Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

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Kayla
Gelöschter Benutzer

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von Kayla am 12.06.2015 10:13

 das kann sich ganz leicht ändern: Bitte ihn um Entschuldigung und erkläre ihn, warum Du ihn darum bittest.
Dafür müsste ich mich trauen, auf ihne zuzugehen und ihn anzusprechen. Hab ihn seither auch nur noch einmal ganz kurz in einer anderen Wohnung gesehen. Ich meinte das auch eher als Beispiel. Wenn ich die Gelegenheit habe, was glücklicherweise meist der Fall ist, entschuldige ich mich schon später dafür. Wer mich gut kennt, weiß das meist einzuordnen, wobei ich mich dennoch entschuldige. Aber als guter Christ sollte man ja gar nicht erst so reagieren, immer geduldig und freundlich sein und nicht gestresst und überfordert. Die Tatsache, dass ich oft eher Letzteres bin, egal ob mit oder ohne Entschuldigung, sehe ich eher schon als eine Schwäche, die zeigen könnte, dass ich kein echter Christ sein kann, sonst hätte ich die Schwäche nicht. Zumindest ist es das, was ich immer wieder von Christen höre - nicht direkt auf mich bezogen, sondern eher allgemein, den Bezug stelle ich dann her.

Deinem restlichen Text entnehme ich mal ganz forsch, dass Du den großen Wunsch hast Jesus vor den Menschen zu bezeugen bzw. ein deutliches Leben als Christ führen zu können, Dir aber dazu "Tür und Tor" versperrt sind. Mach das zu Deinem Projekt zwischen ihm und Dir.

Ehrlich gesagt bin ich da gar nicht so sicher, ob dieser Wunsch zur Zeit wirklich da ist. Nicht so explizit. Es gibt eher allgemein eingie "Baustellen", an denen ich mir Veränderung wünsche, wobei mir da zunächst die Veränderung selbst sehr viel wichtiger, ist als die Sichtbarkeit derselben nach außen. Früher war es eher umgekehrt, aber weil das letzten Endes nie funktionierte, ist mein größter Wunsch in der Hinsicht zunächst eher eine innere Veränderung. Die betrifft natürlich auch andere Menschen, aber eben meist eher die, die mich gut kennen. Oder es sind eben Dinge, die auch Nichtchristen tun.

Ich hatte z. B. gestern ein Elterngespräch im Nachhilfeinstitut. Es ging um einen Schüler mit extem niedrigem Selbstwertgefühl und einer eher mürrischen, verschlossenen Haltung, an dem ich schnell bemerkte, dass er viel mehr konnte, als seine schlechten Noten vermuten ließen, dass er einen tollen Sinn für Humor hat und eine sehr interessnte Persönlichkeit. Gott schenkt mir bei jedem Nachhilfeschüler das Interesse an ihm als Person, den Wunsch, diesen Schüler zu verstehen, ihm zu zeigen, was er eigentlich kann und ihm dabei zu helfen, dies auch in der Schule zu zeigen. Die Mutter war so glücklich und erzählte, dass sie an ihrem Sohn inzwischen eine positive Veränderung bemerkte. Aber das Gleiche schaffen auch die Kollegen, von denen ich jetzt nicht wüsste, dass sie Christen sind, die haben ebenso viel ehrliches Interesse an den Schülern und ebenso den Wunsch, ihnen zu helfen. Es mögen also "Früchte" sein, die Gott bei mir da hervorbringt, aber keine, die mich unter meinen Kollegen hervorstechen lassen.

Allerdings habe ich den Eindruck, dass Christen an ihre Mitchristen meist den Anspruch haben, dass man deren Christsein unbedingt nach außen sehen muss - die Früchte, die für jeden weithin erkennbar sein müssen und die sich natürlich von denen der Mitchristen abheben müssen. Und wenn sich diese eben nicht zeigen bzw. nur sehr selten oder nur bei Menschen, die einem sehr nahe stehen, dann stimmt mit dem Christsein etwas nicht, so lautet oft die allgemeine Schlussfolgerung. Und das ist etwas, das mir problematisch erscheint. Ich persönlich würde mich auf jeden Fall als Christ bezeichnen. Ich sehe heute mehr denn je zuvor, dass ich Jesus brauche und ohne ihn nichts tun kann. An schwierigen Tagen bitte ich ihn um seine Kraft, seine Geduld, seine Freundlichkeit, seine Weisheit, weil ich diese Dinge dann nicht selbst aufbringen könnte. Von daher wäre ich selbst auch nicht der Meinung, dass man mir das Christsein absprechen könnte. Doch nach allem, was ich so über die Jahre von vielen anderen Christen gehört habe, denke ich, dass ich zu den Christen gehöre, denen viele andere Christen mal eben das Christsein absprechen könnten.

