Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

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eternity
Gelöschter Benutzer

Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von eternity am 09.02.2015 13:48

Hallo!

Zuerst stelle ich mich Euch kurz mal vor. Ich bin eternity, 53, seitdem ich reden kann Stotterer, seit 11 1/2 JAhren glücklich verheiratet und seit genau 22 Jahren gläubig. Mit meiner Frau bin ich Mitglied in einer Baptistengemeinde. Hier bei Glaube-Community bin ich seit dem 26.01.2015 Mitglied.

Als Neuling unter Euch hab ich nun dem Mut gehabt, mit "Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration" ein neues Thema anzulegen, da es mich bis zum heutigen Tag immer noch richtig angeht. Aufgrund, dass ich seit meiner frühester Kind Stotterer bin, haben mich meine ganze Familie und Verwandtschaft richtig falsch erzogen, wo sie alle mit mir nur gut gemeint hatten. Aber durch ihre "für mich richtige Erziehung an mir" hatten sie mich dabei immer mehr lebensunfähiger gemacht, bis ich über 40 Jahre alt war. Unter diesen Folgen leide ich auch noch heute immer wieder. JA, so ist es! In unserer Ehe merke ich ganz besonders, dass ich ein Eigenbrötler bin. Ich mache noch sehr viel alleine mit mir aus, ohne vorher ein Wort an meine liebe Frau verloren zu haben - ich habe ein sehr großes kommunikatives Problem! Warum? Weil mir meine ganze Familie nicht ernstgenommen haben und mit mir ungeduldig waren, wenn ich was sagen wollte und sie haben dann auch mein Reden für mich übernommen. Das andere ist, dass ich mich auch noch heute richtig schwer damit tue, unabhängig von meiner Frau nach realen Kontakten zu suchen, neue Kontakte zu finden und aufzubauen und neue reale Freundschaften zu schließen. Schon in meiner Kindheit und Schulzeit machten meine ganze Famillie den großen Fehler, dass sie mich gar nicht ganz normal entwickeln ließen, indem sie mich dabei nicht unterstützten, neue Kontakte unter "Gleichaltrigen" zu finden und Freundschaften zu schließen. Im Gegenteil, sie haben mich immer mehr in den "Goldenen Käfig" hineingetan, da sie sehr große Angst um ihren "behinderten" Sohn hatten, der als erstes von vier Kindern auf die Welt kam. Somit wurde ich dann immer mehr lebensunfähiger, bis ich mit Anfang 30 vor meinem persönlichen Lebensriun stand. Da dachte ich dann, dass ich nun hoffnungslos verloren bin und mein Leben nun endgültig zu Ende ist. Zu dieser Zeit war ich fast dran, mich selbst umzubringen. Aber einer war dagegen, dass ich mich umbringen wollte und das war JESUS. Als ich dann Jesus mein Leben übergab, so musste mich JESUS zuerst wieder lebensfähig machen, da ich bis dahin RICHTIG LEBENSUNFÄHIG war. Nun lebe ich 22 Jahre mit Jesus und ER hat mein ganzes Leben um mindestens 180 Grad umgekrempelt - HALLELUJA, PREIST DEN HERRN!!! Trotzdem liegt auch noch heute vieles in mir brach, das durch die falsche Erziehung von meiner ganzen Famile zustande kam und das tut mir auch noch heute in meinem Herzen sehr, sehr weh. Aber Jesus wird all meine Wunden vollends ganz heilen, die ich durch die falsche Erziehungsmethode von meiner ganzen Familie erlitten habe.

Wer nun von meinem Beitrag sich angesprochen gefühlt hat, dann hat er die ganze Freiheit, mir darauf zu antworten. Darüber würde ich mich sehr freuen.

Gott segne Euch alle verbunden mit liebem Gruß

eternity

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Kayla
Gelöschter Benutzer

Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von Kayla am 09.02.2015 14:10

Hallo Eternity. Mir fällt bei deinem Bericht spontan ein ehemaliger guter Freund in England ein. Er ist 8 Jahre älter als ichund ich lernte ihn mit 18 übereine Brieffreundschaft kennen. Er ist Einzelkind und Epileptiker, wohnte noch bei seinen Eltern (tut er meines Wissens bis heute), hatte studiert, aber meinte, er sei unfähig, sich in einem neuen Job zurechtzufinden - also hatte er keinen.

