Schiffbruch mit Bibel

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Damaris

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Re: Schiffbruch mit Bibel

von Damaris am 03.06.2015 11:37

Lieber Jalvar,

 

also bei mir ist es auch so, dass ich sehr religiös erzogen wurde, viel Wissen hatte und von klein auf Bibelverse und Lieder kannte. Aber es erschien mir irgendwann alles hohl und leer. Große Worte, kein Gefühl dazu spürbar.

Ich habe andere Wege der Spiritualität ausprobiert.

Irgendwann war ich an einem existenziellen Tiefpunkt, der in mir eine Sehnsucht hervorrief. Ich ging, nach langer Zeit wieder in Kirchen. Ich hatte dies lange vermieden, da mich zuletzt in Kirchen tiefste Traurigkeit überfiel.
Ende 2012 war das anders, ich hielt mich manchmal in Kirchen auf und fühlte mich irgendwie angezogen. Bis dahin, dass ich Gottesdienste besuchte. Ich habe gemerkt, dass es mir wohltat, und dass in jeder Predigt, in jedem Gottesdienst etwas darauf hinauslief, mich anzusprechen. Irgendein Satz, oder ein Stichwort- mitten ins Herz. Nicht soviel um mich zu erschrecken , immer genug um immer deutlich werden zu lassen. KOMM. KOMM zu MIR.
Den äußerlichen Kontakt zur Gemeinde habe ich nicht so hinbekommen, die Gemeinde war sehr groß, für meine Begriffe anonym, intellektuell geprägt und irgendwie kühl.

Dann kommt etwas das war für mich ein richtiger Donnerschlag, ob ich es so vermitteln kann dass Du es nachvollziehen kannst? Der heilige Geist gebe es.
Zeitgleich habe ich eine kunsttherapeutische Ausbildung gemacht, dabei meine eigene Analyse und ein Bild, zu einem Thema gemalt, dass mich irgendwie fasziniert hat. Das Thema war "Scham"- In dem Bild steckte jedoch ebenso Kraft und Faszination. Ich habe so in meiner Lehrtherapie über diesem Bild sinniert, habe damit gearbeitet und es bekam den Titel: "Bis hierher und nicht weiter."
Soweit so gut.
Es war aber irgendwie immer noch "Strom drauf" ich hatte das Bild aufgehängt, habe darüber gebetet und betete "Heiliger Geist, hilf mir weiter, was möchtest Du mir noch sagen?" so ungefähr betete ich, blätterte die Bibel durch und schlug sie auf an einer Stelle wo mir die Buchstaben engegenprangten:
"Bis hierher sollst Du kommen und nicht weiter" (Hiob 38,11)

Kannst Du Dir vorstellen was in mir los war? Ich habe mich zutiefst, zuallertiefst gesehen gewußt. Mein Scham- gesehen, für wahr genommen und mit einem Satz aufgehoben und aufgefangen.

Was soll ich dazu noch sagen. Die Hiobsgeschichte hat in meiner Abschlußarbeit eine große Rolle gespielt, noch jetzt bin ich damit nicht fertig. Noch immer bewegt mich dieses Erleben sehr. Es war ein Startschuß Gottes, der mich sehr ermutigte, in dieser Kommunikation zu bleiben.

Obwohl diese Erlebnisse für mich so maßgeblich waren, muss man, glaube ich, aufpassen, nicht in "spirituellen Materialismus" zu verfallen, also Ich kann nur glauben, wenn .... . Aber Gott gibt Dir Antworten, wenn Du aufrichtig fragst, da bin ich sicher. Vertraue IHM! Der Glaube ist letztlich ein Geschenk, wenn Du denn weißt, dass es Ihn gibt, unseren himmlischen Vater, dann ist es vielleicht ebenso an Dir, Dich ihm zu nähern, und zu fragen, was Du wissen willst. Ich weiß, dass Gott mit jedem einen anderen Weg hat, und ich weiß nicht wie der aussieht. Ich weiß aber, er führt, wenn Du Schritte auf Ihn zu gehst, werden diese nicht umsonst sein.   Fürs erste herzliche Grüße und bei Gelegenheit gerne mehr. Damaris

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marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Schiffbruch mit Bibel

von marjo am 03.06.2015 10:45

Hallo Jalvar,

abstrakt bleibt es nur, wenn man keine Erfahrung mit etwas hat. Damit möchte ich Dir nicht zu nahe treten, sondern beschreiben, wie es bei mir war. Ich war nämlich, auch aufgrund meiner röm.-kath. Erziehung, schon von früher Kindheit an davon überzeugt, dass es Gott gibt. Daran hatte ich nie auch nur den kleinsten Zweifel. War ich dadurch Christ? Nicht im Geringsten. Denn eine reine Überzeugung von der Existenz macht mich zu... was? Einem Überzeugten? Einen Wissenden? Gar einen Erlösten?

