Hiob

1  |  2  |  3  |  »  |  Letzte [ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


Sabine43

-, Weiblich

  Neuling

Beiträge: 19

Hiob

von Sabine43 am 27.02.2016 09:57

Hallo ihr Lieben,
einige kennne mich sicherlich noch: Vor fast einem Jahr habe ich mich hier angemeldet und angefangen mich mit Jesus und Glauben im Allgmeinen zu beschäftigen.
Seitdem lese ich fast täglich in der Bibel (und bin auch hier ein stiller, regelmäßiger Mitleser) und ich glaube mittlerweile, dass ich glaube. Zumindest wächst es langsam. ;)
Trotzdem ist vieles noch unklar und eines beschäftigt mich jetzt doch schon eine zeitlang:
Ich habe vor einiger Zeit Hiob gelesen. Während des lesens konnte ich Hiobs Anklagen nachvollziehen,  aber auch die Reden seiner Freunde, die ihn ja eigentlich nur auf den Weg zu Gott zurück bringen wollten. Mir ist beim Lesen auch nicht wirklich aufgefallen, warum seine Freunde bei Gott in Ungnade gefallen sind und Hiob selbst ihnen letztlich vergeben musste. Da mir diese Frage jetzt schon eine ganze Zeit  lang im Kopf rum geistert, wäre es lieb, wenn mich mal jemand zu dem Thema aufklären würde. :)
LG
Sabine

Antworten

Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: Hiob

von Henoch am 27.02.2016 12:49

Hallo Sabine,

das Buch Hiob ist eines, mit dem ich mich sehr intensiv beschäftigt habe.

Zu Deiner Frage: Die Freunde Hiobs waren alle drei vorbildlich in ihrer Liebe zu Hiob, immerhin setzten sie sich 7 Tage mitleidend und anteilnehmend zu ihm. Wie gut tut einem Leidenden Schweigen und die Nähe von geliebten Menschen.

Dann versuchten die Freunde mit Hiob Gottes Wege zu begreifen. Sie hatten allerlei Ideen und versuchten Gott zu rechtfertigen. Dazu mussten sie aber einen Grund in Hiob finden, der Gott zu dieser "Strafe" bewegt haben könnte. Sie sagten viel Richtiges zum Falschen, den Hiob war erlöst und gerechtfertigt und wohl auch überdurchschnittlich bemüht, alles richtig zu machen vor Gott.

Hiob hatte eine andere Not, denn er verstand Gottes Wege mit ihm nicht. Er hatte alles gegeben fromm zu sein, und nun das. Was er nicht wusste war, dass Satan begehrt hatte Hiob zu sichten. Er klagte Hiob an, dass er nur so fromm sei, weil er Angst hat, seinen Segen zu verlieren. Und er hatte recht, aber nur zum Teil. Hiob war übereifrig, er opferte sogar für seine Kinder und er hatte Angst, dass etwas schlimmes passieren könnte. Hiob 3,25: Denn was ich gefürchtet habe, ist über mich gekommen, und wovor mir graute, hat mich getroffen. Mit Hiobs Vertrauen in die Liebe und Weisheit Gottes war etwas noch ungereift. Das war wohl ein Grund, vermute ich, dass Gott Satan erlaubte Hiob zu sichten; ein weiterer könnte gewesen sein, dass Gott Satan zeigen wollte, dass Gottes Kinder treu sind, zu Gottes Ehre.

Was Hiob lernen durfte war, dass Gottes Wege und Gedanken um so vieles höher sind, als wir das erfassen können, dass wir nicht alles verstehen können. Unser Vertrauen soll also unabhängig davon sein, ob wir verstehen.  Einfach deshalb, weil Gott unendlich und vollkommen vertrauenswürdig ist. Das ist das Vertrauen, das Gott ehrt. Glaube und Vertrauen ist das selbe. Er musste also lernen, dass sich Gott seinen geliebten Kindern gegenüber nicht erklären muss, wird und kann, weil wir es ohnehin nicht verstehen würden. Er musste lernen, dass er sich der Souveränität Gottes nur vertrauensvoll hingeben kann.

