Sensible Menschen
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Re: Sensible Menschen
von Bithya85 am 06.08.2016 09:48Ich glaube, nicht unbedingt. Ich denke, es kann gut in einander übergehen, aber natürlich gibt es Menschen, die mehr auf die eine Art sensibel sind als auf die andere. Ich zum Beispiel bin hochsensibel im optischen Bereich (also, ich sehe zum Beispiel beim Vorbeigehen kleine Mauerblümchen, die andere übersehen würden) und im Taktilen (bekomme sehr schnell blaue Flecken, spüre Berührungen sehr stark, auch Temperaturunterschiede)
Dann bin ich auch hochsensibel, was Stimmigkeiten angeht. Ich spüre, wenn jemand nicht ehrlich ist. Nicht, dass ich sofort sagen kann, was die Lüge und was die Wahrheit ist. Aber ich merke, wenn jemand zum Beispiel sagt "Es geht mir gut", aber eigentlich nur so tut. Das ist wie ein Druck auf den Bauch, wenn mich jemand einklemmen würde. Manchmal auch stärker als die Person es selber bewusst weiß. Wenn ich dann etwas nachhake, kommen entsprechende Sachen raus. Oder auch in Gemeinden, wenn Manipulation im Gange ist, das ist einfach eine ganz seltsame, unfreie Atmosphäre. Es fühlt sich manchmal sehr hart an, wie Stahl. Es ist, als läge ich auf einer Stahlplatte. Hat vielleicht auch was mit Synästesie zu tun.
Eine Bekannte ist auch hochsensibel, aber eher im Nasalen. Sie hat eine Nase wie ein Schmetterling, riecht die kleinsten Nuancen heraus. Ich kann bei ihr keinen Pullover anziehen, den ich schon am Tag vorher anhatte, auch wenn ich nichts schweres gemacht habe, weil sie den Schweiß riecht, auch wenn es noch so wenig ist. Und das ist für sie unerträglich, vielleicht ist es bei ihr schon dieses Krankhafte. Sie kann deswegen auch nicht arbeiten, weil sie so schnell reizüberflutet ist. Sie ist auch hochsensibel, was das Akustische angeht, ist sehr geräuchempfindlich. Und bei ihr ist es so, dass, wie sie sagt, sie Schwingungen in der unsichtbaren Welt bemerkt, Engel und Dämonen sieht und sowas.
LG
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Burgen
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Re: Sensible Menschen
von Burgen am 06.08.2016 10:16Eine Frage habe ich da mal:
Wie geht ihr im Alltag, in eurem Leben mit Christus, mit dieser Vielfalt der Sensibilität um?
Kann es sein, dass Frauen eher betroffen sind?
Ein Fazit:
Kann es sein, dass Menschen in unserem Umfeld deshalb dem hochsensiblen Menschen mit einer Unsicherheit begegnen?
Weil sie spüren, dass irgendetwas mit dem hochsensiblen M. anders ist?
Schließlich will niemand, dass z.B. jemand die Nase zuhält usw., wenn man mit einem h.M zusammentrifft.
Im Mittelalter könnte solche "Gabe" oder Zustand eines Menschen gefährlich sein.
Oder was meint ihr?
LG
Burgen
Re: Sensible Menschen
von Bithya85 am 06.08.2016 10:37Mit dieser speziellen Freundin war es anfangs schwierig, weil wir auch in einer WG gewohnt haben. Und sie eine komplett andere Art an Hochsensibilität wie ich hatte. Ich bin fast geruchsblind und sie hat ne Nase wie ein Schmetterling
Aber als wir uns dann einige male ausgesprochen haben, konnten wir uns auch gegenseitig einschätzen und so Rücksicht aufeinander nehmen. Ich glaube, das hat uns auch im Verständnis unserer eigenen Art und in der Art anderer weiter gebracht.
Allgemein versuche ich, mit anderen so umzugehen, wie ich glaube, dass ich es wollte, wenn ich an ihrer Stelle wäre. Meistens fahre ich gut damit ^^
Menschen, die nicht hochsensibel sind, können das natürlich nur schwer verstehen. Ich verstehe ja zum Beispiel auch nicht die Lebenswelt von einem Blinden, der aus der Not heraus die Echoortung gelernt hat. Deswegen kommt es immer wieder zu Missverständnissen, manchmal auch zu Verletzungen, so wie dieses "Stell dich mal nicht so an!" oder "Was stimmt mit dir nicht?" Das tut natürlich weh und ich versuche dann, zu erkären, was es ist. Wenn die andere Person es aber nicht verstehen will, was auch manchmal vorkommt, muss ich mich irgendwann auch selber schützen und den Kontakt einschränken.
