Mütter wehren sich gegen Krippenzwang

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cipher
Gelöschter Benutzer

Mütter wehren sich gegen Krippenzwang

von cipher am 01.10.2014 20:43

So lautet der Untertitel eines Artikels des Focus online.

Bislang hatte ich keine Veranlassung, einen Hehl aus meiner Ablehnung der zunehmenden Praxis der "Kinderverkrippung" zu machen und der genannte Artikel (Warum arbeitest du nicht? Was tust du den ganzen Tag) gibt mir auch keinen Anlass, an meiner Haltung etwas zu ändern.

Vera Reiß, Staatsekretärin des Bildungsministeriums Rheinland-Pfalz verstieg sich zu der Behauptung, dass keine Mutter ihrem Kind das bieten könne, was eine Krippe zu bieten habe. Doch je länger wir den Blick (aus der ersten Reihe) auf die Problematik werfen, desto deutlicher treten Zweifel zu Tage. Und inzwischen sibnd es nicht mehr nur Einzelne, die sich gegen den Quasi-Krippenzwang zur Wehr setzen. Immer mehr Mütter wehren sich dagegen, möglichst früh wieder in das "produktive Leben" zurückzukehren und ihre Kinder ebenso früh einem ungewissen Schicksal anheimzugeben, aus welchem sie, je nach Veranlagung und äußeren Bedingungen, u.U. mit schwer behebbaren Schäden hervorgehen.

Leider gibt es immer wieder wirtschaftliche Zwänge, welche den Eltern mitunter gar keine andere Möglichkeit lassen, als die Kinder abzugeben, weil ein Verdiener allein die Familie nicht ernähren kann.

Würde unser Staat es wirklich wollen, wäre es kein Problem, Elternschaft allgemein und Mutterschaft im Speziellen so zu stellen, dass Mütter nicht benachteiligt sind, wenn sie eine der wertvollsten Aufgaben übernehmen, die es in einer Gesellschaft geben kann: Eben die Erziehung der Kinder, das Vermitteln von Geborgenheit, vertrauen und Wärme. All das, was eine KITA niemals schaffen kann. Ein geringer Teil des Geldes, welches Banken in den Allerwertesten geblasen wurde, könnte dafür ausreichen.

Aber entweder folgen unsere Staatenlenker allzu willfährig denen, die "wirtschaftliche Zwänge" einrichten oder sie sind schlicht zu ... unwissend um zu begreifen, welche Hypothek sie damit unserem Land und seinen Bewohnern mit auf den Weg in die Zukunft geben.

Aber - und das freut mich persönlich - es formiert sich Widerstand. Nicht nur von der Seite des "dummen Volkes", dem man ohnehin nahezu jegliche Urteilsfähigkeit abspricht - außer, es stehen mal wieder Wahlen an - sondern es gibt auch zunehmen Wissenschaftler, die gegen diesen Krippenwahn vorgehen und laut warnen. Auch die Autorin Birgut Kelle wirkt mit ihrem Verein "Frau2000plus" gegen diesen Trend.

Ich fände es gut, wenn der Widerstand gegen die "Zwangsverkrippungwahn" wüchse und junge Mütter sich nicht von unpassenden Bemerkungen verunsichern ließen. Keine KITA kann eine Mutter esetzen.


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alles.durch...

61, Weiblich

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Re: Mütter wehren sich gegen Krippenzwang

von alles.durch.ihn am 01.10.2014 23:46

Vielen Dank, cipher und ein dickes "Amen" !

Segenswünsche dir und deinen Lieben,
adi


 

..ich will den Herrn loben allezeit und seinen Namen preisen! <3


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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Mütter wehren sich gegen Krippenzwang

von marjo am 02.10.2014 07:25

cipher schrieb: Keine KITA kann eine Mutter esetzen.

Das ist wahr. Einen Krippenzwang sollte es darüber hinaus niemals geben. 

