Unerträgliche Lasten tragen?

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tefila
Gelöschter Benutzer

Re: Unerträgliche Lasten tragen?

von tefila am 14.07.2014 12:04

Hallo zusammen,

so, nochmal zurück an den Anfang des Themas. Es ging darum, dass in der Bibel steht, dass Jesus sagte: "Alles was sie (die Pharisäer) euch sagen, das tut.

Und dazu brachte Pal dann 2 Beispiele, wo Jesus und Paulus - frei von der pharisäischen Lehre und dem Gesetz - darauf einging und wollte damit beweisen, dass wir die "Lasten" der Pharisäer ruhig tragen sollen, wenn sie uns aus dem Gesetz was zu tun aufgeben.

Dann kam aber die Geschichte, wo Paulus den Petrus aber sehr zurecht wies, weil der sich den Pharisäern  anpasste und aus Angst vor ihnen nicht mehr mit den Heidenchristen gemeinsam aß, wodurch die anderen Judenchristen dazu verleitet wurden, die Heidenchristen auch so zu meiden.

DAS war die Frage, warum Petrus hier nicht quasi auch den "Juden ein Jude" wurde.

Mir fällt jetzt dazu nur ein, dass Gott selber ja Petrus mit der "Erscheinung des Zipfeltuches" ja sagte, er solle nicht unrein nennen, was Gott rein gemacht hat.
Gott selber hat den Heidenchristen ja durch Jesus die nötige Reinheit gegeben.

Und außerdem haben die Pharisäer ja dem Petrus gar nichts GESAGT. Es hieß aber: Alles, was sie euch sagen, das tut....
Ob das ein Argument ist, weiß ich aber nicht.

Ich für mich weiß aber, dass ich mich den Juden heute anpassen würde, nicht, weil ich sie für schwach halte, sondern weil sie als Juden ja unter Gesetz stehen (wollen). In meiner Freiheit in Christus habe ich mich, als ich ganz kurz gläubig war und Israel besuchte, einmal mit einem Hamburger (in Jerusalem gibt es Mc Donalds als Stehimbiss) draußen ahnungslos an den Tisch der Juden gesetzt und blankes Entsetzen geerntet. Klar, dass ich so niemanden hätte mit dem Evangelium erreichen können.

Der nächste faux pas war, als ich abends mal zu spät zur Halbpension ins Hotel kam und dachte: Och, da ist ja noch eine Essgruppe im Saal, das Buffet ist ja noch offen und mich auch mit den "fremden Leuten" am Buffet bediente. Als es auffiel, dass ich Deutsche war, flehte der Kellner mich förmlich an, den Raum zu verlassen...er wollte mir alles bringen, was ich vom Buffet haben wollte, nur sollte ich unbedingt im Nebenraum abgesondert von den Juden essen. Damals habe ich das alles noch nicht so richtig verstanden.

Aber ich hätte mich heute  recht "elend" gefühlt, hätten mich messianische Juden verlassen, um der Juden willen. Da hätte ich mich dann doch gefragt, ob wir nicht "einer in Christus" sind.

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cipher
Gelöschter Benutzer

Re: Unerträgliche Lasten tragen?

von cipher am 14.07.2014 11:11

Solana schrieb: Das sollten wir doch gerne tun und das nicht als unerträgliche Last empfinden
Das sehe ich genauso, Solana. Wer von der Liebe Jesu erfasst ist, begegnet den Menschen in seiner Umwelt normalerweise mit eben dieser Rücksicht. Als Last habe ich das nie empfunden - im Gegenteil. Wenn man feststellt, damit jemand anderen einen Dienst erwiesen zu haben, macht einen das froh.

Pal bezog seine Frage zu Anfang des Threads allerdings, soweit ich es verstehe, auf die Lasten, welche die Pharisäer den Menschen zusätzlich zum Gesetz auferlegten. Woher der Bogen jetzt zu der Geschichte mit der Auseinandersetzung zwischen Petrus und Paulus kam und welchem Zweck dieser Bogen dient - und was die unerträglichen Lasten dort damit zu tun haben - Schulterzucken.gif.

