Buchstabe und Geist

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Merciful

53, Männlich

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Re: Buchstabe und Geist

von Merciful am 22.10.2019 21:14

geli schrieb:
Ich verstehe darunter, dass man versucht, alles "richtig" zu machen.
Dass man sein Tun und Handeln nach der Frage ausrichtet:
Darf ich das? Darf ich das nicht?
Also eher ein Leben in "Gesetzlichkeit".

'Gottes Gebote halten' ist in der Bibel etwas völlig anderes.

Es ist ein Leben aus der Gnade. Gelebte Gnade.

Eine vertrauensvolle Orientierung an den Geboten.

Die Gebote werden als hilfreiche Wegweiser wertgeschätzt.

Die Gebote werden als erneuernde Kraftquellen erfahren.

Merciful

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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Buchstabe und Geist

von geli am 23.10.2019 14:05

Ja, im Zeitalter der Gnade ist das so - die Gebote sind für uns Wegweiser, an denen wir unser Leben ausrichten dürfen.

Allerdings in Zeiten des AT mussten die Gebote und das Gesetz wirklich "gehalten" werden, in dem Sinne, dass man auch nicht eines der Gebote übertreten durfte. Wer ein Gebot übertreten hatte, der hatte alle übertreten und war des Todes schuldig.


Ich denke, es ist wichtig, dass man das auseinanderhält. Es gibt hier, glaube ich, viele unterschiedliche Auffassungen, daher ist es gut, wenn man es bespricht, um Missverständnisse zu vermeiden!

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Merciful

53, Männlich

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Re: Buchstabe und Geist

von Merciful am 23.10.2019 17:27

Nun hatte Noomi einen Verwandten ihres Mannes, einen angesehenen und redlichen Mann aus der Sippe Elimelechs, und sein Name war Boas. Und Rut, die Moabiterin, sprach zu Noomi: Lass mich aufs Feld gehen und Ähren auflesen bei einem, vor dessen Augen ich Gnade finde. Sie aber sprach zu ihr: Geh hin, meine Tochter!

Sie ging hin und las auf, den Schnittern nach, auf dem Felde. Und es traf sich, dass dies Feld dem Boas gehörte, der von dem Geschlecht Elimelechs war. Und siehe, Boas kam eben von Bethlehem und sprach zu den Schnittern: Der HERR sei mit euch! Sie antworteten: Der HERR segne dich! Und Boas sprach zu seinem Knecht, der über die Schnitter gestellt war: Zu wem gehört das Mädchen? Der Knecht, der über die Schnitter gestellt war, antwortete und sprach: Es ist eine Moabiterin, die mit Noomi gekommen ist aus dem Land der Moabiter. Sie hat gesagt: Lasst mich doch auflesen und sammeln hinter den Garben den Schnittern nach, und ist gekommen und dageblieben vom Morgen an bis jetzt und ist nicht einmal kurz heimgegangen.

Da sprach Boas zu Rut: Hörst du wohl, meine Tochter? Du sollst nicht auf einen andern Acker gehen, um aufzulesen; geh auch nicht von hier weg, sondern halt dich zu meinen Mägden. Und sieh, wo sie schneiden im Felde, da geh ihnen nach. Ich habe meinen Knechten geboten, dass dich niemand antaste. Und wenn dich dürstet, so geh hin zu den Gefäßen und trinke von dem, was meine Knechte schöpfen. Da fiel sie auf ihr Angesicht und beugte sich nieder zur Erde und sprach zu ihm: Womit hab ich Gnade gefunden vor deinen Augen, dass du mir freundlich bist, die ich doch eine Fremde bin? Boas antwortete und sprach zu ihr: Man hat mir alles angesagt, was du getan hast an deiner Schwiegermutter nach deines Mannes Tod; dass du verlassen hast deinen Vater und deine Mutter und dein Vaterland und zu einem Volk gezogen bist, das du vorher nicht kanntest. Der HERR vergelte dir deine Tat, und dein Lohn möge vollkommen sein bei dem HERRN, dem Gott Israels, zu dem du gekommen bist, dass du unter seinen Flügeln Zuflucht hättest.
 
