13) Gemeinsame Bibellektüre - der Römerbrief - Kapitel 9, 1 - 33

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solana

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Re: 13) Gemeinsame Bibellektüre - der Römerbrief - Kapitel 9, 1 - 33

von solana am 25.05.2014 11:32

 

Marjo schrieb

Was mir hier sehr gefällt ist der Gedanke, dass Gott an seinen Versprechen festhält (Röm 9,6).

 

6 Aber ich sage damit nicht, dass Gottes Wort hinfällig geworden sei.

Ja, ich denke auch, dass es sehr wichtig für das genaue Verständnis ist, sich einmal genauer mit der "Berufung" zu befassen, um zu verstehen, wie das mit der Gnade, den Werken und dem Willen des Menschen zusammenhängt.

 

In den Vordergrund tritt die Voraussetzung, die man erfüllen muss um Teil des "Israels Gottes" zu werden: Der Glaube.

 

Und ein Thema, das in diesem Zusammenhang immer wieder betont wird ist, dass der Glaube - im Gegensatz zur "Werkgerechtigkeit" - Gott die Ehre gibt und nicht den eigenen Ruhm sucht, ja dass "Rühmen ausgeschlossen ist".
Röm 3,27 Wo bleibt nun das Rühmen? Es ist ausgeschlossen. Durch welches Gesetz? Durch das Gesetz der Werke? Nein, sondern durch das Gesetz des Glaubens. 

Denn das gehört mit zur Berufung:
1Sam 15,29 Auch lügt der nicht, der Israels Ruhm ist, und es gereut ihn nicht; denn er ist nicht ein Mensch, dass ihn etwas gereuen könnte.

Und das ist der Punkt, den Israel nicht verstanden hat.
31 Israel aber hat nach dem Gesetz der Gerechtigkeit getrachtet und hat es doch nicht erreicht. 32 Warum das? Weil es die Gerechtigkeit nicht aus dem Glauben sucht, sondern als komme sie aus den Werken.

Dabei wissen sie doch eigentlich:

Pred 3,14 Ich merkte, dass alles, was Gott tut, das besteht für ewig; man kann nichts dazutun noch wegtun. Das alles tut Gott, dass man sich vor ihm fürchten soll.

Auch im AT wird dafür schon das Bild des Töpfers verwendet:
Jes 29,13 Und der Herr sprach: Weil dies Volk mir naht mit seinem Munde und mit seinen Lippen mich ehrt, aber ihr Herz fern von mir ist und sie mich fürchten nur nach Menschengeboten, die man sie lehrt,
14 darum will ich auch hinfort mit diesem Volk wunderlich umgehen, aufs Wunderlichste und Seltsamste, dass die Weisheit seiner Weisen vergehe und der Verstand seiner Klugen sich verbergen müsse.
15 Weh denen, die mit ihrem Plan verborgen sein wollen vor dem HERRN und mit ihrem Tun im Finstern bleiben und sprechen: »Wer sieht uns und wer kennt uns?«
16 Wie kehrt ihr alles um! Als ob der Ton dem Töpfer gleich wäre, dass das Werk spräche von seinem Meister: Er hat mich nicht gemacht!, und ein Bildwerk spräche von seinem Bildner: Er versteht nichts!

Und Paulus nimmt auf diese Stelle im Korintherbrief Bezug:
1. Kor 1, 18 Denn das Wort vom Kreuz ist eine Torheit denen, die verloren werden; uns aber, die wir selig werden, ist's eine Gotteskraft.
19 Denn es steht geschrieben (Jesaja 29,14): »Ich will zunichte machen die Weisheit der Weisen, und den Verstand der Verständigen will ich verwerfen.«
20 Wo sind die Klugen? Wo sind die Schriftgelehrten? Wo sind die Weisen dieser Welt? Hat nicht Gott die Weisheit der Welt zur Torheit gemacht?
21 Denn weil die Welt, umgeben von der Weisheit Gottes, Gott durch ihre Weisheit nicht erkannte, gefiel es Gott wohl, durch die Torheit der Predigt selig zu machen, die daran glauben.