Die Schlussfolgerung kann aus meiner Sicht momentan in zwei Richtungen gehen:
Entweder sind Menschen wie ich keine Christen, weil man nichts nach außen sieht, egal wie die innere Haltung ist.
Oder man kann eben nicht unbedingt erkennen, ob jemand Christ ist.

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von marjo am 12.06.2015 09:33

Hallo Jalvar,

interessanter Aspekt. Wo ist der Bezug zum Thema? Da ich nicht auf mich selbst vertraue, erscheint Lukas 18 hier recht unpassend. Bist Du sicher, dass Du den Thread aufmerksam gelesen hast?

gruß, marjo 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.06.2015 09:55.

jalvar

38, Männlich

  Neuling

Beiträge: 64

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von jalvar am 12.06.2015 09:11

Hallo allerseits,

ich habe mir den Thread durchgelesen und empfinde nicht nur die Fragestellung (siehe Titel des Threads), sondern auch die Selbsteinschätzung von Marjo äußerst fragwürdig. Auf die ersten Hinweise von Wintergruen wurde nicht reagiert, obwohl mir seine/ihre Anmerkungen bedenkenswert erscheinen. Vergleicht man die letzten Beiträge von Kayla und Marjo miteinander, dann werden sehr wohl zwei gegsätzliche Haltungen sichtbar. In der Bibel findet man dazu diesen Hinweis:

Er sprach aber auch zu einigen, die auf sich selbst vertrauten, dass sie gerecht seien, und die Übrigen verachteten, dieses Gleichnis: 10 Zwei Menschen gingen hinauf in den Tempel, um zu beten, der eine ein Pharisäer1 und der andere ein Zöllner. 11 Der Pharisäer stand und betete bei sich selbst so: Gott, ich danke dir, dass ich nicht bin wie die Übrigen der Menschen: Räuber, Ungerechte, Ehebrecher oder auch wie dieser Zöllner. 12 Ich faste zweimal in der Woche, ich verzehnte alles, was ich erwerbe. 13 Der Zöllner aber stand weitab und wollte sogar die Augen nicht aufheben zum Himmel, sondern schlug an seine Brust und sprach: Gott, sei mir, dem Sünder, gnädig! 14 Ich sage euch: Dieser ging gerechtfertigt hinab in sein Haus, im Gegensatz zu jenem; denn jeder, der sich selbst erhöht, wird erniedrigt werden; wer aber sich selbst erniedrigt, wird erhöht werden.

Lukas 18 - Bibel Online

Grüße
J.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.06.2015 09:12.

marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von marjo am 12.06.2015 08:56

Hallo Kayla,

Kayla schrieb: Der kommt mir Sicherheit nicht auf die Idee, dass ich Christ bin

das kann sich ganz leicht ändern: Bitte ihn um Entschuldigung und erkläre ihn, warum Du ihn darum bittest.

Deinem restlichen Text entnehme ich mal ganz forsch, dass Du den großen Wunsch hast Jesus vor den Menschen zu bezeugen bzw. ein deutliches Leben als Christ führen zu können, Dir aber dazu "Tür und Tor" versperrt sind. Mach das zu Deinem Projekt zwischen ihm und Dir. 

Wenn ich Deinen Text so lese, würde ich nicht auf den Gedanken kommen, Dir das "Christsein" abzusprechen. 

Ich sehe die Beurteilung des "Heilststandes" auch nicht als penetranten Versuch jemanden in seinem Wert herabzusetzen oder ähnliche negative Zielsetzungen zu verfolgen. Ob man Christ ist oder nicht, ist ja keine Frage von geringer Bedeutung.