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geli
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Re: Sensible Menschen
von geli am 06.08.2016 13:51Mir hat meine Sensibilität auch schon manchmal geholfen - schon bevor ich gläubig war.
In meiner Jugendzeit ging ich täglich in eine Disco, die nicht die "allerfeinste" war - dafür kostete es dort aber keinen Eintritt, und man musste auch nicht unbedingt was zum Trinken bestellen. Aber dafür gab es dort oft schlimme Schlägereien, dann kam regelmäßig die Polizei und am anderen Tag kamen einige der Besucher mit dicken Verbänden an, weil sie was "abgekriegt" hatten
Zu denen gehörte ich allerdings nie - denn ich spürte schon lange, bevor es dann "krachte", dass irgendwas in der Luft lag.
Was das genau war, konnte ich nicht sagen, denn es war real eigentlich nichts Besonderes zu bemerken, alles schien ruhig zu sein. Die Leute tanzten, die Musik war laut, niemand war am Streiten... dennoch habe ich wahrgenommen, dass was "nicht stimmte".
Andere sagten: "Ach, du spinnst doch!"
Egal - ich bin immer rechtzeitig nach Hause gegangen...
Das war schon lange, bevor ich gläubig wurde - man kann es also auch nicht der Sensibilität des Heiligen Geistes zuschreiben.
Als Gläubige hätte ich solche "Lokale" sowieso gemieden...
Auch vor anderen Gefahrensituationen wurde ich so schon bewahrt.
Was weniger angenehm ist: Ich bin sehr sensibel, was Kleidung anbetrifft - ich merke jede kleine Naht, jede Unebenheit, es muss immer alles ganz weit und locker sitzen, sonst halte ich es nicht aus. Viele Dinge, die mir eigentlich gefallen, kann ich gar nicht erst anziehen, und viele Dinge muss ich ändern, indem ich Nähte flach mache, Gummis raustrenne oder abschneide usw.
Aber mittlerweile bin ich da ganz findig geworden und ändere mir viele Kleidungsstücke einfach ab, so dass ich damit zurechtkomme.
Die Sensibilität, was "Atmosphäre", unterschwellige Stimmungen, unausgesprochene Dinge etc. betrifft, damit komme ich, seit ich gläubig bin, besser zurecht. Auch deshalb, weil ich jetzt weiß, dass ich mir diese Dinge nicht nur "einbilde", und deshalb denke, mit mir stimmt was nicht (und immer meine, etwas verstecken zu müssen, damit keiner merkt, dass mit mir "was nicht stimmt" )
Solange ich nämlich denke, ich würde mir das alles einbilden, dann bearbeite ich das Problem von der falschen Seite - was ich leider sehr lange getan hab.
Jetzt, seitdem ich weiß, dass meine Empfindungen "real" sind, kann ich damit ganz anders umgehen als vorher - noch dazu, wo Gott mir zur Seite steht und er die Sensibilität auch positiv gebrauchen kann!
Manchmal ist es schwierig, da ich ja als ambulante Altenpflegerin in viele Häuser komme und auch sehr stark "Stimmungen" oder "Atmosphäre" wahrnehme - oder auch Gerüche. Das ist dann manchmal schon belastend, in manchen Häusern fühle ich mich dann wie erdrückt.
Aber ich bin ja nie sehr lange in einem Haus und gehe dann weiter ins nächste Haus - ich kann es dann ganz gut hinter mir lassen. Oder ich bete für manche Sachen und gebe es an Gott ab.
Lg, geli
Re: Sensible Menschen
von Bithya85 am 06.08.2016 16:19Das mit der Disko ist ja cool. So gut kann ich es nicht, oder vielleicht noch nicht?
Letztes Jahr zum Beispiel hatte ich an einem Abend nur kurz das Gefühl, dass eine Freundin große Probleme grade hat, hab es aber nicht ernst genommen, weil ich es nicht einschätzen konnte. Am nächsten Tag kam raus, dass ihr Freund sie fast totgeschlagen hat. Da hab ich auch gedacht, also war DOCH etwas. Kurz hab ich überlegt, ob ich daran schuld wäre, weil ich nicht reagiert hab und sie dann da weg geholt hätte. Aber ich glaube, das hätte auch nichts geändert, weil sie in der Situation ja mit ihm freiwillig zusammen war.
