Das Evangelium ohne das Kreuz

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Cleopatra
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Das Evangelium ohne das Kreuz

von Cleopatra am 04.06.2018 07:40

Gestern hatten wir eine wirklich sehr interessante Predigt.
Es ging um Matthäus 16, 21-28.
Was mir bisher noch nicht aufgefallen war:
Zuvor hat Jesus gefragt, für wen ihn die Menschen halten. Anschließend hat er die Jünger gefragt.
Petrus antwortete "Du bist der Messias, der Sohn Gottes."
Jesus ehrte ihn für diese Aussage ganz enorm und stark: "Glückselig bist du, Simon, Bar Jona; denn Fleisch und Blut haben es dir nicht offenbart, sondern mein Vater, der in den Himmeln ist.
18 Aber auch ich sage dir: Du bist Petrus, und auf diesem Felsen werde ich meine Gemeinde bauen, und des Hades Pforten werden sie nicht überwältigen.
19 Ich werde dir die Schlüssel des Reiches8 der Himmel geben; und was immer du auf der Erde binden wirst, wird in den Himmeln gebunden sein, und was immer du auf der Erde lösen wirst, wird in den Himmeln gelöst sein."
So eine Ehre, mehr als die Ehre eines Königs.
Und kurz danach?
Kurz danach sagt Jesus, dass er leiden und sterben würde. Er würde aber auch auferstehen.
Und wie reagierte Petrus hier? Vermutilich so, wie jeder sonst auch reagieren würde oder...?
"Nein, Jesus, nein, du musst nicht sterben."
Der Prediger zeigte uns das Beispiel auf, wenn ein Freund nun sagen würde "Morgen gehe ich ins Krankenhaus und dort werde ich sterben".
Wir würden auch sagen "nein, dort sind doch gute Ärzte, wir beten für dich, die können bestimmt helfen..." und nicht einfach "ok", oder?
Aber Jesus Reaktion ist so heftig.
"Weiche von mir Satan, denn du bist eine Versuchung!"
Huch? Was ist hier passiert?
Wieso reagiert Jesus so heftig? Wieso sagt er, dass dies nicht von Gott kommt?
Und dann hat der Prediger uns aufgezeigt, was denn wäre, wenn die Kreuzigung und Auferstehung nicht gewesen wäre.
Dann wäre Jesus nicht für unsere Sünden gestorben.
Dann wären wir noch immer Sünder und verloren.
Dann wären wir nicht Gotttes Kinder.
Jesus musste diesen grauenvollen Weg gehen. Und das, wegen mir.
Das wusste Jesus und deshalb hat er so heftig reagiert.
Interessant auch noch so nebenbei, dass niemand darauf reagiert hat, dass er auferstehen wird am dritten Tag, oder..?
Und auch, dass die Jünger später am dritten Tag nicht auf Jesus gewartet haben.
Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

Antworten Zuletzt bearbeitet am 04.06.2018 07:42.

geli
Gelöschter Benutzer

Re: Das Evangelium ohne das Kreuz

von geli am 15.06.2018 20:31

Liebe Cleo, das ist ein interessantes Thema - ich hatte aber nicht gleich die Zeit, um zu antworten.


Ja, mich wundert es auch oft, warum die Jünger das, was Jesus über seinen Tod und seine Auferstehung vorausgesagt hatte, so total ausblendeten und sich selbst dann, als es passiert war, nicht daran erinnerten.

Waren sie so in ihren eigenen Vorstellungen vom "Reich Gottes" gefangen, dass nichts anderes hineinpasste? 
Sie warteten ja auf ihren Messias, einen König, einen Nachfolger des Thrones Davids, der ewig bleiben sollte.
Das passt natürlich so gar nicht in das Bild, das Jesus dann am Kreuz abgab. 

Da frage ich mich: Bin auch ich manchmal "gefangen" in meinen eigenen Vorstellungen, meiner eigenen Wünsche, so dass ich das, was Gott in meinem Leben tun will, nicht sehe - oder es zumindest mißverstehe? 
Seine Gedanken sind eben höher als unsere Gedanken, und er kommt oft auf völlig andere Wege zum Ziel mit mir, als ich es mir vorstelle oder wünschen würde.

