Betrachtungen als Christ an Wochentagen- Ab Seite 10 "Engel"

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Pneuma
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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 23.08.2022 08:30

Betrachtung am 23. August – Die unvollkommene Frömmigkeit

 

Liebe wirkt ein reines Werk,
Denn Gott ist ihr Augenmerk;
Aber wenn sie Gott nicht rein erkor,
Steigt ihr Feuer mit viel Rauch empor.

1. Hüten wir uns vor einer pharisäischen Frömmigkeit. Denn es gibt nicht wenige Menschen, die sich für gerecht und aufrichtig fromm halten, aber dabei so eitel und so sehr von sich selbst eingenommen sind, dass sie beinahe jeden Verdienst ihrer Frömmigkeit vor Gott verlieren. Sie zählen ihm zwar ihre guten Werke nicht vor, gleich dem Pharisäer, haben es aber gerne, dass die Menschen davon wissen. Und zwischen zwei Werken, von denen das eine im Verborgenen geschehen könnte, und eben darum verdienstlicher wäre, finden sie immer einen scheinbaren Vorwand, das andere zu wählen, das nicht ohne Zeugen geschehen kann. Übergeht man sie ohne Lob, so wissen sie auf geschickte Weise sich selbst zu loben.

2. Wird etwas zu Gottes Ehre oder zum Wohl der Armen gemeinsam beschlossen, dann soll alles nach ihrer Meinung geschehen. Wird ihre Ansicht nicht beachtet, dann beklagen sie sich lauthals, und nichts geschieht dann richtig, weil nichts nach ihrem Willen geschieht. Sie ertragen zwar einen Widerspruch oder verächtliche Begegnung um der Tugend und Frömmigkeit willen, aber der Trost, um für eine so gute Sache zu leiden, genügt ihnen nicht. Sie müssen auch anderen erzählen, mit wie großer Geduld sie ihren Beleidiger angehört, wie sanft sie ihm geantwortet, und wie sehr sie sich dabei überwunden haben. Mitleidig sehen sie auch auf andere herab, die nicht auf ihre Weise fromm sind, da sie es doch oft richtig machen würden, sich nach ihnen zu richten, die Gott in ihrer Einfalt und guten Absicht weit besser dienen, als sie selbst.

3. So lange wir Gott nicht unser ganzes Herz zum Opfer bringen und allein für seine Ehre wirken, ohne darauf zu achten, ob die Menschen uns loben oder tadeln, werden unsere Tugenden zwar oft so wie Gold glänzen, nie mehr aber werden sie das volle Gewicht des Goldes haben. Ja oft werden wir Wunder glauben, was wir Großes getan haben, obwohl wir doch nur unsere Eigenliebe befriedigten. Denn die Eitelkeit ist ein Wurm, der die besten Früchte der Tugenden auffrisst. Weisheit 6,3b: „Der Herr, der eure Taten prüft und eure Pläne durchforscht."

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Pneuma
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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 24.08.2022 08:42

Betrachtung am 24. August – Von der wunderbaren Kraft der Zerknirschung

 

Ach, wer wird mir Tränen geben,
Zu beweinen meine Schuld,
Dass, mein Gott ich deine Huld
Schwer beleidigt durch mein Leben;
Dass ich treulos, undankbar
Und ein schnöder Frevler war.

1. „Gott, sei mir Sünder gnädig." Betrachte diesen Ausruf des demütigen Zöllners. Eine so gewaltige Kraft übte er auf das Herz des himmlischen Vaters aus, dass er alle Schuld dieses zerknirschten Sünders augenblicklich tilgte und ihn in einen Gerechten umwandelte. Ist auch diese tiefe und empfindsame Zerknirschung nicht zur Vergebung notwendig, da der Schmerz des aufrichtigen Willens hierzu genügt, so ist sie doch überaus wirksam, das Herz wegen ihrer durchdringenden Kraft zu reinigen und zu einer lebendigen Liebe zu bereiten. Wer daher diese tiefsinnige Zerknirschung empfindet, der danke Gott von ganzem Herzen, denn sie ist wirklich eine der größten Gnaden Gottes.

