Gut gemeinte Sünde?

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solana

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Beiträge: 4164

Re: Gut gemeinte Sünde?

von solana am 26.10.2014 14:30

Dazu fällt mir eine Stelle aus dem NT ein, über die ich in Bibel-TV etwas gehört habe:

2. Kor 2, 12 Als ich aber nach Troas kam, zu predigen das Evangelium Christi, und mir eine Tür aufgetan war in dem Herrn, 13 da hatte ich keine Ruhe in meinem Geist, weil ich Titus, meinen Bruder, nicht fand; sondern ich nahm Abschied von ihnen und fuhr nach Mazedonien.

Paulus hatte den zT sehr "scharfen" ersten Brief an die Korinther geschrieben und es lag ihm sehr am Herzen, wie er von der Gemeinde aufgenommen worden war. Als Titus mit der Kunde aus Korinth nicht termingerecht am Treffpunkt erschien, hatte Paulus keine Ruhe, dort sein Werk fortzuführen und reiste ihm entgegen - obwohl "eine Tür aufgetan war in dem Herrn".  Also eigentlich doch "Ungehorsam" gegenüber seinem Auftrag aus Ungeduld und mangelndem Vertrauen auf Gott?
Oder doch nicht?
Der Sprecher meinte, Paulus schreibt das den Korinthern, um ihnen zu zeigen, wie sehr sie ihm am Herzen liegen. So sehr, dass er ihretwegen sogar "ungehorsam" ist.
Was meint ihr?
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Gut gemeinte Sünde?

von marjo am 26.10.2014 14:33

Mir sind sowohl Dinge begegnet wie sie Cleo berichtet als auch solche, die Cipher beschreibt. Leider bin ich erst in den letzten Monaten zum dem Entschluss gekommen, in diesem Bereich intensiver nachzufragen, weshalb die Leute sich eindeutig für problematische Entscheidungen aussprechen. Ist es Opportunismus? 

Mir ist bewusst, dass Christen die absichtlich Sünde in ihrem Handeln rechtfertigen sich in Gefahr begeben. Aber das ist ein anderes Thema.

gruß, marjo 

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Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: Gut gemeinte Sünde?

von Henoch am 26.10.2014 15:06

Hallo Solana,

ich finde, das ist ein gutes Beispiel und ich finde, es zeigt auch, dass wir sehr wohl auch einmal der inneren Unruhe nachgeben dürfen, auch wenn es mal "falsch" ist oder sein könnte. Und es zeigt, dass wir auch "gut gemeint" sündigen.

Der Herr wusste doch, dass Paulus hier schwach werden würde. Ich denke, die Tür blieb offen, bis er wiederkam. Wenn der Herr darauf angewiesen wäre, dass wir richtig reagieren, dann wäre er verloren, und das kann nicht sein.

Ich denke, das wichtigste ist, dass wir uns immer wieder erneuern lassen, da wo wir sündigen und freimütig mit unserer Bitte zum Herrn kommen. Denn unserer Sündhaftigkeit sind wir nicht gewachsen, das zu ändern, kann nur der Herr.

Die Sünde kann nicht mehr über uns herrschen, nicht weil wir nicht sündigen würden, sondern weil sie uns nicht vom Herrn trennen kann.

Wenn wir aber absichtlich und anhaltend in einer Sache sündigen, dann wird es uns schwer, zum Herrn zu kommen und immer wieder um Vergebung zu bitten. Das trübt die Gemeinschaft und wer von uns hält das lange aus?

Und trotzdem ist es, da bin ich mir sicher, dem Herr wichtiger, dass wir in die Vergebung und damit in IHN vertrauen, als sich hinter Feigenblatt und Busch zu verstecken, denn ich erinnere mich da an Paulus, welch ein Hilfeschrei aus tiefster Seele.

Römer 7

24 Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?

25 Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn! So diene ich nun mit dem Gemüt dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde.

