Das frommdeutsche Vokabular

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solana

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Re: Das frommdeutsche Vokabular

von solana am 21.08.2014 14:29

Oh, Chestnut, der ist wirklich Klasse - "Kopfkino": ich seh (als Reaktion darauf) vor meinem geistigen Auge einen erstaunten, leicht ungläubigen Gesichtsausdruck mit hochgezogener Augenbraue und dazu ein langgezogenes "eeeeeecht?"
 
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Rapp
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Re: Das frommdeutsche Vokabular

von Rapp am 21.08.2014 14:13

Der fällt mir zum ersten Mal auf. Ist wirklich zum Tränenlachen! Da werde ich noch ganz schön aufpassen müssen, arbeite ich doch gerade an der Apostelgeschichte...

 

Willy, der sich langsam wieder einkriegt.

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chestnut
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Re: Das frommdeutsche Vokabular

von chestnut am 21.08.2014 13:22

In der Bibelschule hatten wir einen Ausbildner, der den Umgang mit Menschen aus einer sozialen "Unterschicht" gewohnt war. Er brachte uns einen absoluten Lacher an frommem veralteten Vokabular.

Er sagte: Bitte achtet auf die Bibelübersetzung, die ihr braucht, wenn ihr ein gewisses Publikum vor euch habt und nannte das folgende Beispiel:
"Sie schifften über das Meer"...

Das haben wir nicht so schnell wieder vergessen

Liebe Grüsse
Chestnut

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Das frommdeutsche Vokabular

von Rapp am 21.08.2014 12:06

Ja, der Wortschatz! An der Sekundarschule hatte ich einen Lehrer der keine Wortwiederholungen duldete. Verwendete man in aufeinander folgenden Sätzen dasselbe Wort stand dann am Rand die Bemerkung "unschöne Wiederholung". Das bedeutete, dass für das bestimmte Wort ein entsprechender Ersatz zu suchen war. Fand ich aber nichts, durfte ich sicher beim Lehrer fragen, der für uns praktisch immer erreichbar war... Das hat bei mir zu einem reichen Wortschatz geführt. Dafür bin ich heute noch dankbar.

Willy

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cipher
Gelöschter Benutzer

Re: Das frommdeutsche Vokabular

von cipher am 21.08.2014 10:41

Solana schrieb: Trotzdem empfinde ich das als Verarmung, weil mir scheint, dass auch die Erlebnisfähigkeit in gewisser Weise eingeengt ist.
Die Erlebnisfähigkeit vielleicht nicht einmal so sehr. Aber ich sehe ein anderes - und gravierendes - Problem. Es gibt immer mehr Menschen, die nicht mehr in der Lage sind, ihr Erleben, ihre Bedürfnisse und Wünsche verständlich und vollständig zu artikulieren. Das führt zunächst zu Missverständnissen, in der weiteren Folge dann zu Frustration und Aggression. Dann schließen sich diese Menschen in Gruppen zusammen, in denen sie sich (noch) verstanden fühlen und der Weg bis zur Handlung entsprechend der Enttäuschung und aufgestauten Aggression ist nicht mehr lang. Das musste ich häufig besonders bei meinen problematischen Schülern beobachten.

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solana

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Beiträge: 4164

Re: Das frommdeutsche Vokabular

von solana am 21.08.2014 10:19

Rapp schrieb:

"Die beste Übersetzung schaffte meine Mami." "Wie? Die hat die Bibel übersetzt?" "Ja, vom Papier in die Tat!" 

Da steckt sehr viel Wahrheit drin, lieber Willy.

Eine Erfahrung, die ich während meines Studiums gemacht habe: Je komplizierter sich jemand ausdrückt, um so weniger "beherrscht" er die Materie wirklich so, dass er damit umgehen kann.
Er hat zwar ein "Theorie" in sich selbst "theoretisch" so verstanden, dass er sie wiedergeben kann - aber nur mit "Originalworten" desjenigen, der diese Theorie so verfasst hat. Er könnte sie nicht in einfachen, eigenen Worten beschreiben.

Natürlich kann man auf sehr "abstrakter" Ebene sich sehr kurz und präzise ausdrücken. Das ist aber dann quasi nur ein "Elfenbeinturm für Eingeweihte", die denselben Wissenshintergrund haben.
Das sind dann "abgehobene, theoretische" Diskussionen über "fremde" Erkenntnisse.

Jemand, der die Zusammenhänge selbst durchdacht hat und selbst "erkannt", der kennt auch dern "Weg" dahin - hinauf in den Elfenbeinturm der theoretischen Abstraktion und wieder runter, kann anderen Zusammenhänge einsichtig machen und sie auf einfache Weise mitnehmen, so dass sie auch nachvollziehen können, wie man von einem Schritt auf den nächsten kommt.


Ein ganz anderes Problem ist natürlich auch die Sprachentwicklung.
Mir fällt bei der heutigen Jugend eine starke Einseitigkeit der Sprache und eine Verarmung im Wortschatz und Ausdruck auf, die ich sehr schade finde. Klar ist das ein Phänomen, das durch die veränderten Anfordeungen und Bedingungen der heutigen Zeit zustande kommt und ihr angemessen ist. Trotzdem empfinde ich das als Verarmung, weil mir scheint, dass auch die Erlebnisfähigkeit in gewisser Weise eingeengt ist. 

(Zum Missverstehen zwischen Alt und Jung aufgrund unterschiedlichen Wortschatzes gab es vor einiger Zeit eine Fernsehsendung, von der mir meine Eltern - beide bald 90 - berichtet haben. Ich habe sehr darüber gelacht, erinnere mich aber nur noch an die Empörung einer alten Frau, die sagte: "Was für eine Sauerei" als ihr Enkel sie aufforderte, beim Handy den "Kot" einzugeben, um es zu entsperren)
Gruss
Solana
 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Das frommdeutsche Vokabular

von Rapp am 21.08.2014 09:38

Hier im Forum sind wir nicht als Christen unter uns. Sicher schauen ab und an Leute hier rein, die keinen Bezug zu einer Gemeinde haben. Daher meine Bitte christinesisch, die Sprache Kanaans, wenn irgend möglich zu meiden. Es bringt ja nix, wenn ich euch das in Schwedisch sage, so lange keiner von euch diese Sprache versteht... Ihr würdet mich wohl als ziemlich unfreundlich empfinden...

Willy

Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.08.2014 11:09.

Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Das frommdeutsche Vokabular

von Rapp am 18.08.2014 16:26

Wir Jungs theoretisierten, wer wohl die beste Bibelübersetzung geschaffen habe. Nach einigem Hin und her meinte einer: "Die beste Übersetzung schaffte meine Mami." "Wie? Die hat die Bibel übersetzt?" "Ja, vom Papier in die Tat!"

Hoffentlich sagt man sowas auch mal von mir...

Willy

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MichaR
Gelöschter Benutzer

Re: Das frommdeutsche Vokabular

von MichaR am 18.08.2014 12:34

dito ! ich auch...

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Das frommdeutsche Vokabular

von marjo am 18.08.2014 11:37

Rapp schrieb: Luther sagt zu seiner Bibelübersetzung, er habe dem Mann auf der Straße aufs Maul geschaut. Ich denke, wir Gotteskinder sollten das auch wieder lernen.

Ein gutes Fazit. Ich passe meine Wortwahl auch der Zielgruppe an. Dem Jude ein Jude, dem Griechen ein Grieche, dem Teen ein Teen  usw....

Marjo

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