Wer würde Flüchtlige aufnehmen?
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cipher
Gelöschter Benutzer
Wer würde Flüchtlige aufnehmen?
von cipher am 25.08.2014 11:27Ein Thema, das mit mäßiger Geschwindigkeit an uns herantritt. Am Wochenende machte der Bundestagsabgeordnete Martin Patzelt von sich reden, indem er dazu aufforderte, über die Aufnahme von Flüchtlingen in Privathaushalte, insbesondere von Mütter mit Kindern, nachzudenken.
Fakt ist, dass die Staaten, die das Dubliner Abkommen unterzeichneten, ihren Verpflichtungen daraus nicht nachkommen. Das hat zur Folge, dass immer mehr Flüchtliche auch in unser Land strömen. In einigen Kommunen führte das bereits zu drastischen Maßnahmen wie der Beschlagnahme von Gebäuden. Auch in Ludwigsburg soll die Lage so angespannt sein, dass dort ebenfalls über Zwangsmaßnamen nachgedacht wird.
Aufgrund der über Volkszählung und Zensus erhobenen Daten dürfte die Regierung zudem recht gut über den vorhanden Wohnraum und dessen Nutzung informiert sein.
Wie seht Ihr das? Würdet Ihr Flüchlinge aus dem Nahen Osten / Nordafrika bei Euch zu Hause aufnehmen - falls Ihr ausreichend Platz hättet?
Re: Wer würde Flüchtlige aufnehmen?
von jonas.sw am 25.08.2014 11:37Hallo,
Aufnahme in den Privathaushalt kann im Sinne von Gastfreundschaft nur eine Übergangslösung darstellen. Jeder braucht langfristig seinen eigenen Raum. Gott sagt, das wir mit den Fremdlingen gut umgehen sollen. Wenn jetzt jemand zu mir hintritt, ich hoffe, das ich dann sagen kann, das er eingeladen ist. Ich will jetzt aber nicht schon große Töne spucken. Es bräuchte etwas, wo man erstmal irgendwo in Familien, Systemen integriert sind, die auf einen sicheren Boden hier in der Gesellschaft stehen und gleichzeitig aber ein Hinwenden zu eigenen unabhängigen Räumen, wo diese Menschen selbständig in dieses Land hineinwachsen können.
Grüße Jonas
cipher
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Re: Wer würde Flüchtlige aufnehmen?
von cipher am 25.08.2014 12:32Als die Frage aufkam, erinnerte ich mich an die dutzende Briefe, dich ich von einer Tante bekommen habe und die ich inzwischen aufbereitet habe in leserliche Texte. Das ging im Wesentlichen um die Zeit von irgendwann 1945 bis in die '47er, in welcher die Familie meines Vaters zerstreut und vertrieben zu einem Teil in Schleswig Holstein ankam, dort "untergebracht" wurde - auch gegen den erkärten Willen der damaligen Haus- und Hofbesitzer. Diese Briefe offenbaren ein hohes Maß an Trauer und Verzeiflung, aber auch an Hoffnung, Vorwätssehen. Nichts warwichtiger, als schnell wieder auf die Beine zu kommen, zu Lohn und Brot. Eine Situation nicht unähnlich der, in der viele Flüchtlinge jetzt stehen. Teile der Familie sind spurlos verschwunden, einige sitzen, manche wie betäubt, in irgendwelchen Flüchtlingslagern, hilflos und vollkommen ohne finanzielle Mittel, oft genug besitzen sie nicht einmal mehr ihre Ausweispapiere.
marjo
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Re: Wer würde Flüchtlige aufnehmen?
von marjo am 25.08.2014 14:16Wir würden Flüchtlinge aufnehmen, insbesondere Mütter mit Kindern. Das wäre nicht das Problem. Was jedoch ein Problem wäre bezieht sich eher auf unser Umfeld. Ich fürchte in einem Ort zu leben, in dem sich massive Bürgerproteste gegen sinkende Immobilienpreise und Überfremdung formieren würde. Das klingt erst einmal bizarr, scheint einigen Berichten nach zu urteilen jedoch in einigen Orten Deutschlands bereits vorgekommen zu sein.
gruß, marjo
cipher
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Re: Wer würde Flüchtlige aufnehmen?
von cipher am 26.08.2014 09:03Hmmm - das scheint ein Thema zu sein, mit dem sich lieber nicht beschäftigt wird? Dabei ginge es doch hierbei um den gelebten und vorgelebten Glauben, oder nicht? Wir als Christen haben vielleicht ein geräumiges Gästezimmer, welches meistens leersteht. Vielleicht sogar eine fast ungenutzte Etage im Haus. Würden wir dort eine Familie aus, sagen wir beispielsweise Syrien, aufnehmen? Oder Christen aus dem Irak - welche, die unter Lebensgefahr aus Mossul vertrieben worden sind?
Burgen
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Re: Wer würde Flüchtlige aufnehmen?
von Burgen am 26.08.2014 13:12wenn ich so die umliegenden Straßezuege ansehe, denke ich nicht, dass da in die Wohnungen zusätzlich eine Familie mit hineinpassen wuerde.
