Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von geli am 15.08.2020 19:04

Ja, es wurden sehr viele Facetten der Vergebung beschrieben, und ich sehe daraus, dass es bei diesem Thema - wie auch bei vielen anderen der Bibel - keine für alles gültige Antwort gibt.

Auch Jesus hat den Hohenpriester korrigiert und ihn gefragt, warum er ihn schlägt. Andererseits hat er am Kreuz gebetet, und damit allen vergeben.
Ebenso Paulus - er hat sich schlagen und ins Gefängnis stecken lassen, aber an anderer Stelle hat er sich auf seine römische Staatsbürgerschaft berufen und die Beamten darauf hingewiesen, dass sie kein Recht hätten, ihn zu schlagen.

Wie immer benötigen wir den Heiligen Geist, der uns zeigen kann, wie wir im einzelnen Fall mit dem Thema Vergebung umgehen sollen.

Mir fällt gerade auch noch ein älteres Beispiel ein, das ich mit meinem Sohn und einem seiner Freunde erlebt habe.
Es trifft vielleicht nicht ganz das Thema - drückt aber aus, dass man für jede einzelne Situation um Weisheit bitten muss und dass es eben keine allgemeingültige Regel gibt, wie Gott handeln will.

Normalerweise bin ich jemand, der immer gesagt hat, dass man sein Unrecht einsehen, es eingestehen soll und auch nach Möglichkeit versuchen soll, entstandenen Schaden wiedergutzumachen.

Und es  kam im Leben meines Sohnes und dessen Freund auch des öfteren vor, dass sie Dinge wiedergutmachen mußten.

Eines Tages hatten sie in einem Rohbau bei uns in der Nähe groben Unfug angerichtet, und ich sollte deshalb eine Aussage darüber machen, wer alles außer meinem Sohn noch dabei gewesen sei. Für meinen  Sohn war die Sache klar, aber die Eltern von seinem Freund hätten ihn wohl wirklich "fertig" gemacht, wenn sie erfahren hätten, was er dieses Mal schon wieder angerichtet hatte.

Mein Eindruck war dieses Mal ganz klar, dass es für den Freund nicht gut wäre, wenn seine Eltern erfahren würden, dass er schon wieder mit der Polizei in Konflikt geraten wäre. Aber lügen wollte ich auch nicht. Also sagte ich bei der Polizei aus, dass ich zwar wüßte, wer dabei war, dass ich das aber nicht sagen wollte.
Der Polizist, der die Sache aufnahm, meinte dann, dass wir dann wohl die Rechnung für den Schaden alleine tragen müßten. Allerdings war mir klar, dass mein Mann das nicht mittragen würde, und befürchtete, dass es dann wohl doch dazu kommen würde, dass der Name des Freundes genannt werden würde.

So habe ich erst mal gebetet und war gespannt, wie es weitergehen würde.
Ja - und ich konnte es eigentlich selbst kaum glauben - es kam nie eine Rechnung oder irgendeine andere Forderung an uns.

Das habe ich dann als Bestätigung dafür gesehen, dass mein Eindruck, dass der Name des Freundes dieses Mal nicht in Erscheinung treten sollte, richtig war - obwohl das eigentlich total gegen meine Grund-Überzeugung war, dass jeder für seine Taten geradestehen muß.

Dieser Freund hat sich übrigens einige Zeit später für Jesus entschieden  

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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von geli am 15.08.2020 18:46

Cleo: h hoffe, jetzt ist es ein bisschen besser verständlich.

Danke fürs Erklären!  

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Cosima
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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cosima am 15.08.2020 16:25

Liebe Hannalotti, 

genau in so einem Fall ist es dringend nötig, Anzeige zu erstatten. 
Die Opfer sind oft nicht fähig dazu, weil sie sich selbst mitschuldig fühlen. 
Und oft wird ihnen nicht geglaubt. 

