Was sich einbrennt

[ Nach unten  |  Zum letzten Beitrag  |  Thema abonnieren  |  Neueste Beiträge zuerst ]


cipher
Gelöschter Benutzer

Was sich einbrennt

von cipher am 07.05.2014 10:36

Vermutlich bei den meisten von uns gibt es Ereignisse, Bilder und Situationen, die sich in unser Erinnerungsvermögen unauslöschlich einge"brannt" haben. Manche sind erfreulich, angenehm, andere beunruhigend, schrecklich, aufregend, wieder andere nur schön und immer neu mit großer Dankbarkeit an unseren Herrn verknüpft. Manche kann man erzählen, andere wiederum verlassen nie in Worte formuliert unseren Mund.

Was mich ab und an noch erschreckt, sind zwei Situationen bei unserem Hausbrand vor einigen Jahren. Einmal die donnernde Stichflamme, die mir plötzlich aus unserer Dunstabzugshaube entgegenschlug. Dann - das Ereignis fand bei klirrender Kälte und heftigem Schneefall statt - die endlos langen Minuten, während hinter mir in der Wohnung das Geschirr borst, das Holz prasselnd verbrannte, die Schränke von den Wänden polterten. Als die Feuerwehr an der Tür war, drängte mich der erst gleich auf die Seite, um ins Haus zu stürmen. Ich bin schwer gehbehindert und stolperte ein, zwei Stufen eine Treppe hinauf. Dort war der Rauch so dicht, dass ich zu ersticken glaubte. So schleppte ich mich in den oberen Flur ans Fenster, um es zu öffnen, doch auch hier keine Luft, nur beißender Qualm. So stolperte ich die Treppe wieder hinunter - und fiel unten direkt einem Sanitäter aus der Qualmwolke in den Arm, der mich auffing und nach draußen brachte.

Ich hatte schon die Glocken läuten hören. Dieses Ereignis das kommt ab und an über mich, wie ein Gewitter. Nicht oft, aber wenn, ist es nicht angenehm.

Ein Abend, eine Nacht, an einem der vielen Seen im kanadischen Westen, über mir das Nordlicht, das den Himmel auf einmal ungleich höher und weiter scheinen ließ. In unterschiedlichen grünen Farbtönen wallten gewaltige Vorhänge aus Licht über das Himmelszelt. Um mich her vollkommene Ruhe - nicht Stille, Ruhe. Wie gebannt sah ich diesem göttlichen Schauspiel zu, und nun begannen, Vorhänge verschiedenfarbigen Lichtes über den Himmel zu ziehen, in Falten geworfen wie gigantische Leuchtgardinen. War die vorherrschende Farbe zunächst grün gewesen, kamen nun gelbe, rote und blaue Falten dazu, Strahlen verschiedenster Intensität schossen lautlos hoch hinauf ins Firmament - und ich kleines Menschlein war Zeuge eines der gewaltigsten Schauspiele, die sich der Schöpfer für uns ausgedacht hat. Immer wieder musste ich tieef  durchatmen. Herz - und Seele so weit geöffnet.

Ich kann nicht mehr sagen, wie lange ich dort so gesessen habe,  Gott um mich herum.

Schließlich verblaßten die Farben, und der Mond, der allmählich den Horizont hinaufgestiegen war, übernahm mit seinem silberglänzenden Licht die Herrschaft der Nacht. Langsam verging der Zauber, ich fand, behutsam und sacht, in das Hier und Jetzt zurück. Jetzt spürten ich, wie kalt es geworden war.

Noch ein letzter Blick auf den vom silberweißen Mondlicht übergossenen See, und ich begann den beschwerlichen Aufstieg in die alltägliche Wirklichkeit.

Antworten

« zurück zum Forum