Missionsbefehl und introvertierte Christen?
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Kayla
Gelöschter Benutzer
Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von Kayla am 21.01.2015 11:15Das ist ein Thema, das mich bereits seit Jahren beschäftigt und ich habe nun doch beschlossen, es mal vorsichtig anzusprechen.
Eigentlich habe ich schon als Kind gelernt, dass wir als Christen bei jeder Gelegenheit missonieren sollen. Im ganz frühen Teenageralter habe ich das noch versucht, da war das aber schon eine Art "Mutprobe für Gott". Je älter ich wurde, desto schwerer wurde es für mich, allgemein Menschen anzusprechen oder auf Menschen zuzugehen. Allgemein brauche ich auch nicht so viele Kontakte in meinem Umfeld und die habe ich auch nicht (abgesehen von der Arbeit und da muss man Religion allgemein außen vor lassen) und demenstprechend ergeben sich äußerst selten Gelgenheiten.
Was ich sonst teilweise mitbekommen, dass man Menschen in der Straßenbahn oder auf der Straße ansprechen und vom Glauben erzählen soll, könnte ich gar nicht. Mir fällt es schon schwer, zu Professoren in die Sprechstunde zu gehen und irgendwelche universitären Angelegenheiten zu besprechen, ich habe auch immer Angst, zu viel von mir zu erzählen. Der Spruch "Wenn das Herz voll ist, läuft der Mund über" trifft bei mir eigentlich nur bei wenigen, mir sehr vertrauten Menschen zu, egal worum es geht. Mit der Zeit habe ich festgestellt, dass ich da nicht alleine bin, es gibt viele Menschen wie ich, die ich auch in anderen Internetforen kennengelernt habe. Es sind eben nicht alle Menschen so extrovertiert und selbstbewusst und ich gehöre da auch eher zu den introvertierten, schüchternen Typen, die in so einigen Situationen auch manche soziale Ängste haben.
Allerdings wird über den Missionsbefehl oft in einer Weise geredet, als dürfte es schüchterne oder introvertierte Christen überhaupt nicht geben bzw. als müssten diese es dann auf Knopfdruck schaffen, ihre Persönlichkeit zu ändern. Wenn man dann davon redet, den Glauben eher vorzuleben, wird das gerne als "faule Ausrede" gewertet. Das bringt mich zu der Frage, wie man damit umgehen soll, wenn man eben in seiner Persönlichkeit generell nicht so extrovertiert, selbstbewusst und sicher mit anderen Menschen ist. Sind schüchterne, introvertiere Menschen da ein Fehler, eine Folge des Sündenfalls, und dürften gar nicht sein? Oder passen sie einfach nicht in das christliche Klischee des freudig missionierenden, offenen Christen?
Rapp
Gelöschter Benutzer
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von Rapp am 21.01.2015 11:39Wie gut ich dich verstehe und wie froh bin ich, dass ich da nicht allein bin. Leute einfach ansprechen? Nein, das kann ich nicht so. Aber ich finde immer wieder einen Weg zu anderen Menschen.
Lass mich einfach mal plaudern. Es ist Abend und normaler Weise ist die Eisdiele auf der andern Straßenseite um die Zeit offen und gut besetzt. Heute sitzt dort niemand. Warum? Keine Ahnung. Da steht ein Junger Mann und will rein, kann aber nicht. Ich kenne den Burschen, hatte aber bisher kaum Zugang zu ihm gefunden. Ich muss ohnehin mit Aisha raus. "Willy, weißt du, warum Daniela nicht hier ist?" spricht Dominic mich an. "Nein, aber fehlt dir ein espresso? Komm mit, wir trinken mal Kaff in meiner Bude!" Die Kaffeepause dauerte bis gegen 11 Uhr. Ich habe einen Freund gewonnen und Freunde schleppe ich bei Jesus an, bis ich wieder mal Gelegenheit zu einem Kaff mit Domi habe. Kommt noch dazu, dass die meisten wissen wie Kaffee gebraut wird ! Das Rezept: Man nehme einen Schlingel von der Straße und lade ihn zum Kaff ein. Hat er Zeit sagt er zu, kommt mit und ist gefangen in meiner Stube... Kaff als Zugabe...
