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christ90

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Re: Dankbarkeit

von christ90 am 03.10.2015 07:16

Neulich erhielt ich einen Einblick in die Praxis des Lobpreises einiger Gemeinden, was mich veranlasste das Verhältnis von Dankbarkeit und Lob/Jubel etwas näher zu beleuchten.

Beide hängen m. E. untrennbar zusammen. Lob ist vornehmlich ein Ausdruck von Dankbarkeit; Dankbarkeit ob der Teilhabe, des Hineingenommen seins in die göttliche Herrlichkeit. Im Jubel findet jene Dankbarkeit auch nach außen hin sichtbaren Ausdruck, als ein unmittelbarer Ausfluss des Herzens; drückt sich aus in freudiger Erregtheit und Leichtigkeit, bisweilen in Jauchzen.

Dankbarkeit bildet für mich somit den Ausgangspunkt echter Freude und Jubels; aus ihr leiten sie sich ab.

Was mich bei besagtem Lobpreis nun bedenklich stimmt, ist die scheinbare Verwechslung jenes unwillkürlich nach außen drängenden Jubels mit gezielt herbeigeführter Ekstase; genauer: das Bestreben Jubel auf diese Weise künstlich herbeiführen, forcieren zu wollen. In Wahrheit wird jener natürliche, aus der besonderen Situation erwachsende Jubel hierdurch entweiht, um nicht zu sagen pervertiert. Anstatt sich von Gott - ganz individuell - zu gegebener Zeit beschenken zu lassen, ergreift man selbst die Initiative; redet ihn gewaltsam herbei und suggeriert sich eine Nähe, die so in Wahrheit nicht besteht. Auf Außenstehende wirkt das Ganze dann reichlich befremdlich...

Es erübrigt sich wohl noch näher darauf einzugehen; es dürfte einigermaßen klar geworden sein was ich meine...vielleicht konnte ich dem ein oder anderen einen Denkanstoß geben.

Wohlgemerkt spreche ich mich nicht gegen Lobpreis an sich aus, der ja seine biblische Berechtigung hat, lediglich gegen seine institutionalisierte Form.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.10.2015 07:18.

christ90

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Re: Das Wort (Logos)

von christ90 am 27.09.2015 18:45

Noch ein kleiner Nachtrag zu dem von mir Geschriebenen.

Was die verschiedenen Arten des sich Mitteilens Gottes betrifft, so sollte man m. E. auch die "unpersönliche" (i. S. v. nicht speziell an jemanden persönlich gerichtete) Anrede Gottes nicht außer Acht lassen.    

Im Grunde liegt sie in allem was wir erfahren, denn letztlich alles deutet auf Gott - allein schon die Tatsache, dass wir überhaupt sind. Der wahrhaft Gläubige erfährt Gott in allem, zumal letzlich all unsere Erlebnismöglichkeiten - sinnlich wie emotional - auf ihn zurückgehen. Im Speziellen meine ich damit jedoch die Offenbarung Gottes in der Natur. Wohl dient sie uns nicht zur Vermittlung konkreter Botschaften, und doch weiß und fühle ich mich gerade in ihr von Gott ganz direkt, ohne jeden Zweifel angesprochen, und zwar auf eine tiefere Weise, als es durch Worte jemals erfolgen könnte. In der Schönheit der Natur erfahren wir Gott ganz unmittelbar; auch kann man von ihr auf den Schöpfer schließen (Weis 13, 1-9). Man erhält einen lebendigen Eindruck von seiner Größe und Herrlichkeit, ist zuweilen wortlos ergriffen, tief berührt von der Schönheit der Empfindung - und dies sogar weitgehend unabhängig von der Qualität der persönlichen Beziehung zu Gott; erforderlich ist hier lediglich eine Gesinnung der Dankbarkeit. Selbst dem (noch) Unbußfertigen gewährt Gott einen Einblick in seine Herrlichkeit, der seine Sünde für einen Augenblick vergessen macht. Erst in seiner Herrlichkeit wird Gott so recht in seinem Wesen erfahren. Durch das Gewissen vernehmen wir den moralischen Anspruch Gottes (der selbst, als die Liebe in Person, gar keine Gewissensentscheidungen zu treffen braucht); in der Schöpfung, werden wir seiner Herrlichkeit gewahr.