Dadurch wird auch klarer, dass es nicht die "Werke nach dem Gesetz" an sich sind, die der "Berufung" im Wege stehen.
Sondern der darin gesuchte "Ruhm" für die eigene "Rechtfertigung".
Denn damit lehnt man quasi das ab, was die Berufung ausmacht: " der Israels Ruhm"(1Sam 15,29) hat berufen, hat ein Volkaus allen Völkern herausgerufen, dass es ihm Ehre machen soll. Und hat ihm Richtlinien für ein Leben gegeben, das dieser Berufung entspricht. Aber stattdessen haben sie versucht, dadurch "ihren eigenen Ruhm/ihre eigene Gerechtigkeit" zu errichten und nicht Gott die Ehre geben zu müssen. Das kommt einer "Zurückweisung" seiner Gnade gleich, ist praktisch ein "Verharren in der Sünde Adams und Evas", die durch das "geraubte Wissen über gut und böse" Gott gleich sein wollten.

Es geht hier nicht um "Glauben und Nichtstun" gegen "Werke des Gesetzes", sondern um "Gehorsam des Glaubens und dabei Verzicht auf jeglichen eigenen Ruhm" gegen "Selbstrechtfertung", Tun des Guten, um selbst gut dazustehen vor Gott und den Menschen und zu meinen, ohne seine Gnade auskommen zu können.

Um diesen "Gehorsam des Glaubens" , der der "Berufung" entspricht - und die "richtige Antwort" des herausgerufenen "Heiligen"="abgesondert und auserwählt für den Dienst Gottes" - geht es Paulus in seinem Brief:

Röm 1, 5 ... in seinem Namen den Gehorsam des Glaubens aufzurichten unter allen Heiden, 6 zu denen auch ihr gehört, die ihr berufen seid von Jesus Christus. 7 An alle Geliebten Gottes und berufenen Heiligen in Rom: 

Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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solana

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Re: 13) Gemeinsame Bibellektüre - der Römerbrief - Kapitel 9, 1 - 33

von solana am 24.05.2014 21:59

Das hast du sehr schön anschaulich erklärt, liebe Geli.
 

Geli schrieb:

Wir wollen eben nicht "nicht auserwählt" sein, wir wollen eben nicht den 2. Platz haben, wir wollen eben nicht DEN Platz einnehmen, den Gott für uns vorgesehen hat.


Und vergessen dabei, dass wir Gott gegenüber keinerlei Ansprüche "erwerben" können, dass es immer Gottes Entscheidung bleibt und wir bestimmte Segnungen nicht "erzwingen" können, sie uns nicht "verdienen" können:

Röm 9,16 So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.

Und noch etwas anderes:
Unser Masstab für die Beurteilung dessen, was "der erste" oder "der zweite Patz" ist, ist in der Regel der "Masstab der Welt" - und nicht der Gottes.
Im Gegenteil, dieser Masstab steht oft genug im Gegensatz zu Gottes Erwählung nach seiner Gnade:

1. Kor 1,26 Seht doch, liebe Brüder, auf eure Berufung. Nicht viele Weise nach dem Fleisch, nicht viele Mächtige, nicht viele Angesehene sind berufen.
27 Sondern was töricht ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er die Weisen zuschanden mache; und was schwach ist vor der Welt, das hat Gott erwählt, damit er zuschanden mache, was stark ist;
28 und das Geringe vor der Welt und das Verachtete hat Gott erwählt, das, was nichts ist, damit er zunichte mache, was etwas ist,
29 damit sich kein Mensch vor Gott rühme. 

Lk 16,15 Und er sprach zu ihnen: Ihr seid's, die ihr euch selbst rechtfertigt vor den Menschen; aber Gott kennt eure Herzen; denn was hoch ist bei den Menschen, das ist ein Gräuel vor Gott. 

