Im Gespräch mit Vater

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Im Gespräch mit Vater

von marjo am 09.09.2015 10:03

Rapp schrieb: Aber es war schon ein Ringen im Gebet, bis ich eben tun konnte, was Vater geplant hatte...

So erlebe ich es auch. Immer so scharf an der Grenze zwischen "Trägst du noch mein Joch, oder schon wieder dein eigenes?" Obwohl ich es nicht schwer habe (mein Joch ist leicht... Math. 11,30) , ist die Hilfe des Ewigen niemals billig zu haben. Kein Gefühl der Verfügbarkeit von Gottes eingreifen will sich bei mir einstellen. So nah er mir auch ist, so unfassbar (buchtsäblich) ist er mir trotz allem geblieben. Trotz allem? Ja. In all den Jahren hat er mir schon unzählige Male beigestanden, Steine ausgeräumt, Türen nicht nur aufgeschlossen.... er hat Türen erschaffen die vorher gar nicht vorhanden waren und sie für mich geöffnet. Andere Türen standen weit offen und ich sollte sie nicht durchschreiten.

Gruß, M. 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 09.09.2015 10:04.

marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Im Gespräch mit Vater

von marjo am 11.09.2015 08:28

Ich verfasse einen Text. Eine Streitschrift in der ich einen Dozenten widerlege. Gründlich, ausführlich. Fast euphorisch über die Freude, Gott verstanden zu haben und dies alsbald mitteilen zu können, lese ich erneut den Abschnitt in der Bibel und erstarre. Ich habe mich verlesen. Nicht gravierend aber doch so, dass ich meine Streitschrift in der Form nicht mehr ernsthaft aufrechterhalten kann. Es vergeht eine Zeit und der Heilige Geist in mir regt sich. "So kannst Du den Text nicht mehr veröffentlichen." Ich atme durch. Die Euphorie verfliegt wie ein Nebel im Morgengrauen. Der Text würde viel durcheinanderwirbeln, viele Debatten auslösen und am Ende könnte ich nicht einmal die Wahrheit erreichen. Ich atme erneut durch. Der Heilige Geist gibt keine Ruhe. Der Vater hat ihn genau dafür hergeschickt.

Ich lösche den Text. Komplett. Umschreiben bringt nichts. Mein Argument baut genau auf den Teil des biblischen Textes auf, den ich vorher anders in Erinnerung hatte. Ihn trotzdem abzuschicken wäre nicht im Sinne Gottes.

So kanns gehen.
M.    

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Im Gespräch mit Vater

von Rapp am 12.09.2015 08:09

"Wir brauchen ganz dringend noch einen Mann für unsere Basis in Wien. Das könnte doch etwas für dich sein?" Beni, damals Leiter der Ostmission, die Bibeln nach Russland schmuggelte, hatte mich angesprochen. Er wusste, dass ich eine befristete Arbeitsstelle hatte und so bald wie möglich geregelte Arbeit suchte. Wir vereinbarten einen Gesprächstermin mit dem Mann, der für die Basis in Wien verantwortlich war.

Inzwischen betete ich, aber Gott schien zu schweigen. Kein ja, aber auch kein klares nein. Da ein Anruf: Herr van Ohlen (Name geändert) sagte den Gesprächstermin ab. Grund war ein unvorhergesehenes Ereignis, das seine Anwesenheit in Wien notwendig machte. Wieder planen wir ein neues Treffen. Auch dieser Termin platzt. Diesmal schlimmer. Ein Kurir der Wiener Basis ist in der DDR aufgeflogen. Wien wird aufgegeben, die Mitarbeiter kommen heim... "Wir bauen in Athen eine neue Basis auf. Bring einen Kameraden mit und ihr könnt sofort von Athen aus arbeiten." Athen, wunderschön. "Vater, was sagst du dazu?" Nix. Auch wollte niemand mit mir dorthin kommen...

In dieser schwierigen Zeit wird mir die Drechslerei angeboten. Da sagt Gott sehr deutlich. "Kaufe, mein ist Silber und Gold..." Das war mein Weg ins Geschäftsleben. 

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Im Gespräch mit Vater

von marjo am 12.09.2015 13:29

Da saß sie vor mir. Eine alte Dame, nicht höher als 1.50m und sehr schmächtig. Die Füße und die Händen waren sehr entstellt. Seit Jahrzehnten ist sie angewiesen auf die Hilfe Anderer. Kann sie ihre Hände noch einigermaßen gebrauchen, stecken ihre Füße in speziell angefertigten Schuhen denen man das auch ansieht. Ohne diese Schuhe kann sie nicht gehen.

"Das ist eine Krankheit.", berichtet sie mir. Als junges Mädchen habe es angefangen und mit 16 Jahren hat sie schon eine jahrelange Zeit in Hospitälern hinter sich. Damals in den frühen 1930iger Jahren gab es noch keine Hochleistungsmedizin wir wie es heute kennen. Den ersten Weltkrieg habe sie nicht mitbekommen, aber den zweiten dann mit aller Wucht. Flucht, Tod und Zerstörung sind schlimme Erlebnisse. Diese Erlebnisse als immobiles Mädchen zu erleben, erreicht enen Grad an erlebter Hilfslosigkeit die ich wohl niemals verstehen werde. Flucht ohne selber flüchten zu können.

