr zeitliches Vermögen, um, und schlägt sie mit den schauderhaftesten Krankheiten.

3. Geh in dein Inneres ein, prüfe dein Gewissen und durchforsche dein Herz. Du klagst über mancherlei Drangsale, über Verdruss, Krankheiten, innerliche Trockenheit und anderes. Sieh jedoch, ob in dem Tempel deines Herzens nicht irgend ein Götze steht, den du anbetest, ob du nicht der Ehrfurcht, dem Geiz oder einer andern falschen Gottheit opferst, ob du nicht mit irdischen und tierischen Begierden unterhandelst. Ist dies so, dann suche keine anderen Ursachen deiner Trübsale, dies sind die Geißeln, die Jesus geflochten hat, diese Götzen hinauszutreiben, die seinen Eifer aufregen. Denn er allein will hier herrschen. Und herrschen auch wird er gewiss, und zwar durch seine Gerechtigkeit, wenn du ihn nicht in seiner Güte darin herrschen lässt. "Herr, deinem Haus gebührt Heiligkeit für alle Zeiten." (Psalm 93,5)

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 21.08.2022 09:21

Betrachtung am 21. August - Von der wahren Heiligkeit

 

Herr, heilig bist du, unser Gott allein;
Und heilig sind erschaffene Naturen
Durch deines heil'gen Lichtes Wiederschein;
Denn heilig sind nur dann die Kreaturen,
Wenn eins ihr Wille ist mit deinem Willen,
Und sie in Lust und Leiden ihn erfüllen.

1. Unsere Heiligkeit besteht darin, dass wir unablässig in Gottes heiliger Gegenwart leben, und ihn niemals aus dem Blick verlieren. Die glückseligen Himmelsbürger sind von den Verdammten darin unterschieden, dass die einen Gott immerdar schauen, die anderen aber ihn ewig nie schauen werden. Eben so unterscheiden sich die Heiligen, die noch in dieser Pilgerschaft vorangehen, dadurch von den Bösen und von den Unvollkommenen, dass die Heiligen beständig auf Gott ausgerichtet sind, die anderen aber an ihn niemals, oder nur selten denken. Bist du also weder heilig noch vollkommen, so liegt die Ursache offenbar darin, dass du nicht in deinem Innern andächtig bist, und nicht vor den Augen Gottes lebst.

2. Unsere Heiligkeit ist eine Anteilnahme an Gottes Heiligkeit und eine Wirkung durch sie. Gott ist heilig und glückselig, weil er die lebendige Fülle seiner unendlichen Glorie in sich besitzt und notwendig liebt. Heilig und glückselig aber sind wir nach dem Maß, als wir voll Gottes und voll seiner Liebe sind. Er muss unseren Geist und unseren Willen erfüllen, und unser Äußeres muss eine Wirkung dieser Fülle sein. Warum bist du nicht heilig? Weil du voll von dir selbst bist, und auch nur an dich selbst denkst. Denn was ist der Grundtrieb deiner Werke: ist es Gottes Geist, oder ist es die Natur, die Eigenliebe, die Eitelkeit, das Vergnügen, der Eigennutz?

3. Endlich besteht unsere Heiligkeit in einer vollkommenen Gleichförmigkeit mit dem göttlichen Willen. So wie die Erkenntnis Gottes die Richtschnur unserer Urteile ist, also muss sein Wille die Richtschnur unseres Verlangens sein. Wer da urteilt wie Gott, ist weise; und der da will was Gott will, ist heilig. Es ist also die Heiligkeit keine Sache, die außerhalb der Grenzen unserer Möglichkeit liegt, vielmehr ist sie uns nahe und leicht. Kannst du nicht fasten, keine strengen Bußwerke tun, nicht ausdauernd betrachten, so kannst du doch Gott lieben, und in allen Dingen nach seinem heiligsten Willen dich richten. Mehr aber bedarf es nicht, heilig zu sein. "Das ist es, was Gott will: eure Heiligung." (1. Thessalonicher 4,3)

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 22.08.2022 08:54

Betrachtung am 22. August - Vom Vertrauen im Gebet

 

Dich sucht, o Gott, dir ruft mein Herz
In Trübsal, Angst und Not und Schmerz,
Wenn alle Hilfe mir gebricht.
Denn du bist meine Zuversicht.

1. Wenn wir arm an geistigen Gütern, oder in Angst wegen der künftigen Dinge, oder aber ohne Trost in unseren Trübsalen sind, so tragen wir daran selbst die Schuld, weil wir unsere Zuflucht nicht zu Gott, unserem einzigen wahren Helfer und Tröster, nehmen, unser Gemüt nicht über alles Irdische zu ihm erheben und seiner Barmherzigkeit nicht aus ganzer Kraft unseres Herzens vertrauen. Denn Gott liebt unser Gebet, und er selbst verhieß feierlich, uns zu erhören, zumal wenn wir ihn im Namen seines Eingeborenen bitten, denn durch die Erhörung unseres Gebetes wird seine Allmacht, seine Liebe und seine Barmherzigkeit verherrlicht. Treten also anders wir in Demut und festem Vertrauen vor das Angesicht unseres Gottes, nimmermehr werden wir dann beschämt zurückkehren.

2. Gott kennt allerdings unser Elend, und er bedarf es nicht, dass wir es ihm entfalten. Aus unendlicher Liebe aber ließ er, der alle seine Geschöpfe und ihre Verhältnisse von Ewigkeit kannte, sich herab, mit dem Menschen auf menschliche Weise umzugehen, und in das Verhältnis eines Vaters zu seinem Kind zu treten, damit wir unsere Not ihm so entfalten, als wäre sie ihm unbekannt. Darum auch befiehlt er selbst: "Rufe mich an am Tag der Not; dann rette ich dich, und du wirst mich ehren." (Psalm 50,15) Wusste etwa der Sohn Gottes nicht, dass sein himmlischer Vater ewig kannte, um was er in seiner heiligsten Menschheit ihn bitten würde? Und dennoch brachte er ganze Nächte im inbrünstigsten Gebet vor ihm zu.

3. "Gesegnet der Mann," spricht der Prophet, "der auf den Herrn sich verlässt und dessen Hoffnung der Herr ist. Er ist wie ein Baum, der am Wasser gepflanzt ist und am Bach seine Wurzeln ausstreckt: Er hat nichts zu fürchten, wenn Hitze kommt; seine Blätter bleiben grün; auch in einem trockenen Jahr ist er ohne Sorge, unablässig bringt er seine Früchte." (Jeremia 17,7-8) Ja nicht nur den Gerechten, selbst den Sünder, der dem Herrn seine Wunden in Demut zeigt und ihn um Heiligung bittet, hört er mildreich an und entlässt ihn mit dem Trost seiner Barmherzigkeit, wie wir an dem reumütigen Zöllner sehen. "In deiner Huld denk an mich, Herr, denn du bist gütig." (Psalm 25,7b)

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