Nach welchen Grundsätzen ich die Bibel lesen möchte

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Merciful

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Nach welchen Grundsätzen ich die Bibel lesen möchte

von Merciful am 18.07.2023 10:37

Ich habe darüber nachgedacht, welches die Grundsätze sind, nach welchen ich die Bibel lese.
 
Oder doch zumindest: Nach welchen Grundsätzen ich die Bibel lesen möchte.
 
Drei Punkte sind mir wichtig geworden, drei Punkte hat Gott mir verdeutlicht.
 
1) Grundsätzlich ist die innere Haltung beim Bibellesen von entscheidender Bedeutung.
 
Diese sollte von Demut und Vertrauen geprägt sein, Herz und Verstand empfangen die Worte der Bibel.
 
Das Empfangen der Worte der Bibel erfordert Zeit, Muße und Gebet.
 
Die innere Haltung des Empfangens drückt sich aus in einem konzentrierten Sehen und Hören.
 
Die Worte der Bibel müssen im Herzen hin und her bewegt und bedacht werden.
 
Indem ich die Worte der Bibel auf mich wirken lasse, kann ihr Sinn sich mir erschließen.
 
Das Vertrauen schließt nicht aus, dass ich die Worte der Bibel kritisch lese.
 
Kritisch insbesondere in dem Sinn: Was steht wirklich da? Wo muss ich meine bisherige Meinung ändern?
 
2) Zunächst möchte ich die Worte der Bibel an ihrem geschichtlichen Ort verstehen.
 
Wer hat die Worte gesprochen und aufgeschrieben? An wen richten sich die Worte an ihrem historischen Ort?
 
In welcher Situation wurden die Worte formuliert, was ist der geschichtliche Hintergrund?
 
Warum wurden die Worte so gewählt und gestaltet, was wollte der Autor seinen Adressaten mitteilen?
 
Zu diesem Zeitpunkt der Betrachtung geht es noch nicht um mich und mein Leben.
 
Als Christen glauben wir, dass etwa die Propheten von Gottes Geist inspiriert worden sind.
 
Die Propheten waren aber keine Sekretäre.
 
Man denke etwa an einen Manager, der seiner Sekretärin einen Brief diktiert.
 
Worte, an die die Sekretärin vorher überhaupt nicht dachte und die sie vielleicht auch nicht versteht.
 
So war es bei den Propheten nicht.
 
Diese waren mit ihrem Denken und Wissen, aber auch mit ihrer Begrenztheit an der Gestaltung der Worte beteiligt.
 
Im Gebet und durch Visionen haben sie Botschaften und Worte empfangen, durchdacht und formuliert.
 
Diese menschliche Seite der Worte der Bibel ist stets ernst zu nehmen.
 
3) Nun gilt es die gewonnenen Erkenntnisse auf das eigene Leben anzuwenden.
 
Hierbei wäre nochmal eine zweifache Zielrichtung zu unterscheiden.
 
Zum einen kann ich mich fragen, welche Zusagen die Worte der Bibel für mich, meinen Glauben bereithalten.
 
Welche Verheißungen der biblischen Texte kann ich mir aneignen, da sie auch für mich heute Geltung besitzen?
 
Als Christen leben wir immer zuerst aus dem Empfangen dessen, was Gott für uns getan hat.
 
Daher gilt es eben dies Werk Gottes zu erkennen und im Glauben anzunehmen.
 
Zum anderen aber muss ich mich auch fragen, welches Verhalten heute Gott von mir erwartet.
 
Welches sind die Werke Gottes, in denen ich heute leben soll und leben darf?
 
Nicht ganz einfach ist es, wahrzunehmen und zu unterscheiden, welche Inhalte der Bibel ewige Gültigkeit haben.
 
Und welche Aussagen gegebenenfalls eher zeitgebunden sind.
 
 
Ich habe vor einiger Zeit damit begonnen, ganze Bücher der Bibel hier im Forum mit euch zu lesen.
 