Das war Israels Fehler.
Sie haben ihre eigene Gerechtigkeit aus den Werken zu errichten versucht, sie suchten ihren "Ruhm" , anstatt "Gott die Ehre zu geben im Glauben":

Röm 9, 30 ich rede aber von der Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt. 31 Israel aber hat nach dem Gesetz der Gerechtigkeit getrachtet und hat es doch nicht erreicht. 32 Warum das? Weil es die Gerechtigkeit nicht aus dem Glauben sucht, sondern als komme sie aus den Werken. 

Röm 9, 11 damit der Ratschluss Gottes bestehen bliebe und seine freie Wahl - 12 nicht aus Verdienst der Werke, sondern durch die Gnade des Berufenden

Wer meint, er könne aus seinen gute Werken einen "Anspruch" gegenüber Gott ableiten, der gerät unweigerlich in Kains Gedankensumpf und endet in Vorwürfen gegenüber Gott ("das ist ungerecht") und in Eifersucht und Neid gegenüber "ungerechterweise" mehr gesegneten Mitmenschen. Und von da ist es nur ein winziger Schritt zur bösen Tat ....
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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geli
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Re: 13) Gemeinsame Bibellektüre - der Römerbrief - Kapitel 9, 1 - 33

von geli am 24.05.2014 21:01

Solana schrieb
Das heisst aber nicht, dass sie dadurch "chancenlos dem Verderben preisgegeben" wären.

Ja, genau - "Nicht erwählt" zu sein, "zurückgesetzt" zu sein, "2. Wahl" zu sein - das bedeutet ja nicht, dass man von Gott nicht geliebt und nicht gesegnet ist. Er stellt eben jeden an seinen besonderen Platz und gibt jedem seine ganz besondere Aufgabe.

Ich hab mal gelesen, dass man Gott am meisten damit ehrt, dass man seine "Bestimmung" erfüllt.
Dass man also den Platz, den Gott jedem zugeteilt hat, akzeptiert und die Aufgabe erfüllt, die Gott für diesen Platz vorbereitet hat.

Da denke ich an "die Werke, die Gott für uns vorbereitet hat" - ich finde nur gerade die Stelle in der Bibel nicht.

Solana schrieb:
Wie genau Gottes "Ablehnung" von Kains Opfer ausgesehen hat, steht da nicht -

Ja, da heißt es nur: "Aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an."

Ich hab mich schon oft gefragt, was wohl an Kains Opfer nicht annehmbar für Gott war?

Vielleicht wußte er es selbst gar nicht - jedenfalls "ergrimmte" Kain sehr und senkte finster seinen Blick.

Anstatt zu ergrimmen, hätte er vielleicht Gott fragen können, was seinem Opfer denn fehlen könnte? Oder wenn er es wußte, dann hätte er ja auch darangehen können, den "Fehler" zu korrigieren.

Auf jeden Fall bedeutete es ja nicht, dass Gott Kain nicht weniger als Abel liebte - er hatte nur anscheinend bei Kain etwas zu korrigieren, bei Abel dagegen nicht.
Hätte Kain die Korrektur angenommen, dann wäre der Mord an Abel nicht "nötig" gewesen, denn dann wäre Kains Beziehung zu Gott wieder in Ordnung gekommen, und seine Eifersucht und sein Neid wären hinfällig geworden und hätten keinen Schaden anrichten können.

Ich denke, das Problem von uns Menschen ist sehr oft, dass wir "groß" sein wollen. Wir wollen eben nicht "nicht auserwählt" sein, wir wollen eben nicht den 2. Platz haben, wir wollen eben nicht DEN Platz einnehmen, den Gott für uns vorgesehen hat.

Vielleicht, weil wir Menschen so "gepolt" sind, dass wir mit dem 1. Platz, mit dem "auserwählt" sein, auch gleichzeitig annehmen, dass wir dort auch mehr geliebt sind, dass wir dort mehr wert sind?

Dabei stimmt das gar nicht - auch diejenigen, die ganz zuletzt sind, die nur einen geringen, (in unseren Augen) unwichtigen Platz einnehmen, auch diejenigen sind geliebt und angenommen. Auch für diese ist Jesus am Kreuz gestorben - so wichtig waren auch diese ihm!

Nicht umsonst sagt Jesus ja: "Die Letzten werden die Ersten sein"...