Der Text liest sich allerdings etwas idealistisch. Selbst bei uns im (kleinen) Ort gibt es eine ganze Reihe an Familien, in denen die Mütter mit der Erziehung überfordert sind. Dann gibt es Eltern, bei denen man sich einen Vorbereitungskurs für die Elternschaft gewünscht hätte. Und dann gibt es noch die Paare, deren Kinderwunsch ich mit einem entsetzten Aufschrei "Oh Gott! Nur das nicht!" beantworten würde, weil der bedauernswerte Nachwuchs lediglich der eigenen Selbstverwirklichung dienen soll. Nach meinem Dafürhalten gibt es also durchaus Kinder, die in einer Krippe zumindest an einigen Stunden gut aufgehoben sind.

viele grüße,
marjo  

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cipher
Gelöschter Benutzer

Re: Mütter wehren sich gegen Krippenzwang

von cipher am 02.10.2014 07:47

marjp schrieb: gibt es eine ganze Reihe an Familien, in denen die Mütter mit der Erziehung überfordert sind.
Das ist leider so, ja. Und doch auch wieder nicht. Denn schon während der Schwangerschaft bekommen junge Mütter mit der "Erstausstattung" bei Arzt und was weiß ich noch, wo sonst, "hilfreiche Literatur", in denen ihnen ganz oft und in plastischen Farben ausgemalt wird, dass wirklich nur Experten fähig sind, Kinder recht zu erziehen. Mit dabei auch die "Handreichungen", die den Müttern erklären, welche Vorsorgeuntersuchungen wichtig sind, um später kein krankes oder behindertes Kind auf die Welt zu bringen. So einen Mist gab es schon bei unserer ersten Schwangerschaft, und das ist dreißig Jahre her.

Es gäbe weniger überforderte Mütter, wenn es weniger KITAS gäbe, da bin ich mir absolut sicher. Und weniger "Experten", die darauf drängen, dass Kinder mögichst früh eben den "Experten" zu überlassen sind, wenn denn für die Gesellschaft nutzbare, sprich ausbeutbare, Menschen aus den Kindern werden sollen. Gott sei Dank gibt es auch in den KITAS immer wieder wirklich gute Erzieher und -innen. Die Regel ist das leider nicht. In der Logopädie steigen die Zahlen der Kinder an, deren Sprachentwicklung in den KITAS vor die Wutz geht und die deswegen bereits im KITA-Alter extra Threapie benötigen, weil sie sonst nicht einmal das Sprechen richtig lernen.

Übrigens geht es auch weniger um "einige (wenige?) Stunden" in der KITA, sondern vor allem um die Koplettaufbewahrung von Öffnung bis Schließung.

Die Bertelsmannstiftung hat herausgefunden, dass KITAS wirklich die Entwicklung von Kindern fördern können, so dass sie spätersogar das ABI schaffen können. Betroffen sind die Kinder aus den "bildungsfernen" und sozial problematischen Zonen der Gesellschaft, die Rede ist von weniger als ca. 10% aller Kinder.

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Mütter wehren sich gegen Krippenzwang

von marjo am 02.10.2014 08:04

Eine Komplettaufbewahrung ist selten sinnvoll, dass sehe ich auch so. Das die Überforderung von Eltern bei der Erziehung nur Randgruppen betrifft, kann ich nicht bestätigen. Liegt vielleicht an meinem sozialen Umfeld oder an meinen Ansprüchen oder daran, dass meine Frau Erzieherin ist oder alles zusammen.

gruß, marjo 

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cipher
Gelöschter Benutzer

Re: Mütter wehren sich gegen Krippenzwang

von cipher am 02.10.2014 08:56

marjo schrieb: Das die Überforderung von Eltern bei der Erziehung nur Randgruppen betrifft, kann ich nicht bestätigen.
Wenn das aus meinem Beitrag hervorging, hab' ich mich falsch ausgedrückt. "Überfordert" fühlten wir uns beide, als unsere Älteste auf die Welt kam. Glücklicherweise waren unser beider Eltern so weit entfernt, dass es von deren Seite zwar keine Hilfe, aber auch keine Einsprüche und Einmischungen gab. Von ganztägiger Betreuung - und von einer Betreuung unter drei Jaren - war damals ohnehin noch nicht die Rede. Wir waren gezwungen, mit unserer relativen Überforderung selbst zurecht zu kommen. Denn "relativ" war sie, diese Überforderung. Die Kleine hat anfangs ja durchgehend fast nur geratzt und es waren anfangs ja nur wenige Stunden, die sie wach war, gefüttert, gebadet und gewickelt werden musste. Klar, sie war ein "Spuckerle", wie erste Kinder das häufig sind, weil die Eltern noch so unsicher sind, dass sich das auf das Kind übertragen kann. Aber insgesamt dauerte die Phase der realativen Überforderung nicht lange, da müssen irgendwie wohl alle Eltern "durch", die einen mit mehr, die anderen mit weniger "Stress".