2. Ist es auch richtig, dass wir die Sünde wegen des Schadens bereuen, den sie unserer Seele, ja den sie selbst unserem zeitlichen Leben brachte, so dringt doch dieser Schmerz nicht bis in das göttliche Vaterherz ein, das nur gerührt wird, wenn wir eine tiefe Wehmut darüber empfinden, dass wir seine unendliche Liebe und Güte, die uns von Ewigkeit geliebt und mit zahllosen Wohltaten unverdient beschenkt hat, durch schnöden Undank beleidigt haben. Und je tiefer dieser Schmerz, umso reinigender ist er. Ja er geht bei wahrhaft liebenden Gemütern oft so weit, dass er alle Schuld und Strafe tilgt, weil die Liebe, der er entspringt, die Menge der Sünden bedeckt.

3. Je tiefer nämlich die Wehmut über die göttliche Beleidigung ist, um so größer ist offenbar die Liebe, und je größer die Liebe ist, um so unbegrenzter ist das Vertrauen auf Gottes unendliche Güte. Dieses Vertrauen der Liebe aber erwirkt die Gnade und Freundschaft Gottes, der das Licht seines Trostes in das Herz gießt, so dass eine solche Seele ihn dann weit inniger liebt, als wenn sie nie gefallen wäre, Gottes Gerechtigkeit an sich selbst rächt, und die Sünde weit ängstlicher vermeidet, als selbst den Tod. Dies war die Zerknirschung aller heiligen Seelen. Selig wir, wenn wir uns hierin täglich üben, und diese überaus große Gnade durch Gebet und Tränen erbitten. 1 Johannes 4,18a: „Furcht gibt es in der Liebe nicht, sondern die vollkommene Liebe vertreibt die Furcht."

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 25.08.2022 16:42

Betrachtung am 25. August – Von voreiligen Urteilen

 

Herr, dir allein geziemet das Gericht,
Denn klar siehst alles du im reinsten Licht.
Ein Frevler ist, wer seiner selbst vergisst,
Und andere zu richten sich vermisst.

1. Ein gehöriges und rechtmäßiges Urteil zu fällen, müssen wir das Recht dazu, eine genaue Sachkenntnis und eine reine Absicht haben. Betrachten wir den Pharisäer. Wer gab ihm das Recht, alle anderen Menschen als „Räuber, Ungerechte und Ehebrecher" zu verurteilen, ja selbst den demütigen Zöllner zu verdammen, der in aller Andacht und Zerknirschung vor dem Allerhöchsten kniete. Wie oft aber greifen wir gleich ihm dem gerechten Urteil Gottes vor, der allein der wahre Richter von uns allen ist, und greifen wir in sein Recht ein. Ohne Unrecht kann man von uns urteilen, dass wir vermessen, stolz und anmaßend sind.

2. Wie oft auch täuschen wir uns in unseren Urteilen, weil wir nach dem bloßen Anschein richten, als ob einer Handlung nicht mehr als eine Ursache zu Grunde liegen könnte. Gott allein dringt in den Grund der Herzen ein, nur er durchblickt den wahren Zusammenhang der Dinge. Darum überlässt auch ein gottesfürchtiger Mensch das Urteil allein Gott. Betrachten wir den gottesfürchtigen Zöllner. Wie weit ist er entfernt, jemand zu richten. Vielmehr hält er sich selbst für den größten Sünder der Welt, und betrachtet den stolzen Pharisäer als einen heiligen Mann, als einen Freund Gottes, zu dem er nicht würdig ist, empor zu blicken. Wie beschämt seine Demut unsere Anmaßung.

3. Schließlich richten wir auch ohne reine Absicht. Meistens ist unser Urteil durch Leidenschaft oder Eigennutz beeinflusst: denn woher kommt unsere Gunst für den einen und unsere Ungunst für den anderen, außer weil wir für jenen, und gegen den anderen eingenommen sind? Es sind also unsere Urteile ohne Nächstenliebe wie komplett falsch. Seien wir daher liebevoll in unseren Urteilen, oder vielmehr, richten wir niemand als uns selbst, und zwar mit aller Strenge. Denn wenn wir uns selbst richtig betrachten, wenn wir mehr als genug an uns zu richten finden. Bald kommt der Tag, an dem Gott alle unsere vermessenen Urteile richten wird. Matthäus 7,1-2a: „Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet! Denn wie ihr richtet, so werdet ihr gerichtet werden."