Leider hat man den Eindruck, dass die Beurteilung des Heilstandes oft zur Selbstvergewisserung oder als Gedanken nach dem Motto "Andere sind ja noch viel schlechter als ich." als tröstlicher Gedanke für die eigene Fruchtlosigkeit nutzbar gemacht werden soll. Zumindest die ganzen Beispiele aus der Bibel sollten uns zeigen, dass es bei der Beurteilung des "Heilsstandes" nicht um eine soziale Hirachie geht. Quasi ein "Statussymbol-Messen" auf frommer Basis. Wer hat den Längsten? Darum soll es hier nicht gehen, denn darüber wurde sich schon genug ausgelassen.

lieben gruß,
marjo
  


Antworten Zuletzt bearbeitet am 12.06.2015 08:57.

Kayla
Gelöschter Benutzer

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von Kayla am 12.06.2015 08:40

Marjo, die von dir zitierte Bibelstelle empfinde ich aber gerade als ein Problem. Wenn ich von Menschen umgeben bin, die geldgierig, prahlerisch und Lästerer sind etc., dann wäre es sicher leichter, mich von denen zu unterscheiden. Nicht, dass ich all diese Dinge niemals wäre, aber ich bemühe mich schon darum, so nicht zu sein, wie es in der Bibelstelle beschrieben wird. Aber ich habe atheistische Freunde, die sich ebenfalls darum bemühen, nicht so zu sein, nur eben aus anderen Gründen. Da wird eine Unterscheidung schon schwierig.

Mag sein, dass man das manchmal an anderen erkennen kann, wie das in deinem Beispiel mit der Wirtschaftsprüferin der Fall war. Allerdings glaube ich nicht, dass das immer so ist, dass Christen das immer irgendwie ausstrahlen. Gerade bei mir hätte ich da Zweifel wegen meiner Unsicherheiten und Ängste. Es gibt auch schon mal Tage, da scheint Gott ziemlich weit weg zu sein und gerade, wenn ich wieder Kopfschmerzen habe (ich habe chronische Migräne), sieht man mir vermutlich eher an, dass ich mich gerade nur irgendwie durch den Tag zu retten versuche.

Was ich früher gelernt habe, wie sich Christen von anderen unterscheiden sollen, betraf recht eindeutige Kriterien: ehrlich sein, nicht lästern und tratschen, hilfsbereit sein, anderen vergeben und selbst Fehler zugeben und sich etnschuldigen... eben die Dinge, die man in der Interaktion mit anderen Menschen auch bemerkt. Aber da beginnt eben schon das Problem, dass es durchaus viele Nichtchristen gibt, die sich ebenso verhalten. Wenn man also nicht gerade mit ganz vielen verdorbenen Menschen ohne moralische Vorstellungen zu tun hat, wird der Teil schon mal schwierig.

Der andere Teil, den ich später gelernt habe, betrifft eben so etwas wie die Ausstrahlung. Ein Christ ist zufrieden, (selbst)sicher in seinem Auftreten, strahlt eine innere Ruhe und Freude aus... da fallen alle, mit Unsicherheiten und Ängsten oder mit psychischen Problemen schon mal raus - mich mit eingeschlossen. Ich war z. B. in den vergangenen Tagen enorm gestresst, weil uns die Elektriker, die bei uns etwas einbauen sollten, in einer ohnehin schon sehr stressigen Zeit, mehrfach versetzt hatten und schließlch nur die halbe Arbeit gemacht hatten und mir später, als ich ihnen im Keller begegnete, gestanden, dass die vergessen hatten, dass sie ja noch eine neue Leitung in die Küche legen müssen. Ich stand so unter Stress, dass ich in Panik geriet, da hatte sich einiges aufgestaut und das war der berühmte Trofen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich stauchte ihn nicht zusammen oder beschimpfte ihn, aber ich brach fast in Tränen aus, sagte ihm, ich könne gerade keine neuen Termine planen und ließ ihn stehen. Der kommt mir Sicherheit nicht auf die Idee, dass ich Christ bin. Und wer mich an einem Migränetag sieht, wird wohl auch nicht auf die Idee kommen.

