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Hyperion

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Re: Die Bibel - Wort Gottes in Beziehung zu Jesus - Wort Gottes?

von Hyperion am 27.07.2017 10:59

Schönen guten Morgen!

@geli: Ich habe da einen kleines Verständnisproblem bezüglich der Aussage, dass zwischen Jesus und der Bibel völlige Übereinstimmung bestehen soll. Kannst du mir bitte sagen, was konkret damit gemeint ist? Aus dem Kontext des von dir zitierten Textes könnte man schließen, dass Jesus und die Bibel sowas wie zwei Seiten einer Medaille sind und es also gar keinen wesentlichen Unterschied zwischen dem niedergeschriebenen Wort Gottes und dem personifizierten Wort Gottes, wie es D. Prince nannte, gibt. Ist tatsächlich das mit "Übereinstimmung" gemeint?

angel121 schrieb: Also die Jünger und Apostel bezogen sich auf Reden/Worte/Lehren Jesus Christus wenn sie vom WORT GOTTES sprachen. Auf die Bibel bezog man es ja erst, seit 2. Tim. 3.16 entsprechend abgeändert wurde. (wäre interessant, von wem, weiss das jemand) Woran man WORTE GOTTES in der Bibel erkennt, sagt ja 2. Tim.3.17 aus. Die beiden Stellen gehören zusammen.

Es stimmt natürlich das kein Autor des Neuen Testaments, wann immer er den Begriff "Wort Gottes" benutzte, damit auch tatsächlich das Neue Testament gemeint haben kann, denn das Neue Testament wurde ja erst im 4.Jahrhundert nach Christus kanonisiert. Man geht aber heute davon aus, dass bereits ab 70n.Chr. die Paulusbriefe in den jungen Gemeinden im Umlauf gewesen sein dürften. Und tatsächlich geht aus dem 2.Thessalonischer Brief (2.Thess 2,2) des Paulus hervor, dass auch Fälschungen seiner Briefe im Umlauf gewesen sein müssen, weshalb der Heilige Paulus sich genötigt sah, seine Schreiben mit einem bestimmten Erkennungszeichen, das ihn als Autor ausweist, zu versehen (2.Thess 3,17).

Vermutest du deshalb auch eine solche Fälschung im Zusammenhang mit 2.Timotheus 3,16? Kannst du das vielleicht bisschen näher erläutern, denn das würde mich sehr interessieren. Und inwiefern geht denn deiner Meinung nach aus 2.Timotheus 3,17 hervor, woran man Worte Gottes in der Bibel erkennen kann? Da steht doch lediglich: "dass der Mensch Gottes vollkommen sei, zu allem guten Werk geschickt" (Luther Bibel).

Burgen schrieb: Die ganze Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und kann uns lehren, was wahr ist und uns erkennen lassen, wo Schuld in unserem Leben ist. Sie weist uns zurecht und erzieht uns dazu, Gottes Willen zu tun.

Offensichtlich hast du hier den Vers 2.Timotheus 3,16 nach der Übersetzung der "Neues Leben" Bibel zitiert, oder? Das finde ich im Kontext der Anmerkung von angel121, dass dieser Vers vielleicht abgeändert wurde, sehr interessant. Luther übersetzt 2.Timotheus 3,16 nämlich irgendwie ziemlich anders. Bei ihm heißt es: "Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre, zur Zurechtweisung, zur Besserung, zur Erziehung in der Gerechtigkeit,".

Ich finde es ist schon ein bedeutsamer Unterschied, ob man sagt: Die ganze Schrift ist von Gottes Geist eingegeben und kann uns lehren..., oder stattdessen übersetzt: Denn alle Schrift, von Gott eingegeben, ist nütze zur Lehre... Im ersten Fall wird klar zum Ausdruck gebracht, dass tatsächlich die ganze Schrift, also alles, von Gottes Geist eingegeben ist und uns lehren kann, während Luther vorsichtiger formuliert und quasi sagt, dass alle Schrift dann nütze zur Lehre ist, wenn sie von Gott eingegeben ist. Er hält die Frage, ob tatsächlich die ganze Schrift von Gott eingegeben ist, also viel offener, als es die "Neues Leben" Übersetzung tut.

