Impulse

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nusskeks

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Re: Impulse

von nusskeks am 22.12.2025 20:07

Die Taufe

Taufe ist im Neuen Testament keine diffuse „Segenshandlung", sondern eine von Jesus Christus eingesetzte, öffentliche Zeichenhandlung, die an das Evangelium gebunden ist. Sie steht nicht am Anfang eines unbestimmten Weges, sondern an einem klaren Punkt: Dort, wo ein Mensch das Wort Gottes hört, Christus glaubt und sich bewusst zu ihm stellt.

Die biblische Taufe kommt nicht aus einem religionsgeschichtlichen Vakuum. Israel kannte rituelle Waschungen. Johannes der Täufer greift dieses Bild auf, aber er lädt es mit prophetischer Schärfe: „Taufe der Buße" (Mk 1,4), eine bewusste Umkehr hin zu Gott, ein öffentliches Bekenntnis: Ich kehre um, ich stelle mich unter Gottes Anspruch. Menschen kamen, bekannten ihre Sünden und ließen sich taufen. Johannes' Taufe war vorbereitend; sie wies auf den Kommenden, den Messias, hin

Dann tritt Jesus in den Jordan. Nicht weil er Buße nötig hätte, sondern weil er „alle Gerechtigkeit erfüllen" will (Mt 3,15): Er stellt sich sichtbar in Gottes Heilsweg. Der Vater bezeugt ihn, der Geist kommt auf ihn. Die Taufe Jesu ist keine Reinigung, sondern göttliche Bestätigung und Auftakt seines öffentlichen Dienstes.

Nach Kreuz und Auferstehung setzt der Auferstandene die Taufe als Ordnung der Jüngerschaft ein: „Macht zu Jüngern ... und tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28,19). Diese „Taufe in den Namen" ist Zugehörigkeit: Wer getauft wird, wird öffentlich dem Namen Gottes zugeordnet. Darum beschreibt die Apostelgeschichte den Normalfall so: Das Evangelium wird verkündigt, Menschen glauben und kehren um, dann werden sie getauft (Apg 2,38–41). Taufe ist die geordnete, sichtbare Antwort auf das gehörte Wort.

Paulus erklärt, was Taufe bezeugt: „Wir sind mit ihm begraben worden durch die Taufe in den Tod ... so auch wir in einem neuen Leben wandeln." (Röm 6,4). Taufe ist nicht bloß Symbolsprache, aber sie ist auch keine Wasser-Magie. Sie ist das öffentliche Zeichen: Gott hat mich aus dem alten Leben herausgerissen, ich gehöre Christus, ich stehe auf seiner Seite. Petrus schneidet jede mechanische Deutung ab: Taufe rettet „nicht als Ablegen von Schmutz vom Leib, sondern als Antwort eines guten Gewissens an Gott, durch die Auferstehung Jesu Christi" (1Petr 3,21). Damit ist klar: Taufe ist kein „Heilbad", das unabhängig vom Herzen wirkt. Sie ist Gewissenssache vor Gott – gebunden an Christus.

Genau hier wird die Grundlage für Säuglingstaufe dünn. Die Schrift kennt zwar „Haustaufen", aber sie erklärt nicht, dass Säuglinge darin eingeschlossen waren, und sie erhebt das auch nirgends zur Norm. Apg 11,14 spricht von „Worten", durch die Cornelius gerettet wird; Taufe steht dort nicht. Apg 16 berichtet, dass Lydia „mit ihrem Haus" getauft wurde (Apg 16,15) und der Kerkermeister „er und alle die Seinen" (Apg 16,33). Doch der Text nennt keine Altersgruppen oder das Taufe ohne Bekenntnis und Glaube möglich wäre; er betont im Kontext, dass das Wort im Haus verkündigt wurde. Aus „Haus" lässt sich daher nicht sauber „Säuglinge" beweisen. Und aus dem Schweigen der Schrift darf man keine Lehre mit Gewissheit bauen. Denn auf welcher biblischen Grundlage sollte die Taufe Ausdruck eines erst zukünftigen Glaubens oder einer bloßen Hoffnung auf kommendes Heil sein, statt – wie im Neuen Testament – Zeugnis eines bereits vollzogenen Heilshandelns Gottes?

Darum bleibt die christliche Taufe nach biblischem Zeugnis dies: die von Jesus eingesetzte, öffentliche Handlung, in der ein Mensch, der das Evangelium gehört und Christus glaubt, bekennt: Ich bin mit Christus gestorben und lebe mit ihm. Alles andere – jede Umkehrung von Zeugnis des geschehenen Heils zur bloßen Hoffnung auf zukünftigen Glauben – ist nicht klar aus dem Neuen Testament abgeleitet, sondern braucht zusätzliche Voraussetzungen.