Was hindert uns also, mit dem Platz, an den uns Gott gestellt hat, zufrieden zu sein?

Lg, geli

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solana

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Re: 13) Gemeinsame Bibellektüre - der Römerbrief - Kapitel 9, 1 - 33

von solana am 24.05.2014 13:37

Geli schrieb:

Dass Gott Esau "gehasst" hat, bedeutet meiner Meinung nach nicht, dass er Esau von Anfang an abgelehnt hätte. Das Wort "gehasst" hat Jesus ja auch in Bezug auf die Eltern verwendet. Auch hier bedeutet es ja nicht, dass wir nun unsere Eltern "hassen" sollen, in dem Sinne, in dem "Hass" sonst gebraucht wird. Sonst würde das ja dem Gebot, die Eltern zu achten und zu ehren, widersprechen.

Ja, liebe Geli, da sprichst du einen wichtigen Punkt an und Marjo hat ja auch schon in diese Richtung gewiesen.

Marjo schrieb:

Israel ist privilegiert, dass ist wohl jedem klar. Eine Geschichte zu haben die sich so lange in der Gegenwart Gottes bewegen durfte, kann ich nur mit "privilegiert", gesegnet oder eben "begnadet" bezeichnen.

Die Tatsache, dass ein Volk bzw ein Bruder vor dem/den anderen besonders ausgezeichnet, erwählt und begnadet wurde, beinhaltet ja "automatisch" - quasi als "Kehrseite der Medaille - dass der andere/die anderen dem gegenüber "zurückgesetzt" werden.
Das heisst aber nicht, dass sie dadurch "chancenlos dem Verderben preisgegeben" wären.

Ein schönes Beispiel dafür finde ich, ist die Geschichte von Kain und Abel.

Beide bringen Gott ein Opfer.
1. Mose 4, Und der HERR sah gnädig an Abel und sein Opfer, 5 aber Kain und sein Opfer sah er nicht gnädig an. Da ergrimmte Kain sehr und senkte finster seinen Blick. 6 Da sprach der HERR zu Kain: Warum ergrimmst du? Und warum senkst du deinen Blick? 7 Ist's nicht also? Wenn du fromm bist, so kannst du frei den Blick erheben. Bist du aber nicht fromm, so lauert die Sünde vor der Tür, und nach dir hat sie Verlangen; du aber herrsche über sie. 8 Da sprach Kain zu seinem Bruder Abel: Lass uns aufs Feld gehen! Und es begab sich, als sie auf dem Felde waren, erhob sich Kain wider seinen Bruder Abel und schlug ihn tot.

Wie genau Gottes "Ablehnung" von Kains Opfer ausgesehen hat, steht da nicht - vielleicht ist das erhoffte Gedeihen seinerer Feldfrüchte als Zeichen des Segens für das Opfers ausgeblieben, während dagegen Abels Herden prächtig wuchsen...?
Jedenfalls mahnte Gott Kain, sich nicht von seinem Zorn überwältigen zu lassen.
Die Ablehnung des Opfers bedeutete nicht zugleich auch Kains "Vewerfung", er hatte die Chance, "Gott die Ehre zu geben" und die Bevorzugung seines Bruders durch Gottes Gnadenwahl zu akzeptieren, die Missernten (falls sich darin die nicht gewährte Gnade ausgedrückt hat) hinzunehmen und trotzdem Gott weiterhin zu dienen.

Aber er "senkt seinen Blick", sieht von Gott weg auf seinen gesegneten Bruder und den ihm selbst verweigerten Segen - und sein Zorn wird zur Eifersucht - und die entläd sich in einem Mord.

