Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

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solana

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Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von solana am 20.03.2015 11:32

 Marjo schrieb:

Trotzdem kann ich sagen, dass es einen Zeitpunkt / Zeitraum gibt, ab welchem sich alles in mir zu verändern begann und Christus ein aktiver Teil meines Lebens wurde. All dies finde ich bei meinen Mitleitern nicht, auch nach deren eigenen Aussagen nicht. 

Dann ist es wohl unbedingt nötig, erst einmal die "Funken" bei den Mitarbeitern zum Brennen zu bringen, bevor sie bei den "normalen Gemeindeschläfern" etwas ausrichten können....

Habt ihr Mitarbeiterschulung/Treffen zu gemeinsamen Gebet und Bibelarbeit zur Stärkung und zum Aufbau, zur "Ausrüstung" für die Aufbabe?
Bei meiner Beschäftigung mit dem Römerbrief (als gemeinsame Lektüre hier) stiess ich bspw auf das Buch Klaus Vollmer "Nichts kann uns scheiden von der Liebe Gottes".

Der Autor schreibt in der Einführung:

Vor einiger Zeit wurde ich in den Jugendkreis einer Gemeinde eingeladen. Es stellte sich heraus, daß die rund vierzig Jugendlichen im Alter zwischen sechzehn und fünfundzwanzig Jahren ausgesprochen aufgeschlossen waren, als es an geistliche und geistige Fragen ging. Das Problem war nur, daß sie einfach nichts wußten. Sie diskutierten viel, aber sie hatten keine Ahnung vom Neuen Testament, vom Glaubensbekenntnis oder von kirchengeschichtlichen Zusammenhängen. Nun wollten sie schlicht und einfach dieses Wissen bekommen. Sie stellten Fragen über Fragen:

Warum der Glaube überhaupt wichtig sei, warum Jesus als Gottes Sohn beschrieben würde und woher die Kirche denn wüßte, ob das, was sie sagte, auch wahr sei usw.

Dann sagten einige, daß sie gerne die Bibel lesen würden, aber sie verstünden einfach nicht, um was es da ginge. Und sie fragten, ob ich ihnen nicht mit einer Einführung helfen könne.

So begannen wir eine Einführung in verschiedene biblische Bücher: Wir hingen zunächst eine große Weltkarte auf, machten uns klar, welche Ereignisse wann und wo passiert waren, welche geschichtlichen Zusammenhänge zu beachten waren und warum die Verfasser der Bibel in der jeweiligen Situation ihre Botschaft so und nicht anders gesagt hatten.

In diesem Zusammenhang bedachten wir die zeitlosen Wahrheiten, die uns bis zur Stunde entscheidend angehen.

Das Interesse wuchs von Abend zu Abend, die unkirchlichsten Leute kamen. Es wurde immer deutlicher: Die jungen Menschen — und auch die älteren, die nun hinzukamen — waren gar nicht abwehrend gegenüber geistlichen Dingen, sie waren nur unwissend. Mit dem Entdecken der geschichtlichen und geistigen Zusammenhänge machten sie eine wunderbare Erfahrung: Das Vertrauen zur Botschaft der Bibel wuchs. Die Wiederentdeckung unseres Glaubens zeigte ihnen einen weiten Horizont. Die Freude an gelebter Kirche und eine neu erwachte Liebe zu Jesus Christus wurden in diesem Miteinander gemeinsam erfahren.