Was hat das mit Deiner Frage zu tun? Nichts. Alles. Denn ob meiner festen Überzeugung zur Frage OB es Gott gibt hatte ich keinerlei Kommunikation mit ihm.  In meiner kindlichen Phantasie (die nicht vor Erwachsenen Halt macht) griff Gott zwar ab und an ins Treiben der Menschen ein, um irgendwelche tollen Dinge zu machen, aber mir begegnete weder ein brennender Busch noch brüllte mir jemand irgendwas aus dem Himmel zu. Er war "da oben" und ich hier unten, mir weitgehend selbst überlassen.

Was will Gott von mir? Na, das hat er uns doch bereits gesagt:

Micha 6,8 Es ist dir gesagt, Mensch, was gut ist und was der HERR von dir fordert, nämlich Gottes Wort halten und Liebe üben und demütig sein vor deinem Gott.

So einfach ist das. Wie sieht denn das im Alltag aus?

Römer 8,13- 17: 13 Denn wenn ihr nach dem Fleisch lebt, so werdet ihr sterben müssen; wenn ihr aber durch den Geist die Taten des Fleisches tötet, so werdet ihr leben.  14 Denn welche der Geist Gottes treibt, die sind Gottes Kinder. 15 Denn ihr habt nicht einen knechtischen Geist empfangen, dass ihr euch abermals fürchten müsstet; sondern ihr habt einen kindlichen Geist empfangen, durch den wir rufen: Abba, lieber Vater! 16 Der Geist selbst gibt Zeugnis unserm Geist, dass wir Gottes Kinder sind. 17 Sind wir aber Kinder, so sind wir auch Erben, nämlich Gottes Erben und Miterben Christi, wenn wir denn mit ihm leiden, damit wir auch mit zur Herrlichkeit erhoben werden.

Praktischer geht es nicht, oder? Wir werden von Gottes Geist getrieben. Wo ist denn der? Bei der Hinwendung zu Jesus bekommt man ihn. Wer diesen Geist nicht hat, ist eben auch kein Christ (Römer 8,9).

Generell ist es der Heilige Geist, also Gott in uns, der eine zentrale Rolle in unserem Leben hier spielt. Da lohnt sich viel drüber nachzudenken. Der Heilige Geist ist es, der mich verändert. Das sieht praktisch so aus, dass mir richtige Gedanken zur richtigen Zeit kommen. Ich wichtige Dinge rechtzeitig sehe und an viele Bibelverse erinnert werde, die mir in meiner aktuellen Lage helfen oder mit Menschen begegnen, die mir zur richtigen Zeit das richtige Sagen, geben oder nehmen usw. usw. usw.

Was unterscheidet das alles in der obejktiven (also distanzierten) Wahrnehmung von "Zufällen"? Nichts. Vielleicht eine konstruktive Anhäufung statistischer Willkür. Woher weiß ich denn selber, dass es Gott ist der durch die verschiedenen Personen, Situationen und Dinge zu mir spricht? Na durch die Bibel, durch Verse wie in Römer 8. Da ich weiß, wie Gott kommuniziert und ich seinen Geist habe, bin ich in der Lage Dinge zu sehen, die außer mir und denen, die diesen Geist auch haben, nicht sehen und auch nicht verstehen. Ich selbst bin also der "Beweis" für Gottes Handeln.

Da es mir ein Anliegen ist Gott so früh wie möglich zu hören und sein Handeln zu sehen oder zu wissen, was er in einer bestimmten Situation möchte, lese ich mir durch was er wie bereits getan und gesagt. Ich "verschlinge" die Bibel also geradezu, weil ich den, der in mir ist, so gut wie möglich verstehen will. Darüber hinaus rede ich mit Gott, zeige mir dadurch, was ich verstanden habe und wo die "Baustellen" sind. Danach warte ich schaue und höre ich dann, wie die besprochene Dinge entschieden werden und wo weitere von mir bislang nicht bedachte Punkte besprochen werden müssen.

