Leben mit schweren psychischen Erkrankungen als gläubiger Christ

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Bonito
Gelöschter Benutzer

Leben mit schweren psychischen Erkrankungen als gläubiger Christ

von Bonito am 27.05.2019 12:34

Hallo,

ich bin Jahrgang 1961, seit Geburt an starker Stotterer, verheiratet, seit 1993/1994 gläubiger Christ und habe seit meinem 14./15. Lebensjahr mehr oder weniger schwere Depressionen.

Mit Beginn meiner jetzigen Arbeitslosigkeit im Winter/Frühjahr 2013 glitt mir mein Leben völlig aus meinen Händen und geriet auch auf sehr krumme Wege, die mir fast meine Ehe gekostet hätten und ich fiel richtig schnurstracks in ein sehr tiefes, dunkles, kaltes Loch hinein, wo ich mich auch noch heute größtenteils befinde.

Spätestens 2016 wurde ich dann seelisch schwer krank und daraufhin musste mich dann eine Ärztin von mir Anfang 2017 stationär in eine geschlossene psychosomatische Anstalt mit Verdacht auf sehr ernstzunehmenden Suizidgedanken, sehr schweren Depressionen und großen Lebensängsten einweisen, wo ich dann 7 Wochen war.

Von Sommer 2017 bis Ende 2018 war ich dann stationär mit zwei großen Unterbrechungen in der DRK-Tagesklinik vor Ort mit psychologischer Betreuung, die mir wirklich nur da richtig geholfen haben, wo ich untertags in der Tagesklinik war. In meiner dritten Zeit in der Tagesklinik von August bis Ende 2018 hat dann meine Psychologin bei mir schwere Borderline und große Persönlichkeitsstörungen psychologisch diagnoziert. Anfang 2019 wollte ich dann unbedingt bei einem ambulanten Psychologen mit den therapeutischen Einzelgesprächen weitermachen bzw. beginnen. Nachdem in der Zwischenzeit (2018) mein Psychologe aber in die Rente ging, so musste er mir dann gezwungenermaßen dann absagen. Das hat mich in den ersten Momenten total richtig mitgenommen und erschlagen. Sofort nahm ich die Suche nach freien ambulanten Therapieplätzen für Borderlineerkrankungen und Persönlichkeitsstörungen auf. Aber es war alles schon voll geschweige denn sie nahmen keine neuen ambulanten Patienten auf.

Seit Ende 2018/Anfang 2019 stehe ich nun auf der Warteliste (stationär) von der Borderlinsestation in meiner nächsten Nähe, wo ich schon längst hätte sein können. Aber so wie es im Leben einfach ist, kommt einem dann alles zum gleichen Zeitpunkt zusammen - zweimal stationärer Krankenhausaufenthalt Mitte Januar und Anfang März, 2 Monate regelmäßiges Kümmern um meinen sehr pflegebedürftigen Schwiegervater, der in dieser Zeit nicht bei sich zuhause, sondern in unserer Nähe im Altenpflegezentrum (in der Kurzzeit- und Verhinderungspflege), Krankenhaus (Oberschenkelhalsbruch) und in der Rehaklinik war - meine Stiefschwiegermutter konnte sich dann nicht mehr um meinen Schwiegervater kümmern, da sie selbst durch Beckenbruch bettlägrig wurde. Zudem hat meine Stiefschwiegermutter nun auch die Krankheit "Morbus Binswanger" (https://www.deutsche-alzheimer.de/unser-service/archiv-alzheimer-info/morbus-binswanger.html) und ihr Hauptproblem liegt darin, dass meine Stiefschwiegermutter ihre Krankheit ganz verleugnet anstatt anzunehmen - und von Gott ist sie richtig enttäuscht, da Gott sie bis jetzt nicht geheilt hat. Meine Stiefschwiegermutter kann für sich und für meinen Schwiegervater überhaupt nicht mehr sorgen und mein Schwiegervater seit seinem Schlaganfall im Herbst 2014 auch nicht mehr, da sein ganzes Sprachzentrum total richtig gestört ist und deshalb nicht mehr reden kann. Normalerweise täten meine Schwiegereltern (80 und 89 Jahre) schon längst in ein Altenpflegeheim gehören - aber meine Stiefschwiegermutter möchte per Du überhaupt nicht!! Aktuell leben bei meinen Schwiegereltern ein 24Std.-Pflegedienst (das sind nur ausländische Frauen, die kaum Deutsch können) - der sich wöchentlich bzw. alle 14 Tage wechselt. Da meine Stiefschwiegermutter diese Frauen richtig sehr schlecht behandelt und mit denen sie richtig unzufrieden, überfordert ist - obwohl sich diese Frauen richtig bemühen, möchte sie am allerliebsten diese 24Std.-Pflegedienstfirma sofort kündigen wollen. Aber so einfach geht das nicht! Wenn sie diese 24Std.-Pflegedienstfirma kündigt, so müssen wir meinen Schwiegervater wieder zu uns holen und ihn in dieses Altenpflegezentrum in unserer Nähe bringen, wo er jetzt schon wieder war und mit seiner Freundlichkeit und Liebeswürdigkeit ist er da richtig beliebt.
So wie es nun aktuell aussieht, werde ich dann erst Ende Juli/Anfang August 2019 stationär auf die Borderlinestation gehen, da im Moment bei unserem großen Mietswohnblock sehr große Renovierungsarbeiten im Laufen sind - jede Wohnung bekommt dann neue Fenster hinein, meine Frau und ich im Juli in den wohlverdienten Urlaub fahren werden und ich Ende Juli noch meinen Geburtstag habe.

