Kann ein Gläubiger "Messie" oder zumindest unordentlich sein?
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Burgen
Gelöschter Benutzer
Re: Kann ein Gläubiger "Messie" oder zumindest unordentlich sein?
von Burgen am 08.09.2017 20:45In den Sprüchen gibt es einmal das Loblied auf die fleissige und geachtete, von ihrem Mann geliebte Frau.
Und dann die Gegenseite des faulen Menschen.
Ich denke, auch ein unordentlich veranlagter Christ täte gut daran, beide Seiten zu studieren.
Natürlich geht viel Zeit drauf beim Putzen, zur Mülldepnie bringen usw.
Andererseits, unser Leib ist der Tempel Gottes. Unser Zuhause ist vielleicht die Weiterführung des Tempels.
Frage: womit ehren wir Gott?
Gruss
Burgen
Re: Kann ein Gläubiger "Messie" oder zumindest unordentlich sein?
von oldlangsyne am 08.09.2017 23:19Danke auch Dir liebe @geli! Gut, ich habe nun verstanden, worum es bei Kor. & Thess. vom Kontext her geht.
Mich bewegt neben der persönlichen Belastung der Person und der ganzen Familie auch die Frage der Ehre Gottes, wie auch @Burgen schrieb. Soweit ich das beurteilen kann, gibt es durchaus Unfrieden innerhalb der Familie, ganz einfach aufgrund der Unordung.
Denn es geht ja nicht darum, ob aufgeräumt ist, sondern, dass man wohl gar nicht aufräumen kann aufgrund dessen, dass zuviel in der Wohnung gelagert wird (kein Müll). Und was ist das für ein Zeugnis vor den Leuten?
Re: Kann ein Gläubiger "Messie" oder zumindest unordentlich sein?
von solana am 08.09.2017 23:56Und was ist das für ein Zeugnis vor den Leuten?
Was wäre denn für dich ein gutes Zeugnis vor den Leuten, Oldlangsyne?
Dass jemand es schafft, ein Leben zu führen, das so perfekt und makellos ist, wie nur möglich?
Oder - ist es nicht vielleicht ein mindestens genauso gutes Zeugnis, dass jemand, der es nicht schafft, ein perfektes Leben zu führen, offen zu seiner "Störung" steht, trotzdem den Mut nicht verliert und im Vertrauen auf Gott jeden Tag wieder sein Bestes gibt, auch wenn es ihm nicht gelingt, dieses (krankhafte) Verhalten abzulegen?
Ich finde es viel wichtiger, dass dieser Mensch und die ganze Familie Unterstützung und Hilfe bekommen, als dass man drauf sieht, "was wohl die Leute dazu sagen."
So wie du weiter dazu schreibst, finde ich, ist das ein guter Ansatzpunkt:
Hier könnte man doch versuchen, Lösungen zu finden.
Wenn das alles kein Müll ist, sondern für ihn "wertvolle Erinnerungsstücke aus seinem Leben, die er nicht wegwerfe kann" - dann wäre vielleicht eine Möglichkeit, einen Lagerraum zu suchen, in den man all diese wertvollen Dinge auslagern kann, ohne dass sie die Wohnung vollstopfen.
Vielleicht lässt sich ein ausreichend grosser Lagerraum ja irgendwo anmieten; diese Dinge müssen ja nicht unbedingt ständig griffbereit da sein. Es reicht doch bestimmt, dass dieser Mensch sie jederzeit ansehen kann, wenn er das möchte. Falls so eine Miete zu teuer wäre, könnten ja vielleicht ein paar Freunde ein bisschen dazu geben .... nur mal so als eine Idee.
Und wenn sich der Betroffene dann verpflichtet, von jetzt ab nur noch Neues anzuschaffen, wenn gleichzeitig etwas Altes dafür weg kommt, also Platz für das Neue geschaffen wurde, dann könnte es ja vielleicht klappen mit der Ordnung.
Ich bin auch nur Laie auf dem Gebiet und kenne solche Krankheitsbilder auch nur aus TV-Berichten.