Leider ist es aber so, dass manche Eltern erst beim ersten Kind lernen, was es heißt, sich wirklich zusammennehmen und durchbeißen zu müssen, wenn es mal nicht so lockerflockigeinfach geht. Da kommt dann zuweilen wirklich Überforderung auf, wenn sie zum Kind auch noch mit sich selbst zu ackern haben, weil sie im bisherigen Leben nur wenig Widerstand gewohnt waren.

Und selbstverständlich - all denen gesagt, denen der Zeigefinger juckt - will ich nicht pauschalieren und nun reineweg alle jungen Eltern für unfähig erklären. Nein, im Gegenteil, wie im ersten Beitrag schon geschrieben finde ich es gut, dass dieser aufkommenden Zwangstotalverkrippung nun Wind entgegenweht. Denn Eltern, die Kinder bekommen und diese wirklich wollen, die können lernen, diese Aufgaben zu bewältigen. Das über Jahtrausende funktoniert, wieso soll sich das jetzt so rapide geändert haben?

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Weish71

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Beiträge: 17

Re: Mütter wehren sich gegen Krippenzwang

von Weish71 am 02.10.2014 14:51

Ich finde es wichtig, dass Kinder unter 3 J. bei einem Elternteil bleiben, das sich um die Erziehung kümmert. Ausgenommen sind natürlich
wirtschaftl. Zwänge, die es nötig machen, die Kinder in die Kita zu geben. Aber niemals kann eine Kita unter 3-jährigen die Eltern ersetzen in dieser prägenden Zeit.

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Lily

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Beiträge: 16

Re: Mütter wehren sich gegen Krippenzwang

von Lily am 03.10.2014 17:00

hi 

ich mache gerade ein fsj (freiwilliges soziales jahr) in einer katholischen kita. bei uns in der einrichtung gibt es auch eine gruppe für kinder unter 3 jahren. alle anderen räume sind funktionsräume (die haben ein offenes konzept) und da sind dann kinder von 3 bis 7 jahre. 
naja.. ich hab noch keine eigenen kinder und bin auch erst seit anfang august dort.. aber ich hab bisher ganz verschiedene eindrücke von der u3 gruppe. ich hab kinder erlebt die stundenlang geweint haben und ihre mama/papa beim abschied morgens nicht loslassen wollten. und ich hab kinder erlebt die damit anscheind weniger probleme hatten und sich direkt im raum ein spielzeug gesucht haben oder zu den anderen kindern gegangen sind.
vielleicht ist das auch ein bischen vom charakter des kindes abhängig, also wie selbstsicher es schon ist und vielleicht ist auch noch wichtig wie die bindung zu den eltern ist.
ich hab also beides gesehen.. fälle in denen ein kita-tag für die u3 kein problem waren und welche in denen es wirklich sehr schwierig war die kleinen zu beruhigen und abzulenken.
was aber auf jeden fall bei allen kindern unter 3 jahren der fall war, war das sie es maximal bis 13 uhr ausgehalten haben. man merkt einfach das die noch zu klein sind um den ganzen tag bis abends dort zu sein. wir haben eine 2 jährige die ab ca. halb 12 unruhig wird und dann im minutentakt nach ihrer mama fragt.

ich weiss das die meinungen bei den erzieherinnen bei mir in der kita da ziemlich auseinander gehen. ich persönlich denke das es für ein kleinkind immer das beste ist die ersten 3 jahre zuhause bei den eltern zu sein. weil ich sehe wie sehr die ganz kleinen die nähe zu ihrer mama (oder papa) noch brauchen. so ein ganzer kita tag ist einfach zu lang und ich hab oft gesehn das die das emotional nicht gut aushalten.
es gibt natürlich auch situationen in denen zb. ne alleinerziehende mama oder ein alleinerziehender papa keine andere wahl hat, weil sie/er alleine ist und arbeiten muss. ich würde da nie über das elternteil was schlechtes denken oder so, iwie müssen die ja auch ihre kinder ernähren und die habens oft nicht einfach (auch alles miterlebt).
aber generell finde ich es besser wenn die ganz kleinen noch bei ihren eltern sein dürfen. ich glaube die brauchen das einfach um noch ein bischen sicherheit zu haben.

aber ich glaube nen "krippenzwang" gibt es doch sowieso nicht? soweit ich das richtig verstanden hab hat jedes kind ab dem 3. lebensjahr nen anspruch auf einen kita platz. aber niemand ist gezwungen sein kind in ne krippe zu geben. nichtmal kindergarten ist pflicht...? wobei ich das gut finde ab 3. 
ich glaube die "pflicht" gibt es erst mit der schulpficht.