Es geht auch anders.
In den Psamen gibt es immer wieder Passagen, in denen das "Glück" der Gottlosen und dagegen die eigene Not beklagt wird.
Und darauf ist die Reaktion dann eine andere, wie in Psalm 73, aus dem auch die diesjährige Jahreslosung stammt:

23 Dennoch bleibe ich stets an dir; denn du hältst mich bei meiner rechten Hand, 24 du leitest mich nach deinem Rat und nimmst mich am Ende mit Ehren an. 25 Wenn ich nur dich habe, so frage ich nichts nach Himmel und Erde. 26 Wenn mir gleich Leib und Seele verschmachtet, so bist du doch, Gott, allezeit meines Herzens Trost und mein Teil. 27 Denn siehe, die von dir weichen, werden umkommen; du bringst um alle, die dir die Treue brechen. 28 Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte / und meine Zuversicht setze auf Gott, den HERRN, dass ich verkündige all dein Tun.
Gruss
Solana

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geli
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Re: 13) Gemeinsame Bibellektüre - der Römerbrief - Kapitel 9, 1 - 33

von geli am 24.05.2014 12:31

Ja, das sehe ich genauso - was Gott schon immer, auch im AT, suchte, war Glauben und Vertrauen. Auch Abraham wurde ja nicht wegen seiner "Werke" gerechtgesprochen, sondern deshalb, weil er Gott glaubte, ihm vertraute und sein Handeln folgerichtig diesem Glauben ensprach - auch, wenn er Fehler dabei machte.
Letztlich zählen bei Gott aber nicht die Fehler, die man macht, sondern er sieht die Gesinnung, er sieht den Glauben. Manchmal macht man ja sogar aus (vermeintlichem) Glauben heraus Fehler - und Gott benutzt dies, um uns zu korrigieren. Wenn wir wirklich glauben und nach Wahrheit suchen, werden wir immer bereit sein, uns korrigieren zu lassen.

Solana schrieb:
Oder seid ihr alle so "einsichtig" geworden, dass es nichts bringt, darüber zu streiten, wie "frei" oder "unfrei" der menschliche Wille ist, bzw ob es hier im Kapitel nur um "Völker-Dimensionen" geht oder auch um die individuellen Menschen?

Sind wir "einsichtig" geworden? 

Bei dem Thema "freier" oder "unfreier" Wille denke ich an Joh. 8,32:
"...und werdet die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird euch frei machen".

- "Frei machen" - das beinhaltet sicherlich auch unseren Willen.

Wie werden wir frei? - Durch das Bleiben an Jesu Wort werden wir die Wahrheit erkennen, und die Wahrheit wird uns frei machen.

Demnach ist ein Wille, der nicht am Wort und an der Wahrheit orientiert ist, nicht frei!

Ich glaube, es geht in der Bibel oft um mehrere Dinge gleichzeitig - so kann es sich einerseits um "Völker-Dimensionen" handeln, wie Du es ausdrückst, Solana - andererseits will Gott ja immer auch den Einzelnen ganz persönlich ansprechen.

Ich denke, Gott ist fähig, sowohl das Eine als auch das Andere anzusprechen und dabei die gleiche Bibelstelle zu gebrauchen.

Solana schrieb:
Oder anders herum ausgedrückt: Je mehr der Mensch bereit ist, Gott ganz die Ehre zu geben, um so mehr erkennt er sch selbst in seiner "Nichtigkeit", in seinem Gefangen-Sein und Ausgeliefert-Sein an die "Welt" und sein "Fleisch" ohne Gott; dass er nicht einmal frei ist, das Gute und Richtige überhaupt zu erkennen:

Hierbei denke ich an das Wort: "Die Furcht Gottes ist aller Weisheit Anfang".

Oder auch an das Sprichwort: "Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung"  

Wer anfängt zu erkennen, wie gefangen und unfrei er selbst ist, wie ausgeliefert er an bestimmte Dinge ist - wer wie Paulus erkennt, dass er das Gute eigentlich will, aber nicht fähig ist, es auch auszuführen - der hat die besten Voraussetzungen  dafür, sich auf die Suche nach Wahrheit und Freiheit zu machen. Und der hat damit auch gute Chancen, bei dieser Suche "zufällig" auf Gott zu stoßen...

»Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren« (1.Mose 25,23), 13 wie geschrieben steht (Maleachi 1,2-3): »Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.«

Natürlich steckt in diesen Versen eine Menge Diskussionsmaterial... 

