Nieder mit dem Unmut!

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Merciful

53, Männlich

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Beiträge: 2120

Re: Nieder mit dem Unmut!

von Merciful am 07.09.2016 11:42

Deine These, solana, lautet, wenn ich dich recht verstehe und wiedergebe:

Menschen leiden unter unerfüllten Wünschen, die sich zumindest teilweise auf äußere Dinge, Lebensumstände beziehen.

Sie finden aber Trost und Frieden in der vertrauensvollen Hinwendung zur Liebe Gottes, die ihren Schmerz heilt.

Was wäre nun aber, wenn ein Mensch jene unerfüllten Wünsche nicht hat, weil sein Leben so ist, wie er es sich wünschte?

Würde dies nicht bedeuten, dass er kein Verlangen nach der heilenden Liebe Gottes verspürte?

Wäre er dann nicht glücklich mit dem, was er in seinem Leben erreicht hat?

Könnte es nicht vielmehr sein, dass der Mensch, der noch nicht in der vertrauensvollen Liebe zu Gott lebt, eben darunter leidet?

Könnte es nicht sein, dass er sich dessen nicht bewusst ist?

Könnte es nicht sein, dass er seine Sehnsucht auf jene äußeren Dinge richtet, weil er denkt, diese würden ihm Erfüllung bereiten?

Könnte es nicht sein, dass eigentlich die Sehnsucht nach Gott es ist, unter der der Mensch leidet?

Merciful

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Tagwandler
Gelöschter Benutzer

Re: Nieder mit dem Unmut!

von Tagwandler am 07.09.2016 11:18


Sehr guter Beitrag solana,

wobei es ergänzend ja nicht so ist, dass man sich das "fehlende Heilmittel" etwa selber verordnen könnte.
Es bleibt ein Gnadenakt, ein Geschenk Gottes.

In allen Widrigkeiten des Alltags verschafft das "Dein Wille geschehe" immer den Zugang zum nötigen Grund, an dem "die Demut wohnt" vor allen etwaigen eigenen Vorstellungen und Wünschen und an dem der Friede im Herzen, der Friede der Seele möglich und spürbar werden kann.




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solana

-, Weiblich

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Forenmoderator

Beiträge: 4164

Re: Nieder mit dem Unmut!

von solana am 07.09.2016 10:51

Um nochmal auf den Zusammenhang zwischen seelischem Leid und (fehlender) Liebe zurückzukommen - da muss men ganz sicher ein bisschen mehr differenzieren.

Seelisches Leid entsteht nicht direkt aus fehlender Liebe.
Wir leiden an bestimmten, äusseren Umständen, die wir nicht haben wollen, gegen die wir uns auflehnen, die wir einfach nicht akzeptieren wollen, die wir als ungerecht empfinden usw.

Unser Blick ist dann quasi fixiert auf das, was nun mal da ist und mit dem wir uns nicht abfinden wollen. Und das sehen wir vor dem Hintergrund (oder im Vergleich) dessen, was wir stattdessen gerne hätten, uns gewünscht und erstrebt haben, vielleicht darum gebetet usw. Und verschlimmert wird die Situation noch, wenn andere um uns herum es (augenscheinlich) viiiiiiel besser haben, das bekommen, was wir uns wünschen usw.

Das ist sehr oft der Anlass für seelisches Leid.
Ich lasse jetzt mal die Extremfälle wie schweres körperliches Leid, Verlust liebster Angehöriger usw weg, darüber müsste man gesondert sprechen; dafür gibt es keine einfachen Patentrezepte oder allgemeine Schemata.

Die Liebe Gottes - dh die vertrauensvolle Antwort auf seine Liebe, die man erkennt und auf die man sich vertrauensvoll einlässt - diese Liebe heilt solche seelischen Wunden. Sie wendet den Blick weg don dem Negativen, bringt einen weg vom Vergleichen mit unerfüllten Wünschen und dem, wie es anderen besser geht.
Dieses "Blickwenden" ist ganz oft in den Psalmen greifbar, wo der Beter zuerst aus tiefster Not zu Gott schreit, oft direkt anklagend - und dann immer mehr Loslassen kann, und tiefen Frieden im Vertrauen zu Gott und seiner Liebe findet.
Dieses heilsame Loslassen und Festhalten an der Liebe führt in die Geborgenheit bei Gott. Dort ist Ruhe und Frieden wie im Auge eines Sturms.

Die Umsrtände, die das seelische Leid verursacht haben, siind dann nicht weg - sie "stürmen" aber weiter aussen und dringen nicht mehr bis ins Herz.

Also würde ich es so sagen: "fehlende Liebe" bedeutet "fehlendes Heilmittel".

