Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
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geli
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von geli am 15.09.2020 11:36Als meine Kinder noch klein waren, wohnten wir in einem alten Bauernhaus - zusammen mit einer Familie, die auch zu unserer Gemeinde gehörte.
Zuerst hatte ich mich gefreut, dass wir mit Gläubigen zusammen wohnen konnten, aber das Ganze stellte sich als sehr schwierig heraus.
Die Frau setzte dz. B. durch, dass ich meinen Kinderwagen nicht mehr unten unter der Treppe abstellen durfte, sie verlangte, dass ich ihn hoch in den zweiten Stock tragen sollte, weil sie der Kinderwagen dort störte. Wir ließen somit das Auto im Freien, damit der Kinderwagen in der Garage Platz finden konnte.
Allerdings nutzte sie den Platz unter der Treppe, um ihre Fahrräder abzustellen
Der Keller war eigentlich Gemeinschaft, da konnte jeder sich eine Ecke suchen und seinen Kram abstellen - so war es jedenfalls, bevor sie einzog. Sie behauptete nun allerdings, dass der Keller ganz alleine ihr gehören würde, nahm den Schlüssel dazu weg, so dass mein kleiner Sohn seine Sandspielsachen nicht mehr holen konnte. Es gab einen Riesen-Krach, bis wir das geklärt hatten... (Für uns wurde diese Sache dann aber zum Segen, denn im Garten war eine kleine Hütte, und der Vermieter, der Frieden wollte, erlaubte uns, diese nur für uns alleine zu nutzen ).
Ja, der Garten war Gemeinschaft, aber wenn sie Ruhe wollte - sie hatte dort eine Terrasse - verbot sie meinen Kindern, den Garten zu benutzen. Das was allerdings sehr oft, dass sie Ruhe wollte.
Das nur als Beispiel - es gab eigentlich täglich irgendeine Sache, wo es Streit gab, und ihre Forderungen waren teilweise sehr krass.
Nach ca. 2 Jahren wollte diese Familie wieder ausziehen - ihr könnt euch denken, wie traurig ich darüber war...
Ja, und dann klingelte die Frau bei mir oben und fragte, ob ich mal zu ihr runter in die Wohnung kommen wollte. Zuerst hatte ich Bedenken, dass es nur wieder in irgendeinen Streit ausarten würde, sie meinte aber, dass wir nicht streiten würden.
Also bin ich runtergegangen. Sie hat mich dann um Vergebung gebeten und gesagt, es sei ihr wichtig, dass wir im Frieden auseinander gehen würden. Ich hab dann überlegt, ob auch von meiner Seite etwas vorliegen würde, und dachte dann, dass ich, nach so vielen Sachen, zuletzt oft sehr schnell auch ablehnend und aggressiv reagiert hatte, wenn sie zu mir kam. Dafür bat ich sie dann ebenfalls um Vergebung, und wir konnten und wirklich (zumindest von meiner Seite aus) ehrlich in die Arme nehmen und dann versöhnt auseinander gehen.
Die Frau war ja nun weiterhin in meiner damaligen Gemeinde, wir sahen uns also regelmäßig. Wir waren aber beide weise und vereinbarten, dass wir uns persönlich und privat nicht treffen würden, weil wir beide wußten, dass wir - trotz Versöhnung - nicht "miteinander konnten".
Wir hielten also trotz Versöhnung Distanz zueinander . Das hat eigentlich sehr gut funktioniert - dadurch, dass wir Distanz hielten, wurde unsere Versöhnung auch nicht wieder angetastet und durch neue Probleme belastet, und in der Gemeinde konnten wir uns frei und positiv gegenüberstehen.
Also ich denke, Vergebung uns Versöhnung sind auch Dinge, die vom Heiligen Geist geleitet werden müssen. Denn es gibt dazu kein "Patentrezept", dass man sagen könnte: So oder so geht es...
