Im Gespräch mit Vater
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Rapp
Gelöschter Benutzer
Im Gespräch mit Vater
von Rapp am 09.06.2015 18:59Unruhestand?!
Na ja, ich bin wohl der einzige, dem der Feierabend nicht vergönnt ist? „Vater, es ist genug. Meine Klassenkameraden von der Bibelschule sind alle im Ruhestand. Ich mache endlich auch Feierabend. Es hört doch eh keiner auf mich..."
So starte ich in den Ruhestand. „Willy, ich bin in einer sehr schwierigen Lage. Kannst Du aus einem Entwurf einen guten Artikel schreiben?" Es war mein Pastor, der anrief. „Ja, warum nicht?" „Aber übermorgen muss er in der Druckerei sein..." Und ich hatte doch an Feierabend, Ruhestand gedacht! Das scheint Vater eben aus einem anderen Blickwinkel zu sehen.
Ruhe - dieses schöne Wort muss ich wohl in die Fremdwörterkiste befördern. Anwendung nur im Notfall! „Aber Vater, i. R. heißt im Ruhestand." „Ja, aber auch in Rufweite!" „Vater, Du gewinnst wieder bei unserem Gespräch..." „Mag sein, aber für heute solltest Du Dich wirklich ausruhen. Da bist Du morgen fit für den nächsten Einsatz. Ist es nicht so, dass ich Dir schon oft mit Arbeit wieder auf die Füße half, wenn Du aufgeben wolltest?" „Vater, Du hast recht..."
Ob ich diese Stunden kenne in denen ich denke nun reicht es mal, ich setze mich zur Ruhe! Aber Vater durchkreuzt diese Pläne immer wieder. Und ich? Ich gewöhne mich an seinen Zeitplan.
Ich denke an einen Bekannten. Als er von der Leitung eines Missionswerks zurück in den Ruhestand trat, wollte er sich von einer alten Mitarbeiterin verabschieden. „Schwester, ich bin jetzt im Ruhestand." „Hmm, davon hat Gott mir noch nichts gesagt. Weißt Du, die frische Alte steht in alter Frische!" Ja, die frische Alte war 96 und durfte in der Zwischenzeit mitten aus ihrer Arbeit heraus heimgehen.
„Vater, ich will zufrieden sein, wenn du mich einst aus der Arbeit heimholst, danke."
Ausgerechnet jetzt! Ich stand im Gemeindepraktikum, war also „Gib-geh-hol-mir". Und ausgerechnet heute musste ich meinen Chef zu einem Besuch „In der Nähe" begleiten. „Du hast dich bestimmt gut für die Abendpredigt vorbereitet", meinte er so nebenbei. Ich hab das jedenfalls als Auftrag verstanden und schwitzte dementsprechend. Nach gut zwei Stunden Fahrt wagte ich zu fragen, wann wir denn den Ort in der Nähe erreichen würden... Mir schwante wenig gutes. „Noch ein Stückchen" und weiter ging die Fahrt.
Wir erreichten unser Ziel, besuchten die Geschwister. Wie freuten sie sich, dass wir trotz winterlicher Straßen an die 200 km gefahren waren um sie zu besuchen. Es war ein kurzer Besuch, denn Abends mussten wir wieder in Bodträskfors sein. Auf der Heimfahrt beteten wir an. Die Zeit verging mir fast zu schnell, so mächtig war Gottes Gegenwart zu verspüren.
In mir blieb der kurze Satz hängen: ein Stückchen weiter! Für einen war's nur wenig - für die andern aber ein wunderbares Erlebnis: sie wurden besucht. Freunde aus der Gemeinde waren die ganze Strecke gefahren um sie zu ermutigen.
Welches Stückchen Weg erwartet Jesus, dass ich für einen anderen gehe?
Na, geht es für mich heute immer noch ein Stückchen weiter? Ruhezeit gibt er mir, aber eben a.D. bedeutet auch auf Draht, wie i. R. in Rufweite heißen kann.
Wie doch die Zeit vergeht! Den "Ruhestand" habe ich immer noch nicht erreicht. Vielmehr bekam ich für dieses Jahr eine sehr gut passende Losung: Sie kriegen neue Kraft, dass sie auffahren mit Flügeln wie Adler, dass sie laufen ohne matt zu werden.
Tja, wenn ich nach vorn schaue möchte ich gern, dass Vater mal sagt: "Gut gemacht, Junge!"
Ich freue mich auf diesem letzten Wegstück: Vater wartet auf mich... Bis ich gehen darf will ich aber weiterhin wirken.