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 26.08.2022 08:01

Betrachtung am 26. August – Über die Verfolgung der Gerechten

 

Streng und stark zieht deine Hand,
Unser Gott, die Auserwählten -
Durch die Strafe, - wenn sie fehlten,
Von des ew'gen Abgrunds Rand.
Darum preisen selbst im Schmerz
Sie dein mildes Vaterherz.

1. Wenn gottesfürchtige Menschen dir widerstreben und gegen dich sind, dann geh in dein Inneres und prüfe dich, ob sie nicht gerechten Grund dazu haben. Stellen dagegen die Bösen deine Geduld auf die Probe, dann hast du Ursache zur Freude. Betrüben dich die Guten, dann kannst du vermuten, dass du nicht auf gutem Weg bist. Beschimpfen dich aber die Bösen, so darfst du hoffen, dass es gut um dich steht. Es ist nicht möglich, den Guten und den Bösen zugleich zu gefallen. Suchst du den Bösen zu gefallen, so wirst du Gott missfallen, wirst du aber von ihnen gehasst, dann wird seine Liebe dich trösten.

2. Die Verfolgung ist für uns zwar nicht erfreulich, doch sie ist für uns heilsam, oft sogar notwendig. Sie drängt uns, auf dem Weg zum Himmel fortzuschreiten, wenn wir gerne auf der Erde uns aufhalten möchten. Sie löst uns von den Geschöpfen, die uns abhalten Gott zu lieben. Sie hält uns in den Schranken unserer Pflicht, reinigt uns von schweren Fehlern, kräftigt unsere schwachen Tugenden, verleidet uns das gegenwärtige Leben, und regt uns an, uns nach dem zukünftigen zu sehnen. Sie ist eine väterliche Rute Gottes, die uns nach Hause treibt, wenn wir draußen umherlaufen, damit wir bei uns selbst bleiben, und lieber tun, was Gottes Vorsehung von uns fordert.

3. Bedenke, ob du zu Gott gehören würdest, wenn die Welt dich geliebt hätte? Überlege, ob du zu ihm zurückgekehrt wärst, wenn sie dich nicht gleichsam vertrieben hätte? Der Vater des Erbarmens war es, der sie gegen dich sein ließ. Er verbot ihr, dich freundlich aufzunehmen und dich zu lieben. Alle seine Geschöpfe setzte er in Bewegung gegen dich, und bestreute deinen Weg mit Dornen, damit du keine Ruhe darauf findest. Mit barmherziger Strenge verfolgte er dich. Er hasst zwar die Sünde der Verfolger, aber er verwendet die Verfolgung zum Heil seiner Auserwählten. Psalm 119,71: „Dass ich gedemütigt wurde, Herr, war für mich gut; denn so lernte ich deine Gesetze."

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 27.08.2022 08:28

Betrachtung am 27. August – Von der Hut des Herzens, die Gnade der Andacht zu erlangen

 

Das Herz wogt wie ein Schiff auf hohem Meer
Bei Sturm und Winden unablässig fort.
Lenkst du es schlaff, irrt stets es hin und her,
Und niemals kommt es in den sichern Port.

1. Unser Herz ist der Quell unserer Werke. Und unfehlbar sind unsre Werke wie der Quell, dem sie entfließen. Daher müssen wir, nach der Ermahnung des Weisen, unser Herz mit aller Sorgfalt hüten. Denn es gehört zu dem Elend des Menschen, dass dies Herz so leicht zerstreut wird, und dass es so große Mühe kostet, es zu sammeln und zur Andacht zu stimmen. Reinigen wir es von allen eitlen Gedanken und ungeordneten Neigungen, denn unser Erkenntnisvermögen und unser Wille sind gleich den Tafeln des Mose, die gereinigt und geebnet werden mussten, bevor der Herr sein heiliges Gesetz darauf schrieb.

