Prophetie heute
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Re: Prophetie heute
von Dreifach am 27.05.2021 11:29Was besagt das Wort ‚Prophetie'? Wenn wir methodisch klar, sauber und einfach arbeiten wollen, dürfen wir, wie es zumeist geschieht, in gar keiner Weise die alltägliche Sprache als Grundlage und Maßstab unserer theoretischen Betrachtungen in Anwendung bringen oder in Nutzung ziehen. Denn diese alltäglich gesprochene Sprache, wie schon der Philosoph Ludwig Wittgenstein in seinem gesamten und umfangreichen Werk nicht müde wird zu betonen, lebt in ihrer Alltäglichkeit von Voraussetzungen, die sich nicht hinterfragt, hinterfragen will oder hinterfragen kann. Diese wissenschaftlich zu leistende Hinterfragung der Dinge aber ist das Herzstück jeder Theorie. Eine Praxis jedoch, die ohne Theorie auskommen will, führt grundsätzlich in die Irre. Wenn wir also nicht aufhören, unsere Alltagssprache als eine mögliche Grundlage unserer theoretischen Bemühungen anzusehen, dann werden wir unweigerlich in die Irre geführt.
In dieser rechten Weise fragen wir, was das Wort ‚Prophetie' in seiner Eigentlichkeit bedeutet. Zunächst müssen wir feststellen, dass dieses Wort dem Griechischen entstammt. προφήτης bedeutet „an interpreter or forth-teller of the divine will" zu sein. Ein Prophet ist demzufolge ein Interpretator, d. h. ein Ausleger, oder Weiter-Erzähler, wie es wörtlich übersetzt heißen müsste, des göttlichen Willens. In gar keiner Weise erscheint also ein Prophet als einer, der die Zukunft voraussagen oder vorhersagen kann oder will, sondern ein Prophet ist vielmehr, biblisch gesprochen, ein Mensch, der den Willen Gottes, der immer auf die Zukunft, niemals aber auf die Vergangenheit, gerichtet ist, eben bezüglich dieser Zukunft, wie Gott selbst sie vor Grundlegung der Welt in ihrer umfassenden Gänze festgelegt hat, in Auslegung bringt. Ein prophetisch begabter Menschen, wir denken hier in erster Linie an die vier großen und bedeutenden israelitischen Propheten Jesaja, Jeremia, Ezechiel/Hesekiel und Daniel, die immer Unheils-Propheten waren, sie kündeten Gottes Unheils-Gerichte über sein Volk Israel an, ist einer, der den Willen Gottes, als Unheils-Gericht über die Welt, kündet oder verkündet.
Nach der Bibel verkündet ein von Gott seinem Volk gesandter Prophet das Unheil, das über es wegen seiner Gottlosigkeit (in Zukunft) ergehen soll. So gehört auch Jesus in die Reihe der großen und bedeutenden Propheten des Alten Testamentes, ja, er ist ihr bedeutendster, denn er verkündet, als er sich aus dem Jerusalemer Heiligtum, wohin ihn seine Jünger allein gehen lassen und nicht mitkommen, weil sie den Gedanken des Leidens nicht ertragen können, auf den Weg zu seinem Martyrium aufmacht, dass dieses Heiligtum, er meint aber den alten Bund, gänzlich abgerissen wird. Jesus ist als Knecht Gottes, das ist so zu sagen die Amts-Bezeichnung eines Propheten, der wahre Prophet, der seinem in Bälde neutestamentlich werdenden Gottes-Volk mit, vielmehr in seinen letzten irdischen Worten vor seinem unaussprechlichen Martyrium die eschatologische Wahrheit betreffs des Willens Gottes, seines Vaters, sagt. Jesus als Knecht Gottes deutet in seiner machtvollen und vollmächtigen Auslegung des Willens Gottes in Hinsicht auf dessen Schöpfungabsicht bereits den gänzlichen Verfall und Abriss dieser offenkundig vor ihrem Ende stehenden Welt an.
Gott ist ewig, der von ihm erschaffene Mensch aber ist an die Zeit gebunden, er ist in seiner ganzen Menschlichkeit nach Leib/Körper, Geist und Seele ihr Untertan, er muss sich ihr in allem sein Tun und Handeln untergeben und unterstellen. Der Mensch tut, was ihm die Zeit, die endlich ist, gebietet. Gott aber steht über der Zeit, die verfällt. Wenn der Mensch, die Zeit, die Welt verfallen, wie will Gott an sein Ziel, das Erlösung aus und Befreiung von den Banden des Todes lautet, gelangen? Indem er Menschen beruft und sie mit der Gabe der Prophetie ausstattet, was heißt, dass diese Menschen befähigt sind, den Willen Gottes bezüglich des Weitergehens einer in sich selbst vollkommen zerfallenen Welt nach der heiligen Schrift auszusagen, das heißt, in Auslegung zu bringen.