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christ90

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Re: Das Wort (Logos)

von christ90 am 22.09.2015 01:08

Nun habe ich noch etwas über das Thema nachgedacht, mir die Frage gestellt: Ist es wirklich so wichtig, dass Gott verbal mit uns interagiert, sich uns in Menschensprache mitteilt? Ist es das wonach uns, resp. mir im Grunde verlangt?

Nun, ich muss diese Frage für mich verneinen. Ich bedarf von Seiten Gottes nicht zuvörderst praktischer Ratschläge, kann auch ohne sie leben - ja schätze die Freiheit, die Gott mir zubilligt. Es „hapert" nicht am fehlenden persönlichen Ratschlag Gottes. Mein tiefes, existenzielles Verlangen nach Gott, nach Erlösung, nach Heil, bliebe auch dann im Grunde ungestillt. Gottes Ansatz uns zu erreichen geht noch viel tiefer. Er hat es nicht nötig durch sinnenfällige Intervention auf sich aufmerksam zu machen - weiß zudem, dass er mit bloßen Worten unser Innerstes ohnehin nicht erreichen kann -; sind es doch wir, die, ob eingestanden oder nicht, in unserem Innersten ein unaussprechliches Verlangen nach Gott, nach Übereinstimmung, Harmonie mit ihm, haben, bzw. allmählich entwickeln. (Apg 17,27f begründet dies: ...Wir sind von seiner Art, Kol 1,16: ...alles ist durch ihn und auf ihn hin geschaffen)

Freilich ist dieses Verlangen lange nicht bei allen Menschen gleich stark ausgeprägt. Doch kommt wohl jeder tiefere, zur Ruhe gekommene Mensch einmal an einen Punkt, an dem er erkennt, dass irdische Belange ihn nur bedingt, nicht jedoch im Grunde seines Wesens, schon gar nicht auf Dauer zu erfüllen vermögen, sondern das wahre Heil einzig bei Gott zu finden ist, in der Ruhe des Herzens, als der Grundlage jeglichen, spezifischen irdischen Glücks. Aus seiner persönlichen Ohnmacht heraus erwacht in ihm ein existenzielles Bedürfnis nach Heilwerdung, Erlösung. (u. a. frühkindliche Heilserfahrungen spielen hierbei eine Rolle) Wird dieses zumindest ansatzweise vorhandene innere Verlangen mehr oder minder bewusst übergegangen, negiert, als realitätsfern verworfen, um stattdessen betäubende Zuflucht in irdischen Dingen zu finden (die an sich nicht schlecht sein müssen), dann bleibt nur noch eine im letzten Grunde verflachte Existenz. Wirkliches Glück und innerer Frieden sind dann unerreichbar geworden; ohne Gott bleibt unser Innerstes tot.

Auch so mancher Gläubige hat wohl schon, zumal ansatzweise die Erfahrung der Gottverlassenheit gemacht, das quälende Gefühl Gott verloren zu haben, ihn nicht mehr wiederfinden zu können; dann bleibt im Tiefsten nur noch quälende Leere, alles übrige verliert an Bedeutung, seinen Glanz, erscheint einem geradezu banal, jetzt, wo doch das wichtigste, aus dem alles übrige erst seinen Sinn erhält, fehlt. Natürlich gehört auch ein großes Maß an Ehrlichkeit, (schmerzvoller) Selbsteinsicht dazu, um sich diesem wortlosen Schmerz auszusetzen. Und dies führt zu dem, was ich eigentlich sagen wollte: Im Zuge ehrlicher, kontemplativer Selbstschau werden wir dessen gewahr, wie wir vor Gott stehen, Gott braucht uns dies nicht explizit zu sagen. Sein „Feedback" wird vom aufrichtigen, einsichtigen Menschen im Wesentlichen durch sein Gewissen erfahren und selbst wenn es verbal erfolgte, würde es ihn, bis auf diese Tatsache selbst, wohl kaum überraschen.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 22.09.2015 01:20.

christ90

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Re: Das Wort (Logos)

von christ90 am 13.09.2015 02:29

Nun, die Beispiele die du bringst, zumindest die ersten beiden, gehören zu den von mir erwähnten Ausnahmefällen. Die Offenbarung Abrahams ist vergleichbar mit jener, die Paulus zu Teil wurde. Es handelte sich wohl um mehr als eine bloße Vision. Immerhin fiel Abraham wie Paulus zu Boden. Ob die Botschaft akustisch vernehmbar war geht aus dem Text allerdings nicht hervor. Bei Mose scheint es ähnlich von statten gegangen zu sein. Auch er wurde Zeuge einer äußeren Erscheinung.