Gott hat aus seinem freien Willen den Jakob bevorzugt - er ist Gott, und das steht ihm deshalb ja auch zu.

Aber ich denke, er wollte den Esau genauso segnen - denn er segnet ja nicht nur die Mensche, die "den ersten Platz" bei ihm haben.
Allerdings hat Esau diesen Segen des ihm zugewiesenen "2. Platzees" durch seine Gleichgültigkeit und seine Sturheit und später auch durch seine bewußte Sünde (seine beiden heidnischen Frauen) verspielt.

Dass Gott Esau "gehasst" hat, bedeutet meiner Meinung nach nicht, dass er Esau von Anfang an abgelehnt hätte.
Das Wort "gehasst" hat Jesus ja auch in Bezug auf die Eltern verwendet. Auch hier bedeutet es ja nicht, dass wir nun unsere Eltern "hassen" sollen, in dem Sinne, in dem "Hass" sonst gebraucht wird.
Sonst würde das ja dem Gebot, die Eltern zu achten und zu ehren, widersprechen.

Hier geht es um Prioriäten - ihm gebührt der erste Platz, und selbst die Eltern müssen dahinter zurückstecken.
Ich denke, genauso war es auch im Bezug auf Esau gemeint - er war geliebt, wie Gott eben alle Menschen liebt, aber er hat ihm den "2. Platz" zugewiesen.
Ich denke, auch Esau hätte nicht aus Gottes Segen herausfallen müssen, wenn er von Anfang an Gottes Entscheidung akzeptiert hätte und sich mit dem ihm zugewiesenen Platz zufriedengegeben hätte.

Bis hierher mal meine Gedanken dazu - bevor es zuuuu lang wird...

Lg, geli
 

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marjo
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Re: 13) Gemeinsame Bibellektüre - der Römerbrief - Kapitel 9, 1 - 33

von marjo am 24.05.2014 09:07

Was mir hier sehr gefällt ist der Gedanke, dass Gott an seinen Versprechen festhält (Röm 9,6). Das Israel mit der Verheißung auf Erlösung war eben immer schon der Teil der Menschen, der am Glauben festgehalten hat. Das Alte Testament ist daher auch folgerichtig voller Situationen, in denen Gott Menschen aus seinem Volk entfernt, die sich nachhaltig und / oder in entscheidenen Situationen gegen ihn gestellt hatten. Israel ist privilegiert, dass ist wohl jedem klar. Eine Geschichte zu haben die sich so lange in der Gegenwart Gottes bewegen durfte, kann ich nur mit "privilegiert", gesegnet oder eben "begnadet" bezeichnen.

Da es bereits schon immer so war, dass nicht jeder Jude aufgrund seiner Nationalität einenn Anspruch auf Gottes Segen oder auf Erlösung hatte, erzählt Paulus in Römer 9 eigentlich auch gar nichts neues. Es kam schon immer auf den Glauben an. Daher betrachte ich es als sehr konsequent von Paulus, wenn er jeden Menschen, der sich von Gott hat zum Sohn ziehen lassen, als Nachkomme Isaaks bezeichnet. Er geht sogar noch weiter und bezeichnet alle Erlösten als "Kinder der Verheißung" und stellt sie damit mit Isaak auf eine Stufe (Galater 4,28). Die Frage der nationalen Zugehörigkeit tritt damit etwas mehr in den Hintergrund. In den Vordergrund tritt die Voraussetzung, die man erfüllen muss um Teil des "Israels Gottes" zu werden: Der Glaube.

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Re: 13) Gemeinsame Bibellektüre - der Römerbrief - Kapitel 9, 1 - 33

von solana am 24.05.2014 00:55

Ist schon alles ausdiskutiert zum Inhalt dieses Textes?


Oder seid ihr alle so "einsichtig" geworden, dass es nichts bringt, darüber zu streiten, wie "frei" oder "unfrei" der menschliche Wille ist, bzw ob es hier im Kapitel nur um "Völker-Dimensionen" geht oder auch um die individuellen Menschen?