Als er das gelernt hatte, wurde Hiob wieder gesegnet und ich kann mir vorstellen, dass er seinen Segen jetzt ohne Ängste genießen konnte, weil er weiß, dass alles Handeln Gottes aus dem Motiv der Liebe heraus ist.

Gott gibt und Gott nimmt, er segnet durch Freude und Leid für eine ewige Herrlichkeit in der Ewigkeit. Und so wie ihn nichts hindern kann, uns alles zu nehmen, so kann ihn auch nichts hindern, uns zu geben. Alles hat nach Gottes Plan eine festgesetzte Zeit und ein genau bestimmtes Maß. Und alles Leid muss uns zum Besten dienen und wird unsere Kraft nicht übersteigen, das ist uns versprochen. Gott verlässt uns nicht im Leid, er geht mit uns hindurch.

Nun war das Verhalten der Freunde Hiobs deshalb unrecht, weil sie, im Gegensatz zu Hiob, bezüglich ihres Irrtums keine Buße getan hatten.

Nur über Elihu hören wir nichts mehr. So wie diese 4. Person plötzlich da war, so war sie dann auch wieder weg. Manche Ausleger meinen, da wäre der Herr persönlich anwesend gewesen..ich weiß es nicht.

Noch Fragen?

Henoch

PS: Ich schreib so groß, weil hier einige schreiben, die sich beim Lesen wegen der Augen schwer tun.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.02.2016 12:58.

Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Hiob

von Rapp am 27.02.2016 13:19

Hallo Sabine,

ich weiß nicht ob du dir ein Leben mit ständigen Schmerzen vorstellen kannst? Das erlebe ich und mir hat Hiob sehr geholfen damit klar zu kommen.

Hiob dachte, dass Gott sich gegen ihn gestellt hätte. Dabei sehen wir zu Beginn des Buchs, dass Satan versuchte Hiob von Gott wegzuziehen. Ich begreife Hiob in seiner Auflehnung. Gott aber hatte sich nie von ihm abgewandt. Die Freunde Hiobs kommen mir vor wie einige Bibelschüler die immer so genau wußten, was ich verkehrt machte, dass Gott meine Schmerzen nicht wegnahm. Sie hörten Gottes Antwort nie als ich ihn bat mir meine Schmerzen zu nehmen. Er sagte mir sehr deutlich: "Wie willst du andere verstehen, wenn du nie Schmerzen erlebst? Du kannst nur den Trost weiter geben, den du selbst empfangen hast! Dann aber überschüttet mich Vater mit unbändiger Freude und Kraft, dass ich meinen schwierigen Allteg wegstecken und ihn anbeten kann.

Dermaßen selbstsicher die Wege Gottes für andere zu kennen ist Anmaßung und damit Sünde. Gott wartete aber auf Hiobs Gebete für seinen Freunde, um auch ihnen zu vergeben. Eine weitere Lektion. Meine Vergebung kann für andere Leben bedeuten. Das ist wahrlich höhere Glaubensschule.

Willy



Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.02.2016 14:04.

Pal

66, Männlich

  Urgestein

Beiträge: 2513

Re: Hiob

von Pal am 27.02.2016 15:39

Sabine:
Mir ist beim Lesen auch nicht wirklich aufgefallen, warum seine Freunde bei Gott in Ungnade gefallen sind und Hiob selbst ihnen letztlich vergeben musste. Da mir diese Frage jetzt schon eine ganze Zeit lang im Kopf rum geistert, wäre es lieb, wenn mich mal jemand zu dem Thema aufklären würde

Hio 42:7 Als nun der HERR diese Reden an Hiob vollendet hatte, sprach der HERR zu Eliphas, dem Temaniter: Mein Zorn ist entbrannt über dich und deine beiden Freunde, denn ihr habt nicht recht von mir geredet, wie mein Knecht Hiob. Hio 42:8 So nehmt nun sieben Farren und sieben Widder und geht zu meinem Knecht Hiob und bringt sie als Brandopfer dar für euch selbst; mein Knecht Hiob aber soll für euch bitten; denn nur seine Person will ich ansehen, daß ich gegen euch nicht nach eurer Torheit handle; denn ihr habt nicht recht von mir geredet wie mein Knecht Hiob.