Bei Jeremia heißt es lediglich „das Wort des Herrn erging an mich". Mit derartigen Aussagen betonen die Propheten häufig ihre Bevollmächtigung und Beauftragung durch Gott. Über die genaue Art des Offenbarungsempfangs erhalten wir jedoch, wie auch sonst, keine Auskunft. Darum wage ich hierüber auch keine verbindliche Aussage zu treffen; doch scheint es sich hier wohl um einen inneren Vorgang gehandelt zu haben.

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Re: Das Wort (Logos)

von christ90 am 12.09.2015 13:35

Wintergrün: Aber für Moses und den anderen Propheten , galt es doch ebenso..und dennoch sprach Gott mit ihnen, sie konnten ihn hören.

Kannst du mir eine Stelle nennen, wo ausdrücklich bezeugt wird, dass die Propheten Gott wirklich (akustisch) hören konnten? Wohl ist von Visionen, Träumen, Eingebungen die Rede, aber akustisches Hören? Die Propheten waren kritische Beobachter ihres Volkes und erkannten vielfach schon von sich aus, anhand ihres kritischen, von Gott inspirierten Denkens, wo etwas im Argen lag. Die verbale Mitteilung (ganz zu schweigen von einer akustischen Wahrnehmung) Gottes spielte wohl schon damals keine bedeutende Rolle und trat wenn, dann allenfalls in Ausnahmefällen in Erscheinung.

Warum hören wir Gott nicht , wenn er mit uns redet ?? Weder im Geist noch real ? Ich meine NICHT, wenn er uns etwas zeigt oder uns anderweitig etwas offenbart... sondern das wir IHN durch das WORT hören...?? Warum geht das nicht ?

Dafür, warum Gott sich uns nicht akustisch-verbal, sowie überhaupt sinnenfällig mitteilt, würde ich spontan zwei Gründe ausmachen.

Zunächst, würde ich meinen, hängt dieser Umstand mit dem Medium Sprache an sich zusammen. Der Grund, warum Gott sich uns damals wie heute nicht verbal mitteilt, sich allgemein auf das Medium Sprache (abgesehen von Jesus) nur sehr bedingt einlässt, hat wohl mit dem Wesen der Sprache an sich zu tun und der damit verbundenen Problematik. Sprache ist ihrer Natur nach kein objektives Medium, sondern letztlich subjektiv geprägt. Zur Verdeutlichung: Für jeden von uns haben dieselben Worte eine eigene, subjektiv gefärbte Bedeutung; jeder nimmt sie ein Stück weit verschieden auf. Bedient sich Gott uns gegenüber nun der Sprache, so muss er diesen Umstand mit in Betracht ziehen, ansonsten setzt er sich damit letztlich der Gefahr des Missverständnisses aus.

Nun kann Gott dieses Problem in Ausnahmefällen umgehen, indem er sich einem Menschen ganz persönlich mitteilt, sodass keine Missverständnisse entstehen können. Dazu müssen bestimmte Voraussetzungen gegeben sein. Er allein bestimmt, wem er was ganz exklusiv von sich offenbart. Ein Beispiel dafür ist das Erlebnis des Paulus vor Damaskus. Die Botschaft Gottes war speziell an ihn gerichtet, sodass nur er sie wahrnehmen konnte. Die Offenbarung erfolgte nicht akustisch-visuell. Seine Begleiter sahen zwar ein Licht und hörten etwas Unbestimmtes; allein Paulus jedoch sah Jesus und verstand dessen Worte.