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Pal am 18.09.2020 09:28liebe Geli, mußte schmunzeln über dein Erlebnis... ja, auf der "heißen Kochplatte der Lebens" wird manch eine Gesinnung gar gekocht... da braucht wohl jeder Vergebung... lG
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von geli am 18.09.2020 11:19Ja, die "Kochplatte" damals war wirklich sehr heiß... . Allerdings habe ich danach noch des öfteren gehört, dass es nicht gut ist, mit Christen unter einem Dach zu wohnen... ich hab damals auch von einer christlichen WG gehört, die sich vorher, bevor sie zusammenzogen, gut verstanden und beste Freunde waren. Nach nicht allzu langer Zeit wurde die WG dann aufgelöst, und die Leute gingen wohl im Streit auseinander... Sehr traurig, solche Sachen...
Ich freu mich, dass Du mal wieder hier im Forum bist - gerade die letzten Tage habe ich an Dich gedacht und fand es schade, dass Du gar nicht mehr hier schreibst. Ein paar "Schreiberlinge" könnten wir hier sehr gut gebrauchen...
Doerte
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Doerte am 26.09.2020 18:41Hallo Geli,
Na das macht mir ja Hoffnung auf das Himmelreich.
liebe Grüße Dörte
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von geli am 26.09.2020 21:45- ja, wenn man es genau nimmt... hast Du recht.
Aber ich habe die Hoffnung, dass bis dahin alles "Baustellenartige" in unserem Wesen Vergangenheit ist und wir uns in vollkommener Liebe begegnen können
Doerte
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Doerte am 27.09.2020 17:40Hallo Geli,
Genau, ich hoffe das auch. Denn ich glaube u.a. Gott ist mit dir in allem, was du tust. 1 Mose21, 22b
... und ist es mal nicht so, dann kann man es ja vergeben, so wie Christus alle unsere bösen Werke auch vor Gott entschuldigt hat. Letztendlich siegt er ja doch in unserem Leben. Gott sei Dank !
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von geli am 04.10.2020 20:34Ja, solange das "baustellenartige" in unserem Leben noch nicht abgeschlossen ist, brauchen wir unbedingt die Vergebung. Die löscht alle "Baustellen" aus.
Leider gibt es auch Christen, die anderen ewig lange Dinge hinterhertragen. Ich habe vor mehr als 30 Jahren einmal eine Meinungsverschiedenheit mit einer Mitschwester gehabt. Eigentlich war sie sogar diejenige, von der der Unfrieden ausging. Damals habe ich ihr - weil sie nicht einlenken wollte - mehrmals meine Hand zum Frieden angeboten. Aber dennoch grüßt sie mich bis heute nicht und ist unversöhnlich. Dabei ging es eigentlich nur um eine Kleinigkeit...
Ich habe mir schon oft überlegt, wie es dann wohl später im Himmel bei Gott mit uns beiden ist: Ob wohl Gott ihr extra eine besondere Ecke gibt, wo sie mir nicht begegnen muß?
Doerte
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Doerte am 06.10.2020 19:42Hallo Geli,
*Kicher* ... Wenn gerade Gras über eine Sache gewachsen ist ? Gibt es immer einen Esel, der es wieder abfrißt. Da wir im Himmelsreich keine Eselinnen sind, wird das Gras dort wohl ewig wachsen können und man kann sich prima verstecken.
Nun und im Lukas steht ... Wenn dein Bruder sündigt, so weise ihn zurecht; und wenn er umkehrt, vergib ihm. Und wenn er siebenmal am Tag an dir sündigen würde und siebenmal wieder zu dir käme und spräche: Es reut mich, so sollst du ihm vergeben. Lukas 17:3-4
Das jedoch gilt für unsere Brüder, wie soviele Ratschläge in der Bibel.
Also wir so als Schwestern sind damit eigentlich nicht angesprochen. Das kommt sicher daher, weil wir von Natur her, eher auf Frieden und Hamonie aus sind.
Vielleicht wollte Eva auch es der Schlange recht machen und nicht mit ihr streiten.
Da gehe ich aber eher von mir aus. Das war halt schon etwas sehr devot. Vor lauter Harmoniesucht vermied ich jede Konfrontation und ließ Verleumder und Lügner sowie Hochmütige usw. gewähren. Heute ist das Gott sei Dank nicht mehr so. Darüber bin ich froh, dass Gott mich an dieser Baustelle begleitet und begleitet hat.