2. Das Herz des Sünders ist gleich einer Hauptstraße, wo bei Tag und Nacht geht und kommt, wer immer will. Das Herz wahrer Diener Gottes aber ist gleich einem verschlossenen Garten, wo nur Gott und göttliche Dinge Einlass erhalten. Aber nicht nur vor eitlen Gedanken, sondern auch vor den Angriffen der natürlichen Leidenschaften müssen wir uns hüten, wenn wir die Gnade der Andacht bewahren wollen, denn Liebe, Hass, Freude, Traurigkeit, Furcht, Hoffnung, Zorn und andere Regungen dieser Art sind gleich Stürmen, die dieses innerliche Meer durchwühlen. Sie sind gleich Nebeln, die den Anblick des himmlischen Lichtes entziehen, und große Verwirrungen anrichten, weshalb wir beständig an uns arbeiten müssen, unser Herz in Ruhe zu erhalten.

3. Nie mehr werden wir wahrhaft innerlich und andächtig werden, wenn wir uns nicht abtöten und unseren Regungen einen Zaum umwerfen, zumal unserer Liebe, der Wurzel aller anderen. Denn die Liebe sehnt sich nach ihrem geliebten Gegenstand, sie fürchtet ihn zu verlieren, und schwebt beständig zwischen Verlangen, Furcht, Freude und Hoffnung. Wohin sie aber immer zielt, dahin wenden sich alle unsere Gedanken, Sorgen und Begierden. Daher muss unser ganzer Fleiß dahin gerichtet werden, dass unsere Liebe über nichts sich erfreut, außer über Dinge, die zu Gott führen, und über nichts traurig wird, als über solche, die von ihm entfernen. Denn wie unser Erlöser in Matthäus 6,21 spricht: „Denn wo dein Schatz ist, da ist auch dein Herz."

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 29.08.2022 08:53

Betrachtung am 29. August – Vom Hüten des Mundes

 

Ordne, Herr, mein Herz und meine Worte,
Und behüte meines Mundes Pforte:
Dass nie ein Wort von meinen Lippen schalle,
Das deinem reinsten Ohr, mein Gott, missfalle.

1. Wie friedlich würden wir durch dieses Leben gehen, wenn wir gleich einem geistigen Taubstummen manches überhörten, und zu manchen Dingen ganz schwiegen. Als Jesus den Taubstummen geheilt hatte, spricht die Schrift: „Und er redete recht." Dass der Herr diese Gnade auch uns verleihen würde. Denn, Jakobus 3,6, „auch die Zunge ist ein Feuer, eine Welt der Ungerechtigkeit." Gewiss kommen die meisten Schwierigkeiten, die das Leben uns verbittern, vom Übel der Zunge. Bedenken wir, um recht reden zu lernen, oft diesen Ausspruch unseres Herrn, dass wir von jedem unnützen Wort Rechenschaft geben werden, und geben wir uns größte Mühe, nichts zu reden, das nicht Gottes Ehre oder das Heil, die Erbauung und das Wohl des Nächsten fördert.

2. Recht redet, wer, wenn die Vernunft oder die Notwendigkeit es erfordert, mäßig, bescheiden und mit Sanftmut spricht. Hast du so gesprochen und in zweifelhaften Fällen deine Meinung aufrichtig gesagt, so sei gleichmütig dabei, ob man dir zustimmt oder deine Ansicht nicht teilt, zumal wenn keine Gefahr dabei besteht. Und lass dich in keinen Streit ein, sondern gestatte jedem, frei zu denken was er will, und kümmere dich nicht darum, was die Menschen von dir halten mögen, sondern bemühe dich im Frieden zu bewahren. Liegt aber die Pflicht bei dir, zu ermahnen oder einen Verweis zu geben, so besänftige früher dein Gemüt durch innerliches Gebet, erwäge deine Worte vor Gott, und bedenke Zeit, Ort und Umstände, damit aus deinen Worten die Frucht des Friedens und der Besserung hervorgehe.

