Sensible Menschen

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solana

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Re: Sensible Menschen

von solana am 19.07.2016 15:04

Pausenclown schrieb:

Der Punkt ist, was wenn eine übersteigerte Empfindlichkeit, längst schon eine Depression ist?

Wir waren ja schon so weit, dass wie "Empfindsamkeit" und "Empfindlichkei" unterschieden haben.

Und stark ausgeprägte Sensibiltät an sich hat erst mal nichts mit Depression zu tun - sie kann aber in eine Depression führen, wenn man sich selbst durch alles angegriffen und in Frage gestellt sieht.

Zur (neutralen) Sensibilität eine Geschiche aus meiner Kinheit, die mir meine Mutter später erzählt hat:
Ich habe als kleines Kind einie Zeit bei meiner Grossmutter gelebt, als mein Grossvater gestorben war. Sie mochte sehr gern saure Milch und  ich bekam die bei ihr auch - und trank sie ganz selbstverständlich auch. Meine Mutter hat sich immer vor saurer Milch richtiggehend geekelt, konnte die nicht runterkriegen. Sie wollte mich aber nicht beeinflussen, als ich einmal vor ihr eine Tasse saure Milch trank. Sie hat also gut darauf geachtet, ihren Ekel zu verbergen und meint, dass ich sie auch nicht angesehen habe, als ich trank. Dennoch war das meine letzte Tasse Sauermilch als Kind - ich wollte von dem Moment an keine mehr anrühren, muss also ihren Ekel trotz aller Verbergungsversuche herausgespürt haben.

So eine Wahrnehmung passiert unbewusst, verändert aber trotzdem etwas im Menschen - in diesem Fall wurde in mir Abneigung und Ekel gegenüber saurer Milch hervorgerufen.
Wenn ein sehr sensibles Kind die Abneigung seiner Eltern stark wahrnimmt oder auch die Verachtung, weil es in ihren Augen nichts taugt, dann entsteht in diesem Kind unbemerkt und unewusst ein Gefühl der Wertlosigkeit, das nur sehr schwer wieder abzustreifen ist. Nur dadurch, dass so ein Mensch später erfährt und erkennt, dass der eigene Wert nicht von der Wertschätzung durch andere Menschen abhängt.

Jemand der selbst nicht so feine Antennen hat oder ein dickeres Fell und genügend Selbstbewusstsein, kann so etwas nicht nachempfinden und wird solchen Menschen ihre "Schwäche"  eher noch vorwerfen - "selbst schuld, sei doch nicht immer so empfindlich ...."
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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pausenclown
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Re: Sensible Menschen

von pausenclown am 19.07.2016 14:29

Der Punkt ist, was wenn eine übersteigerte Empfindlichkeit, längst schon eine Depression ist?

@ Lia  ich denke das ich das verstanden habe was du schreibst.

Pausenclown 

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Lila

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Re: Sensible Menschen

von Lila am 19.07.2016 13:55

Leider kann eine übersteigerte Empfindlichkeit zu Depressionen führen. Das ist dann, wie eine „Teufelskreis". Es kann natürlich schwere Ursachen haben, aber da ist der einziger Weg herauszukommen: Jesus! Wir Menschen können verständnisvoll sein, aber wenn wir nicht zu Jesus führen den Betroffenen, kann man mit nur Verständnis noch mehr Schaden anrichten.

 

Alles andere ist so, als hätten wir gehofft eine schwer eiternde Wunde mit Streicheleinheiten heilen zu können. Nein, da muss man schon zum Arzt.

Jesus ruft: Kommt her zu mir, Ihr alle die beladen seid...

Heile du mich, HERR, so werde ich heil; hilf du mir, so ist mir geholfen; denn du bist mein Ruhm.

Jeremia 17.14

Du bist mein Schirm und mein Schild; ich harre auf dein Wort.
Psalm 119,114 

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solana

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Re: Sensible Menschen

von solana am 19.07.2016 11:20

Mag sein, dass diese Perspektive auch in christlichen Kreisen verbreitet ist.
Und ich will auch niemandem seine Sichtweise absprechen.