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nusskeks

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Re: Impulse

von nusskeks am 16.12.2025 17:19

Gedanken zum Leben Josefs in Ägypten

Josefs Geschichte fasziniert, weil Gott darin so spektakulär unspektakulär handelt. Man liest nicht von Feuer vom Himmel, nicht von großen Zeichen – und doch ist Gottes Hand überall spürbar. Immer wieder heißt es, dass der HERR mit Josef war und ihm Gelingen schenkte (Gen 39,2–3.21.23). Und gleichzeitig führt derselbe Weg durch Tiefpunkte, die man niemandem wünscht: Verrat, Verschleppung, falsche Anschuldigung, Gefängnis, Vergessenwerden (Gen 37; 39–40). Genau diese Spannung lässt die Bibel stehen – und sie will, dass wir sie aushalten lernen.

Josef wird nicht „erfolgreich", weil er das Leben perfekt im Griff hätte. Im Gegenteil: Er verliert fast alles, was man als Sicherheit betrachtet. Trotzdem bleibt sein Herz wach für andere: Im Gefängnis sieht er die Trauer zweier Männer und fragt nach ihrem Kummer (Gen 40,6–7). Er hält fest, dass Deutungen Gottes Sache sind (Gen 40,8), und später sagt er vor dem mächtigsten Mann des Landes: „Nicht ich; Gott wird..." (Gen 41,16). Das ist keine fromme Floskel, sondern ein Bekenntnis: In einer Welt voller menschlicher Macht und „Weisheit" (Gen 41,8) gehört Wahrheit letztlich Gott.

Genesis 41 zeigt, wie Gott Türen öffnet, die niemand öffnen kann, aber erst „nach zwei vollen Jahren" (Gen 41,1). Gottes Timing ist nicht Hast, sondern Weisheit. Josef wird nicht nur freigelassen, sondern eingesetzt. Gott rettet nicht nur durch Wunder, sondern durch Treue, Ordnung und Verantwortung: Vorräte, Planung, Durchhalten über Jahre (Gen 41,33–36). Das ist ein stilles, aber gewaltiges Zeugnis: Gottes Hand wirkt oft gerade dort, wo man nur „Alltag" sieht.

Und doch bleibt die Ambivalenz: Josef nennt Ägypten „das Land meines Elends" (Gen 41,52). Sein Aufstieg löscht die Entwurzelung nicht aus. Er lebt nicht in der Heimat, sondern dort, wohin er gewaltsam verschleppt wurde. Und trotzdem kann er später sagen: Gott hat mich vor euch her gesandt, um Leben zu erhalten (Gen 45,5–8). Menschen gedachten es böse, Gott gedachte es gut (Gen 50,20). Hier liegt das Geheimnis: Gott ist nicht der Urheber der Sünde, aber er ist so souverän, dass selbst das Böse seinen guten Plan nicht zerstören kann.

Vielleicht ist das die Einladung an uns: nicht zu glauben, dass Gottes Nähe ein „ruhigeres Leben" garantiert, sondern zu lernen, seinen Weg anzunehmen – auch wenn er widersprüchlich wirkt. Berufung kann durch Fremde führen. Treue kann in Gefängnissen geprüft werden. Segen kann im „Land des Elends" wachsen. Entscheidend ist nicht, ob wir im Land unserer Träume ankommen, sondern ob wir dem Gott vertrauen, der mitgeht und der am Ende aus Tränen Rettung macht.

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Re: Impulse

von nusskeks am 11.12.2025 16:57

5. Mose 29,28 „Was verborgen ist, ist des HERRN, unseres Gottes; was aber offenbart ist, das gilt uns und unsern Kindern ewiglich, dass wir tun sollen alle Worte dieses Gesetzes."

Es bereitet mir immer Freude, so weit wie möglich zu verstehen, was Gottes Wort sagt. Wenn ich eine biblische Aussage lese, dann möchte ich alles erfassen, was man darüber wissen kann: Geschichtliche Hintergründe, sprachliche Feinheiten, theologische Zusammenhänge. Und darüber hinaus die Fragen des Lebens, des Seins, dieser Welt und des Sinns. Mein Herz sucht nach Klarheit. Ich will verstehen. Wenn ich ehrlich bin: Manchmal will ich wirklich alles verstehen.

Gerade deshalb hat mich ein Vers wie 5. Mose 29,28 früher innerlich herausgefordert. Dort heißt es, dass „die Geheimnisse dem HERRN, unserem Gott, gehören", während „die geoffenbarten Dinge" uns gelten. Für jemanden, der verstehen will, kann dieser Satz wie eine Grenze wirken, die man nicht überschreiten darf. Und Grenzen lösen in uns oft Widerspruch aus. Warum sollte Gott mir das Verständnis verschließen? Warum sollte ich nicht alles erfassen dürfen, was er denkt und tut?