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solana

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Re: Unerträgliche Lasten tragen?

von solana am 14.07.2014 11:00

Hallo
Irgendwie habe ich Probleme mit dem Verständnis dieses Threads.
lst es denn nicht so, dass - wenn wir auf andere Rücksicht nehmen, in welcher Weise auch immer - wir damir unserer Liebe (zu Gott und unseren Mitmenschen) Ausdruck verleihen können. Das sollten wir doch gerne tun und das nicht als unerträgliche Last empfinden - oder habe ich das Thema jetzt ganz falsch verstanden? 

Ist es denn nicht so, dass wir niemandem etwas schuldig sind, ausser dass wir einander lieben?
Das ist doch keine unerträgliche Last?

Und wenn wir 'dem Kaiser geben, was des Kaisers ist' und uns unseren ungläubigen Mitmenschen gegenüber so verhalten, dass wir sie nicht vor den Kopf stossen, sondern viele gewinnen, Licht und Salz sind. Das ist doch auch ein Liebesdienst, unser Auftrag und eine Freude, an Gottes Heilswerk mitarbeiten zu dürfen, keine unerträgliche Last?
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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cipher
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Re: Unerträgliche Lasten tragen?

von cipher am 14.07.2014 10:02

Sehn wir es doch mal pragmatisch. Es ist nicht verboten, alkoholische Getränke zu sich zu nehmen. Auch nicht bei Gemeindeveranstaltungen. Sollte aber jemand dabei sein, der entweder Alkoholiker ist oder der mit Alkohol nicht umgehen kann, ist es besser auf diese Freiheit zu verzichten. Und das gilt in diesen wie anderen Fragen für Christen und auch für Nichtchristen - denn auch die können schließlich mit der einen oder anderen Sache Probleme bekommen.

Wenn ich Science Fiction Filme mag, meine Frau davon jedoch schlechte Träume bekommt, dann sehe ich mir mit ihr eben einen Film an, den wir beide ohne Probleme ansehen können. Wenn es mir nichts ausmacht, auf freier Bahn mit über 200 Sachen über die Piste zu brettern, mein Beifahrer aber die Perlen des Angstschweißes auf sein wachsfarbenes Gesicht bekommt, lasse ich es eben bei 130 km/h. Und wenn da ein Mitglied im Hauskreis ist, welches sich bei "Gummibärchen" nicht beherrschan kann, sondern diese mit vollen Händen zu sich nimmt - dann lassen wir sie an diesem Abend eben weg.

Also hat unsere Freiheit ihre Grenze dort, wo es für andere Anwesende zur Versucheung, zur Sünde oder gar zu einem Auslöser für schädliches, sündiges Verhalten (Rückfall in Alkoholkonsum) geht. Setze ich mich daüber hinweg, so haben beide gesündigt - der, den ich in die Situation gebracht habe und ich selbst.

Ich darf sogar - wenn mir danach ist, rauchen. Pfeife, Zigarre, Zigarette. Wobei ich nicht vergessen sollte, dass auch gelegentlicher Konsum die Gesundheit nicht eben fördert. Da kommt dann aber irgendwann die Frage, ob ich mal eine Zigarre rauchen darf - oder ob ich irgendwann rauchen muss. Dann habe ich mir selbst ein dickes Ei auf die Schienen genagelt. Auch mich selbst soll nichts "gefangennehmen".

Antworten Zuletzt bearbeitet am 14.07.2014 10:04.

Pal

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Re: Unerträgliche Lasten tragen?

von Pal am 14.07.2014 08:14

Liebe Burgen, ja die Geschichte von Petrus seiner Heuchelei ist gut verständlich.
Doch die berechtigte Frage von Tefila ist ein andere.
Bitte lies es noch einmal!

Wie vereinbart es sich mit den am Anfang des Threads zitierten Stellen, um auf das schwache Gewissen rücksicht zu nehemen?
Wo ist die Grenze, was für "unerträgliche Lasten" von anderen ihrem zarten Gewissen habe ich zu berücksichtigen, und wo und wie habe ich mich nicht umbiegen zu lassen, zu einem "anderen Evangelium" (so eine Art Evangelium um es dann nur allen Menschen in allem recht machen zu wollen.) - was ja auch eine gewaltige Gefahr wäre.

lG Dir!

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cipher
Gelöschter Benutzer

Re: Unerträgliche Lasten tragen?

von cipher am 13.07.2014 22:48

So sehe ich das auch, Burgen, da stimme ich dir zu.