Willly
Rapp
Gelöschter Benutzer
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von Rapp am 21.01.2015 11:49Noch was: bei der Verkündigung des Evangeliums ist zuhören weit wichtiger als den Menschen die Ohren zuballern.
Willy
marjo
Gelöschter Benutzer
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von marjo am 21.01.2015 12:51Dieses Problem betrifft nicht lediglich introvertierte Christen. Auch Menschen, die generell nicht oder nur schwer reden können oder sonst wie beeinträchtigt sind, stehen da vor Problemen. Ich habe mich auf den eher privaten Kreis von Zwiegesprächen konzentriert und bin selbst da noch immer sehr aufgeregt. Schriftlich geht es wesentlich besser. Probiert habe ich alles... vom Büchertisch in Einkaufspassagen, über Traktatverteilung in Innenstädten bis hin zu Missionseinsätzen auf der Kieler Woche.
gruß, marjo
Henoch
Gelöschter Benutzer
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von Henoch am 21.01.2015 12:58Hallo Ihr Lieben,
die Bibel berichtet von einem introvertierten Menschen mit Sprachproblemen, dem Mose. Gottes Kraft war in seiner Schwachheit mächtig...
2Mo 4,10 Mose aber sprach zu dem HERRN: Ach, mein Herr, ich bin von jeher nicht beredt gewesen, auch jetzt nicht, seitdem du mit deinem Knecht redest; denn ich hab eine schwere Sprache und eine schwere Zunge.
Henoch
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von solana am 21.01.2015 13:06da war das aber schon eine Art "Mutprobe für Gott"
Ja, so habe ich das auch immer empfunden bei solchen "Strassenaktionen", wildfremde Leute ansprechen und dann "Werbung" machen.
Ich dachte auch lange Zeit, mit mir stimmt etwas nicht, dass ich das nicht einfach so, ohne grosse Überwindung, kann. Und ich dachte, das wird mit der Zeit einfacher und "natürlicher" ....wurde es aber nicht.
Ich mabe dann eingesehen, dass das wohl doch nicht so ganz "mein Ding" ist und lieber solhe Aktionen wie Büchertische usw mitgemacht. Da bleiben nur Leute stehen, die wirklich Interesse haben und Gespräche ergeben sich viel ungezwungener, man hat dabei nicht das Gefühl, dass man den Leuten etwas "aufschwatzt", was sie eigentlich gar nichtwollen.
Aber da sind wir wohl alle unterschiedlich, und das ist auch gut so.
Noch was: bei der Verkündigung des Evangeliums ist zuhören weit wichtiger als den Menschen die Ohren zuballern.
Ja, da hast du sehr Recht.
Wir sind ja keine "Staubsaugervertreter".
Bei dem, was wir "vermitteln" sind wir wirklich nur "Vermittler". Deshalb ist es so wichtig, auf Gott zu hören und sich leiten zu lassen und auf die Menschen zu hören, ihre Not zu spüren und ihnen Gottes Antwort darauf weiter zu sagen.
Es ist Gottes Werk, wie das "trifft" und was das Weitergegebene im Menschen bewirkt, nicht unseres.
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von imanuel am 21.01.2015 13:10Hallo,
ich denke es gibt Christen den Gott die Gabe gegeben hat mit Menschen an jeden Ort und zu jeder Zeit über ihren Glauben zu reden.
Aber es gibt auch Christen die Gott die Gabe des Gebets gegeben hat und sie breiten den Weg für Gott mit ihrer Gabe im stillen Kämmerlein.
Ich kenne einen Bruder in Jesus der sehr zurück haltend ist und nicht viel mit Menschen redet aber sein Leben ist ein einziges
Zeugnis der Liebe und des Gehorsam zu seinen Gott.Und ich glaube das er nicht weniger für Gott tut als der jenige der mit sein
Mund ständig Zeugnis von Gott gibt.
Gott hat jeden von uns unter schiedliche Gaben gegeben mit den wir Gott dienen können.Keine ist besser oder schlechter,
aber ich denke das es nicht Gott ist der uns ein schlechtes Gefühl gibt weil wir eine Gabe nicht so haben wie jemand anders.
Sonder es ist der Verkläger der Brüder.Darum seit dankbar für das was ihr habt und dient Gott damit und wir dürfen Gott
bitten uns erkennen zu lassen wie wir ihn am besten dienen können.