Es ist nicht anders wie bei zwei Menschen die sich lieben. Sie versuchen so viel wie möglich über den jeweils Anderen herauszufinden. Gott kennt mich durch und durch. Ich will ihn auch kennenlernen... also verhalte ich mich entsprechend. Denn ich liebe Jesus. Seine Majestät, seine Leiden, sein Wort, alles. Ihm will ich nacheifern. Je länger ich mit ihm lebe, intensiv, je mehr erkenne ich von seinem Willen. Das meine und fühle und sehe ich nicht als Leistung. Nicht mein Wille "besser" zu werden treibt mich an. Mich treibt meine Liebe zu ihm an. Wer sich mit einem "Leistungswillen" an dieses Projekt macht wird von Jesus auch geliebt, keine Frage.... jedoch wird er sein eigenes Scheitern noch lernen müssen. Von uns aus können wir ihm nichts bringen. WIr können aber auf das reagieren, was er uns geschenkt hat.

gruß, marjo 


Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.06.2015 18:07.

jalvar

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Re: Schiffbruch mit Bibel

von jalvar am 03.06.2015 09:55

Hallo allerseits,

Marjo schrieb: In diesem Fall ist es halt jemand, der nicht sichtbar ist und der meist nicht verbal antwortet. Diese Hürde ist jedoch gar keine, da Gott andere Wege der Kommunikation aufgezeigt hat.

Lieber Marjo, wie sahen/sehen denn diese Wege der Kommunikation konkret bei dir aus?
(Genau das ist ja mein Anliegen, mehr über die Glaubenspraxis anderer zu erfahren, so daß es nicht abstrakt oder allgemein bleibt, sondern sich anhand eurer Erfahrungen - Beispiele - für mich konkretisiert.)

Grüße
J.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.06.2015 09:56.

marjo
Gelöschter Benutzer

Re: Schiffbruch mit Bibel

von marjo am 03.06.2015 08:26

Hallo jalvar,

Du stellst in Deinen Texten viele Fragen und zeigst damit die Schwäche von Foren oder Schriftwechseln allgemein auf.  Worauf soll eingegangen werden? Auf Alles? Ist es da nicht sinnvoll sich zu beschränken? Sind vielleicht alle Deine Fragen in einer einzigen enthalten? Es fällt mir schwer, da jetzt systemaitsch sinnvoll drauf zu antworten.

jalvar schrieb: Ich wiederhole gerne meine Frage, wie erfahrt ihr den Willen Gottes in Bezug auf eure persönlichen Lebensfragen?

Bevor man den Willen einer Person erfährt, muss man diese Person kennenlernen. Den Willen Gottes zu erfahren ist also ganz simpel: So, wie man in jeder Beziehung den Willen einer anderen Person herausbekommt, wenn gemeinsam und vor allem miteinander lebt. In diesem Fall ist es halt jemand, der nicht sichtbar ist und der meist nicht verbal antwortet. Diese Hürde ist jedoch gar keine, da Gott andere Wege der Kommunikation aufgezeigt hat.

viele grüße,
marjo  

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Cleopatra
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Re: Schiffbruch mit Bibel

von Cleopatra am 03.06.2015 07:52

Guten morgen, jalvar,

das tut mir leid, dass ich dic missverstanden habe.
Manchmal kommt sowas leider mal vor, wenn man nur das Geschriebene sieht.
Deshalb hatte ich auch nochmal nachgefragt, ob ich es richtig verstanden hatte.
Der Eingangspost ließ solche Vermutungen in mir hochkommen.

Aber wie gut, dass du es richtiggestellt hast.

Deine Erklärung lässt mich mehr verstehen, worum es dir geht.

Und leider kann ich dich in einigen Dingen nur bestätigen: Was manche Menschen machen ist ganz ganz furchtbar.
Ich finde es sogar noch um einiges schlimmer, wenn diese furchtbaren Dinge auchnoch auf Gottes Namen hin gemacht werden.
So gibt man plötzlich Gott die Schuld und Verantwortung für das eigene Handeln?

