Vom Beten II

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solana

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Vom Beten II

von solana am 20.07.2015 18:53

Mt 6, 5 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht sein wie die Heuchler, die gern in den Synagogen und an den Straßenecken stehen und beten, damit sie von den Leuten gesehen werden. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. 6 Wenn du aber betest, so geh in dein Kämmerlein und schließ die Tür zu und bete zu deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten. 7 Und wenn ihr betet, sollt ihr nicht viel plappern wie die Heiden; denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. 8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet. 9 Darum sollt ihr so beten: Unser Vater im Himmel! Dein Name werde geheiligt. 10 Dein Reich komme. Dein Wille geschehe wie im Himmel so auf Erden. 11 Unser tägliches Brot gib uns heute. 12 Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. 13 Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen.1 [Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.] 14 Denn wenn ihr den Menschen ihre Verfehlungen vergebt, so wird euch euer himmlischer Vater auch vergeben. 15 Wenn ihr aber den Menschen nicht vergebt, so wird euch euer Vater eure Verfehlungen auch nicht vergeben.

 

Ich greife das Thema nochmal auf, weil ich das Thema "Gebet" sehr wichtig finde.
Und weil ich den hier zugrunde gelegten Text sehr schön finde in seinen Zusagen, die viel mehr sind als "formale Anweisung über Ort und Wortlaut eines Gebets".

Eine Aussage hat mich in diesem Abschnitt besonders angesprochen.

denn sie meinen, sie werden erhört, wenn sie viele Worte machen. 8 Darum sollt ihr ihnen nicht gleichen. Denn euer Vater weiß, was ihr bedürft, bevor ihr ihn bittet.

Gott braucht unser Gebet nicht, um uns helfen zu können und um uns das zu geben, was wir brauchen.
Wir müssen ihn auch nicht im Gebet "überreden", er liebt uns und will uns segnen und beschenken.
Eigentlich bräuchten wir überhaupt keine Worte, um zu beten, wir müssen uns auch nicht für schlecht formulierte Gebete schämen oder Angst haben, Gott könne sie nicht erhören:

Röm 8, 26 Desgleichen hilft auch der Geist unsrer Schwachheit auf. Denn wir wissen nicht, was wir beten sollen, wie sich's gebührt; sondern der Geist selbst vertritt uns mit unaussprechlichem Seufzen. 27 Der aber die Herzen erforscht, der weiß, worauf der Sinn des Geistes gerichtet ist; denn er vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt.

Wenn wir dennoch Gebete ausformulieren, dann ist diese Art der Zwiesprache mit Gott umfassender:
Unser Verstand ist auch mit beteiligt, der im wortlosen Seufzen oder im Zungengebet "aussen vor bleibt".
Und ein ausformuliertes Gebet eröffnet anderen Betern die Möglichkeit, mit einzustimmen und Teil zu haben an der Gebetsgemeinschaft.

1 Kor 14, 14 Denn wenn ich in Zungen bete, so betet mein Geist; aber was ich im Sinn habe, bleibt ohne Frucht.
15 Wie soll es denn nun sein? Ich will beten mit dem Geist und will auch beten mit dem Verstand; ich will Psalmen singen mit dem Geist und will auch Psalmen singen mit dem Verstand.
16 Wenn du Gott lobst im Geist, wie soll der, der als Unkundiger dabeisteht, das Amen sagen auf dein Dankgebet, da er doch nicht weiß, was du sagst?
17 Dein Dankgebet mag schön sein; aber der andere wird dadurch nicht erbaut.

Das "Vaterunser" ist ein ganz besonderes Gebet.
Wenn wir dieses Gebet unseres Herrn beten, dann ist dort alles Wichtige schon "ausformuliert" und wir müssen uns nur noch mit hinein nehmen lassen. Wir können es auch jederzeit beten, wenn uns eigene Worte fehlen und wir uns nach einem Zwiegespräch mit Gott sehnen. Auch hier könnte man sagen: " Es vertritt die Heiligen, wie es Gott gefällt."

Mal so ein paar Gedanken, die mir bei dieser Bibelstelle in den Sinn kommen.
Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Vom Beten II

von marjo am 20.07.2015 19:08

Ja, ich denke auch nicht, dass jemals ein Gebet gesprochen wurde das Gott etwas Neues mitgeteilt hätte. Wir beten nicht um Gott über irgendwas zu informieren. Selbstverständlich ist Gott nicht darauf angewiesen, auf unsere Gebete zu warten. Wahrscheinlich lehne ich mich nicht zu weit aus dem Fenster wenn ich behaupte, dass Gott auf die meisten Nöte und Bedürfnisse reagiert, ohne darum gebeten worden zu sein.

Dann gibt es aber auch die Festellung: "Ihr habt nicht, weil ihr nicht bittet ." Über diese Aussage nach zu denken ist sehr lohnenswert .