Vielleicht können wir von dieser leicht modifizierten These aus zu einer fruchtbareren Diskussion kommen?
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Tagwandler
Gelöschter Benutzer

Re: Nieder mit dem Unmut!

von Tagwandler am 07.09.2016 10:22


"Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft." (5. Mo 6,5)

weitere Einordnung der Liebe:

"Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?" (Mt 5,46)

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Merciful

53, Männlich

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Beiträge: 2120

Re: Nieder mit dem Unmut!

von Merciful am 07.09.2016 10:06

Liebe Henoch,

ich hatte dir eine Frage gestellt, vielleicht hast du sie übersehen?

Diese Frage bewegt mich noch immer.

Ich kenne Menschen, die unter Depressionen leiden, die sich in Behandlung begeben, gegebenenfalls auch eine Zeit stationär.

Mit Depressionen habe auch ich meine Last zu tragen seit nunmehr etwa 25 Jahren.

In Behandlung begab ich mich deswegen eher nicht, vielleicht abgesehen von 2 Wochen stationärem Aufenthalt in einer akut schwierigen Phase.

Dennoch fand ich Mittel und Wege mit der Erkrankung umgehen zu können.

Besonders meine Hinwendung zu John Wesley und dem Methodismus mit seiner Betonung der Liebe zu Gott und Menschen war mir eine große Hilfe.

Daran muss ich denken, wo doch in diesem Thread auch die Liebe zu Gott angesprochen worden ist.

Es war ein unaussprechlicher Friede, den ich empfand und der mich erfüllte, wenn ich mich mit dem Methodismus beschäftigte.

Leider konnte ich mir diesen Frieden in jener unaussprechlichen Fülle nicht über die Jahre hinweg bewahren.

Du hattest nun geschrieben, dass der gute Kampf des Glaubens alles ist, was wir brauchen.

Möglicherweise habe ich diese Aussage etwas aus dem Zusammenhang genommen, aber bist du der Auffassung, dass der gute Kampf des Glaubens auch eine Behandlung unnötig macht, wenn Menschen unter Depressionen leiden?

Vor dem Hintergrund meiner persönlichen Lebensgeschichte würde ich meinen, dass Menschen, die psychisch leiden, durch die Erfahrung der Liebe Gottes gesunden können, wenn sie in dieser Liebe leben und ihr Leben zu ordnen vermögen.

Aber kann man dies auf einen jeden Menschen verallgemeinern? Gibt es nicht auch Menschen, die zumindest für eine Zeit besonderer Hilfe bedürfen?

Merciful

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Cleopatra
Administrator

38, Weiblich

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Beiträge: 5180

Re: Nieder mit dem Unmut!

von Cleopatra am 07.09.2016 08:04

Ja, das ist wahr, wir entfernen uns tatsächlich immer mehr vom eigentlichen Thema.

Kategorisch gesehen ist dieser Thread ja geschrieben bei den Willkommensthreads.
Thematisch scheint es aber hier mehr darum zu gehen, ob wir wirklich alle über den Kammscheren können, indem wir sagen, dass alle, die eben gerade unzudrieden sind, Unmut haben und eben auch depressiv sind zwangsläufig die fehlende Liebe als Ursache haben.

Und hier kann ich mich nur wiederholen, indem ich sage nein. Nicht zwangsläufig bei allen.

Die genannte Ursache kann zu diesen Symptomen tatsächlich führen, aber die Symptome sind nicht immer aufgrund dieser Ursache.

Es gibt auch andere Ursachen.

Hier geht es auch nicht darum, ob sich einzelne verletzt fühlen von den Meinungen, hier geht es darum, dass eine pauschale Äußerung einer Liebesferne als Ursache aller Betroffenen herabwürdigend und verletzend ist. Nämlich für die, die gerade eh schon leiden. Und dann noch zu Unrecht verurteilt werden. Das ist eben verletzend.

Ein Mensch, der zB gerade einen geliebten Menschen verloren hat und nun in Trauer ist, keinen Lebenswunsch mehr in sich spürt, also Unmut hat, sich zurückzieht, der leidet stark. Ihm dann mangelnde Liebe vorzuwerfen ist nicht nur kalt und verletzend, es sorgt eben auch noch dafür, dass es dem Leidenden noch schlechter geht.

Darum ging es uns.

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: Nieder mit dem Unmut!

von Henoch am 06.09.2016 22:13

Hallo Tagwandler,

die Bibel unterscheidet nicht zwischen seelischer und geistlicher Liebe.

Die Liebe, die Gott meint, kommt alleine aus seinem Geist, aber wir kommen vom Thema weg.

Henoch

Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.09.2016 22:14.