Menschen, die so einen Missbrauch erlebt haben, brauchen dringend Hilfe. 
Wenn Jesus ihr Herz erreicht, sie sich ihm öffnen können, haben sie eine Chance, 
das Trauma zu verarbeiten und am Ende vergeben zu können, um frei zu werden.
Denn sonst sind sie an die Erinnerung, an das Schreckliche, das ihnen angetan wurde, 
gebunden. 

Auch da ist Vergebung heilend. Doch das kann nicht erzwungen werden, das kann nur 
durch Liebe heilend wachsen.


Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB

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Hannalotti

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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Hannalotti am 15.08.2020 14:44

pray: Angenommen, es geht um ein richtig schweres Vergehen, das auch eine Straftat darstellt. Angenommen, eine Frau wird von einem Mann vergewaltigt wird, angenommen, ein junges Mädchen von ihrem eigenen Vater missbraucht, was vorkommt. Soll die Frau oder das Mädchen 'einfach so vergeben', insbesondere auch dann, wenn der Täter in keiner Weise Reue zeigt? Darf oder soll die Frau eine Strafanzeige veranlassen? Besteht dazu nicht sogar eine gewisse gesellschaftliche Verpflichtung?

Wenn die Frau oder das Mädchen die Kraft zur Vergebung hat, ist das großartig.

Aber: Es sollte aus ihr heraus kommen und nicht durch Menschen "erzwungen" werden: "Du musst (!) vergeben."
Ich denke, das ist ein Prozess, der nicht von heute auf morgen getan werden kann. Missbrauchsopfer benötigen nicht auch noch Druck und Schuldgefühle von außen.


Die Frau/das Mädchen wird körperliche Schmerzen und vor allem auch extreme Verletzungen an ihrer Seele erlitten haben.
Das ist ein furchtbarer Eingriff und bei den meisten Frauen geschieht eine Heilung nicht sofort.


Jesus sagte am Kreuz: "Vater vergibt ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun."
Unter diesen werden bestimmt einige gewesen sein, die nichts bereut haben. Ja, eigentlich soll es so sein, aber Gott ist treu und geduldig und hilft zu vergeben. Zeit und Art und Weise bestimmen dabei nicht andere Menschen.
Es ist großartig, wenn eine Frau/ein Kind sofort vergeben kann. Und ich glaube, das können die meisten Missbrauchsopfer nur durch die Kraft, die Jesus dazu schenkt.

Handelt es sich um einen Täter, der nicht aufhört, Frauen/Kinder zu vergewaltigen, muss unbedingt Anzeige erstattet werden.
Ein Kind wird wahrscheinlich nicht die Kraft haben, den Vater anzuzeigen. Die Opfer selbst haben es oft auch nicht oder wagen es nicht durch Abhängigkeit oder Drohungen.
Erfährt ein Außenstehender davon, ist es sogar seine Pflicht, den Täter anzuzeigen. Ansonsten erleben noch mehr Menschen großes Leid.
Ich erinnere mich an Erzählungen von Joyce Meyer, die von ihrem Vater sexuell missbraucht wurde. Sie konnte ihrem Vater durch die Liebe Jesu vergeben und fand einen Mann, durch den Gott ihr Heilung schenkte (der 2. Mann: David ) ... Aber das alles geschah nicht sofort, sondern zog sich über die Jahrzehnte hinweg.


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Cosima
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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cosima am 15.08.2020 12:37

Liebe pray, 

das stimmt: 

Joh. 18,23: Jesus entgegnete ihm: Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe,
dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich?
Das war ein öffentliches Geschehen. Um der Menschen willen, die dabei waren musste Jesus klar
machen, dass es Unrecht war, was ihm angetan worden ist. 

Was mir angetan wurde, war nur meiner Familie bekannt und es wurde auch niemals nach Außen
davon berichtet. Ich habe auch nie nachgeforscht, ob sie das weiter verbreitet hat. 
Darüber hatte ich Frieden. Ich denke, dass Gott mir das geschenkt hat, weil ich wirklich vergeben hatte.