was mich auch oft stört ist das im kita alltag (aber dazu muss man sagen das es von den eltern oft erwünscht ist oder sogar gefordert wird!) oft so....wie soll ich sagen.."überpädagogisch"...zugeht. da muss ein 2 jähriger schon in die musikalische frühförderung und ein kind das grade 1 jahr geworden ist muss in die singgruppe in der es "spielerisch" englisch lernen soll...obwohl es noch nichtmal seine eigene muttersprache kann. das finde ich teilweise total übertrieben und ich frage mich ab und zu warum man kinder nicht einfach kinder sein lassen kann. wenn kinder die wahl haben zwischen nem englischkurs für kleine und dem sandkasten..... :)
letzte woche kam ein kind zu mir das von oben bis unten voll mit sand und matsch war und hat gesagt: ich hab hunger und durst. und da dachte ich so: jo...SO müssen kinder aussehen ;)
nicht das ich es super toll finde wenn kinder schmutzig rumlaufen aber es war iwie ein schönes bild. ein kind, das keine berührungsängste vor der natur hat, einfach nur spielen und toben will und nicht so "steril" aussieht...ich fands klasse. und den sand haben wir später einfach abgeschüttelt. 

lg lily 

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cipher
Gelöschter Benutzer

Re: Mütter wehren sich gegen Krippenzwang

von cipher am 04.10.2014 11:05

Lily schrieb: ...ich hab kinder erlebt die stundenlang geweint haben und ihre mama/papa beim abschied morgens nicht loslassen wollten....
Ja, von solchen Kindern berichtete auch meine Frau mehrfach. Dass diese Kinder diese Zeit ohne Verletzung durchstehen, ist kaum vorsellbar. Freilich hängt die Reaktion vom Charkter des Kindes ab und auch davon, wie die Eltern damit umgehen und wie sie das Kind vorbereitet haben. Ich weiß von meiner Schwester, die meine Nichte schon sehr früh in eine Krippe geben musste, weil ihr Mann sie allein gelassen hatte. Das ist ihr sehr schwer gefallen und sie hätte es sicher nicht getan, wenn sie eine Chance dazu gehabt hätte. Doch die gab es unter den Umständen leider nicht. Aber mene Schwester hat ihr Möglichstes getan, dass ihre Tochter keinen Schaden davontrug und nach meinem Eindruck hat sie das gut bewältigt. Selbstverständlich ist das aber leider nicht.

Wie ich schon anklingen ließ, nimmt die Zahl der Kinder zu, die bereits im Vorschulalter an so ausgeprägten Sprachdefiziten leiden, dass sie in logopädische Threapie gegeben werden müssen. Allein das sind immense Folgekosten, über die sich niemand Gedanken zu machen scheint. Von anderen zu threapierenden Defiziten oder Schäden ganz zu schweigen.

Was die möglichst früh beginnende Schulbildung betrifft, stehe ich da auch etwas kritisch zu. Ich glaube auch, dass Kinder in Sandkasten und Matsche und Gras und frei tollend mindestens so gut aufgehoben sind, wie in einer KITA. Schule mit sechs Jahren reicht, diese Kindheit sollte man nicht beschneiden. Abgesehen vonm Englischen: Wenn das richtig gemacht wird - WENN! - ist das nicht zu früh. Wir haben bei den Unseren schon sehr früh Englisch mit in den Alltag einfließen lassen, mit dem Erfolg, dass alle eine hohe Affinität zu der zweiten Sprache entwickelten. Sie lasen schon früh englische wie deutsche Bücher gleichermaßen, zwei haben die englische Sprache zu ihrem Berufsfeld gewählt. Was ich mir mühsam erarbeiten musste, haben sie zu einem großen Teil viel leichter gelernt.

Meine Schwester sollte in den Kindergarten - ich glaube, damals war sie fünf. Ein- oder zweimal begleitete ich meinen Vater dabei, wie er sie hinfuhr. Selbst mir als gerade mal Achtjährigem tat es weh, wie sie sich dagehen wehrte, weinte und an meinem Vater festhielt.

Nach vier oder fünf Wochen gaben meine Eltern nach und das Thema "Kindergarten" war erledigt. Trotzdem ist sie heute eine normale Erwachsene geworden...

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