(Rut 2, 1-12; Lutherbibel 2017)
 
Merciful

Antworten Zuletzt bearbeitet am 23.10.2019 17:28.

geli
Gelöschter Benutzer

Re: Buchstabe und Geist

von geli am 23.10.2019 18:52

Also ganz ehrlich - ich verstehe jetzt nicht den Zusammenhang zum Thema?

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Merciful

53, Männlich

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Re: Buchstabe und Geist

von Merciful am 23.10.2019 20:37

Meine Zeit ist sehr begrenzt.
 
Habe den Text aus dem Buch Rut schon einmal hier eingestellt.
 
Nun möchte ich ihn, sobald ich dazu komme, in Ruhe lesen.
 
Dann kann ich etwas dazu schreiben.
 
Merciful

Antworten Zuletzt bearbeitet am 23.10.2019 20:38.

Merciful

53, Männlich

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Beiträge: 2286

Re: Buchstabe und Geist

von Merciful am 25.10.2019 12:27

Das Buch Rut - mit seiner lieblich malerischen Beschreibung ländlichen Lebens in Israel - ist sehr wertvoll.

Wie kaum ein anderes gibt es uns Einblick in das Leben der Menschen Israels zur Zeit des Alten Testaments.

Ich denke mir, die Handlung spielt im 11. Jahrhundert vor Christus.

Auch wenn man davon ausgeht, dass das Gesetz vielleicht erst in späterer Zeit schriftlich fixiert worden ist -

so werden doch in jener Zeit die Gebote, die Jahwe dem Volk durch Mose gab, im Bewusstsein des Volkes präsent gewesen sein.

Zumindest gab es Menschen, ich denke jetzt an Boas, die den Glauben an Jahwe tief verinnerlicht hatten.

Boas wird beschrieben als ein ausgesprochen frommer Mann, aufrichtig, redlich, angesehen.

Ich erinnere mich an den Wortlaut im Buch Genesis, wo es heißt, Jahwe habe gnädig angesehen das Opfer Abels.

Auch Hagar urteilte, Jahwe habe sie angesehen.

Darin wird einerseits die Gnade Jahwes offenbar, andererseits wird die Redlichkeit etwa des Boas zum Ausdruck gebracht.

Mein Eindruck ist: Boas lebte den Glauben an Jahwe. Er lebte nach den Geboten Jahwes. Er wertschätzte diese.

Aber ich sehe bei ihm keine Gesetzlichkeit. Keinen Gedanken an einen Verdienst, den er sich bei Jahwe erwerben könnte.

Noch weniger sehe ich bei Boas das Bestreben, durch Gehorsam gegenüber dem Gesetz Ruhm zu erlangen.

Nein, ich empfinde seine Frömmigkeit als echt und wahrhaftig.

Er lebt im Vertrauen auf Jahwe und aus der Ehrfurcht vor Jahwe.

Aber ich sehe nicht, dass das Gesetz für ihn eine Last bedeuten würde.

Das Gesetz bereitet ihm keinen Druck, eine religiöse Leistung erbringen zu müssen.

Die Gebote sind für ihn vielmehr wertvolle Wegweiser, hilfreiche Kraftquellen eines tief religiösen Lebens.

Ich möchte meinen: Für einen Boas braucht es eher keine Befreiung vom Gesetz.

Denn das Gesetz bereitet ihm keine Not. Ist es doch auch für ihn 'seines Fußes Leuchte und ein Licht auf seinem Weg'.

Wir haben also auch im Alten Testament bereits aufrichtige Frömmigkeit.

Eine Frömmigkeit, die die Gebote Jahwes bejaht und befolgt, ohne aber in Gesetzlichkeit zu verfallen.

