Die selbstische Ursünde

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Pal

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Die selbstische Ursünde

von Pal am 01.12.2014 16:54

Erlaubt mir euch auf einen "Gedanken-ausflug" mitzunehmen, der mir/euch ev. ein paar Dinge deutlich machen könnte, die wir in dem Thread über Errettung und Gnade behandelten.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.12.2014 18:42.

Pal

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Re: Die selbstische Ursünde

von Pal am 01.12.2014 17:10

Die Zusammenhänge

 

Ich denke mir das dann wie folgt:

Ein wunderbares, harmonisches Leben mit Gott und paradiesischen Umständen. Nichts fehlte, alles war Wonne und Glück. Nicht der geringste Schatten von einer Traurigkeit oder Sorge.

Neben diesen äußerlich extrem positiven Umfeld findet sich dann ein Naturell in A&E, welches sie für die Sünde anfällig macht. Das Urproblem war mE ihr "Selbst", weshalb sie vor die wichtigste Entscheidung kamen:

Was mache ich, wenn mir die Schlange ein scheinbar wunderbares Angebot unterbreitet? -
Wie Gott zu sein war und ist ja etwas durchaus positives. Warum sollte das "wie Gott sein" auch je zur Sünde führen? Das klang doch so heilig und gut!
Aber gerade hier wurde ihnen die Falle aufgestellt.

In dem Moment, wo ich das "wie Gott sein wollen" mit meinem Ego-naturell erreichen möchte, befinde ich mich im Kräftefeld des Bösen => gott-los-gelöst. In diesem Kräftefeld (wo es um Herrschaft und Einfluß geht) suggerierte die Lust (Augenlust) und die verkehrte Gesinnung (nämlich um selbst so groß, mächtig, stark wie Gott zu sein), das jenes hochheilige Ziel durch eigene Mittel und Wege, selbstständig ,erreicht werden könnte.
Ja, noch schlimmer, das dieses Ziel genau über den Weg des Ungehorsams, der Rebellion, des "ohne Gott-Lebens" erreicht werden könnte.
"Ich selbst werde das schon erlangen! Ich mache das!"

Doch was hätte sie demgegenüber, viel eher tun sollen?

Sie hätten aus Liebe zu ihrem Gott, ihre eigenen Vorstellungen, ihre eigenen Lustempfindungen, gleichwie ein Opfer, verleugnen sollen. Sie hätten sich selbst, und ihren eigenen Plänen, entsagen müssen. Nur so wären sie auf dem Weg der Harmonie mit ihrem Schöpfer, und auf dem Weg der Sündfreiheit, geblieben.

Folglich hätten sie eine Entscheidung gegen sich selbst fällen müssen.
Doch genau solch eine Entscheidung widersprach ihrem Ego-naturell, das ihnen vorgaukelte: Mein eigener Weg ist ein begehbarer Weg und die Lüge des Feindes durchaus akzeptabel.

Wer wird sich gegen sich selbst entscheiden, wenn er faktisch mit sich selbst noch nie eine schreckliche Enttäuschung hatte? - Das hat übrigens nur allein der zweite Adam, Jesus Christus, fertig gebracht!
Wer wird die Liebe zu Gott höher achten, als die (Vor-)Liebe zu sich selbst?

Nun kam der grauenvolle Tag des Sündenfalls.
Eva begegnet dem Versucher und die Weichen waren für das "Zugunglück" gestellt.
1Mo 3:6 Und das Weib sah, daß der Baum gut zur Speise und daß er eine Lust für die Augen und daß der Baum begehrenswert wäre, um Einsicht zu geben

Eva reagiert wie jeder natürliche Mensch. Sie ließ sich von äußerlichen Eindrücken und ihrem  ur-eigenen Verlangen überrumpeln.
Das Gegenargument, um eben nicht auf das zu achten, was die Augenlust (und der Hochmut des Lebens) ihr vorgaukelten, sondern viel mehr auf das Wort Gottes, auf seine Anordnung, stand nun zur Entscheidung.

Hatte Eva da einen freien Willen?

Mir kommt es vor, ihr Wille war bereits hier ein Sklave ihres starken "Selbst".
Ja, sie wählte selbst und sie war selbst daran schuld! Sie wählte, was sie wählen mußte, weil ihre Geistesaugen so blind und ihr Gewissen so unschudig taub waren, das sie sich um nichts in der Welt vorstellen konnte, das ihre "Selbst-entscheidung" das größte Verderben beinhalten könnte.