Ich würde das auch gerne so gut können, dass ich wie du merke, hier passiert gleich was und dann auch reagieren. Muss ich mal mit Gott reden. Weil in so Situationen könnte das wirklich helfen.
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Re: Sensible Menschen
von geli am 06.08.2016 20:07- so gut kann ich es nicht... Nein, gut können kann man eigentlich nicht sagen. Denn ich hab ja nix dafür getan, nicht geübt oder so, sondern das ist einfach da.
Allerdings hab ich auch schon erlebt, dass ich meine Eindrücke nicht ernst genommen hab, und dann erlebt hab, dass es eigentlich gestimmt hätte.
Einmal war es eine schlimme Sache - eine Nachbarin war psychisch krank, und ich sollte abends noch auf sie aufpassen, weil der Mann gearbeitet hat.
Sie ist dann ins Bett, vorher haben wir noch zusammen gebetet, und als ich nach ihr geschaut hab, schien sie zu schlafen. Ihr Mann hatte mir gesagt, sie bekommt Medikamente, und wenn sie schläft, dann schläft sie.
So bin ich dann zurück in meine Wohnung - hatte aber ein eigenartiges Gefühl. Zwar bin ich noch einmal runter gegangen und hab durch die Fenster geschaut, da schien alles ok zu sein.
Also hab ich mein "komisches Gefühl" beiseite geschoben und bin dann auch ins Bett gegangen.
Am nächsten Morgen kam raus, dass sie, bald nachdem ich gegangen war, auf die in der Nähe gelegene Autobahn gegangen ist und nun tot war.
Sie hatte 5 Kinder zwischen 1 und 10 Jahren...
Da hab ich mir auch Vorwürfe gemacht, dass ich nicht richtig auf Gott gehört hätte oder so.
Als ich darüber gebetet hab, kam ganz deutlich der Satz: "Angela, ICH habe getan, was ICH konnte, und du hast getan, was du konntest. Aber sie wollte nicht".
Ich hab dann einige Zeit später durch "Zufall" erfahren, was Gott noch getan hat, um sie zurück zu halten - das wäre aber hier zu lang. Jedenfalls unglaublich.
Aber dennoch - mein Eindruck war da, und ich hab es nicht ernst genommen und bin drüber weggegangen.
Also von wegen "Können"...
Lg, geli
Re: Sensible Menschen
von Bithya85 am 06.08.2016 20:43Ich glaube aber schon, dass man das üben kann. Indem man eher darauf achtet und diese Impulse ernst nimmt. Hat vielleicht auch was damit zu tun, Gottes Stimme zu hören. Wie gesagt, ich hatte auch ein seltsames Gefühl letztes Jahr bei Kat, aber ich wusste nicht, wie ich es einschätzen konnte und hab deswegen nicht reagiert. Und in der Zeit, in der ich mit meiner ehemaligen Mitbewohnerin zusammen gewohnt habe, hat sich irgendwie auch mein Geruchssinn entwickelt: Ich rieche viel mehr, vorher hab ich fast nichts gerochen. Warum sollte man dann das nicht auch üben können?
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geli
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Re: Sensible Menschen
von geli am 06.08.2016 21:03Ja, vielleicht hast Du recht - man kann es ein Stück weit üben.
Wichtig dabei ist, so ist meine Erfahrung, dass man sich selbst ernst nimmt, die Gefühle und Impulse nicht beiseiteschiebt.
Und dabei möglichst die Nähe Gottes suchen, um zu erfahren, was man mit dem Wahrgenommenen dann tun soll.
In dem Fall, den ich vorher beschrieben hab, hab ich zwar alles gemacht, was ich konnte - aber einen kleinen Impuls habe ich nicht umgesetzt: Ich hatte nämlich, nachdem wir zusammen gebetet hatten und sie ins Bett gehen wollte, den Eindruck, ich sollte die Frau in den Arm nehmen und sie drücken.
Da sie aber den ganzen Abend über recht abweisend war, sie mich sowieso nur in die Wohnung gelassen hatte, weil die Kinder mich geholt hatten, reagierte ich nach meinem Verstand, der mir sagte, dass sie das sicherlich nicht wolle - bin also meinem Eindruck nicht nachgegangen.