Um vielleicht mal einen provokanten Gedanken einzubringen: was ich damit meinte, an den Text "aus der Perspektive von Römer 8 aus" heran zu gehen - ich denke, dass es (vielleicht nicht nur, aber auch) eine "Sache des Glaubens/Vertrauens ist, wieviel "freien" Willen man für den Menschen in seinem Weltbild "eingeräumt" haben muss, um sich damit nicht "unfrei" zu fühlen.
Oder anders herum ausgedrückt: Je mehr der Mensch bereit ist, Gott ganz die Ehre zu geben, um so mehr erkennt er sch selbst in seiner "Nichtigkeit", in seinem Gefangen-Sein und Ausgeliefert-Sein an die "Welt" und sein "Fleisch" ohne Gott; dass er nicht einmal frei ist, das Gute und Richtige überhaupt zu erkennen:
Röm 1,22 Da sie sich für Weise hielten, sind sie zu Narren geworden

geschweige denn, zu tun:
Röm 7,19 Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.
...
23 Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und hält mich gefangen im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.

Paulus charakterisiert ja Abrahams vorbildlichen Glauben so: Röm 4,20 wurde stark im Glauben und gab Gott die Ehre

Und je mehr wir Gott die Ehre geben, um so weniger bleibt vom "menschlichen Werk" übrig, um so weniger "Eigenständigkeit" hat da Platz , ist überhaupt vorstellbar, nicht einmal im Glauben selbst - wie auch Jesus selbst sagt:
Joh 6,29 Jesus antwortete und sprach zu ihnen: Das ist Gottes Werk, dass ihr an den glaubt, den er gesandt hat.

Was meint ihr dazu?

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13) Gemeinsame Bibellektüre - der Römerbrief - Kapitel 9, 1 - 33

von solana am 20.05.2014 10:32

Guten Morgen
Nach diesen wunderbaren Versen, die an Vertrauen und Freude nur so überquellen und die Gewisshet der Hoffnung selbst in den tiefsten Tiefen erstrahlen lassen - folgt nun ein schwer verdaulicher Brocken".

Zu diesem Thema haben sich die gegensätzlichen Meinungen ja schon an anderer Stelle ein wenig ausgetobt...


Ich habe mich früher oft gefragt, wie Paulus dazu kommt, so von einem Extrem ins andere zu "springen".
Aber so gründlich durchdacht, wie die Komposition des gesamten Römerbriefs ist und so sorgsam die Formulierungen gewählt wurden, denke ich, dass dies kein "unmotivierter Gedankensprung" ist, sondern "bewusst so komponiert".

Vielleicht müssen die Leser erst in Gedanken auf dieses tiefe Vertrauen hin geführt werden, ihre Herzen öffnen und Gott ganz die Ehre geben, bevor sie bereit sind, sich auf dieses schwierige Thema einzulassen.
Also versuchen wir auch mal, uns aus der Perspektive von Kapitel 8 aus, an das Thema heran zu wagen: 

1 Ich sage die Wahrheit in Christus und lüge nicht, wie mir mein Gewissen bezeugt im Heiligen Geist, 2 dass ich große Traurigkeit und Schmerzen ohne Unterlass in meinem Herzen habe. 3 Ich selber wünschte, verflucht und von Christus getrennt zu sein für meine Brüder, die meine Stammverwandten sind nach dem Fleisch, 4 die Israeliten sind, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und die Bundesschlüsse und das Gesetz und der Gottesdienst und die Verheißungen, 5 denen auch die Väter gehören und aus denen Christus herkommt nach dem Fleisch, der da ist Gott über alles, gelobt in Ewigkeit. Amen.