Der junge Pfarrer und die älteren Mitglieder der Gemeinde sagten in einer Mitarbeiterbesprechung später:

»Wir haben eine völlig neue Art von Gemeindeleben entdeckt. Wir haben begriffen, daß christliches Leben unauflöslich mit der Kenntnis der Bibel, ihren geistesgeschichtlichen Zusammenhängen und mit den zeitlosen Wahrheiten zusammenhängt, die hier verborgen sind!« Alle gewannen eine richtige Freude an diesem Wagnis. Ich sage darum Wagnis, weil eine Einführung in die großen Gedankenzusammenhänge eines biblischen Buches viele Aussagen zunächst einmal ausblenden muß, um einige der Haupterkenntnisse zu gewinnen. Und gewiß wird mancher die Betonung auf andere Aussagen legen. Das Wagnis besteht in der Beschränkung auf wenige und wichtige Aus sagen, aber darin liegt auch die Chance, um Menschen für das Buch der Bücher zu gewinnen.

So habe ich dann in vielen Gemeinden, auf Studien- und Studententagungen, bei Bibelseminaren und in Vortragswochen diese Art von Einführung gewagt. Stets horchten die Zuhörer auf und waren überrascht über die Aktualität der biblischen Botschaft. Ein junger Mediziner sagte einmal: »Endlich bin ich an die Bibel herangekommen und fange an zu begreifen, welche Tiefen sich hier verbergen.«

Eines Tages ging es um den Römerbrief. Hier war das Interesse besonders groß. Wir erlebten, wie einige Lehrer fast mit der ganzen Oberstufe eines Gymnasiums zu den Römerbrieftagen kamen, um mitzulesen und mitzuhören. Ein Schüler gestand am Schluß: »Wir alle sind hin und weg über diesen Römerbrief. Wir haben echt nicht gewußt, was christlicher Glaube wirklich ist!«

Dieses Buch entstand aus einer Römerbriefauslegung für Mitarbeiter in den Gemeinden (in den Studium Credo Briefen der Gruppe 135), und ich möchte dem R. Brockhaus Verlag Wuppertal danken, daß er diese Ausgabe er möglicht hat. Ich habe bewußt keinen wissenschaftlich-exegetischen Kommentar geschrieben, sondern eine Einführung in diesen Brief für alle Interessierten, seien sie nun Teilnehmer eines Jugendkreises oder Mitarbeiter in einer Gemeinde.

Vielleicht wäre so eine gemeinsame "Grundlagenerarbeitung" ein guter erster Schritt?
Und in der Gemeinde bspw ein "Predigtnachgespräch", in dem das in der Predigt Gehörte noch vertieft werden kann?
Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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marjo
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Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von marjo am 20.03.2015 11:34

Jonas schrieb: geht es vielleicht auch darum, jemanden vor Augen zu führen, ob er auch wirklich bewusst Jesus angenommen hat oder nur so mitgelaufen ist aus Tradition?

Eben das geschieht nicht, dieses "vor Augen führen". Ein Punkt, der mir wirklich Bauchweh bereitet. Denn die oben genannte Zielgruppe wird nicht nur intern als "Christ" bezeichnet, sie werden auch so angesprochen, was den "Klärungsprozess" weiter erschwert... wobei eben nur aus meiner Sicht da mein Pastor von dem "Christsein" der Zielgruppe ja bereits ausgeht.

gruß, marjo 

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jonas.sw

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Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von jonas.sw am 20.03.2015 11:44

Hallo Marjo,

Hast du mit deinen Pastor mal darüber zusammen gebetet, denn es ist ein Balanceakt.
Darf nur Papa ins Herz sehen? Andererseits, wenn wir Jesus angenommen haben, dann haben wir den Geist Gottes.
Und ich denke, als Christen brauchen wir auch die Ermahnung.

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von marjo am 20.03.2015 11:44

Solana fragte: Habt ihr Mitarbeiterschulung/Treffen zu gemeinsamen Gebet und Bibelarbeit zur Stärkung und zum Aufbau, zur "Ausrüstung" für die Aufbabe?

Nein.
Solana fragte: Vielleicht wäre so eine gemeinsame "Grundlagenerarbeitung" ein guter erster Schritt?