Mit den Jahren habe ich jedoch etwas Entscheidendes gelernt. Ich habe Gott besser kennengelernt – nicht in dem Sinn, dass ich nun alles verstanden hätte, sondern in dem Sinn, dass ich sein Wesen, seine Treue und die Richtung seines Handelns immer klarer sehe. Und diese Erkenntnis hat meinen Blick auf Verse wie diesen verändert. Was ich früher als Ärgernis empfand, erscheint mir heute als logische Konsequenz.

Denn wenn man beginnt, sich mit dem Gott der Bibel ernsthaft zu befassen, wird schnell deutlich: Wir sprechen von dem Schöpfer des Himmels und der Erde, von dem ewig Seienden, der keinen Anfang und kein Ende hat, von dem, der alles trägt, lenkt und erhält. Seine Gedanken umfassen Bereiche, die wir nicht einmal ahnen. Sein Handeln ist nicht an Zeit gebunden. Seine Wege verbinden Ebenen, die wir nur in Fragmenten sehen.

Wie könnte ein Geschöpf all das vollständig begreifen? Wie sollte ein endlicher Mensch das Unendliche fassen?

Die Erkenntnis der eigenen Grenzen ist darum nicht Ausdruck von Schwäche, sondern von Wahrheit. Und die Annahme dieser Grenzen ist kein Misstrauen gegenüber Gott, sondern eine Form der Demut, die anerkennt, wer er ist und wer wir sind. Sie öffnet damit einen Raum des Vertrauens. Denn wenn ich mich damit zufriedengebe, dass Gott Dinge weiß, die ich nicht weiß, und Wege geht, die ich nicht verstehe, dann erkenne ich an, dass meine Sicherheit nicht auf vollständigem Wissen beruht, sondern auf ihm selbst. Von dieser Sicherheit kann man nie genug bekommen.

Gott gibt uns vieles zu verstehen und er fordert uns immer wieder auch heraus. Aber manches behält er für sich. Manchmal eine Zeit lang, manchmal generell. Nicht, um uns fernzuhalten, sondern weil seine Größe unser Fassungsvermögen übersteigt. Und gerade darin liegt Trost. Denn ich muss die Welt nicht tragen. Ich muss nicht alles erklären können. Ich darf ein Geschöpf sein, das dem Schöpfer vertraut.

Die geoffenbarten Dinge gehören uns. Das genügt. Und alles andere gehört dem Herrn und das ist gut so.

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nusskeks

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Re: Impulse

von nusskeks am 01.12.2025 10:16

Ganz einfach?

1Petrus 5,7: Alle eure Sorge werft auf ihn; denn er sorgt für euch.

Es gibt in der Bibel Sätze, über die man lange nachdenken muss, bis man sie überhaupt grob versteht. Und es gibt andere, die jedes Kind sofort begreift und gerade diese zeigen dann, wie wenig wir sie wirklich leben können.

1. Petrus 5,7 gehört zu diesen „einfachen“ Versen. Petrus schreibt, dass wir alle unsere Sorge auf ihn werfen sollen, weil er für uns sorgt. Inhaltlich ist das völlig klar. Kein kompliziertes Bild, keine schwere Theologie. Und doch merkt man im Alltag schnell: Genau hier komme ich an meine Grenzen.

Man kann ehrlich beten: „Herr Jesus, ich gebe dir diese Sorge.“ Und trotzdem zieht sie innerlich weiter nach unten. Gedanken kreisen, Gefühle bleiben schwer. Dann kommt leicht der Eindruck auf: „Offenbar kann ich diesen Vers nicht richtig anwenden. Vielleicht fehlt mir das tiefe Vertrauen, das andere haben.“

Die Bibel selbst hilft uns, das anders zu sehen.

Im Zusammenhang macht Petrus deutlich: Sorgen auf Jesus zu werfen ist eine Form von Demut. Direkt vorher ruft er dazu auf, sich unter die mächtige Hand Gottes zu beugen. Wer seine Sorgen auf Jesus wirft, sagt damit: „Ich bin nicht stark genug, das zu tragen. Du bist Gott, ich nicht.“ Der erste Schritt ist also nicht innere Stärke, sondern Eingeständnis der eigenen Schwachheit.

Das griechische Wort für „werfen“ meint einen bewussten, entschiedenen Akt: Ich halte die Sorge nicht fest, sondern lege sie bewusst auf den, der sie tragen kann. Aber die Bibel verspricht nirgends, dass mit diesem Schritt sofort jedes Gefühl der Schwere verschwindet. Der Friede Gottes, der Herzen und Gedanken bewahrt, ist sein Werk nicht unsere seelische Selbstdisziplin.

Darum ist dieser Vers gleichzeitig kinderleicht und menschlich unmöglich. Leicht zu verstehen aber in der Tiefe nur mit Jesus selbst zu leben. Und genau damit erfüllt er eine wichtige Funktion: Er zeigt uns, wie sehr wir auf ihn angewiesen sind.