Von meiner Intention her bewege ich mich mit diesen Threads im Bereich des hier unter 2) aufgeführten Punkts.
 
Die Lesungen der Texte sollen dazu dienen, die Worte der Bibel (erneut) wahrzunehmen und zu bedenken.
 
Ursprünglich hatte ich es einmal befürwortet, wenn in diesen Threads sich Gedanken und Gespräche ergeben.
 
Mittlerweile denke ich eher und habe darum gebeten, sich ergebende Gespräche in neue Threads zu verlagern.
 
Auf diese Weise würde die Lektüre der Texte nicht gestört und die Übertragung auf das eigene Leben käme auch nicht zu kurz.
 
Merciful

Antworten Zuletzt bearbeitet am 19.07.2023 01:22.

Plueschmors

46, Männlich

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Beiträge: 277

Re: Nach welchen Grundsätzen ich die Bibel lesen möchte

von Plueschmors am 19.07.2023 08:54

1) Grundsätzlich ist die innere Haltung beim Bibellesen von entscheidender Bedeutung. Diese sollte von Demut und Vertrauen geprägt sein, Herz und Verstand empfangen die Worte der Bibel.

Absolut d'accord! Jeden Tag will ich mich wie Maria - Lk 10,38-42 - zu Füßen des Wortes Gottes legen und voller Vertrauen und Demut seiner Rede zuhören. Die Bibel ist der größte und höchste Schatz und Trost, den wir auf Erden haben.

Das Empfangen der Worte der Bibel erfordert Zeit, Muße und Gebet.

Gott will nicht zwischen Tür und Angel als Pflichtprogramm erledigt sein. Das ist wahr. Was nützte uns ein Freund, wenn wir in offenbarem Streß und schlimmer Hektik sind und schon zerstreut an die nächsten Termine denken? So schmeckt beiden der Kaffee nicht und wird unbekömmlich.

Die Worte der Bibel müssen im Herzen hin und her bewegt und bedacht werden.

Ja, das ist ganz besonders wichtig. So wie die Mutter Jesu "alle diese Worte behielt und bewegte sie in ihrem Herzen" (Lk 2,19), bis das Wort Gottes Fleisch wurde (Joh 1,14). Ich mache mir seit Jahren auch Martin Luthers Tipp zu eigen: "Wenn du am Abend schlafen gehst, so nimm noch etwas aus der Heiligen Schrift mit dir zu Bett, um es im Herzen zu erwägen und es - gleich wie ein Tier - wiederzukäuen und damit sanft einzuschlafen. Es soll aber nicht viel sein, eher ganz wenig, aber gut durchdacht und verstanden. Und wenn du am Morgen aufstehst, sollst du es als den Ertrag des gestrigen Tages vorfinden".

2) Zunächst möchte ich die Worte der Bibel an ihrem geschichtlichen Ort verstehen.

Ja, das ist auch sehr wichtig und auch, was Du weiter schreibst, das Wort ins Werk zu setzen etc. Wem ist wo etwas gesagt? Sollen z.B. Frauen in der Gemeinde heutzutage grundsätzlich überall schweigen, obwohl Paulus vermutlich nur ein Problem mit den Schnattergänsen von Korinth hatte? 

Mittlerweile denke ich eher und habe darum gebeten, sich ergebende Gespräche in neue Threads zu verlagern. Auf diese Weise würde die Lektüre der Texte nicht gestört und die Übertragung auf das eigene Leben käme auch nicht zu kurz.

Gerne. Nun weiß ich auch Bescheid nach anfänglichen Irritationen. 

Liebe Grüße und Segen,
Plueschmors.



"Du, Herr Jesus, bist meine Gerechtigkeit, ich aber bin Deine Sünde. Du hast auf Dich genommen, was mein ist, und mir geschenkt, was Dein ist. Du hast auf Dich genommen, was Du nicht warst, und mir geschenkt, was ich nicht war" (Martin Luther, 1516).

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