Er verkroch sich in Science-Fiction-Geschichten (damals unsere gemeinsame Vorliebe) und Autorennen. Freunde vor Ort  hatte er keine, er könne ja im Pub keinen Alkohol trinken, meinte er. Dabei sind auch Engländer tolerant gegenüber Menschen, die nicht trinken wollen, oder z. B. wegen Epilepsie, nicht trinken dürfen.

Wir schrieben lange hin und her und ich besuchte ihn zwei Mal. Dabei fiel mir auf, wie sehr er bemuttert wurde. Wir wurden von den Eltern durch die Gegend gefahren (und mit den Eltern im Auto kam auch zwischen ihm und mir kein Gespräch zustande), seine Mutter machte uns Lunch zum Mitnehmen - und mir fehlte irgendwie der erwachsene Mann, den ich eigentlich erwartet hätte. Je erwachsener ich wurde, desto sporadischer wurde der Kontakt. Was soll ich Briefe und mails über Science-Fiction Serien undAutorennen schreiben? Über das reale Leben mag er kaum reden.

Vor ein paar Jahren hatte er eine Freundin in den USA, die Beziehung endete mit großem Drama und er chattete mit mir auf Facebook und schüttete mir sein Herz aus. Ich wusste kaum etwas zu sagen. Hin und wieder schreibt er noch, dass er mit seinen Eltern in den Urlaub fährt, dass er Angst vor dem nächsten Geburtstag hat, weil er mit Anfang, Mitte, Ende 30 noch gar nichts getan, nichts erreicht hat. Aber weil er (und scheinbar auch die Eltern) glauben, dass er es nicht kann, versucht er es auch gar nicht erst.

Du bis da immerhin ein großes Stück weiter als er. Um ihn mache ich mir Sorgen. Was wird, wenn die Eltern irgendwann nicht mehr da sind? Sie scheinen einen gänzlich lebensunfähigen Sohn erzogen zu haben - nur wegen seiner Epilepsie.

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von marjo am 09.02.2015 14:16

Hallo eternity,

Deinem Beitrag kann ich gut folgen und nachempfinden. Bleib dran. Jesus verändert, Schritt für Schritt, so schnell wie wir es vertragen. 

viele grüße, marjo 

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eternity
Gelöschter Benutzer

Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von eternity am 09.02.2015 15:04

Vielen lieben Dank lieber Mario

über Deine Antwort, die nun für mich ein Balsam für meine Seele war!

JA, ich bleibe mit JESUS dran, da ER mich über alles liebt und mich nach SEINEM Ebenbild weiterhin verändern möchte, auch wenn es hin und wieder richtig sehr weh tut. Genauso ist es bei den Operationen jeglicher Art auch so! Wenn man operiert wird, so tut es dann hinterher richtig weh. Aber je mehr Zeit dann vergeht, desto mehr werden diese "Wundschmerzen" immer mehr vergehen, bis sie dann nicht mehr da sind. So ist es bei Gott. Wenn er bei uns tief in unserem Herzen eine "Wurzelbehandlung" durchführt, dann tut es im ersten Moment richtig weh (siehe Jeremia 18, 3-6).

Gott segne Dich Mario verbunden mit liebem Gruß

eternity

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eternity
Gelöschter Benutzer

Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von eternity am 09.02.2015 18:24

Hallo Kayla!

Vielen Dank, dass auch Du mir auf meinen Beitrag geantwortet hast! Habe mich darüber sehr gefreut!