Die "Neues Leben" Übersetzung sagt darüber hinaus im zweiten Teil des Verses, dass uns die ganze Schrift erkennen lässt was wahr ist und wo Schuld in unserem Leben ist. Sie weist uns zurecht und erzieht uns dazu, Gottes Willen zu tun. Das klingt bei Luther nun aber tatsächlich ganz anders. Er sagt im zweiten Teil des Verses lediglich, dass die von Gott eingegebene Schrift zur Zurechtweisung, zur Besserung und zur Erziehung in der Gerechtigkeit nützlich ist. Von Schuld in unserem Leben, oder Gottes Willen ist bei Luther, im Gegensatz zur "Neues Leben" Übersetzung, also keinerlei Rede. Wie erklärt ihr euch solch große Unterschiede in den jeweiligen Übersetzungen und irritieren euch diese Unterschiede nicht? Also ich finde die Unterschiede in diesem speziellen Fall als deutlich zu groß. Wie sehr ihr das denn?

Henoch schrieb: also, für mich ist es wunderbar, ganz sicher zu sein, dass das Wort in der Schrift und der Herr übereinstimmen, und damit letztlich auch der Vater und der Geist.

Auch dich möchte ich gerne noch wie geli fragen, wie du das mit der Übereinstimmung zwischen dem Wort in der Schrift und dem Herrn konkret verstehst? Du beziehst ja sogar noch den Vater und den Geist in diese Übereinstimmung mit ein. Wie kann/soll ich mir diese Übereinstimmung vorstellen? 

Henoch schrieb: So wie Beziehung ohne Worte kaum möglich ist, und erst recht nicht, wenn man sich zugleich auch nicht sieht, so ist das Wort Gottes die Basis dafür, eine Beziehung zum Herrn aufzubauen. Ich lerne ihn kennen, Stück für Stück. Und genau dazu wurde die Schrift gegeben, dass wir den wahren Gott erkennen und den, den er gesandt hat, denn das ist Leben.

Findest du nicht, dass gerade die Beziehung zwischen Gott und dem Menschen, im Gegensatz zu den Beziehungen der Menschen untereinander, sehr gut auch ohne Worte und ohne das man Gott sehen kann funktioniert? Gerade Gott hat doch unendlich größere und zahlreichere Möglichkeiten zum Menschen zu sprechen, als nur das geschriebene oder gesprochene Wort. Durch die gesamte Schöpfung spricht doch Gott zum Menschen. Durch die Schönheit der Natur, der Landschaften, der Pflanzen und auch der Mitgeschöpfe, also der Tiere. Und selbst über der Welt hinaus, z.B. durch die faszinierende Erhabenheit des Universums, kann Gott doch zum Menschen sprechen und eine Beziehung zu ihm aufbauen/begründen. In Römer 1,19+20 heißt es diesbezüglich:

weil das von Gott Erkennbare unter ihnen offenbar ist, denn Gott hat es ihnen offenbart. Denn sein unsichtbares Wesen, sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit, wird seit Erschaffung der Welt in dem Gemachten wahrgenommen (mit dem Verstand ergriffen) und geschaut, damit sie ohne Entschuldigung seien;

Also selbst Gottes unsichtbares Wesen, seine ewige Kraft und seine Göttlichkeit ist ohne Zuhilfenahme der Schrift durchaus erkennbar. Deshalb sehe ich persönlich nicht zuvorderst die Schrift als Basis um eine Beziehung zum Herrn aufzubauen, sondern vielmehr einen wachen, bewussten und ja, auch neugierigen Verstand und Geist. Ich will mit dieser Aussage aber auch nicht die Schrift abwerten. Ich liebe die Schrift auch sehr und selbstverständlich ist sie wesentlicher Teil der Offenbarung Gottes! Deshalb will ich die Schrift für mich ja auch angemessen einordnen und weder unter-, noch überbewerten.

Cleopatra schrieb: Ich denke, es ist viel besser, Gottes Wort so anzunehmen, wie es ist. Denn wenn wir einzelne Bibelverse hinterfragen, kommt sofort die nächste Frage- was ist denn noch verfälscht? Und was kann ich hundertprozentig glauben?