Ich denke mir die ursächliche Problematik liegt in der Gesinnung.
Man kann vieles inhaltlich richtig oder falsch sagen. Aber dann ist es immer noch die große Frage, aus welcher Herzenseinstellung sage ich das, was ich sage.

Hiob hatte "recht geredet", aber auch viel  =>
Hio 42:3 Wer ist's, der den Ratschluß Gottes verdunkelt mit seinem Unverstand? Fürwahr, ich habe geredet, was ich nicht verstehe, was mir zu wunderbar ist und ich nicht begreifen kann!

So sehe ich Hiobs Grundproblem in seinem SELBST. Ja, Gott hatte ihm das Zeugnis von Vollkommenheit gegeben!
Doch dann verbog er dieses Gnadengeschenk von Gott in eine Art "Leistungsprodukt" seiner selbst, wie wenn Hiob von sich aus (selbstständig) so vollkommen geworden wäre. - Genau da liegt für mich des Trudels Kern.

Voll von sich selbst konnte Hiob (fehlerhaft) behaupten:
Hio 27:2 So wahr Gott lebt, der mir mein Recht entzogen, und der Allmächtige, der meine Seele betrübt hat: Hio 27:3 Solange noch mein Odem in mir ist und der Hauch Gottes in meiner Nase, Hio 27:4 sollen meine Lippen nichts Verkehrtes reden und meine Zunge keine Lüge aussprechen. Hio 27:5 Ferne sei es von mir, daß ich euch Recht gebe, ich werde mir meine Unschuld nicht nehmen lassen bis an mein Ende! Hio 27:6 Ich habe an meiner Gerechtigkeit festgehalten und werde sie nicht loslassen, mein Gewissen straft mich über keinen meiner Tage;

Nicht einen Tag seines Erdenlebens hatte er die geringsten Gewissensbisse! (Das klingt schon nach @J4e)

Da möchte man fast ausrufen => da klingt kein Hallelu-jah - sondern eher nur ein Hallelu-ego!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.02.2016 16:58.

Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: Hiob

von Henoch am 27.02.2016 16:09

..ja, Pal, Hiob wollte sich den Segen irgendwie erarbeiten und das tat er wohl sogar recht erfolgreich, denn Gott selbst sagte:

Hiob 1, 8 Der HERR sprach zum Satan: Hast du Acht gehabt auf meinen Knecht Hiob? Denn es ist seinesgleichen nicht auf Erden, fromm und rechtschaffen, gottesfürchtig und meidet das Böse.

Nun macht dieses Leistungsprinzip eher Stress und Glaubens- und Vertrauensprobleme, als dass es einer innigen Liebesbeziehung zu Gott förderlich wäre.

Wie Rapp so schön schildert, ist einfaches Annehmen der Dinge aus der Hand Gottes sowie festhalten an seinen verheißungen weit Vertrauensförderlicher, denn dann wirkt eine so wonnige Verheißung Gottes: Ich will Euch trösten, wie eine Mutter ihre Kinder tröstet. Das Herz wird ruhig.

Henoch

 

Antworten

marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Hiob

von marjo am 27.02.2016 16:53

Hallo Henoch,

Deine ersten Erklärungen zum Hiob fand ich besser als die letzte. In der letzten Erklärung spekulierst Du zu viel.

Gruß, marjo 

Antworten

Pal

66, Männlich

  Urgestein

Beiträge: 2513

Re: Hiob

von Pal am 27.02.2016 16:57

Henoch:
Hiob wollte sich den Segen irgendwie erarbeiten und das tat er wohl sogar recht erfolgreich...

Liebe Henoch, ich denke mir die Problematik liegt in der falschen Perspektive. Was er als großartiges Gnadengeschenk von Gott bekam, verwandelte sich mit der verkehrten (im Grunde verlogenen) Fokusierung zu einem "Eigenprodukt".

Es könnte sein, das Hiob da so eine Art "Gabe der Vollkommenheit/Ganzherzigkeit" bekommen hatte, vergleichbar wie Simson seine "Gabe von Kraft".

Auch Simson hantierte diese Gabe nicht, wie es sich gehört hätte mit großer Dankbarkeit für Gott, sondern mißbrauchte sie für sein "Hallelu-Ego", bei den Philister-Huren....
Wohl immer auch mit dem Hintergedanken => ich bin, mit meiner Gabe, besser als alle anderen Menschen. Ich bin etwas ganz besonderes....