Meine Sichtweise ändert sich dadrch trotzdem nicht, ich sehe mich nicht als "von Gott mangelhaft oder defizitär" geschaffen. Und ich denke auch nicht, dass Schwächen ein Hindernis sind für Gottes Wirken in einem Menschen, selbst wenn er selbst daran schuld sein sollte, dass er sich Dinge zu sehr zu Herzen nimmt.
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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pausenclown
Gelöschter Benutzer

Re: Sensible Menschen

von pausenclown am 19.07.2016 11:07

Nun, ich schreibe nicht über die Gesellschaft, sonder über christliche Kreise Ansichten., die einen Mangel usw. Als Gabe darstellen.
Mehr nicht.  

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solana

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Re: Sensible Menschen

von solana am 19.07.2016 10:56

Ja, so kann man es natürlich auch sehen - als Defizit und Mangel.

Und genau so wird es ja auch in der heutigen Gesellschaft in der Regel angesehen. Kein Durchsetzungsvermögen, nimmt sich alles viel zu sehr zu Herzen  .....

Und ja, natürlich kommt es darauf an, wie man damit umgeht, wie das Selbstwertgefühl ist.
Und das wiederum hängt doch sehr stark davon ab, was ein Mensch erlebt hat, insbesondere in seiner Kindheit und Jugend.
Hat er da viel Ablehnung erfahren, dann, dann hat er sich das auch sehr tief zu Herzen genommen und dann ist da nun mal nicht viel Selbstwertgefühl und vielleicht sogar ein ganz negatives Selbstbild.

Das ist die Sichtweise der "Starken" in der Gesellschaft, die vielleicht einen besseren Start hatten oder vielleicht auch einfach nur weniger Spegelneuronen oder welche, die weniger aktiv sind.
Und von diesen "Starken" erleben die Schwachen dann zusätzliche Ablehnung, ihnen wird gesagt, dass sie "Mängel" und "Defizite" haben, selbst schuld sind, wenn sie sich nicht durchsetzen können und wenn sie durch die "ruppige" Art von anderen verletzt werden, die sich nicht in sie hinein versetzen können oder die keinerlei Skrupel dabei haben, einen anderen Menschen bewusst zu verletzen, der ja selbst schuld ist, wenn er sich das so zu Herzen nimmt .....

Und die "Lösung" aus der Sicht der Starken in der heutigen Gesellschaft: Selbstbewusstsein und ein dickes Fell aufbauen durch psychologisches Training. Trainieren, seine eigenen Wünsche und Interessen stärker wahrnehmen und über die anderer stellen, sie durchboxen, Skrupel und Bedenken beiseite schieben, eine "lmA"-Haltung entwickeln gegenüber dem, was andere denken, sich einreden: "ich bin stark und schaffe alles, was ich mir vornehme, niemand darf mich in Frage stellen und ich brauche mir von niemandem etwas sagen zu lassen ....usw

Ich habe eine andere Perspektive.
Ich sehe alles, was ich habe, als Gabe Gottes, das mir zum allerbesten dient. Und mit dem ich auch anderen Menschen dienen kann.
Auch wenn in meiner Kindheit vielleicht nicht alles optimal verlaufen ist und ich "Schwächen" habe, die andere als "Defizite" bezeichnen.
Ich weiss aber - und habe es auch hautnah erlebt - dass Gottes Kraft gerade in diesen Schwächen besonders stark sein kann und mir dadurch schon sehr viel geschenkt wurde. So kann ich bspw nicht nur Negatives und Ablehnung sehr tief empfinden über meine Spiegelneuronen, sondern auch Gottes Wirken und Reden, seine Liebe und Herrlichkeit, wie er sie in den vielen kleinen Dingen um uns herum offenbart und die um so mehr wahrgenommen werden können, je sensibler man dafür ist und je mehr Gott selbst einem die Augen und Ohren dafür öffnet.
Je mehr ich davon erlebe, um so mehr ändert sich der Forkus der Blickrichtung in meinem Leben (wie oben beschrieben) und die Sicht auf die anderen Menschen und die "Umstände" usw wird "geordnet" und richtig ausgerichtet. So ähnlich wie diffuse Lichtstrahlen in einem "Brennpunkt" gebündelt und in eine Ordnung gebracht werden - alle auf diesen Brennpunkt hin ausgerichtet.
In diese Perspektive können Verletzungen heilen - weil Heilung nicht von anderen Menschen oder den Umständen abhängt, sondern direkt und allein von Gott.
In dieser Perspektive erlebe ich tiefen Frieden und übersprudelnde Freude - auch wenn mein Umfeld ganz anders aussieht und mich alles runterziehen will - auch direkt von Gott. Vor dem "dunklen Hintergrund", der sie noch heller strahlen lässt (wie oben beschrieben).
Ich empfinde das als ein grosses Geschenk und freue mich darüber.
Auch wenn andere darin einen Mangel oder Defizit sehen.
Gruss
Solana 