3. Leicht ist ein Wort gesprochen, aber nicht leicht sind die Folgen des Wortes zu tilgen. Es zündet oft wie ein Funke ein Feuer an, das nicht mehr zu löschen ist. Darum auch entkommt kein Wort unserem Mund, das nicht bald unserer Rechtfertigung oder zu unserer Verdammnis für den Gerichtstag aufgezeichnet wird. Denn unsere Worte sind der Abdruck unseres Herzens und kommen auch aus seiner Fülle. Deshalb bittet der Prophet dringend den Herrn in Psalm 141,3: „Herr, stell eine Wache vor meinen Mund, eine Wehr vor das Tor meiner Lippen."

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 30.08.2022 06:35

Betrachtung am 30. August – Von der Bezähmung der Zunge

 

Es brennet oft aus einem Wort
Ein unauslöschlich Feuer auf;
Drum, zähmst du nicht der Zunge Lauf,
Reißt sie dich bis zur Hölle fort.

1. Jakobus 1,26: „Wer meint, er diene Gott," spricht der Apostel, „aber seine Zunge nicht im Zaum hält, der betrügt sich selbst, und sein Gottesdienst ist wertlos." Diesem Ausspruch zufolge sind unsere Worte ein Spiegel unseres Gottesdienstes. Und wahr ist, wer Gott fürchtet und seinem heiligen Dienst in Wahrheit sich weiht, der wird mit seiner Zunge, mit der er ihn lobt, nie mehr unwahre, unzüchtige, sündhafte Worte sprechen, weil die ihm innewohnende Gnade ihn erleuchtet und seine Zunge regiert, so dass er nur nach reifer Überlegung und der Wahrheit gemäß spricht, was Gott zur Ehre, dem Nächsten aber zum Nutzen und zur Erbauung gereicht. „Denn aus des Herzens Überfluss spricht der Mund."

2. Willst du also Gott wirklich dienen, so wende mit seiner Gnade großen Fleiß an, deine Zunge zu bezähmen. Denn sehr schwer ist es, sie zu regieren, da sie nicht auf ihre eigenen Sünden sich beschränkt, sondern auch in alle übrigen einfließt. Nicht nur verläuft sie sich in hochmütigen Prahlereien, Lügen, Verleumdungen, falsche Schwüre und ähnliche Laster, sondern sie lehrt, rät und befielt auch anderen Sünden, und entschuldigt und verteidigt sie sogar, wenn sie begangen wurden. Weshalb auch der Apostel sie „ein Feuer, eine Welt der Ungerechtigkeit" nennt, die oft in einem Augenblick Übel anrichtet, die keine Zeit mehr zu heilen vermag.

3. Eitel und wertlos ist also unser Gottesdienst, wenn wir unsere Zunge nicht bezähmen. Denn diese Bezähmung ist nicht nur eine Bezähmung unserer Worte, sondern zugleich auch unserer Leidenschaften. Sie bändigt den Zorn, die Ungeduld, den Geiz, den Neid, den Hass, die Unzucht und andere lasterhafte Neigungen, von denen die Zunge angetrieben wird zu sprechen, was sie nicht sollte, und in deren Überwindung ein wesentlicher Teil des wahren Gottesdienstes, die christliche Selbstverleugnung, besteht. Sind also diese Leidenschaften gebändigt, so ist es auch die Zunge, dem Ausspruch des Weisen, Sprichwörter 26,20a, zufolge: „Ist kein Holz mehr da, erlischt das Feuer." Denke an den Ausspruch unseres Herrn in Matthäus 12,37: „Denn aufgrund deiner Worte wirst du freigesprochen, und aufgrund deiner Worte wirst du verurteilt werden."

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 31.08.2022 09:04

Betrachtung am 31. August – Über die Worte: „Er hat alles wohl gemacht"

 

Was, Herr, du tust, ist wohl getan.
Doch blind ist oft des Menschen Wahn.
Der deine Führung nicht erkennt,
Und, was ihn ordnet, böse nennt.