Gott weiß, wie scharf ich auf sowas wäre. Ich werde es anregen. Einen Glaubensgrundkurs. Werde dem Pastor die Wahl des Schulungsmaterials überlassen und mich wieder melden. Mein letzter Vorstoß in Richtung geistlicher Arbeit war "Wollen wir die Gemeindeleitung nicht in die Schriftlesung am Sonntag einbeziehen?". Als Antwort kam vom Pastor "Da besteht kein Interesse, habe ich schon mal angefragt gehabt." Davor hatte ich mal gefragt "Wäre eine Gebetsgemeinschaft in der Vorstandssitzung nicht sinnvoll?" Antwort vom Pastor "Nein, da würde nichts kommen." Eine Frage hatte ich in Richtung Gebet noch "Was wäre mit einem Abend, an dem sich die Gemeindeleiter zum Gebet für die Gemeinde träfen?" Antwort vom Pastor: "Kannst ja mal vorschlagen." (wobei Gesichtsausdruck und Tonlage mir rieten, es lieber bleiben zu lassen.)

Solana erwähnte: Klaus Vollmer

Oh, was habe ich diesen Mann geschätzt. Seine Predigt über Lukas 15 (verlorenes Schaf) werde ich nie vergessen. Ich verwende Teile daraus bis heute in eigenen Andachten.

Danke, Solana.  Ich verfasse gleich eine EMail an meinen Pastor mit dem Vorschlag eines Glaubensgrundkurses.

gruß, marjo 

  
  

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StefanS

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Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von StefanS am 20.03.2015 11:56

Hallo marjo,

grundsätzlich habe ich es mir abgewöhnt, Christen "erkennen" zu wollen. Wohl aber ihren Stand oder ihr erkennbares Wachstum.

Du hast sicher eine eigene Intention, weil es nicht nur um dich und deinen Bruder geht, sondern um eine Gemeinde und deren Leiterschaft.
Hier ist es sogar von entscheidender Bedeutung, dass lebendige und brennende Leiter einer Gemeinde vorstehen.

Im Grunde drehen wir uns in unserer Gemeinde seit Jahren im Kreis.
1. Die Gemeinde dümpelt vor sich hin (typsiche ev. Kirchengemeinde)
2. Alle Leute die mehr oder weniger regelmäßig die Kirche besuchen, werden als Christen mit "Entfachungs-Potential" angesehen
3. Alle bisherigen Predigten / Besonderen Gottesdienste änderten an 2. nichts oder nur marginal.
4. Gelegenheiten wie der Willow Kongress werden als ungeeignet für das Gro der Kirchenleitung angesehen
5. Nach einem solchen Kongress kommt (jedesmal) die Frage auf, was kann man davon übernehmen -> Gemeindebau mit für Jesus "brennenden" Mitarbeitern
6. Als Antwort zu 5. landet man irgendwann bei Situation von 2. und 3., jammert eine Weile darüber, versucht kurzzeitig die "Entfachungspotentiellen" zu motivieren. Landet dann bei 4. geht über zu 5., rutscht zu 6. und kommt dann wieder bei 2. mit Übergang zu 3.

Das geht nun schon seit Jahren so. Wäre ich nur in dieser Gemeinde aktiv, ich wäre wohl schon "durchgedreht". Der immer wiederkehrende Punkt ist: SInd die anderen Mitarbeiter überhaupt Christen? Wenn ja, weshalb kommt keine "Frucht des Geistes" zum Vorschein? Im Gegenteil. Ich habe das Gespräch mit den anderen Leitern gesucht und festgestellt, dass sie halt in der Kirchenleitung sind, weil das Tradition ist. Einige Ehrenamtliche sind halt dabei, weil man ja irgendwas soziales tut und der Pastor so nett ist. Der Pastor ist tatsächlich nett. Allerdings redet der ständig von Jesus und so "frommen" Sachen, wie mir einer der anderen Gemeindeleiter klagte.