angeführte Bibelstellen (soweit nicht anders gekennzeichnet) sind aus Luther 1984/2017 zitiert nach dem Bibelserver

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pausenclown
Gelöschter Benutzer

Re: Sensible Menschen

von pausenclown am 19.07.2016 09:11

Hallo, 

vermutlich oute ich mich jetzt als Spaßbremse. Geli das was du beschreibst ist völlig normal und gesund. Menschen in ihre reagtinonen wahrzunehmen ist gesund. Dahinter stecken die Spiegelneuronen.

Die Frage ist doch eher wie gehe ich am Ende damit um. Das wie hängt von Faktoren wie Selbstbild oder Selbstwertgefühl ab. Sind diese z.b. mangelhaft, wird es zur Überforderung kommen.
Daraus nun eine Begabung zu basteln verstehe ich nicht.
Mein Eindruck ist, dass aus Mangel und Defizite nun künstlich versucht wird eine Gabe Gottes daraus zu machen.

Pausenclown 

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geli
Gelöschter Benutzer

Re: Sensible Menschen

von geli am 18.07.2016 20:03

Es ist wichtig in Zweifelsfall immer gleich nachzufragen.

Ja, denn das ist in erster Linie eine Entlastung für mich selbst.

Da hab ich vor einiger Zeit etwas erlebt - meine Hausärztin wollte mir ein Medikament verschreiben, das ich aber nicht wollte. Normalerweise ist das kein Problem, denn sie kennt mich und weiß, dass ich nur ungern Medikamente nehme.

Diesmal kam es mir aber so vor, als sei sie geradezu beleidigt, dass ich ihren Vorschlag nicht angenommen hatte.

Hatte ich mir das nun "eingebildet", oder kam hier wieder meine Empfindsamkeit für Unausgesprochenes zum Zuge?

Als ich einige Tage später wieder dort war, beschloss ich, nachzufragen. Es stellt sich heraus, dass ich mir ihren negativen Unterton nicht eingebildet hatte, sondern dass sie vorher einiges an Ärger wegstecken musste und sie deshalb gereizt war.

Sie erzählte mir dann, ohne Namen zu nennen, so einiges aus ihrem Alltag, worüber sie an diesem Tag gestresst ar, und meinte, dass es ihr leid täte, denn nun hätte es gerade die Falsche erwischt...und sie wollte ja eigentlich gar nicht, dass nun ich das abbekommen hätte. 

Ich hatte ihre Gereiztheit also sehr richtig gespürt, aber ich war eigentlich gar nicht der Adressat dafür.

Wahrscheinlich hätte ein weniger sensibler Mensch diese Gereiztheit gar nicht wahrgenommen, denn eigentlich blieb sie ja freundlich.
Aber Hochsensible nehmen es war - machen sich Gedanken und haben dann Belastungen, die andere nicht haben, denn man muss ja auch überlegen, wie man mit dem Wahrgenommenen umgeht.

Ich denke, das kann aber nur jemand verstehen, der das kennt!

Lg, geli



 

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solana

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Re: Sensible Menschen

von solana am 18.07.2016 11:49

Ja, das Problem ist halt, dass sensible Menschen auch Ablehnung von anderen sehr stark wahrnehmen - und manchmel auch Untertöne heraushören, die gar nicht da sind  ...
Und mit gespürter Ablehnung oder sogar Verachtung umzugehen, ist nicht leicht, wenn man kein dickes Fell hat und auch nicht genug "Selbst"bewusstsein, um zu sagen: "Was andere von mir denken, juckt mich nicht, ich kenne meinen Wert und bin nicht auf die Anerkennung anderer angewiesen."