Vielleicht ist mein Gedankengang dazu ja auch zu naiv, aber wenn ich versuche, mich da hinein zu denken, dann scheint mit das eine Moglichkeit.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Kann ein Gläubiger "Messie" oder zumindest unordentlich sein?
von oldlangsyne am 09.09.2017 09:09Hallo,
ja, Solana, die Idee mit dem Lager außer Haus war mir auch schon gekommen. Nur, wie spricht man ein so heikles Thema an, ohne den/die Betroffenen zu beschämen. Wo hört Hinweisen und in meinem Rahmen geschwisterliche Verantwortung zu übernehmen auf und wo beginnt ungebührliches Einmischen. Es ist eine Gratwanderung.
Und dass es perfekt aussehen muß oder es nur darum geht, was "die Leute sagen", das meine ich ja gar nicht. Es geht echt nicht nur um Unordnung, sondern weit darüber hinaus. Und wenn ich denke, dass doch auch unser Leben angesehen wird von den Leuten.... es ist ja auch eine Art von Verantwortung, die wir als Christen hier haben. Aber vielleicht sehe ich das einfach zu streng.
Ich kann und will natürlich Hilfe anbieten, und ob diese auch gewünscht ist, wird sich zeigen. Es scheint zumindest sehr schwierig zu sein und wird, so die Bereitschaft da ist, sicher ein langwieriger Prozess.
Burgen
Gelöschter Benutzer
Re: Kann ein Gläubiger "Messie" oder zumindest unordentlich sein?
von Burgen am 09.09.2017 09:15Ich möchte Mal so sagen, Aufräumen ist ein kreatives Geschehen.
Z.B. wird vorgeschlagen vier Stapel nebeneinander zu legen. Einer mit den Sachen, die man schon mindestens sechs Monate nicht mehr getragen hat, wenn es um Kleidung geht. Dann in den nächsten Kistendies spezifizieren. Zu.B. danach, ob einem die Kleidung überhaupt noch gefällt usw.
Dasselbe, betrifft. auch mich, Kabel und Stecker, Ladestecker aussortieren, von Geräten, die entweder nicht mehr da sind oder niemals mehr gebraucht werden. Und dann gibt es noch die Vielfalt der Bücher. Manche entsprechen überhaupt nicht mehr dem Lebenszusammenhang.
Ich kenne da eine Frau mit fünf Zimmern. Da gibt es keine freie Wand. Viele der tausende Bücher entstammen noch der Studienzeit und sind alte Sach-und Fachbücher. Da wird längst nicht mehr hineingeschaut.
Viele Sachen entstammen oft völlig anderer Lebenszeit.
Da staune ich immer zB über die Schlafzimmer der Leute. Der Partner ist schon fast länger als 30 Jahre gestorben. Und immer noch sieht es in dem Raum aus wie zur Zeit der Ehe. Eine Frau ist sogar mit dem Zimmer umgezogen ohne dass das Bett usw. je genutzt wurde.
Das erstaunt mich.
Meine Tante z.B., das Sinnbild der Sauberkeit und Ordnung, da sieht es immer toll aus. Alles was überflüssig ist vom ehemaligen Haus, würde ohne Schmerzen abgewickelt. Das ist echt beispielhaft für mich.
Ist es nicht so, dass es (auch hier) gilt, dass eine vom anderen zu unterscheiden?
Das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden und ggf dann trennen wegtun?
Manche Menschen sagen, sie hätten eine Lebensabschnitt-Partnerschaft.
Wieviel mehr ein einzelner Mensch bezüglich seiner Sachen?
Gruß
Burgen
Henoch
Gelöschter Benutzer
Re: Kann ein Gläubiger "Messie" oder zumindest unordentlich sein?
von Henoch am 09.09.2017 09:42Hallo oldlansyne,
1. Korinther 14, 33. Dort steht "Denn Gott ist nicht ein Gott der Unordnung, sondern des Friedens.".
bedeutet, dass Ungehorsam gegenüber Gottes Wort die Ursache von Unfrieden ist. Es hat nichts mit einer "unordentlichen Wohnung" zu tun.
In 2. Thessalonicher 3, 7 liest man davon, dass man sich zurückziehen soll von jedem Bruder, der unordentlich wandelt und nicht nach der Überlieferung, die er empfangen hat.
Hier wird (s. Kontext) davon gesprochen, dass einer, der nicht arbeiten will, unordentlich wandelt und man sich daher von ihm zurückziehen soll, statt ihm auszuhelfen, wenn es ihm an Geld mangelt.
Die Schrift sagt nichts zum Messitum. Ich denke, es ist so, dass ein Christ, wenn er geistlich wächst, nach und nach auch für Ordnung im Haus sorgt. Ist die Ursache eine psychische Erkrankung, dann ist es etwas anderes. Aber der Herr kann auch da helfen.