Re: Prophetie heute
von Torben am 27.05.2021 09:06Also ich bin auch sehr sehr skeptisch, was die "großen" Propheten betrifft, die ihre Vorhersagen in die Welt hinausposaunen, auf welche Weise auch immer. Es gibt mehrere jüngste Beispiele aus den USA, wo "geweissagt" wurde, dass Trump wiedergewählt werden würde. Und selbst als die Wahl für ihn negativ ausfiel: Trump würde trotzdem wieder eingesetzt werden, weil ein riesiger Wahlbetrug bald aufgedeckt würde. Mehrere der "Propheten" haben übrigens inzwischen Buße getan, nachzulesen, glaube ich, in einem der letzten Idea-Hefte.
Auf der anderen Seite sollen nach Paulus durchaus prophetische Gaben in den christlichen Zusammenkünften zum Einsatz kommen (s. 1. Kor 14, 29), natürlich alles in geordneter Weise und geprüft! Und ich denke, im kleineren Rahmen kann man Propheten auch leichter prüfen und ggf. zurechtweisen.
LG, Torben
pausenclown
Gelöschter Benutzer
Re: Prophetie heute
von pausenclown am 27.05.2021 08:04Hallo.
Prophetie heute
von Cleopatra am 27.05.2021 07:35Guten morgen,
im Gespräch im Nachbarthread kam das Thema "Prophetie" auf.
DIeses Thema finde ich total interessant, ich glaube auch, dass es vielerorts falsch verstanden wird.
Deshalb dachte ich, wäre es doch mal interessant, sich hier über die Prophetie auszutauschen.
Burgen hatte begonnen, das Thema aufzugreifen:
Hier auf der zweiten Seite
Das nehme ich jetzt mal als Gesprächsbeginn.
Ich sehe es so, wie Burgen.
Ich dneke, dass "Prophetie" schnell gleichgesetzt wird mit "in die Zukunft sehen" oder "etwas im Namen Gottes vorraussagen".
Das haben die Propheten teilweise getan, ja- aber dieser Job war alles andere als angenehm.
Ziel dieser Vorraussagen war immer, das Volk Gottes zurück zu Gott zu ziehen.
Die Wut des Königs hatten die Propheten anschließend aber so richtig abbekommen.
Brauchen wir denn heute einzelne Menschen, durch die Gott der Menschheit (oder der Christenheit) etwas sagt?
Ich denke nicht.
Erstens, weil sich nicht alles um uns Christen dreht- wir sind aus Gnade auch errettet, es ging aber immer um das Volk Gottes, die Israeliten/Juden.
Zweitens, weil wir heute nicht mehr darauf angewiesen sind, dass Gott durch einzelne Menschen zu uns spricht.
Heute dürfen wir getrost die Bibel öffnen und schauen, was Gott uns direkt sagt.
Das ist nicht weniger, sondern so viel mehr- deshalb benötigen wir einzelne Menschen dafür nicht mehr.
Gott spricht zu uns ganz individuell, wenn wir ihm zuhören.
Das kann auch durch Menschen geschehen- das streite ich nicht ab.
Ich habe schon öfters Menschen erlebt (im Internet), die mir Dinge aus ihrer Sicht prophetisch vorrausgesagt haben, was dann nicht eintraf.
Angeknüpft dabei waren meistens Erwartungen an mich, die ich zu erfüllen hatte, um der Person zu schmeicheln oder "zu gehorchen".
Das hat in meinen Augen garnichts mit göttlicher Prophetie zu tun, weil das eigene Ego bei den Propheten immer ganz hinten stand.
Ich kann mir auch vorstellen, dass sich Gott in Ländern, in denen die Menschen nicht die große Gnade haben, eine Bibel zu besitzen, noch durch solche Möglichkeiten wirkt- keine Frage.
Auch mir selbst hat Gott sehr oft Dinge näher gebracht. Teilweise habe ich es anderen erzählt, um sie auch mit zu ermutigen.
Und ich denke, dass Gott mich da auch gebraucht hat.
Aber das würde ich nicht als Prophetie verstehen, sondern einfach als "Werkzeug" Gottes.
Ich würde gerne wissen, wie ihr Prophetie heute versteht.
Könnt ihr hier meinen Worten zustimmen?
Oder seht ihr das komplett anders?
Ich bin gespannt.
Liebe Grüße, Cleo
Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
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