Mhmm, also das sehe ich persönlich nicht so. Denn wenn wir aufhören uns auch gegenüber der Schrift einen kritischen, fragenden und ja, auch hinterfragenden Geist zu bewahren, laufen wir eventuell sehr schnell Gefahr, die Tiefe und Schönheit des Textes und die Weite seines Sinns, zu überlesen. Wir berauben uns dann im unglücklichsten Fall ohne Not selbst der Möglichkeit, dass der Schrifttext auf unterschiedlichste Art und Weise zu uns sprechen kann, wenn wir es uns zur Regel machen, dass Wort grundsätzlich so anzunehmen wie es ist und es nicht weiter zu hinterfragen, selbst wenn es uns irgendwie "komisch" vorkommt. 

Was man sich aber auch meiner Meinung nach unbedingt bewahren muss, ist eine ganz grundsätzliche Offenheit für den biblischen Text und am besten sogar eine regelrechte Neugier. Man würde mich also komplett falsch verstehen, wenn man aufgrund des von mir Geschriebenen wähnte, das ich beim Lesen der Schrift nach irgendwelchen Ungereimtheiten, Widersprüchen oder gar Fehlern Ausschau halten würde. Das Gegenteil ist der Fall! Ich suche nämlich vielmehr nach den verschiedenen Bedeutungsebenen der Schrift und habe sie in der Vergangenheit eben gerade dadurch finden können, dass ich mit kritischen Fragen an den Text herangetreten bin und mich nicht sofort mit der erstbesten Erklärung und Auslegung eines Schriftteils zufrieden gab.

LG
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Hyperion

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Re: Judas

von Hyperion am 17.05.2017 08:47

Pal schrieb: Dafür gibt es auch keine konkrete Bibelstelle, sondern das ist nur meine Vermutung, dieweil ich folgendes für logisch finde. => Falls Jesus für Judas gebetet hätte, dann hätte dieses Gebet die vergleichbaren Auswirkungen gehabt wie bei Petrus. (Eben seine Rettung.) Und Jesus hätte sicher für ihn gebetet, wenn ER dafür vom Vater (innerlich) grünes Licht bekommen hätte! - Doch genau das tat er demnach nicht, denn wie endete Judas, kurz darauf? => 

Apg 1:18 Dieser erwarb einen Acker aus dem Lohn der Ungerechtigkeit und stürzte kopfüber hinab, barst mitten entzwei, und alle seine Eingeweide traten heraus. Apg 1:19 Und es wurde allen kund, die zu Jerusalem wohnen, so daß jener Acker in ihrer Sprache Akeldama genannt wurde, das heißt: Blutacker. Apg 1:20 Denn es steht geschrieben im Buche der Psalmen: «Seine Behausung soll öde werden, und niemand soll darin wohnen», und: «sein Amt empfange ein anderer.»

Naja, sorry, aber das ist mir persönlich jetzt ein ganz klein bisschen zu spekulativ. Zunächst einmal kann ich mich nun nicht an irgendeine Bibelstelle erinnern, aus der heraus hervorgeht, dass Jesus für seine Gebete zunächst vom Vater "grünes Licht" hätte bekommen müssen. Kennst du da eine? Und dann ist mir noch aufgefallen, dass die Bibel hinsichtlich des Todes von Judas etwas unterschiedliche Geschichten erzählt. Einmal die von dir zitierte Geschichte aus der Apostelgeschichte 1 und dann noch die Geschichte aus Matthäus 27,3-10 in der es es heißt:

"Als nun Judas, der ihn überliefert hatte, sah, dass er verurteilt wurde, reute es ihn, und er brachte die dreißig Silberlinge den Hohenpriestern und den Ältesten zurück und sagte: Ich habe gesündigt, denn ich habe schuldloses Blut überliefert. Sie aber sagten: Was geht das uns an? Sieh du zu! Und er warf die Silberlinge in den Tempel und machte sich davon und ging hin und erhängte sich. Die Hohenpriester aber nahmen die Silberlinge und sprachen: Es ist nicht erlaubt, sie in den Tempelschatz zu werfen, weil es Blutgeld ist. Sie hielten aber Rat und kauften dafür den Acker des Töpfers zum Begräbnis für die Fremden. Deswegen ist jener Acker Blutacker genannt worden bis auf den heutigen Tag. Da wurde erfüllt, was durch den Propheten Jeremia geredet ist, der spricht: "Und sie nahmen die dreißig Silberlinge, den Preis des Geschätzten, den man geschätzt hatte seitens der Söhne Israels, und gaben sie für den Acker des Töpfers, wie mir der Herr befohlen hat."

