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Re: 2 Perspektiven aus 2 Welten
von christ90 am 10.05.2015 19:28Hallo Pal,
Ich stieß heute auf folgende Stelle: Math 26:52f
Da sagte Jesus zu ihm: Steck dein Schwert in die Scheide; (...) Oder glaubst du nicht, mein Vater würde mir sogleich mehr als 12 Legionen Engel schicken, wenn ich ihm darum bitte?
Wie würdest du hier die beiden Perspektiven, die Gott Vaters und die Jesu harmonisieren?
Konnte Jesus um die Legionen tatsächlich bitten und würde sie ihm der Vater dann schicken? War diese Möglichkeit überhaupt real?
Ich denke, dass er ihm in diesem Fall nicht geholfen hätte, zumal es Jesus auch so möglich gewesen wäre die Situation durchzustehen und sein Wille dann nicht dem des Vaters entsprochen hätte.
Doch warum sagt Jesus dann so etwas?
Re: Warum ausgerechnet wir?
von christ90 am 07.05.2015 07:56Nachdem ich den Thread nun schon eine ganze Weile verfolge scheint es mir angebracht einmal eine Bemerkung bezüglich der Sinnhaftigkeit solcher Diskussionen im Allgemeinen anzubringen.
Auch marjo hat die Gefahr diesbezüglich bereits skizziert:
Unsere Aufgaben sind begrenzt, wir sind nicht für alles zuständig; daher brauchen wir auch nicht über alles bis ins Detail Bescheid zu wissen. Es reicht, wenn wir die Grundzüge von Gottes Wesen, die Prinzipien seines Wirkens ausreichend erkannt haben, mehr ist nicht notwendig. Dann können wir ihm in seinen wohlmeinenden Absichten in allem vertrauen. Wir sollten uns bescheiden auf das, was wir bereits hier zu erfassen bestimmt sind. All das, wessen wir für unseren Lebensalltag bedürfen, wird Er uns vermitteln.
Re: Warum ausgerechnet wir?
von christ90 am 05.05.2015 14:54
Lieber Pal,
nur um dann mit der menschlichen Perspektive #1# fortzufahren:
Was jedoch von Perspektive #2# aus nicht stimmt.
Ich persönlich erkenne in dem von mir gesagten keine zwei miteinander unstimmigen Perspektiven, vielmehr eine Allumfassende.
Das Wissen Gottes um die endgültige Entscheidung eines Menschen ergibt sich ja einzig aus dem, wofür sich besagter Mensch dann auch tatsächlich von sich aus entscheidet; dieses Wissen und daraus resultierendes handeln Gottes hebelt die Möglichkeit des Menschen sich frei zu entscheiden ja nicht aus!
Für mich klingt es so, als ob du der „göttlichen Perspektive" insgeheim den Vorzug gibst und damit sagen möchtest, dass es aus unserer Perspektive lediglich den Anschein hätte, als ob Gott allen Menschen die heilsbringende Gnade schenkt.
Gruß
Re: Warum ausgerechnet wir?
von christ90 am 04.05.2015 23:18@Pal,
Gott kämpft auch um die Auserwählten und wird diesen Kampf auch nicht verlieren, sofern es sich auch wirklich um einen Auserwählten (jemand der sich letztlich für Gott entscheidet) handelt. Wer aber bis an das Ende beharrt, der wird selig. Math 24,13
Nun gibt es denke ich keinen Punkt X ab dem man definitiv nicht mehr die Möglichkeit hat sich gegen Gott zu entscheiden. Doch kann man m. E. schon sagen, dass es mit fortschreitender Zeit die man mit Gott lebt, in der man ihm auch ähnlicher wird, tendenziell schwieriger und unwahrscheinlicher wird noch von ihm abzufallen, zumal dann auch die Motivation hierzu geringer wird, es zunehmend schwerer fällt zu sündigen und sich der Gnade Gottes zu verschließen, man auch resistenter wird gegen Versuchungen; da müsste man sich dann schon mit Gewalt von Gott losreißen.
Gott zwingt niemanden, denn Liebe lässt sich nicht erzwingen; niemand weiß das so gut wie Gott. Zwar kämpft er um uns, geht dem verlorenen Schaf nach, doch jeglicher Zwang liegt ihm ferne. Die Liebe drängt sich nicht auf, ereifert sich nicht. (1 Kor. 13,4)
Letztlich gibt es eben nur zwei Arten von Menschen: Diejenigen die zu Gott sagen: „Dein Wille geschehe!", und diejenigen zu denen Gott einst sagt: „Dein Wille geschehe!".
Ich denke nicht, dass Gott darunter leidet, wenn sich jemand gegen ihn entscheidet. Er will auch niemanden im Himmel haben, der dies nicht auch selbst will.
Dies ist auch meine Überzeugung.
Bestes Beispiel hierfür ist wohl Jesus. Desto größer die Dunkelheit, desto heller scheint Gottes Licht in ihr.
