Moderne Verführung - Evangelium light?

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chestnut
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Re: Moderne Verführung - Evangelium light?

von chestnut am 10.09.2018 21:24

Hallo zusammen


Ich habe heute ein Erlebnis gemacht, das mich sehr traurig aber auch nachdenklich gemacht hat. Es hat damit zu tun, WIE wir das Evangelium weitergeben.
Wenn ich den Text in diesem Thema poste, weiss ich nicht sicher, ob es wirklich hierhin gehört, aber irgendwie doch, weil es ja auch immer wieder Menschen gibt, die davon ausgehen, ohne eine "Höllenandrohung" ist Evangelium weitergeben eben nichts - mal etwas überbetont formuliert.
Im Rahmen eines Gespräches wünschte ich jemandem Gottes Segen. Er daraufhin: Wissen Sie, ich bin nicht allzu gläubig... und weitere Sätze.
Er erzählte dann, dass er als Jugendlicher (oder sogar seine Herkunfsfamilie - ich weiss es nicht) in einer Sekte war. Ich fragte dann nach, wie das denn war, denn manchmal wird ja auch irgendetwas in die Schublade einer Sekte geschoben, die eigentlich gar keine ist.

Daraufhin erzählte er in kurzen Sätzen ein paar Dinge. Für mich hatte das ganze Züge wie Aussagen, die ich von Zeugen Jehovas-Aussteiger gehört habe. ich fragte dann nach, ob es diese gewesen seien. Er verneinte und nannte eine Gruppierung, die eigentlich als Freikirche gilt, aber das Christsein sehr eng defininiert: Frauen durfen z.B. nur Röcke tragen und viele weitere gesetzliche Regeln, die es strickt einzuhalten gilt, wenn man ein "guter" Christ sein will.

Natürlich gehörte auch die Bekehrung dazu. Aber wie die gelehrt wurde, war nur einfach schlimm, etwa so nach dem Motto: "Wenn du dich nicht bekehrst, landest du in der Hölle". Etwas Befreiendes, das das Evangelium auch hat, wurde da nicht gelehrt. Er erlebte das Ganze nur und ausschliesslich als Druck.
Als er dann wegging, gingen sie dem "verloren Schaf" auch noch nach. Es war für ihn recht schwierig, da überhaupt los zu kommen von denen. Deshalb verstehe ich ihn auch, dass er diese Gemeinde als Sekte bezeichnete.

Natürlich sind heute auch diese eher engen christlichen Gruppierungen nicht mehr vergleichbar mit damals, das weiss der Mann auch. Aber ihm hat das Christsein "ein für allemal" abgelöscht, einfach mal plump ausgedrückt.

Mit diesem Beitrag geht es mir nicht darum, wie ich das Gespräch mit dieser Person hätte fortsetzen sollen, das ist überhaupt nicht der Grund, warum ich das schreibe.
Für mich ist es einfach wiedermal ein Beispiel, dass wir mit Druck (z.B. "du musst dich bekehren!") ohne auch den Gott der Liebe und Fürsorge zu nennen, mehr Schaden anrichten im Leben eines Menschen als Hilfe.

Ich bin einfach nur traurig, wenn ich sowas höre.
In einem Hauskreis hatten wir kürzlich über den Satz *ihr seid das Salz der Erde* gesprochen. Dabei kam auch die Bemerkung, zu viel Salz verdirbt ein Gericht und dass das durchaus auch im geistlichen Kontext so gesehen werden kann.
Die Personen, die diesen Mann damals auf diese Art zum Glauben bringen wollten, haben die Suppe tatsächlich versalzen und ungeniesslich serviert.

Achten wir doch darauf, dass wir das Evangelium "nicht in aller Härte" ohne auch mit Liebe gewürzt, an die Menschen weitergeben.

Liebe Grüsse
Chestnut

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Leah
Gelöschter Benutzer

Re: Moderne Verführung - Evangelium light?

von Leah am 07.08.2018 23:17

Hallo Chestnut,

ich denke auch , dass drohen nichts hilft, klar.

Es ist interessant zu schauen, wie der Herr und später seine Apostel evangelisiert haben.

Übrigens sprach der Herr, so sagen die, die das geprüft haben, öfter von der Hölle als von der Liebe Gottes. Ich habs aber noch nie nachgezählt.

Aber er hat nicht pump gedroht, sondern den Ernst der Lage deutlich gemacht.

Ich denke, dass das Wichtiste ist, dass wir beten, dass uns der Herr führt, wenn wir mit einem Menschen über Gott reden. Er weiß, was nötig ist.

Leah

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chestnut
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Beiträge: 608

Re: Moderne Verführung - Evangelium light?

von chestnut am 07.08.2018 23:05

Und jetzt ist noch Gnadenzeit. Keine Drohzeit.

Dieser Satz von Burgen finde ich ganz wichtig. Da wo bei Evangelisationen und Gottesdiensten mit der Hölle gedroht wird, da bekehren sich Menschen aus Angst zu Gott und nicht weil sie erkannt haben, dass sie Vergebung benötigen.