Wie soll man das denn jetzt verstehen? Laut der Apostelgeschichte hat sich Judas aus dem Lohn der Ungerechtigkeit (was ist denn damit gemeint? Die dreißig Silberlinge können es ja eigentlich nicht gewesen sein) einen Acker gekauft und ist dort gestürzt, woraufhin er dann starb und weshalb man den Acker dann "Blutacker" nannte. Aber laut Matthäus hat er sich erhängt und die Hohepriester haben von den dreißig Silberlingen, die Judas ihnen vor die Füße warf, einen Acker gekauft, der dann als Friedhof diente und Blutacker genannt wird, weil die dreißig Silberlinge Blutgeld waren.

Mhmm, also ich werde daraus jedenfalls nicht so wirklich schlau und kann deshalb auch nicht verstehen, wie man da der Meinung sein kann, dass man die Geschichte mit Judas ausschließlich nur so deuten können sollte, wie du es getan hast. So klar und eindeutig ist sie biblisch betrachtet ja nun wirklich nicht. Aber vielleicht kannst du meine Verwirrung ja entwirren. 

Und dann möchte ich gerne noch klar stellen, dass deine ím Post anklingende Vermutung, ich würde hier auf die Allversöhnung anspielen, oder die Allversöhnung vertreten, falsch ist! Ich glaube an einen gerechten Gott! An einen Gott, der jedem und allem Gerechtigkeit widerfahren lässt. Darüber, wie das dann auch immer konkret aussehen wird, wage ich persönlich nicht zu spekulieren und spreche deshalb auch niemandem das Urteil, dass er sich aufgrund irgendwelcher Taten die Hölle verdient hätte. Das Gericht überlasse ich selbstverständlich vollständig allein dem Herrn!

LG
Daniel

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Re: Gutmensch oder Bösmensch - wie siehst du dich?

von Hyperion am 16.05.2017 11:21

Hallo liebes Forum,

Henoch schrieb: Meine neue Idendität ist also nicht Gutmensch oder Bösmensch, sondern Kind Gottes, ein Jünger Jesu. Ich bin die von Ihm unendlich und ewig geliebte, einfach weil er das will und nicht, weil ich etwa liebenswert wäre.......das ist wirklich eine neue Kreatur.

Greg schrieb: Ich bin ein Bösmensch, der aber in Christus bin ich gut.

Auch wenn ich weiß, dass Greg sich wahrscheinlich nur augenzwinkernd als "Bösmensch" bezeichnete und ich mir auch so gar nicht vorstellen kann, dass sich Henoch tatsächlich nicht für liebenswert hält, ist mir doch aufgefallen, dass Christen immer wieder eher geringschätzend von sich selbst denken und auch sprechen. Täuscht mich da mein Eindruck, oder ist es vielleicht tasächlich so, dass sich Christen eher in die Kategorie "Bösmensch", als in die Kategorie "Gutmensch" verorten? Was meint ihr? Und falls ich mit meiner Beobachtung richtig liegen sollte, würde mich noch sehr interessieren, weshalb das so ist, also wieso sich Christen tendenziell eher als "Bösmensch", oder als nicht wirklich liebenswert erachten. Habt ihr da vielleicht eine Idee?

LG
Daniel

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Hyperion

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Re: Judas

von Hyperion am 15.05.2017 19:03

Vielen lieben Dank, Cleopatra, für das Erstellen des Threads!


Burgen schrieb: vorhin gab es eine Predigt von 2011 zu sehen. Hängen geblieben ist folgender Satz: Auf der ganzen Welt gibt es Gemeindewachstum im 3.4.und 5 stelligen Bereich. Nur auf dem europäischen Kontinent nicht. Und besonders bei uns wird philosphisch, politisch, psychologisch, umweltmässig usw. gepredigt. Im asiatischen Raum wird der Glaube an das Evangelium und der Glaube an Jesus gepredigt, und die Kraft des Heiligen Geistes. Sie erfahren im täglichen Leben das eingreifen Gottes.