Tagwandler
Gelöschter Benutzer

Re: Nieder mit dem Unmut!

von Tagwandler am 06.09.2016 22:01


Hallo Hennoch,

ich würde es differenzierter lesen,s.u.:

Eph 4,1 So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, 2 in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den andern in Liebe 3 und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens
Vers 2: (1.Ermahnung: Liebe hier nicht näher erläutert)
Vers 3: (2.Ermahnung: Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens)



Unsrer Herr spricht über die Liebe u.a.:
"Ein neues Gebot gebe ich euch, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe, damit auch ihr einander lieb habt." (Joh 13,34)


Liebe, seelische Zuneigung als Herzenswärme zu empfinden scheint aus meiner Sicht doch etwas unterschieden zu sein,
als eins zu sein im Heiligen Geist und in dieser Einheit zu denken und zu sprechen (geistige Liebe, Frieden und Trost).

Dass bei bösen Menschen böse Dinge aus dem Herzen kommen in ihrem Denken und Reden liegt sicher daran, dass sie ihr Herz mit diesen Dingen (negativen Gefühlen, Erfahrungen, Konklusionen und geistigen Besetzungen) beschwert/belegt haben/wurden. Oder auch die Liebe in ihnen erkaltet ist.

Auch ist sicher die Liebe zum Herrn differenziert zu betrachten. So ist Sie im Vater eher ehrfurchtgebietend, erschauernd (eher geistig) und im Sohne schon menschlicher gefühlsmässig warm und zugewandt empfindbar (eher seelisch).

Ich bleibe dabei seelische Liebe ist ein (vordergründiges individuelles Herz-) Gefühl und geistige Liebe ensteht in der Einheit und Erfüllung durch den Heiligen Geist.

Soweit meine Erfahrungen.

Liebe Grüße

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Henoch
Gelöschter Benutzer

Re: Nieder mit dem Unmut!

von Henoch am 06.09.2016 18:31

Hallo Tagwandler,

nur kurz, was ist biblisch Demut und was Hochmut?

Demut ist, sich Gottes Wort unterzuordnen und in Abhängigkeit von Gott zu wandeln.

Hochmut ist dann alles andere.

 

Wenn ich also folgenden Vers lese:

Eph 4,1 So ermahne ich euch nun, ich, der Gefangene in dem Herrn, dass ihr der Berufung würdig lebt, mit der ihr berufen seid, 2 in aller Demut und Sanftmut, in Geduld. Ertragt einer den andern in Liebe 3 und seid darauf bedacht, zu wahren die Einigkeit im Geist durch das Band des Friedens:

...dann wird es klar. Wir ertragen einander in Liebe dann, wenn wir unter Gottes Wort bleiben und so Einigkeit im Geist haben und damit Frieden und Liebe.

Die Liebe kommt also nicht ursprüglich aus dem Herzen, sondern aus dem Geist.

 

Aber das Böse kommt aus dem Herzen, sagt uns die Schrift und da brauchen wir uns nicht auf die Geister heraus zu reden, denn jeder, ob Geist oder Mensch, der steht und fällt seinem Herrn.

Mt 15,19 Denn aus dem Herzen kommen böse Gedanken, Mord, Ehebruch, Unzucht, Diebstahl, falsches Zeugnis, Lästerung.

Henoch

 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 06.09.2016 18:33.

Tagwandler
Gelöschter Benutzer

Re: Nieder mit dem Unmut!

von Tagwandler am 06.09.2016 16:55


Einwurf:

Nur weil die rote Liste der Schulmedizin stetig um neue „lateinische Diagnosen" a la vaticanus (-> Depression u.ä.) ergänzt und jährlich dicker wird, heißt das nicht, dass in dieser Welt keine Geister wirken.
Die Negation (Verneinung) des Bösen in dieser Welt hat nämlich Methode.

Unser Herr sagt über Geister u.a.:

„Doch darüber freut euch nicht, dass euch die Geister untertan sind. Freut euch aber, dass eure Namen im Himmel geschrieben sind." (Lk 10,20)


Thematisch möchte ich mich dahingehend äußern, dass seelische Schmerzen immerhin dazu geeignet sind, an Gottes Willen und Plan und an die dazugehörige Demut zu erinnern.

Und jede balkenmäßige Zurechtweisung unter Glaubensgeschwistern trägt mindestens die Gefahr des Hochmuts in sich.


Und schließlich noch ein Trostpflaster und Plädoyer für geistige Armut (Einfachheit):

Wer mit seinem (verstandeserschlossenem) Latein (endlich) am Ende ist, hat mit Gnade (und Glück) ja denn auch den Anfang des Glaubens gefunden (finden dürfen).


Und auch dies: Liebe wächst nicht vom Kopf her, sondern vom Herzen her.

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