Warum sollte ich auch nicht das "Selbst" sein, was ich in meiner Veranlagung spüre? Warum dürfte ich nicht die Selbstständigkeit ausleben, die mir so einen Freiraum gewährt, das ich eben tun kann was ICH will?
Ich will mein eigenes Ich sein und muß mich dabei gegen Gott stellen, der mich gerade von meinem "selbstischen Übel" erlösen möchte.
Ich liebe mich und meine eigenen Vorstellung. Was Gott dagegen hätte, kann getrost verachtet werden. - Und schon war die Sünde geboren.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.12.2014 17:23.

Pal

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Re: Die selbstische Ursünde

von Pal am 01.12.2014 17:17

Was wäre nötig gewesen, um nicht zu sündigen?

Meine Antwort auf diese Frage würde lauten:
Einfach eine solch inbrünstige Liebe zu Gott, mit der es einfach ein Unding wäre um auch nur das Allergeringste, getrennt von Gott, getrennt von seiner Gemeinschaft, getrennt von seinem Rat auszuführen.

Da hätten A&E nur einmal ein paar winzig, kurze Stunden warten können, um die ganze Angelegenheit vor dem Sündenfall, mit dem Vater durchzusprechen. Allabendlich hatten sie immer die Gemeinschaft mit IHM genossen. Doch an jenem Abend war ihnen diese Gemeinschaft bereits vergählt.

Sie wollten dem VATER gar nicht mehr begegnen, weil sie ein Gefühl ihrer ur-eigenen Selbstständigkeit hinderte. Nicht schmerzte es in Ihnen, wie mit gottgewollter Buße, sondern viel eher, wollten sie nur ihre eigene, selbstständige Lebensweise schützen. Sie wollten weiterhin sie selbst sein. Ihr großes ICH sollte weiterhin unbehelligt bleiben. Die Konfrontation mit einem möglichen Zerbruch dieses Ichs sollte tunlichst vermieden werden. Ja, es galt das Übel zu verheimlichen und die Schuld auf andere abzuwälzen, nur damit ihr Selbst keinen Schaden erlangen sollte! Ihr Selbst sollte womöglich noch edel, gut, annehmbar, gestreichelt und verhätschelt, aus dem Sündenfall herauskommen.

 

Doch genau das ist unmöglich, weil das Selbst, als Liebesbeweis, zur Hingabe, zum Sterben, zur Vernichtung vorhanden ist (und war) und nicht um dafür noch irgendwelche Lorbeeren zu erheischen.

Somit erscheint mir nicht der Teufel sondern das Selbst als URPROBLEM.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.12.2014 17:22.

MichaR
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Re: Die selbstische Ursünde

von MichaR am 01.12.2014 19:59

sehr gut! 

ja ich meine auch, das die Selbstsucht das Problem ist. Nennt die Bibel wie wir wissen auch "Eigenwilligkeit" oder "Eigensinn".

Der Mensch tut sich schwer zu erkennen das Gottes Wege die allerbesten sind. Das ist das Problem, ja!

Unsere Freiheit, weil Gott ein Gegenüber wollte, ist gleichzeitig unser Vehängnis, aber das ist die Liebe des Vaters, das er uns "Freiheit" lässt und nicht zwingt, nicht mal zum ewigen Leben....

ich antworte nur, weil es noch keiner getan hat.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.12.2014 20:10.

Pal

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Re: Die selbstische Ursünde

von Pal am 01.12.2014 20:29

Ja, lieber Micha, ich denke mir dabei das mein "Selbst" zwei extrem unterschiedliche Möglichkeiten enthält.

# Zum einen sich von Gott abzuwenden und mein Selbst in Gottes Position zu stellen. - das Negativste.

# Zum anderen aber auch die Möglichkeit diesen "kostbarsten aller Besitztümer" IHM, als Liebesbeweis, auszuliefern = zu opfern.
gemäß dem Motto von: Joh 15:13 Niemand hat größere Liebe denn die, daß er sein Leben läßt für seine Freunde!

also dann im übertragenen Sinn: Niemand hat größere Liebe zu Gott denn die, daß er sein "Eigen-Ego-Leben" verliert für seinen Heiland!

 - das Positivste.