Gruß,
M.

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solana

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Re: Vom Beten II

von solana am 20.07.2015 20:12

Ja, genau, Marjo, diese Aussage ist sehr bedenkenswert.
Wenn man sie im Kontext liest, hört sie sich ziemlich krass an:

Jak 4,2 Ihr seid begierig und erlangt's nicht; ihr mordet und neidet und gewinnt nichts; ihr streitet und kämpft und habt nichts, weil ihr nicht bittet;
3 ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr in übler Absicht bittet, nämlich damit ihr's für eure Gelüste vergeuden könnt.

Was hier in alle Punkten zum Ausdruck kommt, ist eine falsche Einstellung zu dem, was man sich wünscht.
So verstehe ich die Verse.
Gott wird uns nur etwas schenken, wenn es gut für uns ist. Nicht wenn es uns schadet, weil wir es nicht richtig empfangen können und nicht richtig damit umgehen werden. 

"Empfangsbereit" sind wir dann, wenn wir es dankbar aus Gottes Hand empfangen und uns daran erfreuen als an "seinem Geschenk", nicht, um "es für unsere Gelüste zu vergeuden."
In der richtigen Haltung empfangen ist alles "gut".

1Tim 4,4 Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut, und nichts ist verwerflich, was mit Danksagung empfangen wird;
5 denn es wird geheiligt durch das Wort Gottes und Gebet.

Und ich sehe es als eine ganz wichtige "Aufgabe" des Gebets, in uns die richtige Einstellung zu bewirken.
Jedenfalls habe ich das bei mir sehr oft festgestellt, dass sich durch das Gebet in mir viel verändert hat. Mein Wünschen und meine Motivation dahinter kam "auf den Prüfstand" und veränderten sich im Gebet zum Guten. Auch anderes wie bspw Sorgen und schlechte Gefühle können in der Zwiesprache mit Gott völlig verwandelt werden. 
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Vom Beten II

von marjo am 21.07.2015 06:26

"Empangsbereit" sollen wir sein, da ist etwas dran. Es geht im Gebet also eher darum, dass wir etwas verstehen, einsehen oder zulassen und dies durch unser Gebet für uns sichtbar bzw. hörbar und vielleicht sogar "wahr" werden lassen. Man liest es ja oft, dass Menschen Situationen oder Wahrheiten oft erst dann tatsächlich verstehen, wenn wir sie laut aussprechen und uns dann fragen, ob wir uns bereits über das Gesagte im Klaren waren.

Da ich längst nicht immer empfangsbereit bin, in diesem Zustand jedoch nicht lange stecken bleiben mag, ist mir der Ausruf des Vaters aus Markus 9,24 (Ich glaube; hilf meinem Unglauben!) ein echtes Anliegen geworden.

Gruß,
M.

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Cleopatra
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Re: Vom Beten II

von Cleopatra am 21.07.2015 07:46

Guten morgen

Bei diesen Sätzen hier bin ich hellhörig geworden:

Gott braucht unser Gebet nicht, um uns helfen zu können und um uns das zu geben, was wir brauchen.
Wir müssen ihn auch nicht im Gebet "überreden", er liebt uns und will uns segnen und beschenken.

Also grundsätzlich denke ich auch, dass Gott nicht darauf angewiesen ist, zu erfahren, was wir uns wünschen.
Aber Gott möchte ja gerne mit uns "im Gespräch" sein und freut sich sicher darüber, wenn wir uns mitteilen.
Ja, die Haltung ist eigentlich fast das Wichtigste beim Gebet,denke ich, fiel mir bei den Gleichnissen und Bibelabschnitten zum Thema Gebet auf.

Aber der zweite Satz von dir liebe solana, dem muss ich wiedersprechen.

Denn manchmal möchte Gott wohl,dass wir nicht nachlassen und immer und immer wieder fragen.
Mir fiel dazu nämlich die Bibelstelle aus Lukas 18 ein:

Gleichnis vom ungerechten Richter
1 Er sagte ihnen aber auch ein Gleichnis dafür, dass sie allezeit beten und nicht ermatten sollten,
2 und sprach: Es war ein Richter in einer Stadt, der Gott nicht fürchtete und vor keinem Menschen sich scheute.
3 Es war aber eine Witwe in jener Stadt; und sie kam zu ihm und sprach: Schaffe mir Recht gegenüber meinem Widersacher!
4 Und eine Zeit lang wollte er nicht; danach aber sprach er bei sich selbst: Wenn ich auch Gott nicht fürchte und vor keinem Menschen mich scheue,
5 so will ich doch, weil diese Witwe mir Mühe macht, ihr Recht verschaffen, damit sie nicht am Ende komme und mir ins Gesicht fahre.
6 Der Herr aber sprach: Hört, was der ungerechte Richter sagt!
7 Gott aber, sollte er das Recht seiner Auserwählten nicht ausführen, die Tag und Nacht zu ihm schreien, und sollte er es bei ihnen lange hinziehen?
8 Ich sage euch, dass er ihr Recht ohne Verzug ausführen wird. Doch wird wohl der Sohn des Menschen, wenn er kommt, den Glauben finden auf der Erde?

