Glaube leicht oder Schwermütig?
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Glaube leicht oder Schwermütig?
von Michael-A am 19.01.2015 08:22Jesus, wie hast deinen Vater vertraut?
Hast du auch alles überprüfen wollen, wie wir es oft tun?
Wusstest du gleich ob es Papas Stimme ist, oder hattest du nicht auch eigene menschliche Gedanken?
Jesus, wie bist du mit unseren menschlichen Gedanken, Zweifeln und Gefühlen bei dir selbst umgegangen?
Die Antwort steht im Garten Getsemane: "Vater lass diesen Kelch an mich vorüberziehen. Aber nicht mein Wille, sondern dein Wille geschehe!"
Ist das deine Antwort auf alle diese Fragen?
Friede sei mit Dir und deinem Haus (auch Familie gemeint...)!
Michael
Israel, Deutschland, Polen! Für diese Länder bete ich!
Re: Glaube leicht oder Schwermütig?
von solana am 19.01.2015 11:26Hallo Michael
Ja, ich denke auch, dass beide Elemente - Schwermut und Leichtigkeit - Erfahrungen im Glauben sind, die zusammengehören. Und die durch den Satz: "Dein Wille geschehe" zusammengehalten werden, bzw durch diesen Satz wird der Schwermütige davor bewahrt, in der Traurigkeit zu versinken und wird zur Erleichterung geführt.
Im Mittelalter wurde die Melancholoie ja sehr negativ gesehen sogar als eine der 7 Todsünden.
Im Proestantismus dann:
(zitiert aus:http://www.die7todsuenden.info/acedia/melancholie.html)
Auch schon Paulus hat die zerstörerische Kraft der Traurigkeit beschrieben, wenn jemand darin versinkt, ohne den Blick auf Gott zu richten. Und von der "Traurigkeit nach Gottes Willen" unterschieden:
2Kor 7,10 Denn die Traurigkeit nach Gottes Willen wirkt zur Seligkeit eine Reue, die niemanden reut; die Traurigkeit der Welt aber wirkt den Tod.
Wobei hier ja ein ganz bestimmter Anlass zur Traurigkeit und eine sehr dringend erforderliche Umkehr zugrunde lag.
Aber ich denke, dass diese Aussage auch allgemeiner gilt.
Um das abgeben zu können, was uns beschwert, müssen wir die Schwere und Bedrückung erst einmal spüren, das Gefühl der Traurigkeit in uns zulassen und es nicht verdrängen, weil ein Christ ja allezeit hoffnungsfroh und getrost und gewiss sein muss.
Diese Schwere soll uns aber nicht runterziehen, sondern unseren Blick wenden - dahin, von wo uns Hilfe und Erleichterung kommt.
Nicht unbedingt so, dass der Anlass unserer Traurigkeit beseitigt wird und unser Leben (wieder) "wunschgemäss" verläuft. (auch wenn wir natürlich darum bitten dürfen und diese Bitte auch erhört wird, wenn es Gottes willen entspricht)
Aber doch so, dass wir Trost, Freude und Leichtigkeit "mitten im Leid" erfahren, Gottes Liebe "trotzdem" erfahren - und gleichzeitig die Freude darüber, die aus der Erkenntnis erwächst, dass uns nichts davon scheiden kann:
Röm 8, 35 Wer will uns scheiden von der Liebe Christi? Trübsal oder Angst oder Verfolgung oder Hunger oder Blöße oder Gefahr oder Schwert? 36 Wie geschrieben steht (Psalm 44,23): »Um deinetwillen werden wir getötet den ganzen Tag; wir sind geachtet wie Schlachtschafe.« 37 Aber in dem allen überwinden wir weit durch den, der uns geliebt hat. 38 Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Mächte noch Gewalten, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, 39 weder Hohes noch Tiefes noch eine andere Kreatur uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Glaube leicht oder Schwermütig?
von solana am 19.01.2015 11:52Oh, lieber Michael - ich habe gerade erst gesehen, dassz du deinen Beitrag unter der Rubrik: "Treffpunkt Gedichte/Andachten/Lieder" gepostet hast.