So viele Dinge laufen falsch und schlecht.
Dabei bringt es nichts, einzelne Konfessionen hervorzuholen.

Das führt leider oft dazu dass Menschen denken "guck mal, was die machen, die sich Christen nennen... und ich soll damit was zutun haben?"
Das habe ich leider auch öfter gehört.
Aber lieber jalver, einen Unterschied gibt es dabei:

Wenn Menschen Mist bauen, bedeutet das ja nicht, dass Gott Mist baut.
Wenn Menschen sündigen, dann heißt das nicht, dass die Sünde gutgeheißen wird.

Die Menschen werden eines Tages zur Verantwortung gezogen.
Jeder Mensch.
Und dann wird Rechenschaft gezogen über das eigene Verhalten und eben auch, ob man errettet ist, oder nicht. Da gilt eine Konfession oder ein "die haben aber..." nicht.

Leider wird es immer auch Christen geben, die verletzen und die sündigen.
Es wäre so schön, wenn dies nicht so wäre.
Und ich kann verstehen, dass es abstoßend wirkt.

Aber die Bibel hat dadurch nicht weniger Recht.
Der rote Faden, also die Notwendigkeit der Sündenvergebung, die eben damals durch die Opfertiere, später stellvertretend durch Jesus möglich wurde, die ist trotzdem wahr und Fakt.

Und am Ende wird nachgesehen, ob eben diese eigenen Sünden vergeben sind, nicht, was die Nachbarn gemacht haben.

Verstehst du, worum es geht?

Was deine Frage angeht- wir erkennen die Antwort anhand der Bibel.
Dort finden wir die richtige Richtung.

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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jalvar

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Re: Schiffbruch mit Bibel

von jalvar am 03.06.2015 01:43

Liebe Community,

ich ringe seit Tagen um einen Anschlußtext, doch fällt es mir schwer, das umfassende Thema, mein Anliegen und eure Antworten in eine konzentrierte und überschaubare Ordnung zu bringen.

Ich hatte die Tage schon diverse Anläufe genommen, mehrere Texte verfasst, aber dann doch von einer Veröffentlichung abgesehen. Möglicherweise lag/liegt es daran, daß ich mich sehr nach Harmonie und Frieden sehne, aber auch weiß, daß Glaubensfragen eine heikle Angelegenheit sein können, da sie unsere innersten Kern anrühren, zumindest ist das bei mir so. Viele Menschen beziehen ihre Sicherheit durch ihre Glaubensinhalte und reagieren sensibel, wenn dieses Fundament in Frage gestellt wird.

Worin besteht nun mein Anliegen?

Mein Anliegen wäre ein Erfahrungsaustausch in Glaubensdingen, wobei ein Forum sicherlich nur ein erster Schritt sein kann. Ich würde gerne mit Personen in Kontakt kommen, die ganz sicher und fest im Glauben stehen und für die es keine große Hürde ist/wäre, über ihre Glaubens- und Lebenserfahrungen zu sprechen. Einige von euch haben ja schon angefangen, von sich zu erzählen. Vielen Dank.

Solana schrieb: Ich vermisste, dass mein Glaube sich in konkrete Lebenswirklichkeit umsetze, nicht nur etws "Intellektuelles" war.

Ja, diesen Umstand kenne ich auch aus meinem eigenen Leben.

Solana schrieb: Dann fing ich an, wieder in der Bibel zu lesen und ich erkannte, (...) Dass es hier eine Wahrheit gibt, die in sich selbst so tief ist, dass die intellektuelle Qualität des Glaubenden ohne Belang ist. Wer sie annehmen kann wie ein kleines Kind kommt damit genauso weit wie der grösste Intellektuelle, der ganz tiefe Einsichten hat.

Ja, ich empfinde es auch so, daß es Wahrheiten gibt, die uns tief angehen und so berühren, daß sie eine starke Resonanz in uns erzeugen, unabhängig davon, ob wir belesen sind oder nicht, also jenseits aller intellektuellen Fähigkeiten. Diebezüglich bin ich vermutlich ganz Kind.

Solana schrieb: Und es ist eine Wahrheit, die ganz konkret erfahrbar ist.

In Bezug auf die Bibel habe ich unterschiedliche Erfahrungen gemacht.

