Augen offen halten

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Cleopatra
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Augen offen halten

von Cleopatra am 19.12.2023 07:46

Ihr Lieben, 
mich bewegen gerade einige Begegnungen, die ich machen durfte und ich frage mich, ob wir (jeder kann hier nur für sich selbst schauen und beantworten) die Augen offen haben für Menschen in Not.

Ich schreibe kurz die Begegnungen:

Am Sonntag lief ich mit meinem Hund eine schöne Runde spazieren.
Schon oft sind wir einer Frau begegnet, von der erzählt wurde, sie sei Alkoholikerin, aber mich hatte dieses Gerede nicht interessiert.
Da wir uns schon oft beim Laufen gesehen und einander einen guten Tag gewünscht haben, blieb sie diesmal stehen und wir kamen ins Gespräch.
Sie erzählte sofort von sich und ihrer bewegenden Vergangenheit, mitlerweile geht sie sehr offen damit um.
Als Alkoholikerin lernte sie in einem betreuten Wohnen für Alkoholiker ihren Ehemann kennen.
Beide lebten zusammen und er wurde immer kranker.
Nach längerer Zeit Abszinenz haben beide wieder angefangen, da eine schlimme Zeit für beide kam (nicht näher beschrieben).
In der "Hoch-Zeit" war sie nicht mehr in der Lage, mitzubekommen, was um sie herum geschah.
Sie lief betrunken herum und verlor Handy und Brille. Das Handy hatten wir mal wiedergefunden und ihr gebracht.
Eines Nachts starb ihr Ehemann, während sie nebenan im Vollrausch war.
Sie hat es nicht mitbekommen.
Irhgendwann waren Kripo und Krankenwagen da, an mehr kann sie sich nicht erinnern.
Dieser Schock- dass sie sich nicht daran erinnern kann, die Trauer um ihren Ehemann und das Nicht-Wissen, was da genau passiert ist, hat sie so "aufgerüttelt", dass sie seitdem versucht hat, nichts mehr zu trinken.
Sie ist unruhig und läuft viel herum.
Ich war so ergriffen von ihrer Geschichte, ihrer Trauer, dass ich sie gefragt habe, ob ich für sie beten darf und wir haben uns in den Arm genommen und gemeinsam gebetet.
Sie hat auch nach einer Gemeinde gefragt und ich darf weiter für sie beten.

Die andere Geschichte:
Gestern in der Suppenküche kam ein Paar zu uns, für die wir Kleidung gesammelt haben. 
Sie leben schon länger in der Notunterkunft und haben erzählt, dass das Ordnungsamt da war und alles weggeräumt hat, die Begründung ist der Brandschutz. Sie erzählten davon, dass auch de Bilder der Kinder weg sind. Eine andere dritte Person erzählte unabhängig davon, dass ihr Nachttischchen, welches sie von ihrem Vater geerbt hatte, auch weg kam, als sie gerade nicht da war.
Natürlich bin ich mir bewust, dass es Sichtweisen sind, die uns subjektiv erzählt werden.
Aber sie zeigen doch: Andere Menschen haben den Schlüssel von meiner Privatsphäre und können alles wegschmeißen.
Dieses Paar ist nun nach dem Essen bei uns in eine andere Stadt gefahren, wann sie nochmal hierher kommen, weiß ich nicht.
Auch die habe ich in den Arm genommen und wir haben gemeinsam für dieses Paar gebetet.
Da sagte mir der Mann, dass er in dieser Suppenküche das Gefühl gehabt habe, dass sie so angenommen werden, wie sie sind und dass sie die Liebe ohne herablassende Bewertung spüren, die nicht selbstverständlich sei.

Wieso schreibe ich das?
Ganz sicher nicht, um irgendwie gut dazustehen, denn ich denke, dass Gott uns Menschen vor die Füße stellt. 

Mich beschäftigt der Gedanke, im Sinne von "lasst uns nochmal neu motivieren, uns von Gott gebrauchen zu lassen".
Ich denke, jetzt in der kalten, dunklen Jahreszeit sind sehr viele Menschen einsam, traurig und in schweren Situationen.
Viele sind bereit, davon zu erzählen.