Tatsächlich sehe ich die christlichen Kirchen in Europa und ganz besonders in Deutschland auch vor allem deshalb in der Krise, weil den Menschen die Frohe Botschaft nicht mehr erfahrbar vermittelt wird, oder vielleicht auch nicht mehr glaubwürdig zu vermitteln ist. Dabei sehe ich jetzt aber nicht so sehr das Problem darin, dass bei uns auch philosophische, psychologische und Umweltthemen auf der Tagesordnung stehen, sondern ich meine vielmehr einen Mangel an Authentizität, Redlichkeit und persönlicher, nachvollziehbarer Glaubensüberzeugung, sowohl bei den Gläubigen, als auch in der Verkündigung wahrzunehmen. Ähnlich, wie Judas die Frohe Botschaft fremd geblieben ist, obwohl er tagtäglich mit Jesus zu tun hatte. 

Der Theologe Karl Rahner meinte einmal: "Der Christ der Zukunft wird ein Mystiker sein, einer, der etwas erlebt hat, oder er wird nicht mehr sein". Das halte ich persönlich für sehr gut ausgedrückt. Denn ich denke wir müssen uns heute darüber bewusst sein, welches Erbe wir tragen. Einerseits waren da zu Beginn des letzten Jahrhunderts zwei schreckliche Weltkriege mit Millionen Toten und damit einhergehend die herausfordernden Fragen danach, wie Gott dies alles zulassen konnte, weshalb es verhätnismäßig wenige Christen gab, die sich bewusst gegen die Verursacher all dieser Gräuel stellten und wieso die Kirche sich nicht klarer positionierte? Viele Menschen fragen sich deshalb heute, was für einen Sinn die Kirche und der Glauben denn noch haben soll, wenn sie in solch schlimmen Zeiten schweigt, oder sich zumindest viel zu bedeckt hält? Ich denke man muss diese Fragen ernst nehmen, eben gerade weil auch diese schlimmen Zeiten Teil unseres christlichen Erbes sind. Man muss sich vor diesen Fragen auch nicht fürchten, weil wir mit der Frohen Botschaft eine wunderbare Antwort auf alle Fragen haben.

Aber die Voraussetzung dafür, dass wir die Frohe Botschaft auch authentisch und glaubwürdig vermitteln können, liegt meiner Meinung darin, dass wir sie auch tatsächlich lebendig in uns tragen und die "neue Identität in Christus", wie es solana in einem anderen Thread einmal nannte, nicht nur eine hohle Phrase, ohne eigenes Erleben, ohne spirituelles Fundament darstellt. Vielleicht besteht nämlich tatsächlich wie bei Judas die Gefahr, dass man zwar jahrelang neben und mit Jesus lebt, aber ihn nie in sich lebendig werden ließ. Und genau daran ist alles gelegen! Das Gott in einem lebendig wird. Genau das ist die Frohe Botschaft, dass Gott in einem lebendig werden will. 

Ich fürchte, dass das europäische Christentum vielleicht genau deshalb zunehmend seine Kraft verliert, weil es nicht mehr glaubwürdig und erlebbar vermitteln kann, dass Gott im Menschen geboren werden will und geboren werden kann. Dann ist es leider durchaus möglich, dass man zwar die Institution Kirche am Leben erhält (und ich glaube fast nirgendwo ist die Kirche so reich und auch mit so großer politischer Macht/Einfluss ausgestattet wie in Deutschland), aber die Menschen mit der Botschaft der Kirche nicht mehr erreicht werden können, bzw. mit der Botschaft der Kirche nichts mehr anzufangen wissen, weil sich die Kirche im Laufe ihres rund zweitausendjährigen Bestehens aufgrund ihrer Taten völlig unglaubwürdig gemacht hat. 

Mir stellt sich deshalb ganz persönlich die Frage, wie viel Judas auch in mir steckt? Weniger bezogen auf seinen Verrat und seine Sünde, sondern vielmehr bezogen auf seine Unfähigkeit den "Kern der Frohen Botschaft" zu er- und begreifen und deshalb jahrelang neben Christus lebte, anstatt ihn in sich lebendig werden zu lassen. 