Ja, das ist sehr sehr schwierig, wenn Eltern ihr Kind dermaßend richtig bemuttern und überbehüten, auch wenn sie schon lange erwachsen sind zumindest auf Papier. Das musste ich leider auch am eigenen Leib erfahren. Aber ich habe noch den ersten Absprung noch gerade so geschafft, als es eine Minute vor zwölf war. Da war ich fast 33 Jahre, als ich von zuhause auszog und meine erste eigene Wohnung hatte. Jetzt kommt das große Aber! Aber ich habe im Laufe der Zeit immer mehr das Gefühl gehabt, als ob ich in meiner eigenen Wohnung in der Untermiete von meinen Eltern wohnen würde. Denn mein Vater hat meine Wohnung ganz eingerichtet und tapeziert, meine Mutter hat all meine Wäsche gewaschen. Ok. das war für mich toll! So aber geriet ich wieder immer mehr in die Abhängigkeit von meinen Eltern, wo ich dann immer mehr unglücklicher wurde. Zu dieser Zeit war ich schon bei einem christlichen Psychotherapeuten in der Einzeltherapie, der ein Bauernhof hatte. Natürlich bekam er von meinen Erzählungen mit, was in meinem Leben zur Zeit abläuft. Als er erkannte, dass ich trotz meiner eigenen vier Wände wieder immer mehr in die Abhängigkeit von meinen Eltern geriet, so lud mich mein Psychiater zu einem Männer-WG-Abend in sein Bauernhof ein - die er auch therapeutisch begleitet hat - um mir ein Bild von dieser Männer-WG zu machen. Ja, dann nach ein paar Wochen ließ Jesus zu, dass ich eine richtige Auseinandersetzung mit meiner ganzen Familie hatte. Warum? Weil sie mich mit meinen inzwischen 35 Jahren richtig bemuttern und überbehüten wollten, in denen es ihnen nicht gepasst hat, was ich da machen hätte wollen. Da brannte bei mir die Sicherung durch und ging schnurstracks und richtig wütend nach Hause mit der Entscheidung, dass ich meine ganze Familie für eine unbestimmte Zeit nicht mehr sehen möchte. Am selben Abend habe ich dann meine Wohnung gekündigt und nach 3 Monaten konnte ich dann in die therapeutisch betreute Männer-WG im Bauernhof einziehen. Zu meiner ganzen Familie habe ich dann ein ganzes Jahr keinen einzigen Kontakt gehabt. Und dieses eine Jahr Abstand von meiner ganzen Familie brauchte ich nun unbedingt, dass ich mich von meiner ganzen Familie richtig loslösen konnte, da JESUS da mich nicht weiterbringen hätte können. Seitdem sind schon wieder ca. 19 Jahre vergangen und bin GOTT immer mehr dankbarer, dass ich nur MIT SEINER GANZEN HILFE UND KRAFT diese so wichtige ganze Abnabelung von meiner Familie geschafft habe. Denn ab da konnte mich JESUS zu einem sehr großen reifen Mann in seinem Reich Gottes verändern und mich lebensfähig machen, das ER auch noch heute weiterhin tut.

JA, ich kann Deine große Sorge um Deinen Ex-Freund sehr gut verstehen! Auch ich frage mich, was aus ihm wird, wenn seine Eltern nicht mehr da sind. Aber FÜR GOTT IST NICHTS MÖGLICH! Deshalb müssen wir auch für ihn beten, damit er die wahre Liebe Gottes in seinem Leben erfährt.

Lieben Gruß von eternity

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eternity
Gelöschter Benutzer

Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von eternity am 10.02.2015 15:24

Mich würde es sehr stark interessieren, was Ihr denn über den Ex-Freund von der Kayla denkt. Ist es schlimm genug, schon wegen einer Labilität von seinen Eltern nur noch bemuttert und überbehütet zu werden!!! Auf Eure Antworten bin ich schon richtig gespannt.

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von Rapp am 10.02.2015 23:46

"Lass das bleiben, das kriegst du nie hin!" Wenn meine ältere Schwester Papas Standartantwort zu hören bekam, strengte sie sich unheimlich an um Papa zu beweisen, dass sie mehr konnte, als er ihr zutraute. Das konnte ich wegen meiner Behinderung nicht und so verkroch ich mich weinend.

Ein Glück, dass Mami da anders dachte: es gibt nicht Buben und Mädchenarbeit, es gibt nur Sachen, die man erledigen muss. So strickte ich eben mit den Mädels um die Wette, machte Hausarbeit und war im Garten dabei. Mami ließ mir Zeit, wenn ich etliches nicht so schnell machen konnte wie die andern.