Gerade jetzt haben wir doch so ein hoffnungsvolles Gesprächsthema- Jesus, unsere Rettung!
Lasst und beten für Situationen, in denen wir auf Jesus aufmerksam machen dürfen.
Lasst uns beten für die Menschen, denen es schlecht geht.
Gott bereitet Herzen vor, wir müssen nu bereit als Werkzeug sein, ich denke, dass Gott uns dann ganz einfach zeigt, wo er uns haben und gebrauchen möchte.

Und lasst uns nicht müde werden, auch für die Menschen um uns herum zu beten, denn auch um uns herum geschehen viele Nöte und niemand von uns ist umsonst an genau diesem Platz, wo er gerade ist.

Liebe Grüße; Cleo


Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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Frank
Gelöschter Benutzer

Re: Augen offen halten

von Frank am 19.12.2023 11:04

Und lasst uns nicht müde werden, auch für die Menschen um uns herum zu beten, denn auch um uns herum geschehen viele Nöte und niemand von uns ist umsonst an genau diesem Platz, wo er gerade ist.

Ja, das nehme ich nicht anders wahr.

Ich finde es auch wichtig im Alltag zu segnen. Denen die uns begegnen.
"Gnade und Frieden von Gott unserem Vater, Jesus Chrisus unserem Herrn - in der Kraft des Heiligen Geistes" = ist mein "innerer Satz" dazu (der natürlich situationsbedingt erweiterbar ist)


In der Kommukiationsbereitschaft hat sich allerdings so einiges geändert, vor 20 Jahren und mehr, war es (nach meiner Wahrnehmung) viel einfacher andere Menschen anzusprechen und ihre Nöte kennenzulernen.
Das passiert eigentlich nur noch, wenn wirklich der Tiefpunkt erreicht ist

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.12.2023 14:31.

Plueschmors

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Re: Augen offen halten

von Plueschmors am 19.12.2023 15:20

Hallo Cleo,

...mich bewegen gerade einige Begegnungen, die ich machen durfte und ich frage mich, ob wir (jeder kann hier nur für sich selbst schauen und beantworten) die Augen offen haben für Menschen in Not.

also ich bewege mich täglich durch den Hamburger Hauptbahnhof, da hat man das ganze Elend der Welt auf einem Haufen. Man kann immer einen Sack voll Gold dabei haben und hätte dennoch nie genug, auch nur ein bißchen zu helfen. Mit Obdachlosen und auch Drogensüchtigen unterhalte ich mich fast täglich. Wichtiger als Geld oder was zu essen ist denen oft die Anteilnahme. Ein freundliches und warmes Wort. Da leuchten auch längst erloschene Augen kurz auf und zeigen, daß noch Hoffnung und Leben in ihnen ist.

Ganz sicher nicht, um irgendwie gut dazustehen, denn ich denke, dass Gott uns Menschen vor die Füße stellt.

Mag sein, aber sicher nicht grundsätzlich. Man kann eben nicht allen helfen. Besonders nicht im Dreck der Großstädte. Laß es zehn Hilfsbedürftige sein, die mich jeden Tag ansprechen wegen Geld und Essen. Viele davon auch unehrlich. Viele auch dreist. Viele stockbesoffen oder unter Drogen. Aggressiv. Viele seit Jahren mit denselben Sprüchen. Einer von den zehn ist vielleicht dankbar. Man kennt seine Pappenheimer inzwischen. Also ich schaue mittlerweile sehr genau hin, wer in dem allgemeinen Elend wirklich größte Not leidet. Und das sind - leider! - oft die ganz Stillen in den dunklen Winkeln und schattigen Ecken, die einem nicht sofort ins Auge springen, wie Deine beiden Begegnungen.

Da sagte mir der Mann, dass er in dieser Suppenküche das Gefühl gehabt habe, dass sie so angenommen werden, wie sie sind und dass sie die Liebe ohne herablassende Bewertung spüren, die nicht selbstverständlich sei.