Ermutigt das nicht zum "dranbleiben, nachbohren, nicht aufgeben"?

Lg Cleo


Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Vom Beten II

von marjo am 21.07.2015 07:58

Hallo Cleo,

ja, wir sollen nicht nachlassen. Auch bei diesem Beispiel bin ich davon überzeugt, dass es mehr um uns geht. Nicht von der Priorität her. Gott ist immer wichtiger als wir. Es geht ja in der Nachfolge immer darum, dass wir in Gottes Ebenbild verändert werden, das wir in seinem Sinne beten lernen und uns dieses Prozesses auch bewusst werden. Auf das Gebet liegt bezüglich der Erfüllung ja ene große Verhießung. Wir wundern uns oft, wieso Gott uns nicht erhört, unserem Flehen nicht nachkommt. Dieses Erkennen unserer eigenen Nachfolge ist in Gottes Sinne. Darin ist auch ein Teil der Selbstrprüfung begründet. Im Gebet sehen wir, was uns wichtig ist und was uns nicht so wichtig ist. Nutzen wir die Chance darüber nachzudenken, haben wir einen guten Gradmesser dafür, wie weit wir noch von dem Ziel entfernt sind. Man kann sich nicht auf Dauer dazu zwingen etwas wichtig zu finden, wenn die innere Überzeugung fehlt.

Gruß,
M.

der hofft, dass ihn überhaupt noch jemand versteht..... 

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solana

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Re: Vom Beten II

von solana am 21.07.2015 10:34

Doch, Marjo, ich verstehe, wie du's meinst und denke auch so.

Gott möchte, dass wir ihn bitten und uns bewusst sind, dass  er uns beschenkt und versorgt. Seine Gaben nicht einfach als Selbstverständlichkeit ansehen. Gebet und Gebetserhörung sind "Interaktion", wir erleben Gott als den, von dem wir abhängen und der uns liebt und uns gerne beschenkt.
Da wird dann unser Blick weggelenkt von dem "gewünschten Objekt" hin zum "Geber".
Das meinte ich mit "empfangsbereit", nicht einfach zu denken, dass es mir zusteht und ich es haben will.

Und wenn wir nicht sofort "unseren Willen" bekommen und trotzdem dranbleiben, dann bewirkt das auch in uns etwas.
Wir lernen bspw Gott zu vertrauen, auch wenn nicht alles sofort wunschgemäss ist.
Es kennt bestimmt jeder die Situation, dass er nicht mehr so recht an eine Erhörung glauben konnte, die auf sich warten liess, vielleicht gar nicht mehr weiter drum gebetet hat. Und dann von Gott "beschämt" wurde über seinen Kleinglauben......

Das Gleichnis vom ungerechten Richter verstehe ich so wie diese Stelle:

Mt 7, 7 Bittet, so wird euch gegeben; suchet, so werdet ihr finden; klopfet an, so wird euch aufgetan.
8 Denn wer da bittet, der empfängt; und wer da sucht, der findet; und wer da anklopft, dem wird aufgetan.
9 Wer ist unter euch Menschen, der seinem Sohn, wenn er ihn bittet um Brot, einen Stein biete?
10 Oder, wenn er ihn bittet um einen Fisch, eine Schlange biete?
11 Wenn nun ihr, die ihr doch böse seid, dennoch euren Kindern gute Gaben geben könnt, wie viel mehr wird euer Vater im Himmel Gutes geben denen, die ihn bitten!

Selbst ein ungerechter Richter bei uns Menschen gibt nach, wenn jemand nicht aufhört, ihn zu bedrängen.
Und selbst wir menschlichen Eltern geben unseren Kindern das, was sie von uns erbitten, wenn es gut für sie ist (wir würden einem Kind aber auch keine Schlange geben, wenn es uns darum bäte ).
Wenn uns Gott aber nicht sofort erhört, entziehen wir Menschen ihm aber leicht das Vertrauen, ohne uns bewusst zu machen, dass Gott einen guten Grund für sein Handeln hat und dass das eben auch zu unserem Besten ist.

Durch Gebet ändert sich unsere ganze Lebenbseinstellung, wir sehen und erleben alles "auf Gott hin". Im Idealfall wird unser ganzes Leben zum Gebet, zu ständigen "Interaktion" mit Gott, wie Paulus sagt: "Betet ohne Unterlass."

Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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