Willy
Re: Im Gespräch mit Vater
von Cleopatra am 10.06.2015 07:58Das hast du sehr schön gesagt
Ja, Gottes Sicht ist oft soooo anders
Ob Zeit oder Ruhenotwendigkeit- Gott weiß es besser
Lg Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder
Rapp
Gelöschter Benutzer
Re: Im Gespräch mit Vater
von Rapp am 11.06.2015 07:18Guten Morgäääähhn, Cleo,
zwar fühle ich mich gar nicht ausgeruht... Aber ich nehme einen neuen Tag in Angriff. Vater hat sicher einige Überraschungen bereit.
Willy
Rapp
Gelöschter Benutzer
Re: Im Gespräch mit Vater
von Rapp am 16.06.2015 22:03Der Regen heute ist eine Wohltat... auch wenn meine Augen sich von der Trockenheit der letzten Woch noch nicht erholt haben. Aber das wird sich wohl bald ergeben.
Mein kleines Monster kriegt ja Medis. Da muss alles sehr fein im Mörser zerkleinert werden, sonst finde ich alles wieder in ihrem Fressnapf. Ja, Frau Hund kann sehr wählerisch sein.
Nun werden wir nochmals kurz an die Luft gehen und dann möchte ich nur noch schlafen. "Vater, meinst du nicht auch, das wäre doch was? Heute hast du wohl nichts dagegen."
Gute Nacht.
Willy
Rapp
Gelöschter Benutzer
Re: Im Gespräch mit Vater
von Rapp am 06.09.2015 16:19Geschehen zu Beginn der sechziger Jahre in Stockholm. Mein Freund Alvar leitete dort eine Gemeinde. Da waren zwei Schwestern. Die beteten beide um eine Villa. Bald lernte die jüngere einen Witwer kennen und heiratete. Damit wurde sie Mitbesitzerin einer Villa am Stadtrand. Die ältere betete weiter und wurde bitter, als sie keine Erhörung fand. So kam sie zu Alvar und klagte über Gottes Ungerechtigkeit: die Kleine hats bekommen, ich nicht! Alvar erbat sich Zeit für die Antwort und schrieb ihr dann: Schau, es ist besser du trachtest danach in die Ruhe (schwedisch vila) Gottes einzugehen, als hier nach einer Villa zu streben...
Für mich kenne ich kein ungehörtes Gebet. Vater hat aber die Freiheit zu meinen Wünschen mal nein zu sagen. Auch ein nein ist eine Antwort, denn Vater weiß bestimmt besser als ich, was für mich richtig und nötig ist.
Wichtig: Vater hört mich immer. Deshalb achte ich auf meine Klappe. Vater antwortet, auch wenn er sich mal Zeit lässt. Komme ich mal ins Fragen was wohl los sei und wo die Antwort stecken bleibt, kann ich ja rückfragen. Vater antwortet so bald die Zeit reif ist. Aber auch mit seinem nein kann ich leben. Es ist Vaters Antwort, auch wenn ich sie manchmal nicht gleich verstehe.
Wisst ihr, was ich gleich tue? Ich plaudere ein Weilchen mit Vater. Dann komm ich nämlich schneller dahinter was Vater von meinen Wünschen hält...
Willy
Re: Im Gespräch mit Vater
von Pal am 06.09.2015 18:43Für mich kenne ich kein ungehörtes Gebet. Vater hat aber die Freiheit zu meinen Wünschen mal nein zu sagen. Auch ein nein ist eine Antwort, denn Vater weiß bestimmt besser als ich, was für mich richtig und nötig ist.
Wichtig: Vater hört mich immer!
Super für DICH! -
Gerade vorhin sah ich folgendes:
https://www.youtube.com/watch?v=gakK6sMvyRY
Als mir so die Tränen kamen, konnte ich mich mit dem Zerbruch dieser Frau sehr gut identifizieren. -
Vielleicht hilft es Dir mich, und meine Äußerungen, ein bißchen besser einzureihen.
Falls du Zeit hast wünsche ich Dir dazu viel Segen!
Rapp
Gelöschter Benutzer
Re: Im Gespräch mit Vater
von Rapp am 06.09.2015 23:18Ich denke, ich schrieb deutlich ungehörte und nicht unerhörte Gebete. Vater hört mich immer, auch wenn er nicht immer so antwortet, wie ich das erwartet hätte oder gar deutlich nein sagt.
Heute bete ich ganz anders als früher. Die Nöte nehme ich auf mein Herz und bete Vater an und er lässt den Segen dahin fließen, wo er hingehört. Wenn ich eine Not bei Vater deponiere hole ich sie nicht wieder zurück. Das mag manchmal einen Kampf absetzen. Aber Vater weiß ja Bescheid und ich bete ihn an. Das bewegt seinen Arm.