Manchmal liegt es auch nicht an unserer Person, wenn andere uns angreifen. Sie haben selbst ein Problem und schieben es vor sich her, suchen Gründe Veränderungen nicht zu zu lassen. Eines ist aber gewiss, wenn man ständig den gleichen Weg geht, hat man auch immer die gleichen Erfahrungen und immer die gleichen Ergebnisse.
Naja nun bist du ja schon einmal auf sie zu gegangen und sie wollte nicht. Somit hast du doch deinen Teil zur Versöhnung dazu getan und wenn sie nicht will ? Ist das doch ihr Problem. Mehr als entschuldigen kann man sich ja nun mal nicht. Wenn sie eben sturr ist, kannst du auch nichts dafür. Ist zwar Schade, da Satan immer bestrebt ist, Verbindungen zu zerstören und lieb gewonnene Personen, einem aus dem Leben zu rauben. Aber manchmal muß man das eben akzeptieren und sie loslassen und Gott übergeben.
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von geli am 06.10.2020 22:26- ja, so kann man es auch sehen... . Dann sind wir Frauen also raus aus den Ermahnungen
Ja, das kommt mir bekannt vor... ich war auch immer verantwortlich für alles und dann auch schuld, wenn etwas schief gelaufen ist. Da bleibt einem gar nichts anderes übrig, als Konfrontationen zu vermeiden und immer klein beizugeben. In meiner Herkunftsfamilie war man alleine schon durch die Tatsache, dass man ein Problem ansprach, die "Böse". Solange das Problem "unter dem Teppich" blieb, war alles in Ordnung und der "Friede" ungestört.
Etwas anderes kannte ich nicht, bevor ich zu Gott gefunden habe.
Heute ist das Gott sei Dank bei mir auch nicht mehr so
Ja, dieser Person kann ich leider nicht helfen. Ich habe manchmal schon überlegt, ob ich doch noch einmal auf sie zugehen sollte, hatte aber den Eindruck, ich sollte es bleiben lassen. Denn meine Befürchtung ist, dass sie mich dann mit dem ganzen "Gift", das sie über die Jahre gespeichert hat, überschütten würde. Und ich denke, dass ich mir das nicht antun muß. Ab und zu, wenn ich gerade mal an sie denke, oder wenn sie mir mal wieder begegnet ist, bete ich für sie.
Krass war - wir feiern an Weihnachten und Ostern mit anderen Gemeinden in unserer Stadt Gottesdienst - dass sie beim Abendmahl ganz in meiner Nähe stand, und vorher an mir vorbei gehen mußte. Aber auch da hat sie mich ignoriert.
So ist es leider - es gibt Fälle, da kann man absolut nichts tun, um die Gemeinschaft wieder herzustellen. Haltet Frieden mit jedermann, heißt es, soweit es an euch liegt. Ich weiß jetzt nur gerade nicht, wo das steht.
Burgen
Gelöschter Benutzer
Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?
von Burgen am 07.10.2020 00:25
Ich habe für mich festgestellt, immer dann, wenn sich mein Leib, meist die Atmungsregion oder der Bauch zusammenzieht,
könnte es ein "Alarmsignal" sein.
Dafür, dass aufgepasst werden sollte, nicht in Ablehnung oder Beurteilung gar verletzende Worte zu äußern.
Wie schnell ist man doch manchmal dabei, sich über irgend eine Sache oder ein Verhalten anderer oder gar eigenes aufzuregen.
Das hat dann schnell eine innere Verkrampfung zur Folge, der Atem stockt oder die Worte "schießen" aus dem Munde.
Das ist, glaube ich, ein großes Lerngebiet, das manchmal auch längere Zeit dauern kann.
Und bei allem Versagen trifft zu, dem anderen und sich selbst vergeben und Gott um Vergebung bitten.
Wobei nicht einfach nebulös Gott, sonders ganz gezielt Jesus Christus um Vergebung bitten.
Denn er hat ja schließlich unter meiner Schuld, Krankheit und Verdammnis gelitten am Kreuz.
Und er ist es, der hilft frei zu sein oder zu werden, je nach Charakter und so.
Gruß
Burgen