Aber auch ganz sensible Menschen können den Fokus ihrer Aufmerksamkeit immer nur auf eines richten - so wie beim Fokus einer Kamera. Das, worauf der Blick konzentriert ist, das dominiert die Gefühle , beschäftigt die Gedanken und prägt auch das Handeln. Alles andere wird unscharf wahrgenommen und bildet den Hintergrund.

Wir können nicht verhindern, dass uns Menschen mit Ablehnung begegnen.
Aber wir haben die Wahl, worauf wir uns fokussieren und was wir als "Hintergrund" unschärfer wahrnehmen.

Je mehr uns bspw die Liebe Gottes  erfüllt und prägt, um so weniger gelingt es anderen Menschen, mit ihrer Ablehnung oder Verachtung irgendwelche Verletzungen zu schlagen.
Es ist so ähnlich wie bei verliebten Menschen, die so sehr von der Liebe erfüllt sind, dass sie alles durch eine rosarote Brille sehen und wie beflügelt durch den Tag gehen, Schwierigkeiten leicht nehmen .....
Nur mit dem Unterschied, dass Verlliebte meist schon recht bald von der Realität eingeholt werden und das Rosarot verblasst ....

Im Gegensatz dazu verfestigt sich diese Perspektive in der Erfahrung mit Gott immer mehr, je mehr wir "eingewurzelt" werden in seiner Liebe.(Eph 3, 17)
Sie wird zu einer Quelle in uns, aus der das heraussprudeln kann, was unserem neuen Wesen entspricht.(Joh 4, 14)

ZB "Feindesliebe".
Unser Handeln unseren "Feinden" (Menschen, die uns verletzen wollen) gegenüber orientiert sich dann nicht an dem, was sie uns zufügen, ist keine "Reaktion" auf das Böse, das sie tun und das wir in unser Herz lassen, wenn unser Fokus darauf gerichtet bleibt.

Sondern fliesst direkt aus dieser Quelle in unserem Inneren. Wir setzen damit unser neue Leben in konkrete Tat um und bezeugen unseren Vater im Himmel damit, sein Werk der Erneuerung in uns:

Mt 5, 44 Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen,
45 damit ihr Kinder seid eures Vaters im Himmel. Denn er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.
46 Denn wenn ihr liebt, die euch lieben, was werdet ihr für Lohn haben? Tun nicht dasselbe auch die Zöllner?
47 Und wenn ihr nur zu euren Brüdern freundlich seid, was tut ihr Besonderes? Tun nicht dasselbe auch die Heiden?
48 Darum sollt ihr vollkommen sein, wie euer Vater im Himmel vollkommen ist. 

Das Negative, das sie uns antun, kann nicht in unserem Herzen aufgehen, wenn es voll von der Liebe Gottes ist.
Es muss dann "Hintergund" werden. Ein dunkler Hintergrund, vor dem die Strahlkraft der Liebe Gottes um so deutlicher sichtbar wird.
Gruss
Solana 

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Lila

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Re: Sensible Menschen

von Lila am 17.07.2016 23:06

Liebe Geli!

 

Zugegeben, ein bisschen zugespitzt habe ich formuliert um die Unterschied deutlich zu machen. Natürlich sind wir alle gewissen Maße empfindlich, denn unempfindlich sind wir nur unter Narkose.   Mich lässt es auch nicht kalt, wenn jemand seine gepresste Atemluft durch die Stimmbänder jagt. Nur eine übersteigerte Empfindlichkeit, der die Gefühle überbetont ist nicht mehr gesund.

Du hast aber noch einen ganz wichtigen Punkt angesprochen:

Allerdings erlebe ich es ganz oft - wenn ich dann bei der betreffenden Person nachfrage (und die dann auch ehrlich ist ), dass diese dann bestätigt, dass sie vielleicht gerade nicht "gut drauf war", das aber gar nichts mit mir zu tun hat.

Es ist wichtig in Zweifelsfall immer gleich nachzufragen. Viele haben davon Angst und schlucken, schlucken bis die Maße so voll ist, dass man davon entweder krank wird, oder es explodiert. Diese Kommunikation muss gelernt sein. Bei mir dauerte es auch ziemlich lang ohne Scheu einfach zurückzufragen. Seit dem gehe ich viel leichter mit solchen Problemen um.

LG
Lila

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