Danke für diesen Deinen Dienst. Es ist sooo wichtig, daß man arme Menschen spüren läßt, daß sie noch Menschen sind und Würde haben, denn das verlieren diese Menschen oft und die Scham läßt sie dann vom Rest der Gesellschaft Abstand halten wie die Aussätzigen zu Jesu Zeiten.

Gott segne Dich und alle Mitarbeiter und Gäste Deiner Suppenküche! 

Liebe Grüße,
Plueschmors.

"Du lässest mich erfahren viele und große Angst und machst mich wieder lebendig und holst mich wieder herauf aus den Tiefen der Erde" (Ps 71,20).

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.12.2023 20:34.

pray

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Re: Augen offen halten

von pray am 19.12.2023 20:22

Lieber plüschmors,
ich habe leider ganz wenig Zeit, aber wollte schnell sagen, dass ich mich so gefreut habe, dass du so bist.
Nach Weihnachten habe ich Urlaub, vllt dann schaffe ich es mich mal hier wieder zu beteiligen.
Bis dahin kurz....
Ja, du kannst auch mit ihnen oder für sie beten, die meisten lassen sich das gern gefallen und du weißt, kein Gebet geht verloren. Allerdings ist es so, dass ihnen zumindest Heroin die teuflisch Täuschung macht, dass "Gott " sie in den Arm nimmt....erstmal, bis die Wirkung dann weg ist.
EIN einziger Drogenkandidat hat es zu Gott geschafft, das war mal eine lange rührende Geschichte. 2 Tage Entzug hat er angefangen und er sagte kurz vor seinem Tod: ich danke Gott für diesen schönen Tag heute! Dann ist er gestorben und vorher sagte er mir mal, dass er wünschte, er hätte so einen Glauben wie ich an Jesus - ein Wunsch, den Jesus gern erhört.
Ich habe mein Engagement mit den Drogenleuten aber fast aufgegeben, weil ich auch nicht weiß, wo die in die Gemeinde kommen dürfen. Ich habe z.Z selber nach Schließung der Heilsarmee keine Gemeinde mehr, aber du weißt auch, es braucht auch in den Gemeinden und Kirchen Leute, die 1.) Christen und nicht nur Kirchgänger sind und 2.) auch von Gott die GABE haben, sich auf solche Leute einzulassen. Nicht jeder traut sich das oder weiß, wie er mit ihnen ins Gespräch kommen kann. Daran hatte ich früher auch nicht gedacht.
Zum Guten Schluss noch was Schönes:
Vor Jahren hing an der Eingangstür des Mehrparteienhauses, wo ich wohne ein Umschlag, auf dem stand:
Dieser Umschlag sollte genau von DIR gefunden werden! Wow! Ich hab gedacht: Oha, von mir, coool, danke! - mach den also auf und drin war ein 5 Euro Schein einer Weihnachtkarte, auf der stand: Ein kleiner Gruß, der dir etwas Freude bereiten soll.-
DAs hat mich so gerührt und erfreut, dass ich das dann auch zu Weihnachten so gemacht hab. Ein paar Tütchen, was Süßes, ein frommes Blatt oder Johevangelium und 5 Euro. Und dann kurz vor Weihnachten mir von Gott genau die passenden Leute zeigen gelassen - ach, das war soooo schön. Aber das hab ich jetzt keinen Drogensüchtigen gegeben, du weißt ja selber, kannst du noch so viel sagen, dass ist ein kleiner Gruß von Gott sozusagen, Geld weg, Süßes weg und Rest entsorgt. So ist es leider! Dieses Jahr hab ich das bisher noch nicht so geschafft. Hatte die Tüten paar mal eingesteckt und jetzt sind sie schon ganz verknüddelt und mir fehlt im Moment so die Zeit...müsste die eigentlich neu machen.
Vielleicht für euch auch ein Anstoß - viele sind zu WEihnachten einsam und kriegen kein Geschenk und haben auch nicht das größte Geschenk angekommen: JESUS - aber vielleicht mit einem Gruß in der Tüte dazu oder einem Wort.....vielleicht dieses Jahr.
Sorry, ich hab in Eile geschrieben, wie leider so oft. Ich wünsche dir von Herzen weiterhin Emphatie für die Menschen, die sonst keiner sieht. Einer von ihnen sagte mir mal, dass es am schlimmsten ist, wenn es regnet, dann tun die Leute ihren Schirm runter, dass sie den Bettelmann gar nicht sehen brauchen. Und grüßen tun die Leute auch nicht, dabei ist ein Hallo zurück doch eigentlich gängige Höflichkeit. Aber denk nun nicht, dass ich die barmherzige Samariterin der Stadt bin - am Anfang meines Christenseins war das so....aber dann hab ich wie du ja auch Erfahrungen gemacht. Denke, wir sollten immer auf unser HERZ hören, denn der Heilige Geist, wohnt ja dadrin. Und wenn das Herz mal NE sagt, dann ist das auch o.k,, nicht zu vergessen, dass im Gleichnis der verlorene Sohn in der Schweinegrube auch keine Hilfe mehr erhielt. Gott hatte im alles gegeben , Gott wartete sehnsüchtig, aber Gott stieg im nicht in die Schweingrube nach....machmal muss jemand erst dahin kommen, bevor er wach wird und sich dann aus dieser Situation aus bereit macht zum Gott zu gehen.
FROHE Vorweihnachtszeit ! Gott segne dich! und auch die Suppenküche samt Cleo. Wie schön, wenn wir das Geben auch wie bei ihr mit dem Geber, also Gott vermitteln.