Den zweiten und eigentlichen Hauptgrund würde ich darin sehen, dass die allzu sinnenfällige Offenbarung Gottes die Freiheit des Menschen untergraben würde. Wir wären geblendet von seiner Initiative. Bereits die Tatsache, dass er sich überhaupt verbal äußert wäre spektakulär. Wir würden seine Anweisungen in blindem Gehorsam befolgen, kämen darob jedoch kaum zu tieferer Erkenntnis; ein wirklicher Durst nach der Wahrheit käme nicht auf. Unser eigenes Nachdenken, der Rückzug in unser Innerstes, die Besinnung auf die existenziellen Fragen, sowie die damit einhergehende Vertiefung und Vergeistigung unseres Wesens würden gehemmt, der Erkenntnisprozess unterbunden, das Mysterium schlagartig entzaubert.-

In der bewussten Reflexion, dem bewussten, mitunter aus der Verzweiflung geborenen Fragen nach Gott, dringen wir allmählich zu ihm vor, werden wir seiner nach und nach bewusst und es entsteht echte Demut und Dankbarkeit. (vgl. Röm. 1,19-21) Wohl will uns Gott bei diesem Prozess unterstützen, uns entgegenkommen -vornehmlich vermittelst der Bibel, welche über die Uroffenbarung, mit welcher einstige Generationen vorlieb nehmen mussten, noch weit hinausgeht - doch lässt er uns den hierzu erforderlichen Freiraum, indem er sich uns eben nicht sinnenfällig bezeugt. Schließlich hat er uns als Wesen mit großer Eigenverantwortung erschaffen und mit einem Geist versehen, der es uns erlaubt, ihm nachzuspüren. Dazu forderte er die Menschen seit jeher auf:

„Sie sollten Gott suchen, ob sie ihn ertasten und finden könnten; denn keinem von uns ist er fern." (Apg 17,27)
„Denn so ihr mich von ganzem Herzen suchen werdet, so will ich mich von euch finden lassen (...)" (Jer 29,13f)
„(...) Du wirst ihn (Gott) auch finden, wenn du dich mit ganzem Herzen und ganzer Seele um ihn bemühst." (Dtn 4,29)

Nun hoffe ich, dass ich dir mit meinen Gedanken ein wenig weiterhelfen konnte.


 

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Re: Gebet - Brücke zwischen Gott und Mensch

von christ90 am 01.09.2015 16:04

Pal: Warum sollen wir für die entsprechende Jahreszeit, bzw Wochentag, (überhaupt irgendetwas, Anmerkung) beten? Dieweil alles doch so eindeutig vorbestimmt abläuft (…)

Halten wir zunächst fest: Gott ist seinem Wesen - dem der Liebe - verpflichtet, kann sich selbst nicht verleugnen (2Tim 2,13). Folglich ist es Gott unmöglich etwas zu wirken, das nicht zu unserem Besten ist.

Was bedeutet dies in Bezug auf Gebet:

Gebete können nur dann erfüllt werden, wenn sie zum Besten desjenigen sind, dem sie gelten. Werden Gebete (so) nicht erhört, so liegt es stets daran, dass deren Erfüllung (in der Form) eben nicht zum Besten desjenigen wäre. Für jemanden um Segnungen zu beten macht nur Sinn, wenn derjenige sie auch selbst wünscht. Gott wird seine Segnungen niemandem aufdrängen - das wäre nicht zum Besten desjenigen. Derjenige würde sie dann womöglich gar nicht auf (den wahren) Gott zurückführen, bzw. wäre für geistliche Segnungen gar nicht empfänglich.

Wir können davon ausgehen, dass Gott auch ohne Gebet immer zu unserem Besten wirkt. Heißt das nun, wir bräuchten gar nicht zu beten? Nein. Durch unser Gebet verändert sich eben das, was zu unserem Besten ist, wodurch es Einfluss nimmt auf das Wirken Gottes. Obzwar wir Gottes Willen und Wirken damit nichtverändern (Gott ist nicht zeitlich) nehmen wir doch Einfluss darauf, sind beide doch von vornherein davon beeinflusst. Indem wir zu Gott beten, ermöglichen wir es ihm, uns jenen Segen zu Teil werden zu lassen, welchen wir eigentlich bedürfen. Segnungen, die sonst hätten unterbleiben müssen. Gott würde die Menschen ja nur zu gerne segnen, doch müssen sie für den Segen auch bereit sein. Mit anderen Worten: Er akzeptiert, dass Segnungen mangels Gebet unterbleiben müssen.