Es stimmt: Ein gelebtes „Sorgenwerfen“ hängt mit Vertrauen zusammen. Ohne Beziehung zu Jesus bleibt der Vers eine fromme Floskel. Aber dieses Vertrauen ist nicht eine Vorbedingung, die du erst aus eigener Kraft erfüllen musst. Es wächst gerade dadurch, dass du mit deinen echten, noch schmerzhaften Sorgen immer wieder zu ihm gehst.

Jedes Mal, wenn du mit einer Sorge zu Jesus kommst, auch wenn sie dich innerlich weiter beschäftigt, ist das ein Schritt weg von Selbstkontrolle hin zu seiner Fürsorge. Du darfst deine Schwachheit und Hilflosigkeit ernst nehmen und gleichzeitig damit zu dem gehen, der am Kreuz gezeigt hat, wie weit seine Sorge für dich geht.

Herausfordernd ist der Vers, weil er uns ruft, wirklich loszulassen. Tröstend ist er, weil er uns nicht zu einer Leistung auffordert, sondern zu einer Person: zu Jesus, der sagt, dass er für dich sorgt auch dann, wenn deine Gefühle noch hinterherhinken.

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Re: Impulse

von nusskeks am 24.11.2025 17:58

Genesis 37, Josef: Ein Anfang, durch das dunkle Tal.

Mit Genesis 37 beginnt ein neuer Abschnitt: „Dies sind die Geschlechter Jakobs." Und doch steht plötzlich Josef im Mittelpunkt. Gott zeigt: der Weg mit dieser Familie geht jetzt durch das Leben eines siebzehnjährigen Jungen.

Josef wächst in einem zerrissenen Haus auf. Brüder, die einander misstrauen. Ein Vater, der ihn sichtbar bevorzugt. Das besondere Gewand, die ketonet passim, ist nicht nur „bunt", sondern ein Obergewand, das einen vornehmen Rang anzeigt. Jakob setzt Josef faktisch an die Stelle des Erstgeborenen. Kein Wunder, dass die Brüder ihn hassen. Viermal betont der Text ihren Hass und Neid, bis sie ihm kein Wort des Friedens mehr sagen können.

Mitten hinein spricht Gott. Er schenkt Josef Träume. Es sind keine frommen Fantasien, sondern echte Offenbarungen. Die Garben, die sich vor seiner Garbe verneigen. Sonne, Mond und elf Sterne, die sich neigen. Die Brüder verstehen sofort: diese Träume sprechen von Herrschaft. Jakob weist ihn zurecht, behält die Sache aber im Herzen. Gott kündigt etwas an, was noch niemand greifen kann.

Dann wird der Alltag zum Schauplatz des Gerichtes und der Gnade. Jakob schickt Josef zu den Brüdern nach Sichem, dorthin, wo sie kurz zuvor Gewalt verübt hatten. Sie wollen ihn töten. Am Ende werfen sie ihn in eine leere Zisterne und verkaufen ihn für zwanzig Silberstücke nach Ägypten. Für sie ist es ein kaltes Geschäft. Für Josef ist es der Zusammenbruch seiner Welt. Für Jakob ist es der Beginn einer langen, dunklen Trauer, in der er sagt, er werde trauernd zu seinem Sohn in den Scheol hinabfahren.

Und doch: genau hier beginnt Gottes Weg, nicht endet er. Gerade durch den Hass der Brüder, durch ihre bösen Pläne, durch den Verkauf nach Ägypten, bereitet Gott die Rettung der Familie vor, die sie sich noch nicht vorstellen können. Später wird Josef sagen, dass seine Brüder Böses gegen ihn geplant haben, Gott es aber zum Guten gewendet hat, um viele Menschen am Leben zu erhalten. Dass Gott das Ziel kennt, ändert nichts am Schmerz unterwegs. Aber es verändert die Hoffnung.

Vielleicht kennst du etwas davon: ungerechte Behandlung in der eigenen Familie, Worte ohne Frieden, Entscheidungen anderer, die dich in eine „Grube" werfen, in Situationen, die du dir nie ausgesucht hättest. Genesis 37 verschweigt nicht, wie tief das gehen kann. Aber es zeigt: Gott verliert seine Pläne nicht aus der Hand, wenn Menschen versagen. Er ist größer als der Hass von Brüdern, klüger als die Tricks der Menschen und treuer als die Fehler der Väter.

Josef sieht in diesem Kapitel noch keine Auflösung. Er hat nur Träume, die Stimme Gottes aus der Vergangenheit und den Glauben, dass Gott ist, der er sagt, dass er ist. Mehr hast du vielleicht auch nicht – aber vor Gott ist das nicht wenig.