Auf jeden Fall hätte es ohne das Kreuz keine Erlösung gegeben - denn der Lohn der Sünde ist nun mal der Tod. Da wir Menschen alle gesündigt haben, da keiner vor Gott bestehen könnte und alle sterben müßten, gibt es nur eine Hoffnung: Nämlich dass jemand sich für uns bestrafen läßt und wir deshalb frei ausgehen.
Wenn Jesus sich nicht genau dafür freiwillig zur Verfügung gestellt hätte und den Tod am Kreuz auf sich genommen hätte, gäbe es für keinen Menschen auch nur die geringste Chance, vor Gott zu bestehen.

Ich glaube, diese Problematik war den Jüngern so gar nicht bewußt - sie verstanden nicht, dass DAS die Grundlage für alles Weitere, das Gott tun wollte, sein mußte. So dachten sie schon weit voraus und "pickten" sich wohl aus dem AT die Stellen heraus, die erst auf Grundlage des Kreuzes Wirklichkeit werden konnten.

Ja, das "Ziel" - das Reich Gottes - das hatten sie erkannt - aber den Weg dahin, der war ihnen ohne "Nachhilfe" verborgen.

Ich frage mich oft, wo ich mit meinem eigenen Leben genauso "ticke" wie die Jünger?

LG, geli

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pausenclown
Gelöschter Benutzer

Re: Das Evangelium ohne das Kreuz

von pausenclown am 15.06.2018 22:11

Hallo ,

ich möchte mal die Jünger etwas in Schutz nehmen.
Schon zur Zeit Jesu gab es ein Missverständniss. Die Rabbiner konnten zwar erkennen, daß der Messias einmal leiden und herrschen wird . Was sie nicht verstanden hatten , dass der Messias leiden und herrschen wird.
So entstand die Vorstellung das es zwei Personen sind. Messias Ben Josef , der wo leidet und Messias Ben David, der wo herrscht. 
Mit Sicherheit beeinflusste diese falsche Sichtweise die Jünger.

Pausenclown

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bluetchen

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Re: Das Evangelium ohne das Kreuz

von bluetchen am 15.06.2018 22:56

Hallo Pausenclown das verstehe ich nicht.
Die Rabbiner konnten zwar erkennen, daß der Messias einmal leiden und herrschen wird . Was sie nicht verstanden hatten , dass der Messias leiden und herrschen wird.
Da steht 2x dasselbe....
lg Blütchen

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pausenclown
Gelöschter Benutzer

Re: Das Evangelium ohne das Kreuz

von pausenclown am 16.06.2018 07:15

Das es eine Person ist , Jesus der leidet, stirbt, aufersteht, als König wieder kommt und der Messias nicht zwei Personen sind, wie dachten.

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Cleopatra
Administrator

38, Weiblich

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Beiträge: 5144

Re: Das Evangelium ohne das Kreuz

von Cleopatra am 16.06.2018 09:11

Hm, wie kommst du zu dieser Vermutung pausenclown?
Das ist mir neu, in den Prophezeiungen wird immer nur einer genannt, und eben Elia der wiederkommen wird (das war Johannes der Täufer).
Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
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pausenclown
Gelöschter Benutzer

Re: Das Evangelium ohne das Kreuz

von pausenclown am 16.06.2018 09:19

HallO cleo,

das ist allgemeine jüdische Theologie schon zur Zeit Jesu und nicht meine Vermutung.

Natürlich steht in den Schriften immer nur von einem. Was sie damals nicht wussten ist das der Messias auferstehen wird , Auferstehung stand nicht klar im AT.
Um diesen Widerspruch aufzulösen,  kam es nur dieser Annahme.

LG

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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Das Evangelium ohne das Kreuz

von geli am 16.06.2018 12:00

Pausenclown:
So entstand die Vorstellung das es zwei Personen sind. Messias Ben Josef , der wo leidet und Messias Ben David, der wo herrscht.

Ja, das ist sehr interessant - davon hatte ich noch nie gehört.
Wenn die Jünger davon wußten - dann hätten sie doch aber Jesus wenigstens als den "Messias Ben Josef", der leiden mußte, erkennen können?

Statt dessen waren sie, als es zum Leiden ging, ja völlig verstört und verstanden gar nichts mehr. 
Mir kommt es eher so vor, als sei "Leiden" gar nicht in ihrem Fokus gewesen.

Pausenclown:
ich möchte mal die Jünger etwas in Schutz nehmen.