So oder so hilft Gebet.
Henoch
Re: Kann ein Gläubiger "Messie" oder zumindest unordentlich sein?
von solana am 09.09.2017 11:09Nur, wie spricht man ein so heikles Thema an, ohne den/die Betroffenen zu beschämen.
Hallo Oldlangsyne
Ja, das scheint mir auch der schwierigste Punkt.
Und wenn man diesen Menschen gar nicht persönlich kennt, ist da sehr schwer zu raten .
So, wie du ihn beschreibst:
kommt es mir schon so vor, als ob er selbst auch unter der Situation zu Hause leidet, sich davon niedergedrückt fühlt.
Bei einem heiklen Thema finde ich es immer gut, zuerst beim Positiven anzuknüpfen und eine gemeinsame Basis zu suchen.
Hier könnte das vielleicht das Thema "Wegwerf-Gesellschaft" sein, ganz allgemein. Und von da aus dann dann vorsichtig weiter vortasten zu dem, was passiert, wenn man nicht diese Wegwerf-Mentalität hat, aber trotzdem auch gerne Neues anschafft, wie alle anderen auch .....
Oder ein anderer Einstieg ins Gespräch: Kennst das Buch "Der Papalagi" (Erich Scheurmann: Der Papalagi - Die Reden des Südseehäuptlings Tuiavii aus
Tiavea an seine Stammesmitglieder)
Sehr interessant, unsere Gesellschaft und Kultur wahrgenommen mit den Augen eines Südseehäuptlings, beschrieben für Stammesmitglieder.
Hier als PDF zu lesen: http://www.eineweltfueralle.de/uploads/tx_cagmaterialbrowser/scheurmann_derpapalagi.pdf
Hier ein Abschnitt daraus über die vielen "Dinge", die der weisse Man braucht und wie diese Dinge sein Denken bestimmen:
Wo die vielen Hütten der Papalagi stehen, welche
Stellen sie Städte nennen, ist aber auch das Land so öde wie eine flache Hand, und darum
auch ward der Papalagi irre und spielt den großen Geist, damit er vergessen kann, was er
nicht hat, Weil er so arm ist und sein Land so traurig, greift er nach den Dingen, sammelt sie,
wie der Narr welke Blätter sammelt, und überfüllt seine Hütte damit. Darum aber beneidet er
auch uns und wünscht, daß auch wir arm würden wie er selber. Es ist eine große Armut,
wenn der Mensch viele Dinge braucht; denn er beweist damit, daß er arm ist an Dingen des
großen Geistes. Der Papalagi ist arm, denn er ist besessen auf das Ding. Er kann ohne das
Ding nicht mehr leben. Wenn er sich aus dem Rücken der Schildkröte ein Werkzeug macht,
seine Haare zu glätten, wenn er Öl aufgetragen hat, macht er noch eine Haut für das
Werkzeug, für die Haut eine kleine Truhe, für die kleine Truhe noch eine große Truhe. Er tut
alles in Häute und Truhen. Es gibt Truhen für Lendentücher, für Obertücher und Untertücher,
für Waschtücher, Mundtücher und andere Tücher. Truhen für die Handhäute und Fußhäute,
für das runde Metall und schwere Papier, für die Essensvorräte und für das heilige Buch, für
alles und alles. Er macht aus allen Dingen, wo eines genügt,viele Dinge. Gehst du in ein
europäisches Kochhaus, so siehst du so viele Essensschalen und Kochwerkzeuge, wie nie
gebraucht werden. Und für jedes Essen gibt es eine andere Tanoa, für das Wasser eine
andere als für die europäische Kawa, für die Kokosnuß eine andere als für die Taube. Eine
europäische Hütte hat so viele Dinge, daß, wenn auch jeder Mann eines Samoadorfes seine
Hände und Arme beladen würde, doch nicht das ganze Dorf genüge, sie alle davonzutragen.
In einer einzigen Hütte sind so viele Dinge, daß viele weiße Häuptlinge viele Männer und
Frauen brauchen, die nichts tun, als diese Dinge dahin zu stellen, wohin sie gehören und sie
vom Sande zu reinigen. Und selbst die höchste Taopou gibt viele Zeit daran, alle ihre vielen
Dinge zu zählen, zu rücken und zu reinigen.
