Querblöker und Co

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Querblöker und Co

von Rapp am 08.07.2014 12:17

Der kleine Querblöker

Eben stolperte ich über einen Gedanken aus Lukas 15: Um Jesus hatten sich viele unterschiedliche Menschen gesammelt um ihn zu hören. Lukas berichtet davon und bemerkt nebenbei: auch Schriftgelehrte und Pharisäer waren da. Warum werden diese Menschen besonders erwähnt? Haben sie wegen ihrer Schrifttreue einen Sonderbonus bei Gott? Nein, die einen kamen, weil sie Jesu Worte hören wollten. Die anderen aber waren daran kaum interessiert. Wir lesen immer wieder, dass sie z.B. Fragen stellten um Jesus in eine Falle zu locken... So lesen wir: ... sie waren auch da. Ihnen, also jenen kritiksüchtigen Aufpassern, erzählt Jesus eine Geschichte zum Vergleich.

Das eine Schaf, der verlorene Groschen und der verlorene Sohn... eine einzige Geschichte die wir nicht trennen sollten.

Es ist in keiner Weise schmeichelhaft mit einem Schaf verglichen zu werden. Schafe folgen oftmals blind ihrem Leithammel. Das mag sehr gut sein so lange der Leithammel sich vorbildlich aufführt. Ist dieser aber ein Schlitzohr, was leider auch vorkommt, werden die Schafe schnell verführt.

Nun betrachten wir mal diese Herde. Alles sieht sehr gut aus - und doch steckt der Wurm drin. Da sind sehr viele linientreue, angepasste Schafe, die schlicht dem Leithammel folgen. Bequem ist das ja: man braucht überhaupt nicht zu denken. Da aber hapert es schon: keiner prüft, ob sich der Leithammel auch richtig verhält. Keiner? Oh doch, da ist ein kleiner, aufmüpfiger und ganz frecher Kerl. Immer wieder blökt er quer. Der ist echt unbequem. Einige der ganz besonders Braven drängen den Kleinen immer wieder an den Rand der Herde. Er ist ja so unbequem, hält uns allen immer wieder den Spiegel vor. Da haben wohl die ganz braven ein klitzekleinwenig nachgeholfen: stand der Kleine eh schon am Rand des Abgrundes fiel es ja kaum auf, wenn ein Bisschen geschubst wurde... Schon hing der kleine Querblöker im Gebüsch und konnte sich aus eigener Kraft nicht mehr befreien. Kläglich klang sein blöken. Wen bekümmerte das schon. Er war ja unbequem, störrisch, eigenwillig... Genau richtig, fand der Hirte. Der mochte den kleinen Querdenker, der sich nicht einfach mit Floskeln abspeisen ließ, sondern gern selbständig überlegen wollte.

Endlich hatte er ihn gefunden. Das gab ein Fest. Unverhältnismäßig? Meinetwegen, der Hirte hatte ja immer noch 99% seiner Herde. Aber hatte er sie wirklich? Waren es nicht gerade die linientreuen, gerechten und braven Schafe, die den unbequemen selbständig denkenden Kleinen ausbooten wollten?
Gedanken, die zwar ungewöhnlich aber vielleicht heilsam sind.

Da bin ich in Griecheland. Mir fällt auf, dass mir immer wieder junge Frauen begegnen mit goldglänzenden kleinen Münzen am Saum ihrer Kopftücher. Andere aber hatten da keine Münzen. Die Erklärung: verlobte Mädchen kriegen von ihrem Bräutigam zehn Goldmünzen als Brautpfand. Diese muss die Braut bei der Hochzeit vollzählig vorlegen. Sie kann nicht heiraten, wenn sie das Brautpfand nicht vollständig vorlegt. Stellt euch das Gerede vor, wenn eine Braut eine ihrer Münzen verliert. Zwar kann man an jeder Straßenecke solche Münzen billig erstehen: dann sind es aber nicht die Münzen des Verlobten... Die Echtheit darf bezweifelt werden! Die Münzen haben an sich keinen besonderen Wert: ihr Wert besteht aber darin, dass es die Münzen des Verlobten sind. Dadurch sind sie unersetzlich.

In unserer Geschichte sehen wir, wie die Braut ihr Haus auf den Kopf stellt um die echte Münze zu finden. Gewöhnlich liest man: die Braut = Gott. Dann hat diese Frau ein Haus, zwangsläufig Gottes Haus, also die Gemeinde. So steht also hier, dass es Gott einfallen könnte wegen dieser billigen Münze seine Gemeinde auf den Kopf zu stellen: zum Vorschein kommt schließlich, was in den Augen der braven, linientreuen Masse kaum was wert ist: ein gestrauchelter Mensch... z.B. ein Drogenabhängiger, der sich im Leben nicht zurechtfindet. Warum schickt uns Jesus an die Hecken und Zäune um die Gestrauchelten zu ihm zu bringen?... Weil gerade diese Menschen zu seinen Lieblingen gehören.