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Re: Impulse

von nusskeks am 18.11.2025 09:48

Lebendiges Wasser
1. Mose 26,19

Die Sonne steht heiß über der Landschaft von Gerar. Isaak hat das fruchtbare Bergland verlassen und ist in ein Tal hinabgezogen, weil es wieder Streit um Wasser gegeben hat. Die Knechte schwitzen, ihre Hände sind voller Blasen, der Boden ist hart. Schicht um Schicht wird Erde nach oben befördert und niemand weiß, ob sich die Mühe lohnt. Dann endlich: Feuchte Erde. Ein Schimmer. Wasser. Und der Erzähler betont: Sie finden einen „Brunnen lebendigen Wassers" (1. Mose 26,19).

Im Hebräischen steht da: be'er mayim chayyim (בְּאֵר מַיִם חַיִּים) ein Brunnen von „lebendigem" Wasser. Gemeint ist nicht gesammeltes Regenwasser, sondern Quellwasser, das von unten her aufsteigt, fließt, sich bewegt. In der damaligen Welt war das ein gewaltiger Unterschied: Eine Zisterne konnte man anlegen, „stehendes" Wasser sammeln und verwalten. Eine Quelle hingegen konnte man nicht machen. Sie war Geschenk, Zeichen von Gottes Güte mitten in einer trockenen, unsicheren Welt.

Der Kontext von 1. Mose 26 ist voller Spannungen: Hungersnot, Fremdsein im Land, Neid der Philister, zugeschüttete Brunnen, Streit um Ressourcen (die Namen Esek = Streit und Sitna = Anfeindung spiegeln das). Gerade hier, in den Auseinandersetzungen des Alltags, lässt Gott Isaak so ein lebendiges Wasser finden. Es ist ein stilles, aber deutliches Zeichen: Der Gott Abrahams ist derselbe, er versorgt, er öffnet Tiefen, wo Menschen nur harte Erde sehen.

Durch die ganze Bibel hindurch bleibt „lebendiges Wasser" eine starke Spur. Im Gesetz wird es für Reinigungsrituale verlangt - nur frisches, fließendes Wasser ist geeignet. In den Propheten bezeichnet Gott sich selbst als Quelle lebendigen Wassers; wenn sein Volk ihn verlässt, graben sie sich eigene Behälter, die doch keinen Halt geben. Immer wieder steht dahinter dieselbe Frage: Vertraust du der Quelle oder nur deinen eigenen „Zisternen", deiner Kontrolle, deinen Konstruktionen?

Im Neuen Testament greift Jesus diese Sprache auf. Im Griechischen heißt es hydor zōn (ὕδωρ ζῶν) – lebendiges, also fließendes Wasser. In Johannes 4 begegnet er der Frau am Jakobsbrunnen und spricht von einem Wasser, das er gibt, und das im Menschen selbst zur Quelle wird, die ins ewige Leben quillt. In Johannes 7 ruft er den Durstigen zu, zu ihm zu kommen und zu trinken, und verbindet dieses lebendige Wasser mit dem Heiligen Geist, den die Glaubenden empfangen.

So spannt sich ein Bogen von Isaaks Brunnen im Tal von Gerar bis zu Christus. In 1. Mose 26 siehst du: Gott gibt lebendiges Wasser mitten in Streit, Unsicherheit und Fremdsein. In Jesus siehst du: Dieses lebendige Wasser ist letztlich er selbst seine Gegenwart durch den Geist, die nicht von äußeren Umständen abhängt.

Vielleicht stehst du gerade an einem Punkt, an dem „Brunnen" deines Lebens zugeschüttet scheinen: Beziehungen, Aufgaben, sogar geistliche Routinen fühlen sich eher wie stehendes Wasser an, das langsam schal wird. Dann lade ich dich ein, dich innerlich in dieses Tal neben Isaak zu stellen. Der Gott, der dort eine Quelle aufbrechen ließ, ist derselbe heute. Du kannst ihm sagen: „Herr, ich kann keine Quelle machen. Du bist die Quelle lebendigen Wassers. Grabe du tiefer in meinem Herzen. Lass dein Wasser neu fließen."

Gott verspricht nicht, dass es keinen Streit, keinen Neid, keine dürre Zeiten mehr geben wird. Aber er zeigt in der Geschichte Isaaks: Seine Quelle versiegt nicht. Und in Jesus hat er diese Quelle endgültig sichtbar gemacht für alle, die dürsten und sich ihm öffnen.

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Re: Impulse

von nusskeks am 12.11.2025 19:42

Wenn es weh tut

Manchmal tun Bibeltexte weh. Sie wirken hart, unverständlich, ja anstößig. Wer so empfindet, ist nicht „glaubensschwach", sondern steht in einer langen Reihe von Menschen, die mit Gott gerungen haben, von Hiob bis zu den Jüngern. Die Schrift verschweigt diesen Schmerz nicht. Sie lädt uns ein, ihn vor Gott auszusprechen und dennoch zu vertrauen (pistis, πίστις): nicht blind, sondern getragen von dem, was Gott über sich selbst offenbart.