Mein Beitrag war nicht abfällig oder gegen die Jünger gerichtet gemeint. Sie waren Menschen - und als solche konnten sie Gottes Wege nicht wirklich verstehen. Ihr "Nicht-Verstehen" ist also nur verständlich.
Ich hatte nur versucht, dieses "Nicht-Verstehen" zu erklären. 

LG, geli

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pausenclown
Gelöschter Benutzer

Re: Das Evangelium ohne das Kreuz

von pausenclown am 16.06.2018 12:29

Hallo Geli, 

erstmal gibt es im Netz genug Beiträge über Messias Ben Josef /David.

Da Juden keine Nachnamen damals hatten war, Jesus sein offizieller Name , Jesus Ben Josef, doch wurde er Sohn Davids gerufen . 
Hat Gott nicht auch etwas Humor ?
Aber eine Frage habe ich , würdest du wollen das ein Freund qualvoll für dich stirbt damit leben kannst ?
LG

Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.06.2018 12:34.

geli
Gelöschter Benutzer

Re: Das Evangelium ohne das Kreuz

von geli am 16.06.2018 12:44

Cleopatra:
Aber Jesus Reaktion ist so heftig."Weiche von mir Satan, denn du bist eine Versuchung!"
Huch? Was ist hier passiert?
Wieso reagiert Jesus so heftig? Wieso sagt er, dass dies nicht von Gott kommt?

Heute habe ich ApG. 20/21 gelesen - und hier wurde ich an diese Begebenheit erinnert.
Paulus hatte vor, nach Jerusalem zu reisen - vorher aber kam der Prophet Agabus zu ihm und sagte ihm durch den Heiligen Geist: "Dem Mann, den dieser Gürtel gehört, werden die Juden in Jerusalem so binden und überantworten in die Hände der Heiden."

Als die Mitarbeiter des Paulus und die Leute in dem Ort das hörten, baten sie ihn, nicht hinauf nach Jerusaelm zu ziehen.

Nun war die Reaktion des Paulus nicht so heftig wie die von Jesus - aber dennoch ist die Situation, finde ich, vergleichbar:

Paulus aber antwortete: (ApG. 21,13)
"Was macht ihr, dass ihr weint und brecht mir das Herz? Denn ich bin bereit, nicht allein mich binden zu lassen, sondern auch zu sterben in Jerusalem für den Namen des Herrn Jesus."
Und er ließ sich nicht überreden.

Die Besorgnis der Menschen um Paulus war zwar menschlich und auch verständlich - aber es "brach Paulus das Herz".

Er wußte - genau wie Jesus - dass in Jerusalem Leid auf ihn wartete, und wahrscheinlich hat ihn seine Entschlossenheit, das auf sich zu nehmen, einiges an Kraft gekostet. Ich könnte mir vorstellen, dass er - anstatt dass man ihn von seiner Entscheidung abzubringen - eher Ermutigung gebraucht hätte, diesen schweren Weg zu gehen.

Denn der schwere Weg, den Jesus entschlossen war zu gehen, das war der Weg Gottes und somit der richtige Weg, ohne den es nicht möglich gewesen wäre, uns Menschen zurück zu Gott zu bringen. Und das war je gerade der Auftrag, wegen dem er auf die Erde gekommen war.

Jesus musste sich mit aller Entschiedenheit dagegen wehren, von diesem Weg abgebracht zu werden - auch wenn es noch so gut gemeint war.
Jesus war Gott - aber er war auch ganz Mensch, und wir wissen ja, wie sehr er zu kämpfen hatte, diesen Weg am Ende wirklich anzunehmen - schließlich bat er Gott unter Tränen, diesen "Kelch" doch von ihm zu nehmen.

Ich glaube, Jesus sprach in diesem Moment gar nicht den Menschen Petrus an, sondern er sprach den an, der hinter diesem "gutgemeinten" Ratschlag stand: Nämlich Satan selbst: "Geh weg von mir, Satan!"

Petrus hatte menschlich gedacht und seine Aussage menschlich begründet - er hat aber außer Acht gelassen, was Jesus gepredigt hatte und auch, was über ihn in der Schrift geschrieben stand: Nämlich dass der Messias leiden müßte.

Ich denke, auch wir müssen unsere Offenbarungen, Visionen, Bilder oder ähnliches immer wieder an Hand der Schrift, der Bibel prüfen, damit wir nicht auf einen falschen Weg geraten und an dem Willen Gottes vorbeileben.

LG, geli


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