Die beiden Buben. Einer brav und fleißig, ganz linientreu - und unglücklich. Der andere aufmüpfig, will sein Erbe und haut ab. Der Vater? Er wartet. Der Große schuftet weiter und versteht die Welt nicht mehr. Und Vater wartet... Da kommt der Kleine in Sichtweite, vollständig ausgebrannt und heruntergekommen. Überglücklich schließt Vater seinen Jungen in die Arme, kleidet ihn neu ein und macht ein Fest. Und der brave Große. Er wendet sich ab: ...da nun dieser, dein Sohn... Anders gesagt: Ist dieser Dein Sohn, dann habe ich nichts mehr mit dir zu schaffen. Der Ausreißer wurde wieder gefunden, verloren war wohl der andere...

Nochmals zu Jesu Zuhörer: viele wollten ihn hören. Aber der frommen Elite passten diese Menschen nicht in den Kram.

Eine kleine Frage muss ich mir immer wieder selbst beantworten: zu welcher Gruppe der Zuhörer gehöre ich? Noch kann ich die Front wechseln...

Willy

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.07.2014 16:30.

Cleopatra
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Re: Querblöker und Co

von Cleopatra am 10.07.2014 07:46

Guten morgen, Rapp,

ich habe mir diesen Text durchgelesen.
Du hast dir ja richtig viel Mühe gegeben

Nur- mir ist da was aufgefallen: In deinem Text schien das Schaf und auch diese verlorene "echte" Münze "harmlos" und "unverschuldet" in Wirklichkeit "gut" gewesen zu sein.
Das kam mir fremd vor, deshalb habe ich mir den Text in Lukas 15 nochmal angesehen:

In den Gleichnissen wird von Sündern gesprochen. Es geht um Buße, ums zurückkommen zu Gott.
Kein einfaches "runtergeschubst" werden.

Oder hast du es in deinem Text auch so gemeint...?

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Querblöker und Co

von Rapp am 10.07.2014 15:57

Liebe Cleo,

da werde ich dir sicher nicht widersprechen. Ich habe aber aus eigener, nicht sehr guter Erfahrung die andere Seite der Medaille überbetont. "Der würde doch besser schweigen, er beunruhigt unnötig die Gemeinde! Muss das sein? Wir sind doch schon so lange hier in der Gemeinde..." Und schließlich wurde ein Maulkorb umgehängt. Wie schnell war ich da unmöglich gemacht. Sicher, dabei war ich bestimmt nicht unschuldig. Die Linientreuen fanden genug Mist in meinem Leben um ihre Ideen gut düngen zu können... Gesucht haben mich nicht die guten Schafe sondern der Hirte...

Bei der Münze ist es doch ganz ähnlich: wie schnell wird einer übersehen, weil er sonst mein beschauliches Christenleben in Frage stellen könnte. In der Zeit als ich Drogenarbeit machte kam ich z.B. zur Betstunde. Da dankte jemand Gott, dass er das Drogenproblem von unserer Stadt ferngehalten habe... Derart blind, wie jene Leute in der Gemeinde waren, so etwas verstehe ich nicht. Wenn ich aber jemanden mit in den Gottesdienst brachte, der gerade nen Anfang mit Jesus machte, wurde dieser Mensch isoliert: So kommt doch niemand hierher... Auch hier: der Hirte suchte und fand die Münze.

Unnötiger Aufwand denken da vielleicht einige: ich könnte doch wertvollere Münzen ohne solchen Aufwand beschaffen...

Es geht, wie ich es sehe, in erster Linie nicht um die gestrauchelten Sünder. Die wollten ja Jesus hören. Es geht vielmehr um die selbstgerechten Superjuden, die, wie sie meinten, Erlösung nicht nötig hatten. Ihre Erben beleben ja auch manche unserer heutigen Gemeinden...

So verstehe ich dieses Gleichnis: ein Teil kam wirklich um Jesus zu hören. Der andere Teil, von diesen Leuten steht (Menge) sie waren auch da. Sie kamen eher zum kritisieren und Jesus wenn möglich ne Falle zu stellen. Daher diese Geschichte.

Dass meine Auslegung vielleicht unorthodox ist macht sicher manchem Mühe. Mir nicht . Ich bin das querblöken gewohnt! Im übrigen: mehr Mühe als sonst machte mir dieser Artikel gewiss nicht. Ich mache gern ganze Arbeit...

Willy

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.07.2014 16:17.

Cleopatra
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Re: Querblöker und Co

von Cleopatra am 10.07.2014 20:14

Hallo Rapp,

danke für deine Antwort,

Ja, wenn du teilweise so mieses erlebt hast und auch von deinen Erfahrungen berichten möchtest, kann ich es wirklich gut verstehen.