Eine Sache hatte ich wärend etlichen Jahren immer wieder dem Herrn gebracht. Nichts schien da zu gehen. Wenn ich Vater fragte, erhielt ich nur die Antwort warte und bleibe vor mir... Es verstrichen 30 Jahre bis Gott durchgriff. Wie froh bin ich, dass ich nicht voreilig zugegriffen habe... Dass ich aber in dieser Zeit aus jeder Mitarbeit in den Gemeinden rausgedrängt wurde, brachte mich oft an den Rand der Verzweiflung. Vater weiß warum er das zuließ. Mehr aus dieser Zeit will ich nicht preisgeben. Ich bin auch nicht mehr bitter, ich konnte vergeben. Als ich aber dachte, es würde wohl ein wenig leichter werden erkrankte meine Frau und war vierzehn Jahre lang rund um die Uhr auf meine hilfe angewiesen. Dennoch musste ich sie schließlich in ein Pflegeheim geben. Wege, die ich nicht verstehen konnte, die aber mein Vertrauen aufbauten...
Vielleicht merkst du jetzt, lieber Pal, dass einiges mehr hinter meinen Worten steckt als du bisher sehen konntest. Von nichts kommt mein Vertrauensverhöltnis zu Vater ja auch nicht. Da sind bestimmt mehr Tränen dahinter als du vermutet hast.
Es ist Zeit Feierabend zu machen. Gute Nacht
Willy
Rapp
Gelöschter Benutzer
Re: Im Gespräch mit Vater
von Rapp am 09.09.2015 09:03Lieber Pal, ich habe große Mühe mit deiner Art. Es ist ja dein gutes Recht auch in diesen thread zu schreiben. Aber musst du auch hier wieder dein Standardthema "sterben" reinbringen? Kannst du es einfach nicht lassen? Ich sags nun mal mit den Worten meines ersten Seelsorgers: "Beachte, wer immer nur von Liebe spricht, bei dem fehlt sie wohl weitgehend... und wer das Sterben dermaßen betonen muss, bei dem schwimmt wohl Adam sehr stark oben aus!"
In den fünfziger Jahren gab es den grässlichen Schlager 'O Egon, Egon, Egon, aus lauter Liebe zu dir.' Ich erfreche mich nun, den Text um einen kleinen Tüttel zu verändern: O Ego, Ego, Ego, aus lauter Liebe zu dir!! Tja, so kommen eben Dinge rüber...
So oft habe ich nun versucht dir ein klein wenig zu zeigen, wie deine Worte auf mich wirken. Leider scheint das für dich Fremdsprache zu sein. Du weißt, ich habe mehrere Sprachen gelernt. Da steckt Arbeit dahinter. Wie lernt man Sprachen am leichtesten?? Man muss den Mut aufbringen zuzugeben nicht alles zu wissen und da muss ich eben fragen, fragen und noch einmal fragen. Mit Antworten, die alle in dieselbe Kerbe hauen, eckst du an und zeigst eben nur, dass du nicht kapiert hast, was man dir sagt. Mensch, hör mal endlich zu!
Falls das auch Fremdsprache war, versuch mal zu lernen, bevor du wieder den Mund zu früh aufmachst.
Das war nun total neben meinem Thema vorbei, ich weiß. Ich sprech nun besser mit Vater über diese leidige Situation, er liest ja mit.
Damit, dass ich nun zu Vater fliehe mit dem ganzen Krempel, krieg ich sicher auch wieder Freude mich einzusetzen... die fehlt mir im Moment total.
Willy
Glücklicher Weise braucht mich Aisha jetzt. So geh ich an die Sonne raus, und tschüüüüüüüüüüüüüsssssssss! Vater, komm, wir gehen.
marjo
Gelöschter Benutzer
Re: Im Gespräch mit Vater
von marjo am 09.09.2015 09:04"Tja.", sagte der Mann von der Bank. "Wir können die Sicherheiten für die Zwischenfinanzierung nicht eintragen. Der Herzog ist dagegen." Ich stutze. Tatsächlich gibt es noch so etwas wie den "Einfluss des Adels" hier in Deutschland und zwar noch lange nach dem die entsprechenden Titel und Befugnisse längst eingestampft wurden.
Allerdings ist der Herzog bereit sich sein Recht abkaufen zu lassen. Er wird sich dazu einen Betrag zwischen 15.000 und 45.000 Euro aussuchen. So steht es in einem Brief, den der Herzog mir geschickt hat. Ich muss schlucken. So viel Geld ist nicht eingeplant für solche Ausgaben.