Eine Frömmigkeit, die tief in der Gnade Jahwes verwurzelt ist und aus dieser lebt.

Weil Boas Gnade erlebte und erfuhr, war er imstande, der Rut Gnade zu erweisen.

Merciful

Antworten Zuletzt bearbeitet am 25.10.2019 12:32.

pausenclown
Gelöschter Benutzer

Re: Buchstabe und Geist

von pausenclown am 25.10.2019 13:10

Hallo,

Vielleicht mag es den einen oder anderen Christen verwirren,
aber im Judentum geht es schon immer um das Wort Gnade, es geht nicht um werkgerechtigkeit, noch doch Gesetzlichkeit den Himmel verdienen sondern ausschließlich um Gnade.

Ein Ausschnitt aus dem gebet Vater und König, zu dem Fest yom Kippur.

Unser Vater, unser König, tue es um deines großen, mächtigen und furchtbaren Namens willen, der über uns genannt wird!
Unser Vater, unser König, aus Gnade erhöre uns, denn wir haben keine verdienstvollen Handlungen, erweise und Milde und Huld und hilf uns!

LG

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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Buchstabe und Geist

von geli am 25.10.2019 21:28

Vielleicht mag es den einen oder anderen Christen verwirren,
aber im Judentum geht es schon immer um das Wort Gnade

Nein, es verwirrt mich nicht, denn die Menschen des AT wußten, dass sie das Gesetz und die Gebote nicht erfüllen konnten. Das zeigte ihnen - genauso wie uns heute - die tägliche Lebenspraxis.
Deshalb ordnete Gott ja auch die verschiedenen Opfergaben an - und dadurch, dass er sie annahm, zeigte er seine Gnade dem Menschen gegenüber.

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pausenclown
Gelöschter Benutzer

Re: Buchstabe und Geist

von pausenclown am 26.10.2019 08:52

Die jüdische Sichtweise und Geschichte, ist nicht Gott, gibt Gebote und Gesetze die niemand halten kann, er ist der uns aus Ägypten befreit hat, er ist der, der zuerst Passa schenkt und dann Pfingsten, an dem die Torah geschenkt wurde.

Apostelgeschichte 25.8 

während Paulus sich also verteidigte: Weder gegen das Gesetz der Juden, noch gegen den Tempel, noch gegen den Kaiser habe ich etwas verbrochen!

Nicht erstaunlich was Paulus schreibt ?

LG

Antworten Zuletzt bearbeitet am 26.10.2019 08:54.

Burgen
Gelöschter Benutzer

Re: Buchstabe und Geist

von Burgen am 26.10.2019 09:10



Ja, pausenclown und alle

Wie damals Paulus die meiste Zeit mißhandelt wurde und in den Gefängnissen der damaligen Welt untergebracht wurde, wird auch heute dies an Gott glaubenden Juden und die an Jeshua glaubenden Christen dies durchgeführt, weil sie gehasst werden.

Jede Religion oder Ideologie ist getränkt mit dem Wunsch, sich selbst darzustellen, und nur seine eigenen Gesetzmäßigkeiten zu glauben.

Ein gutes nachrichtliches Beispiel unserer Tage sind die derzeitigen Kriege mit ihren Konsequenzen für die "Zivilgesellschaft" und Nachbarvölker. Und gerade in besonderer Weise der große Berg der Urvölker. Gestern war der letzte Tag, dass er von den Massen bestiegen werden durfte, denn er ist ein "heiliger" Berg für die Ureinwohner des Landes. Die Menschen haben lange dafür gekämpft, dass nicht alles für alle zu gelten hat. Es ist  i h r  Berg. Und diejenigen, die immer etwas Neues erleben wollen, müssen dies respektieren. Das ist in der heutigen Zeit ein schwieriges  Unterfangen.

Naja.
Gruß
Burgen


 

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