Soll ich meinen "Kommentar" dazu wieder wegnehmen?
Und evtl zur "Melancholie" ein eigenes Thema aufmachen?
Gruss
Solana
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Re: Glaube leicht oder Schwermütig?
von Michael-A am 20.01.2015 08:56Nein, bitte keine Extradiskusion daraus machen. Könntest du dich bitte etwas einfacher ausdrücken, ich habe dich nicht ganz verstanden?
Mir schwebt eigendlich der Gedanke vor: Was hat Jesus wirklich gedacht oder gemacht, wenn er total Mensch war? Aber ich fürchte fast, dies kann mir keiner beantworten. Wir fangen dann an theologisch zu werden.
Wenn Jesus total Mensch war, müßte er doch genauso gedacht, gefühlt und humor gehabt haben wie wir auch, oder liege ich falsch?
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Michael
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Re: Glaube leicht oder Schwermütig?
von solana am 20.01.2015 10:30Ja, dann habe ich dich tatsächlich falsch verstanden, Michael.
Ich dachte, es ginge im Threadtitel um unseren Glauben und wie wir mit Situationen umgehen können, die uns "schwermütig" machen und inwiefern der Blick auf Gott und die innere Zustimmung "dein Wille geschehe" für uns der richtige Weg sind. Nach dem Vorbild Jesu.
Zurück zu deiner Frage: Ja, ich denke auch, dass Jesus ganz Mensch war, auch in ganz banalen weltlichen Dingen.
Aber es fällt mir schwer, mir gleichzeitig vorzustellen, wie Jesus gleichzeitig auch in seiner ganz besonderen Verbundenheit mit dem Vater praktisch zugleich über das irdische Dasein hinaussehen konnte, wusste, was ihn erwartete, wozu das alles gut war , dass es keinen anderen Weg zur Erlösung der Menschen gab usw.
Und dass er sich trotzdem "sehenden Auges" ganz frei dafür entscheiden musste.
Denn er hätte eine andere Alternative zu Leiden Tod und Gottesferne gehabt. Wir nicht.
Das ist für mich nur zu erahnen, was er da durchgemacht hat!
Gruss
Solana
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tefila
Gelöschter Benutzer
Re: Glaube leicht oder Schwermütig?
von tefila am 20.01.2015 17:26Hallo zusammen,
lieber Michi, ich glaube, die hast die Antwort doch schon gefunden. Jesus war wahrer Mensch und es heißt in Hebr. 4,15 über ihn als "Mittler zu Gott", also in der Funktion "Hohepriester" wie folgt:
Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der nicht könnte mit leiden mit unserer Schwachheit, sondern der versucht worden ist in allem wie wir, doch ohne Sünde.
Ich glaube, in dem er auf seinen Auftrag und nicht auf sich als Mensche blickte, konnte er von allen menschlichen Wünschen absehen und sagen: Dein Wille Vater geschehe.
Aber ich meine auch, dass es zudem noch daran lag, dass Jesus Mensch UND GOTT zugleich war, denn in Hebr. 5,1-3 lesen wir von dem menschlichen Hohepriester, der selber SCHWACHHEIT an sich trägt:
Denn jeder Hohepriester, der von den Menschen genommen wird, der wird eingesetzt für die Menschen zum Dienst vor Gott, damit er Gaben und Opfer darbringe für die Sünden. Er kann mitfühlen mit denen, die unwissend sind und irren, weil er auch selber Schwachheit an sich trägt. Darum muss er wie für das Volk, so auch für sich selbst opfern für die Sünden.