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Plueschmors

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Re: Augen offen halten

von Plueschmors am 19.12.2023 21:59

Liebe pray,

ja, die Zeit war auch für mich in diesem Jahr ein seltener Gast. Wo bleibt sie nur? So viel ist wieder liegengeblieben, so viel wurde wieder versäumt.

Nach Weihnachten habe ich Urlaub, vllt dann schaffe ich es mich mal hier wieder zu beteiligen.

Es müssen ja keine Romane sein. Ich - und dieses Forum allgemein - freue mich auch über kurze Lebenszeichen. 

Und ja, dieser ganze elende Drogenkram ist wirklicher Mist. Aber gut zu wissen, daß Jesus sich auch dafür nicht zu schade ist und Licht und Frieden auch dorthin bringt, wo es am Allerdunkelsten ist und der Tod ein ständiger Begleiter.

Ich habe z.Z selber nach Schließung der Heilsarmee keine Gemeinde mehr, aber du weißt auch, es braucht auch in den Gemeinden und Kirchen Leute, die 1.) Christen und nicht nur Kirchgänger sind und 2.) auch von Gott die GABE haben, sich auf solche Leute einzulassen. Nicht jeder traut sich das oder weiß, wie er mit ihnen ins Gespräch kommen kann. Daran hatte ich früher auch nicht gedacht.

Ja, dafür ist wahrlich nicht jedermann geeignet. Ich auch nicht. Ich kann "nur" warme Worte machen und ein bißchen Geld o.ä. dazu geben. Am besten sind wohl die geeignet, die selbst mal "drauf" waren und die Jesus dann befreit hat zum Leben. Die werden ernstgenommen in der Szene. Wer nur mal "genippt" hat, ist ja nur Theoretiker.

Ich wünsche dir von Herzen weiterhin Emphatie für die Menschen, die sonst keiner sieht.

Danke. Tatsächlich ist es schwer, nicht abzustumpfen. Wenn man zu viel im Elend ist, berührt es irgendwann nicht mehr. Man kennt das ja von medizinischem Personal: "Sie haben leider Krebs und vielleicht noch zwei Monate zu leben. Ich schreibe ihnen was auf. Muß jetzt aber auch zum Tennis. Wünsche alles Gute. Tschüß." Man muß aufpassen, daß man inmitten allen unendlichen Elends doch noch ein Herz für die Menschen behält.

Einer von ihnen sagte mir mal, dass es am schlimmsten ist, wenn es regne...

Begegnet mir letztens eine Frau und sagt, sie wäre nass bis auf die Knochen, ihr fehlten noch 34 Euro für ein Bett, um die Nacht zu verbringen. Sagte ich, daß doch wunderbares Wetter sei (im Scherz). Es regnete in Strömen. Und kalt war es. Das ist auch schon so ein Anfang, eine bestialische Realität nur noch mit Humor zu bewältigen. Manchmal bleibt einem nur noch Humor. Zum Glück fand sie es auch lustig.