Zur Erläuterung: Sofern wir von der Liebe als eine Wahrheit und Bestandteil des christlichen Lehrgebäudes (samt all ihrer Tugenden: Nächstenliebe, Barmherzigkeit, etc.) sprechen, kann ich eindeutig sagen, ja, diese Wahrheit deckt sich nicht nur mit meinem Erfahrungsschatz, sondern es erschließt sich mir auch fortwährend ihre zentrale Bedeutung für den Menschheit und ich glaube, daß der kleine Mensch (ich meine nicht nur das Neugeborene) auf diese heilsame Kraft angewiesen ist, wenn er nicht verrohen und zu einer Intelligenzbestie verkommen will.

Ich würde mir übrigens wünschen, daß wir uns befragen, falls Unklarheiten in einer Sache bestehen, anstatt mit Zuschreibungen zu beginnen. Jeder sollte für sich selbst sprechen dürfen.

Um also etwaigen Mißverständnissen vorzubeugen, greife ich mal die Antwort von Cleopatra auf, die auch Grundlage für das Folgeposting von Solana wurde.

Cleopatra schrieb: Du scheinst ein Gefühl zu haben und suchst nun nach Bestätigungen oder Vertiefungen eben dieses Gefühls. In Gemeinden, Kirchen, bibel oder eben anderen Religionen. Habe ich es so richtig verstanden?

Liebe Cleopatra,
da hast du mich mißverstanden, mag sein, daß ich mich nicht deutlich genug artikuliert habe.

Meine Krise hängt damit zusammen, daß es sich genau anders herum verhält. Ich hatte mich vor Zeiten dazu entschlossen, mein Leben buchstäblich nach der christlichen Lehre auszurichten. Meine Absicht war es, meine religiöse Anbindung wahrlich zu konkretisieren, um eben nicht mehr allein meinen Maximen (Gewissen/Intuition/ ... ) zu folgen, sondern endlich meinen persönlichen Glauben mit meiner Religionsgemeinschaft abzugleichen.

Allerdings ergaben sich daraus ganz andere Konsequenzen, als ich mir zuvor ausgemalt hatte. Dort, wo ich wahre Orientierung suchte, fand ich Verrat an der Lehre Christi. Anstatt also ein fester Bestandteil dieser Religionsgemeinschaft zu werden, verließ ich sie. Ich wachte eines Tages auf und wußte, heute würde ich diese Kirche mit Siegel und Unterschrift verlassen.

In Wahrheit handelte es sich natürlich um einen langen und schmerzhaften Ablöseprozess. Gewichtige Gründe hatten mich dazu bewogen, ließen mir keine Ruhe und verfolgen mich auch heute noch. Ich weiß nicht, wie ich es euch vermitteln kann. Die Tage mehren sich, wo ich wirklich nicht mehr weiter weiß, da meine Gedanken um die Zukunft kreisen. Ich mache mir sehr große Sorgen um die menschliche Gestalt, um meinen Glauben, um Menschensohn und  Menschentochter.

Vieles ist mir einfach unbegreiflich: Ich meine, wie kann es sein, daß diese Institution noch immer Bestand hat, trotz ihrer monströsen Vergangenheit, trotz all der Abscheulichkeiten, die scheinbar kein Ende nehmen wollen und wohlmöglich bis zum jüngsten Tag fortdauern?

Allein die Dogmen wären schon Grund genug, um aufzuhorchen und Alarm zu schlagen. Allerdings durfte ich auch feststellen, daß die meisten Katholiken gar nicht wissen, welchen Dogmen sie unterworfen sind und was da eigentlich zelebriert wird.

Wie dem auch sei, ich löste mich also von der Kirche und suchte dafür die Nähe der Schriften, nahm Zuflucht im Bibelstudium, denn ich dachte, daß ich dort wahre Orientierung und Sicherheit in Glaubensdingen finden würde. Hier begann allerdings mein eigentlicher Absturz, als wäre ich in das Gravitationsfeld jener Wirklichkeit geraten, die für all die Widersprüche verantwortlich ist, an den Ort der Gewalt, die Geißel der Hiobsbotschaften, eine Welt, in der scheinbar nicht die Liebe regiert, sondern Macht und grausame Willkür.

Um so intensiver ich die Schriften studierte, um so mehr verdüsterte sich mein Gemüt. Wie sollte ich jemals diese Widersprüche in Einklang bringen. Der Geist läßt sich vielleicht durch genügend Wiederholungen korrumpieren, aber für meine Seele ist das nicht annehmbar.