Wenn ich mich also weder durch mein Verhalten, noch durch meine Ausstrahlung als Christ erkennt, dann bleibt nicht mehr viel. Gut, meine Bibelkenntnisse sind sicher besser als die der meisten Nichtchristen. Das merkt aber keiner, der nicht mit mir über die Bibel redet (was im Alltag bei Kollegen oder Freunden eher selten passiert). Ich trage auch keine T-Shirts mit der großen Aufschrift "Jesus liebt dich" oder ähnliches (ebenso, wie ich auch kein T-Shirt mit anderen Botschaften wie "You only live once" tragen würde) und es läuft letzten Endes darauf hinaus, dass ich befürchte, dass mich selbst Christen, gerade in schwierigen, stressigen Zeiten, nicht als solchen erkennen könnten. Da muss man mir schon sehr nahe stehen.

Daher stellt sich mir bei solchen Themen immer wieder die Frage, ob man einen Christen wirklich an seinem Verhalten oder seiner Ausstrahlung als solchen erkennen kann bzw. können muss. Und wenn man es nicht kann, bedeutet dass, dass dieser unerkannte Christ keiner sein kann? Bei vielen Christen scheint es ja gerade in der Situation den Impuls zu geben, einem "unerkannten Christ" das Christsein abzusprechen.

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von marjo am 12.06.2015 07:42

Hallo Solana,

Dein Beitrag kam irgendwo dazwischen, während ich noch Beiträge schrieb und die Beiträge von anderen Usern Deine Zeilen rasch nach oben haben rutschen lassen. Aber ich habe ihn dann doch noch gesehen. :)

Erstmal zwei Aussagen:

Solana schrieb: Und es gibt sogar Menschen, die sich selbst nicht sicher sind, ob sie sich als "Christ" bezeichnen würden oder nicht.
Solana schrieb: Ist es dann überhaupt möglich, als Aussenstehender Unterscheidungskriterien anzulegen?

Die Frage erscheint mir etwas theoretisch. Alle Lehrbriefe greifen Verhalten und Aussagen von Christen auf und entfalten auf deren Basis den Willen Gottes. Apostel waren auch Menschen, denen der Blick in das Herz der Christen verwehrt blieben. Trotzdem schienen sie sich recht sicher mit dem zu sein, was sie schrieben. Es gibt eine ganze Anzahl an Menschen, die ihren Heilsstand nicht klar bestimmten können. Wäre es absolut unmöglich als Außenstehender zu diesem Thema etwas zu sagen, wäre folgendes wohl nicht das einzige Problem:
Solana schrieb: Und womöglich sogar jemandem, der sich selbst als überzeugten Christen sieht, anhand dieser Kriterien das Christsein "abzusprecchen" . (ich meine jetzt, von dem, was man an seinem Verhalten wahrnimmt, nicht von seinem Bekenntnis her - also wenn er bspw Christus nicht als seinen Herrn sieht oder ähnliches).

Es geht ja nicht nur darum jemandem etwas abzusprechen. Es geht doch gerade auch darum, zweifelnden Menschen etwas zuzusprechen um ihnen dadurch Halt zu geben. 

Zurück zum absprechen: Deine Aussage dazu ist sehr schwer einzugrenzen. Jemand der sagt das er Christ wäre und sich verhält als ob er keiner wäre, hat sich ganz andere Probleme als, das ihm jemand sein Christsein absprechen könnte. Paulus sagt zu solchen Leuten folgendes:
2Tim 3, 1-5: Das sollst du aber wissen, dass in den letzten Tagen schlimme Zeiten kommen werden. Denn die Menschen werden viel von sich halten, geldgierig sein, prahlerisch, hochmütig, Lästerer, den Eltern ungehorsam, undankbar, gottlos, lieblos, unversöhnlich, verleumderisch, zuchtlos, wild, dem Guten Feind, Verräter, unbedacht, aufgeblasen. Sie lieben die Wollust mehr als Gott; sie haben den Schein der Frömmigkeit, aber deren Kraft verleugnen sie; solche Menschen meide!

Womit wir wohl wieder bei möglichen Kriterien wären. Gäbe es keine Kriterien, wären Aussagen wie die aus 2Tim 3 gelinde gesagt eine Unverschämtheit. Man müsste Paulus streng zurechtweisen und es verwundert nicht, dass mir tatsächlich schon einige Leute begegnet sind, die alle Schriften von Paulus am liebsten aus der Bibel entfernt sehen würden und die sich für Christen halten.
 
Solana schrieb: Mal anders herum gefragt: Woran erkennen oder spüren andere das denn bei dir?

Du solltest mich besuchen kommen. :)
Solana schrieb: Und wenn das vor ein paar Jahren noch anders war - damals warst du doch auch schon Christ - wie hat man das denn damals gespürt?