Ich kenne das aus langjähriger Praxis auch und bin fest davon überzeugt, dass Christen mit "Entfachungspotential" nichts in einer Leiterschaft zu suchen haben.
Entscheidungen werden falsch getroffen oder ausgebremst, weil geistliche Entscheidungen in Wahrheit menschliche Entscheidungen sind.

Solange das passiert wird nichts passieren. Man dreht sich im Kreis und dümpelt vor sich hin.
Ein gutes Konzept kann sogar neue Mitglieder erschließen, es ändert aber nichts an der Tatsache, dass die Gemeinde an ihren Leitern leidet.

Was ist zu tun?
Ehrlich gesagt weiß ich es nicht, denn außer inständiges Beten und Fasten für die Leiterschaft kenne ich nichts. Nur Gott selbst kann in einer "faulen" Leiterschaft ein Feuer entzünden. Oder eben die faulen Triebe entfernen, so hart sich das anhört.

Gruß Stefan
 

So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von marjo am 20.03.2015 12:02

Stefan schrieb: Ehrlich gesagt weiß ich es nicht, denn außer inständiges Beten und Fasten für die Leiterschaft kenne ich nichts. Nur Gott selbst kann in einer "faulen" Leiterschaft ein Feuer entzünden. Oder eben die faulen Triebe entfernen, so hart sich das anhört.

Wäre tatsächlich "hart", da sich damit geschätzte 8 oder 9 von 12 Leitern mehr oder weniger wutentbrannt zurückziehen und in der dörflichen Umgebung kein gutes Haar an der Kirche und dem Pastor und an mir lassen würden. Mir wäre das egal. Der Weggang des Pastor wäre allerdings ein Verlust, da es (man mag es kaum sagen) nicht soooo schrecklich viele "lebendige und brennende" Pastoren hier oben gibt.

gruß, marjo 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.03.2015 12:02.

jonas.sw

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Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von jonas.sw am 20.03.2015 12:11

Hallo Marjo,

Ja, da kann nur Jesus helfen. Gilt sowieso immer. Die Ängste zu ihm bringen. Sich mit ihm aufs Wasser vagen.

Als Anregung noch dieser Vers aus der Schrift:

Rede ich denn jetzt Menschen oder Gott zuliebe? Oder suche ich Menschen zu gefallen? Wenn ich allerdings den Menschen noch gefällig wäre, so wäre ich nicht ein Knecht des Christus. (Galater 1,10)

Gebet zu Jesus suchen. Er wird den richtigen Weg kennen.

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von marjo am 20.03.2015 12:16

So, habe dem Pastor eine nette Email zum Thema "Grundkurs" geschrieben und warte auf sein Feedback. Ich halte Euch auf dem Laufenden und freue mich über weitere Beiträge.

gruß, marjo

Antworten Zuletzt bearbeitet am 20.03.2015 12:16.

StefanS

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Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von StefanS am 20.03.2015 16:19

Hallo marjo,

in einer Leiterschaft "aufräumen" ist mehr als hart.

Und es gibt sicher nicht nur die Überlegungen, die du anstellst, was passieren würde, wenn über eure Gemeinde schlecht geredet würde.
Manchmal gibt es auch die besonders aktiven Leute, die den Laden schmeissen und die man nicht missen möchte.
Oder die besonders finanzkräftigen, die für den besonderen Komfort sorgen.
Oder die besonders intellektuellen, mit deren Titel man sich gerne zeigt.
Oder die eloquenten Redner, denen man gerne zuhört.

Nein, aufräumen in einer "faulen" Leiterschaft ist fast unmöglich.

Nachdenklicher Gruß
Stefan

So gibt es nun keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind.

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solana

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Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von solana am 20.03.2015 16:23

Hallo Stefan
Das hört sich ziemlich pessimistisch an.
Meinst du nicht, dass Gott es schafft, aus jedem von uns etwas zu machen?
Und dass es in jedem Fall ein Versuch wert ist?
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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