Ich spreche übrigens nicht von derlei Ungereimtheiten, wie sie sich die zB. dadurch ergeben, daß 4 Evangelien Schreiber unterschiedliche Blickwinkel auf das Leben Jesu gewähren und ihre Erzählungen differieren. Nein, ich spreche von den Grundfesten der christlichen Lehre, von ihren höchsten Prinzipien, an denen sich die Schrift selbst (Gottes Wort) messen lassen muß.

Oder anders gesagt: Wer oder was repräsentiert hier auf Erden eigentlich die christliche Lehre in wahrer Form? Wer oder was ist die höchste Autorität, wenn es um Glaubensfragen geht oder besser noch, um den Willen Gottes, den Jesu seinen Vater nennt?

Welche Religionsgemeinschaft handelt wahrlich im Sinne Jesu Christi
und erfüllt den Willen seines Vaters?

Der Papst und dessen Kurie - die röm/kath Kirche?
Die Calvinisten?
Die Adventisten?
Die Baptisten?
Die Zeugen Jehovas?
etc.

Welcher Gemeinschaft soll ich mich anschließen? Ist es überhaupt ratsam und Wille Gottes, daß ich mich einer dieser Gemeinschaften anschließe? Wie erfahre ich ganz konkret seinen Ratschluß?

Ich wiederhole gerne meine Frage, wie erfahrt ihr den Willen Gottes in Bezug auf eure persönlichen Lebensfragen?

Liebe Grüße,
J.

PS: Auch an Marjo, wie werden heutzutage solche Fragen beantwortet, wie deine Signatur "Da antwortete ihm Simon Petrus: Herr, wohin sollen wir gehen?" oder Damaris, "Aber einen Hauch davon durfte ich schon hin und wieder wahrnehmen" - wie sah denn dieses Erlebnis ganz konkret aus.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 03.06.2015 01:47.

jalvar

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Re: Schiffbruch mit Bibel

von jalvar am 31.05.2015 21:19

Hallo in die Runde,

wollte mich kurz zurückmelden und euch wissen lassen,
daß ich mich bald (ausführlicher) zurückmelde.

Lieben Dank für eure bisherigen Ergänzungen.
J.

Antworten Zuletzt bearbeitet am 31.05.2015 21:19.

Damaris

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Re: Schiffbruch mit Bibel

von Damaris am 30.05.2015 15:21

Hallo Jalvar,

 

Die Präsenz Gottes ist für uns kaum aushaltbar. Aber einen Hauch davon durfte ich schon hin und wieder wahrnehmen.

Nachdem ich diese Wahrnehmung einmal hatte- sozusagen als Willkommenskuss, habe ich mir erstmal nicht mehr getraut, danach zu verlangen, ich war zunächst mal überwältigt.

Es reichte um einfach so wie es in der jahrtausendealten Beziehungsgeschichte Gottes (in der Bibel) beschrieben ist- zu glauben. Und plötzlich alles in Seiner Präsenz zu wissen.
Ich habe gerade bei Johannes Hartl den Gedanken gelesen, dass wir Beten und Bibellesen gar nicht trennen brauchen, es läuft auf eines hinaus, die Kommunikation mit unserem himmlischen Vater.

Ich glaube dass ich im Unterschied zu meinen VorschreiberInnen einen Unterschied markiere indem meiner Meinung bzw. Erfahrung nach- die eigene Seele nicht geringzuschätzen ist, denn Gott möchte sie mehr und mehr benutzen. Er sieht ja das Herz an.

Das Herz, ein Transformationspunkt.... hier kann sie stattfinden, die Berührung Gottes, wenn Du es dafür öffnest....

Wie schmeckt Salz?

Schwer zu beschreiben, als nur- salzig. Diesen Geschmack kannst Du nur kennenlernen.

Kurzum, Übung, Erfahrung, abgleichen mit Gottes Wort aus der Bibel, Austausch mit Geschwistern... all das kann Dir helfen, Gottes Willen immer präziser zu erfahren, oder einfach erstmal eine Begegnung zu riskieren.