Gottes seegen Imanuel
Gott bitte gebe uns eine gebetslast für dein auserwählten Volk,und lass uns eintreten gegen die Ersatztheolgie.
Lass uns Wächter auf den Mauern von Jerusalems sein nach Jes.62,6
Kayla
Gelöschter Benutzer
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von Kayla am 21.01.2015 13:38Daran musste ich auch denken, es gibt ja auch Menschen mit sozialen Phobien und ähnlichen Problemen - wobei diese Menschen sich oft noch andere Vorwürfe anhören müssen, daher wollte ichso weit nicht gehen.
In gewisser Hinsichtbekam ich früher oft den Eindruck, dieses auf die Menschen zugehen müsse jeder irgendwie tun, notfalls zwingt man sich dazu, für Gott. So weit müsste man für seinen Glauben ja gehen. Nur habe ich es dann nicht mehr geschafft, dabei noch so auszusehen, als täte ich das von Herzen und es macht dann leider einen eher lächerlichen oder traurigen Eindruck, wenn man sich zwingt und dann ein verzweifeltes, vorgefertigtes Gestammel dabei heraus kommt, nur damit man eben seine "Pflicht" getan hat. Doch ich habe oft gehört, wenn man wirklich Christ sei, dann könne man das, sonst stimmt etwas nicht.
Mag natürlich auch sein, dass das von den Leuten kam, die da so extrovertiert und selbstsicher sind, dass sie sich gar nicht vorstellen können, dass es nicht jedem so geht.
Henoch schrieb:
Davon habe ich in dem Zusammenhang oft gehört, aber was bedeutet das für uns? Dass Gott dafür sorgt, dass wir es können, wenn er es von uns will?
Oder dass wir uns zwingen müssen und wenn wir wirklich wollen, dann hilft uns Gott dabei? Letzteres hat bei mir leider nie funktioniert.
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von Burg1 am 21.01.2015 13:42Ich denke, wer den "Missionsbefehl" zu wörtlich nimmt, lädt sich eine Bürde auf, die er u. U. nicht tragen kann.
Nicht jeder Mensch ist dazu geeignet, einfach drauf los zu missionieren. Alternativ kann man auch Schriften irgendwo an Orte "vergessen" und wenn der Hl. Geist es fügt, wird ein anderer Mensch diese Schrift an sich nehmen. Also, kein Stress mit diesem "Befehl" sondern
mit den eigenen Mitteln, die zum Naturell passen, das Wort verkündigen.
Andersdenkende
Gelöschter Benutzer
Re: Missionsbefehl und introvertierte Christen?
von Andersdenkende am 21.01.2015 13:46Liebe Kayla!
Ich finde das ganz,ganz toll, dass Du dieses Thema ansprichst! Ich glaube nämlich, dass es ganz vielen Christen so geht, wie Dir, aber das das eben ein Thema ist, dass eher "totgeschwiegen" wird, weil viel Angst davor besteht, wie die anderen wohl darauf reagieren.....
Ich will mal was erzählen:
In der Stadt, in der ich arbeite, gibt es eine große Kreuzung - alle 4 Strassen, die auf diese zuführen, sind zwei-spurig, will sagen: ein verkehrsintensiver Knotenpunkt.
Vorzugsweise freitags steht dort eine ältere Dame auf einer der Verkehrsinseln - sie hält ein Schild in der Hand,hoch in die Luft, auf dem steht "Jesus lebt!" und trägt auf Brust und Rücken ein Plakat, auf dem das Selbe steht.
Ich bin zwiegespalten, was ihre Aktion betrifft - zum Einen finde ich das echt mutig und bewundere ihre Ausdauer, zum Anderen aber kann ja niemand auf so einer Kreuzung anhalten und mit ihr sprechen....aber: Sie "missioniert" auf ihre ureigenste Weise, macht aufmerksam, redet aber mit niemandem...vielleicht ist das einfach der Weg, den SIE eben gehen kann (vielleicht ist sie auch schüchtern, oder....).
Ich denke, so hat jeder seinen eigenen Weg - wie Willy über den Weg der Freundschaft, wie die ältere Dame mit ihrer Aktion, wie Solana am Büchertisch....und wie Imanuel sagt: jeder mit seiner Gabe (und das kann das Gebet im Hintergrund sein).
LG
Ande