Da würde ich auf meine Antwort an Kayla verweisen:
marjo schrieb: Was wir haben ist keinen Heiligenschein. Trotzdem hat es damit zu tun. Es ist die Heiligung an sich. Ganz praktisch wirkt sich das "In der Welt, aber nicht von dieser Welt" (Johannes 17) in der Wahrnehmung der Menschen aus, ohne das man es genau erklären könnte.

Weiter zum nächsten Punkt:
Solana schrieb: Und kannst du dir vorstellen, dass jemand, bei dem man das nicht in derselben Weise wahrnimmt wie bei dir, trotzdem Christ ist?
Was wäre denn "die Weise" auf der ich wahrgenommen werden? Nicht das wir aneinander vorbei reden.

gruß, marjo




        


 
 



     




       

  
  

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christ90

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  Motiviert

Beiträge: 121

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von christ90 am 11.06.2015 22:24

Ich erinnere mich an die Zeit, in der ich mich zum ersten Mal ernsthaft mit dem Christentum auseinandersetzte, und damit was einen Christen im Vergleich zu anderen Menschen ausmacht. Ich suchte nach einem eindeutigem Unterscheidungs-Kriterium.

Das Sündigen konnte es schon mal nicht sein; auch Christen sündigen.

Ich ging einen Schritt weiter: Das ernsthafte Bestreben nicht zu sündigen. Auch hierin konnte ich den Unterschied nicht festmachen: Auch Christen sündigen nicht immer gänzlich unvorsätzlich, außerplanmäßig, aus Unwissenheit.

Ich kam zu dem Schluß: Ein eindeutiges Kriterium, an dem man Christen zweifelsfrei erkennen kann, gibt es wohl nicht.    
 
Heute würde ich besagten Unterschied an einer Tendenz festmachen, daran wohin die Richtung geht: hin zu bzw. weg von Christus. Man legt sich allmählich fest. Beim Christen wächst das Verlangen Jesus immer ähnlicher zu werden, während sich der irdisch gesinnte Mensch mehr und mehr von Gott entfernt, bis letztlich keine Umkehr mehr möglich ist. 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 11.06.2015 22:25.

clausadi

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Beiträge: 25

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von clausadi am 11.06.2015 19:39

Wer ist Christ?

Die Berufenen Christi, also die zum Leib Christi Berufenen, diese sollte man als „Christen" bezeichnen.
Denn das Geheimnis des Christus ist sein Leib, welcher die Herausgerufene (Ekklesia) ist! (Eph 1:22-23)

Und Gott rettete und berief mit heiliger Berufung durch das Evangelium und im Heiligen Geist.
Denn die in Christus sind, diese gemäß Vorsatz Gottes Vorersehene und Berufene sind.
Denn welche Gott vorher ausersah Söhne Gottes in Christus zu sein, diese berief er auch; und welche er berief, diese rechtfertigte er auch; welche er aber rechtfertigte, diese verherrlichte er auch. (Röm 8:28-30)

Und die in Christus sind, diese versiegelt wurden mit dem Geist der Verheißung, dem heiligen. (Eph 1:13)
Wenn aber jemand Geist Christi nicht hat, dieser ist nicht sein!
Denn so viele im Geist Gottes geführt werden, diese Söhne Gottes sind.
Der Geist selbst aber zusammenbezeugt unserem Geist, dass wir Kinder Gottes sind. (Röm 8:9,14,16)

Da nun die Leibesglieder Christi Berufene sind, wissen logischerweise nur die Berufenen Christi selbst davon.
Die Welt aber erkennt sie nicht. Denn der seelische Mensch nimmt nicht an, was vom Geist Gottes ist. 
Denn es ist ihm eine Torheit, und er kann es nicht erkennen, weil es geistlich beurteilt werden muss.
 

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von marjo am 11.06.2015 14:49

Kayla schrieb: Ich dachte früher, dass es dann etwas in der Ausstrahlung sein muss, wie eine Art Heiligenschein, aber das fehlt mir definitiv auch.