Da stehe ich also. Die Zwischenfinanzierung wird zwar nicht lange gebraucht, sie muss nur ein paar Monate überbrücken, aber ohne sie kann der Bau nicht fortgesetzt werden. Was tun? Richtig. Als Finanzfachmann weiß ich natürlich, was man tun könnte. Aber ich tu es nicht, lege die Hände in den Schoß. Es ist das Haus, dass ich im Gehorsam zum Vater im Himmel baue. Vater soll es richten.
Die Zeit vergeht. Das Geld wird immer knapper. Der Herzog will sein Recht, die Bank ihre Sicherheit und das Grundbuchamt will nicht zwischen erstrangigen und drittrangigen Ansprüchen aufteilen. Ich warte weiter ab, werde nervös, aber ich halte Stand.
"Wir haben uns entschieden die gesamte Zwischenfinanzierung drittrangig einzutragen.", teilt mir der Mann von der Bank mit. Ich stutze. Drittrangig? Wo gibt es denn sowas? Eine Bank die nicht darauf besteht erstrangig eingetragen zu sein? Meine Nervosität schwindet, das Geld leider auch. Die nächste Rechnung fürs Haus liegt bei mir auf dem Tisch. Ich habe kein Geld um sie zu bezahlen. Ich warte ab. So eine Eintragung ins Grundbuch kann einige Tage dauern. Bank, Notar und Amt sind halt nicht der schnellsten Einer. Ich halte Stand. Der Vater im Himmel soll es richten.
"Der Herzog verzichtet auf sein Forderung.", teilt mir der Mann von der Bank mit. Ich stutze.... stutzen kann ich mittlerweile gut. "Weshalb das?", frage ich zaghaft zurück. Der Mann von der Bank hat keine Erklärung dafür.
Die Tage gehen ins Land. Nur noch ein Tag und die Rechnung ist fällig. Eine hohe Rechnung. Kein Brief vom Amt. Keine Zwischenfinanzierung. Kein Geld.
"Haben sie schon eine weitere Baurechnugn erhalten?", fragte der Mann von der Bank am Nachmittag vor der Fälligkeit der hohen Rechnung. Ich schweige. "Wie dem auch sei,", fährt er fort, "bis das Amt bestätigt hat stellen wir ihnen 50.000 Euro zur Verfügung. Ich stutze. "Sie haben keine Sicherheiten von mir.", stelle ich fest. Der Mann von der Bank bestätigt dies. "Sie geben mir so viel Geld, ohne Sicherheiten zu haben?" Wieder bestätigt der Mann von der Bank. "Üblich ist das aber nicht, oder?", frage ich, rein rhetorisch, denn keine Bank darf so viel Geld ohne Sicherheiten herausgeben. Der Mann von der Bank sagt mir zu, dass er alles abgeklärt habe. Ich bedanke mich, lege auf und bezahle die Rechnung pünktlich.
Ich lockere meine Nackenmuskeln. In den letzten Tagen hatte sich einiges an Gedanken angestaut. Vater hatte eingegriffen. Ganz unspektakulär, wie er es meist tut.
Gruß, M.
Rapp
Gelöschter Benutzer
Re: Im Gespräch mit Vater
von Rapp am 09.09.2015 09:34Ich bin blank, total blank. Da wird mir die älteste Drechslerei Berns zum Kauf angeboten. Ich geh in meiner Wohnung auf und ab, wende meine Hosentaschen nach außen um Gott zu zeigen, wie ich mich fühle. Vater, was soll ich tun? - Kaufe! - Womit? - Mein ist Silber und Gold!
Ich geh zu meiner Bank und werde ausgelacht: Wer Geld hat kriegt auch welches - wer nichts hat kriegt keins! Da höre ich mich antworten: Ist das wirklich ihr letztes Wort? - Kommen sie rein in mein Büro. Einige Sachen werden besprochen. Dann besucht mich wenige Tage danach ein Vertreter der Bank. "Ich versteh die Welt nicht mehr. Sie kriegen von uns einen Rahmenkredit. So schnell habe ich das noch nicht erlebt. Der Generaldirektor spricht sich dafür aus. Ihr früherer Arbeitgeber hat ihnen das beste Zeugnis ausgestellt, das ich je las..."
Zuvor hatte ich sehr lange Bewerbungen geschrieben, Drechslereien aufgesucht und verschlossene Türen gehabt. Aber ich wollte doch nie eine eigene Firma haben. Nun, wäre ich angestellt gewesen hätte ich nie die Pflegekinder aufnehmen können und vieles mehr wäre nicht möglich gewesen. Aber es war schon ein Ringen im Gebet, bis ich eben tun konnte, was Vater geplant hatte...
Willy