Bei Papa war es anders: ich hätte sein zweites Mädchen sein sollen oder zumindest der Vorzeigesohn. Beides war ich nicht: mit einem kurzen Bein und einem Buckel war ich nicht geeignet Vater zu genügen. So hörte ich immer öfters seinen Standardspruch. Das war niederschmetternd.

In der Schule war ich im Klassenverband immer wieder ausgebootet. "Den nehmen wir nicht mit sonst verlieren wir sicher!" Bei diesen Sprüchen half der Sportlehrer noch mit. So war ich bald der gefürchtete Schläger...

Vieles änderte sich als ich mit 17 zu Jesus fand.

Ein Junge weint nicht... dafür war am morgen mein Bett nass. Als ich später als Erzieher in einem Heim arbeitete, war mein erster Gang am Morgen der Weg zur Waschküche: Kein Kind auf meiner Abteilung musste seine nasse Bettwäsche selbst in die Waschküche bringen. Diese Demütigung ersparte ich ihnen, was die Waschfrau und die Heimleitung absolut nicht verstehen wollten...

Mit 39 stand ich in meiner eigenen Drechslerei. Vor mir lagen meine ersten Aufträge. Dinge, die ich noch nie gemacht hatte. "Meinst du das wirklich hinzukriegen? das schaffst du nie!" Ich hörte förmlich den Spott. Betend ging ich an das Unmögliche und es gelang. Langsam aber sicher fasste ich Vertrauen. Mein himmlischer Vater lässt mich nicht hängen. Mit der Zeit lernte ich alles mit Gott zusammen anzupacken.

Als ich meinen geliebten Beruf aus gesundheitlichen Gründen aufgeben musste hatte ich den Mut ein Übersetzungsbüro aufzubauen.

Und heute? Na ja, Vater hat mich noch nicht in den Ruhestand entlassen. Ich darf es aber gemütlich nehmen, da ich mich nicht mehr durch Terminarbeiten drängen lasse. Und ich lerne, dass ich auch mal nein sagen darf, auch wenn ich ein typischer workaholic bin. Nun bin ich wohl auf meinem letzten Wegstück hier und ich arbeite immer noch sehr gern...

Mein Motto im Leben? Mit meinem Gott kann ich Mauern überspringen!

Willy

 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 10.02.2015 23:50.

Kayla
Gelöschter Benutzer

Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von Kayla am 11.02.2015 09:29

Mich würde es sehr stark interessieren, was Ihr denn über den Ex-Freund von der Kayla denkt. Ist es schlimm genug, schon wegen einer Labilität von seinen Eltern nur noch bemuttert und überbehütet zu werden!!! Auf Eure Antworten bin ich schon richtig gespannt.

Jetzt muss ich doch mal darauf hinweisen: Er ist nicht "mein Exfreund", er ist ein ehemaliger Brieffreund und war auch nie mehr als das.

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eternity
Gelöschter Benutzer

Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von eternity am 11.02.2015 10:41

Das allerbeste ist, ich nehme mir das Leben, da es mir seit fast einem Jahr seelisch sehr schlecht geht!!! Ich trauere dem Ben Wettervogel, EX-ZDF-Wettermann im ZDF-Morgenmagazin, nun richtig nach, da er es geschafft, sich umzubringen. Das wünsche ich mir nun auch, dass ich dann auch so viel Mut bekomme, um mir das Leben zu nehmen - das Leben ist so richtig scheiße!!!

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Opfer falscher Erziehung in der Nachkriegsgeneration

von marjo am 11.02.2015 11:15

eternity schrieb: Das allerbeste ist, ich nehme mir das Leben,

Wie kommst Du darauf, dass dieser Schritt das "Allerbeste" sein könnte? Mir fallen schon ein paar Situationen ein, die ich ebenso bewerten würde. Die von Dir beschriebene Lebenssituation gehört jedoch nicht dazu. Da solltest Du drigend mit Jesus drüber reden... auch wegen Deiner Sicht auf Dein Leben.

viele grüße,
marjo  

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