Christliche Tradition - was ist daran gut?
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cipher
Gelöschter Benutzer
Christliche Tradition - was ist daran gut?
von cipher am 24.08.2014 22:17Hierorts ist es vielfach noch üblich, Kinder ein paar Wochen nach der Geburt zu taufen. Wenn man die Eltern fragt, warum, bekommt man bei weitem nicht immer klare Antworten. Nicht selten bekommt man zu hören, dass das "doch dazugehöre", man sei selbst auch getauft, die Eltern ... Viele der Eltern, die ihr Kind taufen lassen, können keinen tieferen Grund dafür angeben.
So ist es auch mit Festen - Weihnachten, Ostern, Pfingsten. Ich hab' selbst erlebt, dass Christen nur sehr vage Antworten auf die Herkunft bzw. die Gründe solcher Feiertage kennen.
Aber viele Christen in den evangelischen Gemeinden sind wirklich nette Leute. Hilfsbereit, freundlich, gut zu ihren Kindern, spendenbereit, sie kümmern sich um die, denen es schlecht geht, veranstalten den Kindergottesdienst und - und -- und.
Aber ich hatte schon häufiger den Eindruck, sie tun all das, weil man als Christ halt "ein guter Menschen ist". Die wenigen Male wenn ich versuchte, etwas tiefer ins Gespräch zu kommen über ihre Motivation, verliefen enttäuschend. "Sie seien lieber Menschen der Tat als des Wortes". Oder auch: "Weil es in ihrer Familie gute Tradition sei, zu helfen...". Solche oder ähnliche Antworten hörte ich mehrfach.
Christsein nicht aus Überzeugung, nicht aus der Umkehr, sondern aus Tradition - reicht das wirklich aus?
Wintergruen
Gelöschter Benutzer
Re: Christliche Tradition - was ist daran gut?
von Wintergruen am 24.08.2014 22:32Nein, auf keinen Fall... aber ich denke da sind wir uns wohl alle einig
LG
Re: Christliche Tradition - was ist daran gut?
von StefanS am 25.08.2014 11:14Ich war auch vor meiner Wiedergeburt schon in der Bibel bewandert.
Meine damalige Einstellung kann man mit der Einstellung von vielen "Namenschristen" beschreiben.
Und ich kannte die Bibelstelle in 1.Kor.3,12-16, die mir nach meiner Erkenntnis den Platz im Himmel sicherte:
12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh,
13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen.
14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen.
15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.
16 Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt?
Mir hat das gereicht und ich habe geglaubt, dass ich mir mit meinen Werken einen wie auch immer gearteten Platz im Himmel "erkaufe".
Spricht die Bibel nun davon, dass Werke ausreichen, um "wie durchs Feuer" errettet zu werden?
Dieses Frage ist durchaus wichtig zu besprechen!
So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
MichaR
Gelöschter Benutzer
Re: Christliche Tradition - was ist daran gut?
von MichaR am 25.08.2014 12:01Werke, aus welcher Motivation auch immer, können niemanden retten, das würde die GNADE ausschließen,...
"...doch aus Gnade seid ihr errettet, mittels des Glaubens, - und das nicht aus euch - Gottes Gabe ist es"...! (damit sich [hernach] keiner rühme)
Werke werden sein, bei dem liebenden "Nachfolger" Jesu - automatisch, und nicht erzwungen, wie Früchte werden sie ohne eigenes Zutun reifen und sich darbieten...
Was die "Firewall" sag ich mal betrifft, ist das mE. vergleichbar mit dem PC: hier kommen nur die guten Sachen durch! - das ist alles!
lg
micha
marjo
Gelöschter Benutzer
Re: Christliche Tradition - was ist daran gut?
von marjo am 25.08.2014 12:41Aus "meiner" Kirche:
1. Es gibt in evangelisch-lutherischen Kirchengemeinden die Tradition, in jedem Gottesdienst das "Vater-unser" zu beten. Persönlich kann ich behaupten dieses Gebet seit Jahren sehr bewusst zu beten und immer mal wieder verschiedene Aspekte des Textes zu vertiefen. Allerdings ist mir auch klar und durch Gespräche und Beobachtungen deutlich geworden, dass viele Menschen dieses Gebet ohne Sinn und Verstand "herunterbeten". Ich schätze, dass das Wort "herunterbeten" seinen negativen "Klang" aus diesem Kontext bezogen hat und bezieht.