LG Damaris

 

Antworten Zuletzt bearbeitet am 30.05.2015 15:22.

solana

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Beiträge: 4164

Re: Schiffbruch mit Bibel

von solana am 30.05.2015 10:56

Jalvar schrieb:

Gerne würde ich mehr über euren konkreten Glauben erfahren, wie ihr genau mit Gott, bzw. mit Jesus verbunden seid? Fühlt ihr eine Präsenz?

 

Hallo Jalvar
Ja.
Aber wie Cleo auch schon betonte: Gefühle sind nicht Glaubensgrundlage und sind auch nicht das, was Gewissheit gibt.

Die Entscheidung, zu glauben, diesen Weg auszuprobieren, kommt zuerst und hat erst einmal noch nichts mit Gefühlen zu tun.
Höchstens mit der "Sehnsucht".
Das, was du als dein "Gefühl von Glauben" bezeichnest, denke ich, hat jeder Mensch (nur ist es bei vielen verschüttet und überdeckt, kommt nur in stillen Momenten manchmal hoch), und ich bezeichne das eher als "Ursehnsucht nach Gott" - ein tiefes Wissen im Innern, dass da etwas "mehr" ist, dass es da einen Gott gibt, der uns alle geschaffen hat und unser Leben in seiner Hand hält und nach dem wir uns sehnen, weil darin unsere "Bestimmung" liegt. In der Gemeinschaft mit ihm die Fülle des Lebens zu leben.

Und das, was du jetzt suchst, das "Konkrete", war genau das, was mir gefehlt hat, als ich mich in meinen "Elfenbeinturm" verstiegen hatte.
Da wurde alles irgendwie "relativ", es zählte nur Einsicht und Erkenntnis - die war aber nicht "konkret", wirkte sich nicht auf mein Leben aus, die "Sehnsucht" blieb Sehnsucht und wurde nicht davon gestillt, eher noch vergrössert.

Anstatt einen Weg wirklich zu gehen, habe ich die Wege eigentlich nur aus der Vogelperspektive betrachtet, "fühlte" mich "geistig weiter" als diejenigen, die nur auf einem Weg unterwegs waren.
Aber ich dagegen war eigentlich gar nicht "unterwegs", ich war "Überflieger" ....
Und das merkte ich besonders stark beim Lesen des Neuen Testaments. Das ist ein Weg, den man entweder ganz oder gar nicht gehen kann. Und da er mir näher und "gangbarer" erschien als alle anderen Wege, war für mich das Naheliegenste, mich ganz darauf einzulassen.

Wenn man sich für einen Weg entscheidet, hat man Gefühle dabei. Man trifft diese Entscheidung aber "im Glauben", im Vertrauen darauf, dass der Weg richtig ist. "Gefühlsmässig" erfahren kann man die Richtigkeit der Entscheidung aber erst, wenn man auf dem Weg geht und erlebt, dass er trägt und dass er einen ans Ziel seiner Sehnsucht bringt. Das kommt alles erst nach dem Losgehen. Und auch dann ist es nicht die Grundlage für den Glauben - man kann alles mit "Zufall" oder "Einbildung" erklären, wenn man darin einen Beweis suchen wollte.
Zum Glauben gibt es nun mal keine "Abkürzung" über Beweise.

Es gibt eine Art Gefühle, die über das rein "Emotionale" hinausgehen, die das ganze Wesen erfassen und gleichzeitig von "Erkennen und Gewissheit" getragen sind.
Das spürt man auch in den Briefen des NT, wenn Paulus "ich bin gewiss ...., wir wissen ..." (zB in Röm 8) von einer Gewissheit spricht, die auch in grössten Nöten bis hin zum Tod tragbar ist gerade in den dunklen Momenten ganz besonders tief erfahren wird.
Aber eben nicht "auf Vorrat" und nicht "im Voraus", sondern in jedem Moment des Weges neu - im Einlassen auf Gott.
Ich sehe diese "Gefühle" als das, was im NT als "Frucht des Geistes" bezeichnet wird (zB Gal 5, 22).
Das ist etwas anderes als "flüchtige Emotionen", ist nicht von bestimmten Situationen abhängig und geht viel tiefer. Sie "sprudeln" aus einer anderen Quelle. Die tiefen inneren Frieden bringt, wenn die "Ursehnsucht" gestillt wird und Freude, die unabhängig ist von äusserem Geschehen.
Die "Hauptfrucht" aber ist die Liebe - die dadurch entzündet wird, dass wir uns von Gott lieben lassen. Denn er hat uns zuerst geliebt und damit uns diese Liebe erst ermöglicht.