Grüße von Cosima.

Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB

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Cleopatra
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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cleopatra am 15.08.2020 09:28

Guten Morgen, liebe geli, 
ich habe meinen obrigen beitrag farblich bearbeitet.
Das Blaube war quasi eine kleine eigene Wortwahl als Bestätigung deiner Wortwahl (du hattest ja vor allem beschrieben, wie man selbst mit dem Thema Vergebung umgeht, was dies bedeutet in der Handlung).
 
Meine schwarzen Worte waren da zusätzliche Ergänzung, das "aber" bezog sich aber auch nicht auf deinen Beitrag, sondern war ein "aber" innerhalb meines eigenen beitrages, in dem ich selbst in meiner beschreibung einen zusätzlichen Hinweis gebe.
Ich hoffe, jetzt ist es ein bisschen besser verständlich.
 
Liebe Grüße, Cleo
 

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pray

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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von pray am 14.08.2020 23:28

Liebe Cosima,

 

du schriebst, dass du sogar dir angetanes Unrecht klaglos hingenommen hast. Dein Verhalten finde ich echt bemerkenswert - vor allem bei dem wunderbaren Ausgang mit einer Bekehrung der "Widersacherin".

Ich weiß nicht, ob ich das auch so gemacht hätte. Ich denke an Joh. 18,23: Jesus entgegnete ihm: Wenn es nicht recht war, was ich gesagt habe, dann weise es nach; wenn es aber recht war, warum schlägst du mich?

Auf jeden Fall freue ich mich, dass dank Gottes Weisheit und deinem Frieden alles so gut wurde. Mehr schaffe ich heute wohl nicht zu schreiben, ist schon soooo spät und soooo warm.

 

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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von geli am 14.08.2020 19:47

Cleo: Aber diese Sache jemanden weiterhin vorwerfen

Liebe Cleo, wenn ich Deine Antwort auf meinen Beitrag lese, kommt es mir vor, als hättest Du mich total falsch verstanden? Vielleicht auch wegen dem Beispiel mit Deinen Eltern, dass Du bei diesem Thema "vorgeschädigt" bist? 

Mir ging es gar nicht darum, jemandem etwas vorzuwerfen. Mir ging es darum, wie ich die Last, die jemand dadurch auf mich legt, dass er mit Schaden zufügt. am besten aus meinem Leben wegbekomme und wieder eigenen Frieden finden kann.

Das bedeutet aber nicht, dass man nicht Gefühle benennen darf - bevor ich eine "Last" an Jesus ver-gebe, ist es sogar sehr hilfreich, sich die Gefühle, die man hat, einzugestehen und sie auch im Gebet - unter Umständen mit jemandem zusammen - vor Gott zu bringen. 

Das bedeutet meiner Meinung nach auch nicht, dass man dem anderen eine Sache nicht "vorwerfen" darf. Zwar nicht im Zorn, aber dennoch ist es manchmal hilfreich, eine Sache bei dem anderen anzusprechen, um eine Lösung zu finden.

Aber das Thema war ja: Wenn es jemanden nicht reut, bzw. wenn jemand seine Schuld nicht zugibt oder nicht erkennt.
Dann wird es in den meisten Fällen so sein, dass man es erst gar nicht zur Sprache gebracht hat, oder dass das Ansprechen der Sache zu nichts geführt hat.

Da hat, finde ich, Cosima ein gutes Beispiel gebracht.
Sie hat vergeben - also die Schuld an Jesus weitergereicht - und so war die Sache nun in seiner Hand. Es war nun eine Sache zwischen ihm und dieser Frau. Ja, und er hat - wenn auch erst nach vielen Jahren - dieser Frau ihre Schuld bewußt gemacht, und so konnte die Beziehung mit dieser Frau geklärt werden.