Der Vater im Himmel wusste, was er dieser Dame zumuten kann. Er wusste auch, was das aus und mit dieser Dame machen würde. ich schaue sie an. Klein, gebeugt und in jeder Hinsicht hilflos. Was ich sehe gleicht einem Engel. Theologisch ist dieser Vergleich nicht sonderlich haltbar, aber ich kann es nicht anders beschreiben. Ich sehe eine Frau die strahlt. Ihre Ausstrahlung nimmt mir zeitweise den Atem. Freundlichkeit, Fröhlichkeit, Geduld und Vertrauen in den Vater wie ich es selbst in den zeugnishaften Büchern über große Glaubensvorbilder nur selten erlebt habe. Ich kann es nur mit "strahlen" beschreiben. Es tut mir leid, wenn ich diesen abgedroschenen Begriff verwenden muss, um diese Frau zu beschreiben.

"Darf ich Dich bald einmal wieder besuchen?", frage ich zaghaft. Der erste Besuch dauert nicht lange. Nur kurze Begrüßung, eine Tassee Tee, ein kleines Schwätzchen. Länger wäre zu viel gewesen. Für mich.

Ich durfte sie wieder einmal besuchen.




Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.09.2015 13:31.

marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Im Gespräch mit Vater

von marjo am 16.09.2015 06:29

Der Zeitpunkt hätte nicht besser sein können. Bevor wir viele Schulden machen müssen um das Haus zuende bringen zu können, bekommt wir ein weiteres Angebot für das alte Haus meiner Schwiegereltern. Ich freue mich leise und jubele schüchtern. Der Vater im Himmel steht zu seinem Werk, ich habe mich nicht getäuscht, bin fest geblieben im Vertrauen.

"Mein Bruder wird dabei sein, wenn sich die Interessenten das Haus ein weiteres Mal anschauen.", berichtet mir meine Frau. Das Herz rutscht mir in die Hose und ich gucke vermutlich wie ein Bus in einer Leerfahrt. Der Bruder? Ausgerechnet der Bruder? Dieser Ausbund an Unzuverlässigkeit. Ich sehe das alte Haus quasi einstürzen, so viel an möglicher Unsicherheit traue ich meinem Schwager zu. Rasch beginne ich auf meine Frau einzuwirken. "Nur nicht dein Bruder!", rufe ich entsetzt aus. Meine Frau schaut mich verständnis los an. "Wer weiß, was er den Interessenten noch alles erzählt. Selbst beim Kauf eines Handys hat er sich schon übers Ohr hauen lassen. Wie soll es denn erst bei dem großen Haus werden?!", rufe ich fast verzweifelt hinterher. Meine Frau wiegelt ab, ich ziehe mich in Gedanken voller Unbehagen zurück.

Später begreife ich, was passiert ist. Der Ewige Gott hat es bereits zwei Mal geschafft Interessenten für dieses Haus zu finden. Es ist ein großartiges Haus, aber es hat auch ein paar wenige Nachteile, der Denkmalschutz gehört dazu. Schwer, so etwas zu verkaufen, dass mussten wir erfahren. Nun sind da also die Interessenten und ich habe Gott dafür gedankt und nun das.

Fast höre ich die Stimme in mir die sagt: "Wenn Du mir zutraust diese Interessenten zu finden und mit dafür dankst, ist das gut. Deinem Schwager zuzutrauen mir durch Unachtsamkeit in die Quere zu kommen, ist allerdings ein starkes Stück." Natürlich hätte Gott recht, würde er mir so etwas sagen. Ich muss an Elia denken. Zwar bin ich kein Prophet, aber in die Wüste rennen würde ich jetzt am liebsten auch.

So sitze ich hier und trinke einen Kaffee mit Gott. Ich atme durch und lasse ihn einfach machen. Vielleicht schickt er mir ja auch noch ein sanftes Sausen.  

Antworten Zuletzt bearbeitet am 16.09.2015 12:29.

Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Im Gespräch mit Vater

von Rapp am 16.09.2015 12:24

Mein Lieber,

wie gut ich dich verstehe! Aber bitte, renn nicht erst bis zum Horeb. Elia wurde erst mal gefragt, was er da mache. Dann aber sandte Gott ihn in die Gegenrichtung und dort in Feindesland einen Staatsstreich anzuzetteln, um einen König auszuräumen. Und dann sollte er sich noch überflüssig machen und den Elisa an seiner Stelle einsetzen... Das wär ne Herausforderung!

Ja, das sanfte Sausen...

Auf der Bibelschule predigte ich mal in diesem Sinn über den Elia. Einige meiner Klasse waren absolut mit meiner Auslegung unzufrieden, konnten mich aber nicht widerlegen. Und der Dozent? Der meinte trocken: "Das sehe ich zwar auch nicht ganz so - wenn aber Gott so zu uns redet, sollten wir ihm nicht ins Wort fallen...

Geh weiter mit dem Herrn, er wird alles zum Besten machen.

Willy

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