Da wo wir Gottes Liebe, seine Gnade, seinen Frieden, seine Freunde in den Mittelpunkt stellen, wird durch Gottes Geist auch klar, dass es Trennendes gibt zwischen Gott und Mensch. Das ist für mich das Evangelium der Gnade: Da wo sich Menschen ohne bedroht fühlen zu müssen, freiwillig (ohne Angst-Druck) Gott zuwenden können.

Natürlich gibt es auch die Hölle. Ich meine nicht, dass die grundsätzlich ausgeklammert werden soll. Aber meines Erachtens wurde noch vor wenigen Jahrzehnten zuviel mit der Hölle gedroht und das Evangelium teilweise auf die Erlösung reduziert. Damit wurde dem Leben als Christ, der Kraft Gottes im Alltag und der Auswirkung auf unser Leben eher zu wenig Gewicht verliehen, dafür der Hölle zuviel.
Vielleicht wurde früher der Schuld allgemein mehr Gewicht gegeben (nicht nur im christlichen Kontext). Aber Sünde ist heute schon fast ein Schimpfwort in der Gesellschaft. Aber auch der Vers aus Joh.3.16 beginnt mit dem Wort "Liebe": Sosehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn gab, aufdass alle, die an ihn glauben, nicht verloren gehen, sondern das ewige Leben haben.

Auch hier spricht Jesus zuerst von Liebe und indirekt von Gnade. Er sagt nicht: Bekehre dich oder du fährst in die Hölle ...
Liebe Grüsse
Chestnut

Antworten Zuletzt bearbeitet am 07.08.2018 23:13.

Leah
Gelöschter Benutzer

Re: Moderne Verführung - Evangelium light?

von Leah am 06.08.2018 15:28

hallo Solana,

ja genau. Und wenn wir sagen, einer, der ein Bekehrungsgebet nachplappert, ist errettet, dann haben wir eine Errettung durch ein menschliches Werk. Wenn Gott eine Seele errettet, dann überführt sie der heilige Geist ihrer Sündhaftigkeit und das so gründlich, dass sie 1000%ig sicher ist, verdammt zu sein und nichts zur Rettung beitragen zu können. Erst dann wird dieser Seele klar, warum sie einen Erlöser braucht und sie wird beten wie der Zöllner, aus tiefer Not: "Gott sei meiner Seele gnädig."

Wir können nichts zu unserer Rettung beitragen, aber dagegen stemmen könne wir schon. Und wie Du schreibst, ist das der Grund:

 

Trotzdem findet auch eine solche beschwerende Irrlehre schnell Anhänger. Weil es uns Menschen nicht leicht fällt, uns beschenken zu lassen, ohne das durch Gegenleistung und Verdienste irgendwie wett machen zu können ....

Leah

Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.08.2018 15:29.

solana

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Re: Moderne Verführung - Evangelium light?

von solana am 06.08.2018 15:03

Hallo Leah

Ich habe gerade über deine Aussage nachgedacht: "Falsch ist jedes Jesus Christus plus Evangelium."

Das ist dann eigentlich ein Überhang in die andere Richtung- nicht "light", sondern zu schwer. Das gibt es ja auch.
ZB die Betonung der Werke, wie du schreibst. Paulus sagt darüber - über die Werke des Gesetzes als heilsnotwendige Voraussetzung gepredigt - dass dadurch ein "Joch" um den Hals der Jünger gelegt wird, dass schon die Vorväter nicht zu tragen vermochten.

Jesu Joch dagegen ist sanft und seine Last ist leicht.
Bei ihm findet die Seele Erquickung und Ruhe, keine Beschwernis durch untragbaren Druck.

Trotzdem findet auch eine solche beschwerende Irrlehre schnell Anhänger.
Weil es uns Menschen nicht leicht fällt, uns beschenken zu lassen, ohne das durch Gegenleistung und Verdienste irgendwie wett machen zu können ....

Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Leah
Gelöschter Benutzer

Re: Moderne Verführung - Evangelium light?

von Leah am 06.08.2018 14:30

Ja genau, Solana, das ist wirklich ein wichtiger Liebesdienst.

Leah

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solana

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Re: Moderne Verführung - Evangelium light?

von solana am 06.08.2018 09:56

Ja, und deshalb ist es wichtig, dass Menschen, die sich bei Evangelisationsveranstaltungen bekehren, danach nicht allein gelassen werden. Sondern in eine Gemeinde kommen, wo sie lernen und wachsen können und Gemeinschaft erleben und auch vorgelebtes Leben aus dem Glauben im Alltag. Gerade das Vorleben ist noch viel wichtiger als viele Worte ....

Denn ganz neu zum Glauben Gekommene können noch nicht alles verstehen - auch wenn das dazu verkündete Evangelium unverkürzt war.

Sie werden im NT mit "neugeborenen Kindlein" verglichen, die durch die "vernünftige und lautere Milch" des Wortes Gottes zunehmen zu ihrem Heil.

Und Paulus schreibt auch, dass sie noch nicht alle feste Speise vertragen ... Neugeborene füttert man noch nicht mit Steak und Spinat ....

Deshalb ist es so wichtig, was nach einer Bekehrung passiert.
Denn da geht der Weg ja erst richtig los!