Leider erlebe ich auch gerade das in manchen charismatischen Strömugen, wo "gepuscht" wird, damit der Mensch seine Heilung, seine Ziele, seine Vorteile von Gott "abpressen" soll, muß, kann...

Es ist ein verbreiteter Irrglaube, zu meinen die bloße Anzahl der Betenden (bzw. noch banaler: die Art des Gebetvortrags) hätte Einfluss auf die Wirksamkeit des Gebets, würde bedingen, dass das Anliegen einer Person dann eher erhört würde. Als ob Gott auf Zudrängen vieler zu etwas bewegt werden könnte. Ist die Erfüllung des Anliegens im Sinne Gottes, so würde es auch genügen, wenn ein einziger (der unmittelbar Betroffene) es vorbringt, auf das es erfüllt werde. Ist es das nicht, so vermag auch eine große Anzahl Mitbetender nichts auszurichten. Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich bin nicht gegen gemeinschaftliches Gebet - welches durchaus wichtig ist zur gegenseitigen Bestärkung und als ein Ausdruck der Solidarität -, einzig dagegen, sich dadurch vor Gott in einer Sache bessere Chancen auszurechnen.
 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.09.2015 16:34.

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Re: Gebet - Brücke zwischen Gott und Mensch

von christ90 am 31.08.2015 18:31

Pal: Mir geht es dabei gar nicht so sehr darum, wann und wo die Geschichte einzuordnen ist, sondern vor allen Dingen, das Gott seine Kinder beauftragte etwas zu beten, was von Gottes Perspektive aus, doch sowieso in SEINEN Händen liegt. Warum tut ER das so?

Zunächst kurz zur Einordnung: Aus der Parallele in Lk 21,20-24 wird deutlich, dass sich die Texte aus Markus (13,14-20) und Matthäus (24,15-22) auf die Zerstörung Jerusalems beziehen. Matthäus rechnet allem Anschein nach noch mit einem nahen Weltuntergang (vgl. V. 29), woraus auch V. 21 (ein erweitertes Zitat aus Daniel) verständlich wird.

Die Sache mit der Gebetsaufforderung löst sich leicht, wenn man bedenkt, dass Gott aus seiner Allwissenheit heraus handelt und Gebete, sofern solche an ihn gerichtet werden, in sein zukünftiges Handeln bereits mit einbezog. Sollten keine Gebete erfolgen, so ist es eben dies, was Gott in sein Handeln mit einbezog. Gott ist unser Handeln bereits offenbar, uns noch nicht.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 31.08.2015 18:34.

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Re: Vorherwissen, Vorherbestimmung und die anderen Eigenschaften Gottes

von christ90 am 27.08.2015 18:28

Wintergrün: (nur ein kleiner Auszug, denn es gibt noch mehr Bibelstellen die Gefühle äußern)

Dass es solche Stellen in der Bibel (namentlich im AT in nicht geringer Anzahl) gibt, habe ich in keiner Weise bestritten, habe jedoch auf deren anthropomorphen Charakter hingewiesen (siehe daselbst). Worauf es mir ankam, war es herauszustellen, dass Gefühle als etwas durchaus Menschliches betrachtet werden sollten.

So haben Gefühle u. a. auch organische Funktion (Hunger-, Durstgefühl, Müdigkeit, Unwohlsein...), erfüllen überdies eine Schutzfunktion (Angst, Ekel). Der große, evolutionäre Vorteil von Gefühlen liegt in ihrer Schnelligkeit. So ermöglichen sie in Gefahrensituationen eine spontane Reaktion, noch ehe der Verstand sich einzuschalten vermag. Auch im sozialen Austausch, in Bezug auf Empathie, kommt uns dies zugute.