...
Denn der Papalagi berauscht auf
vielfache Weise seinen Geist, und so redet er sich auch ein, er könne nicht ohne die Dinge
sein, wie kein Mensch sein kann ohne ein Essen.
...
Wer wenig Dinge hat, nennt sich arm und trauert. Es gibt keinen Papalagi, der singt und
frohe Augen macht, wenn er auch nichts als seine Matte und Essensschüssel hat wie jeder
von uns.
Von da aus könnte sich auch ein gutes Gespräch ergeben.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Kann ein Gläubiger "Messie" oder zumindest unordentlich sein?
von oldlangsyne am 09.09.2017 12:28Liebe Solana, das ist super!! Danke!
Genau das Wort "Wegwerfgesellschaft" fiel schon von seiner Seite aus - ich denke, er möchte die Dinge irgendwie retten. Sie wurden doch einmal hergestellt und haben seinerzeit Geld gekostet....
Ja, ich denke, die ganze Familie ist belastet davon. Werde einen ganz ganz vorsichtigen Annäherungsversuch starten.
geli
Gelöschter Benutzer
Re: Kann ein Gläubiger "Messie" oder zumindest unordentlich sein?
von geli am 09.09.2017 14:31Ich denke, das genau ist der springende Punkt: Wird Hilfe denn überhaupt gewünscht? Vielleicht nehmen diese Menschen ihre "Messie-Wohnung" ja überhaupt nicht als Problem wahr. Vielleicht stört sie die Unordnung gar nicht?
Da ich als ambulante Altenpflegerin arbeite, kenne ich viele unterschiedliche Wohnungen - von "sauber wie geschleckt" bis "Messie" - da ist alles drin.
Meiner Meinung nach muss man niemanden aus einer unordentlichen, oder dreckigen Wohnung herausholen, es sei denn, er sei dement und könnte keine eigenen Entscheidungen mehr treffen. Das ist dann eine andere Situation.
Wenn die betreffende Person sich darin wohlfühlt, ist das ihre Entscheidung, die man respektieren sollte. Auch wenn Außenstehende der Meinung sind, dass das Gott keine Ehre macht. Aber das muss diese Person selbst vor Gott verantworten.
So denke ich, dass der nächste Schritt (bevor man sich alle möglichen Lösungsmöglichkeiten überlegt) der sein muss, einfach abzuklären, wie die betreffende Person die Sache sieht - ob sie darunter leidet, ob sie selbst eine Änderung möchte, und ob sie bereit ist, HIlfe von Außen anzunehmen - oder auch nicht.
Die Familie, von der ich oben geschrieben habe, fühlt sich in ihrem "Verhau" z.B. sehr wohl.
Aber ich habe mitbekommen, dass einige Kollegen über den Zustand der Wohnung "hergezogen" sind - denn wir hatten vor einiger Zeit einen Pflege-Auftrag bei dieser Familie (die Oma), und so kam es, dass wir als Pflegedienst Zutritt zu der Wohnung bekamen.
Aber wie schon gesagt: Ich finde, es ist die Entscheidung dieser Familie, wie sie leben möchte - das muss akzeptiert werden.
Wie ihr Leben, bzw. der Zustand ihrer Wohnung auf andere wirkt, das haben wir als Außenstehende nicht zu verantworten.
Nebenbei gesagt, sind sie Christen, die aktiv in der Gemeinde mitarbeiten, im Lobpreis, im Kinderdienst und auch noch in anderen Bereichen.
LG, geli
Re: Kann ein Gläubiger "Messie" oder zumindest unordentlich sein?
von oldlangsyne am 09.09.2017 14:46Liebe geli,
da kann ich Dir praktisch nur zustimmen.
Nur liegt die Sache schon so, dass die mitwohnende Familie unter dem "Sammelzwang" leidet - bei aller Verschwiegenheit der Parteien und was ich zwischen den Zeilen mitbekomme. Ich weiß eben nicht, ob es nicht zu einer Änderung oder überhaupt erstmal zu einer Bewußtwerdung der Situation bei dem Auslöser des ganzen kommen könnte, wenn von außen eine diskrete Ansprache in der Richtung kommt.
Vielleicht aber bete ich nochmal intensiv darum, ob ich mich überhaupt "einmischen" sollte...
Danke auf jeden Fall für alle Gedanken und jeden guten Rat von Euch!
LG,
Oldlangsyne