...machmal muss jemand erst dahin kommen, bevor er wach wird und sich dann aus dieser Situation aus bereit macht zum Gott zu gehen.

Ja, mit Gewalt funktioniert es nicht.

FROHE Vorweihnachtszeit !

Das wünsche ich Dir auch!

Gott segne dich! und auch die Suppenküche samt Cleo.

Danke! Auch Euch hier allen, die mitlesen und -schreiben, Gottes Segen. Daß wir das Tun nicht vergessen und immer wenigstens ansprechbar sind für die, die niemanden mehr haben, der sie hört.

Liebe Grüße und Segen,
Plueschmors.


"Du lässest mich erfahren viele und große Angst und machst mich wieder lebendig und holst mich wieder herauf aus den Tiefen der Erde" (Ps 71,20).

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.12.2023 22:02.

Cleopatra
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38, Weiblich

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Re: Augen offen halten

von Cleopatra am 20.12.2023 07:40

Guten Morgen, 


Frank: In der Kommukiationsbereitschaft hat sich allerdings so einiges geändert, vor 20 Jahren und mehr, war es (nach meiner Wahrnehmung) viel einfacher andere Menschen anzusprechen und ihre Nöte kennenzulernen.

Das denke ich auch- im Groben, Allgemeinen.
Aber im persönlichen Gespräch, wenn man sich kennt, so glaube ich, dass bei sehr vielen Menschen viel Not ist und dass auch die Menschen mehr darüber reden möchten.
Sie tun es vielleicht nur anders, versteckter.- also allgemein gesprochen, nicht jeder Einzelne Explizit.

Frakn: Das passiert eigentlich nur noch, wenn wirklich der Tiefpunkt erreicht ist


Oder wenn man endlich mal einen Zuhörer hat. Das ist vielleicht auch von Mensch zu Mensch verschieden.

Toll, dass du die Menschen so segnest, das finde ich auch gut!

Hummel: also ich bewege mich täglich durch den Hamburger Hauptbahnhof, da hat man das ganze Elend der Welt auf einem Haufen. Man kann immer einen Sack voll Gold dabei haben und hätte dennoch nie genug, auch nur ein bißchen zu helfen. Mit Obdachlosen und auch Drogensüchtigen unterhalte ich mich fast täglich. Wichtiger als Geld oder was zu essen ist denen oft die Anteilnahme. Ein freundliches und warmes Wort. Da leuchten auch längst erloschene Augen kurz auf und zeigen, daß noch Hoffnung und Leben in ihnen ist.

Oooh ja- das kann ich mir so gut vorstellen! Weil die Blicke auf Augenhöhe meistens nicht da sind, sonder nur der Blick weg oder der angeekelte Blick.
Wie du schreibst sind die das ja mitlerweile auch schon gewöhnt.
Ich denke auch nicht- der Gedanke kommt mir gerade- dass Gott uns manchen Menschen vor die Nase setzt, damit wir sie erziehen oder und besser oder "gehobener" fühlen als sie. 
Sie haben alle eine andere Vergangenheit und die kennen wir meistens nicht. Wir wissen nicht, wie es dazu kam, dass sie dort sind. Wir haben nicht deren Bildungsmöglichkeiten gehabt, deren Kindheit, deren Schicksale. 
Bevor wir selbst denken, wir seien besser- das lerne ich in der Suppenküche auch- sollten wir meeega dankbar sein, dass wir zB ein Elternhaus hatten, Bildungsmöglichkeiten (auch die Vorbilder, zB dass Schule und Ausbildung wichtig sind), die "richtigen "Freunde, den Griff zur Bibel, wir haben andere Ethik und Moral gelernt.
Wir haben lernen dürfen, wie man Bewerbungen schreibt und haben Erfolg damit gehabt. Wir durften arbeiten und eine Wohnung schmücken.


Hummel: Man kann eben nicht allen helfen. Besonders nicht im Dreck der Großstädte.