1. Alles hat der Herr sehr gut gemacht, alles hat er wohl geordnet, alles wohl getan. Diese Worte sind ein Quell unversiegbaren Trostes in allen Bitterkeiten und Drangsalen unseres Lebens. Denn wenn wir erwägen, dass Gott alles bis auf das kleinste Stäubchen in unendlicher Weisheit geordnet hat, dass ohne seinen Willen kein Haar von unserem Haupt fällt, dass wir durch kurzen Schmerz, durch vorübergehende Verachtung und leichten Verlust ewigen Leiden entkommen, und dass das Leichte und Augenblickliche unserer Trübsal ein unermessliches Gewicht der Glorie in den Höhen uns erwirkt: müssen wir dann nicht mit Danksagung ausrufen: Alles, was Gott tut, ist wohlgetan!

2. Gott hat das allerhöchste Recht über uns, denn wir sind sein Eigentum durch die Schöpfung. Er ist unser unumschränkter Herr und unser beständiger Wohltäter. Er hat das vollkommenste Recht, mit uns zu üben, uns zu prüfen, zu bestrafen, zu führen, und nach seinem Wohlgefallen mit uns zu schalten und zu walten. Was immer er tut, ist wohl getan, denn er ist die unendliche Güte. Rufen wir daher in allen unseren Prüfungen mit dem königlichen Seher in Psalm 62,6-7, aus: „Bei Gott allein kommt meine Seele zur Ruhe; denn von ihm kommt meine Hoffnung. Nur er ist mein Fels, meine Hilfe, meine Burg; darum werde ich nicht wanken."

3. Unsere Religion ist die Religion des Kreuzes. Leiden wir also im Geist dieser Religion mit Geduld und mit der festen Überzeugung, dass wir dabei nichts verlieren, wohl aber alles zu gewinnen haben. Gott konnte uns den Himmel schenken, allein seine unendlich gütige Weisheit wollte des Ehrgefühls edler Menschenherzen schonen, die ein Gut, das sie verdienten, weit höher achten, als wenn es ihnen bloß zum Geschenk gegeben würde. Und darum sendet er uns vielfältige Gelegenheiten zu, immer mehr himmlische Güter zu erwerben, und belohnt unsere Geduld und Liebe über alles Maß. Alles, was Gott tut, ist wohlgetan! Jakobus 5,8: „Ebenso geduldig sollt auch ihr sein. Macht euer Herz stark, denn die Ankunft des Herrn steht nahe bevor."

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 01.09.2022 08:10

Betrachtung am 1. September – Vom freien Wirken Gottes

 

Wie wirkest, Herr, du wunderbar.
Wer kann dir widerstehen.
Nach deinem Wink muss immerdar
Sogar der freien Geister Schar
In ihrer Freiheit gehen.

1. Gottes weise Vorsehung wacht über alle einzelnen Wesen der Schöpfung mit so großer Sorgfalt, als wäre jedes einzelne das einzige, und leitet in seligster Ruhe alle zu ihren verschiedenen Zielen. Ungeteilt umfasst sie alle Dinge, und sorgt mit gleicher Aufmerksamkeit für die Erhaltung einer Ameise, wie für die des größten Monarchen. Denn nichts ist groß oder klein vor Gott. Die Schöpfung einer Welt kostet seiner Allmacht nicht mehr, als die Schöpfung einer Mücke. Aber indem er die leb- und vernunftlosen Geschöpfe nach unausweichlichen Gesetzen leitet, regiert er die freien Willen der Vernunftwesen auf die wunderbarste Weise, ohne Zwang, nach der Richtschnur seines ewigen Willens.

2. Gleichwie die Sonne, die den Himmel erleuchtet und vielen Gestirnen ihr Licht mitteilt, auch den Straßenschmutz bestrahlt, ohne dass dadurch ihre reinen Strahlen im mindesten beschmutzt werden, so dringt auch das Auge Gottes, dessen Anschauung die Engel entzückt, in die kleinlichsten Verhältnisse ein, ohne sich zu erniedrigen. Es sieht und duldet die größten Laster und Verbrechen. Ohne die Freiheit des Menschen zu stören, leitet er diese Freiheit. Nie jedoch nötigt er sie, denn er behandelt den Menschen mit großer Schonung. Ja er richtet sich sogar nach seinen Neigungen, seine Liebe zu gewinnen, und wendet selbst unsere Verirrungen an, uns zu sich zurück zu führen.