Das ist, was Gott, bzw. Jesus tun kann, wenn wir vergeben - wenn wir die Person des anderen samt seiner Schuld  in seine Hände legen.

Und selbst, wenn eine Sache nicht so gut ausgeht wie mit dieser Frau nach 40 Jahren, wenn derjenige seine Schuld nie einsieht, so können wir dennoch Frieden über einer Sache finden, weil wir wissen, diese Schuld ist bei Jesus am besten Ort der Welt. Die Last der Schuld der anderen ist bei Jesus am Kreuz auf jeden Fall besser aufgehoben als wenn sie in unserem eigenen Herzen Unheil anrichtet!

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Cleopatra
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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cleopatra am 14.08.2020 14:29

Liebe Cosima,
 
dein Beitrag hat mich wirklich sehr berührt, zum einen zeigt es, wie sogar lange, wiederholte Verletzungen vergeben werden können, aber auch, dass Reue möglich ist.
 
Ich fühle mich ermutigt, auch ein Beispiel zu nennen:
 
Nach meinem Unfall 2007 war ich in einigen Rehas und Kliniken, alle kurz hintereinander, die Lücken waren gefüllt mit ambulanten Therapien.
 
Als ich in der Klinik war, konnte ich selbstverständlich auch in der Seelsorge nicht tätig sein, auch war ich nicht mehr viel am Handy, da ich ja in den Therapieeinheiten das Handy im Zimmer liegen hatte.
 
Eine Person hat dies nicht verstanden und mich enorm unter Druck gesetzt.
 
Ich erhielt SMS inhaltlich wie "wenn du dich jetzt bei mir nicht meldest, nehme ich die vielen Medikamente, die da bei mir liegen" oder "ich stehe gerade oben auf der Brücke...." und so, ich wusste aber auch nicht, wo genau diese Person war (übers Internet kennengelernt).
 
Da ich selbst natürlich auch emotional sehr angeschlagen war, hat mich dieser Druck enorm fertig gemacht.
 
Ich habe irgendwann den Kontakt bewusst abgebrochen, daraufhin habe ich gelernt, was Vergebung bedeutet:
 
Vergeben bedeutet nicht Vergessen.
Vergeben bedeutet auch nicht, sich immerwieder in gefährliche Situationen zu begeben.
 
Ich habe der Person immerwieder vergeben und ihr "eine neue Chance gegeben".
Also wurde ich wieder neu unter Druck gesetzt.
 
Wieder "musste ich ihr vergeben, weil ich ja ein anständiger Christ bin" (so war es gefühlt).
Und wieder wurde ich neu enttäuscht und unter Druck gesetzt.
 
Ich habe mich damals viel beschäftigt mit diesem Thema. Ich weiß nicht mehr, wie genau ich dazu kam, aber irgendwann wurde mir klar, dass ich dieser Person weiterhin von Herzen vergeben darf, was aber nicht bedeutet, dass ich immerwieder neu den Kontakt zustimme, der mir ja nachweislich immer mehr gesundheitlich schadete (ich war ja selbst noch völlig angeschlagen und Krank).
 
Ich habe dieser Person noch einmal gesagt, dass ich ihr von Herzen vergebe, aber den Kontakt abbreche.
 
Dies hat diese Person nicht akzeptiert.
 
Sie suchte Kontakt über andere Christen (es war bei Glaube.de, sie meldete sich mehrmals unter anderen Nicknamen an und versuchte, über den Kotakt anderer Mitarbeiter Kontakt zu mir zu bekommen nach dem Motto "nu schau doch Cleo, gib ihr eine Chance, schau, wie reumütig sie ist", was mich zuerst neu unter Druck setzte, denn ich wollte ja nicht verbittert oder so sein).
 
Nun, jetzt sind ca 12 Jahre vergangen und wenn ich an diese Person denke, dann denke ich liebend an diese Person.
 
