schwibelschwabel voll

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Rapp
Gelöschter Benutzer

schwibelschwabel voll

von Rapp am 18.07.2016 10:50

Das Thema Freude beschäftigt mich immer wieder.
Jesus selbst spricht von vollkommener Freude, bleibender Freude. Er spricht von Freude, die überfließt. Davon sprach er, als er die dunkelsten Stunden seines Lebens vor sich sah. Joh. 15. Das hat nichts mit gelegentlichen Freudenausbrüchen zu tun. Es geht um die bleibende, tiefe Freude, die mich auch durch die dunkelsten Stunden trägt. Die Freude die die Bibel unter den Früchten nennt, die der Geist Gottes in unseren Leben wirkt. Wie kann ich sie erleben? Jesus sagt es kurz und bündig: ...wenn du tust was ich gebiete!

Gehen wir mal mit Paulus nach Rom. Da ist er in seiner Mietwohnung unter Hausarrest. Damit er diesen auch tatsächlich einhält liegt er an Ketten. Das sind wohl Fußfesseln... aber freuen wird er sich sicher nicht daran. Da schreibt er der Gemeinde in Philippi: Freut euch in dem Herrn alle Wege und abermals sage ich euch: freut euch...

Als Paulus mit Silas in Philippi die Gemeinde gründeten, wurden die beiden eingekerkert und in den Block gespannt. Ausgepeitscht, blutend, in wahnsinnigen Schmerzen lagen die beiden im Knast. An Schlaf war ja nicht zu denken. Da begannen sie um Mitternacht Gott Loblieder zu singen... Die Freude in ihren Herzen machte sich Luft und Gott griff ein!

Die Freude, die Jesus uns gibt hat null und nix mit den Umständen unseres Lebens zu tun. Sie hat ihre Quellen in Jesus, seiner Liebe und Gnade.

Ich denke an Hanna. Unser Chef schickte Leif und mich auf die Piste: „Es sind noch zwei Stunden bis wir Abendbrot essen. Ab mit euch zu Hanna ins Krankenhaus." Murrend fügten wir uns. Wir fragten uns durch und fanden Hanna: ein Bündel Elend zwischen ihren Kissen. Hanna konnte sich kaum noch ein wenig bewegen. Die Krankheit hatte ihre Gelenke zerstört. Als wir den Raum betraten fing sie an zu jubeln. Mich fesselten ihre strahlenden Augen. Kein Wort der Klage, keine Bitterkeit. Seit 26 Jahren lag sie dort. Ihr Mann und ihre Kinder konnten den Anblick nicht ertragen. Aber sie jubelte ihrem Gott zu. Wir dachten jemanden trösten zu müssen und wurden selbst so reich beschenkt. Das nächste Mal waren wir zuerst bei Hanna, bevor wir bei Erland, unserem Chef, reinschauten.

Ich traf im letzten Jahr Freunde aus der Bibelschulzeit. „Du strahlst immer noch, wie damals auf der Schule!" Na ja... in der Gemeinde munkelte man: „Das ist doch ein Strohfeuer! Wartet nur ab. Bald holt ihn der Alltag ein. Da wird er nüchtern und von dieser Freude sieht man dann nichts mehr!" Der Alltag hat mich eingeholt und mein Leben war vieles, nur nicht einfach. Ob es ein Strohfeuer war oder nicht, das weiß Gott, ich nicht. War es tatsächlich eines, dann gibt mir Gott täglich genug frisches Stroh: Liebe und Freude in meinem Herzen brennen weiter und stärker denn je!

Du fragst woher das kommt? Schon Jesaja durfte es aussprechen: Ich will ihnen Freude schenken in meinem Bethaus. Mein Haus soll ein Bethaus heißen für alle Völker! Merke wohl, das steht im Alten Testament!

Freude und Gebetsleben gehören untrennbar zusammen. Siamesische Zwillinge!