Ja, Gott hat mir gesagt, sie wollte nicht - aber mein Eindruck war da, und vielleicht wäre genau das "Gedrückt werden" der Ausschlag dafür gewesen, dass diese Frau ihre Absichten geändert hätte.
Nein, ich mache mir deswegen keine Vorwürfe - aber dennoch war dieses Erlebnis damals sehr tiefgreifend für mich - auch was meine Beziehung zu Gott betrifft. Jemand hatte damals sogar zu mir gesagt, ich sei nicht mehr dieselbe wie vorher.
Ja, man denkt über "Fehlschläge" nach - man lernt dazu. Das ist im Grunde genommen "Üben"
Lg, geli
Re: Sensible Menschen
von Bithya85 am 06.08.2016 21:31Du, ich hätte da genauso reagiert. Weil ich mich wirklich sehr bemühe, nicht die Grenzen anderer zu verletzen, weil ich selber auch sehr sensible da bin. Ich weiß nicht, was in diesem Fall richtig gewesen wäre, schwierige Frage. War sie abweisend, weil sie wirklich Abstand wollte oder war sie abweisend, weil sie wissen wollte, wie man reagiert? Ich denke, das kann man im Nachhinein nicht mehr rausfinden.
Aber du bist nicht schuld an dem, was passiert ist. Du konntest es nicht wissen.
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Re: Sensible Menschen
von geli am 06.08.2016 22:24Nein, im Nachhinein kann man das nicht mehr rausfinden. Sicher ist, dass sie sich schlafend gestellt hat, denn sie ist gleich, nachdem ich gegangen bin, das erste Mal auf die Autobahn. Sie hat also nicht geschlafen.
Dann hat sie noch jemand heimgefahren - das hab ich im Nachhinein von einer Bekannten erfahren. Und es stimmt auch - denn wir haben damals in einem abgelegenen Bauernhof gewohnt, da kennt man jedes Auto, wie der Motor klingt, und weiß, wers ist. Sooo viele Autos gabs da ja auch nicht...
Da kam ein fremdes Auto in unseren Hof gefahren, und fuhr gleich wieder weg. Das hatte mich noch gewundert, wer da wohl abends sich zu uns verirrt hat.
Dann muss sie wohl zum zweiten Mal zur Autobahn gegangen sein - und diesmal hat es geklappt.
Das hab ich gemeint, als ich schrieb: Gott hat getan, was er konnte. Er hat dafür gesorgt, dass sie ein Autofahrer stehen sieht, anhält und sie heimbringt. Eigentlich ein Wunder, finde ich. Nachts eine Person realilsieren, die auf die Autobahn läuft, und noch anhalten können!
Dem hat sie sicher auch eine Lügengeschichte erzählt - so wie sie sich bei mir schlafend gestellt hat, damit sie mich loswird.
Aber Gott hat auch Bewahrung geschenkt, denn mir hat dann jemand erzählt, am Tag vorher hätte er an der Autobahn eine Frau mit einem Baby auf dem Arm stehen sehen. Das hatte sie auch erzählt - dass sie nachts mit dem Baby an der Autobahn war. Aber wir haben es nicht ernst genommen...bzw. konnten es eigentlich nicht glauben.
Mir wurde damals bewußt, das selbst Gott machtlos ist, wenn Menschen einfach nicht wollen. Wenn sie auch auf Gottes Eingreifen nicht reagieren und doch an ihrem eigenen Wollen festhalten. Ich hatte damals den Eindruck, als würde Gott selbst neben mir stehen, und als wäre er genauso traurig wie ich: Wir haben beide getan, was wir konnten - aber sie wollte nicht.
Jedenfalls habe ich damals viel nachgedacht - auch über Gott und sein Handeln. Seine Wege sind einfach höher als unsere Wege - wir verstehen vieles nicht.
Einerseits wußte er vorher schon, dass sie es tun würde - er weiß ja alles. Andererseits aber hat er dennoch bis zur letzten Minute alles getan, um es zu verhindern.
Das tröstet ich immer wieder: Gott tut alles - bis zuletzt - um einen Menschen zur Umkehr zu bringen, um ihn zu retten und um ihm den Weg zu zeigen.
Und es macht mich aber auch manchmal traurig: Dennoch werden nicht alle Menschen gerettet - und nur Gott weiß, wie es mit jedem ausgehen wird.
Es zeigt aber auch mir, dass ich bis zuletzt für jeden Menschen hoffen darf und für ihn tun soll, was ich kann - auch wenn ich den Ausgang nicht kenne.
Lg geli