Bei Gott, dem Allwissenden, der keinen Körper hat, fallen all diese Funktionen naturgemäß weg. Er hat Gefühle (in der Form) schlichtweg nicht nötig. (Auf Jesus trifft dies natürlich nicht zu. Er ist nach wie vor Mensch und hat als solcher auch Gefühle)
  

Antworten Zuletzt bearbeitet am 27.08.2015 18:29.

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Re: Nächstenliebe in der Praxis

von christ90 am 24.08.2015 20:32

Michael-A: "Ohne mich könnt ihr nichts tun..." sagt Jesus ganz offen und klar! Das bedeutet für mich Ich lasse mich von Jesus leiten und die Nächstenliebe ist nicht anstrengend und kaputtmachend!

In dem Augenblick wo ich "JA" zu Gott sage und wenn ich Gott meine Herzensräume überlasse, ihn regieren lasse, ab dem Augenblick tu ich das was Gott wirklich will!

Natürlich verändert Gott unser Herz, unsere Gesinnung. Doch bedeutet dies nicht, dass wir aneinander, wie an uns selbst nicht auch ganz und gar gefordert sind. Es ist beileibe nicht so, dass wir als Gläubige intuitiv alles richtig machen. Dafür hat Gott uns mit einem Verstand ausgestattet. Um es klar zu sagen: Ohne unser Mitwirken kann Gott durch uns rein gar nichts bewirken. Wir müssen uns aktiv in seinen Dienst stellen, bewusst danach fragen, was er von uns will.

Ein gutes Beispiel ist Paulus. Hätte er sich nicht bewusst in den Dienst des Herrn gestellt, mit all seinen Fähigkeiten und Ressourcen, sein Gehirn nicht auch mal scharf angestrengt, wäre er als Werkzeug Gottes wohl nicht zu gebrauchen gewesen. Doch hatte er einen Auftrag von Gott und war darauf bedacht ihn bestmöglich zu erfüllen. („Weh mir, wenn ich das Evangelium nicht verkünde!").

Nächstenliebe ist nicht einfach ein Programm, das in uns abläuft, so sehr sich dies manche vielleicht wünschen; doch würde es dann zweifelsohne sehr schnell unbefriedigend und langweilig. Nein, indem wir tagtäglich vor Herausforderungen gestellt sind, zeigt uns Gott auch unseren persönlichen Stand, unsere Schwächen und Defizite, unsere Beschränktheit auf, sodass unsere Einsicht vertieft und unser Denken erweitert wird.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 24.08.2015 20:34.

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Re: Nächstenliebe in der Praxis

von christ90 am 16.08.2015 02:36

Es ist ja allgemein bekannt, dass ein Christ Nächstenliebe ausüben sollte. Aber wie sieht das ganz konkret aus?

Ich will im Folgenden versuchen zu beschreiben wie ich Nächstenliebe verstehe, wie ich persönlich sie erfahren habe.

Primärer Ort der Nächstenliebe ist ja die Gemeinschaft, innerhalb ihrer verwirklicht sie sich, beide sind untrennbar miteinander verbunden. Erst wo Menschen der Sünde entsagt haben, auf Heiligung bedacht sind, steht der Weg offen zu wahrer Gemeinschaft. Das gegenseitige Verhältnis ist dann geprägt von Wärme, Sanftmut und gegenseitiger Hingabe. Man will einander beistehen, für einander da sein, am anderen Anteil nehmen, an seiner Befindlichkeit, dem was ihn bewegt, ohne ihn zu bedrängen, hat für ihn stets ein offenes Ohr. Man kritisiert ihn nicht scharf, sondern macht ihn auf Dinge freundlich aufmerksam.

Diese höchste Form der Liebe (Agape) beschränkt sich nicht darauf, dem anderen in bestimmten Situationen des Alltags behilflich zu sein, sich ihm als nützlich zu erweisen (sofern möglich natürlich auch das), sondern zielt primär ab auf den geistlich-moralischen Beistand. Man kann sie folglich nicht gleichsetzen mit menschlicher Hilfsbereitschaft. Ich würde sie charakterisieren als eine Herzenshaltung, ein inneres Verlangen sich dem anderen als hilfreich zu erweisen.

Ich hoffe, das war jetzt nicht zu theoretisch...

Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.08.2015 02:46.
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