Manchmal bekommt man ja ein wenig den Eindruck, die Apostel und ihre Mitbrüder seien so etwas wie "Lichtgestalten" des Christentums gewesen. Doch gerade dieser Abschntt zeigen neben diesem Eindruck auch andere Bilder: Petrus hatte ein Problem mit der Angst vor den Menschen. Das zeigte sich,als er seinen Herrn dreimal verleugnete und es zeigte sich einmal mehr - soweit es aufgezeichnet ist - als er von Paulus einen harten Rüffel einstecken muss, weil er wiederum mehr auf sein Ansehen bei Menschen bedacht war, als an den Ernst der Sache zu denken. So hängte Petrus dann eben in diesem Ereignis auch mal sein Mäntelchen in den Wind. Er aß und unterhielt sich mit Nichtjuden, bis einflussreiche Brüder aus Jerusalem kamen, dabei wohl auch Jakobus. Nun plötzlich tat Petrus, als würde er streng nach den jüdischen Regeln leben und sich nicht mit den Nichtjuden abzugeben. Er stand nicht zu dem, was er tat.

Paulus stellte ihn öffentlich bloß. Er wandte sich gegen die Heuchelei des Petrus, damit sie sich nicht ausbreitete. Paulus war offensichtlich nicht daran gelegen, sich so zu verhalten, dass er "Wohlgefallen bei den Menschen" erzeugte. Er wollte diese Heuchelei im Keim ersticken - auch um den Preis, sich unbeliebt zu machen.

Paulus hatte die Freiheit, Petrus klipp und klar die Falschheit seines Verhaltens aufzuzeigen.

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Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Unerträgliche Lasten tragen?

von Burgen am 13.07.2014 21:13

hallo tefila und pal,

fuer mich bedeutet der Text worauf Paulus den Petrus als Heuchler bezeichnet, dass bei
Petrus die Menschenfurcht erneut durchkam.
Vergleichbar mit der Verleugnung Jesu waehrend der Verhaftung Jesus .

Und dass es dort so plakativ steht, wird deitlich, in welcher Gefahr wir schnell mal kommen koennen.

Grüße Burgen  

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Pal

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Re: Unerträgliche Lasten tragen?

von Pal am 13.07.2014 19:58

Tefila:
Nun sollte man ja meinen, er habe richtig gehandelt, weil er sich den Juden ja wieder anpasste - wie wir es eben bei Paulus herausgearbeitet haben.
Aber statt dessen bezeichnete ihn Paulus als Heuchler und sagte, dass er nicht richtig handele nach der Wahrheit des E v a n g e l i u m s, dass ja mit dem Essen wirklich Freiheit gibt.
Warum also sollte Petrus diese Freiheit gemeinsam zu essen weiter ausüben, statt sich den Juden "gleich" zu machen und nicht mit den Heiden zu essen, weil die ja für die Juden unreine Menschen sind und wahrscheinlich auch für die Juden unreine Sachen gegessen wurden?

Liebe Tefila, Deinen Gedankengang hast du jetzt sehr gut auf unser Thema bezogen.
Hier haben wir nun eine wichtige Frage.
Vielleicht könnte uns jemand anders mit der Beantwortung helfen? -

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tefila
Gelöschter Benutzer

Re: Unerträgliche Lasten tragen?

von tefila am 13.07.2014 11:38

Lieber Pal,

zum Eingangsthema: "Tut, was die Pharisäer euch sagen " passt wirklich sehr gut ApG 21,21-24 und 1. Kor. 9,19.
Habe mich gefreut, das verstanden zu haben und es tatsächlich in meine Bibel geschrieben.

Die anderen Verse vom "Schwachen im Glauben", die du "mittig in deinem Vorbeitrag" wieder aufgeführt hast,  passen m. M. total nicht zu diesem Thema, denn hier geht es um schwache Christen, denen wir als Geschwister kein Anstoß sein sollen.

Aber egal (wirklich!!!), wenn du drauf beharrst, ich will mich da nicht mit dir "streiten" - weil ich noch nie gelesen hab, dass du von deiner Meinung abgerückt bist. *uff*.

Es ist interessant, dass Paulus den Juden ein Jude war. Jetzt fällt mir aber die Geschichte aus Gal. 2,11-14 ein. Da hat der Petrus als  Christ entsprechend seines christlichen Glaubens mit den Heiden gegessen. Aber dann zog er sich schnell von den Heiden zurück, weil der die aus dem Judentum fürchtete.