Gruß
Re: Warum ausgerechnet wir?
von christ90 am 04.05.2015 16:21Pal,
Den Gedanken mit den Bräuten hast du wohl dem Gleichnis vom Hochzeitsmahl entnommen (Math. 22). Das Gleichnis beschreibt den Vorgang der Erwählung eigtl. sehr anschaulich. In dem Gleichnis wird unterschieden zwischen Berufung und Erwählung:
Berufen sind ja zunächst alle Menschen; der Ruf Gottes ergeht ja an alle.
Weitere Stellen für diese Berufung:
Denn so sehr hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen einzigen Sohn hingab, damit (uneingeschränkt) jeder, der an ihn glaubt, nicht zugrunde geht, sondern das ewige Leben hat. Joh 3,16
...welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. 1 Tim 2,4
Er sagte zu ihnen: (...)und in seinem Namen wird man allen Völkern, angefangen in Jerusalem, verkünden, sie sollen umkehren, damit ihre Sünden vergeben werden. Lk 24,47
Auserwählt sind demnach nur diejenigen, die dem Ruf Gottes auch Folge leisten.
Und hier kommt die von dir angesprochene Demut ins Spiel.
Du hast recht, wenn du schreibst, dass Gott bei uns nach Demut sucht; mehr noch: Er fordert uns auf, will uns dazu bringen demütig zu sein.
Seid demütig, friedfertig und geduldig, ertragt einander in Liebe. Eph 4,2
Demut, als eine innere Haltung, würde ich nicht als „Leistung", wohl aber als eine bewusste Entscheidung betrachten; in jedem Fall mehr als eine bloße Charaktereigenschaft.
Es ist jedoch nicht so, dass Gott die Menschen quasi abfertigt: „Du entsprichst meinem Ideal (,bist mein Typ'), du nicht"; vielmehr so dass er um jeden Menschen kämpft.
So, ich hoffe meine Ansicht diesbezüglich einigermaßen klar dargelegt zu haben.
Re: Warum ausgerechnet wir?
von christ90 am 04.05.2015 03:09@ Pal,
Das „ausgerechnet" kann man an dieser Stelle denke ich weglassen, zumal sich Gottes Liebe ja auf alle Menschen gleichermaßen bezieht; „...welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen." 1 Tim 2,4.
# Habe ich einen Vorzug? - Ich erkenne keinen!
# War es mein Verdienst? - Die Bibel sagt, Gnade ist unverdient!
Völlig korrekt.
Der Grund, wie gesagt, liegt in Gott, ja ist Gott selbst.
Gott liebt alle Menschen gleichermaßen dadurch, dass er ihren Willen akzeptiert. D. h. die einen liebt er dadurch, dass er ihnen den Himmel-, die anderen dadurch, dass er ihnen die Gottesferne („Hölle") gewährt.
Ich hoffe, ich konnte hiermit etwas Klarheit in dein denken bringen, das vermeintliche Dilemma ein Stück weit auflösen.
Falls noch Fragen offen sind kannst du sie gerne an mich richten.
Re: Was haben Gedanken und Unkraut gemeinsam?
von christ90 am 28.04.2015 22:09Ich persönlich finde das Bild mit dem Unkraut wirklich sehr passend; natürlich insofern man "Unkraut" auch als das versteht, was es aussagen soll. Natürlich gibt es per se kein Unkraut; seine Definition richtet sich stets nach dem Kontext (je nach Umgebung stellen unterschiedliche Pflanzen für den Menschen ein Unkraut dar). Die Tatsache, dass dich dies so auf den Menschen nicht übertragen lässt - blinder Hass, Jähzorn, Neid, bösartiges Verhalten jeglicher Art sind für keinen Menschen und in keiner Situation gut - ist ja wohl offensichtlich.
Ich finde das Bild in mehreren Aspekten sehr passend. Insbesondere den Aspekt des Ausreißens finde ich bedenkenswert. Auf ihn möchte ich im Folgenden noch kurz eingehen und hierzu zwei Verse einander gegenüberstellen.
"Und so dich dein Auge ärgert, reiß es aus und wirf's von dir. Es ist dir besser, daß du einäugig zum Leben eingehest, denn daß du zwei Augen habest und wirst in das höllische Feuer geworfen." Math. 18:9
"Ich lebe aber; doch nun nicht ich, sondern Christus lebt in mir." Gal. 2:20
Während im ersten Vers eher das entschiedene Vorgehen, im weitesten Sinne der Kampf gegen die eigene Schwäche und Anfälligkeit betont wird, beschreibt der Zweite eher ein loslassen, sich zurücknehmen, sich fügen in Gott.
Nun, die Verse ergänzen einander:
Der erste Vers bezieht auf die Versuchung in ihrer schwerwiegenden, verhängnisvollen Bedeutung - im weitesten Sinne die Gefahren unseres Umfelds; dieses müssen wir sehr kritisch beleuchten, auf das sich möglichst kein Unkraut in uns einnisten kann.