Ich habe nur ein Problem damit, wenn ein Gleichnis oder eine Geschichte, die in der Bibel stehen, anders gedeutet oder interpretiert werden, als ursächlich gedacht, verstehst du?

Gibt es zu deiner Problematik/Thema/Erfahrung keine passenden Bibelstellen oder Bibelverse..?

Möchtest du über das Thema, welches du nun im zweiten Post angesprochen hast, hier in diesem Thread sprechen?

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Querblöker und Co

von Rapp am 11.07.2014 21:08

Nein, mach ich nicht. Jedenfalls noch nicht und für heute mach ich bald den PC dicht. Das ist sicher besser. Ich halte mich zurück, möchte ich doch nicht stören...

Na ja, ich lache besser mit Wilhelm Busch: Musik (...) wird störend oft empfunden, weil sie mit Geräusch verbunden! Mehr Nebengeräusche produziere ich nun nicht mehr - sagen wir momentan nicht, gelle.

Willy

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Andersdenkende
Gelöschter Benutzer

Re: Querblöker und Co

von Andersdenkende am 12.07.2014 14:26

Super Beitrag, lieber Rapp!

...obwohl ich glaube, so "richtig" verstehen kann diesen nur, wer selbst schon einmal (oder 2 oder 3 mal...) "ins Gebüsch" geschubbst wurde und sich mit seinem "schwarzen" Schafspelz im Dornengebüsch verheddert hat....man gut, unser Hirte hat ne "Heckenschere" und schneidet raus

God bless you!

Ande


Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.07.2014 14:28.

Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Querblöker und Co

von Rapp am 12.07.2014 14:38

Ja, gelle, die vielen schwarzen Schafe unter denen mal ein weißes blökt... Das weiße machen wir zum Chef!

Willy, blök und wech

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Andersdenkende
Gelöschter Benutzer

Re: Querblöker und Co

von Andersdenkende am 12.07.2014 14:41

Willy, blök und wech

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Querblöker und Co

von Rapp am 12.07.2014 15:51

 ... .......... ........................ !!!!!!!!!!!

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Andersdenkende
Gelöschter Benutzer

Re: Querblöker und Co

von Andersdenkende am 12.07.2014 19:08

Hallo an alle!

Bevor auch dieser Thread "einschläft", wie so manch anderer "Blöck-Thread".....

Ja, ja, wir sind doch alles Sünder,nä?!?! Naja, obwohl mein Bruder hier, meine Schwester dort....tze tze tze....habe der Herr Erbarmen über sie!

Ich las mal, Christen seien "bessere Menschen"....dabei sind sie letztlich nur "besser dran".....es gibt so viele "Gutmenschen" auf dieser Erde, die sich selbst nicht als Christen bezeichnen würden (vielleicht ist da auch der eine oder andere Atheist dabei...mal nen "Insider"?!?!).

Ja, da laufen wir Schafe doch alle immer schön an den armen, schwarzen Schafen am Zaun vorbei, der einzig dazu aufgestellt wurde, um uns schön zusammenzuhalten (oder um die scharzen draussen zu halten?!?!) - den Blick starr auf unseren "Hirten" gerichtet, der uns mit seiner Pfeife das Tanzen lehrt....und wer nicht tanzen kann, der will eben nicht....selber Schuld

Alles muss ja seine Ordnung haben, das lieben die Deutschen ja besonders gern - da hat sich das schwarze Schaf dann bitte (!!!) anzupassen, wenn es denn schon auf UNSERE Wiese kommen will....und überhaupt: was findet der Hirte denn überhaupt an dem Schaf....wir weissen Schafe sind wenigstens "sauber und ordentlich, folgsam und gesittet"....während das schwarze Schaf vor Dreck nur so stinkt und sich sonstwo rumgetrieben hat!

Also wird kurzerhand ein schöner, weißer Wollpulii gestrickt, den das schwarze Schäflein dann bitte im Gehege anziehen möge....und bitte: lerne UNSER Blöcken und blöck nicht dazwischen, wir haben mehr Erfahrung mit dem "Tanzen".

Tja, man gut, der wahre Hirte liebt sie alle....ganz besonders aber die Schwarzen....sie sind ihm die Liebsten, denn sie schreien täglich zu ihm "Sei mir schwarzem Schaf gnädig, Herr".....und wenn dem armen Schäflein dann der Mut verläßt, seine (vermeintliche) Schuld, dass ihn der weisse Wollpulli so furchtbar kratzt und Allergien auslöst und er immer noch nicht das einheitliche Blöcken erlernt hat,erdrückt, dann wird er entweder ins Gebüsch geschubbst, rausgeschmissen, oder geht freiwillig auf anderen Pfaden ausserhalb des Pferches - und seine "Sünde" wird offensichtlich.....wie gut, dass ihm dann jemand zur Seite steht und FÜR ihn ist....

...ein Märchen?

God bless you!

Ande


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