Als sich der HERR Mose vorstellt, nennt er seinen Namen und sein Herz: „barmherzig und gnädig, langsam zum Zorn, reich an chesed (חֶסֶד, treuer Güte) und 'emet (אֱמֶת, verlässlicher Wahrheit)" (Ex 34,6–7). Diese Selbstoffenbarung trägt die ganze Bibel. Darum kann David sagen: „Alle Pfade des HERRN sind chesed und 'emet" (Ps 25,10). Wenn uns Texte Gottes Strenge zeigen, widersprechen sie seiner Liebe nicht – sie zeigen, dass seine Liebe das Böse ernst nimmt, um das Gute zu bewahren. Paulus fasst beides nüchtern zusammen: „Sieh die Güte und die Strenge Gottes" (Röm 11,22).

Vieles, was uns anstößt, entsteht aus der Ferne des Kontexts. Kriegsberichte etwa sprechen in der damaligen Sprache der Übertreibung: „alles vernichten" und doch berichten dieselben Bücher später von Überlebenden und bleibenden Völkern (vgl. Jos 10,40 mit Ri 1; auch 1Sam 15 mit 1Sam 30). Das hebräische ḥērem (חֵרֶם) meint „dem Gericht geweiht" eine feierliche, furchtbare Sprache, die Gottes Recht und Heiligkeit markieren will, nicht Willkür. Solche Beobachtungen nehmen dem Text nicht die Schwere, aber sie bewahren uns vor vorschnellen Urteilen über Gott.

Der Schlüssel liegt schließlich in Christus. Jesus widerspricht dem Gott des Alten Testaments nicht; er offenbart ihn (Joh 1,18) und erfüllt die Schrift (Lk 24,27). Am Kreuz begegnen sich chesed und 'emet: Gott verurteilt die Sünde und rettet den Sünder. Wer hier hinsieht, liest die harten Stellen nicht kleiner, sondern heller. Die Bibel ist kein glatter Stein, den man leicht in der Hand wendet; sie ist ein Fels. An ihm kann man sich stoßen und an ihm findet man Halt.

Wenn dich ein Text stolpern lässt (skándalon, σκάνδαλον), bleib nicht allein. Klage wie die Psalmen, frage wie Habakuk, ringe wie Mose und halte dich an dem fest, was klar ist: Gottes Name, Gottes Charakter, Gottes Werk in Christus. „Wer an ihn glaubt, wird nicht zuschanden werden" (Jes 28,16; Röm 10,11). Und während du ringst, möge Gott dir Mut schenken, seinem Wort zu trauen bis der harte Rand im Licht seines Angesichts Konturen bekommt.

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Re: Impulse

von nusskeks am 08.11.2025 10:17

Gleichnisse – Gottes Wahrheit im Gewand des Alltags

Gott redet so, dass Herzen erreicht werden. Darum gibt es Gleichnisse: kurze Bilder aus Saat und Ernte, Hausbau und Sturm, Netz und Fischen. In Israel waren solche meschalím vertraut; Rabbiner erklärten damit die Tora und ihre Anwendung für ein gottesfürchtiges Leben. Auch Jesus verwendet sie: Er gebraucht Gleichnisse nicht allein zur Veranschaulichung, sondern als geistlichen Spiegel. Sie prüfen, ob das Herz hören will.

Am Anfang lehrt Jesus offen und klar. Man spürt es in der Bergpredigt: kein Schleier, direkte Einladung ins Leben unter Gottes Herrschaft. Dann aber wächst der Widerstand seitens der führenden Juden. Seine Taten werden verdreht, sein messianischer Anspruch verworfen. An diesem Punkt setzt der Wechsel ein: Jesus spricht fortan vor den Massen überwiegend in Gleichnissen und erklärt sie den Jüngern im Kreis. Das ist keine bloße Stilfrage, sondern geistliche Strategie.

Warum? Weil Gleichnisse zweifach wirken.

Erstens: Sie offenbaren. Wer sich dem Wort öffnet, dem erschließen die Bilder die Wirklichkeit des Reiches Gottes. Der Sämann zeigt: Nicht der Same ist das Problem, sondern der Boden des Herzens. Das Unkraut unter dem Weizen lehrt Geduld: Gottes Gericht kommt gewiss, aber zur rechten Zeit. Das Senfkorn und der Sauerteig wecken Hoffnung: Kleines beginnt, Großes wächst unscheinbar, aber unaufhaltsam.

Zweitens: Sie verhüllen. Das ist Gericht über willentliche Verstockung. Wer Wahrheit abweist, hört nur eine nette Geschichte oder ärgert sich über Andeutungen. Gleichnisse schützen also die Heiligen vor billiger Entweihung der Geheimnisse und bewahren zugleich die Freiheit derer, die nicht hören wollen. Denn Gott zwingt niemanden in sein Licht; er ruft und prüft.