Na, den Schein der Heiligkeit haben wir hoffentlich nicht. (kleines Wortspiel)

Ich erinnere mich an eine Wirtschaftsprüferin. Vor etwa 8 Jahren traf ich sie zum ersten Mal. Sie prüfte unsere Bücher. Tatsächlich hatte sie keinen Heiligen Schein, aber das war wohl auch so klar. Tatsache war aber auch, dass ich fast sofort bemerkte, dass mit ihr etwas "nicht stimmte". Sie war (ist) freundlich, aber das sind viele. Kompetent, aufmerksam, sicheres Auftreten usw. usw.... alles schön und gut. Aber da war noch mehr.

Sicher kannst Du Dir vorstellen wie lange ich brauchte um diese Prüferin anzusprechen. Das ich es überhaupt tat ist eigentlich schon die "Nachricht" an sich. Aber ich tat es. Sie ist Christ. Mir war es klar. Lange bevor ich sie angesprochen hatte oder überhaupt nur das Thema darauf kam.

Woran habe ich es erkannt? Keine Ahnung. Nichts vom Verstand her. Trotzdem war es eine innere Gewissheit. Sonst hätte ich sie nie im Leben angesprochen. 

Was wir haben ist keinen Heiligenschein. Trotzdem hat es damit zu tun. Es ist die Heiligung an sich. Ganz praktisch wirkt sich das "In der Welt, aber nicht von dieser Welt" (Johannes 17) in der Wahrnehmung der Menschen aus, ohne das man es genau erklären könnte.

Kayla schrieb: Ich merke in mir mit den Jahren schon eine Veränderung (wenngleich ziemlich langsam, ich brauche wohl immer eine Weile), aber ob sich das nach außen zeigt, wage ich zu bezweifeln.

Selber Weg hier. Mittlerweile traue ich mich sogar Gott zu bitten die Veränderung zu beschleunigen. DAS ist auch eine "Meldung", zumindest bei mir.

Kayla schrieb: Aber dazu kam auch die Erkenntnis, dass es besser ist, Gott darum zu bitten, dass er mich verändert, anstatt krampfhaft an einer nach außen sichtbarer Veränderung zu arbeiten

Es war bei mir vor etwa 10 Jahren als ich aufgegen habe. Am Boden zerstört, Ehe beschädigt. Was tun? Alles dem Ewigen überlassen. Klingt theoretisch? Oh, das ist es nicht. Unter Tränen habe ich Gott angefleht mich zu verändern. Von innen. Nicht mit einer Therapie oder mit antrainiertem Verhalten. SOndern von Grund heraus zu verändern. Ich habe meine Frau dies mitgeteilt. Sie glaubte mir, hielt geduldig durch. Heute sind wir Gott unendlich dankbar für diese Erfahrung, auch wenn es keine leichte Zeit war, damals.

Mein Fazit: Dem Ewigen die Bereitschaft zur Veränderung vor die Füße werfen und einfach zu realisieren, dass man es selber nachhaltig nicht bewerkstelligen kann.  

Ich bedauere heute jeden der meint, sich selbst ändern zu müssen oder zu können. So viel Krampf und Leid wie ich in dem Versuch mich zu ändern erlebt habe, wünsche ich niemandem.

viele grüße, marjo 


   
    
  

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solana

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Re: Praxis: Wann ist man (jemand) ein Christ und wie stellt man das fest?

von solana am 11.06.2015 14:34

Hallo Marjo
Mal anders herum gefragt: Woran erkennen oder spüren andere das denn bei dir?
Und wenn das vor ein paar Jahren noch anders war - damals warst du doch auch schon Christ - wie hat man das denn damals gespürt?
Und kannst du dir vorstellen, dass jemand, bei dem man das nicht in derselben Weise wahrnimmt wie bei dir, trotzdem Christ ist? 

Du schreibst:

letztendlich können nur zwei Personen wirklich wissen, ob Du Christ bist. 1. Gott und 2. Du.

Und es gibt sogar Menschen, die sich selbst nicht sicher sind, ob sie sich als "Christ" bezeichnen würden oder nicht.

Ist es dann überhaupt möglich, als Aussenstehender Unterscheidungskriterien anzulegen?
Und womöglich sogar jemandem, der sich selbst als überzeugten Christen sieht, anhand dieser Kriterien das Christsein "abzusprecchen" . (ich meine jetzt, von dem, was man an seinem Verhalten wahrnimmt, nicht von seinem Bekenntnis her - also wenn er bspw Christus nicht als seinen Herrn sieht oder ähnliches).
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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