Nun sollte man ja meinen, er habe richtig gehandelt, weil er sich den Juden ja wieder anpasste - wie wir es eben bei Paulus herausgearbeitet haben. Aber statt dessen bezeichnete ihn Paulus als Heuchler und sagte, dass er nicht richtig handele nach der Wahrheit des  E v a n g e l i u m s, dass ja mit dem Essen wirklich Freiheit gibt.

Warum also sollte Petrus diese Freiheit gemeinsam zu essen weiter ausüben, statt sich den Juden "gleich" zu machen und nicht mit den Heiden zu essen, weil die ja für die Juden unreine Menschen sind und wahrscheinlich auch für die Juden unreine Sachen gegessen wurden?  Lt Gal. 2,7-8  war Petrus doch vorwiegend im Apostelamt bei den Juden tätig.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.07.2014 11:43.

Pal

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Re: Unerträgliche Lasten tragen?

von Pal am 13.07.2014 05:43

Tefila:
das Thema des "schwachen Gewissens des Anderen", klingt zwar - wenn man nicht weiter drüber nachdenkt - , gut in dem Zusammenhang mit dem erstellten Thema.
Aber es passt doch nicht zum Eingangsthema "Lasten der Pharisäer tun", denn beides kann man nicht miteinander verbinden: Denn beim schwachen Gewissen handelt es sich um einen Bruder in Christus und nicht um einen Pharisäer.

Liebe Tefila, dazu paßt:

1Ko 9:19 Denn wiewohl ich frei bin von allen, habe ich mich doch allen zum Knecht gemacht, um ihrer desto mehr zu gewinnen.

 

hier einmal nach einer modernen Übersetzung (die mir ansonsten nicht unbedingt behagt)

1Ko 10:32-33 Ihr dürft durch euer Verhalten niemand zur Sünde verleiten - weder Juden noch Griechen noch sonst jemand von Gottes Gemeinde. So mache ich es auch. Ich versuche in allen Dingen auf alle Rücksicht zu nehmen. Dabei suche ich nicht meinen eigenen Vorteil, sondern den Vorteil aller, damit sie gerettet werden.

Juden oder Griechen, Pharisäer oder Heidenchristen, alle wurden hier behandelt. Oder nicht?

(Natürlich ging es hier um "Gottes Gemeinde" - aber das waren halt Personen aus allen Schichten, die noch gerettet werden sollten...)

1Ko 8:9 Sehet aber zu, daß diese eure Freiheit den Schwachen nicht zum Anstoß werde!

Röm 14:21 Es ist gut, wenn du kein Fleisch issest und keinen Wein trinkst, noch sonst etwas tust , woran dein Bruder Anstoß oder Ärgernis nehmen oder schwach werden könnte.
Röm 14:22 Selig, wer sich selbst nicht beschuldigt in dem, was er billigt!

Ja, selbst wenn ich ein "Gummi-Gewissen" hätte, so sollte mir meine große Glaubens-Erkenntnis oder mein Freiheitsmaß nicht das Ausschlaggebende sein, sondern eben das zarte Gewissen von anderen. Das ist sehr bedenkenswert und wird in unserer modernen Rücksichtslosigkeit des starken Egos kaum beachtete.

Deshalb sagt er vorher: Du hast Glauben? Habe ihn für dich selbst vor Gott!

...verstehst du?

 

oder hier: Apg 21:20 Sie aber, als sie es gehört hatten, verherrlichten Gott und sprachen zu ihm: Du siehst, Bruder, wie viele Tausende der Juden es gibt, welche glauben, und alle sind Eiferer für das Gesetz.

Nun hätte man denken sollen, Paulus müsse die große Freiheit predigen oder sonst etwas gegen das Gesetz tun, um zu zeigen, das niemand durch das Gesetz gerettet wird. Statt dessen kam dann die Geschichte von den 3 Männern mit dem Gelübte, welches ich schon zitierte.

Das ist doch bedenkenswert! Paulus kam also nicht um aufzulösen / aufzuheben, sondern viel mehr um (in Liebe) zu erfüllen!

Antworten Zuletzt bearbeitet am 13.07.2014 06:32.
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