Und es gibt auch nicht wenige Christen, die eigentlich alles ursprünglich einmal richtig verstanden hatten ... dann aber, mit der Zeit und unter dem Druck des Alltags und der Einstellung der Welt um sie herum .... immer mehr Kompromisse eingehen, sich anpassen, um nicht als Fremdkörper zu wirken und vieles aus dem Glauben relativieren, nicht mehr ganz so eng sehen .... das ist dann auch eine Entwicklung hin zum "Glauben light".
Und wenn sie dann überhaupt über ihren Glauben sprechen, dann wird das natürlich auch nur die "light Version des Evangeliums".

Deshalb ist es so wichtig, dass wir alle zeitlebens Lernende bleiben, Hörende, die mit Gottes Reden - durch sein Wort, durch Geschwister und auf vielfältige Weise durch den Heiligen Geist - und bereit bleiben, uns etwa sagen zu lassen. Auch wenn wir meinen, auf dem Gebiet schon ausgelernt zu haben ...

Und ich finde es so gut, dass gerade in diesem Bereich ("Jüngerschaftsschulung") viel getan wird. ZB von Organisationen, die in Gemeinden gehen und dort "Schläfer" wecken und sie ganz neu ausrichten auf Gott.

Und es das Wichtigste, dass Gott selbst am Werk ist in den Menschen,die er ruft.
Dass er vielfältige Wege findet, sein angefangenes Werk in ihnen zu einem guten Ziel zu bringen!
Es liegt nicht in erster Linie an uns und der perfekten Verkündigung.
Haben wir Vertrauen in Gott und bitten wir für die neu zum Glauben kommenden.
Freuen wir uns darüber - auch wenn sie anfangs nicht immer alles ganz richtig verstehen.
Und tun wir, was uns in unserem Umfeld möglich ist, um sie beim "Wachsen" zu unterstützen!

Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Cleopatra
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Re: Moderne Verführung - Evangelium light?

von Cleopatra am 06.08.2018 07:40

Und genau deshalb finde ich es nämlich immerwieder wichtig, die ganze Bibel zu kennen und anzunehmen und nicht nur einzelne Bibelstellen, die sich das eigene "Evangelium" unterstreichen und zurechtbiegen.
Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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Leah
Gelöschter Benutzer

Re: Moderne Verführung - Evangelium light?

von Leah am 05.08.2018 19:07

Wehe dem, der sich einen Christus selber bastelt, der einen einzigen Namen nicht oder einen Namen weniger haben soll, als die Schrift sagt oder der umdeutet, was da steht. Der glaubt nicht an den Namen des Sohnes Gottes, sondern an einen anderen.

hallo Ihr Lieben,

Das Zitat habe ich weiter oben geschrieben und das geht natürlich gar nicht, da wehe zu sagen. Entschuldigung bitte. Was ich sagen wollte ist, dass es leicht ist, sich einen Götzen aus Gedanken zu machen und so zwar an einen "Jesus Christus" zu glauben, der aber nicht der wahre Gott ist.

Es gibt wahrlich viele Christusse: 

Den Esoterik-Christus, der Energie ist, die man anzapfen kann nach belieben für Heilungen und andere "Wundertaten".

Den katholischen Christus, der die Hilfe vom Papst und der Maria braucht, weil er ohne Hilfe nicht zurechtkommt.

Den Zeugen Jehovas-Christus, der zwar Gottes Sohn ist und der Ewige und der Schöpfer und der, der die Macht hat, Leben zu geben und zu nehmen, wie er will und der, der eins ist mit dem Vater und der, der völlig ohne Sünde ist, und der Gott und das Wort ist, das Fleisch wurde, aber trotzdem nicht Gott sein soll, wie auch immer das möglich sein könnte.

Den unheiligen Kuschel-Christus, der alle liebt und alle rettet.

usw.

Und wenn wir an so einen Christus glauben, dann ist es halt nicht der wahre Christus und damit gehen wir halt trotzdem verloren.

Leah

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Leah
Gelöschter Benutzer

Re: Moderne Verführung - Evangelium light?

von Leah am 05.08.2018 07:06

Hallo Burgen,

ja, in Apg 13, ab Vers 15 wird es beschrieben, was eine gute evangelisiche Verkündigung ausmacht. Paulus erinnert die Zuhörer erst an das, was sie aus der Schrift kannten (Vers 16-21). Dann bezeugte er, dass in der Schrift Jesus angekündigt war (Vers 22-23). Dann erklärt er, dass Buße nötig ist und dass sie schuld am Tod des Messias Jesus hätten (Vers 24-28). Er schont sie nicht, aber er haut ihnen die Wahrheit auch nicht mit einem Holzhammer auf den Kopf. Er lässt Raum zum Atmen, weil er sagt, sie hätten ihn verworfen, damit die Schriften erfüllt werden. Und so betont er auch die Souveränität Gottes und leitet über, das Evangeliumzu erklären mit allem, was dazugehört (Vers 29-39). Und dann ermahnt er sie, sich nicht zu verstocken (Vers 40-41).

Danke für die Schriftstelle.

Leah

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