Aber genau dieses =>
Ric 16:17 ...daß ich schwach würde und wie alle anderen Menschen.

wurde zu Simsons => "Essig ist die Medizin"... (wäre auch nicht so übel für @J4e)

Antworten

Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: Hiob

von Henoch am 27.02.2016 17:11

Hallo Marjo,

meine erste und meine zweite Erklärung stimmen überein, allerdings liegt der Focus in der zweiten auf einem Teilaspekt. Dabei fließen durchaus auch eigene Erfahrungen mit Leid ein, z.B. beim Trost, aber das habe ich ja erkennbar zum Ausdruck gebracht.

Hiob hatte Angst, den Segen zu verlieren, deshalb erfüllte er eifrig alles so gut er konnte. Deswegen sagte er ja sinngemäß, dass das, was er fürchtete, eingetreten ist. 

Als Gott ihm den Segen nahm, verstand er Gottes Handeln nicht mehr. Er war tief verunsichert. Die vollkommene Liebe treibt aber jede Furcht aus. Hier benötigte Hiob Erlösung, um die Höhe und Breite und Tiefe der Liebe Gottes besser im Glauben annehmen zu können. Das geht nicht, wenn man denkt, man könnte Gott beeinflussen, um Leid zu vermeiden. Das geht aber, wenn man begreifen darf, dass Leid uns in der Erkenntnis Gottes wachsen lässt, in der Erkenntnis eines Gottes der bedingungslos und unendlich vertrauenswürdig ist, und immer nur aus Liebe und Gnade und absolut souverän handelt. 

Wir alle wissen, dass Gottes Segen keineswegs in erster Linie weltlicher Natur ist. Auch Hiob erfuhr, dass Gott auch im Leid segnet. Und er (und seine Freunde) verstand, dass Leid keine Strafe ist, sondern Gottes souveränes Handeln an ihm zu seinem Besten dient, und er verstand auch, dass man Gott nicht durch eigenes Handeln "umstimmen" kann oder muss.

Hiob, der alles richtig machen wollte, erfuhr, dass sein eigenes Handeln Gott nicht beeinflusst. Wenn Gott sieht, dass etwas im Herzen ist, was erlöst und geheilit werden muss, dann handelt er. Er handelt nicht wegen unserer Anstrengungen, weder bei der Errettung, noch bei der Heiligung, und Segen erarbeiten geht schon gar nicht.

Obwohl Hiob uns in seiner Frömmigkeit ein Vorbild sein darf, und das auch in seiner Demut und seinem Glauben und Ausharren in der Versuchung, so sehen wir doch in seiner Geschichte, dass Gott unsere Herzen und Nieren sehr viel genauer erforscht und eingreift, wenn seine Ehre auf dem Spiel steht, weil seine Souveränität, seine Weisheit, seine Treue, seine Hingabe zu unserem Besten und damit seine Liebe nicht richtig erfasst wird, und sei das noch so marginal, wie bei Hiob.

Henoch

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.02.2016 17:28.

marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Hiob

von marjo am 27.02.2016 17:13

Liebe Henoch,

für mich war es immer wichtig zu sehen, welchen Vorwurf Gott dem Hiob macht. Darum dreht und nur daran entscheidet sich alles.

Lieben Gruß, marjo 

Antworten

Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: Hiob

von Henoch am 27.02.2016 17:19

Hallo Pal,

ich denke, dass Hiob wenig Ego hatte (zumindest im Vergleich zu z.B. mir ), denn er war sehr demütig und Gott nannte ihn den Gerechtesten auf Erden. Bitte bedenke, wie groß seine Not war. Das kann schon aus der Fassung bringen.

Aber er hatte Angst, erlebte Gott als unberechenbar, weil er falsche Vorstellungen von Seinem Handeln hatte. Dass er von sich an manchen Stellen so "hoch" sprach, ist wahr, aber er sprach auch sehr niedrig von sich. Das übersehe bitte nicht.

Henoch

 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.02.2016 17:24.
1  |  2  |  3  |  »  |  Letzte

« zurück zum Forum