Obwohl ich weiß , dass oestlich neben uns liegende Personengruppen, ihre Familien in einer kleinen 2 Zimmerwohnung durchaus unterbringen.
In einigen Gegenden faellt dann der Muell durch die Wohnungsfenster nach unten.
Da kann man nach kurzer Zeit nicht mehr feststellen, dass das eine gepflegte
Wohngegend war.
Andererseits ist es wohl so, dass durch Kriege immer schon Menschen durcheinander gewuerfelt wurden.
Heutzutage evt. nach dem Motto, wenn ihr uns nicht helft, kommen wir eben zu euch, dann muesst ihr uns helfen auf euren sozialen Stand zu kommen.
Dabei geht dann vieles auch den Bach runter, weil, die eigene Bevoelkerung eben auch recht bescheiden lebt,
obwohl es natuerlich auch einige wohlhabende Familien und Einzelne gibt.
Eine Gastfamilie koennte ich nicht beherbergen.
Weder aus Platzgruenden, noch finanziell und schon gar nicht so.
Doch Besuchsdienst in Unterkuenften, wie es vor gut 10 oder 20 Jahren schon mal war,
das koennte ich mir eher vorstellen.
Gruesse
Burgen
Re: Wer würde Flüchtlige aufnehmen?
von StefanS am 26.08.2014 17:41Hallo cipher,
so wie du fragst nehme ich an, dass du das Thema für dich gelöst hast und du beherbergst Flüchtlinge .
Oder Du hast es vor. Wie auch immer, das ist echt toll und sehr bemerkenswert!
Ich für meinen Teil formuliere es so:
Nein, ich habe keine Flüchtlinge aufgenommen und nein, ich beabsichtige es auch nicht und nein, ich habe deswegen kein schlechtes Gewissen und nein, ich gedenke, auch keines zu bekommen bzw bekommen zu lassen.
Warum das so ist?
Na klar, ich möchte Bedürftigkeit erkennen und falls nötig und möglich mich aktiv einbringen, sie zu lindern.
Aber es geht für mich ganz eindeutig nach einer bestimmten Rangfolge, in die ich meine Mitmenschen unterteile.
Wer ist mein Nächster, also wer steht mir am nächsten?
Ich sehe in der Definition, wer denn mein Nächster ist, folgende festgelegte Rangfolge:
1. Meine Familie
2. Meine Freunde
3. Meine Bekannten (Gemeinde, Arbeitskollegen u.a.)
4. Der Rest der Welt (möglicherweise mit einer Unterscheidung Christen, Nichtchristen)
Solange diese Rangfolge nicht von Gott infrage gestellt wird, ändere ich sie nicht.
Offen dafür wäre ich, momentan tut sich aber nichts.
Bestimmt wirst Du nun fragen, wie ich zu Luk.10 ab Vers 29 stehe.
Da wird ein Mensch der Kategorie 4 plötzlich zum Nächsten.
Stimmt in der Tat, der barmherzige Samariter hat geholfen!
Aber hat er den Nächsten zum Teil seines Lebens gemacht?
Mitnichten!
Mal eine Gegenfrage:
Ist es denn okay für Dich, wenn man keine Flüchtlinge aufnimmt, auch wenn man es theoretisch könnte?
Gruß StefanS
So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
cipher
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Re: Wer würde Flüchtlige aufnehmen?
von cipher am 26.08.2014 19:48Mit der Frage befasste ich mich richtig ernsthaft, als ich, wie schon erwähnt, diese Briefe meiner Önkels und Tanten las. Aber auch, wenn die Situation der Flüchtlinge damals der Situation der Flüchtlinge heute nicht unähnlich ist, konnte ich und kann ich bisher keine Verpflichtung von Gott für mich bzw. uns erkennen oder "hören". Hilfeleistung ist für jeden von uns ja in mancherlei Weise möglich.
Eine unserer Töchter hat für die Elendesten der Elenden in der Stadt gearbeitet, in der sie wohnt. Zunächst in ihrem freiwilligen sozialen Jahr, jetzt macht sie eine enstprechende Ausbildung um dann später solchen Menschen diakonisch zu helfen.
Ich selbst kümmerte mich lange um benachteiligte Jugendliche, meine Frau lehrte türkische Kurden Deutsch, auch Rumänen, die hier im Dorf "angetrieben" wurden. Das waren und sind Aufgaben, denen wir uns gerne gestellt haben und wieder stellen, wenn es darauf ankommt und wenn wir gefordert werden. Sollte es dazu kommen, dass Gott uns wirklich Flüchtlinge als Aufgabe stellt weiß ich, dass wir die Aufgabe auch bewältigen können. Wenn wir aus uns selbst heraus so handeln würden, so meine Erfahrung, geht das meistens schief.
Also ja, wir würden Flüchtlinge aufnehmen, wenn die Anforderung von Gott an uns gestellt würde. Aber die Forderung müsste schon unmissverständlich sein. Bislang - da geht es mir wie StefanS, kann ich davon nichts erkennen.