3. Aber wehe der Seele, die dieser liebevollen Leitung sich widersetzt. Denn sanft, aber mächtig führt Gottes Weisheit ihre Absichten aus, und leitet selbst unseren Willen, wie frei er auch immer ist, ohne Zwang dahin, wohin es ihr gefällt. Ohne dem Menschen Gewalt anzutun, überwindet Gott alle Hindernisse, ja die Hindernisse selbst müssen ihm dienen, seine Absichten um so unfehlbarer auszuführen. Widersetzt sich daher unser Wille dem barmherzigen Willen Gottes, dann wird er gezwungen, dem gerechten Willen Gottes sich zu unterwerfen. Darum unterwerfen wir uns ihm aus ganzem Herzen, damit er seine Güte an uns zeige, und hüten wir uns vor Widersetzlichkeit, dass wir nicht die Strenge seiner Gerechtigkeit erfahren. Weisheit 8,1: „Machtvoll entfaltet die Weisheit ihre Kraft von einem Ende zum anderen und durchwaltet voll Güte das All."

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Re: Betrachtungen als Christ an Wochentagen

von Pneuma am 02.09.2022 08:19

Betrachtung am 2. September - Vom Lob Gottes

 

Erschwinge dich, mein Herz, nach oben,
Den Herrn zu preisen immerdar,
Der dich erschaffen, ihn zu loben
Mit seiner Auserwählten Schar.
Laut juble ihm mit Herz und Geist,
Den alles, was da lebet, preist.

1. Psalm 103,1: "Lobe den Herrn, meine Seele, und alles in mir seinen heiligen Namen." Immer soll das Lob Gottes in unserem Herzen und in unserem Mund sein, da wir und alle Geschöpfe zum Lob Gottes erschaffen sind. Alle auch loben ihren Schöpfer auf ihre Weise. "Die Himmel erzählen die Herrlichkeit Gottes, ein Tag verkündet dem anderen seine Herrlichkeit." Alle Kreaturen sind eben so viele Stimmen, die die Größe, Allmacht, Weisheit und Güte ihres Schöpfers offenbaren. So vereinige denn auch dich mit ihnen, und stimme in dieses liebliche Konzert ein. Biete alle deine Kräfte dazu auf, denn niemals wirst du Gott genug loben, der alles Lob unendlich übertrifft.

2. Ohne Vergleich mehr jedoch als alle Lobgesänge lobt ein frommer Lebenswandel unseren Gott. Dies ist ein Lob, das nie verklingt. Jede Tugend lobt Gott auf besondere Weise. Die Keuschheit lobt die unendliche Reinheit der göttlichen Natur, der Glaube lobt seine allerhöchste Wahrheit, der Gehorsam seine allerhöchste Oberherrschaft über alle Geschöpfe, die Hoffnung die Großmut seiner göttlichen Verheißungen, die Liebe seine unendliche Vollkommenheit und Güte. Dies ist das Lob, von dem der Herr in Psalm 50,23a spricht: "Wer Opfer des Lobes bringt, ehrt mich." Wie lobst du deinen Gott? Ist dein laues und nachlässiges Leben nicht vielmehr ein Spott, als ein wahres Lob Gottes? "Nicht schön", spricht die Schrift, "ist das Lob und des Sünders Mund."

3. Seien wir eifrig, Gott aus reinem und sehnsüchtigem Gemüt zu loben. Loben wir ihn in Freude und Wohlergehen, in Leiden und Trübsal. Dies ist die Beschäftigung aller Gerechten auf Erden, und die schönste Freude und Seligkeit aller Heiligen im Himmel. Ziehen wir, so viel wir vermögen, auch andere durch Wort und Beispiele zum Lob Gottes hin, denn er ist unser Heil und unsere Seligkeit. Alle Augenblicke unseres Lebens, alle Pulsschläge unseres Herzens sollen ein immerwährendes Lob Gottes sein. Psalm 34,2+4: "Ich will den Herrn allezeit preisen; immer sei sein Lob in meinem Mund. Verherrlicht mit mir den Herrn, lasst uns gemeinsam seinen Namen rühmen."

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