Ich hoffe, dir ist das jetzt nicht zu trocken ge-bibelt, aber ich fand das einfach interessant, dass wir dazu auch was in der Bibel finden.
tefila
Gelöschter Benutzer
Re: Glaube leicht oder Schwermütig?
von tefila am 20.01.2015 17:29Ach so, sorry, deine Frage. Michi:
Wir lesen ja, dass Jesus sich gefreut hat, geweint hat usw. aber wir lesen nicht, dass er sich gesorgt hat, wie wir oder gezweifelt an Gott, stimmts?
Glaube leicht oder Schwermütig?
von Michael-A am 22.01.2015 13:59ich habe dich gut verstanden. Nur, wenn er total Mensch war, muss er auch Zweifel - nicht an Gott! - vielleicht an Menschen, und sich vielleicht Sorgen um andere gemacht haben. Alles andere stimme ich mit dir voll überein.
An seinem Vater gibt es nicht zu zweifeln, aber an Menschen!
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tefila
Gelöschter Benutzer
Re: Glaube leicht oder Schwermütig?
von tefila am 22.01.2015 18:21Lieber Michi,
lese ich hier und auch manchmal woanders eine kleine Bitterkeit oder Enttäuschung über andere Christen bei deinem Empfinden heraus?
Vielleicht wenn du über manche andere Christen, deren Verhalten oder auch deren Unterlassen oder manche vermeintliche Lieblosigkeit bekümmert bist?
Ich habe es bei mir selber mal früher eine Zeitlang erlebt, dass man sein eigenes Christenleben und Verhalten, sein eigenes Bibelverständnis, seine eigenen Gefühle und Sensiblität isw- - zum Maßstab macht. Das war eine üble Zeit. Es lebt sich so viel leichter mit Geschwistern, wenn man weiß, dass der Andere eben nicht "ich selber" bin - nicht schlechter, sondern nur anders.
Wie siehst du das?
Um den Schwung zum Thema zurückzubekommen: Wie oft hätte Jesus über seine Jünger enttäuscht sein müssen? Aber er hielt fest zu ihnen und er liebte Petrus auch nach seiner Verleugnung weiterhin.
Re: Glaube leicht oder Schwermütig?
von solana am 22.01.2015 23:32Aber er hielt fest zu ihnen und er liebte Petrus auch nach seiner Verleugnung weiterhin.
Und obwohl er wusste, wie "wankelmütig" Petrus war, dass er es nicht schaffen würde, in der Stunde seiner Anklage zu ihm zu stehen, trotzdem nannte er ihn "Fels" und vertraute ihm viel an.
Mt 16, 18 Und ich sage dir auch: Du bist Petrus, und auf diesen Felsen will ich meine Gemeinde bauen, und die Pforten der Hölle sollen sie nicht überwältigen.
Und nach seiner Auferstehung, als Petrus so kläglich "unfelsenhaft" ihn verleugnet hatte, hielt er trotzdem an dem Auftrag fest und sagte ihm drei Mal (in Entsprechung zur dreimaligen Verleugnung), dass er seine Schafe weiden solle.
Joh21, 15 Als sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieber, als mich diese haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!
16 Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!
17 Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!
Ich finde das so schön.
Er sagt nicht: "Du hast versagt, ich sehe bei dir keine Qualifikation - zeig erst einmal, dass ich dich wirklich gebrauchen kann für so ein verantwortungsvolles Amt. Dann vertraue ich dir erst einmal etwas Kleines an, bis du dich bewährt hast."
Nein, er fragt nur eine Sache: "Hast du mich lieb?"
Und darauf baut er auf.
Vielleicht kann uns das ja ein Vorbild sein, im Umgang miteinander in unserer heutigen Leistungsgesellschaft, in der wir alle unter Druck stehen und oft genug diesen Druck weitergebnen aun andere Menschen, mit denen wir zu tun haben, unsererseits auch "Leistung" fordern, und dass sich andere unseren Respekt und unserere Achtung erst "verdienen" müssen.
Gruss
Solana
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