Ich wünsche ihr, dass sie Gott näher gekommen ist, ein schönes Leben hat, einfach alles erdenklich Gute.
 
Aber den Kontakt zu ihr wünsche ich einfach weiterhin nicht, erst Recht nicht über das Verbergen der eigenen Person.
 
Ich kann aber auch im Nachhinein nicht sagen, dass alles nicht so schlimm für mich gewesen wäre oder so.
 
Ich rede es nicht klein, ich weiß, dass ich sehr darunter gelitten habe, das ist Fakt.
Aber ich trage dieser Person nichts nach, weil ich die Zeit und Situation als negativ erlebt habe, nicht den Menschen an sich.
 
Ich denke, so ist auch gelebte Vergebung, ein Beispiel eben dafür, wie ich selbst Vergebung sehe.
 
Hier wurde ich mehrmals um Vergebung gebeten, aber es wurde immerwieder wiederholt.
 
Ich weiß, hier geht es darum, wenn eine Person es nicht reut, ob die Person dieses "Entschuldigung" ernst gemeint hat oder nicht (schließlich änderte sich das Verhalten nicht), mag ich nicht beurteilen.
Aber ich denke, es ist eine Ergänzung zum großen Thema Vergebung.
 
Liebe Grüße, Cleo
 
 
 
PS: Bevor es falsch verstanden wird: Die Person war weiblich
 

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Cosima
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Re: Muss man dem Anderen vergeben, auch wenn es ihn nicht reut?

von Cosima am 14.08.2020 13:09

Hallo liebe pray, 

seit du diesen Thread eröffnet hast, wollte ich dir schon antworten, habe es aber aus 
Zeitgründen nicht geschafft. 
Jetzt versuche ich, dir meine Gedanken über das Thema "Vergebung", zu schreiben. 

Ich habe ziemlich einschneidende Erfahrungen damit gemacht. Als ich sehr jung war, 
Jesus schon kannte, aber noch nicht wiedergeboren war, wurde ich sehr verletzt, immer 
wieder und auch in schriftlicher Form. Meine Familie hat mir geraten, etwas dagegen zu 
unternehmen, um das zu beenden. Doch ich war nicht bereit dazu. Ich hatte den Eindruck, 
dass diese Frau Hilfe braucht. Ich konnte ihr vergeben, denn was sie gegen mich aussagte, 
waren Lügen. Ich habe sie nicht richtig gestellt. 

Als ich Christ wurde, habe ich viel für sie gebetet und sie gesegnet. Ihr Hass auf mich war 
immer noch spürbar. 

Nach etwa vierzig Jahren hat sie mich um ein Gespräch gebeten. Ich willigte gern ein und es 
wurde auch für mich gebetet, von meinem Gebetskreis. Und da sagte sie mir:
Sie sei zur Beichte gewesen und der Pfarrer hat sie darauf hingewiesen, dass sie mich um
Vergebung bitten muss, sonst wird sie keinen Seelenfrieden haben, den sie sich so sehr
gewünscht hat. 

So konnte ich ihr erzählen, dass ich ihr schon lange vergeben hatte, und für sie gebetet 
habe, mein Herz war offen für sie. Von ihr habe ich dann erfahren, warum sie mich so 
behandelt hat. Auch sie war eine Frau, die Schweres erlebt hat und davon nicht frei wurde, 
weil sie Jesus Christus erst im Alter begegnet ist. Sie wurde noch frei, Gott sei Dank! 

Ich weiß, dass es nie zu spät ist, um Vergebung zu bitten. Natürlich ist das Maß des Vergehens
auch ausschlaggebend, für den Täter und das Opfer. 
Und man kann sich immer von Jesus Christus helfen lassen, dass das Herz frei wird von Verurteilung. 
Den Frieden, den er dafür schenkt, der ist es wert - zu vergeben! 

Grüße von Cosima. 


Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB

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