Henoch

Antworten Zuletzt bearbeitet am 26.10.2014 15:08.

cipher
Gelöschter Benutzer

Re: Gut gemeinte Sünde?

von cipher am 26.10.2014 16:55

Cleopatra schrieb: Ich finde es immerwieder wichtig, mit dem Thema Sünde nicht zu leichtfertig umzugehen. Die Tatsache, dass uns vergeben ist, bedeutet nicht, dass die Sünde nicht weniger schmerzhaft war für Jesus und dass unsere "kleine, gut gemeinte" Sünde Gott nicht enttäuscht und in dem Sinne traurig macht, denke ich.
Ja, finde ich auch. "Leichtferiger Umgang mit Sünde" heißt nach meinem Verständnis eben genau das - man hat gesündigt, es wurde vergeben - weil das "leichter" ist, sündigt man weiter. "leichtferig".  Denn nun kann ja nichts mehr passieren. Aber in einem Fall wie diesen nehme ich mir dennoch die Freiheit heraus, danach zu fragen, ob der Betreffende wirklich wiedergeboren ist. Nicht weil eine Sünde "schlimm oder weniger schlimm ist." Dass Gott diese Unterscheidung trifft, glaube ich nicht einmal. Aber ein Kennzeichen für die Wiedergeburt ist das nicht mehr gewohnheitsmäßige, leichtfertige Sündigen, nach dem, was ich gelesen habe. (Wobei es mich nicht stört, wenn wir unterschiedlicher Ansicht sind.)

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MichaR
Gelöschter Benutzer

Re: Gut gemeinte Sünde?

von MichaR am 26.10.2014 17:10

Aber ein Kennzeichen für die Wiedergeburt ist das nicht mehr gewohnheitsmäßige, leichtfertige Sündigen, nach dem, was ich gelesen habe
ja, ist ein Kennzeichen von vielen, ob man es auch Früchte nennen kann, weis ich nicht. Aber das denke ich auch, das man dann schon mal ins grübeln gerät sozusagen. Und wie gesagt, Gott lässt keineswegs ungestraft, wenn wer z.B. ständig weiterhin Ehebruch betreibt bekommt er sicher mal die Quittung, auch wenn es ihm vergeben sein mag. (Siehe Davids "Sohn")
Weis schon wie du es meinst, Cipher, sehe ich ganz ähnlich, wie auch Henoch sagt, das das mit der Heiligung dann etwa nicht passt. Dies wäre übrigens auch i.m.Augen das wann man keinesfalls am Mal teilnehmen sollte, als Beispiel.
Und wenn was nicht aufgehört werden kann, wie manche sagen, dann sollte um so mehr Gebet dran sein: Nur ER allein kann mich verändern, aber das ist nicht das Thema, - das nur nebenbei. 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 26.10.2014 17:28.

Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: Gut gemeinte Sünde?

von Henoch am 26.10.2014 17:21

Hallo Ihr lieben,

ich wollte nochmal auf das Anliegen von Cleopatra zurückkommen.

Wir sollen die Sünden ernst nehmen. Nun ehrlich gesagt kann ich nicht einmal das wirklich. Meine Sündenerkenntnis hängt völlig vom heiligen Geist ab. Oft erkenne ich erst hinterher meine Sünde.

Ich denke schon, dass ich sensibler bin und Sünden bemerke, auf die ich früher niemals geachtet hätte, aber dennoch kann ich sehr wohl noch leichtfertig sündigen. Ich trage so manches Bollwerk mit mir herum. Und so manches mal sündige ich absichtlich.

Wenn große und kleine Sünden das selbe sind vor Gott, und davon gehe ich aus, dann kann ich nur zutiefst über mich erschrecken.

Und genau an diesem Erschrecken erkenne ich, dass Gott in mir wohnt und nicht daran, dass ich in der Lage wäre, meine Sünden auszuräumen.

Ich kann nur im Gebet bleiben und vertrauen, dass der Herr mich weiterhin verändert.

Dieses Bewustsein über mein Versagen hilft mir, den Anderen anzunehmen, wie er ist, denn ich kann verstehen, dass er ohne den Herrn eben nicht seine "alte Natur" so einfach los wird. Und so wie ich Verständnis, Geduld und Hoffnung brauche, möchte ich es dem Anderen auch zugestehen.

Henoch

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Kayla
Gelöschter Benutzer

Re: Gut gemeinte Sünde?

von Kayla am 26.10.2014 20:14

Was das Lügen anbelangt, habe ich mir da schon oft Gedanken gemacht. Man kennt ja die Situation, z. B. wenn meine Cheffinim Nachhilfeinstitut fragt: "Frau ... , wie geht es Ihnen?" und ichdage grundsätzlch, dass es mir gut geht, auch dann, wenn das vielleicht eigentlich nicht der Fall ist. Nicht, weil ich lügen will, sondern weil die Wahrheit in dem sozialen Kontext gar nicht vorgesehen ist. Ist das dann Lügen? Oder vielleicht eher Theater spielen, weil beide Seiten wissen, dass man die Wahrheit nicht wissen will?