So werden Gleichnisse zur Weggabelung. Sie fragen: Willst du verstehen? Bist du bereit, dich befragen und hinterfragen zu lassen? Denn Wahrheit kommt nicht als kalte Information, sondern als Samen, der Wurzel schlagen will. Darum erklärt Jesus seinen Jüngern alles: Lernbereitschaft empfängt Auslegung. Distanz hört nur Klang, nicht Sinn.

Und noch tiefer: In den Gleichnissen steht Jesus selbst in der Mitte, auch wenn er nicht immer beim Namen genannt wird. Er ist der Sämann, der das gute Wort streut; er ist der Herr des Feldes, der Geduld übt; er ist der König, der zum Mahl ruft. Wer den Bildern folgt, landet bei der Person. Gleichnisse sind Fenster und hinter dem Fenster steht der König.

Darum ist die richtige Antwort nicht bloß Bewunderung der Erzählkunst, sondern Umkehr, Vertrauen, Gehorsam. „Wer Ohren hat zu hören, der höre" heißt: Öffne dein Herz, werde guter Boden, baue auf Fels. Dann werden die Geschichten nicht vorbeiziehen; sie werden dein Leben tragen.

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Re: Impulse

von nusskeks am 30.10.2025 13:33

„Der eine Hirte"
Johannes 10

Es ist Winter in Jerusalem. Beim Fest der Tempelweihe erinnert man sich an dunkle Zeiten und an Gottes überraschende Bewahrung. Genau dort steht Jesus – und spricht Worte, die tief in die Geschichte Israels zurückreichen: „Ich bin der gute Hirte."

Für die Menschen, die ihn hören, klingt das nicht nur schön oder poetisch. Diese Worte wecken Erinnerungen. Sie kennen Psalm 23: „Der HERR ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln." Seit Jahrhunderten war das ihr Trost: Gott führt, nicht das Chaos. Gott schützt, nicht der Feind. Gott versorgt, selbst im Tal des Todesschattens. Die Stimme des Hirten war für Israel immer ein Bild für Gottes Nähe.

Doch diese Verheißung hat auch eine scharfe Seite. In Hesekiel 34 spricht Gott ein Gericht über die Hirten Israels: Sie kümmerten sich um sich selbst, nicht um die Schwachen. Sie heilten die Verwundeten nicht, führten die Zerstreuten nicht zurück. Statt zu dienen, herrschten sie mit Härte. Daraufhin kündigt Gott etwas Erstaunliches an: Er selbst will seine Schafe suchen, sammeln, verbinden, stärken. Und er verspricht: „Ich werde einen Hirten über sie erwecken – meinen Knecht David." Nicht mehrere. Einen. Einen, der Gottes eigene Hirtenschaft sichtbar macht.

Wenn Jesus nun im Tempel sagt: „Ich bin der gute Hirte", dann nimmt er nicht nur ein vertrautes Bild auf – er stellt sich mitten in diese Verheißung hinein. Er identifiziert sich mit dem angekündigten davidischen Hirten, durch den Gott selbst sein Volk führt. Deshalb ist seine Aussage so kraftvoll: Die Zeit der falschen Hirten ist vorbei. Der wahre Hirte ist da.

Jesus beschreibt die Beziehung zu seinen Schafen mit warmen, einfachen Worten: Er kennt sie – wirklich, persönlich. Er ruft sie, und sie hören seine Stimme. Sie folgen ihm, weil sie wissen, dass seine Wege Leben bringen. „Leben im Überfluss" ist kein Wohlstandsversprechen, sondern die Zusage innerer Fülle: Frieden, Heimat, Sicherheit in der Nähe des Hirten.

Dann sagt Jesus den Satz, der den Kern seines Hirtendienstes offenlegt: „Der gute Hirte lässt sein Leben für die Schafe." Falsche Hirten fliehen, wenn Gefahr droht, aber der wahre Hirte stellt sich vor die Herde. Er schützt, indem er sich selbst hingibt. Hier verbinden sich Psalm 23 und Hesekiel 34 mit der Realität des Messias: Gottes Rettung geschieht nicht aus der Distanz, sondern durch Opferliebe.

Am Ende macht Jesus eine Zusage, die in ihrer Schlichtheit fast unbegreiflich ist: „Niemand wird sie aus meiner Hand reißen." Und er stellt diese Bewahrung unter das doppelte Siegel: die Hand des Sohnes und die Hand des Vaters.

So erfüllt Jesus die Verheißung: Gott ist selbst zum Hirten geworden.

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Re: Impulse

von nusskeks am 28.10.2025 07:36

Jesus - das Licht der Welt
Joh 8,12–20

Im Tempel von Jerusalem, dort, wo während des Laubhüttenfestes die großen Leuchter den Himmel erhellten, spricht Jesus: „Ich bin das Licht der Welt. Wer mir nachfolgt, wird nicht in der Finsternis wandeln, sondern das Licht des Lebens haben." (Joh 8,12) Diese Worte treffen mitten ins Herz der Feier, denn das Fest erinnert an die Licht- und Wasserwunder der Wüstenzeit, an Gottes sichtbare Gegenwart in der Wolkensäule und an seine Versorgung. Genau in diesem Moment stellt Jesus sich selbst als dieses göttliche Licht vor. Das ist kein poetisches Bild, sondern ein Anspruch: Gott selbst ist im Sohn gegenwärtig.