Du magst denken ich hätte ja gut reden, sei schließlich nicht mehr in der Arbeit eingespannt, nicht mehr unter Leistungsdruck... Da hast du wohl ganz recht. Aber ich lass dich mal in eine Phase meines Lebens mit Gott hineinschauen, die mir gar nicht gefiel. Das Weihnachtsgeschäft war angelaufen. Ein Blutgerinsel in meiner Lunge hatte mich aus dem Verkehr gezogen. Ich lag im Spital und durfte nicht mal mein Bett verlassen während der ersten zehn Tage... Dann der nächste Schlag: ich musste sofort meine Firmen schließen. Auf Staub und Lösungsmittel war ich dermaßen allergisch, dass ein weiter arbeiten lebensgefährlich war. Ich versank in Depressionen die ich niemandem wünsche. Nach kurzer Zeit konnte ich nicht mehr lesen oder schreiben. Eine Predigt bestand wohl nur noch aus Fremdwörtern, sagte mir überhaupt nichts mehr. Meine Gedanken? Bring dich um!! Es gab nur noch eines, das mir blieb: ich konnte beten.
In diesem Zustand fuhr ich zur Bibelschule an ein Ehemaligen-Treffen. Thema war unsere Berufung... Mein früherer Chef Reinhold Ulonska predigte und bot uns Gebet an. Da stand ich nun und weinte. Reinhold ging mehrmals an mir vorbei und betete mit andern. „Vater, hast du mich fallen gelassen?" Da dreht Reinhold um und kommt zu mir: „Vater, erstatte ihm die Jahre, die der Fresser ihm gestohlen hat!" Mir fiel es wie Schuppen von den Augen: tiefe Freude ergriff mich, eine Freude, die sich mit unseren Worten nicht beschreiben lässt. Diese Freude war völlig irrational und unbegreiflich. Meine Umstände waren doch immer noch dieselben wie zuvor... Ja, es war die Freude aus dem Bethaus.

„Vater, wenn ich für Kranke bete erfahre ich meistens, dass du eingegriffen hast. Wenn ich dich aber bitte meinen Rücken zu heilen beiße ich auf Granit: du schweigst. Warum?" „Auch du kannst nur weitergeben, was du selbst bekommen hast. Wie willst du andere trösten, wenn du nie Trost brauchst?" Dann aber werde ich mit unbändiger Freude überschüttet, die mich meine Schmerzen vergessen lässt...

„Vater, hab ich dich falsch verstanden als du sagtest, du wolltest mich ganz für dich haben?" „Nein, hast du nicht..." "aber ich bin nur noch ein Spesenfaktor..." "Interessant! rechnest du plötzlich kaufmännisch?"
Wie vieles in meinem Leben hätte ich so manche Aufgabe nie wahrnehmen können, wenn ich irgendwo als Pastor angestellt gewesen wäre: Die Drogenarbeit, unsere Pflegekinder, Pastorenvertretungen in Schweden, die Ausländerarbeit, die Pflege meiner demenzkranken Frau... und das Übersetzungsbüro.

Wisst ihr was? Die Tiefen, die ich erleben musste tragen weit mehr zur Freude in meinem Leben bei als die Höhenflüge, die ja auch nicht ganz ausblieben.

Das Bethaus ist der Ort an dem ich Gottes Kraftquelle immer wieder erleben darf.

Allan Törnberg singt:

Es gibt nen Platz im Weltgetümmel voll Frieden, Freude wunderbar.
Dort hab ich einen off'nen Himmel, dort wird mir Gottes Antwort klar.
Oh, schöner Platz den Gott mir gab, da fällt mir jede Bürde ab.
Da bring ich jede Last zu ihm. Oh schöner Platz, mein Kämmerlein!

Golgatha

Es klingt 'ne Saite tief in meinem Herzen,
ihr Klang ist rein und himmlisch, wunderbar.
Ist auch die Seele voller Sorg und Schmerzen
mein Herz ist trotzdem voller Lobgesang!

Ein Jubelton erklingt auf Golgatha.
Ich bin erlöst im Blick auf Gottes Lamm.
Ein Freiheitslied, halleluja,
bricht jetzt hervor auf Golgatha!

Zuvor klang diese Saite wie ein Stöhnen
als Sündenrost den Silberklang zerstört.
Es war ein Schrei der Leere, Sorge, Sehnsucht
der wunden Seele, von der Welt verführt.

Doch als die Saite ward vom Rost gereinigt
verstummt ihr Trauerlied auf Golgatha.
Mein Geist ist neu mit meinem Gott vereinigt,
Im Herzen juble ich, halleluja!

 

Lust auf mehr? Jesus gibt überfließend!

Willy

 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.07.2016 15:42.

Cosima
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Re: schwibelschwabel voll

von Cosima am 18.07.2016 16:07

Lieber Willy, 

diesen Beitrag von dir kann ich voll und ganz unterstreichen. So habe ich das auch erlebt und erlebe es immer noch!
Freude im Herzen kommt nicht von den äußeren Umständen, sondern aus der gelebten Nähe zum Vater und Sohn, 
mit Hilfe des Heiligen Geistes. Das kann man sich nicht verdienen, erarbeiten, das ist alles Geschenk, das man annehmen muss.
Du bringst das immer sehr praktisch auf den Punkt! Danke!

Grüße von Cosima. 

Die Liebe gibt nie jemand auf, in jeder Lage vertraut und hofft sie für andere; alles erträgt sie mit großer Geduld. 1.Kor.13:7 GNB

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