Du- ich bin nicht naiv. Mir ist das auch klar, dass ich es hier im Ländlichen da sicher sehr "gut" habe, hier ist es meistens noch persönlicher, weil es nicht so groß und so eng ist.
Ich glaube auch, dass es da in den Großstädten ganz anders zugeht- aaaaabsolut!
Ich kann da nur von mir sprechen: Ich genieße es sehr, dass es hier persönlicher und kleiner ist, das ist so ganz mein Ding! 
Und so glaube ich eben auch immernoch, dass Gott uns selbst auch ganz persönlich an verschiedene Stellen stellt.

Es müssen auch nicht immer nur Obdachlose oder Alkoholiker sein.
Bei einem Anderen ist es der direkte Nachbar, der an Weihnachten vielleicht einsam und alleine zuHause ist.
Der Apotheker, der lächelt aber dem es schlecht geht.
Die Kassiererin, die seltenst ein freundliches Wort bekommt. 


Hummel: Es ist sooo wichtig, daß man arme Menschen spüren läßt, daß sie noch Menschen sind und Würde haben, denn das verlieren diese Menschen oft und die Scham läßt sie dann vom Rest der Gesellschaft Abstand halten wie die Aussätzigen zu Jesu Zeiten.

Oh ja- Danke! Das hast du ganz treffend und gut geschrieben!

Hummel: Gott segne Dich und alle Mitarbeiter und Gäste Deiner Suppenküche!

Danke!

Liebe pray, 
danke auch dir für deinen Bericht mit deinen Erfahrungen, du hast ja auch viele Erfahrungen gemacht!
Der Gedanke mit der Schweinegrube, dass Gott da ja nicht mit reingegangen ist, der ist mir neu, da mache ich mir mal weiter Gedanken drüber.
Du selbst hast ja auch schon mege viel gemacht, auch praktische Hilfe und ja- ich finde auch in diesem Zusammenhang natürlich das Thema Gemeinde mega wichtig!
Ich wünsche dir auch von Herzen- das weißt du- dass du eine Gemeinde findest, das ist nicht so leicht wie bei mir, weil bei dir glaube ich nicht so viele Gemeinden sind.


Hummel: Und ja, dieser ganze elende Drogenkram ist wirklicher Mist. Aber gut zu wissen, daß Jesus sich auch dafür nicht zu schade ist und Licht und Frieden auch dorthin bringt, wo es am Allerdunkelsten ist und der Tod ein ständiger Begleiter.

Dazu ein dickes !

Hummel: Auch Euch hier allen, die mitlesen und -schreiben, Gottes Segen. Daß wir das Tun nicht vergessen und immer wenigstens ansprechbar sind für die, die niemanden mehr haben, der sie hört.

Ja, das wünsche ich auch allen!

Und den offenen Blick, ich denke, dass, wenn wir bereit sind, Gott eben wirklich uns die Menschen vor die Nase setzt, die Hilfe brauchen oder ein offenes Ohr und erst Recht Jesus.
Ich denke, gerade in der turbulenten, stressigen Zeit, in der es außerdem früher dunkel wird, da neigt der Mensch dazu, eine Art "Tunnelblick" zu bekommen, um alles konzentriert zu schaffen.
Und da wünsche ich mir (bei mir ja auch) den Blick nach rechts und links und eben die Bereitschaft, wenn Gott uns jemanden zeigt.
Und da ist Gott sehr kreativ und individuell.

Liebe Grüße, Cleo



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Cleopatra
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Re: Augen offen halten

von Cleopatra am 21.12.2023 07:43

Guten Morgen, 

am Freitag war ein Gast bei uns, die sehr viel geweint hatte, sie war verzweifelt, weil ihr im Schlaf das Methadon geklaut wurde- ihre Aussage.
Wir haben gebetet und versucht, sie zu trösten.
Sie ist Mitte 40, glaube ich.
Am Montag war sie wieder da und ich habe sie gefragt, wie es ihr geht.
Da die Person, von der sie den Diebstahl vermutete, dabei war, erzählte sie darüber nicht mehr.
Sie sagte mir aber, dass sie am Wochenende krank gewesen sei, aber kein Corona habe (deshalb sei sie bei uns, sonst wäre sie zuHause geblieben).
Sie fühle sich aber nocht grippig.
Gestern erhielten wie die Nachricht, dass sie gestern morgen tot aufgefunden wurde von ihrem Freund, der nun auch fix und fertig ist.

