Das frommdeutsche Vokabular

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Re: Das frommdeutsche Vokabular

von Rapp am 18.08.2014 11:26

Ich bin ja sicher auch ein wenig vorbelastet: als Übersetzer muss ich immer wieder Sprachbilder der einen Kultur in entsprechende Bilder der Zielkultur übertragen. Schaff ich das nicht, rede ich an den Leuten vorbei. Es bleibt Fremdsprache, auch wenn ich korrektes Deutsch spreche.

So gibt es im hohen Norden kein Fettnäpfchen, in das ich treten kann. Steckt aber jemand seine Nase in fremde Angelegenheiten sagt man: er hat neue Haut auf die Nase bekommen., was hier wiederum keiner versteht. Dort aber ist es sehr logisch: die Nase ist das erste, was erfriert, wenn sie sich im Winter zu weit vorwagt. Dann schält sie sich wie bei einem Sonnenbrand...

Wieder einmal saß ich in der Spelunke mit Babylon zusammen. "Erzähl mir bloß nix von der Bibel. Die ist doch total veraltet!" Im weiteren Gespräch sagte ich: "Schau, du hast in deinem Leben viel Mist gebaut. Jesus hat das alles weggetragen und die Strafe, die du verdient hast hat er am Kreuz erlitten. Wenn du ihn bittest dir zu vergeben, schaut Gott dich an, als hättest du nie im Leben Dummheiten gemacht..." "Dann ist das ja wie eine neue Geburt?!" "Ja, die Bibel spricht von Wiedergeburt. Ich habe einzig versucht, das verständlich auszudeutschen."

Luther sagt zu seiner Bibelübersetzung, er habe dem Mann auf der Straße aufs Maul geschaut. Ich denke, wir Gotteskinder sollten das auch wieder lernen.

Willy 

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Das frommdeutsche Vokabular

von marjo am 18.08.2014 07:29

Vielleicht ist das Problem nicht in erster Linie darin zu suchen, dass die Nichtchristen die Ausdrücke der Bibel nicht (mehr) kennen sondern eher darin, dass die Christen ihnen darin kaum noch nachstehen.

gruß, marjo 

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imanuel

54, Männlich

  Neuling

Beiträge: 76

Re: Das frommdeutsche Vokabular

von imanuel am 17.08.2014 19:35

Hallo lieber Rapp,

Das imanuel muß darüber nachdenken und hofft das der heilige Geist dolmetscht wenn es wichtig ist.

Gott bitte gebe uns eine gebetslast für dein auserwählten Volk,und lass uns eintreten gegen die Ersatztheolgie.
              Lass uns Wächter auf den Mauern von Jerusalems sein nach Jes.62,6

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Rapp
Gelöschter Benutzer

Das frommdeutsche Vokabular

von Rapp am 17.08.2014 18:48

Wieder einmal stand ich bei meiner Buchhandlung an. Ich hatte gehört dass das frommdeutsche Wörterbuch in einer Neuauflage herausgekommen war. Nun wie es so ist: die Warterei war wieder mal für die Katz. "Herr Hefti, bei der nächsten Auflage melden sie sich bitte nicht erst am vierten Tag. Dann ist dieses Buch bestimmt schon wieder vergriffen". Das war wieder einmal dumm gelaufen...

So schreibe ich mal einige Gedanken zur frommdeutschen Sprache frei auf. Frommdeutsch, auch Sprache Kanaans genannt, ist eine für Außenstehende völlig unverständliche Sprache. Uneingeweihte, sprich gemeindeferne Menschen, können diese Sprache unmöglich verstehen. Sie hören Bahnhof oder x eine Fremdsprache, die zwar nach deutsch klingt, aber den Worten vermutlich einen ganz anderen Sinn gibt, als den, den wir im Alltag kennen.

Da sitze ich in Berns berüchtigter Drogenkneipe. Bei mir sitzt Babylon. So nannte man den Jungen. Er hatte mich angequatscht und ich machte ihn darauf aufmerksam, dass er sein Leben ändern sollte. "Tu Buße, das geht nicht so weiter!" "Tja," war die lakonische Antwort, "letztes Mal als sie mich erwischten kostete das Fr. 40.-- und nächstes mal gibts Knast!" Babylon hat das Wort Buße dem heutigen Sinn nach verstanden, nämlich als Strafe. Die Bibel spricht aber von umdenken. Naja, das wäre ganz was anderes!

Begegnung in der Straßenbahn. Fahrscheinkontrolle! Ich bin ohne gültige Karte hier und werde kanaanäisch rausbefördert, sintemalen  ich nicht im Besitze eines gültigen Fahrausweises bin... Der nächste Lachkrampf lässt grüßen!

Lacht aber nicht zu früh. Ich habe eine dringende Bitte: ich mag nicht, wenn man mich lächerlich macht. Doch manchmal beschleicht mich eine leise Ahnung. Es gibt Schreiber in christlichen Foren die ihr ganz simples Deutsch abstreifen, wenn es um geistliche Dinge geht. Da holt man eine längst antiquierte Sprache aus der hintesten Ecke jener besonders tiefen Schublade der Mottenkiste hervor. Dass man verstanden wird ist unwichtig. Wichtig ist der fromme Sound. Der Ton macht ja die Musik - aber dieser Ton klingt schief.

Das zu Beginn und zum nachdenken. Wo habe ich Revisionsbedarf? Ich lass das erst mal sacken...

Willy

Antworten Zuletzt bearbeitet am 21.08.2014 09:31.
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