Ich denke man ist ganz schnell versucht Judas zu verurteilen, oder ihn gering zu schätzen, aber vielleicht sollte man sich zuvorderst wirklich an die eigene Nase fassen und sich die Frage stellen, ob man denn selbst immer so richtig ausgerichtet und orientiert ist? Und ist man darüber hinaus denn auch tatsächlich ein Prediger, ein Verkünder der Frohen Botschaft, oder lässt man sich vielleicht von anderen, wenn auch durchaus frommen Themen leiten?

LG
Daniel 
 

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Re: Was hört, lest, schaut, tut ihr gerade?

von Hyperion am 15.05.2017 01:26

Hallo ihr Lieben,

Jeff Buckley hatte eine der schönsten Männerstimmen überhaupt und sein Album "Grace" sollte man unbedingt einmal gehört haben, wie ich finde!
Leider ist er jedoch viel zu früh verstorben - "Whole Lotta Love" singend ist er mit 31 Jahren im "Wolf River (Tennessee) ertrunken - traurig! 

Bekannt wurde er unter anderem auch durch seine Version von Leonard Cohen's Song "Hallelujah":

Jeff Buckley - Hallelujah (Live)


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Re: Gutmensch oder Bösmensch - wie siehst du dich?

von Hyperion am 14.05.2017 03:11

Danke, das ist nett von dir. Lass dir nur Zeit. Einen neuen Thread kann ich jetzt aber leider nicht eröffnen, da ich ebenfalls ein klein bisschen unter Zeitmangel leide. 

LG
Daniel

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Re: Gutmensch oder Bösmensch - wie siehst du dich?

von Hyperion am 14.05.2017 01:52

edit: Der Text wurde hierher verschoben.
Lg Cleo

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 15.05.2017 07:52.

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Re: Gutmensch oder Bösmensch - wie siehst du dich?

von Hyperion am 13.05.2017 00:23

Ich hatte eine Freundin mit Anorexie und in ganz vielen (Heilungs-)Gottesdiensten haben wir während des Lobpreises sehr viel weinen müssen, weil die Lieder ja einerseits grundsätzlich sehr emotional sein können und andererseits auch immer der Wunsch und die Bitte mit diesen Emotionen verbunden war, dass sie wieder gesund werden möge. 

Eigentlich bin ich grundsätzlich sowieso eher "nah am Wasser gebaut", wie man so sagt, aber wenn ich um Vergebung bitte, dann stellt sich in mir eher eine ernste Grundhaltung ein, wenn ich mal so drüber nachdenke. 

LG
Daniel

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Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.05.2017 00:26.

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Re: Gutmensch oder Bösmensch - wie siehst du dich?

von Hyperion am 12.05.2017 22:04

Pal schrieb: Also ich kann deine Befürchtungen nicht wirklich nachvollziehen. Denn immer wenn ich zutiefst zerbrochen vor Gott mit Tränen zerflossen bin, da blieb mir kein solches "toll" des eigenen "Tiefgangs" mehr übrig. Eben weil das Ego ertrank... Aber nun gut, es gibt tatsächlich nichts, was ein Mensch sich nicht verderben könnte...

Oh sorry Pal, ich wollte da ganz sicher nichts verderben. Tut mir leid, falls das bei dir so angekommen ist. Mir stellte sich halt nur ganz grundsätzlich die Frage, inwiefern zur Buße auch Emotionen gehören und wie man diese dann bewerten kann/sollte. 

Pal schrieb: Möchtest du dann, mit dieser Sichtweise, eine Gefühlsbuße "verunglimpfen"? - Sollte die deines Erachtens nicht sein? Sind daran zuviele Gefahren geknüpft? - Also ich kann nur von mir persönlich ausgehen und sagen: "Gott sei gedankt für jede Träne meiner Buße!"

Aber verunglimpfen will ich ganz sicher nichts und ich finde das habe ich auch nicht getan. Der Begriff der Gefühlsbuße ist mir übrigens auch neu und bis dato unbekannt gewesen. Ich weiß, dass Tränen durchaus einen befreienden und auch reinigenden Effekt haben können, aber ich weiß eben auch, dass zur Buße zuvorderst die Bereitschaft zur Umkehr und eine aufrichtige Herzenshaltung gehört. Emotionen spielen da meiner Meinung nach eher eine untergeordnete Rolle, bzw. bedürfen keiner irgendwie besonderen Tiefe, sondern vielmehr Authentizität und Aufrichtigkeit, finde ich. 