Somit habe ich mit dem größten Hindernis meines Menschseins auch gleichzeitig die größte Möglichkeit Gott zu verehren/dienen/lieben.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.12.2014 20:30.

Pal

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Re: Die selbstische Ursünde

von Pal am 01.12.2014 20:45

Dann kommt die Folgefrage:

War Eva bei dieser "Reizüberflutung" für ihr Selbst, wirklich "frei" um der Schlange einen ernsthaften Widerstand zu bieten?
War sie nicht eher bereits hier gebunden von sich selbst,  "frei von Gott" und deshalb schuldig, um sich an der Ursünde zu beteiligen?
War das dann nicht die Ursache, warum Gott sie in die Falle laufen ließ?

War es möglicherweise genau das, was Gott vorher wußte?
Das Eva ihr Selbst viel liebenswerter und wichtiger fand, als Gottes Willen?
Ihr eigener Wille wurde so zu ihrem Gefängnis, um sie unter die Macht/Sklaverei der Sünde zu bringen.

Und das Leben in der echten Freiheit der Kinder Gottes - eben aus der Liebe des Geistes und des Glaubens - wurde für sie, in dem Moment, kraftlos bzw. unerreichbar.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.12.2014 20:46.

MichaR
Gelöschter Benutzer

Re: Die selbstische Ursünde

von MichaR am 01.12.2014 20:53

War Eva bei dieser "Reizüberflutung" für ihr Selbst, wirklich "frei" um der Schlange einen ernsthaften Widerstand zu bieten?
sie war frei, absolut, was kein Wiederspruch zu dem ist, das Gott im Voraus wissen kann was geschenen wird.
Drum waren wir ja "Vor Grundlegung der Welt" erwählt, <--- also noch befor überhaupt Eva geschaffen war. (!)
Im Übrigen ist es letztlich gut, wie es im Römerbrief heist für uns, das Eva dies tat, nicht das die Tat gut war, aber letztlich ist dadurch der neue Bund in s. Blut nötig geworden, wenn wir mal bis heute vorausgehen. Auch dieses Ereignis musste wieder zum Guten mitwirken.
Denn vergessen wir nicht oder trauern wir nicht darüber, denn der Garen Eden war nicht das Paradies, nur ein Abbild davon, das Beste kommt erst noch.

... Joy to the wórld, .... 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 01.12.2014 20:58.

Pal

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Re: Die selbstische Ursünde

von Pal am 02.12.2014 05:47

Guten morgen, Micha, ich denke nicht das Eva frei war ihren "Ego-Gelüsten" zu widerstehen und somit sich selbst zu entsagen.
Genauso wenig hatte Adam eine Freiheit, unbeeinflußt zu bleiben von den neuen Eindrücken, die ihm seine Frau, nach dem Sündigen, vermittelte. Ja, auch Adam war mit einem "Selbst" erfüllt, das beides enthielt: Chance und Verderben.
Aber um in diesem Moment die Chance der echten Liebe zu ergreifen, hätte er sich gegen sich selbst entschließen müssen.

Wählte er wirklich aus freien Stücken in einer wirklich freien Entscheidung?
Das hieße, in einer Entscheidung, wo er wirklich unbeeinflußt sich auch gegen seine Frau entscheiden und für Gott agieren hätte können? -
Ich vermute nicht, weil sein ganzes "gesinnt sein" - was spontan daraufhin deutlich wird nur eines bezeugt: Ich-Bezogenheit, Selbstzentriertheit!
1Mo 3:11 Und er sprach: Wer hat dir's gesagt, daß du nackt bist? Hast du nicht gegessen von dem Baum, davon ich dir gebot, du solltest nicht davon essen?
1Mo 3:12 Da sprach Adam: Das Weib, das du mir zugesellt hast, gab mir von von dem Baum, und ich aß.

Hier wurde Adam wegen seiner eigenen Schuld hinterfragt. Was war seine ur-typisch menschliche, fleischliche Antwort?
Ich bin unschuldig. Mich trifft keine Schuld! Schuld hat die Frau, und Schuld hat der Gott, der mir so eine Frau gegeben hat. Ich, mein, mir mich, bleibt schön auf den Thron meines Lebens!