Die Pharisäer reagieren mit scharfem Einwand: „Du gibst Zeugnis von dir selbst; dein Zeugnis ist nicht wahr." (V.13) Sie berufen sich auf das mosaische Gesetz, das fordert, dass jede Sache durch zwei oder drei Zeugen bestätigt wird (5. Mose 19,15). Nach menschlicher Logik haben sie recht: Niemand darf sich selbst bestätigen. Doch Jesus antwortet anders, als sie erwarten. Er sagt: „Auch wenn ich von mir selbst zeuge, ist mein Zeugnis wahr, denn ich weiß, woher ich gekommen bin und wohin ich gehe." (V.14) Er macht deutlich, dass Wahrheit nicht von Zustimmung abhängt, sondern von Ursprung. Er spricht aus göttlicher Autorität, aus der Einheit mit dem Vater.

Zugleich gibt Jesus seinen Gegnern keine Flucht in das Unüberprüfbare. Seine Behauptung lässt sich prüfen, und zwar auf mehreren Ebenen. Der Vater bezeugt ihn sichtbar und hörbar. Seine Werke belegen seine Sendung – Heilungen, Speisungswunder, die Auferweckung des Lazarus, alles öffentlich geschehen und von vielen bezeugt. „Die Werke, die mir der Vater gegeben hat, die zeugen von mir", hatte er bereits gesagt (Joh 5,36). Auch Johannes der Täufer, den das Volk als Propheten anerkannte, hatte klar bezeugt, dass Jesus der Sohn Gottes ist (Joh 1,34). Und schließlich hatte der Vater selbst gesprochen – bei der Taufe: „Dies ist mein geliebter Sohn", und später wieder im Tempel: „Ich habe ihn verherrlicht und will ihn abermals verherrlichen." (Joh 12,28).

Doch der vielleicht tiefste Beweis liegt in der Schrift selbst. Jesus sagt in Joh 5,39: „Ihr erforscht die Schriften ... sie sind es, die von mir zeugen." Das Alte Testament nennt seinen Namen nicht, aber es zeichnet sein Bild: In den Opfern spricht es von seinem stellvertretenden Tod. In den Psalmen leuchtet seine Leidenserfahrung auf (Ps 22; 69). In Jesaja 53 kündigt der Prophet den leidenden Knecht an, der die Schuld vieler trägt. In Mose, der die Schlange in der Wüste erhöht (4. Mose 21,9), liegt ein Vorbild auf den, der erhöht werden sollte, um Heil zu bringen (Joh 3,14). Und in den Festen Israels, besonders in Passah und Sukkot, wird die zukünftige Erlösung vorgezeichnet, die in ihm Wirklichkeit wird. Wer die Schrift mit offenen Augen liest, erkennt in ihr ein zusammenhängendes Zeugnis über den kommenden Messias – und dieser ist Jesus.

Jesu Antwort ist also keineswegs ausweichend, sondern präzise. Er greift den Maßstab seiner Gegner auf – das Zwei-Zeugen-Gesetz – und zeigt, dass es längst erfüllt ist. „Ich bin's, der von sich selbst zeugt; und der Vater, der mich gesandt hat, zeugt auch von mir." (Joh 8,18). Der zweite Zeuge ist kein Mensch, sondern Gott selbst. Seine Werke, seine Stimme, sein Wort in den Schriften – alles spricht für den Sohn.

Die Pharisäer hätten das erkennen können. Sie waren Augenzeugen der Zeichen, sie kannten die Schriften und sie hatten das Zeugnis Johannes' gehört. Ihre Ablehnung war keine Frage des Wissens, sondern des Willens. „Ihr richtet nach dem Fleisch", sagt Jesus (V.15) – ihr beurteilt mit menschlichem Maß und verschließt euch dem Licht, das vor euch steht.

Für uns heute liegt darin eine ernste Einladung. Wer Jesus prüfen will, soll es tun – ehrlich, offen, ohne Vorurteil. Seine Herkunft, seine Werke, das Zeugnis der Schrift und die Stimme des Vaters ergeben ein klares Bild. Jesu Antwort hält stand – nicht, weil er sich geschickt verteidigt, sondern weil sie aus der Wahrheit selbst stammt. Wer sich nicht willentlich gegen dieses Licht wehrt, wird erkennen, dass es trägt: „Wer mir nachfolgt, wird das Licht des Lebens haben."

Hoditai, Mensch des Weges 
One of Israel

Antworten Zuletzt bearbeitet am 28.10.2025 07:37.
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