Seit dem Schlaganfall von meinem Schwiegervater im Herbst 2014 hat sich das ganze Wesen von meiner Stiefschwiegermutter immer mehr zum Negativen gewendet. Ihre Krankheit hat sie zu einem unglücklichen, verbitterten und bösen Menschen gemacht, indem sie z.B. bei meiner Frau und mir einen Telefonterror macht und dass ALLES nach ihrer Pfeife tanzen muss. Zudem erzählt meine Stiefschwiegermutter ihrem festbefreundeten Nachbarehepaar Lügengeschichten ganz besonders von meiner Frau - dadurch macht sie vor ihren Nachbarn meine Frau richtig sehr schlecht.

Und das alles belastet mich ungemein richtig total neben meinen ernstzunehmenden Suizidgedanken, sehr schweren Depressionen mit sehr großen Lebensängsten und schwere Borderline- und große Persönlichkeitsstörungen. Aufgrund der sehr großen Problematik und des großen Ärgers mit meiner Stiefschwiegermutter hatte ich gestern morgen wieder eine richtig handfeste Auseinandersetzung mit meiner Frau. Wie es denn bei mir immer wieder so ist, bekam ich plötzlich wieder massive Suizidgedanken, da ich für meine Umwelt und ganz besonders für meine Frau nur noch eine sehr große untragbare unzumutbare Last bin. Was habe ich eigentlich hier auf der Erde noch zu suchen. Genau da ist wieder in mir und alles um mich herum richtig schwarz geworden. Aber da ich eine sehr große Angst vor dem plötzlichen Sterben bzw. Tod habe, ließ ich das lieber sein, mich selbst umzubringen. Meine sehr große Angst vor dem plötzlichen Tod, wenn ich mich selbst umbringen möchte, ist so eine Art von Schutzmechanismus, das schon Gott in mir hineingelegt hat.

Nun möchte ich zum Schluß kommen. Im grundegenommen müsste ich schon längst - ambulant und stationär - richtig therapiert werden, da ich aufgrund der letzten Wochen, Monate und Jahre wirklich nicht mehr kann und sichtlich richtig am Ende bin. Deshalb brauche ich nun täglich Gebet für mich, meine Frau und auch für uns beide als Ehepaar, Danke!

Zum Schluß möchte ich noch die letzte Passage von Spuren im Sand zitieren "Da antwortete Gott: ´Mein liebes Kind, ich liebe dich und werde dich nie allein lassen, erst recht nicht in Nöten und Schwierigkeiten. Dort, wo du nur eine Spur gesehen hast, da habe ich dich getragen.´"

In diesem Sinne
Bonito

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.05.2019 13:29.

Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Leben mit schweren psychischen Erkrankungen als gläubiger Christ

von Burgen am 27.05.2019 16:10

Hallo Bonito,

was bedeutet diese Aussage, dass du seit der Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts gläubiger Christ bist für dich?

Fragende Grüße
Burgen

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Bonito
Gelöschter Benutzer

Re: Leben mit schweren psychischen Erkrankungen als gläubiger Christ

von Bonito am 27.05.2019 17:17

Burgen fragte: "was bedeutet diese Aussage, dass du seit der Neunzigerjahre des vergangenen Jahrhunderts gläubiger Christ bist für dich?"

1993 lernte ich Jesus persönlich kennen und übergab IHM mein Leben und 1994 ließ ich mich dann taufen. Seitdem lebe ich mit Jesus.