Der zweite Vers hingegen beschreibt das Ergebnis eines langsamen, fortwährenden Transformationsprozesses. Hier geht es nun nicht mehr um gewaltsames sich losreißen von Versuchungen, heißes Ringen mit sich selbst, sondern vielmehr um Lösung von der eigenen Person und Hinwendung zu Ihm; darum sich mehr und mehr von Ihm führen zu lassen, ihm ähnlicher zu werden und so zu innerem Frieden zu gelangen.
Um bei dem Bild des Unkrauts zu bleiben: Hier macht es m. E. Sinn dasselbe als Bild für die immer wieder in uns auflebenden Reste unseres alten Wesens aufzufassen. Wobei es hier nicht mehr darum geht dieses Unkraut gewaltsam auszureißen - ein letztlich aussichtsloses Unterfangen - sondern es durch Besinnung auf Gott allmählich gleichsam immer mehr veröden zu lassen, ihm seine Grundlage zu entziehen.
Konkret verstehe ich darunter das alte Wesen, die Ichfixiertheit in all ihren negativen Ausdrucksformen (Wut, Haß, Vergeltungssucht...) zu überwinden; sich von Ihm leiten zu lassen, nach dem Motto: "nicht mein, sondern dein Wille geschehe"; sodass man an sich selbst merkt, dass man in bestimmten Situationen nunmehr völlig anders reagiert, als man es früher noch getan hätte, auch wenn es zunächst noch starke Überwindung kostet.
Gerade diese Sanftmut und Gelassenheit ist m. E. auch ein ganz zentrales, grundlegendes Merkmal an dem Christen erkennen kann.
PS: Ich gebe hier nur meine eigenen Gedanken wieder und bin offen und dankbar für auf Rückmeldungen aller Art.
Re: Christliche Wohngemeinschaft auf dem Land gesucht
von christ90 am 13.04.2015 23:56
@Stille-Seele
Wenn es dir wirklich ernst damit ist, kann ich dir diese Gemeinschaft ans Herz legen: http://www.was-christen-glauben.info/
Die leben ganz nach urchristlichem Vorbild, haben alles mit einander. Habe es selbst erlebt. Kannst dir die Seite ja mal ansehen.
Gruß
Re: Starke Anziehung zwischen zwei Menschen
von christ90 am 06.04.2015 21:09Ich würde dafür spontan 2 Gründe ausmachen:
Weiters denke ich, dass es sich bei diesem Phänomen nicht um etwas spezifisch Christliches handelt. Im Gegenteil stellt das Christentum ja gerade den "Versuch" da, Menschen unterschiedlichster Herkunft, Kultur, persönlicher Struktur im gleichen Bekenntnis, gleicher Gesinnung/Moral zu vereinen.
freundl. Gruß
Re: Dankbarkeit
von christ90 am 23.03.2015 14:26
Dem was du schriebst kann ich weitgehend zustimmen. Die Gegenüberstellung der Zitate eingangs zeigt unsere Übereinstimmung sehr gut auf.
Diese Aussage scheint mir zu deinem Selbstzitat davor nicht recht zu passen.
Als Undankbar erweist man sich Gott gegenüber m. E. dann, wenn man nicht darauf bedacht ist, der hohen Würde, die einem durch Ihn zu Teil wird durch angemessenes Handeln zu entsprechen. Da dies jedoch einen fortwährenden Prozess darstellen sollte, bedarf es hierzu keiner gesonderten Zeiten, in denen man seinen Dank im speziellen bezeugt.
Wie gesagt, denke ich nicht dass Dank etwas ist, das wir Gott "schulden". Die Annahme - wenn auch in wohlmeinender Absicht - in verstärktem Ausmaß etwas für Ihn tun zu müssen geht fehl. Dem zugrunde liegt das - in zwischenmenschlichen Verhältnissen zuweilen durchaus berechtigte - Prinzip der Wiedervergeltung: Eine Vermessenheit, resultierend aus der Verkennung - im besten Falle aus Unkenntnis - von Gottes wahrem Wesen, gepart mit maßloser Überschätzung der eigenen Bedeutung. Es ist naheliegend, dass derartige Selbstüberschätzung sich nicht positiv auf den Menschen auswirken kann, sondern im Gegenteil dazu führt, dass er sich auf sich selbst fixiert, fortwährend unter Druck setzt und - ins Extreme fortgesetzt - unter der Belastung letztlich zerbrechen muss. Wahre Dankbarkeit geht somit immer auch einher mit innerem Frieden und Gelassenheit.
Mit einer derart ichzentrierten Grundhaltung "bis hierher und nicht weiter" wird man Gott auch nie wirklich erfahren. Dies kommt dann zur Verkennung der Uneigennützigkeit Gottes noch hinzu. Die beiden Belange hängen sehr stark mit einander zusammen, bedingen einander. Man will Gott aus Pflichtbewusstsein zufrieden stellen, "Abfertigen", und lässt ihn, aus welchen Gründen auch immer, nicht wirklich an sich ran. Von Dankbarkeit kann in diesem Zusammenhang dann nicht mehr die Rede sein.