6 Aber ich sage damit nicht, dass Gottes Wort hinfällig geworden sei. Denn nicht alle sind Israeliten, die von Israel stammen; 7 auch nicht alle, die Abrahams Nachkommen sind, sind darum seine Kinder. Sondern nur »was von Isaak stammt, soll dein 
Geschlecht genannt werden« (1.Mose 21,12), 8 das heißt: nicht das sind Gottes Kinder, die nach dem Fleisch Kinder sind; sondern nur die Kinder der Verheißung werden als seine Nachkommenschaft anerkannt. 9 Denn dies ist ein Wort der Verheißung, da er spricht (1.Mose 18,10): »Um diese Zeit will ich kommen und Sara soll einen Sohn haben.« 10 Aber nicht allein hier ist es so, sondern auch bei Rebekka, die von dem einen, unserm Vater Isaak, schwanger wurde. 11 Ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten, da wurde, damit der Ratschluss Gottes bestehen bliebe und seine freie Wahl - 12 nicht aus Verdienst der Werke, sondern durch die Gnade des Berufenden -, zu ihr gesagt: »Der Ältere soll dienstbar werden dem Jüngeren« (1.Mose 25,23), 13 wie geschrieben steht (Maleachi 1,2-3): »Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst.«

14 Was sollen wir nun hierzu sagen? Ist denn Gott ungerecht? Das sei ferne! 15 Denn er spricht zu Mose (2.Mose 33,19): »Wem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig; und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.« 16 So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen. 17 Denn die Schrift sagt zum Pharao (2.Mose 9,16): »Eben dazu habe ich dich erweckt, damit ich an dir meine Macht erweise und damit mein Name auf der ganzen Erde verkündigt werde.« 18 So erbarmt er sich nun, wessen er will, und verstockt, wen er will. 19 Nun sagst du zu mir: Warum beschuldigt er uns dann noch? Wer kann seinem Willen widerstehen? 20 Ja, lieber Mensch, wer bist du denn, dass du mit Gott rechten willst? Spricht auch ein Werk zu seinem Meister: Warum machst du mich so? 21 Hat nicht ein Töpfer Macht über den Ton, aus demselben Klumpen ein Gefäß zu ehrenvollem und ein anderes zu nicht ehrenvollem Gebrauch zu machen? 22 Da Gott seinen Zorn erzeigen und seine Macht kundtun wollte, hat er mit großer Geduld ertragen die Gefäße des Zorns, die zum Verderben bestimmt waren, 23 damit er den Reichtum seiner Herrlichkeit kundtue an den Gefäßen der Barmherzigkeit, die er zuvor bereitet hatte zur Herrlichkeit. 24 Dazu hat er uns berufen, nicht allein aus den Juden, sondern auch aus den Heiden. 25 Wie er denn auch durch Hosea spricht (Hosea 2,25; 2,1): »Ich will das mein Volk nennen, das nicht mein Volk war, und meine Geliebte, die nicht meine Geliebte war.« 26 »Und es soll geschehen: Anstatt dass zu ihnen gesagt wurde: "Ihr seid nicht mein Volk", sollen sie Kinder des lebendigen Gottes genannt werden.« 27 Jesaja aber ruft aus über Israel (Jesaja 10,22-23): »Wenn die Zahl der Israeliten wäre wie der Sand am Meer, so wird doch nur ein Rest gerettet werden; 28 denn der Herr wird sein Wort, indem er vollendet und scheidet, ausrichten auf Erden.« 29 Und wie Jesaja vorausgesagt hat (Jesaja 1,9): »Wenn uns nicht der Herr Zebaoth Nachkommen übrig gelassen hätte, so wären wir wie Sodom geworden und wie Gomorra.«
Gesetzesgerechtigkeit und Glaubensgerechtigkeit
30 Was sollen wir nun hierzu sagen? Das wollen wir sagen: Die Heiden, die nicht nach der Gerechtigkeit trachteten, haben die Gerechtigkeit erlangt; ich rede aber von der Gerechtigkeit, die aus dem Glauben kommt. 31 Israel aber hat nach dem Gesetz der Gerechtigkeit getrachtet und hat es doch nicht erreicht. 32 Warum das? Weil es die Gerechtigkeit nicht aus dem Glauben sucht, sondern als komme sie aus den Werken. Sie haben sich gestoßen an dem Stein des Anstoßes, 33 wie geschrieben steht (Jesaja 8,14; 28,16): »Siehe, ich lege in Zion einen Stein des Anstoßes und einen Fels des Ärgernisses; und wer an ihn glaubt, der soll nicht zuschanden werden.«

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