Wenn ich zum Beispiel das "Vater Unser" bete, dann meine ich von Herzen auch jeden enzelnen Satz des Gebetes tatsächlich so, wie ich ihn sage, selbst wenn ich dabei dann keine intensiveren Gefühlsregungen verspüren sollte. Und Teil des "Vater Unsers" ist ja auch die Bitte um Vergebung. Ich bin fest davon überzeugt, dass ich dann auch Vergebung empfange und habe kein Verlangen danach, meine Reue zusätzlich zu vertiefen, wie es ja wohl offensichtlich manchmal bei dir der Fall ist und was ich halt nicht wirklich verstehen kann. 

Die Gefahr, die ich damit verbunden sehe hatte ich ja bereits erläutert und muss sie deshalb wohl auch nicht wiederholen, denke ich. Wenn das für dich persönlich aber kein Problem darstellt ist es doch umso besser und dann wünsche ich dir von Herzen, dass deine Reue die Tiefe haben möge, die du dir erhoffst! Ich kenne aber zum Beispiel auch Geschwister, die wirklich ganz massive Probleme haben sich selbst zu vergeben oder auch Vergebung anzunehmen und in deren Hinterkopf immer der Gedanke mitschwingt, dass Gott sie vielleicht doch aufgrund ihrer Sünde verstoßen haben könnte.

Ich habe zudem auch in meiner beruflichen Praxis immer wieder mit Menschen zu tun, die unter einem sogenannten Versündigungswahn leiden und es ist wirklich ganz furchtbar, wie sich diese Menschen quälen, weil sie nicht davon überzeugt werden können, dass Gott ihnen wirklich gerne Vergebung schenken möchte. Deshalb hatte ich gestern Abend ja auch kurz das Gleichnis vom verlorenen Schaf angesprochen, weil in diesem Gleichnis so wunderbar zum Ausdruck kommt, mit welcher Freude Gott uns Menschen vergibt, wenn wir zu ihm umkehren. 

LG
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Re: Gutmensch oder Bösmensch - wie siehst du dich?

von Hyperion am 12.05.2017 19:21

Huhu Pal,

Pal schrieb: Ich denke nicht, das da ein "Gefühlsschwall" - Tränenausbruch notwendig ist. Aber falls er (je nach Schwere der Sünde) vorhanden wäre, so würde ich das nur begrüßen.

Wie haben die Personen in der Bibel denn Buße getan? - Ich denke das ging schon tief unter die Haut...

Na ja ich denke es geht beim Thema Buße halt zuvorderst um Authentizität und Aufrichtigkeit und weniger um Emotionen. Der Zöllner von dem uns in Lukas 18 berichtet wird, senkt z.B. einfach nur seinen Blick, schlägt sich mit der Faust auf die Brust und bittet aufrichtig um Vergebung...

Ginge Buße grundsätzlich mit ganz starken Gefühlsregungen einher, würde ich zum Beispiel befürchten, dass ich mich unbewusst von dieser emotionalen Erregung abhängig machen könnte. Das ich dann also schlussendlich weniger die Vergebung des Herrn, als vielmehr die emotionale Erregung suche, weil diese sich eben so toll und intensiv anfühlt und meinem Leben eine gewisse Tiefe vermittelt.

Das wäre dann aber natürlich ganz klar Ausdruck von Eigenwillen und Selbstsucht und wer weiß, am Ende könnte ich mir vielleicht selbst gar nicht mehr trauen, hinsichtlich meiner grundsätzlichen Bereitschaft Buße zu tun und auch Vergebung zu empfangen, weil beides für mich nur unter der Voraussetzung starker emotionaler Erregung Bedeutung hätte. Bliebe diese aber aus, könnte man vielleicht sogar dem Irrtum verfallen, dass Gott einem gar nicht vergeben hat. Das wäre dann wirklich sehr sehr schlimm und tragisch.

LG
Daniel

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