Nun könnte man argumentieren, das solch ein "fleischlich gesinnt sein" erst nach der Sünde in Adam "hineinfuhr".
Ich vermute jedoch, das diese Gesinnung bereits vorher vorherrschend war und genau diese Gesinnung zur Sünde führte:
Röm 8:7 Denn fleischlich gesinnt sein ist wie eine Feindschaft wider Gott, sintemal das Fleisch dem Gesetz Gottes nicht untertan ist; denn es vermag's auch nicht.

...mir kommt vor, das A&E es gar nicht vermochten um nicht zu sündigen, eben weil sie "nicht geistlich gesinnt waren". Dieses "geistlich gesinnt sein" (Röm 8:6) wäre die einzige Kraft gewesen, die sie vor der Sünde hätte bewahren können. Die Entscheidung um "nicht geistlich gesinnt zu sein" war der eigentliche Fehler. Die Entscheidung gegen Gott und für sich selbst, gegen den Gehorsam und für die Eigenständigkeit war bereits vor dem Sündenfall gefallen.

Oder denkt ihr euch, das unsere vorher völlig geistlich gesinnten, unschuldigen, friedliebenden, heiligen Ureltern, sich nun einfach so, wie beim Würfelspiel, für das Verkehrte entschieden? Mit Chancengleichheit von 50:50 um für oder gegen die Sünde zu entscheiden?

Warum liest man von null "Kampf" gegen die Versuchung? Warum von keinem Funken Widerstand? Warum so ein glattes Zusammenspiel mit der Schlange? - Wenn nicht deshalb, weil sie überhaupt kein Interesse an Selbstlosigkeit hatten? - 

Ihr Selbstverwirklichung, ihre Fleischlichkeit, war bereits vor dem Sündenfall ihre zentrale Triebkraft. Ja, sie wurde die eigentliche Ursache der Sünde!

Zumindest erscheinen sie mir gar nicht so rein "wirklich frei", wie es gerne angenommen wird.


Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.12.2014 05:52.

Wintergruen
Gelöschter Benutzer

Re: Die selbstische Ursünde

von Wintergruen am 02.12.2014 06:36

einen schönen guten morgen lieber Pal 


ich habe nicht alles bis ins Detail gelesen,, aber so wie ich dich bisher verstanden habe  sagst du das Adam und Eva nicht frei waren, sondern gefangen worin auch immer...

War dieses Gefangensein  bis vor der Sünde Gut oder Schlecht ?  was denkst du , habe aber noch mehr Fragen, die folgen dann nach deiner Antwort..

doch eine Frage noch : warum wurden Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben... ??? 

LG


Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.12.2014 06:47.

Pal

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Re: Die selbstische Ursünde

von Pal am 02.12.2014 06:59

Ja, einen wunderschönen guten morgen, liebe Wigrü!

Wigrü: War dieses Gefangensein bis vor der Sünde Gut oder Schlecht ? was denkst du ?

Ich denke mir das diese - ich nenne es einmal "Befangenheit vom Selbst", gut hätte sein können, wenn die Beiden mit dieser Problematik zu ihrem Vater und Erlöser - dem Löser aller Problematiken - gekommen wären.

Dann hätten sie so in etwa zum Vater sagen können:
Lieber Vater im Himmel, ich verspüre so einen starken eigenen Drang um Dinge zu tun, die mich von dir abtrennen/wegbringen. Hilf mir doch bitte, um die Gefahr richtig zu erkennen, richtig damit umzugehen und eine Kraft von deiner Liebe zu erhalten, das mich dieser Drang (nach Selbstverwirklichung) nur noch näher zu Dir hin bringt und nicht von Dir abscheidet.

=============

Um es mit Joh.15 zu sagen wäre ihre einzige Lösung wie folgt gewesen:

A&E, ihr seid rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Aber bleibet in mir (bleibt unbedingt in der Gott-verbundenheit) und ich in euch. Gleichwie die Rebe kann keine Frucht (der Sündlosigkeit/Heiligkeit) bringen von selber, sie bleibe denn am Weinstock, also auch ihr nicht, ihr bleibet denn in mir.
Ich bin euer Weinstock, ihr seid meine Reben. Wenn ihr in mir bleibt und ich in euch, dann bringt ihr hier, im Pardies, viele Frucht, aber ohne mich (getrennt von mir) könnt ihr nichts tun um dem Bösen/Widergöttlichen/Sünde/Ungehorsam zu widerstehen.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 02.12.2014 09:11.
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