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Micro
Gelöschter Benutzer

Re: Leben mit schweren psychischen Erkrankungen als gläubiger Christ

von Micro am 27.05.2019 18:45

Hallo Bonito,
schön, dass du nicht aufgibst. Wenn ich deine Ausführungen lese, dann sehe ich, dass du absolut motiviert bist, Linderung und Hilfe zu finden.
Du hast ja auch schon festgestellt, was dir gut tut und hilfreich ist.    
Depression scheint mittlerweile eine Volkskrankheit zu sein und Borderline-Erkrankung ist wohl auch recht häufig. Das sieht man auch an den Therapieplätzen, die anscheinend schnell und häufig ausgebucht sind. Natürlich zum Leidwesen der Betroffenen, die auf eine zügige Hilfe hoffen.
Welche Tipps werden von den Therapeuten eigentlich in der Zwischenzeit gegeben? Ich meine, jeder der davon betroffen ist und sich Beistand erhofft, muß ja irgendwie über die Runden kommen bis er in eine Therapie kann. 
 
Ich kenne die Problematik etwas bei meiner Schwester, die Epilepsie hat, die sehr schwer in den Griff zu bekommen ist und sie häufiger in die Klinik muß, um eine Medikamentenanpassung vorzunehmen. Erstmal kommt die Wartezeit, darauf darf und muß man sich erstmal einstellen.
Was natürlich sehr viel Kraft kostet sind die Rückfälle, die ebenso unweigerlich auftreten. Da denkt man, eine Sache ist überwunden oder soweit stabil und dann kommen die Rückschläge. Doch auch das darf einen nicht entmutigen, im Gegenteil, es stärkt die seelischen Muskeln.
 
Mal eine kurze Frage, bekommst du eigentlich Medikamente? Es hört sich zwar unglaublich an, ist aber nicht unhäufig, dass die Medikamente, die einem helfen sollen, andere schwerwiegende Probleme bereiten oder erst das auslösen, was sie heilen sollen.
 
Bei meiner Mutter beispielsweise ein Mittel gegen Arrhytmien des Herzen, welches selber Rhythmusstörungen verursacht. Bei meiner Schwester ein Anti-Epileptikum, welches aggressiv macht und suizidale Gedanken erzeugt. Das ist kein Spaß, die hatte sie wirklich und nach Absetzen dieser Medizin war das wenigstens wieder verschwunden. 
  
Zufällig hatte ich letzt eine Predigt über das sog. Elia-Syndrom. In der Bibel wird beschrieben, wie Elia nicht mehr konnte, wahrscheinlich würde man es heute als Burn-Out beschreiben. Was sagte er zu Gott: "Es ist genug, so nimm nun, HERR, meine Seele; ich bin nicht besser als meine Väter."
Elia, am Ende seiner Kräfte, aufgerieben für seine Aufgabe und ohne Hoffnung. Müde, im wahrsten Sinne des Wortes lebensmüde. Doch er bekam Hilfe, denn sein Weg war noch nicht zu Ende. Erst stärkte ihn ein Engel mit Nahrung und später bekam er Hilfe von Gefährten, die seine Bürde mit ihm teilten.
Wie wir sehen kann selbst der Dienst für Gott einen Menschen an seine Grenzen bringen und im Falle Elias war seine Mutlosigkeit, die Erschöpfung seines Lebenswillen behandelbar.
 
Nun wird in unserem Leben nicht gleich ein Engel buchstäblich erscheinen oder nur in seltenen Fällen wahrnehmbar sein, dennoch können wir sicher sein, dass Gott für uns die richtigen Wege bereitet. Auch ich habe mich schon gefragt, warum mußte ich dieses oder jenes erleben, warum sollte ich eine bestimmte negative Erfahrung machen. Die Antwort kommt immer erst hinterher, denn die Erfahrung der Überwindung ist Stärke und Kraft, die man auch anderen vermitteln kann. Alles, und ich möchte es nochmals betonen, alles liegt in Gottes Hand und wir können daher mit Recht nur eine Frage stellen: Was hast du mit mir vor? Warum ich?
 
 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.05.2019 21:00.

Bonito
Gelöschter Benutzer

Re: Leben mit schweren psychischen Erkrankungen als gläubiger Christ

von Bonito am 27.05.2019 20:12

Danke Micro auch für Deine ganzen Ausführungen, die ich als eine sehr gute Ergänzung auf meinen neuen Thread ansehe. Vergelt´s Gott!