2. Auch das Glaubensbekenntnis wird in jedem Gottesdienst gesprochen. Bei diesem Text muss ich leider vermelden, dass es weitläufig lediglich als toter Bestandteil des Ablaufes gesehen wird. Kaum jemand glaubt an den Inhalt, kaum jemand nimmt den Inhalt überhaupt als solchen wahr. Im Grunde wird spätestens beim Glaubensbekenntnis reihenweise gelogen. Dies ist den Gottesdienstteilnehmern auch bewusst. Auf Anfrage kommt als Reaktion, dass der Text "halt dazu gehört" und rein aus diesem Grunde mitgesprochen wird. Der Text wird als reines Ritual betrachtet mit dem Vermerk "irgend wozu wird es schon gut sein".
3. Jeder Gottesdienst in meiner Kirche wird mit dem Segen aus 4Mose 6,24-25 beschlossen. Mir ist dieser Segen sehr wichtig. Ich "brauche" ihn regelrecht. Spricht mir jemand diese Worte Gottes zu, fasse ich Mut, fühle mich besser und gehe fröhlicher in den Tag. Mit anderen Worten, ich sehe mich direkt von Gott gesegnet. Es sind seine Worte und es gibt kaum etwas schöneres für mich, als von Gott gesegnet zu sein oder mir einmal mehr über seine Segnungen klar zu werden. Klar brauche ich dazu keinen Gottesdienst. Jeder kann überall diesen Segen aussprechen.
Leider geht das nicht allen Gottesdienstteilnehmern so. Der Begriff "Segen" ist leider weitläufig sehr sinnentleert.
gruß, marjo
MichaR
Gelöschter Benutzer
Re: Christliche Tradition - was ist daran gut?
von MichaR am 25.08.2014 13:35was die Traditionen betrifft, wird sich der eher ernsthaftere Nachfolger Christi nach eben seinem Wort richten. Wenn das mit der Tradition übereinstimmt, spricht prinzipiel nichts grundlegend gegen Traditionen.
Was nicht bedeuten kann, diese nicht immer wiedermal zu hinterfragen und ggf. nach der Schrift zu korrigieren, was auch Liebe zu Christus ist.
Denn "sein Wort" ist meines Fußes Leuchte. Dieses ist ausschließlich der Maßstab, wie ja schon bestätigt wurde.
Kann mich noch recht gut erinnern, wie das "Glaubensbekenntiss" mir zunehmend gefallen hat in der "Landeskirche" - in dem "Vaterunser" steckte mir zu wenig drin, damals.... Heute weis ich das manches unglücklich übersetzt ist, etwa, das Gott uns nicht in Versuchung führen sollte, was er niemals tun würde, sonst würde sich die Schrift ja wiederprechen.
Denke es sollte eher mE. lauten: und erlöse uns von der Versuchung, oder führe uns aus der Versuchung...
Was mich schon immer beeindruckt hatte, war das uns vergeben werden sollte, wie wir vergeben haben! Das beeindruckt mich bis heute, wie vieles in diesem mE. als Gebetsvorlage vom Herrn Jesus für uns aufbewahrtes Gebet, das nur ein Beispiel geben sollte, wie ein Gebet aussehen kann oder sollte.
Das dies nur "Hülsen" sind, die mit Geist gefüllt werden wollen sollte klar sein. Nicht das nachplappern von weis ich was macht uns "seelig" - sondern sein Geist. Und das auch nur wie wir "uns unter den Gehorsam Christi" stellen - zunehmend und mit Freude und Frieden im Herzen.
...denn SEIN Joch ist sanft.
...
Shalom Geschwister!
Re: Christliche Tradition - was ist daran gut?
von solana am 25.08.2014 13:59Mir hat das gereicht und ich habe geglaubt, dass ich mir mit meinen Werken einen wie auch immer gearteten Platz im Himmel "erkaufe". Spricht die Bibel nun davon, dass Werke ausreichen, um "wie durchs Feuer" errettet zu werden?
Hallo Stefan
Eigentlich lese ich aus dieser Bibelstelle gerade das Gegenteil.
Die Rettung geschieht eben nicht durch Werke, sondern durch den "Grund":
1. Kor 3, 11 Einen andern Grund kann niemand legen als den, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus.
Das ist die Grundlage der Errettung, nicht die Werke.