Angenommen wir wären Freunde, dann könnte ich euch anrufen oder besuchen kommen. Es bliebe also nicht nur bei einer Vorstellung (Imagination), sondern ich könnte euch sehen, erleben und eure Präsenz spüren. Aber was mir noch sehr viel mehr bedeuten würde, das wäre einfach der Umstand, daß ich mit euch das Hier & Jetzt teilen könnte, von Angesicht zu Angesicht und ich euch fragen könnte, ob es euch gut geht, ob ich etwas für euch tun kann.

Genau dazu sind wir eingeladen von Gott.
Nicht nur "aus der Vogelperspektive" oder "auf der Landkarte" den Weg zu betrachten, sondern darauf zu gehen und zu "schmecken".

Ps 34,9 Schmecket und sehet, wie freundlich der HERR ist. Wohl dem, der auf ihn trauet!

Wer schon dabei ist, zu "schmecken", kann die Einladung nur weitergeben und von der Köstlichkeit des Geschmacks anderen nur vorschwärmen .... probieren müssen sie dann schon selbst.
Gruss
Solana

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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Cleopatra
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Re: Schiffbruch mit Bibel

von Cleopatra am 30.05.2015 07:40

Guten morgen, jalver,

weißt du, was mir beim Lesen deines Textes aufgefallen ist?
Verstehe es bitte nicht als Kritik oder Angriff, ich denke, du bist ja hier, um auch Antworten zu finden, oder?
Du scheinst ein Gefühl zu haben und suchst nun nach Bestätigungen oder Vertiefungen eben dieses Gefühls. In Gemeinden, Kirchen, bibel oder eben anderen Religionen.
Habe ich es so richtig verstanden?
Ich glaube, dass du mit diesem Start nicht das finden wirst, was du suchst.
Denn angenommen, jeder würde nach dem gefühl die Bestätigung suchen- es gäbe aber nur eine Wahrheit- jeder fühlt aber etwas anderes.... verstehst du, worauf ich hinaus will...?

Schau mal, ich sehe es von einer anderen Seite:
Ich sehe es so, dass, wie die Bibel sagt, Gott uns erschaffen hat. Wir haben gewisse Aufgaben. Wir sind erschaffen zu Gottes Ehre, um die Erde zu verwalten und so weiter. Der Zweck ist kein "sinnerfülltes Leben". Das ist ein ganz anderer Start.
Nun können wir in der Bibel die ganzen Geschichten mit dem roten Faden lesen.
Wenn du sagst, dass du mit Bibelstudium begonnen hast, dann kennst du diesen roten Faden sicher, oder?

Ich als kleiner Mensch habe diesen roten Faden verstanden.
Mir ist die Sünde vergeben worden. Ich bin gerettet.
Ich bin sozusagen für die Ewigkeit gerettet.
Aber es gibt für mich noch einen Bonus- denn schon hier auf Erde, während ich hier lebe, darf ich mit Gott kommuniziere, leben, er zeigt mir seine Wünsche (du hast danach gefragt- vor allem durch die Bibel) und gibt mir auf zahlreiche Fragen Antwort.

Auf Gefühle würde ich vor allem am Anfang nicht zu sehr bauen. Denn Gefühle sind ein Geschenk Gottes- aber sie können auch von Satan eingeredet werden, um uns auf die falsche Fährte zu bringen. Und wenn jemand Gott noch nicht so gut kennt- wie will er differenzieren, ob diese Gefühle "gut" oder "schlecht" sind?

Diese Gedanken kamen mir, als ich deinen Beitrag gelesen habe.
Bitte verstehe es nicht als ANgriff, sondern als Hilfe für dich, ja?
Ich verurteile dich nicht.
Vielleicht habe ich deinen Text auch falsch verstanden.

Aber vielleicht hilft dir mein Beitrag auch.

Bei mir war es übrigens so- ich habe zuerst geglaubt, was in der Bibel steht. Die Erfahrungen, das Leben mit Gott, das kam anschließend.

Lg Cleo

Die Bibelverse sollen meine Meinung bilden, nicht begründen
Zitate im Forum, wenn nicht anders vermerkt, aus der rev.Elberfelder

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