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Micro
Gelöschter Benutzer

Re: Leben mit schweren psychischen Erkrankungen als gläubiger Christ

von Micro am 28.05.2019 16:30

Ich hätte da mal eine Frage: Inwieweit gehen Therapeuten, sofern sie nicht selber gläubig sind, auf den Glauben ein? Werden die Möglichkeiten des Glaubens hinsichtlich einer Heilung oder Besserung ausgelotet oder wird das strikt getrennt?
Ich stelle mir vor, dass sich die Blickwinkel von gläubigen Therapeuten doch erheblich von denen der  nichtgläubigen Therapeuten unterscheiden. Welche Bewertung der Glauben hinsichtlich einer Erkrankung erfährt, kann, jedenfalls nach meinem Dafürhalten, für einen Therapieerfolg entscheidend sein.
Oder täusche ich mich da?

Antworten Zuletzt bearbeitet am 29.05.2019 06:28.

Micro
Gelöschter Benutzer

Re: Leben mit schweren psychischen Erkrankungen als gläubiger Christ

von Micro am 29.05.2019 10:15

Gestern ist mir ein interessantes Buch in die Hände gefallen 'Good Vibrations - Die heilende Kraft der Musik', von einem Prof. Stefan Kölsch.
Nun bin ich nicht so der Musiktyp, dennoch ist mir klar, dass zwischen Musik und Emotionen ein deutlicher Zusammenhang besteht und man nicht nur Stimmungen erzeugen, sondern auch tiefergreifende Änderungen der Gefühlswelt bewirken kann. 
Was mir im Inhaltsverzeichnis besonders auffiel und weswegen ich es hier erwähne, ist das Kapitel 'Wie Musik bei Krankheiten hilft'
Da werden unter anderem Schlaganfall (Aphasie und Hemiparesen), Alzheimer, Parkinson, Autismus, Chronische Schmerzen, Abhängigkeitsprobleme, Schlafstörungen und Depression angegeben.
  
Spontan fiel mir in einem assoziativem Gedankengang ein, eigentlich hätte man auch 'God Vibrations' als Titel wählen können, denn letztlich kommen die Empfindungen für und durch die Musik von Gott, der den Menschen mit Sinnen ausgestattet hat, die das Schöne wahrnehmen können und entsprechend darauf reagieren. Ein wirklich interessantes Thema, nicht nur speziell für Erkrankungen, sondern auch für eine Vorbeugung, dem täglichem Stress zu entkommen, die Nerven beruhigen und die Sinne mit angenehmen Wahrnehmungen zu entspannen.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 29.05.2019 10:55.

Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Leben mit schweren psychischen Erkrankungen als gläubiger Christ

von Burgen am 29.05.2019 11:46

Das Buch werde ich mir bestellen. Danke also, dass du dies mit uns teilst.

Ja, es wird ja auch besonders die Musik von Bach als 5. Evangelium bezeichnet.

Und Satan, Luzifer, war ursprünglich der höchste Engel - nämlich der Lobpreis-Engel Gottes.
Angetan mit den allerbesten und allerschönsten Instrumenten.
Er kennt sich also ganz besonders darin aus und die Wirkungen von Musik sind ihm nicht unbekannt.

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Bonito
Gelöschter Benutzer

Re: Leben mit schweren psychischen Erkrankungen als gläubiger Christ

von Bonito am 29.05.2019 13:13

Micro frägt: "Ich hätte da mal eine Frage: Inwieweit gehen Therapeuten, sofern sie nicht selber gläubig sind, auf den Glauben ein? Werden die Möglichkeiten des Glaubens hinsichtlich einer Heilung oder Besserung ausgelotet oder wird das strikt getrennt?"

Da bin ich mir selbst nicht so sicher. Aber ich denke, dass es zwischen den christlichen und den weltlichen Therapeuten doch sehr große Unterschiede gibt. Von 1994 bis 2013 war ich in meiner ursprünglichen Heimat bei einem christlichen Psychotherapeuten, der nach den christlichen Werten gearbeitet hat. Vor fast 15 Jahren war ich in meinem Wohnort ein ganzes Jahr lang bei einem nicht christlichen Psychotherapeuten, der nicht auf den Glauben einging.

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Micro
Gelöschter Benutzer

Re: Leben mit schweren psychischen Erkrankungen als gläubiger Christ

von Micro am 29.05.2019 15:16

Und wie würdest du dies für dich bewerten? Existiert eher die Tendenz zu einem christlichen Therapeuten zu gehen, weil hier möglicherweise die Verständigungsebene besser ist? Was würdest du aus deiner Erfahrung raten?

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