Die Werke werden "oben drauf" gebaut und "schmücken" oder "bereichern" quasi den Grund, in jedem Fall aber werden sie hinzugefügt.
12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, 13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird's klarmachen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. 14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. 15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch.
Heisst doch:
Errettet seid ihr durch Christus - und auf dieser Grundlage tut ihr nun eure Werke.
Und je nachdem, ob sie "golden" oder nur "aus Stroh" sind, erhaltet ihr euren Lohn dafür, das "Feuer des Gerichts" wirds offenbaren - nicht alles, was glänzt ist Gold. War es nur Stroh, wirds verbrennen - aber eure Errettung wird dadurch nicht gefährdet, denn sie ist nicht von den Werken abhängig. Wars aber Gold, dann bleibt euer Werk und ihr werdet Lohn empfangen (von Strafe für "Stroh" steht da nichts).
Gruss
Solana
angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver
Burgen
Gelöschter Benutzer
Re: Christliche Tradition - was ist daran gut?
von Burgen am 25.08.2014 14:14ich denke, dass Traditionen erstmal einem Menschen Halt, Zuversicht, Frieden geben kann.
Ausserdem sieht er, wie es ist, wenn Menschen untereinander in liebevollem Kontakt stehen.
Traditionen beschränken sich ja nun nicht ausschließlich auf die Predigt am Sonntag.
Jede Gemeinschaft, sei sie christlich oder auch nicht, entwickelt eine gewisse Tradition.
Selbst in einem ganz normalen Haushalt, Familie, gibt es Traditionen.
Z.B. alle 4 Wochen die Großeltern besuchen usw.
Wichtig finde ich, dass Dogmatismus nicht gesetzlich ueber einer traditionellen Abfolge steht.
Die Traditionellen Punkte sollten halt immer wieder hinterfragt und auf Lebendigkeit
ueberprueft werden.
z.B. wuerden die 10 Gebote in der Tradition fuer wichtig erachtet werden,
wuerde es sicherlich auch um sie herum Traditionen geben oder sich entwickeln.
Aber ich glaube, dass sich die Karitas und alles, was damit zusammenhängt sich nur durch
Traditionen bilden konnten.
Gruesse
Burgen
Re: Christliche Tradition - was ist daran gut?
von StefanS am 25.08.2014 15:38Hallo solana,
Eigentlich lese ich aus dieser Bibelstelle gerade das Gegenteil.
mir war es wichtig, einmal meine Denkweise von damals mitzuteilen.
Ich dachte, dass das wichtig im Zusammenhang mit dem Eingangsthread ist.
Wenn ich heute mit den freundlichen, netten und bemühten Kirchgängern rede, dann erkenne ich Parallelen zu meiner damaligen Denkweise.
Man tut doch genug, man spendet, ist aktiv im Chor dabei, backt Kuchen bei Sommerfesten und manche gehen sogar jeden Sonntag in die Kirche.
Da will man einfach nicht mehr, weil, bei der Steuerklärung will man doch nicht plötzlich ehrlich sein und "Geld verlieren".
Und möglicherweise muss man sich ja dann sogar von der heimlichen Geliebten trennen und das schöne Doppelleben geht den Bach runter.
Neee, so weit möchte man Gott nicht an sich ran lassen ...
Verstehst Du, was ich damit sagen will?
Heute weiß ich, dass ich damals verloren gegangen wäre, hätte ich mein Leben so weitergeführt!!
LG Stefan
So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.
Burgen
Gelöschter Benutzer
Re: Christliche Tradition - was ist daran gut?
von Burgen am 25.08.2014 16:05Hallo Stefan und alle,
das ist wohl das, was man landläufig als falsche Sicherheit bezeichnet.
Klar, das ist die Gefahr der Tradition, die schon zu alten Zeiten von Jesus, dem Christus angeprangert wurde.
Dennoch denke ich, dass es wichtig ist, die Tradition jeweils neu anzupassen und zu hinterfragen.
Der Mensch ist ein Herdentier, da braucht er halt Struktur, die er zwar in der Schrift aufgeschrieben findet.
Jedoch umsetzen? Das geht fast nur im Spiegel mit dem Naechsten, denke ich mal.
Gruesse
Burgen