So jung- ihre letzten Gefühle waren Verzweiflung, Krankheit, Traurigkeit.
Wir hoffen soooo sehr, dass Worte über Gott ihr Herz erreicht haben!
Die Andacht, die sie am Freitag noch mitbekam hatte als Thema, dass Gott nichts entgeht, dass er über allem steht und dass es bei ihm keine Zufälle gibt (Maria musste hochschwanger nach Betlehem, weil ein König die Volkszählung veranlasste- klingt erstmal nach Strapazen aufGrund von Willkür, aber so erfüllte sich die Prophezeiung aus Micha 5,1, dass der Erlöser aus Betlehem kommt).

Liebe Grüße, Cleo


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Plueschmors

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Re: Augen offen halten

von Plueschmors am 21.12.2023 22:34

Hallo Cleo,

oh nein, das ist aber sehr traurig .

Wir hoffen soooo sehr, dass Worte über Gott ihr Herz erreicht haben!

Vielleicht hat sie im letzten Augenblick noch nach Jesus gegriffen. Wir wissen es nicht. 

Möge sie nun bei Gott finden, was sie im Leben offenbar niemals finden konnte. Möge Gott ihr die Barmherzigkeit schenken, die das Leben ihr vorenthielt.

Liebe Grüße und Segen,
Plueschmors.


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BekanntvonD...

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Re: Augen offen halten

von BekanntvonDamals am 08.02.2024 19:55

Kann man nicht in Großstädten wie Hamburg, ect. solche Menschen einladen in die Gemeinden?
Damit sie
1. für ein paar Stunden von der Strasse in behütete warme Gemeinschaft kommen, sich evtl. besinnen und umdenken lernen? UND
2. dort ggf. zum Glauben an unserem HERRN Jesus Christus kommen, um durch innere Gewissheit auch Äussere zu bekommen?
Man sagt dies zwar so leicht. Aber wie du schon erwähntest, reagieren die Obdachtlosen u.a. eben nicht gerade Entgegenkommend.
Da kann sich dann ein Hemmschuh entwickeln bei einem Selbst, wenn es darauf ankommt.

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Cleopatra
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Re: Augen offen halten

von Cleopatra am 13.02.2024 18:14

Hallo, 


BekanntVonDamals schrieb: Kann man nicht in Großstädten wie Hamburg, ect. solche Menschen einladen in die Gemeinden? Damit sie 1. für ein paar Stunden von der Strasse in behütete warme Gemeinschaft kommen, sich evtl. besinnen und umdenken lernen? UND 2. dort ggf. zum Glauben an unserem HERRN Jesus Christus kommen, um durch innere Gewissheit auch Äussere zu bekommen? Man sagt dies zwar so leicht. Aber wie du schon erwähntest, reagieren die Obdachtlosen u.a. eben nicht gerade Entgegenkommend. Da kann sich dann ein Hemmschuh entwickeln bei einem Selbst, wenn es darauf ankommt.


Hm- das ist natürlich total wichtig und gut und bestimmt findet das auch schon irgendwo statt.

Aber in dem Thread geht es ja vor allem eben um die Frage: "Wo könnte Gott mich gebrauchen?"
Also im Sinne- nicht was andere tun sollten, sondern was ich als Person, die nunmal von Gott nicht durch Zufall hierhergesetzt wurde, tun kann, um Gott zu ehren, um anderen zu dienen?

Ist vielleicht bei mir gerade ein Nachbar, den andere nicht so mögen, der aber einsam ist? Gibt es eine Kollegen, der in Trauer ist? Gibt es in der Gemeinde jemanden, der sich ungesehen und alleine fühlt?

Hierfür sollten wir die Augen geöffnet halten, immer bereit, uns von Gott auch nutzen zu lassen als seine Werkzeuge.

Liebe Grüße, Cleo

PS: Der Freund besagter Frau ist nun bei uns auch regelmäßiger Besucher


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