Eine Frau in einem internatiionalen Forum, in dem ich eine Zeit lang war, hat als Kind damit einen extremen Umgang erlebt. Sie hatte das Pech, mit 10 Jahren bereits ihre Menstruation zu haben und war generell recht groß und weit entwickelt für ihr Alter, wodurch sie sich oft unwohl und verunsichert fühlte. Irgendwann fielen der Schwimmunterricht und die Menstruation auf denselben Tag. Sie war auch leicht erkältet, aber nicht genug, als dass ihre Eltern sie deshalb vom Schwimmunterricht entschuldigt hätten (bei Krankheit reichte auf der Entschuldigung die Formulierung "Aus gesundheitlichen Gründen..."). Sie meinten "Aus gesundheitlichen Gründen" würde in dem Fall nicht wirklich zutreffen und bestanden darauf, den wirklichen Grund in die Entschuldigung zu schreiben. Für das damals ohnehin unsichere Mädchen war das schlimm. Die Schwimmlehrerin hätte sie am liebsten nie wieder gesehen und sie wusste nicht, was sie den Mitschülern sagen sollte, die fragten, warum sie nicht mitschwimmen konnte.
Verlangt Gott, dass Eltern ihrem Kind so was antun? Ist es in so einer Situation so schlimm, nicht die ganze Wahreheit zu sagen?

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Gut gemeinte Sünde?

von marjo am 26.10.2014 20:43

Hallo Kayla, bei dem von Dir beschriebenden Beispiel würde ich die Wahrheit sagen bzw. nicht alles sagen. Lügen würde ich in keinem Fall. Gehobenes Unwohlsein könnte sie ja in jedem Fall als Grund nennen, ohne zu lügen.

Allerdings gibt es auch nach meinem Verständnis Situationen im Leben, in denen Gott Lügen durchaus nicht als Sünde anrechnet, ja sogar segnet. Dazu gibt es sehr eindeutige Belege in der Bibel. Generell ist das entsprechnde Gebot aus den Zehn Geboten ein sehr interessantes, doch darüber kann irgendwann einmal an anderer Stelle geschrieben werden.

einen schönen abend wünscht,
marjo 

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Kayla
Gelöschter Benutzer

Re: Gut gemeinte Sünde?

von Kayla am 26.10.2014 21:00

Marjo schrieb:

Hallo Kayla, bei dem von Dir beschriebenden Beispiel würde ich die Wahrheit sagen bzw. nicht alles sagen. Lügen würde ich in keinem Fall. Gehobenes Unwohlsein könnte sie ja in jedem Fall als Grund nennen, ohne zu lügen.

Nun, das wäre ja gegangen, wenn man die normale Entschuldigung mit der Formulierung "Aus gesundheitlichen Gründen..." verwendet hätte. Mag sein, dass die gesundheitlichen Gründe da etwas weiter gefasst sind, aber ich hätte es als Mutter wohl so gemacht. Zugegebenermaßen schieb irgendjemand in dem anderen Forum mal, es sei gut, die komplette Wahrheit zu sagen, denn die Demütigung, die das Kind dadurch erfährt, sorge dafür, dass es demütig bliebe und sich als nichts wert sehe. Aber das geht ins Thema Erziehung, das ist was anderes.

Es geht mir auch gar nicht nur um den Fall, nur beim Lügen habe ich den Eindruck,dass es da besonders viele Grauzonen gibt, in denen es in gewisser Hinsicht sogar erwartet wird, z. B. beidem Beispiel mit meiner Cheffin. Ich weiß nicht, ob dafür ein eigener Thread nötig wäre, da gibt es einige Situationen, die mir einfallen. Eben diese Frage "Wie geht es Ihnen?", diekeine ehrliche Antwort will, oder dass man sich beim Vorstellungsgespräch selbstsicher gibt, obwohl man das nicht ist etc. Da finde ich esam schwierigsten, mir darüber klar zu werden, waswirklich Sünde ist.

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Gut gemeinte Sünde?

von marjo am 26.10.2014 21:06

Hallo Kayla,

bezüglich der Frage nach dem Wohlbefinden habe ich mir angewöhnt es so zu sagen wie es ist. Manchmal frage ich sogar nach, ob der Frager wirklich eine Antwort möchte... falls nicht, tut es ein "Ok" auch, denn das ist es meistens... einigermaßen Ok.

... und ja, falls über dieses spezielle Thema noch ausführlicher gesprochen werden soll, sollten wir ein extra Thread eröffnen.

gruß, marjo 

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